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TabletopWelt

Das Schwinden


Nakago

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WIedermal sehr cool, aber ene Sache Stört mich.

Auf dem Bug war eine überaus obszöne Figur eines lasziv daliegenden weiblichen Engels angebracht, der sich mit dem Griff seiner Geisel selbst befriedigte. Dieses entwürdigende pornographische Darstellung eines Engels machte Gavri für einen kurzen Augenblick richtig zornig, auch wenn sie nicht genau wusste, warum.

Sowas würden vielleicht Slaneeshanhänger an ihrem Schiff anbringen, aber keine World Eaters

"I like bunnies they taste crunchy"

Meine p250 Projekte: Shields of Dorn, 3. Kompanie [WH40k] (P250)

"Knowing is half the battle. The other half, Violence"

-Isaac Toups

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Sowas würden vielleicht Slaneeshanhänger an ihrem Schiff anbringen, aber keine World Eaters

Eventuell gibts ja auch im Wirbel des Chaos eine Wirtschaftskrise, und dieser Prinz Eunice musste ein gebrauchtes Schiff kaufen;).

Schöner Teil wieder, es würde mich ja mal interessieren, was die Chaoten auf dem Schiff suchen. Am Ende das Zeug, das Gavri gefunden hat? Ihre Ausrüstung scheint sie ja zu einem gewissen Grad zu kontrollieren, denn sonst hätte sie gegen die Kultisten wohl wenig Aussichten..

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Schön zu lesen gewesen;D

und dazu was die chaoten da wollen, schnetzeln:ok:

also dan schreib mal schön weiter, hätte gern zwischen den Feiertagen noch 2-3 Seiten gelesen.Und das hier und beim Test der Zeit:lach:

na dan mal schöne festtage dir und schreibe fleissig :)

gruss green

40 k orks!!! orkboys wir bringen den waaagh!!!

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Die Lösung ist doch ganz einfach:

Neulich bei Raumschiff Scout

Gebrauchter Kreuzer der Berserkerklasse

1 Milliarde PS, 45000 Lichtjahre Laufleistung, neue Warpfeldstabilisatoren, Dämonetten Navi, gepimpt bei West Coast Slaanesh mit vibrierenden Plüschsessel, 10 Millionen Watt Stereoanlage, Whirlpool auf der Brücke und geiler Engelkühlerfigur. Alternativ auch mit Hello Kitty Figur. Farbe Rosa. Preis 5000 Seelen und 4 Milliarden Credits.

Anbieter: Luvius666 :chaos:

Sorry, konnte nicht widerstehen. :yeah: Im Wirbel des Chaos herrscht ewiger Krieg zwischen den einzelnen Legionen. Und da kann es durchaus sein, dass nicht nur Stützpunkte, Kontinente und Planeten den Besitzer wechseln, sondern auch Schiffe. Sicherlich sind Gallionsfiguren masturbierender Engel nicht gerade Khornestyle, aber vielleicht wurde die Kühlerfigur ja an Ort und Stelle gelassen, um die Kameraden der glücklosen Vorbesitzer zu ärgern? Oder Prinz Eunice ist nicht der typisch hohle Khorneflakes, dessen Wortschatz sich auf zwei archetypische Sätze beschränkt. :teufel:

Das viele Lob wird mir so langsam richtig unheimlich. Vielen herzlichen Dank dafür. :yeah: Ein Teil der Fragen wird in diesem Kapitel beantwortet. Hoffe, dass auch die folgenden Kapitel noch den gleichen Anklang finden werden.

Am folgenden Kapitel habe ich jetzt mehrere Wochen gefeilt. Es gehört mit zu den schwierigsten Abschnitten, die ich je geschrieben habe. Anfangs war es nur knapp vier Seiten lang gewesen, inzwischen sind es fast zehn. Hab mir überlegt, es zu teilen, aber da ja Weihnachten (Frohe Weihnachten übrigens noch an alle Leser) ist, gibt es eben diesmal diesen Monsterabschnitt. Ich hoffe, die Geschichte bleibt nachvollziehbar und trotzdem noch spannend. Aber nun genug der Vorrede, weiter im Text.

-

Und es war ein Tanz. Gavri wirbelte, schoss, schlug, trat zu einer Musik, die aus ihrem Innersten zu kommen schien. Es hatte eine schon perverse Leichtigkeit, mit der sie sich durch immer mehr Khorneanhänger kämpfte. Schwester Rasender Zorn hatte ihr in der ersten Unterrichtsstunde erzählt, dass die waffenlose Kampfkunst und der Tanz eng verwandt waren, da in uralter Zeit die ersten Kampfschulen aus Tanzschulen hervor gegangen sein sollen. Und nun tanzte sie den Tanz der Vernichtung, tötete präzise, lies niemanden leiden. Kein Todesschrei erklang, denn ihre Gegner starben dazu einfach zu schnell. Einigen schoss sie in den Rücken, als die restlichen Verräter realisierten, dass sie nicht mit ihren Waffen und Können aufzuhalten war. Und dann stand nur noch einer. Er war etwa dreißig Jahre alt, seine blauen Augen waren weit aufgerissen und er stand in einer Lache seines eigenen Urins, die voll geladene Schrotflinte mit dem blanken Bajonett so fest umklammert, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Gavri musste zu ihm hochsehen und sie schien in seine Seele zu blicken. Sah die Schwere seiner Schuld, seine Schwäche und doch war er nur ein Mensch, der überlaufen musste, um sein Leben zu behalten. Aber er war nie mit dem Herzen bei all den Gräueln dabei gewesen. Und Gavri sah sein Wille zur Reue und seine Bitte um Vergebung in seinen blauen Augen, aus den Tränen der Schuld liefen. Sie wollte ihn nicht töten und Worte drängten an die Oberfläche, die nicht die ihren waren.

"Wie lautet dein Name!"

"Holgar Petrason! Ich wollte das nicht, ich wollte das alles wirklich nicht. Mein Schiff wurde aufgebracht und ich wollte nur am Leben bleiben. Ich tat Dinge, solch furchtbare Dinge!" Polternd flog seine Schrotflinte zu Boden und ein ersticktes Schluchzen kam aus seinem Hals.

"Ich weiß! Ich gebe dir die Möglichkeit, zu bereuen und Sühne zu leisten. Holgar Petrason ist heute gestorben und Azariah ist geboren worden." Sie berührte seine Stirn und löschte das Symbol des Khorne aus. Das war ihr Passagier, der das tat. Zum ersten Mal wurde sie seiner bewusst, auch wenn sie nicht mal ansatzweise verstand, was da vor sich ging. "Komme später hoch zur Kathedrale. Aber nun schlaf, als wärst du tot!" Der Mann erschlaffte, fiel hin und blieb wie tot liegen. Auf einmal fühlte sie sich schwer und leer. Ihr Passagier schien sie gerade wieder alleine ans Steuer gelassen zu haben. Es war eine überaus seltsame Erfahrung.

Müde lehnte sie sich gegen den Gang und gönnte sich ein paar Sekunden, das Erlebte zu verarbeiten. Jetzt hatte sie wieder die vollständige Kontrolle über ihren Körper. Sie betrachte die Klinge ihres Schwertes, das immer noch von blauen Flammen umspielt wurde. Die Klinge schien immer noch makellos zu sein, keine Scharte, kein Kratzer und am überraschendsten: keinerlei Blut. Ihr Blick wanderte zu den vielen Toten, wie war das nur möglich? Sicherlich war sie die beste Schülerin die Schwester Gerechter Zorn je gehabt hatte, aber das? Und was hatte sie da gerade bloß mit Azariah aka Holgar Petrason getan? Sie verstand das nicht einmal ansatzweise.

Es musste das sein, was in ihr war. Was immer es auch war, für das verderbte Chaos und diesen blutrünstigen Khorne schien es absolut nichts übrig zu haben, was sie mal als überaus gutes Zeichen wertete. Gavri akzeptierte nun, dass etwas Fremdes in ihr sein musste und schloss die Augen. "Wer bist du? Was bist du? Was willst du? Was tust du mit mir?", fragte sie sich selbst. Es hatte etwas surreales, mit sich selbst zu reden und keine Antworten zu erhalten. Was immer in ihr war, es wollte sich noch nicht offenbaren.

"Mit Verrätern redest du, aber nicht mit mir!", warf sie ihrem Passagier vor, aber der antwortete immer noch nicht. Irgendwie kam sich Gavri äußerst blöd davor, mit sich selbst zu streiten.

"Wenn du nicht reden willst, dann kämpfen wir eben!"

Das Mädchen biss sich auf die Lippe und stieß sich von der Wand ab. Jetzt war nicht die Zeit darüber nachzudenken. Aber es war beruhigend zu wissen, dass sie wohl nicht verrückt war. Gavri schritt über die Leichen der Gefallenen und fühlte keinen Stolz, sondern nur unendliche Traurigkeit über ihr Werk. Oder sollte sie sagen, das Werk ihres Passagiers? Das Mädchen musterte die Gesichter der Gefallenen, kaum eines war durch Schmerz verzerrt, da sie so schnell gestorben waren, dass sie gar nicht mehr realisiert hatten, dass sie tödlich getroffen waren. Die meisten Gesichter waren eine Maske aus Hass, andere zeigten Angst oder die Resignation über die Erkenntnis, dass jetzt ihre letzte Stunde gekommen war. Da die Toten teilweise so dicht lagen, musste sie über einige steigen. Es war irgendwie eklig, über Leichen schreiten zu müssen. Schließlich spürte sie ein Würgen und ihr kam das Frühstück hoch. Gerade noch rechtzeitig konnte sie ihr Visier öffnen und übergab sich über die Leichen. Das Mädchen schloss die Augen und musste husten. Angeekelt wandte sie sich ab und versuchte, sich zu beruhigen. Sie stolperte vorwärts, nur weg von hier, weg von ihrem Werk der Vernichtung von Menschenleben. Erst nachdem sie um zwei Ecken gebogen war, drückte sie sich in eine Nische und versuchte, ihren Atem zu beruhigen. Ihr Herz raste, ihr Mund war voll bitterem Geschmack und ihre Stirn schweißnass.

Um sich herum hörte sie das Geräusch vieler Gefechte, das harte Hämmern von Maschinengewehren, das Peitschen von Laserpistolenschüssen, das schnelle Knattern von Autopistolen, das Wummern von Schrotflinten, das Kreischen von Kettenschwertern und das Fauchen von Flammenwerfern. Aber mit jedem Herzschlag schien weniger gekämpft zu werden. Und das Mädchen wusste, dass es nicht daran lag, dass die Chaosanhänger starben, sondern die Verteidiger wurden einfach überrannt.

Ihr wurde bewusst, dass sie einfach keine Zeit hatte, die Ereignisse in Ruhe zu verarbeiten. Also riss sie sich zusammen und lief weiter, nachdem sie die Haube ihres Anzuges wieder hochgeklappt hatte. Eine Minute später stieß sie auf die nächste Entermannschaft, dreißig Mann, sie tötete sie in genau so vielen Sekunden, als ihr Passagier sie wieder übernahm. Die letzten versuchten, von ihr wegzufliehen, aber schneller als das Licht waren sie nun mal nicht. Ihre Laserpistole hielt reichlich Ernte. Und dann war es wieder vorbei, ein Gang voller Toter und sie fühlte sich wieder schwer und allein.

Gavri traf wieder auf den Trupp aus Matrosen und Pilger, der sie vor nicht mal fünf Minuten weggeschickt hatte. Keiner lebte mehr, was sehr einfach daran zu erkennen war, dass keiner mehr einen Kopf hatte. Drei tote Mutanten zeugten davon, dass sie sich gewehrt hatten, wenn auch offensichtlich nicht besonders erfolgreich. Ein einzelner zurückgebliebener Chaosmutant fraß gerade den Demagogen, der von seiner eigenen Waffe in mehrere Stücke zersägt worden war, die noch in seinem Torso steckte. Sie erschoss den Mutanten von hinten.

Das Mädchen am Rande zur Frauwerdung überdachte ihre Lage und kam nun zu dem Schluss, dass sie hier nur ihre Zeit verschwendete, der Feind war trotz zahlreicher Zeloten mühelos durchgebrochen und der Kampf würde oben entschieden oder besser gesagt, beendet werden. Gavri hatte ihren Schutzbefohlenen versprochen, bei ihnen zu sein, also arbeitete sie sich zu dem nächsten Aufgang hoch. Ihr war klar, dass der Kampf mit ihrem aller Tod enden würde, da es einfach eine mathematische Rechnung war. Oder vielleicht doch nicht? Gab es vielleicht Hoffnung? War das in ihr vielleicht stark genug, um die Menschen dieses Schiffes zu retten? Stark genug, es mit einer solch gewaltigen, kampferfahrenen und blutrünstigen Übermacht aufzunehmen?

Gavri kam in Deck D heraus. Und offensichtlich hatten es nicht alle Pilger in die Kathedrale geschafft. Im langen Gang alleine konnte sie schon viele Leichen sehen, die genaue Anzahl konnte sie nicht erfassen, da die zerstückelten Leiber schwer zu zählen waren. Sie sah zwei der Verursacher und schoss diese nieder, bevor sie überhaupt registrierten, dass ein neuer Gegner aufgetaucht war, einer, der zu töten wusste. Das Mädchen war hin und her gerissen, entweder das Deck hier säubern oder in die Kathedrale hoch. Sie hörte schreckliche Schreie. Was sollte sie nur tun?

"Konzentriere dich auf die Kathedrale, dort wird die Entscheidung fallen. Dich hier zu verzetteln, gefährdet nur alles. Lerne zu akzeptieren, dass wir nicht alle Menschen retten können.", sprach die Stimme ihres Passagiers zum ersten Mal verständlich in ihren Gedanken zu ihr. Es war eine angenehme Stimme, weiblich, jung, ähnlich der ihren. Oder war es gar die ihre? Man hörte sich selbst ja anders, als alle anderen.

"Wer bist du, verdammt noch mal, und was suchst du in meinen Körper?" Natürlich antwortete die Stimme jetzt nicht mehr. Das war ja so was von klar gewesen. "Verdammt! Dann eben hoch zur Kathedrale." Sie lauschte kurz den Schreien gequälter Menschen, dann wandte sie sich mit Tränen in den Augen ab und lief zum nächsten Aufgang.

Als sie um die Ecke bog, sprang sie überraschend ein gewaltiger Hund mit einem bronzenen Halsband an. Dieses Ding war seltsam verdreht, als wäre es nicht von dieser Welt. Erschreckt von dem plötzlichen Angriff duckte sie sich mit einem übermenschlichen Reflex unter ihm hindurch und rammte ihr Schwert nach oben in die Unterseide von dem Ding. Tief fuhr die Klinge durch die Bestie hindurch, schnitt den Unterleib auf und die Innereien ergossen sich qualmend auf den Boden. Hinter ihr blieb das Monster zuckend in Agonie gefangen liegen, bis es in blauem Feuer verging. Etwas schien sie zu durchfahren. Ihr Schwert leuchtete dabei so grell blau auf, dass Gavri einen Moment befürchtete, blind geworden zu sein. Aber dann konnte sie wieder halbwegs ihre Umgebung wahrnehmen und dem nächsten wütenden, viel zu großen Hund ihr Schwert durch den Schädel ins Gehirn rammen. Das Schwert glitt mühelos durch den Knochen und das hatte nichts mit ihrer Kraft zu tun, die unmöglich so etwas vollbringen konnte. Hauptsächlich das Schwert schien das zu bewerkstelligen. Diesmal war sie vorgewarnt und schloss die Augen, während der Hund an ihrem Schwert zu Boden rutschte. Wieder fuhr etwas durch sie hindurch, was sie sich wie ein leichter Stromstoß anfühlte, aber nicht wirklich unangenehm, sondern eher belebend. Sie hatte keine Ahnung, was da gerade passierte, aber es fühlte sich gut an. Auch dieser Hund ging in blauen Flammen auf und sein Halsband zerfloss zu einer Pfütze aus Bronze.

Ein dritter verdorbener Hund sah sie knurrend an, ihre Blicke kreuzten sich, dann kniff der Köter den Schwanz ein und rannte winselnd von ihr weg. Das Mädchen schoss auf die Bestie, aber ihrer Waffe gelang es nicht, ihn zu verwunden, obwohl sie deutlich traf. Gavri lief ihm nach und betrat Deck C, das auch mit Leichen bedeckt war. Sie sah ihn in einen Eingang rennen und wollte ihm nachsetzen, blind für alles andere um sie herum. Dieses Ding war eine Abscheulichkeit wider dem Licht und musste vernichtet werden.

Die Quittung für ihre Unachtsamkeit bekam sie sofort serviert. Eine Salve aus einem Lasergewehr prasselte in ihren Energieschild und gemahnte sie daran, dass manche Khorneanbeter auch eine Fernwaffe dabei hatten. Wieder musste sie sich mit einem weiteren Entertrupp herumschlagen. Und diese waren besser organisiert als jeder andere Trupp bisher. Sie trugen richtige schwere Rüstungen, wie sie imperiale Gardisten benutzten. Gardisten waren die Elite des Imperiums, handverlesene Kämpfer, angeblich absolut Treu zum Imperator, so hieß es jedenfalls in den Filmen wie "Gardisten Marsch!" oder "Feuertaufe". Wahrscheinlich waren das auch kürzlich übergelaufene Verräter, welche wohl doch nicht so treu zu Imperator und Imperium gestanden hatten und spielten ihre gute imperiale Gardistenausbildung und Ausrüstung nun gegen sie aus. Sie konnte sieben Stück ausmachen, die sofort in Deckung gegangen waren und sie mit Lasergewehren ins Kreuzfeuer nahmen. Zum ersten Mal war sie es, die sich zurückfallen lassen musste. Ihr Passagier schien diesmal nicht einzugreifen und Gavri musste sich alleine dem Feind stellen.

"Das muss die blonde Hexe sein. Denkt daran, ihr Kopf muss intakt bleiben!" Blonde Hexe? Was hatte das zu bedeuten? War sie damit gemeint? Wenn ja, woher wussten sie von ihr? Das Mädchen floh die Treppe wieder nach unten, eine Flammenlohe erfüllte das Treppenhaus, als sie es gerade wieder verließ.

"Du Schwachkopf! Welchen Teil von ihr Kopf muss intakt bleiben, hast du nicht verstanden?" Brüllte eine Stimme über ihr durch das Treppenhaus. Dann folgte das knallende Geräusch eines Laserschusses.

Deck D war zu geradlinig, als das es als Schlachtfeld taugen würde. Sie hechtete in das gegenüberliegende Treppenhaus und eine Salve aus einer Bolterpistole hämmerte in ihrem Balg, als ihr Schutzfeld durchschlagen wurde. Mit einer unglaublichen Wucht wurde sie von den Beinen gerissen. Unbeschreibliche Schmerzen explodierten in ihrem Unterleib. Dagegen hatten sich die Schläge der Geißel des Zuchtmeisters sich wie ein sanftes Streicheln angefühlt.

"Ich hab die ***** erledigt! Die achtundachtzig Sklavinnen gehören mir!", schrie der Schütze begeistert. Währenddessen kugelte sie die Treppe in Richtung Unterdeck herunter und musste ihr Schwert fallen lassen, wollte sie sich nicht selbst daran verletzen. Hart kam sie am Fuß der Treppe auf und ihr Schwert rutschte neben ihr zu Boden. Durch Filme wusste sie um verheerende Wirkung einer Boltpistole auf menschliche Körper und sie war äußerst überrascht, dass sie, als sie an sich herabblickte, nicht ihre herausquellenden Innereien betrachten musste. Ihre Uniform war an zwei Stellen versengt, aber die Geschosse hatten die Außenhaut des Anzugs nicht durchschlagen. Trotzdem hatte sie furchtbare Schmerzen. Als sie hustete, sprühte sie blutigen Speichel auf die Innenseite ihrer Sichtscheibe. In ihr kam zum zweiten Mal heute massive Todesangst hoch. Warum griff ihr Passagier nicht ein?

"Bitte! Tu was!", keuchte sie. Rote Warnsymbole flammten auf ihrem Visier auf und sie spürte, wie etwas von außerhalb in ihren Körper gepumpt wurde. Wahrscheinlich von ihren Anzug, der über viel mehr Funktionen zu verfügen schien, als es bisher den Anschein gehabt hatte. Ihre Schmerzen ließen augenblicklich nach und klangen auf ein unangenehmes Pochen ab. Von oben kamen mehrere Gardisten in roter Rüstung, auf deren Brust statt des Imperialen Adlers messingfarbene Khornesymbole und achtstrahlige Sterne prangten.

"Ich fass es ja nicht, die verdammte Schlampe lebt immer noch!" Der ehemalige Gardist hob ein weiteres Mal seine Pistole und entleerte grausam lachend das ganze Magazin der Boltpistole im Schnellfeuermodus in ihre Richtung.

"Schild, maximale Leistung, fest vor mich!", dachte sie gerade noch rechtzeitig und die Geschosse prallten ab, auch wenn der Schild grell aufflammte.

"Der Anzug und Schildgenerator ist ja reinste Archotech! Und wer es tötet, darf es behalten!" Ihr Peiniger schob lachend ein weiteres Magazin in die Boltpistole.

"Täusche Bewusstlosigkeit vor, benutze deine Kräfte, um ihn zu manipulieren, du kannst das. Tu es jetzt!", befahl ihr Passagier. Gavri hustete ein weiteres Mal massiv Blut, lies ihren Körper erschaudern und ihren Kopf zur Seite sinken und blieb ruhig liegen. Das war der erste Teil, Tod stellen war nicht so schwer, nicht nachdem ihre Schmerzen betäubt waren. Aber was sollte sie jetzt tun? Ihre Kraft einsetzen, wie? Ihr Passagier hatte gut reden. Auf einmal veränderte sich ihr Verständnis ihrer Umgebung. Obwohl ihre Augen geschlossen waren, konnte sie den Verräter deutlich vor sich sehen. Oder besser gesagt, sie sah sein Abbild. Ein verdrehtes, verderbtes Ding, dessen Seele unrettbar verloren war. Die Psionikerin sah die Abscheulichkeiten, die er begangen hatte, sah Sadismus, die Freude am Vernichten, die Lust am Vergewaltigen und Verstümmeln. Seine unendliche Gier nach mehr Macht, mehr Gewalt, mehr Leid, mehr Vernichtung. Den Wunsch, Khorne selbst auf sich aufmerksam zu machen. Ihre Sinne sahen ihn nicht nur, sondern glitten in ihn hinein. Es war ein unglaublich befremdliches Gefühl, seinen Geist zu berühren. Und es war unglaublich eklig, wie wenn man etwas Schleimiges berührte. Einen kurzen Moment glaubte sie, die Hülle nicht durchstoßen zu können, dann war sie in seinem Geist.

Instinktiv wusste Gavri, was sie zu tun hatte, wo sie ansetzen musste. Und sie machte ihm klar, dass seine Kameraden es nicht zulassen würden, dass er die Sklavinnen und die Archotech bekommen würde. Er musste jetzt handeln oder sie würden ihn töten, um ihm seinen wohl verdienten Fang zu rauben. Und es war schon beinahe viel zu einfach. Das mussten eindeutig ihre Hexenkräfte sein, die sie da gerade eingesetzt hatte. Diese Kräfte machten ihr große Angst, es war schrecklich, was man damit tun konnte. Sie war definitiv eine Hexe, das war der letzte unleugbare Beweis gewesen.

"Sie ist mein!", schrie der Gardist mit der Boltpistole und schoss auf seine Kameraden. Ein kurzes aber heftiges Gefecht entbrannte auf kürzeste Distanz zwischen den Gardisten, welche sich hier versammelt hatten. Schnell war es ein Kampf jeder gegen jeden, da der Überlebende den ultimativen Preis gewinnen würde. Derweil blieb sie bewegungslos liegen, betrachtete nun mit ihrer Kraft sich selbst. Mit ihrer Macht tauchte sie in ihren Körper ein und sah die erlittenen inneren Verletzungen. Es sah nicht gut aus. Sie wollte, dass die Dinge in ihr wieder ganz waren. Und ihr Wille reichte aus, um dies zu bewerkstelligen. Mit ihrer Kraft ersetzte sie die Zellstrukturen, die unter der Wucht der Einschläge gerissen waren. Die Hexe verstand nicht genau, was sie da tat, aber es schien sich richtig anzufühlen. Schließlich erstarb der Lärm des Kampfes um sie herum. Gerade rechtzeitig war sie fertig geworden.

"Alles mein!", rief der Sieger des Scharmützels, jener Gardist, den sie erfolgreich manipuliert hatte. Der Verräter kam rau lachend näher. Dann stürzte der Khornekultist kopfüber zu ihr und kam neben ihr zum liegen. Der Mann rührte sich nicht mehr und eine rote Lache breitete sich schnell unter ihm aus, gespeist von einer gewaltigen Wunde im Oberkörper. Schwer atmete sie aus und richtete sich vorsichtig auf. Mit diesen Kräften war sie wohl vor nicht einmal zwei Stunden ihrer Hinrichtung entkommen. Hexen wurden diese Kräfte nachgesagt, offensichtlich verfügte sie darüber auch. Gavri wusste nicht, ob sie froh darüber sein sollte oder nicht. Aber ohne wäre sie heute schon zweimal gestorben. Auf der anderen Seite wäre sie ohne diese Kräfte auch nie als Hexe angeklagt worden. Ihr Körper schien wieder in Ordnung zu sein und sie reinigte erst mal das blutverschmierte Visier ihrer Helmkappe, indem sie Haube einfach ein- und dann wieder hochfuhr. Die Anzeigen zeigte nun wieder grüne Zustandsicons an.

Blonde Hexe hatte er sie genannt und es schien eine Belohnung für sie zu geben. Waren dieser grausame Prinz Eunice und diese ganzen blutrünstigen Wahnsinnigen etwa wegen ihr hier? Das war eine Möglichkeit, die ihr gar nicht gefiel. Was war an ihr so besonderes, dass deswegen ein ganzes Schiff geentert wurde? Oder war es ihr Passagier, den sie eigentlich wollten? Oder waren sie hinter den Sachen her, die sie aus der Gruft mitgebracht hatte? Aber nein, der Gardist hätte ja ihre Ausrüstung für sich beansprucht und nur ihren Kopf abgeliefert. Aber woher wussten die von ihr? Diese Fragen stellte sie auch dem "Was auch Immer" in ihr, aber wieder mal bekam sie keine Antwort. Aber sie hatte andere Sorgen, um müßig über das Warum des Überfalls nachzudenken. Es war wichtiger, endlich zu ihren Schutzbefohlenen zu gehen. Hoffentlich lebten ihre kleinen Lieblinge noch.

Sich ihrer Sterblichkeit nun stärker bewusst, bewegte sie sich nun vorsichtig nach oben, nutzte Deckungen und arbeitete sich so Stück für Stück vor. Sie begegnete noch zwei versprengten Gardisten, die sie aus dem Hinterhalt erschoss. Gnade verdienten sie nicht, da sie die Verderbtheit ihrer Herzen sah. Dann war der Weg nach oben erst einmal frei. Auf der Höhe von Deck A, dem Deck, welches den Luxusreisenden alleinig vorbehalten war, traf sie auf einen leibhaftigen Dämon. Das nahm Gavri jedenfalls an, dass es einer sein musste, denn er ähnelte keiner natürlichen Xenosform, die sie von Schautafeln im Unterricht her kannte. Diese Tafel zeigten in der Regel nur eine gemalte Abbildung, den Namen des Xenos, seine Gefährlichkeitseinstufung und mit roten Kreisen waren die verwundbarsten Stellen markiert.

Das Ding jenseits des Schleiers hatte Beine mit zwei Kniegelenken, die in Hufen endeten. Gebogene Hörner auf dem langgezogenen Schädel mit herausragenden Raubtierzähnen und trug ein mit brutalen Zacken verunstalteter Zweihänder in seinen Klauenhänden. Auch hatte er etwas äußerst Fremdartiges an sich, genau so wie die seltsamen Hunde vorher. Eigentlich sollte sie vor Furcht erstarren, Panik bekommen oder wenigstens Angst haben. Aber in ihr war nur die Gewissheit, dass dieses Ding in genau siebenundfünfzig Sekunden tot sein würde. Und zwar für immer. Wahrscheinlich gab ihr Passagier ihr diese Information und die innere Ruhe, die Gavri verspürte.

"Sieh an, das kleine blonde Hexlein! Jetzt verlierst du deinen Kopf!", geiferte der Dämon mit einer knurrigen Stimme und griff während seiner Rede schon wie rasend an. Sein mächtiger Zweihänder fuhr kraftvoll mit einem auf ihren oberen Torsobereich gezielten Hieb herab. Gavri brachte ihr Schwert gerade noch rechtzeitig hoch und parierte sein Klingenwaffe mit dem ihren. Funken sprühten und der Aufprall war so stark, dass sie nicht nur einen Schritt zurückweichen musste, sondern auch beinahe ihre Nahkampfwaffe fallen gelassen hätte. Der Aufprall erschütterte sie bis ins Schultergelenk. Diese Kreatur war für ihre Größe sehr stark. Das waren keine guten Nachrichten. Aber ihr Anderthalbhänder hatte eine tiefe Scharte hinterlassen und rote Runen glühten grell auf der Klinge des Dämons auf. Dem nächsten Hieb wich sie lieber aus und schoss auf den Mistkerl mitten in die Brust. Das Mädchen traf, aber ihr Schuss richtete keinen Schaden an. "Maximale Energie!" Gavri tänzelte weitere Stufen zurück, um Raum zu gewinnen und versuchte es mit der gleichen Taktik noch einmal. Wieder wurde die Energie abgeleitet. Die Pistole war wohl wirkungslos gegen solch ein Wesen. Hoffentlich galt das nicht auch für ihr Schwert. Gavri halfterte ihre Pistole und nahm nun das Schwert mit beiden Händen.

Es verwunderte sie, wie wenig Angst sie vor dem Dämon hatte. In den Geschichten, die man sich leise hinter vorgehaltener Hand erzählte, wurden die Menschen meist alleine schon vom Anblick eines Dämons wahnsinnig. Sie sah nur eine überaus hässliche blutgeile ziegenbockartige Kreatur mit einem viel zu großem Schwert. Und er würde gleich sterben, da war sie sich absolut sicher. Ihr Passagier schien ihr dieses Wissen zu geben, auch wenn er nicht weiter eingriff.

"Dein Kopf für seinen Thron. Dein Blut für den Blutgott!" Ein weiterer brutaler Hieb auf ihren Torso gezielt, sie tänzelte übertreiben zurück. In ihrem Kopf manifestierte sich ein grober Plan, wie sie dieses Ding vernichten konnte.

"Ist das alles, was du kannst? Hohle Sprüche klopfen und Luft zerschneiden?" Sie musste ihn provozieren, um ihn unvorsichtig werden zu lassen.

"Ich werde dich ausweiden und du wirst den zähen Geschmack deiner Gedärme kennen lernen!", grollte der überaus reizbar wirkende Dämon.

"Du wirst lachen, das hat man mir heute schon mal angedroht, nur von der Ekklesiarchie! Fällt dir denn nichts Besseres ein? So ein mickriges kleines schwächliches Dämonchen wie du ist wohl auch nicht besonders einfallsreich." Das gehörnte Ding kreischte wütend auf, bedrängte sie stärker mit schnellen wuchtigen Hieben. Immer hastiger wich das Pilgermädchen zurück, bis sie einen Schritt zur Seite tat, ihn passieren lies und einfach mit einem wuchtigen, mit der Kraft beider Arme geführten Hieb durch die Schulter ihre Klinge tief in die Brust schlug. Wie durch Butter glitt ihr Anderthalbhänder durch Knochen und Fleisch hindurch und zerstörte lebenswichtige Organe. Dunkles Blut spritzte durch das Treppenhaus und benetzte die Wände und den Boden. Ihr Schwert leuchtete ein weiteres Mal grell auf, sie zog die Klinge ohne Widerstand aus seinem Balg und der Dämon blieb als ausgetrocknete Hülle zu ihren Füßen liegen. Dann verbrannte auch er in den blauen Flammen zu Asche. Neue Kraft schien von ihrem Anderthalbhänder ausgehend in sie zu strömen und auf einmal fühlte sie sich richtig erfrischt. Auch ihr Arm tat nicht mehr weh. Mit der Kraft kam auch ihr Optimismus wieder, aber eine innere Stimme gemahnte, das nicht als zu einfach aufzufassen. "Bedenke, noch bist du sterblich!"

"He! Du, was in mir ist! Sag, was bist du? Sind diese ganzen Irren wegen dir hier?" Rief sie laut, aber die innere Stimme meldete sich kein weiteres Mal. "Blödes Ding! Kannst ruhig was sagen, wenn du schon in mir bist. Echt wahr!" Immer noch keine Antwort, das Etwas in ihr zog es vor, zu schweigen.

Ungehindert eilte Gavri nach oben und kam nun endlich an die goldverzierten Tore der ehrwürdigen Kathedrale, welche das geistige Herzstück des Pilgerschiffes war. Ihr stockte der Atem, als sie sah, was sich gerade in dem heiligen Gebäude abspielte. Die Kathedrale war ein Versammlungsort, ein Ort des gemeinsamen Gebets und Gottesdienstes. Sie war so konzipiert worden, dass die weit über zehntausend Pilger des Schiffes diesen heiligen Ort mehrmals am Tag schnell aufsuchen und auch wieder verlassen konnten. Deswegen gab es viele Eingänge und Aufgänge. Einen solchen Ort zu verteidigen war ein militärischer Albtraum. Durch mehrere aufgebrochene Einlässe schienen unablässig Entermannschaften jeder Art einzudringen.

Das Mädchen sah die deformierten Mutanten, die seit Generationen in den Gruben der "Geißel der Galaxis" von an den Boden geketteten, zu Gebärmaschinen degradierten Frauen gezüchtet wurden. Nur verdiente Veteranen der Entermannschaften durften diese Frauen besteigen und ihren Samen weitergeben. Die Babys wurden, sobald sie Zähne bekamen und krabbeln konnten, zu acht in dunkle Kammern eingesperrt, Nahrung bekamen sie keine. Nach einem Monat lies man den einzigen Überlebenden heraus, der seine Kameraden getötet und verspeist hatte. Bevor so ein Mutant überhaupt laufen konnte, hatte er schon getötet und war zum Kannibalen geworden. Armselige Kreaturen im tiefsten Sinne des Worte. Gavri verstand nicht, woher sie das alles wusste, aber sie konnte es deutlich vor ihren Augen sehen, als sie in ihre Herzen blickte.

Dann waren da noch die Verräter, die mehr oder weniger freiwillig zum Chaos übergelaufen waren, sei es als Individuum, oder Teil einer Einheit. Manche, weil sie frei morden wollten, andere, weil das Imperium für sie zu hohe Ansprüche an Pflicht und Disziplin gestellt hatte. Wiederum andere waren mit ihren Schiffen aufgebracht und gefangen genommen worden, vor die Wahl gestellt, entweder als Sklave weiter zu leben oder grausam und qualvoll zu sterben. Allen war gemeinsam, dass sie unglaubliche Gräuel begangen hatten. Das Abschlachten von kleinen Kindern, Kannibalismus, teilweise an Opfern, die dabei noch gelebt hatten. Mit der Liste ihrer Abscheulichkeiten ließe sich ein Buch füllen und wäre immer noch nicht vollständig.

