Jump to content
TabletopWelt

KOG

Benutzer
  • Gesamte Inhalte

    77
  • Benutzer seit

  • Letzter Besuch

Alle erstellten Inhalte von KOG

  1. Als protreptischen Kunstgriff der Selbstachtsamkeit sowie der unvermeidlich sich anschließenden sardonisch-amüsierten Prüfung habe ich mir dieses Jahr auferlegt, nachzuhalten, welche Bücher zu welchen verheißungsvollen Tagen ihren Inhalt mal leise wispernd, mal im Ungefähren verbleibend raunend, mal im gräßlichstem Diskant krächzend zur Gänze verlautbaren. Mein Fazit sieht in gewohnt launiger Manier auszugsweise wie folgt aus: Das Sachbuch als Dörrleiche oder: pecunia olet Der behende Universaldilettant der Gegenwart, im besten kraus'schen Sinn mehr gunst- als kunstbeflissen, weiß um die Wirkmächtigkeit der C.H.Beck-Reihe Wissen: auf grob 120 Seiten wird ein Thema, eine Person, ein Phänomen in aller gebotenen Kürze dargestellt. Wiewohl Theophanien der Art, wie sie sich erst nach jahrzehntelangem Studium in stockfleckenverseuchten Katakomben ergeben, dabei notgedrungen ausbleiben, kann es doch überaus erhellend sein, in der Spanne weniger Stunden einen Parforceritt gediegener Bildung hinter sich zu bringen. Beim Verfertigen eines solchen Büchleins zeigt sich denn auch in gebündelter Manier das Geschick eines Autors (manchmal auch: der Autoren), das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen, sowohl hinsichtlich sperriger Informationen als auch eher akademisch relevanter Teilfragen (im Sinne von Spezialthemen wie, meinetwegen, rezeptionsästhetische Gouvernementalitätskritik im Nachklang des Taiping-Aufstandes). Der unscheinbare Band Münzen von Bernd Kluge setzt einen Untertitel, der mit Schalmeienklang wohlwollend umschrieben ist: "Eine Geschichte [!] von der Antike bis zur Gegenwart". Im Vorwort heißt es denn noch, dass die "Kunst des Weglassens und Beschränkens" der Leitstern beim Schreiben gewesen sein soll, um "große[] Entwicklungslinien" aufzuzeigen. Das Inhaltsverzeichnis macht gleichfalls einen vielversprechenden Eindruck, auch das erste Kapitel "Münze und Geld - Grundbegriffe der Numismatik" ist sichtlich bemüht, reine Daten und einbettende Erklärungen in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen sowie Propädeutik (mitsamt Vokabular) auf ein angemessenes Maß zurechtzustutzen. Hernach allerdings wird der Fachhuberei sämtlicher Platz eingeräumt, von "Entwicklungslinien", geschweige denn einer "Geschichte" (im Sinne einer abgeschlossenen, sinnstiftenden Erzählung) kann nicht im Ansatz die Rede sein. Man erfährt, wieviele Quadranten für Asse, Dupondien für Sesterze und Denare für einen Aureus unter der Herrschaft des verstorbenen Kaiser Augustus abverlangt worden sind, wieviele Grammata aufgewogen werden mussten für anderthalb Solidus und was dies für unsere gram- und grammbezogene Nomenklatur bedeutet, wie das Verhältnis von syrischem Karat zum Mitkal die aufwühlende Verflechtung von Dinar und Dirham im siebten Jahrhundert transparent werden lässt, wieviel Gramm Gold (auf fünf Nachkommastellen genau) in diversen Markstücken des neunzehnten Jahrhunderts steckte und in welchem Taler-Fuß derselbe 1566 gemünzt worden ist. Die versprochenen und für ein Laienpublikum zweifelsohne interessanten Geschichten (wie hat in den USA die "Silberlobby" letztlich den Goldmünzen ein indigniertes Ende bereitet und warum? Warum ist 1130 der Krone die Kontrolle über das Münzwesen entglitten? Wie konnte Peter der Große das "eigentliche" Münzsystem in Russland einführen, warum geschah das nicht zuvor?) werden allenfalls in Halbsätzen angeschnitten und zugunsten des endlosen Verschüttens von Zettelkästen hintangestellt. Das genuine numismatische Publikum mag im vorliegenden Band eine brauchbare, wohlstrukturierte Abhandlung zu zentralen Rahmendaten finden (wohlig seufzend ist Dr. Kranich aus Thomas Manns Dr. Faustus zu vernehmen ob des endgültigen Ausfindigmachens