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Ohne Vorwarnung


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Ohne Vorwarnung

Kurzgeschichte von Kyne Dale

 

Tag 1

Dieser Tag war alles andere als normal.
Tommen spielte draußen als die Welt plötzlich den Atem anhielt.
Ein Donner erschallte, aber lauter noch als ein Düsenjet der direkt wenige Meter über den eigenen Kopf drüber hinweg saus. Ähnlich wie ein Blitz der ganz in Deiner nähe einschlägt und Du nur Glück hast diesen Einschlag zu überleben. Tommen warf sich instinktiv mit den Bauch auf den Boden und hielt seine Hände auf seine Ohren gepresst. Doch das Geräusch verstummte ebenso schnell wie es aufgetreten war.
Danach war es still. Eine beängstigende Stille.
Kein Vogel war mehr am Himmel zu sehen. Alles war still. Eben waren wir gerade noch an einem Sonnigen Tag zum Herbstanfang und nun zog sich der Himmel zu.

Tommen blickte ängstig auf und nahm die Hände von den Ohren. "Tommen, Tommen." erklang der angstvolle Ruf seines Vaters.
"Ist Dir etwas passiert?" er stand in der Terrassentür. Sein Junge lag ein dutzend Schritte entfernt von der Terrasse immer noch im Gras. Der Junge schüttelte nur den Kopf als er sicher war, dass sein Vater ihn sah.
Seine Mutter stand einen Moment später auch auf der Terrasse mit seinem Bruder im Arm. Ben hatte seinen Kopf unter dem Arm und Achsel seiner Mutter vergraben, Seine dunklen Locken sahen zerzauset aus. Irwene streichelte ihrem Jüngsten immer noch etwas zu nervös durch die Haare.

Sein Vater war nun bei ihm und half ihn auf.

"Was war das Papa?" fragte der Junge?

"Ich weiß es nicht." Antworte dieser geistesabwesend Kopfschütteln. Kevin blickte auf den Wald. Dieser machte ihm Angst. Er war sich fast sicher der Urknall kam von dort.

"Kevin?"
"Ja Irwene?" er blickte sich nicht mal um zu ihr und fixierte statt dessen weiter den Wald.
"Der Strom ist weg."

Kevin nickte geistesgegenwertig und brachte ein gerade noch hörbares "Ich weiß" hervor.

Die ganze Familie stand unter Schock.

"Gehen wir wieder ins Haus." sagte der Vater.

Die anderen drei folgten seinem Beispiel.

Irwene verschließt die Tür, und macht die Fensterläden runter, schließt am besten alle Fenster.

"Warum?"

"Ich habe einfach nur ein schlechtes Gefühl."

"Meinst Du dieser Knall kommt von d…"

"Lass uns nicht jetzt davon reden." Irwene verstand. Wegen der Kinder.
Er ging in den Flut und griff zum Telefon. "Mist", fluchte er beinahe lautlos eher für sich. Kein Signal.

Dann zog er zielstrebig sein Handy aus seiner Hosentasche. Auch sein Smartphone war tot.
Er schritt zum Fenster um einen Blick hinüber zu den Nachbarn zu werfen.
Das ganze Haus war dunkel. Wohl niemand Zuhause. Über die Weise konnte er den Bauernhof seines Schwagers sehen. Für sich sah alles friedlich aus. Nichts Ungewöhnliches war zu hören.

Da war nur diese Stille. Eigentlich war gar nichts zu hören.
Genau das machte ihm auch erhebliche Sorgen.

Was zum Teufel ging hier vor. Er musste es herausfinden.

Kevin hatte einen Entschluss gefasst.

"Schatz ich werde runter gehen ins Dorf um mich ein wenig umzuhören." erklärte Kevin seiner Frau und ging rüber zum Flur und öffnete den Schrank mit den Jacken.

Irwene folgte ihrem Mann und hielt ihm kurz am Arm. "Aber…"

Irwene blickte ihren Mann entgeistert an.

"Bist Du sicher?" sie hoffte er würde einfach bei ihr bleiben. Sie vielleicht noch einmal in seinen Arm nehmen.

Er berührte ihre Hand mit seiner und sagte leise "Es muss sein, ich komme ja gleich zurück."