Und die dritte Gruppe bestand aus Abschaum, der auf Chaosplaneten geboren worden war, die sich aber nicht unbedingt im Ocularis Terribus befinden mussten. Aufgewachsen in der wortwörtlichen Hölle, wo nur das Gesetz des Stärkeren, Gemeineren und Hinterhältigeren eine Bedeutung hatte. Worte wie Gnade, Mitleid, Ehre, Reue oder Liebe waren ihnen fremd, in ihrem Dialekt wurde das alles mit einem Wort zusammengefasst, Schwäche.

Der Ring der Verteidiger aus bewaffneten Pilgern, Nonnen, Zeloten, Graurücken und Leibwächtern der Adligen und Reichen Pilger des B und A Deckes war auf dünne Linien zusammen geschrumpft, die hinter improvisierten Barrikaden, die aus Leichen von Pilgern und Chaosanbetern bestanden, einen verzweifelten Abwehrkampf führten. Auf den Balustraden und Balkonen verteilt feuerten mehrere als Wachmannschaften angeheuerte Veteranen mit ihren Lasergewehren in die Menge der Angreifer. Einige mit Fernwaffen aller Art bewaffnete Verräter schossen gezielt zurück, aber wann immer ein Veteran tot getroffen zu Boden ging, nahm ein tapferer Pilger die Position des Schützen ein, um zu schießen, nur um ebenfalls Herzschläge später selber zu fallen. Man brauchte kein strategisches Genie sein, um die Aussichtslosigkeit der Lage für die Pilger zu erkennen. Nur noch ein Wunder konnte sie retten. Gavri lächelte traurig bei dem Gedanken.

"Wenn nicht wir für ein Wunder sorgen können, wer dann?", meldete sich ihre innere Stimme mal wieder. "Hab keine Angst, diese da werden nicht unser Ende sein. Gemeinsam werden wir sie ausmerzen, denn die Zeit ist unser Verbündeter."

"Wie meinst du das?"

"Auf, die Zeit des Tötens ist gekommen." Gavri straffte sich, bewegte ihren Kopf leicht hin und her, bis der Wirbel knackte und begann in die Kathedrale zu laufen. Die ersten Khorneanhänger wurden auf sie aufmerksam, als sie gehend mehrere von ihnen niederschoss.

"Die blonde Hexe!" Brüllte einer der Mutanten, der einen Sprachverstärker haben musste, denn seine Stimme übertönte den Lärm. "Achtundachtzig Sklavinnen für den, der sie tötet! Ihr Kopf für seinen Thron!"

Auf einmal sah sich Gavri der ungeteilten Aufmerksamkeit von sehr vielen blutrünstigen Khorneanhängern ausgesetzt und Panik kam in ihr hoch. Es war selbstmörderischer Wahnsinn, sich dieser unüberschaubaren Übermacht offen im Kampf zu stellen.

"Keine Angst, lass dich nicht von ihrer Anzahl schrecken. Töte einfach einen nach den anderen", meldete sich die Stimme ihres Passagiers ein weiteres Mal.

"Du hast gut reden!" Dann schien die Zeit immer langsamer zu werden. Das Gebrüll verzerrte sich zu einem langen anhaltenden Ton und die Welle der Khornekultisten bewegte sich wie im Schneckentempo auf sie zu. Sie nutzte die Zeit, um Dutzende zu erschießen, die unmöglich langsam in sich zusammensanken. Das hatte ihr Passagier also gemeint, dass die Zeit ihr Freund wäre. Und nun verstand Gavri, warum Hexen so gefürchtet waren. Mit einer solchen Macht konnte man sich sehr viel erlauben und damit auch durchkommen.

Sie schoss ihr Magazin vollständig leer, wechselte nicht mal übereilt die Batterie und schoss die erste Welle von Angreifern einfach zusammen. Dann begann die Zeit sich wieder schneller zu bewegen und ihr wurde klar, dass es nicht ausreichen würde, sie nur zu erschießen, sondern sie musste ihre beiden Waffen benutzen. Also rannte sie in den Feind hinein. Angetrieben von ihrem Passagier, der jede mögliche Reaktion des Gegners auf eine einzige begrenzte.

Und dann begann sie wieder zu tanzen. Es war ein Tanz der Vernichtung, den sie vorführte. Manches Leben hätte nie geboren werden dürfen, manches hätte sich mit etwas mehr gutem Willen zum viel besseren entwickeln können. Aber allen war gemeinsam, dass sie im Tod durch ihre Hand nun gleich waren. Gavri spürte, wie Tränen ihr über Wangen flossen, über die Trauer all des Leids, was gerade passierte, über all die verlorenen Leben, die nun ausgelöscht wurden.

Durch ihr Eingreifen lies der Druck auf die schon stark dezimierten Verteidiger sofort deutlich nach. In einem Bruchteil einer Sekunde konnte sie Schwester Gerechter Zorn sehen, die über und über mit Blut bespritzt sich schwer atmend auf ihre Schwertlanze stützte und ihr mit weit aufgerissenen Augen einen kurzen Moment zusah und sich dann wieder am Kampf beteiligte. Dass ihre Lehrmeisterin noch lebte, freute Gavri und spornte sie an. Manch Chaot schoss auch einfach auf Gavri, obwohl sie von dessen Kameraden umringt war. Ein ganz Skrupelloser warf sogar eine Granate auf sie, die sie noch im Flug abschoss, auch wenn sie drei Versuche dafür brauchte. Der Sprengkörper detonierte über den Köpfen ihrer Angreifer und hatte eine recht verheerende Wirkung auf sie. Da Gavri durch ein Energiefeld geschützt war, passierte ihr gar nichts.

Momentan konnte keine Kugel sie erreichen, kein Splitter sie berühren, kein Strahl sie durchschneiden. Dazu floss die Zeit für Gavri einfach zu langsam. Die Zeit zog sich manchmal so zäh, dass sie die einzelnen Projektile auf sich zukommen sah. Nur einzelne Lasergeschosse waren deutlich viel zu schnell, als das sie ausweichen konnte, aber ihr Feld neutralisierte die schwachen Ladungen.

Langsam aber sicher bedeckten die Leichen der Gefallenen vollständig den Boden und bildeten ein neue Art von morbidem Mosaik. Es war ein unglaublich schrecklicher Untergrund, auf dem sie kämpfte und sie war in diesem Moment über die vielen gnadenlosen Stunden der Lektionen über die Balance froh, welche ihr Schwerster Gerechter Zorn auferlegt hatte. Schließlich konnte sie, als sie auf eine besonders hohe Anhäufung von Leichen stehen musste, ihre Zwölf Schutzbefohlenen entdecken, die mit gefalteten Händen in der Nähe des Altars zusammen gekauert standen und sie mit großen Augen anschauten. Wenigstens diese Kinder lebten und ihr wurde es leicht ums Herz.

Weitere Angriffswellen wurden rücksichtslos auf sie geworfen, aber keiner konnte ihr etwas tun. Dazu waren sie einfach zu langsam, während sie alle Zeit der Welt zu haben schien, anlegen, zielen, abdrücken mit der linken. Anvisieren und zustechen mit der Rechten. Ihr Schwert durchschnitt Panzerung, Fleisch und Knochen als wäre es Butter. Mehrmals musste sie das Hochenergiemagazin ihrer Laserpistole wechseln, aber selbst dazu hatte sie ausreichend Zeit. Schließlich ebbte der Strom ab. Bullige Einpeitscher versuchten die verbleibenden Truppen mit Peitschenhieben und exemplarischen Exekutionen zu motivieren, sich ihr zu stellen. Einige Chaoskultisten versuchten sogar zu fliehen, nur um von ihren eigenen Leuten erschlagen zu werden. Schließlich stand sie alleine auf einer Anhäufung von Leichen, der letzte Angreifer rutschte tot zu Boden. Einige wenige Überlebende des Chaosabschaum kauerten sich furchtsam in die Ecken, als ob sie so ihrem Ende entgehen könnten.

Aus einem der aufgebrochenen Eingänge vor ihr schritten nun acht gewaltige, in blutrote, mit Bronze verzierte Rüstungen gehüllte Kämpfer in den Raum. Sie waren größer, als ein sterblicher Mensch normalerweise werden konnte. Diese Krieger überragten sie um mindestens drei Köpfe und sie kam sich vor wie ein kleines Kind gegenüber von Erwachsenen. Space Marines! Für einen kurzen Moment machte ihr Herz einen Freudensprung, als sie die angesehensten Verteidiger des Imperiums ansichtig wurde. Nur die edelsten, tapfersten und mutigsten Krieger der Galaxie wurden für würdig befunden, die Menschheit im Namen des Imperators als Space Marine in einer Servorüstung gehüllt zu verteidigen. Auf vielen Planeten hatte sie ehrfürchtig vor den riesigen Statuen der Helden der Space Marines gekniet, deren Mut für alle eine heilige Inspiration war. Aber dann wurde ihr klar, dass dies die Verräter sein mussten, welche auf dem Berserkerschiff stationiert waren. Gavri wurde schwer ums Herz, als sie die mächtigen und gefürchteten Krieger des Chaos musterte. Ihr Datablock spielte ihr nun die Daten ein, Verräter der World Eaters. Chaos Space Marines der übelsten Sorte. Gefürchtete Nahkampfspezialisten und die imperiale Standarddoktrin mahnte als effektivste Gegenmaßnahme ein strategisches Bombardement bei Sichtung an, egal ob sich eigene Truppen in dem Gebiet befanden oder nicht.

Diese Riesen trugen Helme, die das Khornesymbol darstellten, und in ihren Händen trugen sie surrende Kettenäxte und blasphemisch verzierte Boltpistolen. Aber sie ignorierten sie erst einmal, sondern erschlugen mit wilden Hieben ihrer Äxte die letzten der feige kauernden Mutanten, Verräter und Chaosanbeter. "Blut für den Blutgott", schrien sie dabei, denn Khorne interessierte es offenbar nicht, wessen Blut floss. Ihr Anzug begann ohne ihr bewusstes Zutun die einzelnen Mitglieder des Trupps auf ihr Display zu projizieren. Die Rüstungen ihrer Gegner wurden analysiert und sie bekam einen Wust an verwirrenden Daten präsentiert. Mit den meisten konnte sie rein gar nichts anfangen, das betraf Wissensgebiete, die sie in der Schule noch nicht mal gestreift hatte. Auf alle Fälle wurden bei jedem finsteren Streiter des Chaos Schwachpunkte in der Rüstung aufgezeigt. Diese Fülle an Daten konnte sie sich unmöglich alle merken. Aber vielleicht konnte ihr Passagier damit irgend etwas anfangen, der mal wieder nichts Erhellendes zu der Lage beitrug. Sollte sie angreifen? Abwarten? Sich taktisch neu zu positionieren? Konnte sie mit ihren Waffen überhaupt etwas gegen sie ausrichten? Mit dem Schwert wahrscheinlich schon, die Klinge schien fast alles ohne Probleme durchdringen zu können.

Anfangs waren die Marines freudig begrüßt worden, aber dann war den Pilgern aufgegangen, dass diese rotgerüsteten Space Marines auf ihren Rüstungen die gleiche Ikonographie trugen, wie die Uniformen der Khornekultisten. Es war nun unnatürlich still geworden. Hier und da stöhnte und schrie ein verwunderter Pilger. Einige weinten, sei es um Trauer um verlorene Angehörige oder aus Angst wegen der höchst undurchsichtigen Gesamtsituation. Leise wurden Gebete gesprochen. Am lautesten surrten die Antriebe der Äxte der Khorneberserker und die der Eviscreatoren einiger Zeloten. Da die Berserker sich erst mal damit begnügten, ihre eigenen Leute zu erschlagen, griff sie auch keiner der Pilger an. Gavri hielt sich auch erst mal zurück, da sie nackte Angst verspürte.

Es war irgendwie schade, dass die ersten Space Marines, die sie richtig zu Angesicht bekam, Chaos Space Marines einer Verräterlegion waren. Diese nahmen nach Beendigung ihres Abschlachten der eigenen Leuten in einem weiten Halbkreis gegenüber ihr Aufstellung. Einer legte ein kleines mitgeführtes bronzenes Gerät auf den Boden und schien es zu aktivieren. Gavri hatte keine Ahnung, was das sein konnte und auch eine Abfrage ihres Datablocks brachte nur die Antwort, "Korrumpierte Technologie, kein Eintrag." Allerdings schien es sich um keine Bombe zu handeln, denn die Marines waren davon keine fünf Meter entfernt.

Die ganze Situation hatte etwas Unwirkliches, etwas Surreales. Sie stand auf einer Anhäufung von Leichen, errichtet mit den Überresten der mit gefürchtetsten Entertruppen dieser Galaxie. Nur wenige Schiffe des Imperiums hatten je einer Enteraktion von Khorneanhängern standgehalten, wie Informationen ihres Datablocks ihr verrieten. In den engen verwinkelten Gängen konnten die Anhänger des angeblichen Blutgottes ihr Nahkampfpotential in voller Stärke ausschöpfen. Nur wenn die Imperialen Schiffe ein Kontingent von Space Marines an Bord gehabt hatten, waren Gefechte gewonnen worden. Und sie hatte das fast alleine vollbracht. Eigentlich hätte sie Triumph und Stolz spüren müssen, aber in ihr war nur Trauer um die verlorenen Leben und Seelen.

Angeblich waren laut ihrem Datablock solche Khorneberserker von Blutrausch getriebene Wahnsinnige, aber diese hier starrten sie nur unergründlich mit den messingfarbenen Augen ihrer Helme an, auch wenn sie durchaus eine aggressive Körperhaltung hatten und nur darauf zu warten schienen, sich auf sie zu stürzen. Ihr war klar, dass sie auf etwas warteten.

"Ist es jetzt an der Zeit, Angst zu haben?", fragte Gavri in Gedanken ihren Passagier. "Wie soll ich nur mit solchen Kampfmaschinen fertig werden?"

"Hab keine Furcht. Diese da werden nicht unser Tod sein. In keiner Zeitlinie töten sie uns. Aber ihr Anführer, vor dem müssen wir uns hüten, denn seine Macht ist groß und die Zukunft um ihn ungewiss." Na prima, noch schlimmer als Chaos Space Marines. Von ganz schlimm zu noch viel schlimmer.

"Was bist du?" Das Mädchen richtete ihren Blick wieder auf die Leichen unter ihr. "Wieso wollen sie mich, oder besser gesagt, uns töten? Was ist nur in den sieben verlorenen Tagen passiert? Und was bist du?"

"Die Zeit ist gekommen, erinnere dich und verstehe!" Ihr Blick fokussierte sich auf ihr Schwert, die Klinge war immer noch makellos, als hätte sie nicht unzählige von Leben beendet. Leicht knisternd fuhren die blauen Flammen über die Klinge. Blaues Licht, blaues Licht dass sie umgab, durchdrang und dann wusste sie wieder, was damals passiert und was in ihr war.

bearbeitet von Nakago
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Einiges, hoffe nur, nicht zuviel zu verraten. Auch wieder ein schwieriger Teil, hoffe, dass er halbwegs nachvollziehbar herüber kommt. Hier entferne ich mich etwas (ob nur scheinbar oder wirklich wird sich noch zeigen) vom offiziellen Fluff. Habe mich aber von Codex Hexenjäger inspirieren lassen. Danach kommen dann noch zwei Updates und der erste Band ist abgeschlossen. Und noch allen Lesern ein gutes neues Jahr! Genug der Vorrede, weiter geht es.

Kapitel V

Position: Unbekannt

Zeit: 9 228 994.M41

Person: Gavri Pilgerstochter

Gavri starrte ungläubig in das blaue Licht in der Kammer hinter der Türe, dass langsam an Intensität verlor und dann zu angenehm weißen hellem Licht wurde. Sie sah einen runden Raum, der größer war, als wie es der Umfang der Säule eigentlich ermöglichen sollte. In der Mitte stand ein runder gedeckter Tisch, davor ein einziger Stuhl, auf dessen Lehne ein Kleid und ein Schlüpfer drapiert waren. Das hatte sie nun wirklich nicht erwartet.

Vorsichtig bewegte sie sich in den Raum und es überraschte sie nicht wirklich, dass der Eingang hinter ihr wieder verschwand. Neugierig trat sie vorsichtig nach allen Richtungen spähend tiefer in den Raum hinein. Möglicherweise gab es auch hier eine weitere fiese Falle. Unter ihren Füßen spürte sie einen flauschigen Teppich, in dem sie Tief ihre Zehen graben konnte. Vorsichtig stupste sie mit der Fingerspitze den Stuhl an, der war fest, genau so wie das nach frische Blumen duftete Kleid. Hier schien es sicher zu sein und sie entspannte sich merklich. Wie es aussah, hatten die Prüfungen wohl ein Ende und sie war am Ziel. Auch wenn es ein äußerst komisches Ziel war. Nach kurzem zögern schlüpfte sie in die Unterhose und zog sich das Kleid über den Kopf, es passte perfekt. Sie wirbelte mehrmals um die eigene Achse um zu sehen, wie das Kleid sich hob. Kichernd hörte sie auf, bevor ihr schwindlig wurde und betrachtete den Teller, der auf dem Tisch stand. Das Essen darauf sah äußerst lecker aus. Allein schon vom Geruch lief ihr das Wasser im Mund zusammen und ihr Magen knurrte hörbar. Ob das für sie war?

„Hallo? Ist hier jemand? Darf ich das essen?“ Sie lauschte in die Stille und erhielt keinerlei Antwort. Da es ihr niemand verbot, setzte sie sich an den Tisch, nahm das wertvoll aussehende Besteck und fing an zu schmausen. Auf dem Schiff gab es für sie immer nur eine graue Pampe, die nach gar nichts schmeckte, zu essen. An hohen Feiertagen gab es manchmal etwas anderes, wie grüne Pampe mit Geschmack nach Groxfleisch oder Gelbobst. Oder, wenn sie mit ihren Schutzbefohlenen Küchendienst im B Deck hatte, durften sie zur Belohnung die Reste der Wohlhaben Pilger essen und die Teller ablecken. Das war immer herrlich, aber leider war der Küchendienst eine sehr begehrte Arbeit und ihre Gruppe wurde nur sehr selten dafür eingeteilt. Das Essen schmeckte wunderbar. Das war richtiges Fleisch, halb durchgebraten, dazu seltsame frittierte Gemüse. Beides konnte sie nicht identifizieren, Groxfleisch war es auf alle Fälle nicht. Ein Glas mit einer kalten, aber sehr süß schmeckenden Flüssigkeit stand daneben. Sie aß, bis sie pappsatt war.

Aber jetzt hatte sie ein menschliches Bedürfnis und sah sich suchend um. Sie entdeckte eine Türe, auf der ein Symbol aufgemalt war, dass einer Frau ähnelte. Und tatsächlich befand sich dahinter eine richtige Toilette. Auf dem D Deck ihres Schiffes gab es nur Löcher im Boden, aber die besser bezahlenden Pilger hatten richtige Schüsseln, dass wusste Gavri, weil sie die mal als Strafdienst mit ihren Schutzbefohlenen mal hatte reinigen müssen. Die Pilgerin fühlte sich schon beinahe wie eine Passagierin vom A Deck, als sie ihrem Bedürfnis nachkam. Und das Waschbecken hatte goldene Armaturen, warmes sauberes Wasser kam aus dem Hahn. An einem richtigen Handtuch trocknete sie ihre Hände ab.

Als das Mädchen wieder durch die gleiche Türe zurück ging, kam sie in einen anderen Raum. Verwirrt blickte sie sich um, die Toilette hatte definitiv nur eine einzige Türe gehabt und normalerweise hätte sie wieder in den gleich eingerichteten Raum zurück gemusst. Diesmal befand sich ein blaues Sofa in dem immer noch rundem Raum, auf einem niedrigen Tischchen stand eine Kanne mit einem dampfenden Getränk und eine Tasse aus Keramik. Als sie sich umdrehte war die Türe zur Toilette auch verschwunden. War das hier alles überhaupt real? Vorsichtig ging sie auf die Möbelstücke im Zentrum zu und berührte das Sofa mit der Fingerspitze. Es war definitiv greifbar und real. Das Mädchen schüttelte den Kopf, machte die Augen auf und zu, die Einrichtung blieb. Es blieb ihr wohl nichts anderes übrig als zu akzeptieren, dass dies hier ein äußerst seltsamer Ort war, an dem nichts so war, wie es schien. Vielleicht konnte man sich hier ja was wünschen? Konzentriert schloss Gavri die Augen und stellte sich ganz intensiv einen Ausgang vor, der in die Freiheit führte. Erwartungsvoll riskierte sie einen Blick, aber der Raum war unverändert. "Ausgang!" rief das Mädchen mit fester Stimme, aber ihre Worte verhalten ohne Effekt. Wäre ja auch nur zu schön gewesen, um wahr zu sein.

"Oh allheiliger Gottimperator zu Terra, sei gepriesen, gesegnet sei dein Name! Siehe, ich brauche deine Hilfe, bringe mich bitte zurück ans Licht!" Gavri formte ihre Hände nach dem Gebet zur Aquila, aber natürlich hatte auch das keinerlei Effekt. Es blieb wohl nichts anderes übrig als zu akzeptieren, dass sie hier erst mal festsaß. Sie ging zum Sofa und setzte sich darauf, ihr Blick wanderte zu der schön gearbeiteten Kanne aus Silber glänzenden Metall.

Nach kurzem zögern schenkte Gavri sich eine Tasse von der Flüssigkeit in der Kanne ein, schnüffelte den wohlriechenden Dampf ein und nippte dann vorsichtig an dem heißen Getränk. Es war süßer Rekaf, genau so, wie sie ihn mochte. Sie kuschelte sich ins Sofa, zog die Beine ein und fühlte sich richtig wohl. Hier schien es keine Fallen zu geben, aber auch keinen weiterführenden Ausgang. Aber wenigstens hatte sie jetzt wieder richtige Kleidung an. Dazu noch so ein schönes neues Kleid. Bisher hatte Gavri immer nur schon gebrauchte Kleider getragen. Und sie war richtig satt von etwas, dass man durchaus mal als richtiges Essen bezeichnen konnte. Gavri entspannte sich und erlaubte sich den Luxus, für ein paar Minuten einfach die Seele baumeln zu lassen. Das drängende Problem, wie sie hier wieder rauskam, stellte sie erst mal nach hinten.

„Schön das es dir hier gefällt“, sagte eine wohlklingende weibliche Stimme und riss sie aus ihrem Halbschlummer. Vor Schreck wäre sie beinahe vom Sofa gefallen. Das Mädchen sah sich gewissenhaft um, sogar unter dem Sofa, aber sie konnte die Sprecherin nicht entdecken. Auch Lautsprecher waren nirgendwo zu sehen.

„Wo bist du, warum versteckst du dich?“ fragte sie misstrauisch und dachte an die gemeinen Fallen mit den vielen Skeletten im Raum davor. Hatte sie jetzt die Fallenstellerin vor sich?

„Ich bin hier, aber du kannst mich nicht sehen, da ich nicht wirklich auf dieser Ebene bin.“

„Aha? Was bist du dann? Du bist kein Mensch, oder?“

„Nein, nicht wirklich.“

"Dann bist du ein Xenos!"

"Nein, wohl eher nicht!"

"Dann bist du etwa ein Ding jenseits des Schleiers?"

"Nein, auch nicht!"

„Aha? Dann bleibt doch gar nichts mehr übrig! Es ist übrigens sehr gemein, was für Fallen du da draußen aufgestellt hast!“

„Ich habe zwar diese Anlage entworfen, aber diese Fallen wurden erst hunderte Jahre nach meinem Tod eingebaut.“

„Du bist tot?“ Panisch sah Gavri nach einer Fluchtmöglichkeit um, auf dem Sofa stehend nahm sie instinktiv eine Abwehrhaltung ein, wie sie Schwester Gerechter Zorn sie gelehrt hatte.

„Mein physischer Körper ist vernichtet, aber ich selber lebe noch.“

„Du willst nicht zufällig meinen Körper haben?“

„Doch, genau deswegen bist du hier!“

„Dann bist du ein Dämon!“ kreischte sie und schlug danach sofort die Hände auf dem Mund. Dieses Wort auszusprechen war bei Todesstrafe verboten. Dann bildete sie mit ihren verschränkten Händen die Aquila vor ihrer Brust. "Der Imperator schützt!"

„Nein, kein Dämon, ich bin ein Engel.“

„Ein Engel? Du verscheißerst mich. So was gibt es doch gar nicht wirklich!“

„Na, dass sind aber gar unflätige Worte für eine so junge Dame. Und ich bin wirklich ein Engel. Du hast meine Statue gesehen.“

„Du warst der weibliche Engel?“

„Genau!“

„Aber Engel sind doch angeblich gut, oder?“

„Ja, Engel sind gut.“

„Und warum willst du dann meinen Körper stehlen?“

„Ich will ihn nicht stehlen, ich möchte, dass du ihn mir aus freien Stücken freiwillig übergibst.“

„Warum beim schützenden Gottimperator sollte ich so was verdammt Blödes tun?“

„Mein alter weltlicher Körper wurde vernichtet und ich muss wieder auf der Materiellen Ebene wandeln um die Menschheit vor dem Untergang zu bewahren.“

„Die Menschen müssen nicht gerettet werden, denn der Imperator wacht von Terra über uns!“

„Sein Schutz wird leider nicht reichen.“

„Dann bist du ein verdammter Ketzer! Dir gebe ich meinen Körper ganz und gar nicht!“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und legte das Kinn schräg nach oben, so dass ihre Körperhaltung ihre Ablehnung vollständig zum Ausdruck brachte.

"Der Imperator beschützt!" wiederholte sie trotzig und vollführte nochmal die Aquila Geste, welche den wahren Gläubigen vor Unheil schützt.

„Der Imperator war nur ein Mensch, ein mächtiger Mensch mit einmaligen psionischen Fähigkeiten, aber letztendlich ein sterblicher Mensch. Ich kannte ihn gut, habe ihn in vieler Hinsicht beraten und focht viele Schlachten an seiner Seite.“

„Das ist Ketzerei! Für solche Worte muss man ihm Feuer geläutert werden!“ Sie hielt sich die Ohren zu.

„Dann sieh selbst“, erschallte die Stimme gut hörbar direkt in ihren Kopf. Und erst jetzt realisierte sie, dass die Stimme die ganze Zeit wohl nur in ihrem Kopf gewesen war. Bilder und Szenen erschienen vor ihrem inneren Auge und sie hatte keine Möglichkeit, den fremden Erinnerungen zu widerstehen oder weg zu sehen. Meist war ein riesiger dunkelhaariger Mann in prächtiger weißer Rüstung oder Uniform zu sehen. Gavri sah wie er kämpfte, Befehle gab, Schlachtpläne entwarf und sie sah wie er aß, trank und auch durch eine Türe schritt, die eindeutig zu einer Toilette führte.

„Auch ein Gottimperator muss mal! Das beweist gar nichts!“ Aber innerlich wurde ihr Glauben bis in die Grundfesten erschüttert. Sie sah weitere Stationen, Siege, dann Niederlagen, als er von vielen seiner Untergebenen und sogar von seinen eigenen Kindern, den Primarchen verraten wurde. Er hatte nämlich viel mehr Kinder, als wie im heiligen Buch standen. Horus war gar keine Schlange wie auf den Reliefs und Bildern über den finalen Kampf gegen das absolut Böse, sondern sah dem Imperator sogar sehr ähnlich. Sah, wie der Imperator unendlich traurig über den Verrat seiner Schöpfung war. Und am Ende sah sie, wie ein eindeutig toter Imperator, diese zerschmetterte, vertrocknete und greisenhaft eingefallene Hülle konnte nicht mehr lebendig sein, in ein goldenes Konstrukt, dies musste der goldene Thron sein, von einem sehr großen Mann in gelber prächtiger Rüstung, wahrscheinlich der Primarch Rogal Dorn, eingebettet wurde. Der Betrachter, dessen Erinnerungen sie sah, schien dabei zu helfen und Tränen fielen auf den toten Leib des größten Helden des Imperiums.

„Das ist alles gelogen.“ Tränen liefen ihr nun auch über die Wangen.

„Der Imperator ist seit Zehn Jahrtausenden tot, seine unsterbliche Seele ist noch am Thron gebunden, aber nicht mehr für lange.“

„Woher willst du das denn alles wissen?“

„Weil ich die Rituale selbst vollzogen habe, um seine Seele zu binden. Es war sein Wunsch, bevor er in meinen Armen starb. Sein letzter großer Dienst an seine geliebte Menschheit. Auf das sein Licht ihnen zehntausend Jahre Zeit geben würde, dass Chaos zu besiegen.“

„Engel beim Imperator werden in den Glaubensbüchern aber nicht erwähnt! Da steht gar nichts über dich drin!“

„In Zehntausend Jahren passiert viel. Meine Rolle wurde wohl aus den Büchern getilgt. Politik, es ist schwierig zu erklären, aber der Imperiale Glaube hat sich in den Zehntausend Jahren stark gewandelt. Inzwischen dienen die Abbildungen von meinen Brüdern, Schwestern und mir wohl nur noch als hohle Verzierung ohne tieferen Sinn. Die Geschichten unserer Taten sind schon lange vergessen, die entsprechenden Bücher längst zu Staub verfallen oder in geheimen Archiven eingesperrt, die Datenchips zerstört oder man hält sie nur noch für Märchen, Folklore, Zierrat an Kathedralen, Schreinen und Ikonen. Teilweise wurde meine Löschung aus den Büchern, Daten und Geschichten sicherlich auch aktiv von verschiedenen Regierungen und der Ekklesiarchie begangen. Ich passte ihnen einfach nicht in das Bild des Imperators, wie er heute dargestellt wird. Wie so vieles andere nicht, wie seine anderen Kinder, die sie gelöscht haben. Ein Imperator, der von seiner ureigensten Schöpfung verraten wird, ist eben nicht so glanzvoll und wirkt überhaupt nicht unfehlbar, sondern nur menschlich.

Ich saß nach dem Tod des Imperators im Senat zu Terra, lenkte mit anderen Senatoren die Geschicke des Imperiums, griff beratend ein, brachte die von Macht und Gier zerfressenen immer wieder rechtzeitig zurück auf dem rechten Weg. Ich konnte der Menschheit nach der Überwindung der Verheerungen des Bruderkriegs ein Jahrtausend Wohlstand, Frieden und Glück schenken. Aber dann wurde der gesamte Senat ausgelöscht. Auch mein weltlicher Körper verging in einer Explosion. Es gibt wenig, was jemanden wie mich den weltlichen Körper kosten kann, aber im Zentrum eines Explodierenden Meltertorpedos zu stehen, gehört definitiv dazu. Mein Tod war das Glanzstück eines wahren Meisterassassinen.

Schon früh zeigten mir die Ströme der Zeit, dass ein Erfolgreicher Anschlag auf meine weltliche Existenz im Bereich des Möglichen lag und ließ vor über neuntausend Jahren diese Anlage erbauen. Einst war dieser Sektor mein ureigenstes Lehen. Ich hatte ein Aufgabenparcours gebaut, um Kandidatinnen zu testen, um im Bedarfsfall einen geeigneten Körper zu finden. Milliarden von Mädchen aus diesem und anderen Systemen meines Lehens stellten sich an ihrem zwölften Geburtstag der Aufgabe. Du selbst hast nur die letzten Teile gesehen. Charakter, physische Form, Wissen und Ausdauer, psionische Fähigkeiten, all das spielte bei der Auswahl eine Rolle. Nur eine von Zehntausend schaffte es zum dem See der Tränen, der von den Tränen all jener gespeist wurde, die schon an den ersten Aufgaben scheiterten. Wieder nur eine von diesen Zehntausend schaffte es in die runde Halle um die letzten Prüfungen zu stellen. Sie scheiterten, aber die Kandidatinnen merkten sich die richtigen Antworten, die sie absolviert hatten und gaben sie weiter. Gegen viel Bezahlung an ambitionierte Eltern. Es war nicht mein Wille, da ich nicht in der Lage bin, mit jemanden außerhalb dieses Raumes wirklich sinnvoll zu kommunizieren, aber der damalige Domherr modifizierte die Aufgaben und brachte die tödlichen Fallen an.“

„Und wie viele kamen bis hier her?“

„Du bist die Allererste.“

„Oh! Und was passierte dann?“

„Die Jahrhunderte vergingen und der neue Senat sehnte sich auch nicht wirklich nach meiner beratenden Führung, besonders da die Religion nun verstärkt alleinig auf den Imperator ausgerichtet wurde, dessen Seele damit beschäftigt war, das Leuchtfeuer in Gang zu halten und die finsteren Kreaturen des Warps zu bekämpfen. Dadurch war er einfach nicht mehr in der Lage, ins politische Geschehen einzugreifen. Ich als seine Testamentsvollstreckerin würde dem Senat und dem selbstsüchtigen Machtstreben also nur im Weg stehen. Auch setzte in der Zeit der Tempel des imperialen Heillandes sich als einzige Staatsreligion durch und die Gläubigen der Konföderation des Lichtes hatten die Wahl, ihre Religion entweder zu wechseln oder zu sterben. Die wo standhaft blieben, starben und ihre Schädel bedeckten das Becken des nun leeren See der Tränen. Schließlich wurde die Kathedrale dem Imperator geweiht, die Kavernen des Parcours verschlossen und versiegelt. Der Imperator war nun der alleinige Gott. Etwas, dass er niemals gewollt, niemals gut Geheiesen hätte.“

„Dann warst du ja eine ziemliche Zeit ganz alleine.“

„Sozusagen ja.“

„Wie kommt es, dass du so gut über die ganze Dinge außerhalb so gut Bescheid weißt, wenn du hier nicht weg kannst?“ fragte Gavri, die immer noch sehr misstrauisch war.

„Ich kann die Botschaften verstehen, welche Astrophanten in diesem System empfangen und senden. Und ich kann in die Herzen der Menschen blicken, die über dieser Gruft leben. Auch kamen ab und zu noch heimlich Gläubige an das Licht in die Gruft, durch sie habe ich den Wandel der Zeit gut miterleben können.“

„Hm, wenn ich dir meinen Körper nicht schenke, dann kommst du wahrscheinlich nie hier raus?“

„Jedenfalls nicht mehr rechtzeitig, um etwas gegen das Schwinden tun zu können.“ Gavri seufzte und kaute auf ihrer Oberlippe.

„Ich finde es echt Schade, dass du hier herum sitzen musst, so ganz alleine, aber ich wollte an diesem Test nie teilnehmen, weißt du? Ich will eigentlich nur noch nach Terra um Erlösung zu finden. Auch wenn ich jetzt nicht mehr weiß, ob ich das überhaupt erlangen kann, nach dem du mir das alles gezeigt und erzählt hast.“

„Ich schätze mal, dass es der Wille Gottes ist, dass du hier bist. Es müssen unglaublich viele Faktoren zusammen treffen, dass du in der Lage warst, die Aufgaben zu meistern. Es ist dein Schicksal, dass wir eins werden. Viel hängt davon ab, die Ströme der Zeit sind in ständiger Bewegung, aber das Imperium, wie du es kennst, wird zugrunde gehen. Mein Ritual am Imperator verliert seine Wirkung. Niemand kann das erneuern.“

„Könntest du es noch mal vollziehen?“

„Nein, nicht mal ich kann das. Dieses Ritual kann nur einmal an einer Seele vollzogen werden. Die Bindung löst sich für immer. Das Leuchtfeuer wird erlöschen. Und da das Imperium sich nie auf diese Möglichkeit vorbereitet hat, wird dies der Anfang vom Ende sein, da die ganzen Imperialen Raumschiffe große Schwierigkeiten haben werden, zu navigieren. Es gibt viele Welten, die sich nicht selbst versorgen können und dort wird es unglaublich viele Tote durch Hungersnöte und Aufstände geben.“ Gavri bekam schreckliche Bilder einer möglichen Zukunft gezeigt, welche Menschenmassen auf den Sturm von Lebensmitteldepots zeigte oder wie Menschen buchstäblich zerrissen worden, um anschließend noch Roh verspeist zu werden. Schreckliche Kulte entstanden, gaben den Verzweifelten eine falsche Hoffnung durch grausamste Riten und alles endete in einem gewaltigen Blutbad, welche das Gefüge selbst massiv beschädigte.