seines Ressorts), die Präsentation und Zielgruppenansprache versprechen indes eine gänzlich andere Stoßrichtung. Insofern nach meinem Dafürhalten einer der enttäuschendsten Einträge dieser normalerweise so prestigeträchtigen Unternehmung. Ebenfalls nicht mit Ruhm bekleckert hat sich Hans-Joachim Kertscher mit seiner Christian-Wolff-Biographie, auf die ich nach einer gewogen positiven FAZ-Rezension gespannt gewesen bin. Bedauerlicherweise stehen praktisch alle interessanten Erkenntnisse bereits in der Rezension, der Rest der Abhandlung enthält Beschreibungen der Städte Leipzig, Halle und Marburg, um irgendwie die Illusion zu erwecken, die ganzen Fördermittel für ein honettes Buch aufgebracht zu haben. Angesichts der kaum zu unterschätzenden Bedeutung Wolffs für die (frühe) Aufklärung bleibt eine brauchbare Schrift über denselben auf unbestimmte Zeit Desiderat. Interpretatio graecae; wie Anagnost, Thuribulum, Omophagie, Proszenium und Stridulation korrekt eingeführt werden Das Gegenstück zum obigen Reinfall auf der Sachbuchebene stellt Michael Andre-Driussis Lexicon Urthus. A Dictionary For The Urth Cycle dar, das schon augenfällig im Titel verkündet, dass den Leser eine nüchterne Kärrnerarbeit erwartet, die sich vornehm mit Wertungen zurückhält und lediglich behutsames Zurechtrücken des Wolfe'schen Paravents anbietet. Es geschieht selten, dass ich mir Sekundärliteratur zulege, das Book of the New Sun hat mich infolge seines überaus ambitionierten, somnambulen, anspielungsreichen Maßstabs und seiner einmaligen elocutio allerdings so sehr in den Bann gezogen, dass mir Schützenhilfe zum weiteren Genuß (sintemalen in den kommenden Jahren, wenn ich die Serie erneut in Angriff nehmen werde) angemessen schien. Hier treffen Form und Funktion schnörkellos aufeinander, es wird keine Gaukelei betrieben, keine Konturen oder ergebnisorientierte Leitfäden angepriesen, sondern die Informationskaskade ist von vornherein sichtbar auch der Genotyp. So soll es sein. Feminine Plesiomorphie - Wolff ist nicht Wolf ist nicht Wolfe und Miller nicht Butler Einer der nach meinem Kenntnisstand am lautstärksten gelobte Fantasyroman des vergangenen Jahres (d.i. 2018) ist Madeline Millers Circe - selbst nach flüchtigem Studium der Begründung sah ich mich einer fürchterlichen Zwickmühle ausgesetzt: einerseits fasziniert mich griechische Mythologie seit den frühen Tagen, da Gustav Schwab seine sagenhaften Erzählfäden mit meisterlicher Hand entrollte, andererseits war der letzte feministische Wurf mit demselben Topos, dem ich eine Chance gegeben hatte, Christa Wolfs durch und durch erbärmliche Kassandra. Eingedenk des Umstandes, dass das US-amerikanische Publikum ohnehin einen gesteigerten Wert auf das Durchwaten der mikroaggressiven (ganz zu schweigen von den nano-, piko- und attoaggressiven!) Moraste legt, war mir gleich doppelt mulmig zumute. Dazu noch der Umstand, dass Circe aus der Ich-Perspektive erzählt wird, was ebenfalls nicht unbedingt meinen Geschmack trifft. Allein, um die berühmte Passage aus Vergils Georgica zu zitieren, derer sich schon William Pitt der Jüngere bediente: nos primus equis oriens afflavit anhelis; illic sera rubens accendit lumina vesper. Ehre, wem Ehre gebührt, dieses Buch ist ausgezeichnet. Die Darstellung der diversen Götter, Kreaturen und Titanen aus dem Pantheon begnügt sich nicht damit, das Erhabene, Strahlende, Ehrfurchtgebietende aufzuzeigen, ganz im Gegenteil wird der ernsthafte Versuch unternommen, das durch und durch Fremde, Unheimliche und Amoralische, das mit einer solchen Seinsstufe koinzidiert, zu vollem Effekt aufzubringen. Wie etwa bei Steve Erikson wird hier die Metapher, das Sinnbild, die folkloristische Geschichte lebendig, mit einem bemerkenswerten Respekt auch dort, wo Charaktere ohnmächtig, kleingeistig und niederträchtig sind. Wiewohl sich der Roman sicherlich auch feministisch lesen und deuten lässt, ist