Er durchsuchte den Kleiderschrank nach einer passenden Jacke und entschied sich für seinen Parker,  für diese Jahreszeit viel zu dick.

Doch Irwene musste Kevin zustimmen, dass es doch schon sehr kühl geworden war. Sie half ihm kurz mit der Jacke.

Etwas lauter damit auch die Kinder ihn verstanden sagte er dann "Ich geh mal eben zu den Sprengers rüber."

Kevin nickte stumm.

 

Irwene war nervös lenkte sich und die Kinder mit belanglosen Gesprächsthemen ab. Kein was ist geschehen oder was war passiert. Sie wollte es sich nicht mal vorstellen, warum und weshalb.

Kevins Abwesenheit zog sich elend lang hin.

Dabei dauerte es am Ende nur etwas länger als eineinhalb Stunden bis Kevin endlich wieder zurückkam.

Ihr Ehemann wollte seinen Parker erst gar nicht ausziehen so kalt war es geworden.

Sie hörte das Vertraute Geräusch seines Schlüssels an der Haustür und eilte ihrem Mann entgegen.

"Und?" Fragte Irwene.

"Komm, gehen wir in die Küche, dann erzähle ich es Dir." entgegnete er nachdem er die Tür wieder von innen verschlossen hatte.

Das tat er sonst nie registrierte Irwene eher beiläufig.

"Tommen, pass Du bitte solange auf Ben auf, Papa und ich sind in der Küche."

"Sicher Mama." rief der Junge.

Ben war bereits müde geworden. Wie spät mochte es nun sein. 8 Uhr am Abend? Es dämmerte draußen. Tommen wusste es nicht. Sein Bruder war nur zwei Jahre jünger, und manchmal frecher als er selbst. Aber mit seinen zehn Jahren würde er sich auch noch fürchten. Ach was er hatte ja selbst so ein mulmiges Gefühl, da war es doch nur logisch das Ben auch Angst hatte. Tommen wusste nur er sollte Mama das besser nicht zeigen, damit sie sich nicht noch mehr Sorgen machte und sicher würde sich Ben auch besser fühlen wenn er ganz cool blieb.

 

"Was ist denn passiert Kevin?"

"Das weiß aktuell keiner, aber soweit wir das Überblicken können ist das ganze Dorf betroffen."

"Im Nachbardorf haben Sie auch kein Strom und auch nicht in Bernbow."

"Die Stadt ist auch betroffen." fragte Irwene. Sie konnte es sich denken, doch sie hatte doch gehofft…

Kevin nickte.

"Nun die Freiwillige Feuerwehr hat ein paar Helfer ausgeschickt. Die schauen ob sie herausfinden können was los ist. Die wollten auch zur Gemeinde fahren. Die Telefone sind ja auch alle tot. Bisher geht es allen so."

"Was hast Du da?"

"Ich habe ein paar Batterien gekauft und ein paar Dosensuppen."

"Du warst noch bei Tracy?"

"Ja, ich habe den Wagen aufgetankt und mir sogar zwei Benzinkanister neu gekauft und die beiden und unseren Alten vollgemacht."

"Morgen wird der Spuck doch wohl vorbei sein."

"Ja, bestimmt. Doch das Benzin ist ja nicht weg und die Suppen werden auch nicht schlecht."

"Grillanzünder, Holzkohle, alles was man braucht wenn man keinen Strom hat."

Irwene schüttelte demonstrativ ihren Kopf. "Das brauchen wir doch alles nicht, haben wir doch in der Garage."

Kevin antwortet etwas mürrisch, "Nun haben wir eben ein wenig mehr von den Zeug."

"Und wo hast Du das Geld her", wollte Irwene wissen. Nun ich hatte noch genügend vom Wochenende über, und was ich mit meinem Geld anfange ist meine Sache. Der Geldautomat ist im Übrigen auch tot.

"Dein Wagen springt übrigens nicht an, das Problem scheinen eine Menge Autos zu haben. Vermutlich ist da auch eine Sicherung rausgeflogen, ich weiß es ja auch nicht."

Gut er musste seine Autobatterie wieder vor dem starten an klemmen. Er war wollte sein Auto gerade für den TÜV fit machen und hatte versucht seine Batterie mit Induktionsspannung zu laden. Aber das war jetzt nicht wichtig. Er ließ diesen Gedanken los und mit der Vielzahl der anderen momentan unwichtigen forttreiben.