"Hör auf!" Gavri wollte nicht mehr sehen, da diese Bilder nur schwer zu ertragen waren. Es dauerte mehrere Minuten, bis sie sich wieder gefangen hatte und das Gespräch weiter führen konnte.

„Das ist nicht gut! Und wenn du die Seele von jemanden anderen dort einbindest?

„Dazu bräuchte man die Seele eines Psionikers der Einstufung Epsilon Plus. Und in den letzten Vierzigtausend Jahren gab es nur einen Menschen, der so mächtig war und das war der Imperator.“

„Das ist aber ganz und gar nicht gut!“

„Aber gemeinsam können wir die Menschheit retten."

„Und dazu muss ich dir nur meinen Körper schenken?“ Fragte sie mit einem halb Ironischen, halb ernsten Tonfall.

„Das wäre der erste Schritt. Ich werde zuerst Gast sein, werde dich von Zeit zu Zeit immer mal wieder für gewissen Aufgaben verdrängen, es wird wie verlorene Zeit sein, wo du dich nicht erinnern kannst, was dein Körper gerade gemacht hat. Nach zwei Jahren wirst du dann meiner vollständig bewusst werden und wir werden uns den Körper bewusst gemeinsam teilen. Nach etwa fünf Jahren werden sich unsere Bewusstseins vollständig miteinander verschmelzen und wir werden eins sein. Unser Körper wird sich mit der Zeit immer mehr verändern. Wir werden stärker, zäher und von makelloser Erscheinung sein. Und wir werden Flügel haben.“

„Das ist für mich dann fast so wie sterben, oder?“

„Nicht ganz, du wirst ich und ich werde du.“ Gavri wünschte, sie wäre ganz wo anders. Würde das alles gar nicht wissen. Letztendlich schien es darauf heraus zu laufen, ihr Leben gegen das von Unzähligen. Die Tragweite der von ihr verlangten Entscheidung überstieg einfach ihren Horizont. Oder es war einfach nur alles ein ganz gemeiner Trick, um sie dazu zu bringen, ihren Körper aufzugeben. Ihr Leben! Aber wenn sie etwas über die Kreaturen jenseits des Schleiers wusste, dann, dass diese Wesenheiten meist dunkle Wünsche und Sehnsüchte erfüllten, um an ihr Ziel zu kommen oder es sich einfach nahmen, was sie begehrten. Jedenfalls war das in allen geflüsterten Geschichten so gewesen, die sie je gehört hatte. Als Pilgerin kam man weit herum und kam mit Pilgern vieler Welten in Kontakt. Und verbotene Geschichten über grauliche Wesen waren einfach zu interessant um sie für sich zu behalten. Dieses Wissen war strengstens verboten, da es einfach zu schrecklich war, trotzdem waren solche Geschichten zuhauf auf dem Schiff im Umlauf. Wenn diese Stimme nun wirklich einem Engel gehörte? Sie hatte schon von lebenden Heiligen gehört, die von Innen heraus strahlen sollten, Flügel wie Engel hatten und Wunder wirken konnten. Waren das in Wahrheit Engel, welche weltliche Körper besetzt hatten? So ein mächtiges und reines Wesen zu werden hatte schon seinen Reiz. Aber noch war sie unentschlossen, versuchte einen Ausweg zu finden, welche ihr nicht den weltlichen Körper und die reine Seele kosten würde.

„Hm, warum kannst du nicht einfach körperlich werden?“

„Früher konnte ich das, konnte problemlos zwischen den Ebenen hin und her wechseln, wann immer es nötig war, um Gottes Befehle zu vollstrecken. Aber die Gesetze haben sich geändert und die Barrieren zwischen den Ebenen legen mir als Fessel auf, mich an einen menschlichen Körper zu binden.“

"Du meinst mit Gott aber nicht den Imperator? Wer soll dieser Gott sein?"

"Gott ist der Herr und ich bin seine Botin."

"Ein Gott ohne Anhänger kann aber nicht besonders mächtig sein."

"Gott lässt den Menschen sehr viel Spielraum durch ihren eigenen Willen."

"Das hört sich für mich nach einer recht lahmen Ausrede an. Der Gottimperator mag vielleicht nur ein sterblicher Mensch mit unglaublichen psionischen Kräften sein, aber sein Licht leuchtet und seine Seele beschützt uns Gläubige. Trotz allem!"

"Der Imperator ist der mächtigste menschliche Psioniker, der je existiert hat. Und selbst ohne Körper ist er im Immaterium eine gewaltige Macht. Aber das macht ihn nicht wirklich zum Gott. Seine Anbetung war zu seinen Lebzeiten streng verboten, so wie jede andere Religion auch. Ich hatte einige Diskussionen wegen diesem Verbot mit dem Imperator darüber geführt."

"Wie auch immer, du hast gesagt, du kannst die Zukunft sehen, was siehst du, wenn ich es ablehne, komme ich dann hier überhaupt wieder raus?“

„Falls du ablehnst, werde ich dich nach Oben bringen. Ich kann dir sogar die Erinnerung an dieses Gespräch nehmen, wenn du das willst und du kannst dein bisheriges Leben wie gehabt weiter führen.“

„Nehmen wir mal an, wir machen das so, was passiert mit mir?“

„Nun, es gibt einige wenige Wege für dich. Zwei führen dich auf ein schwarzes Schiff, dort kommt es schwer darauf an, welchen Prüfer du bekommst, der eine wird dich sofort verbrennen, der andere dich zu eine der mächtigsten Inquisitoren machen, welche das Imperium je gesehen hat und du wirst je nach Linie sogar das Ende der Menschheit um einige Jahrzehnte hinauszögern können. In anderen Linien scheiterst du schmählich und dein Handeln beschleunigt sogar das unvermeidliche.“

„Das kann nicht sein, nur Hexen und Psioniker kommen auf ein schwarzes Schiff! Mein Seele ist rein! Lass nämlich nur den Imperator rein! Und außerdem wurde ich schon geprüft!“

„Du hast ein gewaltiges Psionisches Potential in dir.“

„Du lügst! Das würde ich doch merken, wenn ich eine Hexe wäre! Mein Herz ist rein, kann gar nicht anders sein!“ schrie Gavri und ihre Hände waren zu Fäusten geballt. Sie war aufgesprungen und ihre ganze Haltung drückte ihre Ablehnung aus. Sie war ihr ganzes Leben eine fanatische Gläubige gewesen. Verbrenne die Hexe, Töte den Mutanten, vernichte das Xenos! Das waren die Glaubenssätze, die ihr eingetrichtert worden waren. Sie konnte keine Hexe sein! Unmöglich!

„Deine Kräfte erwachen erst richtig. Bis jetzt hast du durch dein Umfeld jede Regung deiner Kräfte erfolgreich selbst unterdrückt. Du verwendest unbewusst fast deine ganze Kraft darauf, dich zu maskieren. So gut, dass dich bis jetzt trotz deines gewaltigen Potentials noch kein Hexenjäger aufspüren oder ein Dämon auf dich aufmerksam werden konnte. Du musst wissen, dein Potential ist gigantisch. Nach der Imperialen Einstufung wäre es am Ende Beta Plus. Die Einstufung ist wie das Alphabet, Omega hat gar keine Seele, bis Sigma ist man absolut Stumpf, dass heißt, man ist gegen psionische Kräfte sogar recht gut Geschützt. Normale Menschen haben die Kennung Rho und Pi. Latente Psioniker werden bis Kappa eingestuft. Richtige Psioniker werden von Iota bis Epsilon eingestuft. Wobei Kappa und Iota meist inzwischen in den Leuchtfeuern des Astronomicons verheizt werden. Theta sind dann geeignet für Astrophantische Aufgaben. Ab Eta kann man im Imperium in den entsprechenden Institutionen weit aufsteigen. Als wirklich mächtig gilt man ab Delta, was aber nur etwa jeder Milliardste Mensch ist. Gamma und Beta erreicht man normalerweise nur nach sehr intensiven Training. In diesem Moment bist du schon bei Gamma und das ist unglaublich selten für einen untrainierten Psioniker. Ab Alpha wird der Mensch in der Regel wahnsinnig durch seine unglaubliche Macht. Aber da die Skala noch weiter geht, wird sie nun umgekehrt und mit einem Plus versehen. Deine letztendliche Macht im Erwachsenenalter würde mit Beta Plus als drei Stufen über die noch kontrollierbare gelten.“

„Jetzt bin ich auch noch eine wahnsinnige supermächtige Hexe! Du spinnst doch!“ Das konnte einfach nicht wahr sein! Warum sollte ausgerechnet sie mit diesem Fluch geschlagen sein? Sie hatte jedes Gebot des Gottimperators immer befolgt. War ihren Schutzbefohlenen ein Vorbild und ihr Herz war ohne Makel. Bis auf einen, ja, vielleicht deswegen? Sie war ein Kind der Leere. Gezeugt im Immaterium, geboren im Immaterium, für manche durchaus ein Makel.

„Nein, dass ist nur die allgemeine Erfahrung. Nur sehr wenige Menschen sind in der Lage, mit solch einer Macht zurecht zu kommen. Dazu kommt noch das Problem, dass eine solche Macht im Warpraum wie eine Sonne strahlt und allerlei Dämonen anzieht, dass nur darauf wartet, eine Lücke zu finden, um den Psioniker zu übernehmen. Natürlich kämpfen die Dämonen darum und nur der Stärkste besetzt dann den Psioniker. Durch die schier grenzenlose psionische Energie des Wirts, können sie sehr lange Unheil anstiften.“

„Und wieso bin ich dann noch nicht wahnsinnig geworden? Oder werde ich das gerade? Das alles passiert nämlich gar nicht wirklich und ich hab nur den totalen Dachschaden.“

„Du bist nicht verrückt, und das passiert hier wirklich.“

„Und warum bin ich dann nicht Wahnsinnig, wenn ich doch so Superkräfte haben soll, von denen ich überhaupt nichts merke?“ fragte Gavri mit Hysterie in der Stimme.

„Weil du ein wirklich durch und durch gutes Wesen bist. Der Wahnsinn kommt nicht durch die psionische Begabung an sich, sondern durch die Wirkung der Psionik auf die Umwelt und die daraus resultierenden Reaktionen. Irgendwann manifestiert sich diese Begabung, der mächtige Psioniker fängt damit an herum zu experimentieren. Es gibt recht wenig, was einen wirklich begabten Psioniker aufhalten kann. Es gibt zwar Nullfelder, Hexagrammfelder, Anti Psi Granaten, und viele andere Gegenmaßnahmen, aber die stehen nur wenigen Menschen oder Institutionen zur Verfügung. Was ich damit sagen will, diese schier unbegrenzte Macht berauscht den Psioniker und er schlägt bald über die Stränge. Er merkt, er kann alles haben, was er nur will und er holt sich das dann irgendwann auch mit seinen zur Verfügung stehenden Mitteln. Seine Mitmenschen werden ihn fürchten und anfangen, sich gegen ihn zu wehren. Der Psioniker kann mit einem Gedanken töten und er tut das auch. Schließlich betrachtet er alles als seinen Feind, den er entweder beherrschen oder töten muss, um selbst überleben zu können. Das Misstrauen frisst ihn langsam auf, jeder einst von ihm geliebte Mensch wird unweigerlich sein Feind. Irgendwann setzt dann der Verstand immer weiter aus, weil die wenigsten einfach mit so einer Machtfülle klar kommen können. Du hast deine Kräfte hauptsächlich dazu eingesetzt, sie zu tarnen. Und um deine Umwelt zu verbessern.“

„Schön und gut, aber warum merke ich überhaupt nichts von dieser totalen Machtfülle?“ Wiederholte sich Gavri ein weiteres mal. Es durfte einfach nicht wahr sein. Eine Hexe war das schlimmste Wesen das in Form eines Menschen existieren konnte. Nur das läuternde Feuer konnte die Seele einer Hexe retten.

„Du hast deine Fähigkeit bis jetzt unbewusst fast vollständig unterdrückt. Hättest du nicht so ein reines Herz, wäre dein Pilgerschiff schon längst ein Totenschiff.“

„So langsam verstehe ich, durch meine angebliche psionische Energie könntest du dich hier auf der realen Ebene halten. Du bist also doch ein Dämon!“ Das Mädchen weinte wieder und schluchzte verzweifelt auf. Das war einfach nicht wirklich. Das war alles nur ein ganz furchtbarer Albtraum. Gleich würde sie in ihrer Koje aufwachen und alles würde sein wie immer. Ja, es konnte gar nicht anders sein. Aber in ihrem Innersten wusste sie, dass sie nicht träumte. Das war hier alles auf eine sehr grausame Weise nur zu Real.

„Nein, ich unterliege nur ähnlichen Schranken. Deine Energie würde sich nie erschöpfen und zusammen wären wir quasi unsterblich, was Alterung oder jede Art von Krankheit anbelangt. Außerdem würde meine Anwesenheit verhindern, dass jemals ein Dämon dich besetzen kann.“

„Na Prima! Ich wäre dann eine wahnsinnige unsterbliche besessene Hexe, falls man mich nicht zu Recht verbrennt. Wäre ich doch nie in diesen Schacht gefallen.“ Gavri setzte sich wieder hin, verschränkte die Arme und bemitleidete sich selbst. Nach fünf Minuten schmollen hielt sie es nicht mehr aus. „Nun gut, was für tolle Zukünfte kannst du mir noch vorstellen?“ Vielleicht gab es noch eine akzeptable Lösung, um hier heraus zu kommen. Und wenn ihr Herz rein blieb, konnte sie vielleicht ihre Hexenkräfte weiterhin unterdrücken und nie jemand würde je davon erfahren.

„Entgehst du dem schwarzen Schiff, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit dich ein Dämon übernehmen, in einem Moment wo deine Abschirmung für einen kurzen Augenblick durchlässig wird und die ganze Besatzung deines Pilgerschiffs töten, dann die eines vorbei kommenden Kreuzers, dann eine ganze Makropolwelt, bis dein Körper in einem Exterminatus vergeht. In einer anderen möglichen Zukunft erreichst du sogar Terra und kommst dort entweder bei einer Massenpanik um, wirst als Hexe enttarnt und sofort verbrannt, bringst mit äußerst verehrenden Folgen einen mächtigen Dämon direkt ins heilige Terra oder peitschst dich im Imperialen Palast selbst zu Tode.“

„Ich könnte mein Lebensziel also noch erreichen? Das Martyrium vor dem Goldenen Thron?“ Fragte Gavri begeistert, welche die anderen Zukünfte einfach ignorierte. Wenn sie ihren Abschirmung einfach immer oben hielt, würde alles so bleiben, wie es war.

„Warum bei aller Liebe willst du so etwas tun?“

„Um Erlösung zu bekommen. Ich hab doch meine Mutter umgebracht!“

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„Ah, deine Mutter ist bei deiner Geburt gestorben. Du hast sie nicht getötet, wer redet dir den so etwas gemeines ein?†œ

„Mein Vater! Der hat gesagt, wenn ich nicht wäre, würde sie noch leben!†œ

„Ach Kind! Du würdest deiner Mutter damit aber einen schlechten Dienst erweisen und ihr Geschenk des Lebens pervertieren. Nein, dass ist kein erstrebenswertes Ziel. Das ist krank!†œ

Gavri schlug sich die Hände vors Gesicht und fing an zu schluchzen.

„Psst, nicht weinen. Glaub mir, deine Mutter hat dich mit jeder Faser ihres Herzens geliebt, denn sie hat für dich das ultimative Opfer gebracht. Ich habe mich vielleicht etwas harsch ausgedrückt. Verzeih mir bitte, ich bin es nicht mehr gewohnt, mit Kindern zu reden.†œ Gavri weinte hemmungslos weiter, irgendwie brach heute ihr ganzes Leben weg. Der Imperiale Glaube hatte sie bis jetzt immer vor jedem Zweifel über ihre Zukunft bewahrt. Aber sie verlor mehr und mehr jeden Halt. Jede vermeintliche Wahrheit, jedes scheinbar für die Ewigkeit in Stein gemeißeltes Gebot an die sie je geblaut hatte, stellte sich als Falsch oder Lüge heraus. Aber was war sie ohne ihrem Glauben? Ein Mädchen mit einem vernarbten Rücken und einem umfangreiches Wissen über eine Religion, die nichts weiter als Lug und Trug war. Mit einer Gabe verflucht, die sie umbringen würde. Es dauerte etliche Minuten, bis Gavri wieder in der Lage war, einen vernünftigen Gedanken zu fassen.

„Ich glaube, du hast recht. Meine Mutter hätte dann ihr Leben für umsonst gegeben. So habe ich das noch nie betrachtet. Nun, nehmen wir an, mit dem Wissen, dass ich eine verfluchte Hexe bin, verlasse ich das Schiff und mach was anderes, wie sieht dann meine Zukunft aus?†œ

„Ich sehe schon, du bist recht raffinierst und lotest deine Möglichkeiten aus, sonst wärst du ja auch nicht hier. Ich kann dir etwa einhundert Schicksale zeigen, die sich gerade mit deiner Frage aufgetan haben, wenn du das wirklich willst. Aber ich muss dich warnen, keines davon ist besonders schön.†œ

"Mach ruhig, ich will es wirklich wissen."

Und sie sah sich hundertmal sterben. In der ersten Version wurde sie Morgen in einer Dunklen Hintergasse im Schatten der Kathedrale zu Tode vergewaltigt, im zweiten tötete sie ihre Vergewaltiger mit ihren erwachenden Hexenkräfte, stiftete unbeabsichtigt einiges an Unheil, bevor sie von einem Trupp Sororitas Schwestern im Feuer von geweihten Flammenwerfern geläutert wurde. Dann kamen in schneller Reihenfolge andere Schicksale. Sie sah sich kurz glücklich verheiratet, mit Familie und eigenem Geschäft, bis sie darin von Zeloten im Schlaf verbrannt wurde. Ein anderes Schicksal zeigte sie als mächtige Hexenkönigin auf ihrem eigenen Piratenschiff, sie verging im Feuer eines Meltertorpedos. Sie wurde zum Wirt eines mächtigen Dämons und tötete so einen ganzen Planeten. Sie wurde auf einem Scheiterhaufen verbrannt, nachdem ein Hexenjäger auf sie Aufmerksam wurde. Ein anderes Schicksal sah sie als mächtige Psionikerin, Tyrannin einer ganzen Welt, bis sie wahnsinnig wurde und sich selbst aufzehrte. In schneller Folge wurde sie erschossen, zu tote geprügelt, zu tote geschleift, geköpft, ausgeweidet, zermalmt, zerhackt, langsam zu tote gefoltert, von Dämonen als Tor oder Werkzeug missbraucht und ziemlich oft verbrannt. Sie starb nie an Krankheit, nie an Altersschwäche. Entweder brachte die Psionische Fähigkeit sie um, wurde von einem Dämonen besetzt, verzehrte sich selbst als sie ihre Macht nicht mehr kontrollieren konnte oder sie wurde wegen ihrer Hexerei auf mannigfaltige und meist bestialische Art umgebracht.

„Es reicht! Ich will nichts mehr sehen. Ich kann nichts mehr sehen.†œ Gavri weinte still vor sich hin und die Stimme schwieg. Gab ihr die notwendige Zeit, dass alles zu verarbeiten. Sie wurde auf ein Tüchlein auf dem Tisch aufmerksam, wischte ihre Tränen ab und schnäuzte sich die Nase. Müde rieb sie sich die Augen und überlegte. Das Mädchen hatte Dinge erfahren, die einen schwächeren Geist wahrscheinlich schon längst in den Wahnsinn getrieben hätten. Die Pilgerin seufzte und blickte nach Oben.

„Zeig mir, was aus uns wird, wenn ich dir meinen Körper schenke.†œ Und das junge Mädchen sah es. Auch hier gab es viele Möglichkeiten, dass sie früh starb, wegen Ketzerei verbrannt wurde. Im Kampf gegen Entertruppen des Chaos fiel. Von einem Dämonenprinzen geköpft wurde. Bei einer Plasmaexplosion verging. Und Gavri sah, was passieren konnte, wenn sie diese Klippen umschiffte. Sah mögliche großartige Erfolge und ruhmreiche Siege, aber auch blutige Rückschläge und bittere Enttäuschungen. Totales Scheitern war ebenso möglich wie ultimativer Erfolg. Die Ströme der Zeit waren in ständiger Bewegung. Aber es würde Hoffnung geben. Die Menschheit würde so vielleicht überleben können. Je nach Zeitstrom manchmal nur ein verschwindend kleiner Teil der Menschheit, welche die Galaxie auf wenigen Schiffen in Richtung der Halosterne verliesen, manchmal überlebte fast das ganze Imperium, wenn auch in anderer Form. Aber alles war besser als die vollständige Vernichtung.

„Wenn du die Ströme der Zeit nach zukünftigen Möglichkeiten absuchen kannst, ist es dir dann auch möglich, die Vergangenheit zu sehen?†œ

„Ich kann in die Herzen der Menschen sehen, dass schließt auch ihre Vergangenheit mit ein.†œ

„Dann zeige mir meine Geburt, ich möchte meine Mutter wenigstens ein einziges Mal sehen. Ich habe noch nicht mal ein Bild von ihr, nur ihre Fingerknochen.†œ

Und Gavri sah, wie sie geboren wurde, in einer kleinen schäbigen Kammer des Hospitals des Schiffes. Eine Hebamme wusch gerade den blutigen Säugling, sah ihre erschöpft da liegende bleiche verschwitzte Mutter und wie Blut aus ihrem Schritt in ein Handtuch sickerte. Viel zu viel Blut. Ihre Mutter sah ihr sehr ähnlich, eine etwas ältere Ausgabe von ihr selbst. Sie sah ihren jungen Vater mit einer anderen Frau in Hospitalertracht reden.

"Meine Frau verblutet! Tun sie doch bitte etwas dagegen."

„Eine gesegnete Bluttransfusion würde zwanzig Credits kosten†œ, erklärte die Frau mit der blutigen Schürze bestimmt.

„Und wenn sie mein Blut nehmen?†œ Ihr Vater sah so jung aus, damals war er noch keine zwanzig gewesen, ihre Mutter vielleicht sechzehn. Pilger auf den Schiffen heirateten jung.

„Eure Blutgruppen stimmen nicht über ein, wie oft soll ich euch das noch erklären?†œ

„Ich habe aber keine zwanzig Credits†œ, ihr Vater holte aus seinem Pilgergewand einen Beutel hervor und zählte der Frau mit der blutigen Schürze siebzehn Credits in die Hand.

„Das sind aber nur siebzehn, es sind zwanzig nötig. Zwanzig!†œ Das letzte Wort sprach sie in einem Tonfall aus, als ob sie einem kleinen uneinsichtigen Kind etwas erklären würde.

„Bei der liebe des Imperators. Fangen sie schon an, ich werde das fehlende Geld schon auftreiben.†œ

„So läuft das aber nicht bei Pilgern des D Decks. Nur gegen Vorauskasse, so lauten die heiligen, unumstößlichen Vorschriften der Ekklesiarchie auf diesem gesegneten Schiff.†œ

„Ich flehe sie an, bitte geben sie meiner Frau eine Bluttransfusion! Seien sie doch im Namen des Imperators barmherzig!†œ

„Ehrlich gesagt, ist nicht mal sicher, ob das hilft. Und bevor ich nicht das ganze Geld habe, werde ich nichts tun. Blutkonserven sind teuer, besonders wenn sie gesegnet sind.†œ Ihr Vater sank auf die Knie und küsste die Füße der Frau.

„Ich bitte sie beim gnädigen Imperator, ich besorge das Geld.†œ

„Dann gehen sie, wenn sie sich beeilen, schaffen sie es ja noch rechtzeitig.†œ Ihr Vater stand auf und rannte aus dem Raum.

„Hier, sie ist ein wirklich hübsches Mädchen.†œ sagte die jüngere Schwester und legte Gavri, den munteren Säugling, an die Brust der sterbenden Frau. Ihre Mutter griff schwach nach ihr und blickte sie trotz der Schmerzen lächelnd an.

„Du bist wirklich was ganz besonderes! Wie schön du bist!†œ flüsterte ihre Mutter und streichelte ihr mit zitternder Hand zärtlich über das Haupt. „Ich möchte, dass sie Gavri heißt†œ, wandte sich die sterbende Frau an die nettere Hebamme.

„Gavri? Das ist ein ungewöhnlicher Name.†œ Aber ihre Mutter hörte die Antwort schon nicht mehr, denn sie war gestorben.

„Möge der Imperator ihrer Seele gnädig sein.†œ Die junge Hebamme nahm den Säugling wieder an sich. "Ach du armes Würmchen!"

„Kostet eine Bluttransfusion nicht nur zehn Credits?†œ wandte sie sich an ihre Vorgesetzte.

„Ich wusste, dass der dreckige Bastard keine zwanzig mehr hatte und ich finde es nur gerecht, dass das D Deck nicht noch weiter überbelegt wird. Die vermehren sich dort unten in ihrem eigenen Dreck wie die Ratten. Eine stirbt, ein anderes stinkendes Ding tritt an ihre Stelle, so werden es nicht mehr. Falls sie nicht krepiert wäre, läge sie in einem Jahr wieder hier und der nächste Balg käme heraus gekrochen. Ich könnte jedes mal kotzen, wenn Pilger vom D Deck hier an gehumpelt kommen und ihre Wehwehchen klagen, anstatt froh zu sein, auf einem heiligen Pilgerschiff sterben zu dürfen. Und das Duftwasser, um den Geruch ihrer ungewaschenen Leiber ertragen zu können†œ, sie tippte auf eine kleine Phiole mit Duftspender, den sie an einem Ring unter der Nase trug, „wird auch nicht billiger†œ.

„Aber, wir sind doch hier, um diesen Leuten zu helfen.†œ

„Das ist das, was diese mittellosen Schwachköpfe glauben sollen. Hören sie auf zu jammern. Ich habe eine Quote zu erfüllen, die mir der Dekan aufgebrummt hat.†œ

„Eine Quote? Was soll das heißen?†œ

„Lehrschwester Thebe, sie haben noch viel zu lernen. Ich muss dafür Sorge tragen, dass eine gewisse Anzahl an Pilgern des D Deckes im Hospital stirbt, dass ist von oben vorgegeben. Und ich bin froh, wenn ich nicht aktiv nachhelfen muss, um die Quote zu erfüllen. Und jetzt geben sie endlich Ruhe!†œ

Die Hebamme erwiderte eingeschüchtert darauf nichts und legte sie in eine kleine Wiege.

Die Tür wurde aufgerissen und ihr Vater stürmte herein.

„Ich habe das Geld. Sie können jetzt beginnen.†œ

„Mein tiefes aufrichtiges Beileid, die unsterbliche Seele ihrer Frau ist gerade zum Imperator gefahren. Aber es kostet genau zwanzig Credits, um ihre Überreste zu entbeinen und sie in der Kathedrale zur ewigen Ruhe betten zu lassen. Danke! Der Imperator wird sich nun um sie kümmern. So, nehmen sie ihr Kind und gehen sie bitte. Die nächsten hilfsbedürftigen Patienten warten schon.†œ Das Bild verblasste und Gavri schluckte schwer, während ihre weitere Tränen über die Wangen liefen.

„Meine Mutter starb gar nicht direkt wegen mir, sondern weil man sie hat sterben lassen. Ich verstehe das einfach nicht, dass war doch das Schiffshospital! Das ist doch für die Pilger da!†œ

„Die Einrichtungen der Ekklesiarchie sind oft nur für die da, welche die Dienstleistungen bezahlen können. Diese Organisation hat sich schon sehr früh dem Anhäufen von materiellen Dingen verschrieben. Menschen sind für diese Kirche nur dann von nutzen, wenn diese fleißig Spenden oder sich in einem Glaubenskrieg bereitwillig verheizen lassen. Es mag in den Reihen der Ekklesiarchie sicherlich viele lobenswerte Menschen geben, welche den Ruf der gesamten Kirche immer wieder durch gute Taten schönen, welche funktionierende soziale Einrichtungen betreiben und wirklich den Bedürftigen vollkommen selbstlos helfen. Aber ab einer gewissen Ebene ist die Ekklesiarchie innerlich verroht, trotz verschiedener Reformationen wie unter Sebastian Thor, der sicherlich die schlimmsten Exzesse an Prunksucht und Gier abgeschafft hat.†œ

Heute kam sie aus dem weinen nicht mehr heraus, dabei war sie doch sonst nicht so eine Heulsuse. Das Mädchen schniefte ein weiteres mal in das Tüchlein und schloss die Augen. Es verging einige Zeit, bis sie die neuen Informationen verarbeitet und akzeptiert hatte.

„Hm, jetzt ist nur noch die Frage, kann ich dir wirklich trauen? Schenke ich dir meinen Körper und du hast mich angelogen, bin ich ne verdammt blöde Nuss. Verwehre ich dir meinen Körper und du lügst nicht, steh ich als ne richtig dämliche selbstsüchtige Kuh da.†œ

„Du kannst darüber nachdenken, lass dir ruhig Zeit.†œ Gavri stieß einen tiefen Seufzer aus. Eine Wahl hatte sie eigentlich nie wirklich gehabt. Nahm sie das Angebot nicht an, starb sie mit hoher Wahrscheinlichkeit wegen der in ihr schlummernden psionischen Kräften und ihre Seele war verdammt. Nahm sie es an, gab sie nicht nur ihren Körper auf, sondern auch ihre bis jetzt reine und unsterbliche Seele. Eigentlich blieb ihr gar nichts anderes übrig, als sich selbst aufzugeben.

„Puh! Letztendlich kann ich nur meinem Herzen folgen und das hat sich schon entschieden. Und ich weiß, dass du das schon längst weißt. Du hast es schon gewusst, als ich durch die Türe gekommen bin. Nicht wahr?†œ

„Das ist wahr. Es ist unser gemeinsames Schicksal. Du wurdest nur dafür geboren. Alles was du bisher getan hast, diente nur dazu, dich auf diesen einen Tag vorzubereiten. Unsere Schicksale waren schon vereint, als dein Großvater zu der Pilgerfahrt aufbrach. Dein Name verkündete schon lange vorher deine wahre Bestimmung als mein Gefäß.†œ

„Dann verrate mir aber vorher noch deinen Namen.†œ

Und die Stimme nannte ihn und Gavri lächelte verstehend.

Kapitel VI

Position:

Imperium

Segmentum Pacificus

Sektor Jyoti

System Ghersom

Planet Ghersom IV

Nördliche Hemisphäre

Kontinent Ephrat

Kathedralsstadt

Im Schatten der Kathedrale Viertel

Zeit: 2 230 994.M41

Person: Nathan Zimmermann

Nat liebte diese frühen Morgenstunden, die Nacht war noch Dunkel, nur wenige Menschen waren in den verwinkelten Gassen und Straßen im Schatten der Kathedrale unterwegs. Dieses Viertel war wohl das verrufenste in ganz Kathedralstadt, die sonst schon fast unanständig sauber war. Dieses Viertel unterlag der Verwaltung der Ekklesiarchie und schon seit Jahrtausenden waren den Dekanen die schmierigen Einnahmen der halbweltlichen Einrichtungen lieber, als hier richtig aufzuräumen. Aufgrund eines alten Passus, der längst seine Bedeutung verloren hatte, ließen sich die regulären Judiciar-Prelaten hier nie blicken, so dass hier Leute mit Perspektive ungestört ihren Geschäften nachgehen konnten. Das einzige was ab und zu die Harmonie störte waren übereifrige Zeloten von Pilgerschiffen, welche diesen Schandfleck austilgen wollten. Dann ging es hier wortwörtlich heiß her und das Viertel war im Laufe der letzten Jahrtausende sicherlich schon mehr als vierzig mal abgefackelt worden. Aber es war immer wieder neu aufgebaut worden. Verwinkelter und schäbiger als zuvor.

Der junge Mann von nicht mal zwanzig Jahren war ein Raubtier auf zwei Beinen, Chef seiner eigenen Bande von Halsabschneidern, den Blutraptoren. Rot waren ihren Jacken, schwarz ihre Herzen, unbedarfte Pilger ihre Opfer. Auch wenn sie meist wenig Geld hatten, ihr Fleisch war trotzdem noch was wert. Es war irgendwie ironisch, dass die Fleischbuden um die Kathedrale oft mit dem Fleisch der Pilger die Pilger versorgten und kräftigten, die vernünftig genug waren, die Nacht in diesem Viertel zu meiden. Gestern Abend hatten sie ein Pärchen geschnappt, den Mann hatten sie sofort geschlachtet, die Frau bekam vorher noch eine saftige Füllung verpasst und wurde dann ebenfalls abgestochen. Wen kümmerte es schon, wenn Pilger verschwanden, ungezählte Tausende besuchten jeden Tag die Kathedrale. Dutzende von neuen Pilgerschiffen kamen jede Woche. Niemand kümmerte es, niemand interessierte es. Er selbst war auch von einem dieser Pilgerschiffe gekommen, hatte es nicht mehr ausgehalten und die Gelegenheit genutzt, hier ein neues Leben anzufangen. Ein Leben in Freiheit, wenn auch der Blutpreis hoch war. Aber solange nicht er diesen Preis bezahlen musste, war es ihm egal.

Als er das blonde Mädchen im blauen Kleid mitten auf der Gasse entdeckte, wusste er, dass diese Nacht wirklich eine schöne Nacht war. Für Zwölf, ihr Kommunionskleid verriet ihm das Alter, war sie recht knochig und flach, aber die wo auf so junges Gemüse standen, wollten keine Brüste und in dem Alter waren die Gören recht belastbar und hielten meist mehrere tausend Freier aus, bevor sie verbraucht waren. Die würde ihm gute Credits bringen. Der Anführer hätte schwören können, dass sie vor einem Augenblick noch nicht da gestanden hatte und die Gasse vollständig leer gewesen war, vom Unrat und umher huschenden Ratten einmal abgesehen. Nat pfiff leise und seine eifrigen Gefolgsleute kreisten die ruhig dastehende Göre ein.