die Frage der Identität und Moralität doch die eigentlich treibende, alles in einem eminent erwachsenen, reifen Stil (inhaltlich, strukturell, sprachlich) vorgetragen. Alfred Russel Wallace oder David Foster Wallace? Evolution & Revolution Meine zweite überaus positive Überraschung in Sachen Fantasyliteratur war Scott Hawkins' The Library at Mount Char, welches ich recht eigentlich nur als wundervoll skurril bezeichnen kann. Wenn ich es überhaupt mit etwas vergleichen müsste, dann mit dem in der Überschrift herbeigerufenen David Foster Wallace, der kunstvoll-verspielten postmodernistischen Auflösung von Genrekonventionen wegen. Erzählton und Inhalt wechseln unentwegt, erschütternd emotionale, tiefschürfende Szenen stehen gleichberechtigt neben anarchistischen, extrem lustigen Vignetten; lange, intelligente Dialoge und Beschreibungen folgen auf idiomatische Konversationen im Telegraphenstil, das Profane und Numinose werden ungeachtet ihres Ansehens behandelt. Die beeindruckende Leistung hierbei ist, dass nie Frustration oder der Eindruck von Dekohärenz entsteht, trotz der Gemengelage an verschiedenen Tönen und Instrumenten handelt es sich unverkennbar um ein zusammengehörendes Orchester. Erfrischend! Große Denker, großer Jargon? Die Pest über die eisernen Zwerge! Anders als die eingangs erwähnte C.H.Beck-Reihe Wissen, bei der nach meiner Erfahrung negative Ausreißer aufgrund ihrer relativen Seltenheit bitterlich bemerkbar werden, oszilliert die Beck'sche Reihe Denker seit jeher zwischen exzellenten Biographien, die nicht nur einen konzisen Zugriff zu dem behandelten Mann (da sind sie wieder, die Mikroaggressionen) des Geistes (in der Regel - allerdings nicht immer - ein Philosoph) ermöglichen, sondern zugleich eine Tapisserie der intellektuellen Rahmenbedingungen seiner Zeit zeichnen, zum Teil sogar noch verknüpft mit spezifischen politischen, sozialen, ökonomischen Begleiterscheinungen. Beispiele hierfür waren dieses Jahr für mich Wolfgang Krohns Francis Bacon sowie Thomas Hobbes des fabelhaften Otfried Höffe. Beides brillante Denker, deren Schärfe und Lust an der geschliffenen Sentenz nichts an ihrer Eindringlichkeit verloren hat, und die, ihren Schwächen zum Trotz (wie z.B. Hobbes' geradezu wunderliche Insistenz, sich als Mathematiker zu versuchen, obschon ihm dazu allem Anschein nach jegliches Talent fehlte), allerhand urwüchsige Einsichten zur Architektur menschlichen Denkens und seiner (des Menschen) Gepflogenheiten hatten, die nach wie vor wert sind, beherzigt zu werden. Klaus Oehlers Peirce-Biographie und Wolfgang Bartuschats Pendant zu Baruch de Spinoza hingegen sind deutlich stärker dem monographisch monomanen Fachpublikum zugeneigt - beiden Werken sind auch breitere Pinselstreiche zu eigen, der Fokus liegt allerdings auf schmalen Korridoren in den Minen der abstrakten Philosophie, um nur wenige Schätze zu heben, diese allerdings aus hoher Saigerteufe. Nachgerade im Fall Spinoza ist das nur allzu verständlich, für meinen Teil hätte ich allerdings lieber eine etwas breitere Darstellung in Bezug etwa auf die Werkrezeption als auch die politischen, religiösen und epistemologischen Schlußfolgerungen gesehen als eine dergestalt feingliedrige Darlegung u.a. der Affektenlehre. Gleichwohl kann ich das Vorgehen des Autors zumindest nachvollziehen, Oehlers verschraubte Darstellung des Peirce'schen Denkens allerdings war partienweise schon ermüdend. "Auf einer Tafel kann man nur etwas Neues schreiben, wenn man das Alte ausgelöscht hat; im Geist kann man das Alte nur auslöschen, wenn man etwas Neues hineingeschrieben hat" - gelungene Überleitungen & grandiose Synthesen Interdisziplinarität lässt drittmittelentwöhnte Zungen geschmeidig werden, verfolgt nichtsdestominder selten hehre erkenntnisfördernde Ziele, die der so spannungsreichen Verflechtung innewohnen könnte. Umso erfreulicher, wenn derartige Projekte dennoch