"Was machen wir nun fragte Irwene." Sich tatsächlich wieder Sorgen um ihre Familie machend und nicht ums Geld, was ihnen eh seit Jahren zu knapp war."

"Wir warten ab, und morgen gehe ich nicht zur Arbeit sondern werde mich wieder beim Dorfplatz melden. Die sagten was von alle freiwilligen Helfer sollten sich dort morgen erstmal sammeln."

"Kevin Du bist nicht in der Feuerwehr."

"Es kann aber nicht schaden mehr Informationen zu kriegen. Na ja vermutlich haben wir ja auch morgen wieder Strom sagte er." Doch Kevin glaubte nicht daran.

Irgendetwas Schlimmeres war heute geschehen.

Fast alle Autos sind ausgefallen, sogar auf der Hauptstraße stand alle PKW genau an dem Fleck wo sie zuvor gefahren waren. Als der Knapp kam sind alle Autos einfach stehen geblieben und waren sofort aus, und ließen sich nicht mehr starten. So etwas ist ihm vorher noch nie passiert.

Der Technikausfall hatte zu unzähligen Unfällen geführt. Autos die ineinander krachten. Doch Helfer waren schon überall zur Stelle. Zumindest hatte es hier in Winslow keine schlimmen verletzten gegeben. Soweit Kevin zumindest informiert war.

 

Die Familie saß noch bis zum Abend auf dem Sofa zusammen unter einer Decke gehüllt. Es war Kühl geworden für einen Herbstabend.
Irwene und Kevin waren abwechselnd im Keller und in der Küche verschwunden. Die Eltern wollten ihre Kinder nicht beunruhigen. Die braven Kleinen hatten das Spiel längst durchschaut doch hielten es für angemessen Mama und Papa nicht mit weiteren Fragen zu beunruhigen.

In einem ruhigen Moment, als die beiden in der Küche flüsterten fragte Ben: "Tommen, was machen die da?"
"Ich glaube sie retten die Lebensmittel, der Kühlschrank hat doch kein Strom." erklärte der Zwölfjährige seinem jüngeren Bruder.

"Bestimmt bringen Sie die in den Keller dort ist es nicht so warm wie hier oben und sie verderben nicht so schnell."

Ben nickte.
Das Dorf lag am heutigen Abend in völliger Dunkelheit. Nur ganz selten konnte mein ein Flackern einer Kerze hinter einem der dunklen Fenster erhaschen.
Kevin hatte gesagt sie wollen kein Feuer machen, und auch keine Kerzen anzünden.

 

Die noch jungen Eltern redeten noch eine Weile beruhigend auf ihre Kinder ein, vermutlich um ihre eigene Unsicherheit zu überspielen.

Das hatten Ben und Tommen natürlich sofort bemerkt. Kinder sind nicht Dumm und kennen ihre Eltern in der Regel besser als diese es wahrhaben wollen. Auch Ben hatte Angst. Na klar. Das war schon alles sehr merkwürdig. Bisher war der Strom immer nur ein paar Minuten unterbrochen oder sie wurden über ein Schreiben frühzeitig über eine geplante Stromunterbrechung informiert. Falls zum Beispiel wieder Straßenarbeiten an den Rohrleitungen notwendig gewesen waren. Aber irgendwie fühlte sich seit dem Knall alles merkwürdig an. Die Luft schmeckte pappig. Ja wie alte feucht gewordene Pape.
Tommen war sich sicher. Dieser Knall stammte aus irgendetwas das in dem großen Wald eingeschlagen sein musste. Vielleicht war es ein Flugzeugabsturz gewesen. Doch wem sollte er davon erzählen? Vielleicht seinem Vater. Ja, sobald Ben eingeschlafen war. Er wollte seinen Bruder nicht weiter als unbedingt notwendig war ängstigen. Er fürchtet sich ja im Grunde bereits selbst genug. Er wusste nicht mal wovor.

Die Familie schlief an diesem Abend eher schlecht als recht zusammengedrängt auf dem Sofa. Tommen hatte vergessen ihm von seiner Vermutung zu berichten.

Er träumte ebenso unruhig wie sein Bruder und seine Eltern.