„Geiles Wetter zum spazieren gehen†œ, meinte der muskulöse Halbstarke, der noch keine Zwanzig Jahre alt war, aber schon mehr als hundert Leben genommen hatte. Seine Jungs lachten dienstbeflissen über seinen flachen oft gebrauchten Witz, dass Mädchen sah sie neugierig an, einen nach dem anderen. Mit einem Blick, der unter die Haut zu gehen schien. Er sah in ihre strahlenden blauen Augen und sah sich von ihrem Blick seziert, als ob sie sein Innerstes betrachten würde. Da wo nur Dunkelheit, Hass und der Wille zu überleben war. Kein Zeichen von Angst lag in ihrer ganzen Haltung, dass war ungewöhnlich, aber wahrscheinlich war sie nur zu dämlich um die Gefahr zu begreifen, in der sie schwebte. Man musste schon recht dumm sein, um in dieser Gegend zu dieser Zeit alleine unterwegs zu sein. Ein Pilgermädchen nach den Tätowierungen auf der Hand zu schließen, auch wenn das blaue Kleid nicht so ganz dazu passte, da nur einheimische Pilgerinnen zu ihrer Kommunion diese Farbe trugen. Also kein Grund, beunruhigt zu sein. Und es würde Spaß machen, sie zuzureiten.

„Cedric, deine kleine Schwester weint sich jeden Abend in den Schlaf, weil sie sich solche Sorgen um dich macht. Darum geh jetzt, nimm sie mit, gehe ins Nordviertel, frage dich nach Fleischermeister Delakron durch, sag ihm, dass du Arbeit suchst und das Licht respektierst. Und nun geh!†œ Nat lachte belustigt auf, aber Cedric lies nach kurzem zögern einfach seine mit spitzen Eisennägeln gespickte Keule los, drehte sich wortlos um und ging. Er ging einfach! „Cedric! Bleib stehen!†œ Aber sein jüngstes Bandenmitglied rannte eilig davon. „Das wirst du bereuen!†œ Wenn er die kleine Hure zugeritten und verkauft hatte, würde er sich um Cedric und seine Schwester kümmern, ein kleines schmächtiges Ding von etwa sechs Jahren. Er würde ihr schreckliche Dinge mit seiner Keule antun und sie dann schänden. Danach würde seine Gang über sie darüber rutschen, während Cedric zusehen musste. Und danach würde er dann erst richtig gemein werden. In seinem verdorbenen Geist manifestierten sich einige überaus perverse Vorstellungen von Gehorsam und dem durchsetzen von Loyalität. Danach würde keiner mehr wagen, ihn wie einen Idioten mitten auf der Straße stehen zu lassen.

„OK, schnappt euch die kleine Hure, dann reiten wir sie zu und verkaufen sie. Anschließend besuchen wir Cedric!†œ Zwei seiner Jungs griffen johlend nach dem Mädchen mit dem Pilgerzopf. Im letzten Moment wich sie aus, schnappte sich eine der zugreifenden Hände und wirbelte seinen Mann über die Schulter auf dem Boden. Mit einem harten Tritt ihrer bloßen Ferse brach sie ihm seine Nase. Den zweiten schmetterte sie die Faust in den Kiefer. Ihr Arm wie auch der Kiefer brachen mit einem satten knacken. Sein zweiter Mann stürzte zu Boden, hielt sich den blutenden Mund und spuckte mehrere Zähne aus.

„Autsch! Dieser Körper ist noch sehr zerbrechlich†œ, meinte das Mädchen und hielt sich kurz schmerzerfüllt den gebrochenen Arm. Er konnte sehen, wie sich unter der Haut etwas kurz bewegte, dann ballte sie mehrmals prüfend die Faust. In dem Moment wusste Nat, dass diese Nacht eine verdammt beschissene war. „Auf sie, macht sie fertig!†œ brüllte er zu seinen zwei einsatzfähigen Leute und hob seine Keule mit beiden Händen. Er sah zu spät, wie einer seiner Jungs auf ihn schlug, das Gesicht voller Überraschung verzerrt. Im letzten Moment konnte er den Hieb abblocken, musste aber ein paar Schritt zurücktaumeln, bevor er das Gleichgewicht wieder gefunden hatte. Seine Jacke war gepanzert, nur deswegen hatte er sich beim Block mit dem Unterarm nichts gebrochen. Aber ein überaus schmerzhaftes Hämatom bildete sich jetzt schon. Der verbleibende Ganger schlug mit voller Wucht, die Keule in den Kopf von denjenigen, der ihn gerade angegriffen hatte. Mit einem satten Krachen prallte die Keule in den Kopf, die Nägel fuhren tief in den Schädel und sein noch immer dämlich aus der Wäsche glotzender Mann brach tot zusammen.

„Was habe ich getan?†œ stammelte Ron, dann verzog er sein Gesicht, griff sich an die Brust und fiel einfach um. Die anderen beiden, welche den Angriff begonnen hatten, rührten sich auch nicht mehr. Das Mädchen sah ihn beinahe traurig an. „Nathan Zimmermann, du bist ein wirklich böser Mensch. Deine Verderbtheit und Sadismus reichen bis in die Knochen. Nicht nur das du viele unschuldige Menschen getötet hast, sondern auch andere dazu gebracht zu morden, zu vergewaltigen und Kannibalismus zu betreiben. Und am schlimmsten ist, dass hier niemand dir Einhalt geboten hat. Es ist ein schlimmes Zeichen, wenn es möglich ist, im Schatten der Engelskathedrale so viele Morde an unschuldigen Menschen zu begehen und es kümmert niemand. Wahrlich, dass Imperium und die Ekklesiarchie hat jeden Respekt am menschlichen Leben verloren. Es ist noch viel schlimmer, als ich befürchtet habe.†œ

„Bitte! Töte mich nicht! Ich tu alles was du willst! Du hast wahre Macht! Du bist ein Psioniker? Oder gar ein Dämon? Du hast bestimmt einen Kult oder so? Lass mich dir beitreten, ich werde dir gut dienen! Ich werde alles für dich tun, wirklich alles!†œ Er lies seine Keule fallen und sank auf die Knie, streckte die Hände flehentlich nach oben. Ein Mann sollte wissen, wann er verloren hatte.

„Jetzt bettelst du um dein Leben. Hast du jemals Mitleid gehabt? Die Frau die du heute getötet hast, war schwanger, sie hat es dir gesagt. Sie wollte auch alles tun, um am Leben zu bleiben, um ihr ungeborenes Kind zu beschützen. Du hast sie in dem Glauben gelassen und sie war euch zu willen, hat jede eurer verderbten Abartigkeiten mitgemacht. Aber du hast ihr ungeborenes Baby dann aus dem Bauch geschnitten und es vor ihren Augen zertreten. Für eine solch abscheuliche Tat kann es keine Vergebung geben.†œ

„Ich kann nichts dafür! Das ist in mir. Mein Vater, er kam jeden Abend zu mir, hat mir furchtbar weh getan und schlimme Dinge mit mir angestellt. Er ist Schuld! Nicht ich!†œ

„Manche Ausreden ändern sich nie. Man hat immer eine Wahl. Das du deinen eigenen Vater getötet hast, könnte man dir vielleicht noch verzeihen, aber alles andere nicht. Du verdienst keine zweite Chance, du bist verdammt!†œ Er spürte, wie seine Hand sich ohne sein Zutun bewegte, nach seinem versteckten Messer im Stiefel griff, es herauszog und gegen seine Kehle drückte.

„Bitte! Ich tu alles was du willst.†œ Das Mädchen sah ihn unergründlich an und dann zog er sich sein eigenes Messer über die Kehle. Er schnappte nach Luft, spürte wie das Blut aus seiner Halsschlagader sprudelte. Das Messer entglitt seinen kraftlosen Fingern und er sah, wie das Mädchen sich umdrehte und weg ging. Dann fiel er um und spürte, wie das Leben aus ihm heraus floss. Er hörte die Glocken des Konvents der Sororitas Schwestern in der Ferne läuten, welche zu ihrem frühen Morgengebet riefen. Dann glitt er in die Schwärze. "Was für eine beschissene Nacht" war sein letzter Gedanke, bevor die Finsternis nach ihm griff.

Position:

Imperium

Segmentum Pacificus

Sektor Jyoti

System Ghersom

Planet Ghersom IV

Nördliche Hemisphäre

Kontinent Ephrat

Kathedralsstadt

Hauptfiliale Alderstein & Meldorn

Zeit: 2 231 994.M41

Person: Ike Eisenstein

Ike Eisenstein grüßte höfflich seine Sekretärin, eine Großmütterlich wirkende Mittfünfzigerin, die wirklich schon ein halbes Dutzend Enkelkinder hatte, deren putzige Bilder der kleine Bildgenerator in kurzen Abständen über ihrem Schreipult als Holo projizierte.

„Ein schönen guten Morgen, Herr Eisenstein, gerade hat der Filialleiter von unten angerufen, sie sollen dringend zurück rufen, er klang sehr aufgeregt†œ, erzählte ihm seine Sekretärin, die ihr Haar in einen strengen grauen Dutt trug, während er seinen Übermantel in den Schrank hing.

„Der Filialleiter?†œ Ike hatte nichts mit der Laufkundschaft des uralten und Imperiumsweit angesehenen Bank und Handelshauses Alderstein & Meldorn zu tun. Er war einer der angesehensten und erfolgreichsten Vermögensverwalter des Hauses und hatte eigentlich nur einen Kunden, dessen Vermögen er verwaltete. Diesen Kunden hatte er noch nie gesehen, ebenso wenig wie seine Vorgänger. „Dann verbinden sie mich bitte mit ihm.†œ Der Mann Ende Vierzig setzte sich an seinen großen beeindruckenden Schreibtisch und der Intercom Bildschirm erwachte zum leben, nachdem er die heilige Aktivierungsformel gesprochen hatte und die vorgeschriebenen Bewegungen exerziert hatte. „Einen wunderschönen guten Morgen, was kann ich für sie tun?†œ Der Filialleiter sah in der Tat etwas nervös aus.

„Einen ebenfalls wunderschönen guten Morgen, Herr Direktor Eisenstein. Ich habe hier ein Fräulein Pilgerstochter, dass eine Kontonummer angegeben hat. Laut Akten ist diese Nummer ihnen zugeordnet, Herr Direktor Eisenstein†œ.

„Ein Pilgermädchen? Sie hat wirklich die Kontonummer genannt?†œ fragte Ike ungläubig. Die Nummer hatte zehn Stellen und damit gab es eine Milliarde Möglichkeiten. Es gab immer wieder besonders Mutige oder besonders Dumme, die eine Filiale des Bankhauses betraten und einfach auf gut Glück eine Zahl nannten. Genau deswegen gab es eine zweite Sicherheit, nämlich ein Codewort.

„Ja, dass hat sie.†œ

„Nun gut, dann geben sie mir das Mädchen für die Codewortverifizierung.†œ Der Fialleiter winkte das schlaksige Mädchen her, dass wirklich wie ein Pilgerkind aussah, Zopf und die Tätowierungen auf den Handrücken sprachen Bände. Sie war Barfuß und trug ein blaues Kleid, das sehr altbacken aussah. Da er zwei Töchter in ihrem Alter hatte, wusste Ike in etwa, was gerade In und gerade Out war. Schließlich durfte er die Rechnungen der nicht gerade billige Schneiderin begleichen. Und natürlich durfte es auch nicht irgendeine Schneiderin sein, sondern eine ganz spezielle, wo auch die Freundinnen seiner Töchter einkauften.

„Einen wunderschönen guten Morgen. Sie haben die Nummer 3478124032 genannt, ihr Codewort lautet?†œ

„Die Zeit ist gekommen.†œ sagte sie ohne zu zögern.

„Das ist korrekt, bitte haben sie einen Moment Geduld. Filialleiter, schicken sie die Kundin in den VIP Lounge hoch und sorgen sie dafür, dass es an ihr nichts mangelt, und schicken sie jemand, der ihr vorher noch die Füße wäscht.†œ, erklärte Ike nach einem kurzen schlucken. Das war also die wichtigste Kundin des Bankhauses. Er hatte für den Fall der Fälle ein Dossier vorbereitet, aber das aktualisierte er nur noch jedes halbes Jahr. Die meisten Zahlen stimmten noch. Zum Glück verfügte er über die besten Verwaltungsmaschinen des Bankhauses, über einige fähige Assistenten und so war es nur ein Aufwand von knappen zehn Minuten, alles auf den neusten Stand zu bringen. Eisenstein bemerkte, wie nervös er war. „Warum gerade jetzt?†œ murmelte er immer wieder vor sich hin. Seine Gedanken überschlugen sich, als im immer mehr Bewusst wurde, was das Auftauchen des Mädchens bedeuten konnte. Dann waren die Unterlagen komplett und er beeilte sich in die VIP Lounge zu kommen, einen verschwenderisch eingerichteten Raum mit gemütlichen Ledersesseln, Anrichten voller Kunstgegenstände und Tische, auf denen Datenterminals eingebaut waren.

Das Kind saß in einem der Sessel, die Zehen tief in den flauschigen Teppich vergraben und nippte gerade genüsslich an einer Porzellantasse mit frisch duftenden Rekaf. Sie hatte dabei die Augen geschlossen und schien den Duft des Blättergetränks zu genießen. Konnte dieses Kind wirklich sie sein? Ike sah keinerlei Spuren, dass sie etwas anderes war, als ein dürres Kind in einem altmodischen Kommunionskleid. Aber doch war sie hier, hatte die korrekte Nummer und Codewort gewusst.

„Ich bin Direktor Ike Eisenstein, ich verwalte ihr Vermögen seit Acht Jahren. Es freut mich außerordentlich, ihre Bekanntschaft machen zu dürfen. Fräulein Pilgerstochter.†œ Das Mädchen stand auf und lächelte ihn an. Sie hatte viel zu bleiche Haut, typisch für Pilger, die den Großteil ihres Lebens auf einem Pilgerschiff verbrachten. Das sollte die Inhaberin des Kontos sein? Aber Nummer und Codewort waren korrekt und kein Betrüger würde ein Kind in so einer lächerlichen Verkleidung schicken.

„Es freut mich auch, euch kennen zu lernen, Direktor Eisenstein und keine Angst, ich bin wirklich die Eigentümerin dieses Portfolios. Macht euch deswegen keine Sorgen.†œ Das Mädchen lächelte mit überraschend guten Zähnen. Sie reichte ihm die Hand und ihr Druck war fest. „Ihr könnt Gavri zu mir sagen, wenn sie nun bitte anfangen möchten?†œ

Gavri? Das war nicht der Name, den er erwartet hatte, aber er löste doch eine gewisse Vertrautheit aus. Konnte es wirklich etwa sie sein? Aber auf den Bildern war sie anders dargestellt gewesen.

Er geleitete sie in einen der fensterlosen Nebenräumen, die mit einem Datenterminal mit großem Bildschirm ausgerüstet waren. Für die Kunden gab es bequeme Ledersessel. Der Direktor orderte bei einem der Diener noch weitere Getränke. Als dann endlich die ersten Daten auf dem Bildschirm flimmerten, war Ike in seiner eigenen sicheren Welt der Zahlen anbelangt. Der Welt der interstellaren Finanzen. Wahrscheinlich verwaltete er das größte private Vermögen der Galaxis. Angelegt vor über Zehntausend Jahren. Einiges in Fest angelegtem Geld, die damals schon horrenden Summen hatten sich durch Zins und Zinseszins zu einem unvorstellbarem Vermögen vervielfacht. Dazu kamen Anteile an Freihandelsgilden, Commercia-Kombinaten und vielen anderen Geschäften. Der Eigentümer hatte seinen Verwalter recht freie Hand gelassen, es gab nur ein paar fixe Punkte, die unbedingt einzuhalten waren. Im Laufe der Jahrtausende waren Commercia-Kombinate aufgestiegen, hatten expandiert und waren wieder zu Bedeutungslosigkeit herab gesunken. Ambitionierte Vermögensverwalter hatten meist rechtzeitig reagiert und hatten den notwendigen Weitblick besessen, dass Vermögen im Lauf der Jahrtausende zu vervielfachen.

Gavri schien seinen Ausführungen gut zu folgen können und stellte Fragen, die teilweise mit sehr spezifischen Fachwörtern gespickt waren, wenn manche auch so schon lange nicht mehr in Gebrauch waren. Und sie stellte Fragen mit einem sehr großen Detailwissen zu sehr alten Posten, die auf Planeten lagen, die inzwischen oft dem Imperium verloren gegangen waren. Und er merkte bald, in welche Richtung diese Fragen gingen. Auf die letzte antwortete er nicht, sondern sah das Mädchen an. Dann sprach er die Worte, die ihn töten könnten, wenn sie nicht diejenige war, von der er annahm, dass sie es war.

„Das Imperium mag untergehen, aber das Licht wird nicht erlöschen†œ, begann er die Erkennungsformel der Anhänger der Konföderation des Lichts.

„Denn die Lichtbringerin wird kommen und die Dunkelheit vertreiben†œ, beendete das Mädchen den Satz.

„Ihr seid es! Bitte vergebt mir, dass ich euch nicht sofort erkannt habe.†œ Eisenstein kniete sich vor ihr hin und küsste ihre Füße.

„Schon gut. Meine Gestalt ist noch nicht vollendet. Setzt euch und nehmt einen Schluck. Ich glaube, ihr braucht ihn†œ, erklärte sie lächelnd, nachdem sie segnend ihre Hand auf seinen Kopf gelegt hatte. Er beeilte sich aufzustehen und schenkte sich einen doppelten ein.

„Dann ist das Ende des Imperiums also Nahe?†œ

„Das Leuchtfeuer wird in etwa zwanzig Jahren verlöschen, die Imperiale Raumfahrt wird zusammenbrechen. Das Chaos, die Orks, der große Verschlinger und viele andere werden sich einen blutigen Wettlauf liefern, wer zuerst das Imperium vernichten wird. Falls nicht noch etwas viel schlimmeres passieren wird.†œ

„Werdet ihr das Imperium retten?†œ

„Nein, nicht einmal ich vermag das mehr, dazu ist es endgültig zu spät. Aber ich werde die Menschheit retten, sie wird weiter existieren. Mit eurer Hilfe, mit der Hilfe der wahren Gläubigen an das Licht. Ganz besonders mit eurer Hilfe, hört nun gut zu und merkt euch gut, was ich euch nun sagen werde. Die Zukunft der Menschheit wird davon abhängen.†œ

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es war wieder viel zu kurz;D und schonmal das ganze Manuskript als pdf bestell:D ich nehms dan wens komplett is .............ALSO BEEILUNG!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

ne mal im ernst is einfach herlich deine Geschichten zu lesen

gruss greendust

40 k orks!!! orkboys wir bringen den waaagh!!!

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Danke für das viele Feedback. Hier wieder ein größeres Stück. Es täuscht manchmal, wie viele Seiten das am Ende sind. Mal sehen ob es das Finale an einem oder zwei Stücken geben wird. Danach werde ich ein PDF online stellen. Und wer mir Straßensams vorbei schicken will, sollte bedenken, Mandy, Sakura und Sarah lungern hier auch noch rum. (Kleiner Insider) :lach:

Position:

Imperium

Segmentum Pacificus

Sektor Jyoti

System Ghersom

Planet Ghersom IV

Nördliche Hemisphäre

Kontinent Ephrat

Schloss der Gouverneurin

Zeit: 2 233 994.M41

Person: Königin Theodora XXVIII

„Was los?†œ, nuschelte Theodora XXVIII verschlafen, als sie die menschliche Silhouette an ihrem Bett bemerkte, die sie wohl geweckt hatte. Ihr Gemahl schlief normalerweise in seinem Zimmer, nur für die ehelichen Pflichten, die sie auch noch im zwanzigsten Jahr ihrer Ehe mehrmals wöchentlich nachgingen, befanden sie sich im gleichen Bett. Aber dann wurde ihr bewusst, dass dies nicht ihr Mann sein konnte, denn dass was sie Dunkel zu erkennen glaubte, war einfach zu klein dazu. Auch ihre Assistentin war etwas größer, die sie bei wichtigen Anlässen durchaus aus dem Bett werfen durfte.

„Alarm!†œ rief sie und die elektrischen Lampen glommen auf. Gleichzeitig aktivierte sich ihr persönliches Schutzfeld, dass in dem Medaillon eingearbeitet war, dass sie um den Hals trug. Ihr nun im Licht der künstlichen Kerzen der Leuchter erstrahlendes Schlafgemach war dem einer planetaren Gouverneurin mehr als nur angemessen. Es war schon beinahe eine kleine Halle, mit einem Deckengemälde verziert, dass zeigte, wie ein blau gewandeter weiblicher Engel mit goldenen Haar einer jungen Frau in einem ebenfalls blauen Kleid eine Krone aufsetzte. Der Boden war mit flauschigem Teppich ausgelegt, die Möbel aus edelsten Holz gefertigt, die Tapete aus blauer Seide. Es gab einen Tisch, auf dem eine Flasche Wein, eine Wasserkaraffe und zwei Gläser standen. Die Gläser wurden jeden Tag ausgetauscht, aber die Flasche hatte schon da gestanden, als sie ihr Amt vor zehn Jahren von ihrer Mutter geerbt hatte.

Theodora sprang aus dem Bett, richtete ihren Ring mit einer eingebauten Digitalwaffe auf den vermeintlichen Angreifer und hielt dann überrascht inne. Zum einen registrierte sie, dass außer dem Licht und ihr persönliches Schutzfeld kein anderes System auf ihren Alarmruf reagiert hatte und das der scheinbare Angreifer ein hellhäutiges Mädchen in einem blauen Kommunionskleid immer noch ruhig da stand. Die goldblonden Haare waren streng zu einem Pilgerzopf geflochten und es trug einen großen Rucksack auf den Rücken. Theodora blinzelte zweimal, aber das dürre Kind stand immer noch vor ihrem Bett. Es schien unbewaffnet zu sein, für eine Attentäterin war sie auch wohl auch etwas zu jung. Die Gouverneurin hatte keine Ahnung, was sie davon halten sollte. Es gab das Gerücht, dass imperiale Assassinen sich so gut tarnen konnten, dass sie von einem Kind bis zu einem alten Mann alles darstellen konnten. Das Imperium hatte wahrlich Grund genug, sie zu töten, aber irgendwie schien ihr dieses Kind nicht zu diesen legendären imperialen Assassinen zu gehören.

„Wer bist du und wie in aller Welt bist du hier hinein gekommen?†œ Theodora linste zu der unscheinbaren Tapetentür, aus der jederzeit ihre Leibwächter stürmen sollten, falls diese überhaupt noch lebten. Das dieses Mädchen es unentdeckt bis in ihr Schlafzimmer geschafft hatte, lies nichts Gutes vermuten.

„Das Imperium mag untergehen, aber das Licht wird nicht erlöschen†œ, begann das Mädchen zu sprechen.

„Denn die Lichtbringerin wird kommen und die Dunkelheit vertreiben†œ, beendete Theodora die Formel, dann zeigte ihr das Mädchen ihre Handflächen und ein Licht glomm auf.

„Du bist es!†œ jauchzte Theodora, sprang vor unendlicher Freude erfüllt wie ein kleines Kind in die Luft und kniete sich dann respektvoll vor ihrer großen Schwester nieder.

„Steh auf, kleine Schwester, wir haben viel zu bereden.†œ Theodora stand auf und glättete ihr Nachtgewand.

„Alarm aus!" befahl sie dem System, obwohl es bis jetzt noch nicht weiter reagiert hatte. Wahrscheinlich hatte die große Schwester die Systeme im Vorfeld deaktiviert. "Dann ist es also soweit. Die letzten Tage des Imperiums sind also angebrochen, so wie es in der Prophezeiung hieß.†œ

„Ja, aber die Menschheit wird nicht untergehen. Wie viele wahre Gläubige gibt es noch auf diesem Planeten, kleine Schwester?†œ

„Komm, setz dich, große Schwester. Wir haben so unendlich lange auf dich gewartet. Manchmal dachte ich schon, alles wäre nur ein Legende."

"Es war eine Ewigkeit. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie Froh ich bin, nach aller der langen Zeit endlich eine neue Wirtin gefunden zu haben. Aber erzähl, was ist nach meinem Ableben genau vorgefallen. Ich habe zwar einiges mitbekommen, aber viele ist für mich noch recht diffus."

"Da ist einiges passiert. Nachdem deine letzte Inkarnation vernichtet wurde, erstarkte die Ekklesiarchie ungemein. Meine Vorfahrinnen konnten den Druck einige Zeit standhalten, aber irgendwann hieß es sich zu beugen oder zu brennen. Also ging die Konföderation des Lichts in den Untergrund und das Ghersom System bekannte sich offiziell unter Gouverneurin Alexandra XIII, genannt die blutige Schlächterin, zum Glauben an den Imperialen Heiland. Zum Schein organisierte sie die Vernichtung der Konföderation mit. Niemanden außer unserer Familie hat je von ihrem Doppelspiel gewusst. Sie ist als die meistgehasste Frau dieses Planeten in die Geschichte eingegangen. Aber der wahre Glaube an das Licht hat dank ihr überlebt. Auch wenn die Opfer dafür hoch waren.

Die Geschichte des Segmentum Pacificus ging turbulent weiter, es gab mehrere gescheiterte Aufstände und mit dem wahren Senat von Terra Nova gelang sogar einige Zeit die Unabhängigkeit vom Imperium zu erlangen. Aber unsere Bemühungen waren nicht von Erfolg gekrönt. In einem langen Krieg eroberte das Imperium Welt auf Welt zurück und wir mussten schließlich kapitulieren. Aber das Imperium hatte sich übernommen, die Ekklesiarchie unter dem Tempel des Imperialen Heilands gewann die Oberhand über den Senat von Terra und eine unglaubliche Schreckensherrschaft begann. Überall wurden grausame Todeslager errichtet und eine gnadenlose Jagd auf die Rechtgläubigen setzte ein. Als Sebastian Thor dann im Namen der Konföderation des Lichts seine Reformation startete, waren wir voller Hoffnung, aber er vertrat die Interpretation der Konklave von Dimmamar, die sich näher an den Tempel des Heilands ausgerichtet hatte, als die Konföderation des Lichtes von Pacificus es je getan hat. Wenigstens beendete er die Verfolgung der Rechtgläubigen. Danach litten wir unter die Bucharis Häresie, die sich wie ein Geschwür ausgebreitet hatte. Natürlich mussten wieder viel Blut fließen, bis das Imperium uns verzieh. Nach einigen Jahrhunderten Ruhe ging es dann weiter mit der Macharius Häresie, welche der Bevölkerung von Ghersom unglaubliche Opfer abverlangte.

Die Konföderation hat überlebt aber wir mussten sehr vorsichtig sein, die einzelnen Zellen waren unabhängig voneinander organisiert, so dass wenn eine entdeckt wurde, der Glaube als ganzes nicht in Gefahr war. Um es kurz zu machen, ich habe direkten Kontakt zu etwa hundert Zellen, auf dem Planeten sind von den zwei Milliarden Einwohner vielleicht noch eine Million in Wahrheit Rechtgläubige, der Rest weiß nichts mehr vom alten Glauben. Es tut mir so Leid!†œ

„Kleine Schwester, nicht doch, ich mache dir keine Vorwürfe. Auch deinen Vorfahrinnen nicht. Sie haben wohl daran getan, den Glauben zu verstecken, wenn die Alternative der Tod ist.†œ

„Allerdings sind alle wichtigen Ämter bei der Verwaltung, in der Wirtschaft und beim Militär von Rechtgläubigen besetzt, teilweise wissen sie noch nicht einmal voneinander, dass sie in Wahrheit den gleichen Glauben haben. Falls wir dem Imperium widerstehen müssen, können wir das tun.†œ

„Ich bin nicht hier, um einen örtlichen Aufstand zu planen. Nein, dass wird viel größer werden. Details erkläre ich dir später, kleine Schwester. Wie sieht es mit den anderen Systemen des Segmentum Pacificus aus?†œ

"Von den knapp Zwanzigtausend Systemen des Segment Pacificus werden Fünfzig in Wahrheit noch von Konföderierten Gouverneuren beherrscht. Es gelang uns ein Netzwerk zu installieren, so dass imperiale Organisationen, die Prinzipiell ihr Personal von Außerhalb beziehen, von Rechtgläubigen anderer Systeme durchsetzt wurden, so dass wir letztendlich auch diese vitalen Punkte unter Kontrolle haben. Wir haben sogar einige unserer Leute in die Inquisition schleusen können, so dass einige wichtige Ämter unter unserer Kontrolle stehen."

"Das sind äußerst gute Nachrichten. Ich suche noch einige Leute für wichtige Posten. Aber dazu auch später mehr."

„Willst du was trinken? Seit deinem Tod erwarteten wir deine Rückkehr und jeden Tag deckten meine Vorfahrinnen diesen Tisch und stellten eine Flasche mit deinem Lieblingswein zurück, für den Fall, dass du zurückkommst, große Schwester.†œ

„Oh, Wein, wie gerne würde ich ein Schluck nehmen, aber mein jetziger Körper ist noch nicht soweit, Alkohol zu trinken, kleine Schwester.†œ

„Hat dein jetziger Wirt Geschwister, große Schwester?†œ Theodora hoffte nicht, stammte ihre Familie doch von der jüngeren Schwester der alten Inkarnation des Engels ab, seit über Zehntausend Jahren regierte ihre Familie schon den Planeten.

„Keine Angst, deine Blutlinie wird weiter herrschen, wir sind in dieser Inkarnation ein Einzelkind. Hast du und eine Vorfahrinnen sich an meine Anweisungen gehalten? Sind meine Sachen noch verwahrt?†œ

„Ja, große Schwester. Deinen Anweisungen wurden geflissentlich befolgt. Komm mit, ich führe dich in die Schatzkammer.†œ Theodora schlüpfte in ihre Pantoffeln und ging in ihren Wandschrank. Sie zog sich schnell um. Am Ende des Schrankes gab es ein loses Panel, dass sie aufklappte, eine Nummer eingab, „Engelstränen sind so bitter†œ sagte und ihren Daumen auf einen Scanner presste. Die Wand fuhr geräuschlos zur Seite und gab den Blick auf eine Kabine frei. Sie fuhren damit tiefer als das Untergrundlevel des Palastes. Sie betraten einen kurzen Gang, Theodora deaktivierte die Fallensysteme und öffnete eine weitere Türe mit dem Amulett, dass sie um den Hals trug. Dahinter befand sich die geheime Schatzkammer der Konföderation des Lichtes. Hier waren die Lehren und die Geschichte in Stein gemeißelt, für alle Ewigkeit konserviert, dass die Wahrheit nie vergessen werden würde. In einer Nische standen mehrere kleine Elektronische Vehikel, auf die man sich stellen konnte und die dann selbstständig fuhren. Damit fuhren sie die mit steinernen Schrifttafeln bedeckte Gänge ab, bis sie einen ganz bestimmte Tafel erreichten. Die Gouverneurin drückte mehrere Symbole und ein weiterer Geheimraum offenbarte sich.

Hier wurde das heilige Buch der Anweisungen aufbewahrt und die zurück gelegten Gegenstände der großen Schwester. Das einzige was sie davon je berührt hatte, war das kleine Datablock gewesen, da sie Anweisung hatte, Daten über alles Mögliche zu sammeln und zwei mal im Jahr auf das Datablock zu übertragen. Ihre Vorfahrinnen hatten das viele Jahrtausende gemacht und in dem Block war wahrscheinlich die umfassendste Wissenssammlung der Menschheit gespeichert. Die Speichersteine schienen eine schier unendliche Kapazität zu haben. Eine ihre Vorfahrinnen hatte extra eine geheime Behörde gegründet, um Daten zu sammeln und auch an solche zu kommen, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren.

Ihre große Schwester holte aus verschiedenen großen Stasiskisten zuerst ein Schwert, dann einen kompletten Anzug und einen Schutzschildgenerator heraus. Ungeniert schlüpfte ihre Schwester aus dem Kleid und sie stieß erschreckt die Luft aus, als sie die schrecklichen Schriftzeichen auf dem Rücken des Mädchens bemerkte.

„Das ist bei denen ganz normal. Schrecklich, nicht?†œ

„Ja, große Schwester, die Erlösungssuchenden suchen diese oft im Schmerz, weil sie sich etwas anderes nicht leisten können.†œ

„Ich komme immer mehr zu dem Schluss, dass die Ekklesiarchie eine durch und durch verkommene Organisation geworden ist. Sie ist nur noch daran interessiert, ihre Macht und Einfluss zu mehren. Es mag in ihren Reihen sicherlich viele geben, die ein Leben im Dienst der Gläubigen führen, aber die sind leider viel zu wenige. Ich hätte damals diesen verrückten Fatidicus töten sollen, als er noch ein kleiner unbedeutender Spinner war. Ich habe sträflich unterschätzt, was für ein hässliches Geschwür sich daraus entwickeln wird, die Ströme der Zeit waren damals noch zu verworren, um diese Möglichkeit zu erkennen. Es wird Zeit, mit der notwendigen Operation zu beginnen. Nur noch zwanzig Jahre verbleiben uns oder alles wird verloren sein. Ich habe da ein paar äußerst wichtige Anweisungen für dich, kleine Schwester.†œ

Position:

Imperium

Segmentum Pacificus

Sektor Jyoti

System Ghersom

Planet Ghersom IV

Nördliche Hemisphäre

Kontinent Ephrat

Kathedralsstadt

Seidenschleier

Zeit: 2 239 994.M41

Person: Lino Lope

Lino Lope nahm einen tiefen Zug von seinem letzten Lho-Stäbchen und hauchte den Rauch in der Form kleiner Ringe wieder aus. Das war sein letztes Stäbchen mit dem beruhigenden Stoffen, die angeblich die Gesundheit angreifen konnten. Die Reste seiner letzten Mahlzeit standen auf dem einzigen Tisch des Raumes. Und er konnte noch das Parfüm der süßen kleinen Hure namens Coco riechen, die ihm zum letzten mal so richtig schön mit großem Können und Elan verwöhnt hatte, wie es nur berufene Professionelle konnten. So sollte ein Mann abtreten, der keine Zukunft mehr hat, dachte Lino und sah sich in dem nach Parfüm riechenden und mit Plüsch überladenen Bordell Zimmer des einschlägig bekannten Etablissement mit dem Namen "Seidenschleier" ein letztes mal um. Über hing ein großer Spiegel. Er saß auf einem Herzförmigen Bett, es gab noch einen Sessel, wo seine Kleider lagen. Dazu noch eine kleine Hygienenische. Der schwarzhaarige Mann mit voller Frisur und langen Kotletten hatte einen trainierten Körper, der gerade vierzig Standardjahre alt geworden war.

Er senkte den Blick auf die reich verzierte Boltpistole in seiner Hand. Wenigstens mit der Waffe in der Hand würde er sterben, wenn er schon nicht mit seinem eigenen Schiff hatte sterben dürfen. War ja auch seine eigene Schuld gewesen. Dämlich, so am Leben zu hängen. Aber in dem Moment hatte er nicht an das später gedacht, an die Komplikationen, die seine Tat verursachen würde. Wenigsten hatte er das verfluchte Eldar Piratenschiff samt seiner verdorbenen Besatzung in den Tod gerissen. Hat ja nur sein Schiff, seit Generationen im Besitz seiner Familie und seine wertvolle Ladung gekostet.