gelingen: Sabine Hossenfelders Lost in Math: How Beauty Leads Physics Astray, Fynn Ole Englers & Jürgen Renns Gespaltene Vernunft. Vom Ende eines Dialogs zwischen Wissenschaft und Philosophie sowie Robert J. Shillers Narrative Economics. How Stories Go Viral & Drive Major Economic Events haben mir dieses Jahr besonders zugesagt. Es ließe sich zuungunsten von Hossenfelder anführen, dass der informelle Gesprächston (inklusive der zitierten Interviews mit allerlei anderen Physikern) und die Neigung zur Wiederholung ein wenig den Kern des Unterfangens abzuschaben geeignet sind, nach meinem Dafürhalten profitiert der Cantus firmus im vorliegenden Format sogar noch davon. Gerade der Umstand, dass ein ganzer Reigen von unbestreitbar hochintelligenten Köpfen zur Sprache kommt, mit Fraktionen, die unbekümmert mit Annahmen hantieren, welche ihrerseits von anderen Gruppen entsetzt abgelehnt werden, macht den Reiz des Buches aus. George Ellis' (seines Zeichens anerkannte Koryphäe nicht nur in der Kosmologie, sondern auch in der Biologie und Chemie bewandert) wissenschafts- und erkenntnistheoretische Einwände gegenüber bestimmten Interpretationen der Quantenmechanik im Besonderen haben mir imponiert - Hossenfelders entwaffnende Ehrlichkeit und offensichtliche Leidenschaft für ihr Feld verleihen den nährreichen Funden das nötige Skelett. Naturgemäß kann ich als enthusiastischer Laie nach wie vor nicht behaupten, einen Schritt weiter gekommen zu sein, für mich ist das allerdings ein gehöriger Teil des Vergnügens, was die Physik anbelangt. In eine etwas andere Kerbe schlägt das verdienstvolle Buch von Engler und Renn. Mit Fleck, Kuhn und Popper war ich bereits vor der Lektüre gut vertraut, Moritz Schlick (und ein paar der anderen vertretenen Personen) war mir allerdings zuvor kein Begriff - eine ausgemachte Schande, wenn man bedenkt, dass es sich bei ihm ebenfalls um eines derjenigen Ausnahmetalente handelt, das unbeschwert in mehreren Welten zu Hause gewesen ist. Ausgehend von den abgedruckten Briefwechseln war Einstein selbst ungeheuer beeindruckt von Schlicks intuitivem Verständnis davon, was die Relativitätstheorie für nachhallende Folgen für die gesamte Konzeption der erkenntnistheoretischen Physik haben sollte. Gerade weil dieser Tage Konzepte wie die Fleck'schen Denkstile, die Kuhn'schen Paradigmata und Poppers kritischer Rationalismus geläufig(er) sind, ist es überaus bereichernd, die Schlick'sche Abwandlung an den Positivismus zu lesen. Ob man dem wehmütigen Unterton des Buches in Anbetracht von Abhandlungen wie der obigen zustimmen muss, sei dahingestellt, das Schneisenschlagen im ansonsten doch recht unerforschten Hain dieses Teils der Wissenschaftsgeschichte als solches ist jedoch ungemein wertvoll. Shillers Narrative Economics hinwiederum wird vermutlich den Pratchett-Freunden unter uns unmittelbar einleuchtend erscheinen, ob die Bezeichnung uns'rer Spezies nun homo narrator, homo narrans oder pan narrans (Pratchetts bevorzugte Variante) lautet. Im Wesentlichen wird hier ein relativ simples Konstrukt aus der Epidemiologie, das SIR-Modell (das die Verbreitung von ansteckenden Krankheiten bei gleichzeitiger Immunitätsbildung mathematisch untersucht), auf die Rolle der Fama* im wirtschaftlichen Treiben untersucht - regional, national, transnational, auf Produkteinführungen/Innovationen bezogen einerseits und volkswirtschaftliche Entwicklungen beobachtend andererseits. Ironischerweise konnte ich deswegen hier die Antwort auf meine Frage weiter oben erhalten, wie es sich denn nun mit dem erbitterten Scharmützel zwischen Bimetallismus und Goldstandard in den USA zugetragen hat. Die angelsächsische Tendenz, ein, zwei nicht unbedingt unbotmäßig komplexe Gedanken über unzählige Beispiele wieder und wieder zu vertiefen, hält mich davon ab, die allerhöchsten Weihen auszusprechen, der Fußnotenapparat und die Einzelfälle selbst waren