 

bearbeitet von Zavor
Korrektur der Formatierung
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Kurz zum Inhalt: Man (also ich) will auf jeden Fall wissen wie es weitergeht und was das für ein Knall war.

 

Ich hoffe es ist okay, wenn ich Kritik abgebe:

 

Zunächst zur Rechtschreibung: Am Ende schleichen sich ein paar Flüchtigkeitsfehler ein. Z.B.: "Er ging in den Flut"  "Es war Kühl geworden",  "seinem Jüngern Bruder" Da würde ich nochmal Korrektur lesen.

 

Dann zur Wortwahl: Finde ich manchmal unpassend: "Irwene scheuerte ihrem jungen" - scheuern ist für mich irgendwie ruppig und keine AHnung, da bin ich jedenfalls drüber gestolpert. Dann noch hier "erklärte beiläufig seine Ansichten zu seinem Jüngern Bruder"  - er erklärt sie ja seinem Bruder und nicht Ansichten über (zu) seinen Bruder, gell?

 

Mist, fluchte er lautlos für sich - da würde ich das Mist auch in Anführungszeichen setzen oder wenigstens eins, also 'Mist' fluchter er lautlos für sich

 

Zum Inhalt: Es wäre noch schön direkt etwas mehr über die Familie und die Lokalität zu erfahren. Beispielsweise das Alter der Kinder, am Anfang dachte ich Ben ist ein Kleinkind, da seine Mutter ihn trägt und er seinen Kopf unter ihre Achseln steckt, nachher erläutert Tommen ihm aber seine Gedanken?

Hier noch ein Widerspruch:

Die Familie schlief an diesem Abend ruhig zusammen auf dem Sofa. Tommen hatte vergessen ihm von seiner Vermutung zu berichten. Er träumte ebenso unruhig wie sein Bruder und seine Eltern.

 

Soviel erstmal als erste Kritik.

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Ahh - sorrry Doppelpost.

Nun Edit: Dann nutz ich den Post mal für kurzes Feedback: Delln danke für die Anregungen. Ich habe versucht alle Deine berechtigten Verbesserungsvorschläge einzuarbeiten.

Gruß,

Kadras

bearbeitet von Kadras
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Tag 2

Am nächsten Morgen hatte sich fast nichts geändert, nur es war kälter geworden. Es gab kein fließendes Wasser mehr. Der Restdruck musste irgendwie mittlerweile die Leitungen verlassen haben.

Am Anfang kam noch etwas aus der Leitung doch es wurde immer weniger.

Kevin sammelte Wannen und Eimer und füllte die mit dem Wasser was er noch bekommen konnte. Warum verbrauchst Du den Wasserdruck denn? Fragte Irwene.

"Nun wenn wir es nicht tun, dann verbrauchen ihn unsere Dorfmitbewohner."

"Ich mache mir ernsthafte Sorgen Irwene. Wir brauchen Wasser."

"Ach meinst Du ich mache mir keine Sorgen." blaffte Irwene ihn an. Sie wünschte sich so sehr, dass der spuck heute Morgen vorbei war, doch was war er nicht. Stattdessen hatten sie anscheinend nur noch mehr Probleme bekommen.

Nahezu alles was ihr früher lieb und wichtig war funktionierte von jetzt auf gleich einfach nicht mehr.

Kevin drehte sich zu seiner Frau und nahm sie erst einmal in den Arm. "Ich weiß mein Schatz, es tut mir leid. Ich versuche nur zu tun was ich für wichtig halte."

"Was ist mit den Batterien und dem Radio?" fragte sie.

"Funktionieren nicht. Nicht im Radio nicht in der Taschenlampe. Dabei waren sie noch neu verpackt. Ich versteh es einfach nicht." er blickte seine Liebste aufmunternd an.

"Mach den Kindern bitte noch was zu essen, ich gehe zum Dorfplatz. Ich muss endliche rausfinden was hier los ist. Wir bekommen doch sonst nirgendwo bessere Informationen her und das ist wichtig."

"Willst Du denn nichts essen."

"Nein gestern hatte die dort auch was für die Helfer. Wir sparen alles was wir haben hörst Du. Und gib bitte auch nichts von unseren Vorräten ab. Könnte sein dass wir noch alles brauchen ehe der Spuk vorbei ist."