Die Ladung, ja die Ladung würde nun sein Leben kosten. Er hatte bei zu vielen Leuten Schulden machen müssen, um an die Brandheiße und im Verhältnis äußerst günstige Ware zu kommen. Es war nur eine Frage, welches Konsortium ihn zuerst bekommen würde, um ihm wenigstens noch ein paar Schmerzen vor seinem Tod zu verursachen. Die Galaxis war nicht groß genug, um sich vor diesen Leuten zu verstecken. Über kurz oder lang würden sie ihn bekommen. Es war nur die Frage, wie viele Leute er auf seiner Flucht mit in den Tod reißen würde. Da war es besser, jetzt und hier dem ein Ende von eigener Hand zu machen. Lino entsicherte die Waffe und drückte sie an die Stelle, wo Kopf und Hals übergingen. Das Explosionsgeschoss würde ihm so den Kopf herunterreißen. Das gab zwar eine verdammt große Sauerei, aber die Putze konnte ja seine Kleider als Entschädigung nehmen. Sein letztes Geld hatte die begabte Hure bekommen, mit der er gerade noch zusammen gewesen war und die er unter dem Vorwand ihm neue Lho-Stäbchen zu holen, weg geschickt hatte. In dem Moment entriegelte die Türe und ein Mädchen von etwa zwölf Jahren betrat den Raum. Sie trug eine blaue Fantasieuniform, ein Schwert auf dem Rücken und eine Laserpistole im Holster an der Seite. Nach einer Hure sah das ganz und gar nicht aus. Die Waffen sprachen eine deutliche Sprache, auch wenn das scheinbare Alter der Trägerin nicht zueinander passten. Aber Äußerlichkeiten konnten täuschen und es gab genug Absonderlichkeiten zwischen den Sternen, auf das Lino sich noch von etwas überraschen lies.

„Die Kopfgeldjäger werden auch immer jünger. Aber du bist zu spät, Kleine.†œ Er wollte abdrücken, aber etwas blockierte seine Waffe. „Scheiße!†œ brüllte er und sah die Hexe böse an, eine andere Möglichkeit gab es kaum, warum seine zuverlässige Waffe gerade jetzt versagte.

„Ich bin weder Kopfgeldjäger noch will ich dir was Böses, Kapitän Lope. Ich will euch ein Geschäft vorschlagen. Also legt die Waffe weg, hört mich an und falls ihr nicht interessiert seit, könnt ihr euch dann immer noch erschießen.†œ Sie schloss die Tür hinter sich und warf ihm seine Kleidung zu, die auf dem Sessel gelegen hatte. Er hatte nur seine Unterhose an. "Zieht euch bitte wieder an."

„Ein Geschäft? Wenn du weißt, wer ich bin, dann weißt du, dass ich weder Schiff noch Geld habe, sondern nur einen Haufen Schulden.†œ

„Das ist so nicht ganz korrekt.†œ Sie kramte aus ihrem abgetragenen Rucksack einen Hefter heraus und reichte ihn hinüber. Er sah die tätowierten Hände. „Du bist eine Pilgerin mit einer lebenslangen Fahrkarte?†œ

„Lest! Wir haben nicht viel Zeit.†œ Lino klappte mit einem Seufzer den Hefter auf und sah bestätige Fernüberweisungen, dazu jeweils Übertragungsprotokolle, die bestätigten, dass Lope bei seinen Geldgebern Schuldenfrei war. Teilweise waren die Summen deutlich höher als das, was er zurück zu zahlen hatte. Die Dokumente waren beglaubigt und sahen verdammt echt aus. Wenn nicht, war das die beste Fälschung die er je gesehen hatte. „Kleine, dich haben die echt über das Ohr gehauen.†œ

„Ich war in einer schlechten Verhandlungsposition. In manchen Dingen ist Geld nur von unter geordneter Bedeutung.†œ

„Ha, so ein Spruch kann nur der bringen, der genug Kohle bis zum abwinken hat. Hm, sieht so aus, als wärst du Hexlein oder wen du auch repräsentierst, nun mein einziger Kreditgeber. Schön, ich bin immer noch so was von Pleite, Kleine, da ist nix zu holen. Kein Schiff, keine Ladung, Nix, Nada!†œ Er reichte ihr den Hefter zurück.

„Falsch, ihr seid vollständig frei von Schulden und in eurer Entscheidung.†œ Der Hefter ging in ihrer Hand in Flammen auf und sie warf ihn brennend ins Waschbecken der Hygieneeinrichtung, wo er zu Asche verbrannte. Zum Feuer machen hatte sie nichts benutzt, dass Teil war einfach in Flammen aufgegangen. Das Hexlein schien echt ein paar interessante Tricks drauf zu haben. „Ihr habt nun keine Schulden mehr.†œ

„Hm, was wollt ihr von mir? Das war ein verdammt großes Vermögen, niemand ist soviel wert.†œ Er zog sein Hemd an, schlüpfte in seine Hose, Strümpfe und Stiefel. Er hatte keine Ahnung, was er von der ganzen Sache zu halten hatte. Der Anzug den die Kleine trug schien gepanzert zu sein, war aber von einer Machart, die ihm gänzlich unbekannt war, sah aber verdammt teuer aus. Das Schwert über ihren Rücken war ein Anderthalbhänder, die Parierstangen waren recht kitschig in Form von Engelsflügeln. Trotzdem sah es alt und wertvoll aus. Als Freihändler hatte er einen Blick für so was.

Die kompakte Pistole im Holster war ebenfalls ein sehr seltsames Modell und alt, wirklich alt. Allein die reich verzierte Pistole war ein Vermögen wert. Wobei er sich fragte, warum so ein begabtes Hexlein solche Waffen überhaupt noch nötig hatte, sie hatte ihm ja schon deutlich gezeigt, dass sie eine kleine äußerst begabte Hexe war. Als Freihändler verdammte er keine Minderheiten, auch wenn durchaus eine berechtigte Gefahr von ungeschulten Psionikern ausgehen konnte. Auf dem Schiff hatte er selbst ein paar Hexen Unterschlupf gewährt, ihre Macht gewisse Dinge zu manipulieren waren immer auf einem Freihändlerschiff willkommen. Aber diese Göre war keinesfalls ungeschult, die hatte echt was drauf. Wahrscheinlich sogar mehr als die Hexen auf seinem Schiff zusammen genommen. Seinem ehemaligen Schiff, korrigierte er sich in Gedanken.

„Ich brauche eure Hilfe†œ, eröffnete die Kleine nun die nächste Runde.

„Hm, kleines Hexlein, lasst mich raten, ihr wollt in den dreifach verfluchten Chaoswirbel auf einen verbotenen Planeten unter Quarantäne fliegen und irgendein Artefakt bergen, was Welten retten oder vernichten kann, dazu braucht ihr den besten Kapitän der Galaxis?†œ

„Nichts dergleichen. Wen immer ich in den letzten zwei Tagen nach den unkonventionellsten Kapitän gefragt habe, wurde immer als erstes euer Name genannt. Ihr habt einen Eldar Piraten vernichtet, mit einem Handelskreuzer, wisst ihr, wie oft das in den letzten zehntausend Jahren geschehen ist?†œ

„Keine Ahnung, in Archaik habe ich immer Bücher mit bunten Bildchen leicht oder gar nicht bekleideter hübscher Frauen in eindeutigen Posen gelesen.†œ

„Nur ein einziges mal, ihr könnte stolz auf euch sein. Und dabei habt ihr nicht nur euer Leben gerettet, sondern fast eure gesamte Mannschaft. Die sich übrigens große Sorgen um euch macht. Der eine oder andere war der Ansicht, dass ihr euch etwas antun könntet. Nun ja, ich brauche jemand, der denkt und dann handelt, also nicht anfängt zu beten und sich dann auf die imperiale Standardprozedur verlässt. Ich brauche euren ungebundenen freien Geist, eure Ideen, euren Willen eure anvertraute Besatzung zu schützen, koste was es wolle. Ich benötige jemand, der immer noch einen Trick auf Lager hat, wenn alle anderen schon aufgegeben haben. Ich will euch ein Kommando anbieten.†œ

„Es klingt vielleicht jetzt etwas rüde, aber was in aller Welt bist du verdammt noch mal?†œ

„Nennt mich Gavri. Und ich bin jemand, der eure Hilfe braucht.†œ

„Kann ich mir zwar nicht so ganz vorstellen, bei dem Vermögen, Waffen und Kräften über die du süßes kleines Hexlein zu verfügen zu scheinst. Also schön Gavri, du hast also ein Kommando für mich?†œ

„Oh! Sie kommen früher! Kapitän Lope, stellt euch dort hin, feuert mit eurer Boltpistole in die Gegenüberliegende Ecke, schwenkt dann sofort weiter in die nächste und feuert augenblicklich.†œ Während ihrer Worte war das Mädchen aufgestanden und hatte Schwert und Pistole gezogen. Lino hatte gelernt, schnell zu reagieren und folgte den Anweisungen des seltsamen Mädchens, da er sich sicher war, dass die Kleine echt was drauf hatte und diese Kommandos nicht aus Spaß gab. Seine Boltpistole war jetzt wieder ungesichert.

„Jetzt!†œ Er sah kein Ziel, schoss aber trotzdem. Blut spritzte, wo das Geschoss im Kaliber 20mm in die Wand hätte fahren müssen. Seine Waffe schwenkte sofort in die andere Ecke und er schoss ein weiteres mal. Wieder spritzte Blut, als sein Projektil im Körper von was auch Immer explodierte. Das Mädchen schoss in die jeweils andere Ecken, sprang in die Raummitte und schlug ihr Schwert hoch durch die Luft, was einen großen Schwall Blut auslöste. Insgesamt fünf Körper krachten leblos zu Boden.

„Puh! Das ging gerade noch mal gut. Verdammte Warpgeher. Die Fünfte hätte ich beinahe übersehen.†œ Lupo betrachte die Leichen, dass waren eindeutig Xenos, in schwarzen Lederkostüme gehüllte Eldar. Mit diesen Kostümen konnte man auf jeder SM Party auftrumpfen. Die waren wohl Echt angepisst, dass er eines ihrer Schiffe zerstört hatte. Die kleine Hexe hatte ihr beiden Ziele genau ein drittes Auge verpasst, nur bei der Eldar Frau hatte sie ein richtiges Schlachtfest veranstaltet und sie fast in zwei Hälften geschnitten. Es war interessant zu sehen, dass sich die inneren Organe von Eldarpiraten gar nicht so sehr von Menschen unterschieden. Er kniete sich nieder und überzeugte sich, dass sie kein Holo oder so was war. Das Stück Gedärm schien echt zu sein, was er gerade in der Hand hielt.

„Wird mir das in Zukunft noch öfters widerfahren?†œ Er tastete sein Hose nach seinen Lho-Stäbchen Etui ab, da fiel ihm ein, dass er gerade die Letzte geraucht hatte. Aber die Kleine war auf Zack und warf ihm eine neue Packung seiner Lieblingsmarke zu. Das beeindruckte ihn fast noch mehr als alles andere. Die Kleine konnte wirklich bis ins letzte Detail die Zukunft erkennen.

„Nein, weitere Attentäter haben die nicht für euch übrig. Mich werden sie aber noch mehrmals belästigen. Nun ja, wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, ich biete euch ein Kommando auf einen Kreuzer der Berserker Klasse an. Allerdings werdet ihr den Dienst erst in knapp zwei Jahren antreten können. Vorher hätte ich noch einige kleinere Aufgaben für euch zu erledigen, wie das zusammen stellen einer so großen Bestatzung und noch ein paar kleine Nebensächlichkeiten. Aber das ist nur der Anfang, denn ich habe eine Menge Aufgaben zu erledigen.†œ Während sie sprach nahm sie einer der Xenos Waffen an sich. Dann lies je eine Leiche hochschweben und verbrannte sie dann in der Hygienezelle vollständig zu Asche. Fasziniert schaute er zu, wie sie die Xenos vollständig vernichtete und ihre Asche herunter spülte.

„Nun ja, da ich gerade kein eigenes Schiff habe, wäre ich mal nicht uninteressiert. Mir scheint, dass es mit dir nicht langweilig werden wird. Was schwebt den dir so als Vergütung vor?†œ

Position:

Imperium

Segmentum Pacificus

Sektor Jyoti

System Ghersom

Planet Ghersom IV

Nördliche Hemisphäre

Kontinent Ephrat

Weingut "Schöner Blick"

Zeit: 2 242 994.M41

Person: Manfred Jäger

Als General Jäger den einschwebenden Luxusgleiter sah, wusste er instinktiv, dass er schwerwiegende Veränderung bedeuten würde. Er legte seine Mischpalette auf die Seite und prüfte das Bild auf der Staffelei. Ein Blick auf die herrlichen Weinberge um sein gemietetes Landgut herum. Es war gut gelungen und er war froh, gerade jetzt fertig geworden zu sein. Der Gleiter war inzwischen gelandet und er beeilte sich seinen Pistolengurt umzuschnallen, den er aus Bequemlichkeit an seine Staffelei gehängt hatte. Nicht mehr als eine Trotzreaktion, aber wenigstens würde er mit der Waffe in der Hand sterben, falls es hart auf hart kommen sollte. Die Leute, die ihn in letzter Zeit besucht hatten, waren es nicht gewohnt, dass man ihre Angebote ablehnte.

Als nur ein schlaksiges Mädchen in einem blauen Anzug aus dem Gleiter stieg, war er doch überrascht. Ihr Zopf und die Tätowierungen auf ihren Handrücken wiesen sie als Pilgerin aus, ihr blauer Anzug irritierte ihn dabei aber, da Pilger normalerweise Weiß oder Gelb trugen. Und dann war da noch der Gleiter, der sie hergebracht hatte. Jäger musste zugeben, dass er keine Ahnung hatte, wohin er sie Einordnen sollte. Erst mal legte er sie vorsichtshalber in dem Fach für Ärger ab. Seine rechte Hand ließ er erst mal in der Nähe des Pistolengriffs.

„Einen wunderschönen guten Tag wünsche ich. Ich nehme an, ich habe das Vergnügen mit General Jäger vom 1. Garderegiment von Phyressia, ausgeliehen an den Stab der 439. Armee und jetzt im Ruhestand?†œ

„In der Tat, und sie sind?†œ

„Wenn ich mich vorstellen darf, ich bin Gavri Pilgerstochter und ich würde gerne mit ihnen unterhalten.†œ Der Name konnte sogar stimmen, aber er war immer noch nicht sicher, was er davon halten sollte. Auf der Terrasse stand ein Tisch mit ein paar Stühlen und einer Karaffe Wein, deren Zustand ihn daran erinnerte, dass er inzwischen zu viel davon trank.

„Ein schönes Bild†œ, dass Mädchen zeigte auf sein Landschaftsbild.

„Zu viel der Ehre, ich bin nur ein unbegabter Amateur. Aber ich nehme nicht an, dass sie wegen meiner Malerei hier in die Abgeschiedenheit hinausgeflogen sind?†œ

"Das sicherlich nicht, aber dieses Bild ist trotzdem sehr schön. Sie verstehen es mit dem Licht zu spielen, die Schönheit der Landschaft auf den Betrachter wirken zu lassen. Viele große Strategen der Geschichte waren der Kunst zugetan. Einen Pinselstrich kann man genau so wenig zurück nehmen wie ein Schwerthieb oder eine Entscheidung in der Schlacht."

"Wirklich zu viel der Ehre, ich bin weder ein großer Maler, noch ein großer Stratege, ich bin nicht mehr in der imperialen Armee."

"Aber trotzdem tragen sie noch Uniform und Koppel. Außerdem lassen sie sich von ihren Bediensteten immer noch mit General anreden."

"Manche Angewohnheiten legt man nur schwer ab."

"Und wie wäre es, wenn ich ihnen ein neues Kommando anbieten könnte?"

"Sie sind nicht die Erste, die mir ein Kommando anbietet. Die Planetaren Streitkräfte waren schon hier vorstellig geworden, ebenso die Vertreter von einem halben Dutzend Freihandelskonsortien. Aber allen habe ich das Gleiche gesagt, kein Interesse. Auch wenn keiner einen solch befremdlichen Verhandlungspartner in Form eines Pilgermädchens geschickt hat."

"Lassen sie sich nicht von Äußerlichkeiten täuschen. Mir ist klar, dass ich befremdlich auf sie wirken muss. Aber seien sie versichert, dass ich mehr bin, als was der äußerere Anschein vermuten lässt. Aber ich denke, wir sollten das nicht auf der Terrasse besprechen." Nach kurzem zögern führte er sie in sein Arbeitszimmer.

„Und was wollen sie nun im Detail von mir?†œ

„General Jäger, sie haben keine Zukunft im Imperium, aber ich kann ihnen eine geben. Eine Zukunft voller Ruhm. Eine Zukunft, in der Militärakademien, Universitäten, Schulen, Straßen und Kinder nach ihnen benannt werden. Eine Zukunft, wo jeder Mensch ihren Namen kennen wird.†œ General Jäger lachte laut auf.

"Daran liegt mir nichts." Auch wenn er im innersten wusste, dass er gerade log.

"Auch nicht an der Veröffentlichung ihres Buches? Würden sie es nicht gerne als Standardlektüre für jeden Offizier sehen?"

"Woher wissen sie davon?"

"Ich kenne sie besser, als sie denken. Sie schreiben an diesem Buch schon seit ihrem ersten Feldkommando. "Der Krieg! Betrachtungen eines Offiziers", von General Jäger. Ein recht kontroverses Buch, dass in vielen der Tactica Imperialis widerspricht."

"Und wenn schon."

"Widerspruch wird nicht gerne gesehen. Aber das wissen sie ja selbst am besten, nicht wahr?" General Jäger dachte an seiner Karriere. Dabei hatte alles so glänzend angefangen, geboren in eine uralten Offiziersfamilie, Jahrgangsbester Abgänger des besten Militärakademie von Phyressia, sofort in die Imperiale Armee im Prestigeträchtigen Garderegiment 1 von Phyressia übernommen und mitten in die Schlacht geworfen worden. Er hatte sich gut geschlagen, verdammt gut sogar. Er war recht schnell die Karriereleiter hochgeklettert und hatte dabei nur ein Auge und seinen linken Arm eingebüßt. Sein Auge war mit einem wirklich guten bionischen Ersatz erneuert worden und sein metallener Arm konnte fester als eine Schraubzwinge zupacken. Er war anschließend zum Stab der Armee versetzt worden und da begannen dann seine Probleme. Oder besser gesagt, seine Vorgesetzen hatten Probleme mit ihm, seinen Vorschlägen, seinen Plänen, seiner Art, die Dinge anzugehen. Seine Pläne waren unkonventionell und er war damit auch noch erfolgreich, wenn er sie mal wirklich umsetzen konnte, meist nur als letzte Möglichkeit, wenn alles andere versagt hatte. Oder besser gesagt, wo alle anderen versagt hatten. Erfolg war gut, zu viel Erfolg war Gift. Erfolg produzierte Neider. Und wenn diese höhere Ränge hatten, realisierten die irgendwann, dass ihre Position gefährdet war.

Er bekam daraufhin ein Feldkommando und eine unmögliche Aufgabe zugewiesen. Er sollte mit seinen Leuten sterben. Das wäre er auch, hätte er die starren Befehle befolgt. Aber er löste das Problem auf seine Art und bekam dafür das Macharius-Kreuz verliehen. Dann kamen sie Vorgesetzen auf eine bessere Idee, sie schickten ihn einfach in den Ruhestand, nachdem eine ärztliche Untersuchung ihn für Dienstunfähig erklärt hatte. Mit gerade mal fünfunddreißig Jahren war im Range eines Generals in den Ruhestand versetzt worden. So war sein Kometenhafter Aufstieg für immer gestoppt worden.

Ihm gefiel nicht so ganz, welchen Verlauf das Gespräch nahm. Als hoher Offizier war ihm ein kleiner Blick hinter die Kulissen vergönnt gewesen und er hatte einige streng geheim klassifizierte Akten gelesen. Das Chaos und seine Spielarten waren ihm in den Grundzügen durchaus vertraut und fast jeder Aufstand hatte seine Wurzeln im Chaos.

„Um eines mal gleich klar zu stellen, †œ sagte er im scharfen Tonfall, „auch wenn ich meine Probleme mit den starren Imperialen Doktrinen und dem Führungsstil vieler Offiziere habe, ich bin kein Verräter! Ich werde nicht zum Chaos überlaufen!†œ

"Ich bin nicht vom Chaos. Wahrlich nicht. Das absolute Gegenteil ist der Fall.†œ Sie lachte und entblößte ihre Makellosen Zähne. „Ich bin hier, weil ich ihre Hilfe brauche. Die Menschheit steht am Abgrund, das Leuchtfeuer auf Terra wird in knapp zwanzig Jahren verlöschen. Der dreimal verfluchte Abbadon wird bald einen weiteren verheerenden Kreuzzug gegen das Imperium führen, der Verschlinger von Welten wird kommen und Orks werden wie Heuschrecken über die schutzlosen Planeten herfallen. Dazu bedrohen noch Dutzende weiterer Rassen von Xenos das Imperium. Das Imperium wird fallen und wenn das passiert, wird mehr als nur unzähliges menschliches Leben vernichtet werden, aber Männer wie sie können in dieser dunkelsten aller Stunden die Menschheit retten.†œ

„Das Imperium verzeiht nie, wie soll ich da je wieder agieren können?†œ

„Die Menschheit und das Imperium sind nicht eins. Das ist eine Lüge. Die Menschheit gab es schon vor dem Imperium und mit ihrer Hilfe wird es sie auch noch nach dem Untergang des Imperiums bestehen.†œ

„Ich muss gestehen, dass diese Art von Thema nicht zu eurem Aussehen passt. Was seid ihr?†œ

Und Gavri erklärte es ihm in den nächsten zwei Stunden. Das Mädchen erzählte von Ereignisse aus uralter Zeit, längst vergessene Kriege gegen Maschinen, die wahren Ereignisse und Hintergründe des Kreuzzugs des Imperators und des Bruderkrieg gegen Horus. Dann kam sie erst auf die jetzige und zukünftige Situation zu sprechen. Und sie erklärte ihm, was die nächsten zwanzig Jahre bringen würden. Sie zeigte ihm sein mögliches Schicksal dabei. Dann sagte er die nächsten zwanzig Minuten nichts mehr und verarbeitete das gesehene und gehörte. Ein schwächerer Mann würde seine Pistole nehmen und sich erschießen. Aber er war nicht Schwach und er wusste, dass es nicht viele gab, welche diese Aufgabe übernehmen konnten, welche Gavri ihm gerade angeboten hatte. So etwas hatte es seit Zehntausend Jahren nicht mehr gegeben und er fragte sich für einen kurzen Moment, ob Horus sich genau so gefühlt hatte wie er jetzt.

"Nun gut, ich bin ihr Mann."

Position:

Imperium

Segmentum Pacificus

Sektor Jyoti

System Ghersom

Planet Ghersom IV

Nördliche Hemisphäre

Kontinent Ephrat

Kathedralsstadt

Zeit: 2 245 994.M41

Person: Lino Lope

Lino Lope nahm einen tiefen Zug von seinem Lho-Stäbchen und hauchte den Rauch in der Form kleiner Ringe wieder aus. Er ignorierte das protestierende Hüsteln von dem grauen Mäuschen seitlich von ihm und kam sich irgendwie am falschen Ort vor. Er befand sich in höchst illustrer Gesellschaft in einem Luxusgleiter. Die Minibar hatte es in sich und die Ledersessel waren unglaublich bequem. Sieben Personen befanden sich im Passagierraum, die unterschiedlicher kaum sein konnten.

Zu seiner linken saß das graue Mäuslein Ina Welster. Sie trug eine altbackene Brille mit der Dicke von Einmachgläserdeckeln, ihr Kleid war kleidsam wie ein Kartoffelsack, ihre Frisur eine reine Parodie eines Mopps und was von Make Up hatte das Fräulein von Ende Zwanzig auch noch nie was gehört. Mit etwas Geduld würde man aus ihr ein kleines Luder machen könnte, da etwas in ihr war, das geboren werden wollte. Wahrscheinlich war sie sogar noch Jungfrau. Als einzige hatte sie keinen richtigen Titel, sondern nannte sich Medienberaterin, was das auch immer sein sollte. Auf seine Frage diesbezüglich hatte sie erwidert, sie würde Filme machen. Damit konnte er was anfangen.

Weiter in der Runde saß Stöckchen. Lino nannte den Kerl jedenfalls so. Auf dem ersten Blick als hoher Militär zu erkennen, absolute Elite. Jemand der ohne mit der Wimper zu zucken Millionen armer Schweine in den Tod schicken würde. Der Mann selbst hatte auch schon einiges abbekommen, wie sein stählerner Arm und sein künstliches Auge deutlich machte. Stocksteif saß der Militär da mit einer Mimik wie ein Betonklotz und dem Humor eines Schwarzen Loches. General Jäger lies er sich nennen, schien dabei aber noch recht Jung für so einen hohen Rang zu sein.

Dann einen älteren Herr, höflich, kultiviert und nach jeder Menge Geld stinkend. Für seinen Anzug allein würde das Lebensgehalt eines normalen Matrosen nicht ausreichen. Als Direktor Ike Eisenstein hatte sich der Geldsack vorgestellt.

Ihm gegenüber im Halbrund saß nichts weniger als die planetare Gouverneurin Theodora XXVIII, eine blonde Enddreißigerin die zum Anbeißen aussah, klasse Figur mit den richtigen Rundungen, eine raffinierte Frisur von der man sah, dass die Friseuse was von ihrer Arbeit verstand und dem Gesicht eines Engels. Von der konnte sich das graue Mäuschen noch eine Menge lernen. Die Frau hatte ein inneres Feuer und war trotzdem wohl die ausgeglichenste von allen hier.

Daneben saß ein dürrer Mann mit Halbglatze, statt normaler Augen hatte er einen seltsamen Apparat vor den Augen. Das Ding sah richtig schnittig aus, nicht wie die Standardprothesen. Karl Ostwald hieß der. Der langweilte sich genau wie er, strategische militärische Planung war dem nicht sein Ding. Das wenige was der von sich gegeben hatte, ließ Lino darauf schließen, dass er es mit einem Heretec zu tun hatte. Also einen abtrünnigen Tech-Priester.

Als siebte blieb dann nur noch das kleine Hexlein übrig. Sie trug ein blaues Kleidchen von anno dazumal und man sah ihr nicht an, dass sie so einfach mir nichts, dir nichts, ein paar der gefährlichsten Xenos der Galaxis getötet hatte. Eigentlich sah sie eher wie eine viel zu dürre Göre aus, die es echt mal nötig hatte, ein paar Stunden nackt in der freien Sonne zu braten, damit sie ein bisschen gesunde Farbe auf die Haut bekam. Hätte er die Kleine nicht in Aktion gesehen, er wäre schon längst schreiend aus dem Gleiter gesprungen. Er fragte sich, wie sie die anderen auf ihre Seite gezogen hatte. Gefährliche Xenos wuchsen schließlich nicht auf Bäumen und nicht jeder hatte einen gewaltigen Berg von Schulden.

Eine wirklich interessante Runde, Medien, Militär, Wirtschaft, Politik, Wissenschaft plus Hexlein und seiner Wenigkeit an einem Ort versammelt. Und sie redeten von nichts geringerem als dem Imperium die Stirn zu bieten und die Menschheit vor dem Untergang zu retten. Hexlein war der Auffassung, dass das Imperium bald zerfallen würde und sie dazu ausersehen war, die Menschheit zu retten. Und das würde sie auf ihre ganz eigene Art und Weise tun. Der Plan hörte sich recht interessant an, ein Mann anderen Kalibers hätte es wohl als reinen Wahnsinn empfunden. Aber Lino Lope war kein normaler Mann, er war Freihändler, er war wahrlich Frei von allen Zwängen, nachdem Hexlein ihm aus seinen Schulden gekauft hatte. Und so irre wie sich ihre Pläne auch anhörten, sie konnten durchaus Erfolg haben, ihm Gegensatz zu allen anderen Rebellionen, welche das Imperium bis jetzt fast immer erfolgreich niedergeschlagen hatte. Jedenfalls war ihm recht wenige erfolgreiche Rebellion bekannt und die waren meist nur Erfolgreich gewesen, weil das Imperium sie schlicht weg übersehen hatte oder von Warpkreaturen okkupiert worden waren, die etwas gegen die letzte finale Argumentation des Imperiums in der Hand hatten. Die Imperiale Armee hatte eine simple Taktik für solche Dinge entwickelt, sie schickten einfach immer mehr Truppen, bis sich nichts mehr rührte. Oder sie bombten solange mit allem drauf was sie hatten, bis der Planet zerbrach. Brutal, aber effektiv. Aber wenn die Kleine nur halb so viel drauf hatte, wie sie während der Sitzung behauptet hatte, würden die Imperialen sich echt dieses mal mehr als zwei blaue Augen holen.

„Gibt es noch weitere Fragen? Sie vielleicht, Admiral?†œ Das Hexlein sah ihn fragend an. Admiral, dass hörte sich so verdammt gut an, wie sie das betonte. Nachdem sich in der Runde alle mit so illustren Titel wie Gouverneurin, General und Direktor ankamen, hatte er sich kurzerhand mal selbst zum Admiral befördert und die Kleine hatte nicht mal mit der Wimper dazu gezuckt.

„Nein, schätze mal, du weißt was du tust, Hexlein.†œ Einige zogen scharf den Atem ein, aber die Kleine lächelte nur ganz verhalten über seine Respektlosigkeit. Ihm war klar, dass sie nichts anderes von ihm erwartete, schließlich konnte sie ja die Zukunft sehen. Ströme der Zeit nannte das Hexlein das. Er konnte sich zwar darunter nichts wirklich konkretes vorstellen, aber das musste er ja auch nicht. Hauptsache das kleine Hexlein konnte die richtig lesen.

„Gut, dann sehen wir uns in zwei Jahren wieder, so Gott will.†œ Das Hexlein verabschiedete sich von allen auf unterschiedliche Art, entweder mit einem Nicken, einem Handschlag, in dem sie ihre Hand küssen lies oder die Gouverneurin festumarmte und Küsschen austauschte. Sie ließ es zu, dass er ihr auf Wange küsste. „Pass auf dich auf, kleines Hexlein. Nicht das du drauf gehst und die ganze Arbeit war umsonst.†œ

„Gleichfalls!†œ sie knuffte ihn lachend. Dann legte sie ein äußerst geschmacklos mit Fingerknochen eingebundenes Buch um den Hals, schulterte ihren Rucksack und Bündel, und nahm einen uralten Pilgerstock auf. Die Kabinentür ging auf und sie sprang auf die Landeplattform. Ohne sich umzudrehen, lief die Kleine los und blieb dann so abrupt stehen, dass sie beinahe umgefallen wäre. Derweil hob der Gleiter ab und sie flogen ihrem Schicksal entgegen.

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Puh, zuerst war ich etwas verwirrt mit der zeitlichen Einteilung - das ist also alles die Vorgeschichte. Nette Truppe hat Gavri da zusammengesammelt. Und der Kreuzer der Chaoten ist also auch bereits verplant..na, da muss sie ja nur noch die Mannschaft da runter kriegen.

Ich schließe mich an: Mehr!:)

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Und hier nun der Anfang vom Ende. Es sind nun doch zwei Teile geworden, der erste hat sechs Seiten, der zweite und endgültige wird deutlich mehr haben. Mit dem jetzigen Text sind das dann 106 Seiten Wort mit der 12er Schrit New Times Roman. Viel Spaß und Danke für das viele Lob.

Ich war so frei, die Kapitel I bis IV zu überarbeiten, einige Fehler zu korrigieren und ein paar Szenen zu erweitern.

Kapitel VII

Position:

Imperium

Segmentum Pacificus

Pilgerschiff "Gesegnete Erlösung der wahren Gläubigen"

Zeit: 2 245 996.M41

Person: Gavri Pilgerstochter

"Brauchst du Hilfe mit diesen Dingern?" Schwester Gerechter Zorn hatte etwa zwanzig der leichter verletzten Kriegernonnen um sich geschart und stand nun hinter ihr, die Schwertlanzen kampfbereit erhoben.

"Vielen Dank für das Angebot, aber mit nur acht von denen werde ich schon alleine fertig. Aber verstärkt die Barrikaden, falls Irrläufer durch die Kathedrale fliegen." Ein Eingreifen der Menschen würde diese nur selbst gefährden und sie womöglich auch.

"Wie du befiehlst, Lichtbringern. Schwestern, haltet euch für alle Fälle bereit." Die Schwester nickte ihr zu und die Frauen begannen mit Hilfe der Pilger einen Wall aus Leichen zu errichten, der etwas Deckung bot. Die acht Khorneberserker hielten ihre Position, auch wenn ihnen deutlich die Ungeduld anzusehen war. Einer hackte bebend vor Ungeduld auf die Leichen vor ihm ein und verstümmelte sie.

Die Luft am Fuße des Leichenberges flimmerte und sie wusste, dass sich jemand wichtiges auf dieses Schiff teleportierte. Die Lichtbringerin hatte eine ungefähre Ahnung, was da auf sie zukam und halfterte ihre Pistole, da diese Waffe im Gegensatz zu ihrem Anderthalbhänder "Ausgleicher" gegen eine solche Kreatur nur wenig ausrichten konnte. Eine gewaltige Gestalt manifestierte sich. Schreie des Entsetzens wurden hinter ihr laut, als das Wesen feste Formen annahm. Die typische rote Rüstung mit den Bronzefarbenen Symbolen und Verzierungen Khornes umhüllten den massigen Körper des einstigen Menschen, der sich zu einem Wesen jenseits des Schleiers mutiert hatte. Auf seinem Bauchpanzer zeichnete sich eine lebendige Dämonenfratze ab, aus der eine Blutige tentakelartige Zunge heraushing, die ebenfalls in ein Fangzähne bestücktes Maul endete. Unzählige Schädel, manche Skelettiert, andere in verschiedenen Phasen der Verwesung hingen an der Rüstung, staken auf dem Rücken befestigen Stangen oder baumelten an Ketten wie bei einem Perlenvorhang herab. In seinen gepanzerten Händen hielt er eine gewaltige Zweihändige Axt, auf dessen gezackten, mit Blutverkrusteten schwarzen Blatt sich Rotleuchtende Runen ineinander wanden. Er trug keinen Helm und man konnte sehen, dass auch seine Haut rot war. Acht schwarze gebogene Hörner ragten von seinem Kopf heraus, auf jeder Spitze steckte ein Schädel. Seine Zähne waren die eines Raubtieres, als er diese in einer Parodie eines Lächeln fletschte. Auf seiner Stirn war mit Acht Nägeln eine Platte mit einer Khornerune befestigt. Seine Augen waren von unseliger schwärze und trieften vor Hass. Unzweifelhaft stand da ein Dämonenrpinz des Khorne vor ihr. Schon früher hatte sie gegen solche verderbten Wesen gekämpft.

"Ich dachte, du wärst größer", meinte der Dämonenprinz mit einer Stimme, die so laut wie ein Donnergrollen und unangenehm wie Schleifpapier auf der Haut war. "Immerhin hast du ungezogenes Hexlein mich vieler meiner Männer gekostet. Ich danke dir, dass du mich von diesen schwächlichen Versagern befreit hast. Als Abbadon mich kontaktierte, um eine alte Schuld einzufordern, fand ich mich doch etwas unterfordert. Den Kopf einer jungen blonden Hexe sollte ich ihm bringen, dass sich am Bord eines fast unbewaffneten Schiffes voller ungewaschener heulender Pilger befand. Ehrlich gesagt dachte ich, entweder verarscht Abbadon mich oder seine bescheuerte Frisur hat auch das letzte bisschen Verstand aus seinem hohlen Schädel heraus gepresst. Wie ich sehe, hast du die Sache etwas anspruchsvoller als gedacht gemacht." Er schien auf eine Erwiderung zu warten. Inzwischen waren hinter ihr die Schreie verstummt, einige erst nachdem ein Eviscreator aufgekreischt hatte oder der peitschende Schuss einer Laserwaffe zu hören gewesen war. Der Anblick einer solchen Blasphemie konnte durchaus eine unbescholtene und willensschwache Seele vernichten.