dennoch in der Lage, durchgehend mein Interesse zu halten, weswegen ich es immer noch mit bestem Gewissen zu den lehrreichsten Sachbüchern des Jahres zählen kann. *Und wie ich es so aufschreibe, fällt mir just auf, dass ich ebensogut den Genitiv Singular hätte wählen können, gehört der Eugene doch nicht nur zum Ionesco - bisweilen schreckt mich mein assoziatives Rhizom-Vermögen selbst. "Gelehrt, sagt man, ist derjenige, welcher vieles weiss, was andere gewusst haben, welcher viel gelesen, viel excerpirt, höchstens viel behalten hat" - Blicke innerhalb des Tellerrandes Wenngleich ausgedehnte, Grenzen missachtende Ausflüge auf der Karte menschlichen Wissens köstliche Effekte zeitigen können, bleibt die Bedeutung solider Kenntnisse des eigenen Feldes doch unangefochten. Alle gelungenen Sachbücher in extenso aufzulisten dauerte zu lange, darum nur ein kursorisches Aufzählen einiger Kandidaten: Rainer Nickels Xenophon. Leben und Werk war haargenau so, wie ich es mir vorgestellt habe - staubtrocken im besten Sinne des Wortes. Beim Lesen althistorischer wie philologischer Elukubrationen erwarte ich pflichtschuldigst einen gleichsam klassizistischen Schreibstil ohne Rücksichtnahme auf unbeleckte Leser, ein Autor eines solchen Bildungserweises meldet sich auch bei der Hotelrezeption mit wohlklingendem Hexameter an. Thomas Mayers Die neue Ordnung des Geldes verschmilzt die praktisch wie theoretisch fundierte Expertise des Schreiberlings mit dessen aus jeder Zeile ersichtlichen Passion und Besorgnis in der Sache, ein Aktivgeldsystem einzuführen, das diesen Namen verdient, um politischen Liberalismus auch wirtschaftlich umzusetzen. Zwar stimme ich nicht in allen Facetten zu, die enorme Qualität des Buchs wird dadurch indes nicht im Mindesten geschmälert. Daniel Kahnemans Klassiker Thinking, Fast and Slow verdient all seine Panegyriken - interessanterweise habe ich ein paar der Bücher des Antipoden Gigerenzer zuvor gelesen, und in einer Zuspitzung existentialistischer Paradoxie stimme ich sogar beiden zu. Kahnemans Sammlung (die Kapitel sind in der Regel selbstständige Einheiten, weswegen sich konstante Überschneidungen ergeben) hätte wohl etwas getrimmt werden können, auf der anderen Seite liefert er tiefergehende Fußnoten, in der u.a. bayesianische Statistik die sonst in der Regel qualitativen Argumente untermauert, d.h. der Tiefe der Erkenntnis kommt es ebenfalls zugute. Als Antidot zu dem schwachen C.H.Beck-Wissenbändchen von weiter oben kann ich Claudia Zeys Der Investiturstreit & Hans-Ulrich Thamers Die französische Revolution nur wärmstens empfehlen, beides exzellente Vertreter der Reihe, die jede der nur wenigen zur Verfügung stehenden Seiten beneidenswert zu nutzen verstehen. Abschließend loben möchte ich an dieser Stelle Dominik Gepperts Die Ära Adenauer, welches vorzüglich die hochgradig angespannte Situation nachzeichnet, in der sich die bundesrepublikanische Politik in seiner Inzeption befunden hat, sowohl die externen als auch die internen Zwänge werden beklemmend deutlich gemacht, ebenso der graduelle und dann schlagartige Wandel ab der Ende der fünfziger Jahre. Julia Angsters Die Bundesrepublik Deutschland 1963-1982 hingegen würde ich als enttäuschend mittelmäßig bezeichnen wollen, zu viele Auslassungen (das erwähnte Spannungsfeld, das die Erhard-Regierung aufgenommen hat, wird lediglich vage umrissen, Kiesingers Regierungszeit kommt fast überhaupt nicht vor, auf das intellektuelle und sozialpolitische Umfeld der Brandtära wird ebenfalls nur sporadisch eingegangen...) lassen das Buch eher wie eine kompetente Aneinanderreihung von prominenten Ereignissen wirken, wie es etwa in einer Sonderausgabe vom Spiegel oder der Zeit gehandhabt wird, weniger wie eine anspruchsvolle Analyse der spezifischen Hürden und Herausforderungen der jeweiligen Zeitläufte. Zurecht vergessene Klassiker (?): als Baumbart Zollinspektor war