Warum sollte sie nichts teilen wollen? Das war doch sonst nicht ihre Art. Irgendwie machte er ihr Angst. Plötzlich schien er so rational und kühl wie das Wetter. Doch sie spürte er meinte es todernst und das nicht um sie zu verängstigen.

"Kevin." Sagte sie mit leiser Stimme.

Er drehte sich nochmal zu ihr, als er sich erneut seinen Parker überzog.

"Pass auf Dich auf, hörst Du! Sei vorsichtig und komm bald wieder, ja." Irwene schaute ihn mit einem Blick an der ihm sagte sie brauchte ihn nun mehr als das Dorf.

"Mach ich." Er spürte den Blick und konnte in ihren Augen lesen was sie meinte.

Sie hatte natürlich Recht. Er hatte sich um seine Familie zu kümmern, aber wie verdammt noch mal. Was sollte er tun, er wusste es doch auch nicht. Erstmal musste er herausfinden was hier gespielt wurde.

 

Irwene hatte die Kinder nicht draussen spielen lassen. Es war schon drinnen nicht gerade warm und sie fürchtete sich vor da draussen. Als könne der Knapp jeden Moment zurückkehren.

Vielleicht wäre mit einem zweiten Knall der ganze Spuck vorbei.

Wie Kinder nun mal sind machten die Zwei das Beste aus ihrem eingeengten Freiraum und tobten durch das Haus. Doch die beiden waren dabei nicht so laut wie früher. Obwohl man seit dem Bumm irgendwie jedes Wort deutlicher verstehen konnte als davor. Logisch es gab ja keine Nebengeräusche mehr. Unterbewusst schienen auch die Kinder zu spüren das Freude oder Lautstärke das Unheil anzuziehen vermochte. Eine Lehre welche in den Tagen danach leider zu viele Menschen erfahren mussten.

 

Als Kevin am Nachmittag zurück kehrte war er zwar immer noch nicht viel schlauer gewesen aber er wurde noch vorsichtiger.

"Was hast Du heute getan? Was erzählen die Leute." Irwene wollte natürlich alles Wissen.

Insgeheim hatte Kevin damit begonnen seiner Frau nicht alles zu berichten. Er wog ab, welches Wissen wie auf sie wirken würde. Die Wände hatten Ohren und auch die Kinder lauschten sobald es ihnen möglich war.

"Nun ich habe dabei geholfen die Alten im Gemeinschaftshaus unterzubringen. Sie haben dort ein Feuer entzündet an dem man sich wärmen kann. Es ist dort wärmer als zu Hause."

Es haben zwar auch viele nicht mitgeholfen und die größeren Familien haben ihre Eltern auch nicht fortgeschickt, aber du weisst ja die Einsamen unter den Alten. Wie sollen die Feuerholz reinholen, geschweige denn wer Heizt denn heute noch mit einem Kamin?

"Na wir." Unterbrach seine Frau ihn heiter. Es war doch eine gute Idee sich einen Kamin anzuschaffen.

"Ja, aber Du weißt was ich…"

"Sicher." Irwene schwieg wieder. Sollte ihr Mann ruhig fortfahren. Sie war so froh ihn wiederzusehen.

Sie waren etwas mehr als zweihundert Bewohner in Winslow. Die Hälfte davon war heute auf der Straße unterwegs.

"Auch die Kinder?"

"Auch die meisten Kinder." Bestätigte er.

"Vielleicht sollten wir die Kleinen auch morgen zum Spielen ins Dorf lassen?" fragte sie hoffnungsvoll. Ganz getreu dem Motto, dann ist ja alles in bester Ordnung.

"Ich glaube nicht. Es wird immer angespannter die Stimmung im Dorf und wer sagt uns, dass dieses Verhalten nicht noch zunimmt?" Kevin fesselte sie nun mit seinen Augen.

Irwene wir müssen gut auf uns aufpassen. Wir müssen auf die Kinder aufpassen!"

Sie ließ die Kinnlade fallen. Aber natürlich, was glaubt er denn.

Kevin machte eine Pause. Als er sicher war das Irwene verstanden hatte berichtete er ihr was er aus der Stadt gehört hatte.