"Ist die obszöne Galionsfigur auf dem Bug des Schiffes deine Idee gewesen?" Diese Darstellung hatte die Lichtbringerin sehr verärgert und es gab nur wenige Dinge, die sie sehr persönlich nahm. So etwas gehörte definitiv dazu.

"Der sich selbst ****ende Engel? Der ist von den Vorbesitzern, den Emporers Children, ich hab den dort gelassen, um diese selbstverliebten Wichser daran zu erinnern, dass mein schönes Schiff einst ihnen durch ihre Anwesenheit beschmutzt wurde und ich es von ihrer schlabbrigen Gegenwart für alle Zeit befreit habe. Ein kleiner Scherz unter Kollegen, sozusagen." Der Dämon lachte gehässig auf. "Verrat mir nun eines, kleine freche Hexe, was steckt da interessantes in dir drin? Du bist zwei, welchen finsteren Pakt hast du geschlossen, dass Abbadon mich, den gefürchteten Prinz Eunice höchstpersönlich schickt, dich zu töten?"

"Du hast dich stark verändert, Bruder Elisha, aber ich kann dich noch unter all der Blasphemie erkennen. Auch wenn es lange her ist." Und es war wirklich lange her. Sie konnte sich noch sehr gut an ihr letztes Zusammentreffen erinnern, auch wenn inzwischen zehn Jahrtausende vergangen waren.

"Dieser Name hat schon lange keine Bedeutung für mich. Nenne mich Prinz Eunice, denn meine Taten sind Legenden, meine Siege sind Legion. Mütter flüstern meinen Namen, wenn sie ihre ungezogenen Kinder erschrecken wollen. Welten sind unter meinen eisernen Stiefeln zerbrochen, ungezählt sind die Schädel, die ich noch blutig zu Füßen Khornes Bronzen Thrones gelegt habe. Fürchtet mich, denn ich werde euer Blut vergießen und eure Schädel nehmen. Aber woher im Namen des allmächtigen Chaos kennst du meinen alten Namen?"

"Irgendwie bin ich enttäuscht, dass du mich nicht erkennst. Die ganzen Mutationen haben wohl auch den letzten Rest deines spärlichen Verstandes vernichtet. Und dabei warst du früher so ein charmanter humorvoller Gesprächspartner, jedenfalls für einen World Eater, der so guten Tee kochen konnte."

"Du sprichst in Rätseln, ganz abgesehen davon, dass ich für deine Beleidigungen mir hundert Pilger aussuchen werde, denen ich die Glieder einzeln heraus reisen und sie ausweiden werde, bevor ich ihnen den Kopf abreise."

"Gewalt war schon immer die Zuflucht der geistig schwachen."

"Du bist schwach, das Imperium ist schwach. Mich ekelt es, diesen stinkenden Ort zu betreten, wo eines verfaulenden Scharlatans gehuldigt wird. Sie sind nicht mal in der Lage, Horus richtig darzustellen. Mit all den grienenden Schwächlingen, die einen verrotteten Leichnam anbeten. Einen falschen, längst toten Möchtegerngott!"

"Hüte deine Zunge, Dämon, an diesem heiligen Ort!" schrie eine Stimme aus dem Hintergrund.

"Du nennst sie schwach? Immerhin haben sie etwas, für was sie leben. Du bist schwach! Du existierst nur noch, um zu töten und zu vernichten, um dich wenigstens noch etwas lebendig fühlen zu können. Sieh dich doch an, was ist nur aus dir geworden? Hast du dich so klein gefühlt, dass du zu einen Dämon werden musstest, um dich stark zu fühlen? Ihr World Eaters habt euch vor lauter primitiver Blutgier vom Imperator abgewandt. Schämen solltest du dich für deinen Verrat. Der Imperator hat euch alle geliebt, ihr wart seine Kinder. Sein größter Fehler war, dass er euch zu sehr verhätschelt, euch eure Verfehlungen viel zu lange nachgesehen hat und als dann er mal etwas Strenge gezeigt hat, seid ihr wie dumme kleine Kinder zu den Erzdämonen des Chaos übergelaufen. Der hochmütige und eitle Horus war der schlimmste von eurem Sauhaufen, seinen eigenen Vater zu töten, weil der Imperator ihn nicht für jede Selbstverständlichkeit gelobt hat. Was für eine Abscheulichkeit!"

"Du gibst also zu, dass der Imperator tot ist? Ha!" Der Dämon lachte triumphierend auf.

"Ja, es stimmt, ich habe ihn selbst in den goldenen Thron zur Ruhe gebettet nachdem mich die Höllenbrut viel zu lange aufgehalten hatte, um ihm in seinem Kampf gegen den dreimal verfluchten Horus beizustehen. Meine Tränen glänzen heute noch auf seinem eingefallenen Antlitz im Stasisfeld." Ein deutliches Raunen war hinter ihr zu hören. Leise Ausrufe wie Blasphemie, Ketzerei und Lüge waren zu hören.

"Lüge! Jedes Kind im Imperium weiß, dass es der Primarch Rogal Dorn war, der den lebendigen Imperator in den goldenen Thron legte, auf dass er ewig lebt", rief eine ereifernde Stimme eines Predigers.

"Du lügst, es war Gabriel, die Mätresse des falschen Imperators, die seinen zermatschten Leichnam in den goldenen Sarg packte!" blaffte Prinz Eunice.

"Du hast es teilweise erfasst! Denn ich bin Gabriel, die Kraft Gottes! Senatorin zu Terra, Testamentsvollstreckerin des Imperators, der Engel des Todes, Bote des Herrn, Verkünderin des Untergangs des Imperiums und Überbringerin des Lichts! Und ich war nie seine Mätresse! Das ist verdammt nochmal gelogen!" Dieses verdammte Gerücht verfolgte sie schon seit dem ersten Tag ihrer Bekanntschaft mit dem Imperator, der damals aber noch ein regionaler Kriegsherr gewesen war. Das war ihre elfte Inkarnation gewesen. Mit der zwölften hatte sie die Kreuzzüge begleitet und das Gerücht hielt sich noch immer, auch wenn es jetzt eine wirkliche Erbsünde implizierte.

"Gabriel ist tot! Ermordet vom Großmeister der Assassinen vor über Achttausend Jahren! Außerdem hatte Gabriel richtige Flügel, wie Sanginius. Ich kannte die kleine Mutantin persönlich, du siehst ihr zwar etwas ähnlich, aber sie war viel schöner und hatte auch etwas mehr Holz vor der Hütte."

"Du warst meine Ordonanz auf Ariggatta, als ich eure Festung dort besuchte, um ein letztes mal auf Angron einzuwirken, um seine schier unstillbaren Blutgier einzudämmen. Du reichtest mit stark gesüßten Jasmintee und erzähltest mir einen Witz, den ich aufgrund anwesender Kinder nicht wiederholen kann. Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen. Es war damals schon zu spät gewesen, Horus Verrat schon beschlossene Sache, nicht wahr? Wäre es nach mir gegangen, hätte ich euch dort vernichtet, komplett, aber der Imperator wollte sich meinem Schiedsspruch nicht beugen, bekam im letzten Moment Skrupel, seine Schöpfung auszulöschen. Als ob ihr nicht auch meine Kinder gewesen wärt. Wie töricht von ihm, sein größter Fehler. Mein größter Fehler war, dass ich mich danach schmollend Taub stellte. Meine Sünde war Trotz! Wie bereue ich es heute, nicht sofort reagiert zu haben, als ich die Erschütterung spürte, die euer Massenmord auf Istvaan III ausgelöst hatte."

"Jetzt verstehe ich, warum Abbadon dich tot sehen will. Ja, ich erinnere mich. Angron stellte mich damals ab, damit ich mich um dich kümmere, da ich als der am wenigsten aggressivste und kultivierteste der Legion galt. Ich hatte schon immer mehr Verstand und Kultur als meine Brüder und ich erkenne eine Chance, wenn ich sie sehe. Siehe Gabriel, diese kleingeistigen Menschen, die immer nach einer verfaulten Leiche rufen, wenn sie mal ein Wehwehchen plagt, haben dich vergessen. Keiner weiß mehr von deinen Taten, bis auf ein paar von uns "Verrätern", die damals schon lebten. Sie haben dich aus ihren Chroniken getilgt, deine einst glorreichen Taten werden heute für krude Märchen gehalten, deine Statuen sind hohles Zierwerk in den Gebäuden, wo sie einer Lüge huldigen. Was liegt dir an diesem ungewaschenen Pack? Sie haben dir alles genommen, deinen weltlichen Körper, deinen Ruhm, deinen Sitz im Senat, sogar die Erinnerung an dich. Du warst es, welche dafür sorgte, dass die Schilde von Horus Schlachtschiffs herunterfuhren und der falsche Imperator und seine schwächlichen Spießgesellen an Bord gelangen konnten. Letztendlich warst du es, der Abbadon in die Flucht trieb, nicht die Space Wolves, nicht die Dark Angels. Du warst es, der mit ihm den Vertrag schloss und den er bisher 12 mal gebrochen hat. Verdienen sie es nicht, für diesen Verrat bestraft zu werden? Verdienst du es nicht, dass du deinen Namen so sehr in ihr Gedächtnis einbrennst, dass sie niemals vergessen werden, was es heißt, einen wahren Todesengel zu verachten? Ich habe einen Kreuzer, gebiete über eine Kompanie der World Eaters, habe eine Armee aus Mutanten und Kultisten. Ich kenne viele, die ich in ein Bündnis zwingen kann. Ich kann eine gewaltige Flotte mobilisieren. Und ich kann dir sogar dein altes Schiff als Geschenk übergeben. Gemeinsam können wir Abbadon die Stirn bieten, lass ihn für seinen zweifachen Verrat bezahlen, nimm ihn sein Leben, seine Seele und seine Geschichte. Und dann lass uns das Imperium zerschmettern! Lass uns einen Pakt schließen, lass uns die Galaxis in ein einziges Meer aus Blut verwandeln. Auch wenn Khorne Psioniker hasst, wissen wir doch, dass du die richtige Einstellung mitbringst, deine Taten in der Vergangenheit sprechen ja schließlich eine deutliche Sprache. Folge deiner Bestimmung als der wahre und einzige Engel des Todes!"

"Du hast nichts dazu gelernt, Elisha, nichts! Niemand liebt den Verräter und dein Verrat muss gesühnt werden. Und nun, da du endlich begreifst, bereite dich darauf vor, den ultimativen Preis für deine widerlichen Taten zu bezahlen!" Und sie sprang durch den Warpraum und überwand die Distanz dadurch schneller, als wie es sterbliche Muskelkraft und die auf dem Schiffsübliche Standardgravitation hätten zulassen können. Gabriel war sich der Zerbrechlichkeit ihres menschlichen Gefäßes nur zu sehr bewusst und wusste um die Gefährlichkeit des Zehntausend Jahre alten Kämpfers vor ihr, der von eigener Hand Millionen von Gegner niedergestreckt hatte und einige davon waren sicherlich durchaus mächtige Wesen gewesen. Der Engel vermisste in dieser Situation schmerzlich ihre Flügel, aber die würde sie erst formen können, wenn sie mit ihrem Wirt wirklich vollständig eins geworden war.

Etwas hinter ihm und ein gutes Stück über ihm kam sie aus dem Warpraum. Mit dem Zweihändig geführten Anderthalbhänder hieb sie von oben auf den frei liegenden Schädel ein. Aber die gestaltgewordene Blasphemie hatte nicht zehntausend Jahre überlebt, weil er sich leicht übertölpeln lies. Mit seinen unmenschlichen Reflexen gelang es ihm, seinen Kopf soweit wegzuducken, dass sie nur ein Horn ein Stück seiner weit abstehenden Ohren abschlagen konnte. Hart prallte ihr Schwert auf seinen Schulterpanzer auf, Runen auf der Rüstung wie auch die auf ihrer Klinge glühten auf und ihre Waffe prallte ab, auch wenn der Schulterpanzer anschließend wie Glas zersprang.

Hinter ihm kam Gabriel auf den Boden auf, duckte sich geschickt unter der auf sie herab sausenden Axt hindurch, passierte ihn seitlich und schlug mit aller Kraft gegen seinen Ehernen Stiefel. Ihre Klinge prallte selbst an der dünneren hinteren Panzerung ab. Rote und Blaue Runen leuchteten wieder grell auf. Leider zersprang diese Panzerung nicht. Ein weiterer Hieb sauste auf sie herab, sie tänzelte zurück und versuchte die gerade getroffene Stelle noch einmal zu treffen. Traf sie seine Beine, würde sie ihn unbeweglich machen können. Aber leider wich der Dämonenprinz mit einer Grazie zurück, welche seiner massiven und schweren Gestalt spottete und so jedem klar machte, dass er kein Wesen dieser Ebene mehr war.

"Du glaubst doch nicht wirklich, dass du dumme ***** auch nur den Hauch einer Chance gegen mich hast?" höhnte der Dämon und schlug dabei mit großer Freude auf sie ein. Schlag um Schlag wich sie aus, aber sie konnte nur schwer den Dämon treffen, da er seine gewaltige Reichweite seiner Waffe und Größe dazu einsetzte, sie auf Distanz zu halten. Die Khorneberserker hatten einen großen Kreis um sie gebildet und feuerten ihren Dienstherrn begeistert an und es war ihnen anzusehen, dass sie am liebsten in den Kampf eingegriffen hätten. Aber noch wollte der Prinz der Hölle seinen Spaß ganz für sich alleine haben. Es wurde Zeit, etwas an seiner Überheblichkeit zu kratzen.

Nach einem weiteren wuchtigen Schlag des achtfach Gehörnten Dämons sprintete Gabriel auf ihn zu und stach in einer Aufwärtsbewegung in den Mund des Gesichtes des mit Rüstung verwachsenen Dämons auf Bauchhöhe. Das war die höchste Stelle, welche sie vom Boden aus erreichen konnte. Präzise traf sie, tief fuhr das Schwert ein seinen Rachen, aber das Ding war zu stark, um nur von einem Stich getötet zu werden. Hart riss sie das Schwert heraus und wich einem Schwall bronzefarbenen Blutes aus, dass sie neben ihr ergoss und sich durch Leichen ätzte. Sie wich einem weiteren heftigen Hieb von der Waffe des Dämonenprinzen aus und tänzelte in eine neue Angriffsposition. Der einstige Hauptmann der dritten Kompanie der World Eaters, schlug wieder mal brutal nach ihr und Gabriel nützte die sich auftuende Lücke in seiner Verteidigung zu einem weiteren Angriff. Sie stach durch eines der Bronzefarbenen Augen des Dämonengesichts auf seinem Bauch und diesmal schrie Prinz Eunice gepeinigt auf. Wieder sprang belebende Energie auf sie über.

"Greift die verdammte Hure an!" brüllte der Prinz und seine acht blutgeile Schergen schienen nur auf diesem Moment gewartet zu haben. "Blut für den Blutgott! Schädel für seinen Thron!" brüllten die Marines und ihre Boltpistolen schrien ihren Zorn heraus. "Schild, maximal!" Ein gutes Dutzend Geschosse testete ihr Feld auf Schwachstellen, die sich zum Glück nicht auftaten. Sie sprang zurück, bevor sie einen Kreis um sie ziehen konnten. Geschwind zog sie ihre Laserpistole und führte ihr Schwert gegen diese Gegner wieder einhändig. "Energie, maximal!" Den ersten Erschoss sie einfach, in dem sie einem Strahl aus ihrer Laserpistole durch sein Visier jagte. Dann war der zweite heran, er brüllte wie wahnsinnig und schlug mit seiner sirrenden Kettenaxt nach ihr. Gewand huschte sie zur Seite, drückte seine Boltpistole nach unten und tötete ihn durch einen seitlichen Stich in seine Herzen.

Prinz Eunice schloss tobend nun auch auf und sie hatte Mühe sich von der Übermacht nicht erdrücken zu lassen. Soweit es ihr möglich war, manipulierte sie die Zeit zu ihren Gunsten, da die Runen der Rüstung des Dämonenprinzen den Fluss ihrer göttlichen Energie hemmte. Je weiter sie sich von ihm entfernte, desto besser gelang ihr das. Also rannte sie so schnell wie möglich von ihm weg. Brüllend vor rasendem Zorn rannten die Berserker hinter ihr her und ein schlecht gezielter Hagel aus Boltergeschossen deckte sie ein. Die meisten Geschosse schlugen nur in die Wände der Kathedrale oder in Reliquienschreine ein. Knochen der hier zur Ruhe gebetteten Pilger splitterten unter den Einschlägen. Als sie genug Abstand gewonnen hatte, um aus den Bereich der Runen zu gelangen, sprang sie ein weiteres mal ein kurz in den Warp und kam ein gutes Stück hinter ihnen heraus.

In aller Ruhe fällte Gabriel den dritten durch einen weiteren Treffer durch eine Schwachstelle seines Helmes. "Du feige *****! Hör auf hier herum zu springen und stell dich!" Brüllte Prinz Eunice und rannte außer sich vor Wut auf sie zu. Der Engel wusste, dass sie sich nicht mit den Chaos Space Marines verzetteln durfte. Der wirkliche Gegner war die Kreatur, zu der Bruder Elisha geworden war. So mächtig und tödlich ein Chaos Space Marine für einen weltlichen Menschen auch sein durfte, für sie war er nur ein minderer Gegner. Diese Berserker hatten eigentlich gar nichts mehr mit den Astartes zu tun, die der Imperator damals mit ihrer Hilfe erschaffen hatte. Nichts steckte mehr von ihr in diesen Wesen. Selbst der ehemalige Bruder Elisha hatte alles menschliche verloren, in ihm war nur noch Verderbtheit. Aber dieses Kreatur der Finsternis war ein furchtbarer Feind, da er komplett gegen ihre Kräfte Immun war, so lange seine Rüstung ihn so gut abschirmte.

Den vierten der Chaos Space Marines zerquetschte sie mit der Kraft ihrer Gedanken die Herzen, als er weit genug von seinem Anführer weg stand, so dass ihre Kraft kein Hindernis hatte, sich zu entfalten. Bevor der ehemalige Hauptmann der dritten Kompanie sie erreichte, sprang sie ein weiteres mal. Kam direkt hinter dem fünften Berserker heraus und durchstach mit ihrem Schwert seinen Schädel auf der Höhe seines Kleinhirns durch eine Schwachstelle seines Helmes. Der sechste der Khornemarines griff sie mit seiner Axt an, sie parierte und schoss ihm schnell hinter einander zwei Ladungen maximaler Energie aus ihrer Laserpistole in seine beiden Herzen. Der Nächste versuchte Gabriel zu überrennen, sie wich im letzten Moment zur Seite aus und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Bevor sie ihn töten konnte, musste sie sich dem Achten erwehren. Sie parierte einen weiteren kraftvollen Schlag einer Kettenaxt und wich schell zurück. Die Kreatur der Hölle stürmte ein weiteres mal heran und sie wollte sich nicht von den beiden Marines zusätzlich in Zange nehmen lassen. Also sprang Gabriel wieder mal durch den Warpraum. Je länger sie diese Taktik verfolgte, desto eher traf sie auf eine Warpkreatur. Der Engel wusste nicht, wie viele diese finsteren Kreaturen des Warps im Dienst des Prinzen standen.

"Du verschissene Schlampe, bleib endlich stehen oder ich zerfetzte diese Menschen!" Waren diese Menschen bis jetzt eher furchtsame Zuschauer gewesen, die der Dinge harrten, was auch immer auf sie zukommen sollte, waren diese Worte ein eindeutiges Zeichen, dass es hier keine unbeteiligten Zuschauer gab. Es waren zwar nur noch wenige Veteranen am Leben und auch die Reihen der Kampfnonnen der Schwestern hatten sich deutlich gelichtet und Laserwaffen waren sicherlich nicht die beste Waffe gegen Chaos Space Marines oder Dämonenprinzen, aber manchmal reichte einfach die Masse an Strahlen, um eine Schwachstelle zu finden.

"Feuer!" schrie Hauptmann Gorogin von den Silberrücken und die überlebenden Chaos Space Marines gingen im konzentrierten Feuer der peitschenden Laserstrahlen aus Gewehren, Karabinern und den Schwertlanzen der Nonnen zu Boden. Auch die verderbte Kreatur des Warps, die einst ein Mensch gewesen war, wurde getroffen. Aber dieses Wesen der Finsternis schüttelte die Energie dieser schwachen Waffen einfach ab.

"Jeden einzelnen von euch werde ich persönlich Stück für Stück zerlegen!" drohte er den Pilgern, wandte sich aber nun wieder ihr zu, als sie ihm den Weg zu den verängstigten Menschen abschnitt. Der Engel versuchte in der Zeit mehrmals mit ihren Gedanken nach seinen Herzen zu greifen, aber uralte mächtige Runen flammten grellrot leuchtend auf seiner Rüstung auf und wehrten sie ab. Diese Schutzmagie war einfach zu stark für sie in diesem Zustand. Früher hätte sie innerhalb kürzester Zeit das Gefüge der Runen aufgeschlüsselt und gebannt. Aber sie war zum einen aus der Übung, zum anderen war ihre Wirtin einfach noch viel zu schwach, um Gabriels mächtige Energie ohne selbst Schaden zu nehmen, kanalisieren zu können.

Ein weiteres mal schlug er nach ihr, sie wich aus, erkannte einen Bruchteil einer Sekunde zu spät die Finte und lief in den Schlag. Hart wurde sie getroffen, dass Axtblatt zertrümmerte ihren Schild aus Energie. Aber das Kraftfeld nahm dem Hieb einen Großteil der Brutalen Wucht, so dass die Klinge nicht durch die Rüstung schnitt. Allerdings reichte die Aufprallwucht, um ihre Rippen zu brechen und schwere innere Verletzungen zu verursachen. Die Wucht riss sie von den Beinen. Mehrmals überschlug sie sich und blieb röchelnd auf dem Rücken liegen. "Dein Schädel für seinen Thron!" Er kam auf sie zugestürmt, der Boden schien unter seinen mächtigen Stiefeln zu beben. Gabriel wollte sich bewegen, aber ihre Muskeln wollten nicht reagieren. Ihre Psionischen Kräfte wurden durch die Runen der Rüstung massiv gestört. War dies das Ende, was sie vorhergesehen hatte? Würde ihre heilige Mission jetzt schon enden? Ihre letzte Inkarnation war vergangen, weil sie ihren Feind sträflich unterschätzt hatte. Eine nie gekannte Angst kam in ihr hoch. Sie selbst würde zwar nicht sterben, aber ihre Wirtin würde vergehen und ihre Mission wäre gescheitert. Und das war schlimmer als zu sterben.

Dann war die finstere Kreatur des Chaos heran und seine mächtige Axt sauste gnadenlos zu ihr herab. Im gleichen Moment rollte sie mit letzter Kraft weg und die Axt schmetterte dort tief in den Boden, wo sich gerade noch ihr Hals gefunden hatte. Splitter des steinernen Bodenmosaiks sausten wie kleine Schrappnelle durch die Luft, verletzten sie aber nicht.

"Du bist erledigt!" Mühsam quälte sie sich auf die Beine, ihr Atem ging rasselnd, ihre Lunge hatte etwas abbekommen. Mit einem Sprung nach hinten verschaffte sich Gabriel die notwendige Distanz zu den Psionik hemmenden Runen der Khorne geweihten Rüstung des Dämonenprinzen. Sie hatte einige wertvolle Augenblicke gewonnen, aber der Dämon war schnell und unterschätzte ihre Kräfte nicht, da er wusste, zu was sie früher in der Lage gewesen war. Jeder Muskel in dem Körper ihrer Wirtin protestierte gegen ihren Willen, da sie schwere innere Verletzungen hatte. Innerhalb weniger Minuten würde sie innerlich verbluten, wenn sie nicht endlich aus dem Radius der psihemmenden Runen der verfluchten Chaosrüstung heraus kam. Und der Dämon machte nicht den Eindruck, dass er das erlauben würde. Im Gegenteil, er holte zum finalen Hieb aus.

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In schneller Folge ertönte die typischen Geräusche einer Boltwaffe. Gar nicht weit entfernt stand der rot uniformierte Hauptmann Gorogin von den Silberrücken mit rauchender Boltpistole in der Hand. Für einen kurzen Moment lenkte das den Dämonen ab und erst im letzten Augenblick erkannte der ehemalige Marine, auf was der Veteran eigentlich geschossen hatte, nämlich in die Halterung eines der tonnenschweren silbernen Kronleuchter der Kathedrale, der nun auf den Dämon herunter krachte. Eunice versuchte vergeblich im letzten Moment noch zur Seite zu springen, aber er wurde von dem massiven Leuchter nieder gestreckt. Der gewaltige Leuchter begrub und zerschmetterte ihn.

"Ha, 7. Coelia, Kein Rückzug, keine Aufgabe, Kampf bis zum Tod!", brüllte der Hauptmann begeistert und feuerte den Rest seines Magazins in den Leib des Dämonenprinzen. Bei dem Rot seiner Uniform konnte man nicht sehen, was Farbe und was Blut war. Aber da sein eigentlicher weißer Bart feucht Rot schimmerte, schien es um ihn herum wirklich heiß hergegangen sein.

So schnell ihre wackligen Beine Gabriel trugen, lief sie aus dem Radius der immer noch aktiven Runen der verderbten Rüstung. Ihre von Gott gesegneten Kräfte flossen nun wieder ungehindert. Sie konzentrierte sich auf ihren weltlichen Körper, richtete die Rippen und ihre durchstoßene Lunge und hustete das eingedrungene Blut aus. "Etwas von meinem Blut hast du nun doch noch bekommen, Dämon!", keuchte sie in einem Anfall von Galgenhumor.

"So ein alter Fuchs hat halt doch noch ein paar Tricks drauf! Ha! Prinz Eunice ich pisse auf deinen Namen!", rief der Veteran und Kriegskamerad von dem Großvater ihrer Wirtin, der ihr viele lustige Geschichten aus der gemeinsamen Dienstzeit erzählt hatte. Der alte Mann war so etwas wie Gavris Opa gewesen, da sie ihren eigenen Großpapa ja nie kennen gelernt hatte. Mit gezogenen Energieschwert kam er näher und piekte den Torso des Dämons mit seiner Klinge. Als keine Reaktion erfolgte, drehte er sich um und kam auf sie zu.

"Muss schon sagen, du hast einiges drauf, kleine Gavri!" Misstrauisch sah sie an ihn vorbei auf den mächtigen Dämon. In keiner der Ströme der Zeit war dieses Szenario aufgetaucht. Aber Prinz Eunice schient tatsächlich durch den mächtigen Kronleuchter erschlagen worden zu sein. Aber wirklich sicher war sie sich nicht, da die Runen der Rüstung einen psionischen Blick immer noch verwehrten. Irgendwie erwartete sie jeden Augenblick, dass der Verräter einfach aufspringen und den findigen Hauptmann der Schiffswache in zwei Teile spalten würde, sobald er dem vermeintlich toten Dämon den Rücken gekehrt hatte. Der Hauptmann schlug ihr lachend auf die Schulter und hinter ihm rührte sich rein gar nichts.

Der Engel holsterte die Pistole, wechselte das Schwert in die Linke und schüttelte dem Hauptmann die Hand. "Habt meinen Dank, ich schulde Euch mein Leben."

"Warum so förmlich, Gavri? Und nichts zu danken, ich habe deinem Großvater versprochen, mich um seine Söhne zu kümmern und das schließt auch ihre Kinder mit ein." Dann schaute er kurz in Richtung der Pilger und meinte dann flüsternd. "Ich glaube, deine Rede um den großen fetten roten Kerl zu verwirren kam bei den Obigen nicht so gut an. Das könnte noch Ärger geben."

"Entschuldigt, aber ich muss den Leib des Dämonen noch vernichten. Ich habe ein schlechtes Gefühl, solange diese Abscheulichkeit hier noch herumliegt." Der Engel nahm sein Schwert in beide Hände und schritt vorsichtig auf den gefallenen Verräter zu. Und sie hatte sich nicht getäuscht, auf einmal ruckte der Leib und das Ding brüllte wütend auf. Als ob der Leuchter aus Papier und nicht aus massivem Silber wäre, warf er ihn ab, sprang auf und schwang seine mächtige Axt nach ihr. Der Hauptmann tat das einzige richtige und gewann so schnell seine alten Beine trugen einen respektablen Abstand zu der tobenden Bestie.

"Das hättest du wohl gerne, Miststück! Aber so etwas bringt mich nicht um! Und jetzt bin ich wirklich wütenden, du elende Schlampe!", brüllte der Dämon und führte einen wuchtigen Hieb nach dem anderen. Mühsam wich sie ihm aus und versuchte, eine Strategie zu finden, um ihn besiegen zu können.

"Deine Psionischen Tricksereien werden dir nicht den Schädel retten können. Ich krieg dich, du verdammte hexende Hure des falschen Leichenimperators!", brüllte Prinz Eunice sie weiter an und deckte sie mit einem Hagel brutaler, aber doch sehr schnell ausgeführter Hiebe mit seiner mächtigen Axt ein, die in seinen Händen kaum etwas zu wiegen schien. "Du feige Hexe hättest mein überaus großzügiges Angebot annehmen sollen. Jetzt zahlst du dumme überhebliche selbstgerechte ***** den ultimativen Preis für deinen Starrsinn!"

Sie versuchte, ihren Schild wieder hochzufahren, aber die Elektronik zeigte an, dass sie Zeit für eine Rekonfiguration brauchte. Prinz Eunice war viel größer und um ein Vielfaches stärker, aber sie war etwas schneller auf ihren flinken Beinen. Und manchmal war es durchaus von Vorteil, kleiner als sein Gegner zu sein. Es war nicht ihr erster Kampf gegen einen mächtigen Dämon, aber der letzte lag schon viele Jahrtausende zurück und sie hatte nur einen verschwindend kleinen Bruchteil ihrer einstigen Macht zur Verfügung, da ihr jetziges Gefäß momentan einfach nicht mehr kanalisieren konnte, ohne dabei beschädigt zu werden.

Der Engel ging die ihr zur Verfügung stehenden Kräfte durch und entschied sich für eine recht gefährliche Taktik. Nachdem Gabriel einem weiteren brutalen Hieb ausgewichen war, drehte sie sich um und fing an so schnell wie möglich zu rennen. Durch die vielen Leichen am Boden war das gar nicht so einfach, während der schwere Dämon sich von dem morbiden Untergrund nur unwesentlich behindert wurde.

"Wegzulaufen wird dir nichts nützen, Metze!" Der Boden bebte, als er hinter ihr herstürmte. Mit aller Kraft, unterstützt von ihren Kräften rannte sie auf einen der aufgebrochenen Ausgänge zu, der von zwei Nischen mit Reliquienschreinen flankiert waren. Im linken war ein uralter Reliquienschrein aufgestellt, in dem die Oberschenkelknochen einer Märtyrerin aus der Zeit der Apostie aufbewahrt wurde. Kurz bevor sie hineinrannte, sprang sie durch den Warpraum und versetzte sich hinter den Dämon. Eunice war kein Narr und reagierte sofort. Noch während er seinen Lauf zu stoppen versuchte, drehte er sich um, schwenkte seine Axt nach oben. Eine eigentlich gute Wahl, da sie für ihre Luftangriffe berühmt war. Aber das hatte Gabriel erwartet, deswegen sprang sie in Bodenhöhe aus dem Warpraum heraus und rammte ihr Schwert seitlich in den Unterleib. Tief drang die Klinge durch einen Spalt seiner Rüstung in den mächtigen Leib des Prinzen ein. Der Engel aktivierte die schlummernden Kräfte des Schwertes und jagte einen heiligen Flammenstoß in den Balg des Dämons, geboren aus ihrer göttlichen Macht der Vernichtung allen Übels. Seine Runen konnten ihn nun nicht mehr schützen, da sie ihre Kraft nach außen strahlten und nicht nach innen. Zusammen krachten sie in den kunstvollen Reliquienschrein und das immense Gewicht des Verräters verarbeitete das vergoldete Holz in einen Haufen Holzspäne und den Inhalt zu Staub.

"Khorne, räche mich!", brüllte er ein letztes Mal. Blaue Flammen schlugen aus seinem Mund und dann auch aus seinen Augen. Der Dämonenprinz schrie wie am Spieß, bis sein Fleisch verschmorte und von den Knochen fiel. Innerhalb kürzester Zeit verbrannte der World Eater im blauen Feuer zu einem unscheinbaren Häufchen glühender Asche. Belebende Energie sprang auf sie über und sie fühlte sich stärker werden. Als einziges blieb seine Axt und einige mit Schutzrunen versehene Rüstungsteile übrig. Gabriel konnte die Bösartigkeit der Axt spüren, ihren eigenständigen hasserfüllten Willen zur Vernichtung.

"Und ich war nie seine Mätresse!", meinte sie trotzig und trat nach dem Aschehaufen. In der Kathedrale war es wieder ruhig. Tausende Augenpaare starrten sie aus einer Mischung von Angst, Grauen und Faszination an. Das Schiff war vielleicht vom größten Teil der Chaosanhänger gesäubert, aber da draußen war noch ein Kreuzer und sie wusste, dass in diesem Moment gerade der Leutnant der dritten Kompanie auf Abbadons Befehle pfiff und den Waffenleitstand anwies, das Feuer auf das Pilgerschiff zu eröffnen. "Sprung!"

Einen Bruchteil einer Sekunde später materialisierte sie auf der Kommandobrücke der "Geisel der Galaxis" direkt hinter dem Leutnant, der den Befehl übernommen hatte. "Gebt dieser Hure die volle Breitsei…." Gabriel tötete ihn mit der Schärfe ihres Schwertes, zog ihre Pistole und erschoss den ersten Geschützmeister an seiner Waffenkonsole. Ein Berserker Kreuzer hatte den ursprünglichen standardisierten Aufbau wie jedes imperiales Schiff und so was es leicht herauszufinden, welche Sektion für welchen Bereich des Schiffes zuständig war. Auch wenn das Chaos hier natürlich der Brücke seinen unvergleichlichen Stempel aufgedrückt hatte. Der Ort erinnerte eher an ein Schlachthaus. Der Boden und die Wände waren Dunkel vom Blut von Besatzungsmitgliedern, die wohl den einen oder anderen Fehler begangen hatten. Von der Decke hingen ausgeblutete kopflose Kadaver, die teilweise angefressen aussahen. Der Sitz des Dämonenprinzen war ein gewaltiger knöcherner Thron, der aus Schädeln und Knochen gefertigt war und dunkelrot vom geronnen Blut war. Der Boden bestand aus Schädeln, hinten stand ein bronzener Altar mit Khornesymbolen auf dem abgeschlagene und vor sich hinfaulende Köpfe lagen. Hier und da lag ein einst rosafarbener Space Marine Helm auf dem Boden, die wohl als Spucknapf dienten. In einer Ecke stand der ehemalige reich verzierte marmorne Altar mit den zerschlagenen Symbolen des Slaanesh geschmückt. Offensichtlich diente der ausgehölte Opferblock inzwischen als Pinkelbecken.