Angeregt von Umberto Eco daselbst, habe ich für ein paar Groschen (grossi matapani oder ducati argenti) ein antiquarisches Exemplar von Ludwig Holbergs Niels Klims unterirdische Reise erstanden, vom Meister als superiorer Nachfolger von Jonathan Swifts allseits bekannter Satire angepriesen. Zugestehen will ich, dass ein paar interessante Ideen/Gesellschaftsskizzen/Gedankenexperimente auftauchen (Folie für das Geschehen ist dies' knorrige Volk von Baummenschen, verwurzelt in allerlei holzschnittartigen Episoden; in einem Dorf sind beispielsweise die Frauenzimmer das starke Geschlecht, lassen männlichen Unsinn mithin im Unterholz wuchern, ins Kraut schießen), ein paar der beißenderen Stellen (etwa über europäische Gelehrsamkeit) waren sogar fast lustig, als zusammengehöriger Text ist das allerdings nicht wirklich interessant oder spannend. Besser als, sagen wir, Johann Karl Wezels schröcklicher Belphegor, dafür tauchen nirgendwo Preziositäten wie turlepinieren, abrutieren oder das unvergleichliche naupengeheuerlich auf. Respektvoll rufe ich also Eco ein "Indignor, quandoque bonus dormitat Homerus" zu und lasse es dabei bewenden. Serielle Irrungen und Wirrungen - Piraterie und andere Beschäftigungen von Welt Meine Lieblingsserie (wiederum im Fantasygenre verortet) dieses Jahr war Paul Kearneys hervorragende Monarchies of God-Pentalogie. Eilig möchte ich hinzufügen, dass der letzte Teil davon ausgenommen ist, allerdings weitgehend ignoriert werden kann, da er etliche Jahre nach den Ereignissen der ersten vier Bände spielt. Wem Erikson oder Bakker zu voluminös, ungegenständlich und komplex ist, wer aber dessen ungeachtet düstere, elaboriert beschriebene, zentrale Themen behandelnde Fantasy in Angriff nehmen möchte, die regelmäßig in Action umschlägt und ein sehr geschicktes Händchen für Horrorversatzstücke aufweist, ist hier bestens bedient. Wie der Kohlenmunk-Peter in Wilhelm Hauffs Märchen habe ich mein Herz schon lange für die wahren Genüße im Leben eingetauscht, beim Ende vom vierten Buch überkamen mich gleichwohl ungeahnte Gefühle - mit weitem Abstand der emotionalste Moment in Sachen Literatur in diesem Jahr. Da wir schon bei Xenophon gewesen sind: Kearney hat auch eine an der Anabasis angelehnte Trilogie verfasst, deren ersten zwei Bücher ich durchgelesen habe. Immer noch überdurchschnittliche Prosa, allerdings arg vorhersehbar und nicht besonders reich an wie auch immer gelagerten Höhepunkten. Ich werde den letzten Teil noch durcharbeiten, würde es aber prima facie nur lauwarm empfehlen. Wem das etwas zu trostlos ist, der kann sich auch auf Scott Lynchs Gentleman Bastards-Reihe stürzen, allerdings gibt es da bisher nur drei (von voraussichtlich sieben) Bände. Wie bei Patrick Rothfuss bin ich mir nicht sicher, ob die Rahmenhandlung ein vollends zufriedenstellendes Ende finden wird, selbst wenn es zu einem Abschluss kommen sollte, die vor Esprit sprühenden Charaktere reichen mir aber voll und ganz aus. Das erste Buch lässt sich überdies als abgeschlossener Spannungsbogen lesen, dementsprechend ist der Verlust kein großer, wenn es mißhagen sollte. Besonders gefällt mir hier das bestechende Augenmerk auf Kleinigkeiten; die Protagonisten sind von Berufs wegen langfingrig beschäftigt und achten folgerichtig auch und nachgerade auf subtile Zeichen. Die Erzählperspektive ist daran angepasst ungeheuer perzeptiv, was immens hilfreich dafür ist, sich in das Universum einzufinden. Hinzu stößt, dass etliche der Eskapaden im Maßstab kosmischer Anschauung von untergeordneter Bedeutung sind, was ich in Abgrenzung zu den oftmals über Wohl und Wehe des gesamten Menschengeschlechts entscheidenden Taten anderer Fantasyromane als erquickend empfunden habe. Alles in allem also ein erfolgreiches Jahr für mich, mit nur wenigen regelrechten Ernüchterungen. Umso begieriger bin ich, zu hören, was die anderen Herrschaften zu berichten haben!