"Es gibt leider auch keine guten Neuigkeiten aus Benbow. In der Stadt herrscht heute eher Ausnahmezustand. Angeblich ist fast keiner auf seiner Arbeit erschienen. Die Einkaufszentren haben erstmal geschlossen heißt es. Zu wenig Mitarbeiter, ohne Technik kann man das ganze ja kaum handeln. Angeblich stehen die Menschen schon Schlange und die Stimmung der anfänglich noch geduldig wartenden ist mehr als bescheiden. Zu mindestens scheint die Polizei noch ihren Job zu machen."

"Nun," warf Irwene ein. "du bist auch nicht auf der Arbeit Kevin." Sie blickte etwas vorwurfsvoll.

 

Ihr Mann starrte sie entgeistert an.
"Ich dachte ich soll auf Euch aufpas…"

Sie stupste ihn.

"Natürlich sollst Du das. Ich wollte Dir nur sagen, dass es doch klar ist das heute keiner Arbeiten will. Das ist wie mit dem 11. September. Alle haben Fernsehen geschaut und ihre Familien angerufen oder sind sogar nach Hause gefahren um ihre Angehörigen zu beruhigen."

Noch während sie es aussprach dachte sie, heute würde niemand Fernsehen schauen, außer vielleicht die Regierungsangehörigen oder die Leute bei der Armee. Der Gedanke gab ihr ein wenig Hoffnung. Nur weil sie noch nichts von Vater Staat gehört hatten, würde dieser gigantische Apparat jawohl funktionieren.

"Ist ansonsten denn alles ruhig in der Stadt?" fragte Irwene.

"Ja, soweit möglich scheinen viele Polizisten auf den Straßen unterwegs zu sein und natürlich an den Einkaufsläden. Hier sollte am meisten Trubel herrschen. Einige Läden haben auf und verkaufen gegen Bargeld was das Zeug hält. Angeblich sind die Preise schon jetzt gestiegen."

Irwene konnte es nicht fassen. "Die reagieren doch total über." sagte sie auch um sich selbst davon zu überzeugen.

"Meinst Du wirklich?" Kevin schaute ungläubig.

Nein, das glaubte sie auch nicht. Er machte ihr schon wieder Angst. Warum tat er das? Sie wusste es er fürchtete sich ebenfalls und das war noch viel schlimmer.

"Morgen werden wir Einkaufen fahren, mit dem Fahrrad," Sagte er. "und die Kinder kommen mit."

"Wieso?" fragte sie verständnislos. "Ich dachte Ben und Tommen sollen nicht draußen spielen."

"Wir brauchen Sie zum Tragen, oder willst Du sie allein zuhause lassen?" fragte er sie.

 

Die Mittagssonne schien blass und konnte die tief hängende dunkle Wolkendecke kaum durchdringen. Es war doch erst Herbstanfang und es war kurz nach Mittag. Die Sonne sollte laut Wetterbericht von vorgestern nun hoch über ihnen thronen. Doch 'nada', das Quecksilbertemperaturmeter wies gerade mal 5° Celsius. Abnormal.

Der Himmel von dieser regenlosen Gewitterwolkendecke überzogen. Nur der gewohnte Anblick von Regen bei diesem Wetter blieb aus. Gewöhnlich war eh nichts mehr.

Sicher, die Winterkleidung hing ja auch noch im Schrank. Aber es war schon irrwitzig. Gestern hatte er vor dem Wumms noch ein T-Shirt getragen als er am Sonntagvormittag mit seinen Kleinen eine Fahrradtour gemacht und heute froh er selbst im Parker. Er versuchte sich selbst daran zu erinnern Morgen an seine Handschuhe sowie seinem Schal zu denken.

Ja er hatte vor, morgen erneut zu helfen. Die Nachrichten waren Momentan das wichtigste für ihn. Auch sicher zu versichern wie es um das Dorf bestellt war.

Was hier passierte kannte er nur von Roland Emmerich und irgendwelchen Katastrophenfilmen aus Hollywood.

Fast kein PKW funktionierte. Ihm waren mittlerweile drei Autos bekannt die funktionieren sollten.

Werner hatte einen Wagen in der Werkstatt der noch Ansprang. Der Bürgermeister hat darum gebeten ihn dem Helferteam zu überstellen wie dieser nun die Freiwillige Feuerwehr, erweitert um weitere zusätzliche freiwillige Helfer, nannte.