Mit weiteren gezielten Schüssen streckte sie die restlichen verderbten Besatzungsmitglieder der Feuerleitstelle nieder, die teilweise mit ihren Kontrollen verwachsen waren. Die restlichen Mannschaften auf der Brücke überwanden die Überraschung ihres plötzlichen Auftauchens und sie sah sich Dutzenden Gegnern gegenüber, darunter auch einige Chaos Space Marines. "Feld, maximal!" Und ihr Schutzfeld baute sich gerade wieder rechtzeitig auf.

Gabriel blieb in Bewegung und vermied es so erfolgreich, sich vom Gegner einkreisen zu lassen, sodass der Feind seine Übermacht nicht wirklich in die Waagschale werfen konnte. Der Großteil der Brückenbesatzung bestand aus Menschen, die ihrem Aussehen nach wohl erst kürzlich zum Chaos übergelaufen waren. Die restlichen waren schon mit ihren Geräten verwachsen und von denen ging keinerlei Gefahr aus. Gabriel spürte, wie von Minute zu Minute ihre Bindung zu ihrem Wirtskörper stärker wurde, wie Gavri sie immer mehr in sich aufnahm. Ihre psionischen Kräfte konnte sie nun immer kontrollierter und sicherer einsetzen. Mit Gavris Hilfe brachte sie manch schwachen Geist dazu, sich gegen seine Kameraden zu wenden und als es ihr gelang, einen der Chaos Space Marines zu überzeugen, dass die Besatzung dabei war, überzulaufen, kannte sein Zorn kein Halten mehr. Er stürmte aus dem Raum und begann brüllend sein blutiges Werk an den nächsten Bruten, Mutanten und Verrätern.

Dieses Schiff war deutlich mit dem Makel des Chaos behaftet und kein wirklicher Unschuldiger befand sich an Bord. Die eine oder andere Seele hätte mit etwas guten Willen und guter Worte vielleicht gerettet werden können. Aber dieser Prozess der Auswahl hätte zu lange gedauert und ihr weltlicher Körper war noch nicht stark genug, um es mit den mehr als zwanzigtausend verbliebenen Besatzungsmitglieder aufzunehmen. Darunter ein komplettes Verräterregiment der imperialen Armee und eine Chaos Space Marine Kompanie der World Eaters. Also zog sie mit ihrem Schwert einen Kreis um sich und sprach dabei Worte der Macht. In den Kreis zog sie sechs gerade Linien, die einen gleichmäßigen Stern ergaben. Im Zentrum kniete sie sich hin, stellte ihr Schwert vor sich und erinnerte sich uralter Worte der göttlichen Vernichtung. Der Kreis flammte auf und bildete eine Barriere, an welcher in immer kürzeren Abständen Geschosse abprallten. Ihr Marine war wohl gefallen und Verräter in großer Anzahl und guter Bewaffnung strömten in die Brücke. Einige hatten sogar auf kleinen Lafetten schwere Waffen wie kleine Lasergeschütze und Maschinenkanonen dabei, welche die Verräter in Position brachten. Ihre Barriere begann unter den vielen Einschlägen zu flackern, aber sie war fertig. Der Stern explodierte in einem sich schnell ausbreiteten Feuerball aus blauen Flammen, die sich durch alles fraßen, was von Chaos und Bösem befleckt war. Und alles Verdorbene und Korrumpierte verbrannte zu Asche. Vor langer Zeit hatte sie mit diesem Feuer zwei Städte von Antlitz Terras gefegt, weil kein einziger Gerechter in dessen Mauern gelebt hatte. Auch danach hatte sie öfters diese Kraft eingesetzt, das letzte Argument des Imperators hatte man das genannt. Und nun bekam dieser Chaoskreuzer diesen von ihr manifestierten Zorn Gottes zu spüren.

Die Flammen fraßen sich durch Verräter, Mutanten, Chaos Space Marines und Dämonen, verbrannten sie zu Asche. Auch Ausrüstung, die von Chaos durchdrungen war, schmolz dahin und verdampfte. Das Feuer bereitete sich immer weiter durch das Schiff aus, lies sich durch kein Schott aufhalten. Es erreichte die pervertierten Gebärgruben und erlöste die Frauen von ihrem Leid. Nach einer Minute war das einzige Lebewesen an Bord des Schiffes Gabriel. Das Feuer erlosch und sie brach zusammen. Die letzte Aktion hatte fast ihre ganze Kraft aufgebraucht und sie fühlte sich unendlich müde. Auf dem Rücken liegend starrte sie nach oben, sah die hohe gewölbte Decke, die eher an eine Kirche als an eine Kommandobrücke eines Kreuzer erinnerte. Nun leere Fleischerhaken hingen zu Hunderten von der Decke, Ascheflocken, von den Unglücklichen, die einst an der Decke gehangen hatten, rieselten wie Schnee zu Boden.

Gabriel dachte an ihre erste Reise mit einem Raumschiff zurück. Das musste vor fast achtzehntausend Jahren gewesen sein. Die Menschheit stand damals auch am Rande der Auslöschung und Gott hatte in seiner unendlichen Güte seine Engel geschickt, um den Menschen im Kampf gegen die von ihnen selbst in der Sünde der Anmaßung geschaffenen Maschinen beizustehen. Damals waren sie noch alle vereint gewesen, alle sieben Erzengel und ihre himmlischen Legionen, jede etwa eintausend Engel stark. Aufgestellt in perfekten Phalangen auf dem leergeräumten Flugdeck der "Gottes Vergeltung", der Präsident der Konföderation von Terra, Feller, hatte sich persönlich dafür bedankt, dass sie Gottes Werk auf Erden verrichteten und sie zu ihrem Kreuzzug des Lichtes verabschiedet. Das war am 6. Januar 22344 gewesen, dem siebenundzwanzigsten Jahr des 8. Maschinenkriegs, das erste Jahr des Kreuzzuges des Lichtes und das sechzehnte Lebensjahr ihrer ersten Inkarnation auf dieser Ebene.

Wie prächtig die Erzengel ausgesehen hatten, in ihren weißen Rüstungen, ein jeder mit seinem eigenes persönliches Wappen auf dem kleinen runden Schildgenerator am linken Arm. Ihres war eine blaue Schwertlilie und ein silberner Halbmond gewesen. Ihr Flügel waren mit einem flexiblen silbernen Kettengewebe gepanzert und sie trugen alle Plasmahellebarden. Und wie jung sie alle damals noch gewesen waren. So unglaublich jung und doch schon älter als die Menschheit selbst.

Als Erzengel hatten sie die Brücke des Schlachtträgers besuchen dürfen, der sie wortwörtlich in die Schlacht gegen die Maschinen trug. Die gewaltige Brücke war eine Halle aus Licht und Sinfonie der Technik. Und dabei war das schon relativ primitiv gewesen, da man den Maschinen nicht mehr so viel Verantwortung und Verarbeitung von Daten überlassen wollte wie früher. Maschinen waren in der Lage, andere Maschinen zu hacken und zu übernehmen. Genau deswegen hatten die Menschen auch diese großen Probleme, mit ihren eigenen Kreationen fertig zu werden. Staunend war sie damals von Admiral Grunwald durch das Wunder an Technik geführt worden, der sie selbst in Erstaunen versetzte, da er eine Ganzkörperprotese getragen hatte.

Was für ein Kontrast zu dem unterirdischen Ort, wo sie vorher ihre Ausbildung bekommen hatten. Schon damals war ihr der direkte Weg versperrt, ihre Körper vom Himmel auf diese Ebene zu transportieren und deswegen hatten die Menschen ihnen künstliche seelenlose Körper bereit gestellt, welche die Engel nach ihrer Reise vom Himmel aufnehmen konnten. Leider hatten sie fast alles vergessen, was sie wussten und mussten mit ihren neuen Körpern wieder alles neu erlernen. Nicht jeder Engel war damit klargekommen und viel zu viele mussten zum Himmel zurückgeschickt werden und ihre fehlerhaften Körper verbrannt werden. Die alten Erinnerungen zerfaserten und sie konzentrierte sich auf das Jetzt.

Ganz allein hatte sie einen kompletten Chaoskreuzer besiegt, aber sie fühlte auch jetzt weder Triumph noch Stolz über diese Tat. Nur Bedauern, dass es notwendig gewesen war. Und es machte sie traurig, dass dies nur ein fader Vorgeschmack war zu dem, was sie noch alles tun musste, um die Menschheit zu retten. Töten um zu retten, ein blutiger Weg. Einen wichtigen Schritt hatte sie heute getan. Die ersten Klippen hatte sie umschifft, sie war nicht als Hexe verbrannt worden, war nicht dem Dämonenprinz zum Opfer gefallen, war in keiner Plasmaexplosion vergangen. Ihr waren schon lange die Ereignisse dieses Tages bewusst gewesen. Deswegen hatte sie schon vor Wochen die Nullfeldgeneraten im Büro des Zuchtmeisters so manipuliert, dass die Anzeigen volle Leistung suggerierten, die Nullfeldgeneratoren aber nicht mehr taten, als wie gewohnt zu brummeln. Die anderen Gegenmaßnahmen des Zuchtmeisters waren für eine Psionikerin ihrer Klasse ein Witz gewesen.

Nun besaß sie ein mächtiges Kriegsschiff der Berserkerklasse. Zwar nur einen Kreuzer, aber mit den stärksten Schiffswaffen ausgerüstet, welche die menschliche Technologie in den letzten fünftausend Jahren entwickelt hatte. Es war ein gutes Schiff und es würde ihr hervorragende Dienste leisten. Jetzt brauchte sie nur noch eine Besatzung dafür. Und die würde bald hier sein, dafür hatte sie schon lange zuvor gesorgt.

Die unmittelbare Gefahr war gebannt und sie beschritt die sich gerade aufgetanen Ströme der Zeit. Es gab nun neue Möglichkeiten in der Zukunft, manch Schicksal war gerade gewandelt worden. Die erste große Hürde hatte sie genommen. Manch Strom der Zeit hatte hier geendet, ihr Tod war durchaus eine realistische Möglichkeit gewesen, die aber nun ausgeschlossen wurde. Und sie sah neue Möglichkeiten, welche ihre ursprünglichen Pläne über den Haufen warfen. Ja, da gab es einiges an Potential und sie wusste, was zu tun war. Sie sprang zurück in die Kabine, welche Gavri Pilgerstochter die letzten Jahre bewohnt hatte.

Hier war noch alles so, als wäre nie eine Entermannschaft durch das Schiff getobt. Gabriel nahm das schreckliche Buch mit den Knochen der Familienangehörigen ihrer Wirtin und setzte sich an einen der verwohnten Tische des Gemeinschaftsraumes. Mit einer Feder schrieb sie einen Brief an den Inquisitor, der diese Ereignisse untersuchen würde und setzte eine Bitte von Gavri noch darunter. Mit einer Creditchip markierte sie die Seite und legte das Buch zurück in die Nische ihrer Koje. Gabriel sah sich um und Gavri in ihr wurde sehr melancholisch. Dieses Zimmer, wo sie vier Jahre ihres Leben verbracht hatte, würde sie nie wieder sehen. Ein letztes Mal strich sie über das Metall der Koje, spürte die Farbe und betrachte den schlangenartigen Fisch, den Saphira mit großer Begeisterung aber geringem Können gemalt hatte. Oder das kugelförmige Etwas, das Jadon gepinselt hatte. Fisch von vorn, hatte er gemeint. Eigentlich sah es eher aus wie ein grinsendes Gesicht und drei abstehende Striche als Flossen.

Mit einem heiteren Lächeln drehte sie sich um und da sprang der Höllenhund sie auch schon an, der sich absolut lautlos an sie angeschlichen hatte. Das musste derjenige sein, denn sie scheinbar vor Jahren verfolgt hatte und dann durch die Chaos Gardisten daran gehindert worden war, ihn zu töten. Nur die in vielen Jahren antrainierten Reflexe retteten sie in diesem Augenblick vor dem zuschnappenden Biss. Trotzdem begrub der Hund sie mit seinem Gewicht unter sich und sie keuchte entsetzt auf. Runen auf dem Halsband leuchteten unheilig, als sie versuchte, einfach mit ihrer Kraft wegzuspringen. Seine Krallen ratschten schmerzhaft über ihren Anzug, durchbrachen ihn zwar nicht, aber es peinigte sie trotzdem. Das Ding war viel stärker als sie und obwohl sie mit beiden Händen seinen Kopf mit dem schrecklichen Maul mit aller Kraft zurückzudrücken versuchte, kam seine stinkende Schnauze immer näher. Sie konnte jedes Detail seiner Reißzähne erkennen, sein Geifer sprühte in ihr Gesicht. War dies das Ende? Würde sie scheitern, weil sie sich für ein paar Sekunden einer Sentimentalität hingegeben hatte?

Die Ströme der Zeit hatten ihr das nicht prophezeit, das Chaos war eben manchmal so heimtückisch, dass es Zeitlinien unterdrücken konnte. "Die Fähigkeit der Vorsehung ist mächtig, aber nur ein Narr verlässt sich vollständig auf sie. Die Ströme der Zeit sind in ständiger Bewegung, verästeln sich, zerfasern, brechen auf und bilden sich neu. Hüte dich, bleibe immer wachsam, spüre die Veränderung", hatte einst einer ihrer Lehrer zu ihr gesagt, als sie von ihm die Fähigkeit erlernte, die Ströme der Zeit zu deuten. Hätte sie nur auf ihn gehört.

Sie wand sich, rammte ihr rechtes Knie mehrmals mit aller Kraft in seinen Unterleib, versuchte jeden Kniff um das Ding abzuschütteln, aber er war einfach zu schwer und zu stark. Dann hatte der Hund auf einmal eine zweite silberne Zunge, auf der elektrische Blitze zuckten. Die Bestie kam noch nicht mal dazu, zu zucken, denn sie löste sich fast augenblicklich in eine stinkende Wolke auf. Schwester Gerechter Zorn stand vor ihr, die heilige Schwertlanze in den Händen haltend.

"Das war knapp, Lichtbringerin." Die Schwester bot ihr die Hand an und Gabriel nahm sich mit einem äußerst dankbaren lächeln an.

"Ich stehe tief in deiner Schuld, du hast gerade mehr als nur mein Leben gerettet." Das war heute schon das zweite Mal gewesen, dass ein Mensch sie hatte retten müssen. Es war noch ein weiter Weg, bis sie wieder das mächtige Werkzeug Gottes von einst war.

"Gemeinsam werden wir es schaffen!"

"So sei es, Schwester Gerechter Zorn, so sei es!"

"Seid wachsam, Lichtbringerin, es befinden sich noch versprengte Verräter auf dem Schiff. Wir säubern es gerade von diesem Abschaum."

"Daran ist gut getan." Gabriel lenkte während dem Gespräch ihre Kräfte in den Körper der Nonne und heilte die zahlreichen, aber oberflächlichen Verletzungen der Kriegerschwester, die das mit einem dankbaren Nicken quittierte. Mit gezogenen Waffen und mit Gerechter Zorn an ihrer Seite arbeitete sie sich nun durch die Decks und erledigte die letzten Überlebenden der Entertruppen.

"Wie wird es nun weitergehen, Lichtbringerin?"

"Ich werde den Menschen dieses Schiffes anbieten, dem Licht zu folgen. Bald wird ein Schiff auftauchen und uns aufnehmen. Diese Ereignisse habe ich schon lange vorhergesehen und entsprechende Maßnahmen getroffen. Aber darüber später mehr. Wir treffen uns oben, ich muss noch ein paar Sachen erledigen", erklärte Gabriel und holte dann die restlichen Sachen aus dem geheimen Raum.

Da hier ihre Arbeit getan war, sprang sie zurück in die St. Quaglia Kathedrale. Sie landete auf der Predigerplattform im Zentrum der Kathedrale. Hier hatten einige der Silberrücken, wie die Wachmannschaft aus Veteranen der Imperialen Armee genannt worden war, ihr Ende gefunden. Einige Besonnene hatten die Verwundeten versorgt, die Schwerstverwundeten von ihren Leiden erlöst und die rettbaren ins Hospital geschafft. Unzählige Stimmen schrien, debattierten, stritten oder diskutierten herum. Sie hörte Wörter wie Hexe, Dämonenbrut, Ketzerin, Verräterin, Lügnerin, aber auch Worte wie Heilige, Engel, und am aller wichtigsten, Hoffnung.

"Da ist sie wieder!" Finger zeigten auf Gabriel, Fäuste worden drohend in ihre Richtung geschüttelt und ein Zelot feuerte im heiligen Zorn seine Schrotflinte auf sie ab. Die Ladung prasselte harmlos auf ihrem Schild. Der Engel blickte in Richtung des Schützen, der gerade seine Flinte auf sie neu ausrichtete und griff mit ihren geistigen Kräften nach der Waffe und zerstörte den Schlagbolzen. Wütend warf der Zelot seine Waffe weg, nachdem ihm die Nutzlosigkeit seiner Waffe aufgegangen war und schrie sie wütend an.

"Du verschissene Hexe! Steck deine dreckige Faust in deine verlogene ***** und **** dich selbst!"

"Ich muss doch sehr bitten! Mäßigt eure Worte! Auch wenn dieser Ort geschändet ist, so ist er für euch immer noch heilig! Schämt euch, solche unflätigen Worte zu benutzen! In die Ecke mit euch und denkt darüber nach, warum es nicht angebracht ist, so liederlich zu werden!" Sie warf dem Zelot einen sehr strengen Blick zu, dessen Augen weiteten sich und er trotte tatsächlich wie ein Schuljunge in die nächste Ecke.

"Hört mich an, ihr Menschen dieses Schiffes!" Worte wie Schnauze, Verschwinde, Lass uns in Ruhe, Töte uns nicht, aber auch, sprich, erkläre dich und Danke.

"Ruhe!" Diesmal unterlegte sie ihre Stimme mit einem mächtigen psionischen Befehl und Stille kehrte endlich ein. Manche, wie die blutbesudelte Havilah, die einen knatternden Eviscreator in ihren Händen hielt, blickten sie voll brennendem Hass und dunkler Wut, andere mit Angst und einige blickten sie voller Hoffnung und Dankbarkeit an.

"Ich bin Gabriel, ein Erzengel und ich bin Gavri Pilgerstochter, auf diesem Schiff geboren. Ich bin nicht hier, um euch zu schaden. Hört mich an, ihr Menschen, denn ich habe einiges zu verkünden. Das Imperium wird untergehen und wenn ich nicht eingreife, wird die Menschheit mit ihm untergehen. Ich weiß, dass man euch eingehämmert hat, die Menschheit kann nur mit dem Imperium existieren und nicht ohne den Imperator. Aber dies ist eine Lüge! Eine Lüge, die mit dem Blut von Milliarden und Abermilliarden von Menschen scheinbar für die Ewigkeit zementiert worden ist. Aber der Mörtel aus Leid, Elend und Blut bröckelt. Die Seele des Imperators löst von seinem goldenen Mausoleum, denn das Ritual hält nur zehntausend Jahre. Bis dahin werden noch Achtzehn Jahre vergehen. Eine letzte Schonfrist für die interstellare Raumfahrt, neue Wege zu finden. Aber das Imperium ist zu verknöchert, die Bürokratie ist so in ihrer Trägheit erstarrt, dass die nötigen Reformen nicht mehr zustande kommen werden, selbst wenn der jetzige falsche Senat von Terra die dringliche Lage verstehen und begreifen könnte.

Die Feinde der Menschheit sind schier endlos. Aus dem Wirbel des Chaos werden die Legionen der heimtückischen Verräter hervorbrechen. Gefräßige Verschlinger von Welten bewegen sich aus anderen Galaxien auf uns zu. Die brutalen Orks sind zahlreicher denn je. Neue Imperien gefährlicher Xenos entstehen und ihnen ist allen gemein, dass sie glauben, diese Galaxie wäre ohne Menschen viel besser dran. Uralte Mächte erheben sich aus ihren Stasiskammern und denken, diese Galaxie wäre immer noch die ihre. Chaoskultisten haben viele Welten unterwandert und warten nur darauf, sie ihren dunklen und verdorbenen Erzdämonen darzubieten. Das sind die Mühlsteine, welche das Imperium zermalmen werden.

Aber der größte Feind der Menschen ist das Imperium selbst. Das Gebilde, das heute existiert, hat fast nichts mehr mit dem gemein, was einst der Imperator erschaffen hat. Seine Vision eines die Galaxie umspannenden Reiches, in dem Frieden, Wohlstand und Sicherheit für die geeinte Menschheit herrschen, starb mit dem alten wahren Senat vor über achttausend Jahren. Bürokratie, Machtgier, Korruption und Unfähigkeit haben ein lebenswertes System zu einen menschenverachtenden Moloch pervertiert, der nur durch die schleichende Vernichtung und aggressive Versklavung von Billionen von Menschen am Leben erhalten wird. Jeder Fortschritt wird durch überholte Doktrinen unterbunden. Anstatt nach neuen Wegen zu forschen, wird verzweifelt versucht, alte Technologien wiederzuentdecken.

Einst waren Innovation, Neugier und Einfallsreichtum die großen Stärken der Menschen. Die Fähigkeit, sich zu verbessern, die Umwelt zu verbessern, die Galaxie zu verbessern. All das unterdrückt das Imperium, im Besonderen die Ekklesiarchie und der Adeptus Mechanikus. So kann es nicht weitergehen und so wird es nicht weitergehen. Jeder, der nicht bereit ist, sich für neue Wege zu öffnen, wird sterben. Gefressen von dem Verschlinger, zu Tode geschunden vom Chaos, aufgelöst von Waffen uralter Macht, niedergetrampelt von unzähligen Stiefeln wahnsinniger Eiferer verschiedenster falscher Götter.

Geht in euch, besinnt euch auf eure Erfahrungen und überlegt, was man in eurem Leben hätte anders und besser machen können. Ich bin zurückgekehrt, um der Menschheit das Licht der Innovation zu geben, einen neuen Beginn. Ich bringe euch Hoffnung, auf ein besseres Leben zwischen den Sternen. Ich werde niemanden zwingen, mit mir zu gehen. Ich weiß, dass dieses Schiff in drei Tagen seine Reise wieder aufnehmen kann. Ihr werdet weiter euren Glauben leben, wenn auch in einem abgeschotteten Internierungslager und mit eurem Glauben untergehen. Oder ihr folgt mir und ich zeige euch neue Wege, gebe euch Hoffnung und eine Zukunft, dem Untergang zu entgehen. Die Wahl liegt bei euch selbst. Ich gebe euch bis 18.00 Uhr Zeit, die Lage zu überdenken. Ich werde keinem ein Leid antun, egal wie er sich entscheiden mag. Es wird euer freier Wille sein, der euer Schicksal schmieden wird. Aber ich werde jeden vernichten, der denen Gewalt antut, die mir aus freien Stücken folgen." Sie warf einigen Zeloten und Erlösungssuchenden warnende Blicke zu. Dann sprang sie vom Podest, nahm mit ihren Kräften Einfluss auf die Schwerkraft und landete sanft vor ihren zwölf Schutzbefohlenen. Saphira war die erste, welche aufsprang und sich an Gavris Körper drückte.

"Du bist jetzt anders, nicht Gavri, nicht die Lichtbringerin, du bist jetzt beides, nicht wahr?" Gabriel kniete sich so hin, dass ihre Gesichter gleich auf waren.

"Du bist ein wirklich kluges Kind, Saphira. Gavri Pilgerstochter wird nie wieder so sein, wie du sie gekannt hast." Dann küsste sie wie Gavri es immer getan hatte ihr die Tränen von den Wangen und streichelte ihr den Kopf.

"Ich mag dich, Gabriel, ich werde dir folgen, egal wohin", verkündete dann das Mädchen mit fester Stimme.

"Auch ich werde dir folgen, Gavri oder wie auch immer du jetzt heißt", meinte Jadon bestimmt und erkämpfte sich einen Platz an der anderen Schulter. Dann gab es für die anderen Schützlinge kein Halten mehr und sie wurde schier von einer Schar wild plappernder Kinder begraben. Sie hatte einige Mühe, sich aus diesem Pulk wieder zu befreien.

Als nächstes trat Schwester Gerechter Zorn zu ihr. "Auch ich möchte dir folgen. Was du gerade vollbracht hast, ist ein Wunder! Ich danke dir dafür!" Und weitere Nonnen kamen, sogar die Mutter Oberin. "Bitte führe uns in das Licht, Engel des Todes, denn wir wollen dir dienen, um den guten Menschen ein guter Wächter zu werden." Gabriel räumte einen Platz frei, wo sich die versammeln konnten, die mit ihr gehen wollten. Zuerst kamen die, welche ihr schon vorher gelauscht hatten. Aber es kamen noch viele andere. Der Pontifex Astral Nadab hatte das Gemetzel überlebt und wetterte bald gegen sie von seiner Kanzel, schimpfte sie Verräter, Ketzer und Hexe. Manche würde sie nie für sich gewinnen können, würde das doch bedeuten, dass diese Menschen sich eingestehen müssten, ihr Leben mit einem Irrglauben verschwendet zu haben. Aber die, welche ihr folgen würden, die konnte sie retten. Die Seele des Imperators würde eingehen in die Ewigkeit, sein Erbe und Imperium würde verschwinden in die Dunkelheit der Geschichte, aber für die Menschheit gab es noch Hoffnung!

Ende von Buch I

Fluff, Fluffschändung oder was ist offiziell und was nicht?

Gabriel ist frei erfunden und ist an den biblischen Hintergrund angelehnt. Ob sie nun wirklich ein Engel ist oder etwas ganz anderes werden die späteren Bücher klären. Auch eine Testamentsvollstreckerin gab es nie, würde das doch implizieren, dass der Imperator in der letzten Schlacht gefallen wäre.

Der Hintergrund von 40K ist gewaltig, aber vieles in der Geschichte ist nur knapp angerissen oder in Büchern, die heute nicht mehr erhältlich sind. Manches hat sich auch hin und wieder geändert, falls es als notwendig erachtet wurde oder einige Autoren haben die Arbeit ihrer Vorgänger schlichtweg ignoriert. Was gut ausgearbeitet ist seit der Horus Buchreihe der Bruderkrieg, auch wenn ich davon erst drei Bücher gelesen haben. Sie vermitteln aber doch einen Einblick in ein Imperium, dass den Menschen ein Leben in Wohlstand, Sicherheit und Freiheit garantieren sollte. Davon ist nach 10K Jahren nichts mehr übrig. Das System stützt sich nur noch auf Kontrolle, Terror, Armut und gnadenlose Ausbeutung der entrechteten Menschheit. Was ist also schief gelaufen?

Die Zeitleiste in der fünften Edition zeigt halbwegs die großen Perioden des Imperiums nach dem Bruderkrieg an. Das Chaos wurde besiegt und in den Wirbel getrieben. Der Wiederaufbau gelang und etwa 1500 Jahre existierte ein Imperium, wie es sich wohl der Imperator gewünscht hatte. Frieden herrschte nach dem Bruderkrieg halbwegs im Reich, trotzdem gab es wohl Machtkämpfe im Senat. Meine Interpretation, dass es wohl zwei Blöcke gab, einmal diese, welche sich an die Vorgaben des Imperators halten wollten, also der Wahrheit verpflichtet, keine Anbetung des Imperators als Gott (von ihm selbst ausdrücklich verboten), Sicherheit, Fortschritt. Nennen wir sie mal die "Bewahrer der Wahrheit". Auf der anderen Seite gab es wohl die Anbeter eines Gottimperators, wie wir sie heute kennen. Fortschritt braucht man nicht, denn der Imperator hat schon für alles gesorgt. Das Xenos muss ausgemerzt werden, egal ob diese Spezies nun eine Gefahr ist oder nicht und die Expansion des Imperiums muss fortschreiten, egal ob eine sinnvolle Kosten Nutzen Relation gegeben ist oder nicht. Auch der Imperator muss angebetet werden, am besten im Tempel des Imperialen Heilandes. Nennen wir sie einfach mal die "Templer". Über diese Zeit ist bis auf ein paar Absätze sehr wenig offiziell ausgearbeitet und ich habe die Lücken gefüllt.

Schließlich gewannen die Templer nach der kompletten Auslöschung des Senats die Oberhand und formten das Imperium nach ihrem Willen. Der Tempel des Imperialen Heilands wurde Staatsreligion, der Ekklesiarch bekamen einen ständigen Sitz im Senat und die Kirche wurde zum Adeptus Ministorum erhoben. Jeder der wo nicht konvertieren wollte, starb letztendlich oder musste seinen wahren Glauben verleugnen. Das wiederum ist offiziell. Das Imperium expandierte und der Krieg war Dauerzustand. Das Chaos fing an zu nerven, war aber keine wirkliche Bedrohung, eher ein Ärgernis. Abbadon und seine Spießgesellen wurden meist mehr oder weniger erfolgreich in den Wirbel zurück geprügelt. Irgendwann M35 spaltete sich dann der Senat von Terra Nova ab. Es ist recht wenig über diesen Konflikt offiziell, bis auf den Namen und ein paar sich widersprechende Jahreszahlen ist kaum was bekannt. Aus diesem Konflikt folgte die Apostie, danach noch mehr Bürgerkrieg, dann die Reformation. Gefolgt von unzähligen verlustreichen Kreuzzügen. Viele waren Siegreich, aber die Neuerwerbungen überdehnten die Grenzen. Als letzter großer finaler Punkt kam dann die Macharius Häresie, dessen Ressourcenverschwendung letztendlich das Schwinden einläutete. Auch das ist alles Offiziell.

Ich habe mich bemüht, so weit wie möglich im Rahmen zu bleiben, welcher der offizielle Fluff absteckt. Ich habe einige Sachen mit eigenen Ideen gefüllt, wo gewisse Dinge eben nur angerissen werden, aber nichts wirklich verwertbares da steht.

Wie kam ich auf die Idee?

Wie schon an anderer Stelle, kam mir das ganze während der Fantasy Film Festivals in Stuttgart in der Pause zwischen zwei Filmen. Ich hatte gerade "Schwarze Adepten" durchgelesen und eine der besten Szenen war, wie gnadenlos ein Pilgerschiff geopfert wurde, um den Kurs einen Chaosschiffes zu stören. Pilgerschiffe wurden schon im alten Sororitas Codex ganz am Rande erwähnt. Ich überlegte mir, wie wohl so ein Schiff aussehen könnte. Dann überlegte ich mir, wie ich da eine interessante Story drum rum machen könnte. Es begann mit dem Fund einer uralten Gruft auf einer der Pilgerstätten durch ein vorwitziges Pilgermädchen. Nach und nach reimte ich mir dann die Story zusammen. Einiges passte anfangs nicht und wurde dann wieder gestrichen. Ich las mich dann in die offizielle Timeline ein und der eine oder andere Punkt war sehr inspirierend.

Vor langer Zeit habe ich mal einen Roman mit dem Namen "Und sie schufen ein Reich" gelesen. Das coole an dem Buch war, ein alter Mann erzählt einem Fremden die Geschichte zweier regionaler Adelsgeschlechter über eine Zeitspanne von vielen Jahrhunderten, von Karl den Großen über die Kreuzzüge bis zum Niedergang des Rittertums. Zwei Seiten waren in etwa immer die Legenden lang, danach kam dann ein Kapitel, was wirklich passiert war. Ein Kampf gegen einen Drachen wurde dann zu einem Kampf gegen einen Mann, der einen Helm im Form eines Drachens trug und solche Dinge eben. Seitdem frage ich mich immer, wie wohl die wahre Geschichte hinter einer Legende aussehen mag.

Mit diesem Blickwinkel las ich dann die einzelnen kurzen Sätze, mit den GW die Geschichte von zehntausend Jahren beschreibt. Der Bruderkrieg ist ja inzwischen recht gut beschrieben und hat natürlich den Freiraum stark verengt. Aber die restlichen zehntausend Jahre sind ja wirklich sehr offen gehalten. Wobei der Sororitas Codex in dieser Beziehung noch sehr viel Material liefert über die dunkelste Zeit des Imperiums, der Apostie.

Aus diesen Fragmenten entwickelte ich dann den Hintergrund von Gabriel und der Geschichte der Konföderation des Lichtes. Die Konföderation ist übrigens auch offiziell, auch wenn ich sie etwas abgeändert habe. Letztendlich gewann ja die Konföderation des Lichtes während der Reformation von Sebastian Thor den Konflikt gegen den Tempel des Imperialen Heilandes und die schlimmsten Exzesse, wie Sklavenhandel und Harems der Priesterschaft wurden ja abgeschafft. Und die Türme der Kathedralen wurden danach nicht mehr Kilometerweit in den Himmel gebaut, sondern man beschränkte sich auf knapp unter einem Kilometer. Anstatt die Gebäude aus massiven Edelmetall zu errichten, übte man sich in Bescheidenheit und vergoldete nur noch alles.

Die Idee mit einem Engel hatte mehrere Wurzeln. Schon seit dem ich WH40K spiele, fand ich es nervig, dass Chaoten ultra fette Dämonen beschwören konnten, während die Kämpfer des Guten nichts vergleichbares hatten. Dann gab es noch eine Kurzgeschichte in einen der Gaunts Ghosts Romanen, wo ein süßes Engelchen den verrückten Larkin belabern muss, einen feindlichen Anführer zu töten. Ich fand die Geschichte als eines der besten Stücke, die Abnet je fabriziert hat. Larkin ist eh mein Liebling in den Romanen. Dann überlegte ich, wie man so einen Engel, der etwas mehr kann, als einen Tüchlein an ein Gewehr zu binden, ins Setting integrieren kann. Ich verwarf mehrere Ansätze, bis ich eine Glaubwürdige und Setting gerechte Lösung fand. Ich will hier an der Stelle nicht zu viel verraten, da das Epos sich ja noch einige Bände hinziehen wird, bis ich Gabriels wahren Hintergrund offenbaren werde.

Wie geht es weiter?

Das Ganze ist ein Epos. Band I ist gerade hiermit final beendet. Der zweite und dritte Band sind eigentlich fertig, aber bedürfen der Überarbeitung und des Feintunings. Einiges ist einfach noch nicht stimmig genug. Die bisherige Veröffentlichungsfrequenz wird sich so erst mal nicht fortsetzen. Schätze mal, dass ich einen Monat brauchen werde, bis ich das erste Kapital von Band 2 veröffentlichen kann. Das erste Märzwochenende sollte hinhauen. Von diesem Band wird es demnächst auch ein PDF geben.

Buch Ia V2.2.pdf

Buch Ib V2.2.pdf

bearbeitet von Nakago
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Ich habe diese Geschichte seit einiger Zeit verfolgt und immer gefiebert, wann denn der nächste Teil erscheint. Jetzt, zum Abschluss von Buch 1, möchte ich meinen Lob und meinen Dank für etliche unterhaltsame Stunden aussprechen! Eine einfach großartige Geschichte, mir hat sie gut gefallen und ich warte mit Spannung auf Buch 2! Weiter so!

Kleiner Kritikpunkt: an ein paar Stellen fehlen immer noch Worte oder sind Tippfehler vorhanden, aber das ist erfreulich selten der Fall und der Sinn ergibt sich immer aus dem Zusammenhang. Eine "Geisel" ist im übrigen ein Gefangener mit dem man Zugeständnisse erpresst, das peitschenähnliche Instrument schreibt sich "Geißel".