  2. KOG

    Bücher Talk

    Jetzt bin ich auch mit A Wise Man's Fear durch, wollen wir also ein paar Worte hinterlassen. Wie auch schon bei der Malazanreihe ohne direkte Spoiler (abgesehen von dem, was man jeder Kurzbeschreibung entnehmen kann). - Das Wichtigste zuerst: beide Bücher habe ich mit anhaltendem Interesse gelesen, naturgemäß bin ich gespannt, wie der dritte Band die Ereignisse auflösen wird. Ich bin zwar zum einen skeptisch, dass alles das, was noch aussteht, geliefert werden kann (s. weiter unten), zum anderen wundere ich mich, worauf das Buch seinen Fokus legen wird, aber neugierig bin ich allemale. Laut den Informationen, die ich mir zusammengelesen habe, scheint sich der Prozess noch ordentlich zu ziehen, weil Rothfuss sich womöglich (zum wachsenden Unmut seiner Lesergemeinde) in seinem eigenen Netz verheddert hat, ich bin allerdings zuversichtlich, dass irgendwann ein Ende in Sicht ist. - Die Erzählstruktur ist ausgezeichnet. Ich ziehe meinen Hut, dass Rothfuss ein solches literarisches Risiko bei seinem Erstlingswerk eingegangen ist, dafür gehört sich schon Schneid. Mit einer Trilogie anzufangen, ist eine Sache, dann auch noch voluminöse Werke vorzulegen, aus der Ichperspektive zu erzählen und ein Metaelement einzubauen, indem die Ereignisse buchstäblich im Buch erzählt werden, ist wagnisreich - und dank der sicheren Hand Rothfuss' ein voller Erfolg. Das ist auch einer der tragenden Gründe, warum ich trotz mancher Unebenheiten willens bin, zuversichtlich auf das letzte Buch zu warten. - Apropos Kühnheit: offensichtlich ist das die Geschichte, die Rothfuss erzählen möchte. Ein anderer Autor hätte an dieser und jener Stelle definitiv grandiosere Actionsequenzen eingebaut, um dem Leser etwas zu bieten, das Interesse aufrechtzuerhalten, der klassischen Erwartungshaltung entgegenzukommen. Rothfuss setzt dagegen auf Persönlichkeitsbildung und Interaktion zwischen verschiedenen Charakteren, eine ganz klare Stärke von ihm. Man kann sich diese Figuren vortrefflich als lebendig vorstellen, wenn sich die Buchdeckel schließen, auch wird die Handlung wesentlich davon getrieben, auch diese Entscheidung zahlt sich also voll aus. - Persönlich hat mir insbesondere am ersten Buch der "bildungsbiographische" Aspekt gefallen. Der Protagonist Kvothe ist hochintelligent, hat aber aufgrund seiner Charakterzüge und Aufbringung auch nachvollziehbare Schwächen. Eine solche Balance zu finden, die glaubwürdig wirkt und gleichzeitig nicht aufdringlich wird (indem z.B. der Protagonist wirklich alles besser weiß und die anderen Mitstreiter zu bloßer Staffage degradiert), ist ebenfalls ganz und gar beachtlich. Das wird noch untermauert durch die Tendenz, dass Kvothe ein vitales Eigeninteresse hat, sich im guten Licht darzustellen, wie er über sich erzählt (oder etwa nicht? Gerade manche der Auslassungen werfen Fragen auf). Wunderbares Kabinettstückchen, das. - Die Mischung aus rührseliger Fantasy und geerdetem Realismus macht sich ebenfalls sehr angenehm, es wird sofort ersichtlich, dass in den Mythos, die Geschichte, die Religionen etc. einige Zeit geflossen ist. Die Welt nimmt ihren geregelten Gang und wirft sich nicht vor kataklystischen Ereignissen in den Staub, es wird Musik gespielt, an der Universität gelehrt, auf den Straßen gehaust, in Wohnungen gelebt. Die magischen Komponenten sind Teil der Welt und damit eng verwoben, mit all ihren Konsequenzen. - Auf einer Satz-zu-Satz- bzw. Mikroebene ist Rothfuss ungeheuer begnadet, es finden sich unzählige kleine Diamanten wieder. Sowohl bei Vergleichen und Metaphern wie auch beim schlagfertigen Dialog, bei Buchweisheiten und Gedichten, ersonnenen Zitaten und scharfsichtigen Beschreibungen. Der urtümliche Lesegenuß ist eigentlich immer befriedigt, ganz gleich, was gerade passiert. Ich werde mit Sicherheit immer mal wieder ein paar meiner liebsten Szenen besuchen, um diese voll zu würdigen. - Nach all dem Lob allerdings die