Herb sollte nicht alleine mit den Wagen in die Stadt fahren und es hatten sich in wenigen Sekunden drei weitere eher oder minder freiwillige Mitfahrer gefunden. Das Beste aber an dem Aufsehen der um den einzogen Wagen gemacht wurde.

Es entbrannte eine Diskussion ob sie Waffen mitnehmen sollten.

Was für ein quatsch hatte Kevin noch gedacht.

Tatsächlich hat man zu Beginn über ein Gewehr gesprochen. Doch der Bürgermeister wollte davon nichts wissen und man einigte sich dann auf die Keulen oder etwas Vergleichbares.

Schließlich wurden die vier "Freiwilligen" mit Baseballschläger ausgestattet.

Als ob sie wie eine Jugend Gang geradewegs auf den Weg zu einer verabredeten Schlägerei gewesen wären.

Nun als Kevin auf dem Heimweg über dieses seltsame Schauspiel nachdachte fand er die Frage gar nicht so blöde. Mittlerweile war er insgeheim soweit Will†™s Vorschlag sogar zu unterstützen.

 

 

"Gab es eigentlich Fragen wegen unserem Auto?" wollte Irwene wissen und riss Kevin damit aus seinen Gedanken.

Tatsächlich hatte Tracy nachgefragt ob er nicht gestern auch mit dem Wagen bei ihr gewesen war.

"Schon." antwortete Kevin. "Trace hat gefragt, doch ich sagte ihr das der Wagen heute nicht mehr ansprang. Tod wie alle und ich glaube sie hat sich auch damit zufrieden gegeben."

Er war froh darüber wollte seinen Wagen noch nicht abgeben. Er wusste nicht warum er gelogen hatte, doch er wollte seinen Wagen auch nicht der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Irgendwie pochte es in seinem Hinterkopf. Er würde ihn noch brauchen ehe der Spuk vorbei war.

Seine Frau hatte ähnlich erleichtert gewirkt.

 

Die Gerüchteküche jedenfalls brodelt gewaltig. Angeblich wurden in Benbow Leute zur Landeshauptstadt geschickt. Von denen gab es aber noch keine Neuigkeiten.

Es gab zwar auch in Benbow Autos, doch zum Zeitpunkt des Knalls war voller Berufsverkehr und die Straßen in der City waren noch mehr verstopft als die auf dem Land. Um mit einem PKW voran zu kommen musste man je mehr Autos mühsam zur Seite rollen.

Einige Leute hatten ihre Wagen abgeschlossen was das wegrollen mit angezogener Handbremse noch schwieriger machte.

Im Grunde waren dies Detailprobleme die Kevin heute nicht interessierten. Irwene anscheinend ebenso wenig.

"Es bleibt uns nur auf weitere Neuigkeiten zu warten."

Ernsthafte Neuigkeiten. Wichtige Neuigkeiten. Es gab keine Nachrichten im Radio oder Fernsehen. Keine Zeitungen aus der Stadt wurden verteilt. Die meisten Betriebe hatten die Arbeit eingestellt. Die Arbeiter waren zuhause geblieben. Wie er.

Notstand und keiner hatte ihn ausgerufen. Was war nur am Vortag passiert?

Er wagte nicht dies laut auszusprechen.

 

Mittlerweile war Irwene auch bei ihrer Freundin Ankristin zu Besuch gewesen. Seit dem unterstützte sie Kevin darin, vorsichtiger zu sein. Der Nestbau mal ganz anders betrieben. Sie holte tatsächlich Holz rein, und zwar so viel wie in ihren Holzverschlag ins Haus passte.

Kevin hatte den Eindruck die ganze Stube war mit Holz zum Heizen  vollgestellt.

Doch er hatte sich nicht beschwert. Wenn das Wetter so blieb hätte er Holz heranholen müssen.

"Die Kinder haben auch mitgeholfen." erwähnte Irwene anerkennend.

"Wir brauchen den Kamin damit wir nicht frieren."

"Das habt ihr gut gemacht." entgegnete der Ehemann und blickte aufmerksam zu den Kleinen.

"Doch machen wir den Kamin nicht im Herbst an." fügte er hinzu.