Wenn man seiner Freundin das Hobby näher bringt, darf man sich nicht wundern, wenn irgendwann mit Strass-Steinchen beklebte Chaos Space Marines zuhause rumstehen...

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APPLAUS APPLAUS APPLASU:respekt:

Sitz hier grad mit Kaffee und Kuchen und habe mich gefreut, das ich das hier lesen durfte!!!!!!! Wie immer einfach nur herlich, warte mit Spannug auf dein 2tes Buch :) und naja bis märz warten.......... BUHHHHHHHHHHHHH:tischbeiss:

Zum Glück gibts ja von Dir ja immer noch ne Dosis "Test der Zeit"

Respekt nochmal liest sich schön weg

gruss greendust

@ meinem Vorredner, weist ja nich wie diese kranken Fanatiker daruf sind, den trau ich zu das sie mit einer Geisel die andere Geisel vermöbel ;D

40 k orks!!! orkboys wir bringen den waaagh!!!

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Von mir mit Verspätung auch noch Applaus, die Geschichte war wirklich spannend. Bin sehr gespannt auf die Fortsetzungen - genug Stoff für mehr spannende Kapitel dürfte ja da sein, das Imperium wird recht sauer sein, und Khorne hat sich Gavri/Gabriel wohl auch nicht gerade zum Freund gemacht:D..

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Ich habe diese Geschichte seit einiger Zeit verfolgt und immer gefiebert, wann denn der nächste Teil erscheint. Jetzt, zum Abschluss von Buch 1, möchte ich meinen Lob und meinen Dank für etliche unterhaltsame Stunden aussprechen! Eine einfach großartige Geschichte, mir hat sie gut gefallen und ich warte mit Spannung auf Buch 2! Weiter so!

Danke für das Lob. Und heute geht es auch schon mit dem ersten Kapitel los.

Kleiner Kritikpunkt: an ein paar Stellen fehlen immer noch Worte oder sind Tippfehler vorhanden, aber das ist erfreulich selten der Fall und der Sinn ergibt sich immer aus dem Zusammenhang. Eine "Geisel" ist im übrigen ein Gefangener mit dem man Zugeständnisse erpresst, das peitschenähnliche Instrument schreibt sich "Geißel".

Yup, mein Fehler

APPLAUS APPLAUS APPLASU:respekt:

Sitz hier grad mit Kaffee und Kuchen und habe mich gefreut, das ich das hier lesen durfte!!!!!!! Wie immer einfach nur herlich, warte mit Spannug auf dein 2tes Buch :) und naja bis märz warten.......... BUHHHHHHHHHHHHH:tischbeiss:

Zum Glück gibts ja von Dir ja immer noch ne Dosis "Test der Zeit"

Respekt nochmal liest sich schön weg

gruss greendust

Danke für das Lob. Und da die Überarbeitung schneller ging als gedacht, geht es heute auch schon los.

Du bist ein Idiot! Wegen dir muss ich mir jetzt überlegen wie ich um diesen Fluff eine Armee aufbauen kann *grummel*

Irgendwas mit mehr Engeln vielleicht? Mal gucken ob ich dazu vernünftige Modelle her bekomme.

Eine "Dämonenarmee" würde sich schon beinahe anbieten. Auf der Liste könnte man auch Engel aufbauen, also gleiche Regeln nur andere Benennung. Modelle von Engeln gibt es einige. Auf Battlefield Berlin mal stöbern, da sind viele zu finden. Zum Beispiel Luzifer Wars.

http://www.battlefield-berlin.de/shop/index.php?list=WG725

Von mir mit Verspätung auch noch Applaus, die Geschichte war wirklich spannend. Bin sehr gespannt auf die Fortsetzungen - genug Stoff für mehr spannende Kapitel dürfte ja da sein, das Imperium wird recht sauer sein, und Khorne hat sich Gavri/Gabriel wohl auch nicht gerade zum Freund gemacht:D..

In der Tat, jetzt wird es mal das Imperium abgehandelt.

][

Dies ist nun der zweite Band. Da die Überarbeitung flotter von der Hand ging als gedacht, kommt heute schon der erste Abschnitt Online. Eigentlich sollte dieser Band viel kürzer ausfallen und nur einige offene Fragen klären, die mit der Gruft zusammenhängen. Ursprünglich wollte ich die Anzahl der Personen auch hier so knapp wie möglich halten, aber da mich mit der Zeit diese Figuren immer mehr selbst fasziniert haben, je mehr ich mich in ihre Motivation und Wesenheit hineinversetzt habe, ist dieses Stück nun genausolang geworden wie Band I. Dieser Band ist deutlich bodenständiger und die Fluffschändung hält sich in Grenzen. Es beginnt mit einer kurzen Zusammenfassung der letzten Ereignisse. Durch den häufigen Personenwechsel wird sich die Anzahl der gemeinen Cliffhanger diesmal in Grenzen halten. Updates wie immer Samstags.

Buch II

Der Held von Höhe 495

Kapitel I

Position:

Imperium

Segmentum Pacificus

Sektor Macharius

System Delcita

Delcita II

Zeit: 1 296 996.M41

Person: Herad Tabelmann

Inquisitor Herad Tabelmann schwenkte seine tragbare Sturmkanone und mähte eine weitere Horde angreifender Mutanten nieder. Die Munitionsanzeige näherte sich rasend dem roten Bereich, dann leuchteten vier Nuller auf. "Verdammt!", presste er zwischen den Zähnen hervor, dann lies er die nun nutzlose Waffe los. Während die sechzig Kilogramm schwere Sturmkanone auf das Deck polterte, zog er seinen kompakten Flammenwerfer. Eine heiße Feuerlohe brandete über die schrecklich entstellten Kreaturen hinweg, brannte ihr verdorbenes Fleisch von den korrumpierten Knochen. Lies ihre Schreie zu einer irren Symphonie der Verdammnis werden.

"Brennt, Mutantengesocks!" Somit hatte er sich nun etwas Zeit verschafft. Eilig sammelte er einige Munitionskanister auf, lud die wieder aufgenommene Sturmkanone nach und feuerte mit einem höchst zufriedenen Grinsen in die nächsten Angriffswelle. Im Dauerfeuer mähte er sich durch die Reihen seiner Feinde wie eine Sense durch das Gras. Der letzte Mutant verteilte sich in Stücke geschossen unmalerisch an der Wand und der Inquisitor hörte auf zu feuern, das Surren der Sturmkanone im Leerlauf war nun das einzige Geräusch und richtig wohltuend nach dem infernalischen Lärm des letzten Gefechtes. Er lief die nächste Treppe hoch, Da! Weiterer Mutantenabschaum voraus und diese wurden von zwei mächtigen mutierten Monstergrox begleitet, wie gut, dass er noch ein paar Sprengraketen für seinen Werfer hatte. "Friss das!", knurrte Herad und feuerte den Werfer ab, als es an seiner Türe klopfte. Geistesgegenwärtig drückte er die Stopptaste und wechselte das Programm, sodass eine Seite mit einem unverfänglichen Bericht auf dem Bildschirm des Datablocks zu sehen war, den er eigentlich heute hatte durchgehen wollen. Aber der war höchst langweilig und so nutzte er die Gelegenheit, etwas "Space Marine, die gesegnete Vernichtung der verdorbenen Mutanten" zu spielen.

Wie üblich stürmte Interrogatorin Shiloh, ohne auf ein Herein zu warten, in den Raum. Sie vergaß, wenn sie meinte, es wäre wichtig, gerne die guten Manieren ihm gegenüber. Shiloh war wohl die beste Akolythin, die er je in seinem Gefolge gehabt hatte. Die schwarzhaarige Frau mit einem sonnengebräunten Teint trug wie üblich ihre schwere Kampfuniform der Inquisition. In der Koppel steckten Boltpistole, Neuralpeitsche und ein schlankes gebogenes Energieschwert immer griffbereit. Über dem Rücken ragten die Enden drei Psipflöcke hervor, dazu noch die Griffe eines Handflammenwerfers und einer Infernopistole. Um auch für jeden Gegner das richtige Gegenmittel zu haben, hatte sie im Kampfeinsatz noch ein silberbeschlagenes Lasergewehr mit einem Unterlaufgranatwerfer dabei. Ihre Haare hatte Shiloh zu vielen dünnen langen Zöpfen geflochten, an deren Enden kleine silberne Totenschädel mit roten Diamanten als Augen baumelten.

Herad selbst trug die leichte offizielle Uniform der Inquisition in diesem Segment, die er immer trug, wenn er nicht auf eine Kampfmission war. Sie war schwarz und leicht gepanzert. Der rechte schwarzsilberne Spiegel seines Kragens zeigte eine verschlungene Kombination der Buchstaben O, H und I, der linke trug die Säule der Inquisition in der Mitte und in zwei gegenüberliegenden Ecken waren kleine Totenköpfe angeordnet, welche ihn als vollwertigen Inquisitor auswiesen. Die Symbolik wiederholte sich auf seinen silbernen Epauletten. Mittig trug er einen kleinen, kunstvollen Rosarius, den er einst einem häretischen Kardinal abgenommen hatte. An seinem abgelegten Wehrgehänge hing ein sehr gut gearbeitetes Energieschwert und im Holster eine Infernopistole, die er am Tag seiner Beförderung zum Inquisitor von seinem Ausbilder und Vorgesetzten überreicht bekommen hatte. Seine Füße steckten in hohen Stiefeln und über der Sessellehne hing sein rabenschwarzer Umhang und auf dem Tisch hatte er seinen eisernen schwarzen Hut mit der silbernen Säule gelegt, dass unverkennbare Symbol der Hexenjäger.

Die meisten Inquisitionskonklaven des Imperiums hatten keinerlei Uniformkodex für ihre Mitglieder. Aber vor etwa tausend Jahren war ein ehemaliger Kommisaroberst als Quereinsteiger in die hohen Ränge der Inquisition aufgestiegen und er hatte durchgesetzt, dass alle Mitglieder der Großkonklave des Ordo Hereticus des Segmentum Pacificus im Dienst wie im Kampf eine einheitliche Uniform trugen, um die eigenen Schergen und Akolythen zweifelsfrei von dem Abschaum unterscheiden zu können, gegen den sie kämpften. Es hatte immer wieder Verluste durch freundliches Feuer gegeben, als requirierte Truppen im Eifer des Gefechts Freund und Feind nicht mehr zweifelsfrei unterscheiden konnten.

Sein Büro fand sich im sogenannten Schwarzen Turm der planetaren Hauptfestung des Adeptus Arbetis auf Delcita II. In diesem Segment war es üblich, dass die Inquisition innerhalb einer Festungsanlage der Arbetis ein eigenes Areal hatten, in dem meist ein Hochsicherheitslager für die planetare Abgabe in Form von Psionikern für den Transport auf ein schwarzes Schiff zwischengelagert wurde. Die obersten Stockwerke dieser Festungstürme waren mit Büros und Quartieren für herumreisende oder hier örtlich stationierte Inquisitoren belegt. Hier hatte er in den letzten Monaten der Untersuchung auf Delcita II sein Hauptquartier gehabt. Das Büro selbst war für Inquisitoren vorgesehen und entsprechend prachtvoll und auch ein wenig geschmacklos eingerichtet. Inquisitor Herad hatte nie die Vorliebe seiner Kollegen für äußerst geschmacklose Möbel aus den Knochen von Hexern, Häretikern und Verrätern geteilt. Sein wuchtiger Schreibtisch bestand aus den geschwärzten Knochen von Häretikern, die vor fünf Jahrhunderten hier einen Aufstand versucht hatten. Die Rädelsführer hatten nun das Glück, dass ihre Überreste einem Schreibtisch als Baumaterial dienten und eine Steinplatte als Schreibunterlage stützten. Sein wuchtiger Sessel war ebenfalls aus schwarzem Leder und mit reichlich Schädeln verziert. Die restlichen Möbel waren ein wilde Sammlung aus mit Knochen verzierten Büromöbeln, wie sie auch in einem Büro des Administratum hätten stehen können. Sogar der mit einem Dutzend Reinheitssiegel zugepflasterte Cogitator war mit geschwärzten Knochen verkleidet.

Die Interrogatorin schob eine üppig gebaute junge brünette Pilgerin vor sich her, die ein ehemals weißes Pilgerkleid trug. Sie trug billige Plastiksandalen und ihre Füße starrten vor Dreck. Durch die Haut ihrer vollen Brüste hatte sie Nadeln gesteckt, an denen Papierstreifen mit Gebeten um Erlösung befestigt waren. Ihre Hände waren mit lebenslangen Pilgerfahrkarten tätowiert. In einer davon hielt sie einen recht großen Sack. Die junge Frau roch nach Schweiß und ihr Atem stank durch ihre schon faulenden Zähne. Hygiene schien für sie keine Priorität zu haben. Herad schätzte sie auf etwa sechzehn bis achtzehn Jahre und sie hatte einen recht ordentlichen Vorbau für ihr Alter. Auf seinem Psiokular, welches sein linkes Auge ersetzte, wurde ihr Psiwert mit Psi angegeben, was bedeutete, dass sie gegen so ziemlich jede Psionische Beeinflussung Immun war. "Das ist Havilah Pilger, sie hat eine recht interessante Geschichte zu erzählen. Und das ist Inquisitor Herad Tabelmann. Du redest ihn mit Herr Inquisitor an, verstanden? Und nun erzähle ihm, was du mir erzählt hast!"

Herad hoffte, dass diese Geschichte die Unterbrechung seines Spieles wert war, da er gerne noch die Monster weggesprengt und damit das Level beendet hätte. Aber wenn Shiloh es interessant fand, war es das bestimmt auch. Also setzte er einen interessiert wirkenden Gesichtsausdruck auf und versuchte, sich an seinem strengen Inquisitor Blick mit seinem verbleibenden Auge, den er in jahrelanger Übung vor dem Spiegel perfektioniert hatte.

"Nun, Herr Inquisitor, ich möchte Gavri Pilgertochter wegen Häresie, Ketzerei, Besessenheit und Hexerei melden, Herr Inquisitor. Ich kenne Gavri seit vier Jahren, damals kam sie zu den Waisen auf unser Pilgerschiff, der "Gesegnete Erlösung der wahren Gläubigen". Sie wurde aber aufgrund ihrer angeblichen Reife und der Tatsache, dass sie so ziemlich alles auswendig herunter leiern konnte, also Gebete, Psalmen, Gebote und so was, gleich zu einer Erzieherin ernannt. Allerdings war sie ziemlich lasch, obwohl sie das Buch der Erziehung und Strafe auswendig konnte, hat sie das vollständig ignoriert. Statt ihre Schutzbefohlenen zu züchtigen, um ihnen zu zeigen, dass man mit Schmerz, Demut und Buße den richtigen Weg zu Imperator findet, hat sie mit ihnen geredet!"

"Welch Verschwendung von Spucke! Eine Sünde, fürwahr!", rief er Theatralisch aus und dachte "Beim Imperator, lass das kein Zickenkrieg sein!" Denunziationen aus Neid waren für ihn ein Leidthema. Die vermeintliche Hexe, Ketzerin, Häretikerin etc. hatte sich schon zu oft als Rivalin, geschmähte Liebespartnerin oder Konkurrentin entpuppt, die mithilfe der Inquisition beseitigt werden sollte. Meist konnte er seinen Zorn über die verlorene Zeit damit stillen, dass er die Denunziantin oder Denunzianten etwas die Folterkammer zeigte und ihr am eigenen Leib demonstrierte, wie gewisse Geräte funktionierten. Folter war eigentlich nur wirklich dann ein gutes Mittel, um Geständnisse zu erzwingen, die nicht unbedingt der Wahrheit entsprachen, aber als Strafmittel taugten sie ebenfalls.

Er warf Shiloh einen fragenden Blick zu, aber sie nickte ihm ernst zu. Da die Interrogatorin normalerweise sehr gute Arbeit leistete, so gute, dass er schon die Urkunde mit der Ernennung zur richtigen Inquisitorin geschrieben hatte, um sie ihr bei einer guten Gelegenheit zu überreichen, war das wohl hoffentlich eine Geschichte, die seiner Zeit würdig wäre. Wenn nicht, würde er diesem Pilgermädchen die Bastonade ihres Lebens verabreichen zu lassen, so dass die nächsten Wochen bei jedem Schritt daran denken würde, dass man die Zeit der Inquisition nicht verschwendete.

"Genau, Herr Inquisitor! Ganz schlimm wurde es dann mit ihr, als sie für sieben Tage in den Gewölben der Imperatorkathedrale auf Ghersom IV verschwunden war. Ich hatte schon gehofft, diese blöde besserwisserische Kuh wäre dort verreckt. Aber dann kam sie gerade noch heran gekrochen, kurz bevor wir abgelegt haben. War angeblich in einen unbekannten Bereich gefallen, hatte herausgefunden und war dafür belohnt worden. War sie vorher nur frech gewesen, fing sie an, Dinge zu ändern. In der Kabine hatte es immer Wasser getropft, aber sie hat dafür gesorgt, dass es aufhört." Jetzt wurde es interessant.

"Hat sie dazu die Kräfte einer Hexe eingesetzt?"

"Nein, Herr Inquisitor, sie hat eine Plane besorgt und das Wasser in einen Eimer laufen lassen. Dann hat sie den ganzen Rost und Schimmel entfernt. Und dann alles neu lackiert! In Blau! Sie hat sogar erlaubt, dass ihre frechen Bälger Fische darauf gemalt haben, wie ein Aquarium sah dass dann aus."

"In der Tat, ein todeswürdiges Verbrechen!" So langsam begann Herad sich veräppelt zu fühlen.

"Nicht wahr, Herr Inquisitor? Ich fand das auch ganz entsetzlich." Der Inquisitor warf seiner Interrogatorin einen hilfesuchenden Blick zu, aber von ihr kam nur die dringliche Geste, weiter zuzuhören. Die Pilgerin war jedenfalls eine richtige Dumpfbacke, die Ironie wahrscheinlich für eine sexuelle Perversion hielt. Im Geiste legte er das Strafmaß auf zehn Hiebe mit einem Stahlkabel auf die Fußsohlen für jede Minute seiner verschwendeten Zeit fest. Und Shiloh würde die Hälfte davon bekommen, falls nicht bald etwas Interessantes kam. Blau war sicherlich nicht die vorherrschende imperiale Farbe, aber sie zu verwenden, war keine Ketzerei, ebenfalls nicht, eine vergammelte Kabine zu renovieren. Ihn seine wertvolle Zeit zu stehlen war dagegen durchaus ein Verbrechen. Besonders da er sein Spiel deswegen an dieser spannenden Stelle hatte unterbrechen müssen.

"Ähm ja, was passierte dann? Fasst euch bitte kurz."

"Ich fand, Herr Inquisitor, dass sie als Erzieherin eine Niete war und sprach deshalb mit Bruder, der war zuerst ganz meiner Meinung, aber nachdem er alleine mit Gavri Pilgertochter geredet hatte, um ihr mitzuteilen, dass sie draußen ist, hat er mich raus geworfen. Mich! Ich musste dann zu Müllsammlern! Das war entwürdigend!"

"Nur der demütige Pilger erreicht Terra!" Nicht das er für Pilger auch nur einen Schekel übrig gehabt hätte. In seinen Augen war der ganze Pilgerverkehr eine Verschwendung von wichtigen Ressourcen.

"Entschuldigt, Herr Inquisitor."

"Kommt nun endlich zur Pointe!"

"Pointe?" Sie sah ihn ganz baff an. Wahrscheinlich war die Üppigkeit ihrer Brüste im umgekehrten Verhältnis zu Lasten ihres Gehirnvolumen gegangen. Irgendwie schien sie auf dem geistigen Niveau einer Zehnjährigen stehen geblieben zu sein. Zwanzig Hiebe, erhöhte er in Gedanken das Strafmaß. Normalerweise hätte sie auch ein paar Peitschenhiebe verdient, aber als weitgereiste fanatische Pilgerin war sie wohl auch eine passionierte Flagellantin und sie hätte das wohl noch als Auszeichnung empfunden, von der Inquisition ausgepeitscht zu werden. Aber vielleicht würde er ihr noch ein paar Nägel ausreisen, nur so als Übung.

"Ich will endlich was Konkretes hören!"

"Ähm. Ja, schließlich habe ich mitbekommen, dass der Zuchtmeister des Schiffes sie sich vorgenommen hat."

"Sie ist also schon in Gewahrsam?" So langsam bekam er Kopfschmerzen. Er bekam richtig Lust, eine Funktionsprüfung seiner Infernopistole durchzuführen und zwar mit dem Lauf auf ihren Mund gerichtet.

"Ja, Herr Inquisitor, oder nein, Gavri war im Gewahrsam, aber dann starb der Zuchtmeister, angeblich an einem Herzinfarkt. Aber ich habe doch selbst gesehen, wie sie in Ketten durch das halbe Schiff geschleift wurde und dann war sie wieder frei. Aber dann kamen die Mutanten und Berserker von diesem Schiff." Hätte Herad noch Haare gehabt, hätte er sich jetzt wahrscheinlich dickes Büschel herausgerissen. So fuhren seine Hände in einer Geste der Hilflosigkeit nur zum glatten Schädel. Neben den Hieben würde er ihr eine Nadel durch die herausgestreckte Zunge rammen und auf das Spruchband die Bitte mit ihrem Blut schreiben, dass sie nie wieder einen Inquisitor ansprechen möge. Und dann würde er sie erschießen, nur um auf Nummer sicher zu gehen.

"Diese Pilgertochter wurde verhaftet, dann starb der Zuchtmeister und sie war frei? Und dann kamen Berserker von einem Schiff?"

"Ja genau, diese ganzen Khornemutanten haben unser Schiff geentert, nachdem sie es lahm geschossen hatten. Sie haben "Blut für den Blutgott, Schädel für seinen Thron" gerufen. Es war schrecklich. Ich war bei den Erlösern, die bei der Kathedrale als letzte Abwehrlinie stationiert waren. Die Kultisten kamen über die unteren Decks zu uns hoch. Die waren wirklich viele und unglaublich stark und wild. Unser Pontifex Astral hat uns befohlen, dass wir uns dem Martyrium stellen, aber vorher noch einen von ihnen mitnehmen. Sie kamen von allen Seiten in die Kathedrale der St. Quaglia, gotteslästerliche Parolen brüllend. Mein vorgesetzter Zelot starb, ich nahm seinen Eviscreator und tötete zwei von diesen Mutanten. Wir wären überrannt worden, dann kam Gavri Pilgertochter. Sie hatte sich umgezogen, eine blaue Uniform, so wie die von adligen Spielzeugsoldaten. Und sie hat sie alle getötet."

"Aha? Hat sie das?" Diese Wendung überraschte ihn doch. Den Schlachtruf des Khorne hatten nur wenige gehört und überlebt und die erzählten das normalerweise nicht weiter. Genau so wenig war der Name "Khorne" an sich geläufig, da dies geheime Verschlusssache war. Alles, was mit Chaos zu tun hatte, war geheim und bei Todesstrafe verboten zu wissen. Er persönlich fand das dämlich, denn er lebte nach der uralten Weisheit, nur wer seinen Feind und sich selber kennt, wird jede Schlacht gewinnen. Deshalb gehörte er zu den so genannten gemäßigten Radikalen innerhalb der Inquisition, die sich nicht zu fein waren, geheime Bücher über das Chaos und seine Auswüchse zu lesen. Wobei er zugeben musste, dass solch schreckliche Lektüre nichts für einen schwachen Geist war, da die Wahrheit oft sehr blasphemisch und durchaus korrumpierend war. Nur die stärksten konnten damit umgehen.

"Ja, sie hat sie alle getötet, in der einen Hand hatte sie ein blau leuchtendes Schwert, in der anderen Hand eine Pistole, die blaue Strahlen verschoss. Und sie hatte ein Feld, dass sie geschützt hat. Am Ende stand sie auf einem Berg Leichen. Dann kamen aber Kerle in richtigen fetten Rüstungen, wie sie Space Marines haben, die haben dann gewartet, bis ihr Chef kam. Das war ein großer aufgeblähter roter Bastard mit einer riesigen Axt und so Hörner auf dem Kopf. Gavri hat dann gotteslästerliche Dinge behauptet, wie sie wäre ein Erzengel mit dem Namen Gabriel und der Imperator wäre tot. Die haben eine Zeitlang gestritten und dann hat sie ihn und die anderen roten Typen auch umgelegt. An dem großen Kerl hat sie aber ordentlich zu knabbern gehabt, die blöde Kuh. Und dann war sie auf einmal weg, kam dann aber wieder. Dann hat sie weitere ketzerische Reden gehalten, das Leuchtfeuer des Imperators würde in 18 Jahren verlöschen, die Feinde der Menschheit würden uns alle töten, außer wir würden ihr folgen, weil sie die Lichtbringerin sei. Bla bla bla. Sie bot dann allen Überlebenden an, ihr zu folgen. Und das haben tatsächlich wirklich viele getan. Diese feigen elendigen Verräter! Diese Hexe hat gedroht, wer ihre Überläufer angreift, wird vernichtet und dass sie so was gut kann, haben wir ja vorher alle gesehen. Wir Rechtgläubigen haben dann überlegt, ob wir die Verräter nicht doch versuchen sollten zu töten, aber die meisten waren froh, die Mutanten überlebt zu haben und wenn die Verräter verschwinden würden, wäre das doch auch OK. Sollten sie doch ihr Seelenheil verlieren, der Imperator würde sie schon noch richten. Ich war anderer Meinung, fand, dass wir die Verräter hätten schon umbringen sollen, aber ich stand recht alleine da. Und ich dachte dann allerdings, dass es besser wäre, einem Inquisitor Bescheid zu geben, als zu sterben, das war doch richtig, oder Herr Inquisitor?"

"Ähm, ja, hm, hast du irgend ein Beweis für deine recht interessante Geschichte? Gibt es noch weitere Pilger, die diese Geschichte bestätigen könnten?" Herad hatte in den langen Jahren im Dienst der geheiligten Inquisition des Ordo Hereticus die Intuition entwickelt, Lüge von Wahrheit unterscheiden zu können. Die Pilgerin schien zu glauben, was sie sagte, auch wenn es sich total unglaubwürdig anhörte. Aber etwas zu glauben und die Wahrheit waren zwei Grundlegen verschiedene Dinge, besonders bei einer solch abstrusen Geschichte. Erzengel? So ein Blödsinn!

"Nun, Herr Inquisitor, nachdem Gavri gegangen war, hatten alle anderen auf einmal vergessen, dass sie alle Mutanten umgebracht und ketzerische Reden geschwungen hat. Jeder meinte, es wäre was anderes passiert. Aber alle waren sich einig, den nächsten Planeten anzusteuern und die Leichen, die unserer Brüder und Schwestern und die der Mutanten und Chaoskultisten zu vergraben. Und darüber Stillschweigen zu bewahren."

"Aha? Und wie soll dieser Sinneswandel möglich gewesen sein?"

"Gavri wird wohl dafür gesorgt haben, als Hexe kann sie doch so was, oder Herr Inquisitor?"

"Wie viele Pilger sind jetzt noch auf dem Schiff?"

"Etwa Dreitausend, Herr Inquisitor."

"Aha?" Es gab Psionische Kräfte, welche das Gedächtnis verändern konnten. Aber ihm kam es irgendwie glaubwürdiger vor, dass bei dieser einen das Gedächtnis durcheinander gebracht worden war, allerdings war diese Dumpfbacke vor ihm so psionisch anfällig wie ein Stein. Um mehr als tausend Menschen gleichzeitig zu manipulieren, musste die Hexe schon eine Einstufung über Delta haben und so was war verdammt selten, da solche Psioniker oft wahnsinnig waren. Das ganze hörte sich sehr fantastisch an. Wenn nicht bald was Konkretes kam, würde er der Pilgerin eingehend ein paar Foltergeräte demonstrieren und zwar an ihr selbst.

"Oh, ich habe schon gedacht, dass meine Worte nicht ausreichen werden. Bei der Beseitigung der Leichen habe ich etwas zurückgehalten, was euch zeigen wird, dass ich die Wahrheit spreche, Herr Inquisitor." Sie bückte sich und holte aus ihrem Sack mit einem selbstgefälligen Grinsen einen Helm heraus und stellte ihn vorsichtig auf den Schreibtisch ab. Jetzt verstand er, warum Interrogatorin Shiloh diese eingebildete Frömmlerin zu ihm her geschafft hatte. Vor ihm war unzweifelhaft der Helm eines Chaos Space Marines, der Khorne huldigte. Dieser Arx Todeshelm mit der ausladenden Khornerune war unverwechselbar. Ein Sichtfenster war zerschossen, sonst war der Helm unbeschädigt. Vorsichtig nahm er ihn in die Hand, er war schwer, stank nach getrockneten Blut und schien echt zu sein, soweit er das beurteilen konnte. Seine Gedanken überschlugen sich.

"Nun gut, dass erfordert weitere Untersuchungen. Interrogatorin Shiloh, veranlassen Sie eine Sperrung des Pilgerschiffes. Lassen Sie alle Pilger einsammeln und zurückbringen. Das Schiff steht ab sofort unter Quarantäne. Wir rücken in fünfzehn Minuten ab."

"Jawohl! Ich war so frei schon alles zu veranlassen, Ihr Gefolge ist schon bereit." Shiloh war eben auf Zack, dass musste man ihr lassen.

Oben auf dem Dach der Festung stand schon seine "Janina III" mit laufenden Turbinen bereit. "Janina III" war eine Valkyre MK. X, also der letzten modernsten Baureihe des Typs im Phaeton Schema. Der Schweber hatte unter der Schnauze einen frei schwenkbaren schweren Bolter wie eine Vulture. Neben der Kanzel ragten die Läufe von zwei Laserkanonen hervor. Unter den Flügeln hing jeweils ein Vierfachwerfer, der mit unterschiedlichen Raketen bestückt war. Zwei Sturmkanonen ragten aus dem Passagierraum heraus und rundeten so die Bewaffnung des hochmodernen Valkyre Schwebers ab. Die Inquisition bekam immer die besten Waffensysteme, welche das Imperium zu bieten hatte. Lackiert war die Maschine in einem neutralen grauen Tarnmuster, unterbrochen von goldgerahmten roten Inquisitonssymbolen und seinem kreisrunden persönlichen Emblem, einen weißen Totenschädel ohne Unterkiefer, darunter überkreuz ein Schwert und Gewehr auf schwarzem Grund. Darunter stand 1. Mühlstadt. Eine liebevolle Hommage an seine Heimat und Kindheit.

Sein Pilot Tekoa war schon in die Kanzel geklettert und signalisierte ihm vollständige Einsatzbereitschaft. Der obere Schädel des Mannes war durch eine Stahlplatte ersetzt worden, aus dem mehrere Schläuche ragten. Seine Augen waren ebenfalls bionischer Natur. Einst war der bullige Mann ein Leutnant der Imperialen Armee gewesen, inzwischen diente er Inquisitor Tabelmann als Scherge mit mannigfaltigen Aufgabenbereich. Meist steuerte Tekoa des Inquisitors Fahrzeug, egal welcher Art es auch sein mochte. Sonst war er noch ein passabler Scharfschütze, Waffenexperte und konnte mit allem umgehen, was explodieren konnte.

Als Navigator auf dem zweiten Sitzplatz hinter dem Piloten diente diesmal Syntyche, seine sanktionierte Psionikerin. Syntyche war eine recht zierliche Frau mit sehr heller Haut und langen rabenschwarzen Haaren, die sie meist offen über ihre Schulten fließen lies, aber nun in einem Zopf geflochten trug. Sie trug meist die rot-weiße zeremonielle Kleidung einer Schreinjungfrau, ein Amt, dass es auf ihrem Planeten gab und sie zu einer Art Laienpriesterin machte. Im Kampfeinsatz und Dienst trug sie dann die Rüstung einer Novizin der Inquisition, beschränkte sich in der Waffenwahl aber auf eine Automatikpistole, eine Schwertlanze und ein einschneidiges Schwert mit einem so langen Griff, dass man es trotz der leicht gebogenen Klinge, die noch nicht einmal einen Meter maß, bequem zweihändig führen konnte, was sie meisterhaft beherrschte.

Herad legte Wert darauf, dass jeder in seinem Gefolge jede Position im Gefecht übernehmen konnte. So war der Todesfall eines Schergen kein unersetzbarer Verlust. Der Innenraum der Valkyre ähnelte eher einem Wohnwagen, auch wenn die zwei Gefechtsstände natürlich das Idyll trübten. Neben einer kleinen Hygienezelle mit Dusche, Waschgelegenheit und Toilette gab es eine kleine Kochnische. An der Decke entlang fanden sich Staufächer und die Sitze konnten zu Schlafplätzen umgebaut werden. Es gab auch eine Datenkonsole, wo die Resultate der Sensoren angezeigt wurden. An dieser Konsole hockte meist der Gelehrte Matan, ein etwa fünfzig Jahre alter kultivierter Mann mit fliehender Stirn, der zur Fülle neigte und ein Zweifachkinn und Schwabelbacken hatte.

An das linke Bordgeschütz begab sich Shiloh, dass rechte hatte schon sein zweiter langjähriger Akolyth im Range eines Explikators in Beschlag genommen. Zebulon war ein überaus Breitschultiger blonder Hüne mit einem Gesicht, dass wie aus Granit gemeißelt schien. Der mit seinen großen Händen und muskelbepackten Armen richtig fest anpacken konnte und in äußerst redseliger Stimmung war, wenn er mehr als fünf Worte am Stück hervorbrachte. Mit einem "Hm!" signalisierte Zebulon seine vollständige Einsatzbereitschaft.

Neben seiner Lexikanuseinheit ließ Herad die Pilgerin auf einem der vier Passagiersitze Platz nehmen. Er selbst nahm auf dem drehbaren Ledersesselplatz, der unspektakulär unverziert war, vor seinem Arbeitsbereich Platz. Dieser bestand aus einer ebenen Schreibfläche, einigen verschließbaren Fächern und einem fest installierten, sehr leistungsfähigen Datablock, der mit den Systemen des Schiffes vernetzt war. Das ganze Innere der Valkyre machte einen nüchternen und funktionalen Eindruck. Es gab keine reichen Verzierungen oder irgendwelche Schreine oder Knochen, wie sie sonst gerne als Verzierung herhielten. Einige Reinheitssiegel zeigten an, dass der Maschinengeist gut gewartet und die notwendigen Rituale eingehalten wurden. Da nun alle an Bord waren, hob die Valkyre nach dem Ritual des Startes ab und nahm Kurs auf den Raumhafen, wo die "Gesegnete Erlösung der wahren Gläubigen" gelandet war. Truppen aus Inquisitionsgardisten und Adeptus Arbetis setzen sich ebenfalls in ihren gepanzerten Fahrzeugen in Bewegung.

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Wieder mal einfach wunderbar. Aber der eigentliche Grund für meinen Post.

Adeptus Arbites, nicht Arbetis.

Ansonsten keine Kritik. Ist das Schreiben eigentlich nur ein Hobby von dir oder machst du das beruflich, wenn nicht, würde ich mal drüber nachdenken.

mfg Cross

***** Wolfsgardist/Hauptmann/Aufstrebender Champion und Banshee.

Armycounter (grundiert/bemalt): Space Wolves (~2000/15), Imperiale Armee (0/0), Iron Warriors (0/0)

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