Etwas leiser murmelte er dann eher zu sich: "Noch nicht."

Dann dachte er nur noch Sie hat Recht. Wir brauchen Feuerholz und zwar eine Menge für diesen Winter. Nun eigentlich glaubte er auch nicht daran, dass diese "Krise" noch lange anhalten würde. Aber irgendwie … viel es ihm jetzt schon schwer zu glauben morgen wäre alles wieder normal. Eigentlich brauchten sie doch nur Strom. Doch der fehlte. Es fehlte so ziemlich alles an das sie gewöhnt waren.

 

In dieser Nacht gab es zum erst Mal in diesem Jahr Frost und es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein. Es war schon zum Verrückt werden.

 

Die Kinder durften zwar das Grundstück nicht verlassen, doch am Abend wurde es noch schlimmer. Die Familie entschied, gegen den Willen der Kinder, dass diese ohne Eltern eh das Haus gar nicht mehr verlassen sollten.

Für Ben und Tommen waren die Tage zuvor noch niemals so langweilig gewesen wie heute und es sah ganz so aus als würde der morgige Tag das nochmal toppen.

 

Noch ehe es Abend war verließ Kevin erneut ihr Heim.

Er wollte erneut hinunter ins Dorf gehen.

Vielleicht noch den anderen ein wenig helfen. Außerdem ging ihn die Sache mit der Waffe nicht aus dem Kopf. So ein Ding könnte nützlich sein, wenn sie noch länger ohne Strom klar kommen mussten.

Er würde noch später seinen Onkel besuchen. Claas war ebenfalls ein Landwirt und was noch wichtiger war, er war Jäger.

Es müsste ihm gelingen seinem Onkel ein Gewehr abschwatzen.

Er hatte sich alles Bargeld mitgenommen, auch das seiner Frau inklusive den Sparstrumpf aus dem Sockenfach. Solange er das Geld noch gegen irgendwas nützliches Tauschen konnte wollte er dies tun.

Bei Tracys war mittlerweile beinah alles Sinnvolle ausverkauft.

Heute viel die Ausbeute schon viel sperriger aus als am Tag zuvor. Die Leute hatte alle damit angefangen Hamsterkäufe zu tätigen. Ich brauch noch Brot, ich brauch Wasser tönte es durch den Laden.

Auch Kevin gelang es noch ein paar Sachen zu kaufen. Beefee. Eingeschweißt, die müssten eine ganze Weile halten.

Zwei 2 Literflaschen stilles Wasser. Zusätzlich hatte er  frische Milch von Claas bekommen. Hatte noch etwas Wurst und Brot aus dessen Speisekammer mit bekommen und worüber er sich am meisten Freute. Sein Onkel hatte ihn eine seiner beiden Schrotflinten mit zwölf Schuss geliehen.

Als Kevin erst nach dem Abendbrot hungrig heimkehrte frage Irwene entsetzt.

"Was willst Du mit der Schrotflinte?"

"Uns beschützen." antwortete Kevin knapp."

Jetzt war er übergeschnappt dachte sie.

Die Kinder fanden das neue Spielzeug richtig toll, bis ihr Vater ihnen die ungeladene Waffe entnervt wegnahm und ihnen erklärte. "Ein Gewehr ist kein Spielzeug!"

Heute waren viel weniger Menschen zum Helfen beim Platz.

Es gibt auch keine erfreulichen Neuigkeiten aus Benbow. Die Menschen plündern verstehst Du, die Polizei ist dabei die Supermärkte zu beschützen.

Wir fahren morgen mit dem Rad zum Einkaufszentrum und versuchen zu bekommen, was man noch kriegen kann.

"Du bist verrückt Kevin."

Er blickte sie durchdringend an. "Nein, nicht ich", er deutete nach draußen, "das ist verrückt!"

Irwene hatte noch nie zuvor solch eine Angst gehabt. Dann nickte sie.

Die vierköpfige Familie schlief auch in dieser Nacht wieder auf dem Sofa, eingehüllt unter ihren Wolldecken ergänzt um ihre Federbettdecken aus den Schlafzimmern. Das Sofa bot ihnen allen genügend Platz. Sie hatten auch heute wieder das Gefühl lieber dicht beieinander zu bleiben.

 

bearbeitet von Zavor
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