Bedenken: während ich an The Name of the Wind allenfalls Kleinigkeiten - wenn überhaupt - auszusetzen habe, fing ich bei A Wise Man's Fear an, Zweifel zu tragen. Die Bücher sind sehr episodisch in ihrem Aufbau. Die Kapitel sind in der Regel erfrischend kurz und durchgehend mit einem schwungvollen Tempo ausgestattet. Wie bei einer guten Fernsehserie entsteht ein unwiderstehlicher Sog, noch ein wenig weiterzumachen, auf die paar Seiten kommt es schließlich auch nicht mehr an. Während allerdings beim ersten Buch eine unerschütterliche Struktur vorliegt, die einer vorbildlichen Spannungskurve folgt, war der zweite Band für mich schon merkwürdig. Die ersten 400 Seiten setzen mehr oder weniger das fort, was man schon kannte, danach geht es auf einmal über in Kvothes bunte Abenteuer. Fast der ganze Rest des Buches besteht darin, Tangenten von Tangenten zu betreten. Auch das gemahnt ans Fernsehen, hier eine Zeichentrickserie: man möchte recht eigentlich von A nach B. Auf dem Weg dorthin stolpert man allerdings über Ortschaft C, wo Probleme aufgekommen sind, die gelöst werden wollen. Um das tun zu können, muss noch ein Abstecher nach D getätigt werden. Danach geht es wieder nach B, allerdings ist da ja noch... Das sind auch (anfangs) interessante Schwänke, die da erzählt werden, fürs große Ganze aber nicht von übergeordnetem Interesse. Durch die Klappentexte in den Büchern selbst sowie den in den Büchern kolportierten Legenden weiß der Leser bereits eine Menge von Sachen, die sich in Kvothes Leben ereignet haben (könnten?). Da sich The Wise Man's Fear in teils ermüdendem Detail minimalen Mosaikstückchen widmet, habe ich keinen blaßen Schimmer, wie der Rest ins dritte Buch passen soll. Ich könnte mir vorstellen, dass sich da noch spannende Wenden auftun werden, gerade unter Berücksichtigung des Umstandes, dass Kvothe seine Geschichte erzählt, auch bin ich mal gespannt, was davon in der Gegenwart zu seinem Dénouement findet oder ob es vornehmlich bei der Erzählung bleibt (was ich mir nicht vorstellen kann). Ich traue Rothfuss durchaus zu, dass das zweite Buch rückblickend gesehen noch eine neue Note erhält, auch wenn ich mich aufrichtig wundere, wie das vonstatten gehen wird. - Alles in allem bin ich also durchaus angetan. Das erste Buch ist ausgezeichnet, das zweite ist strukturell um eine ganze Ecke schwächer, aber nach wie vor weit überdurchschnittlich. Mal schauen, wie und wann es weitergeht!
  3. KOG

    Bücher Talk

    Ich nutze momentan das gewonnene Momentum und verweile bei der Fantasylektüre. Genauer gesagt ist die Tage Patrick Rothfuss' The Name of the Wind durchgearbeitet worden, bald beginne ich dann mit dem zweiten Band. Mit einem ausführlicheren Urteil halte ich mich zurück, bis ich auch damit fertig bin, für den ersten Teil gibt es allerdings bereits eine uneingeschränkte Empfehlung, so eine fabelhaft-taktvolle Erzählung erlebt man selten! Schreiben tu' ich allerdings aus einem anderen Grund, das scheint mir das richtige Thema zu sein. In jungen Jahren habe ich mich auf die ganzen Klassiker gestürzt, weil mir schon damals einleuchtend schien, dass nur tote Dichter gute solche sind und erst die Geschicke der Zeit die Spreu von den Weizen trennen. Dabei kommt es zu erwartbaren, überraschenden und geradezu bewegenden Erlebnissen. Niemals hätte ich beispielsweise für möglich gehalten, dass ein so schlicht wie umfassend betiteltes Buch wie "Kulturgeschichte der Neuzeit" (von Egon Friedell) von einer sprachlichen Brillanz ist, dass es sich mit Nietzsche und Kraus messen kann. Nun kann natürlich nicht jede Lektüre dergestalt funkeln und über ein Heer von Metaphern gebieten. Wie wohl jeder weiß, ist unter deutschen Philosophen seit dem Idealismus ein Stil eingezogen, den sperrig zu nennen eine überaus vornehme Milde darstellt. Großmeister in dieser Disziplin wird für mich immer Heidegger bleiben, genauer gesagt dessen Sein und Zeit. Alle paar Jahre nehme ich mein Exemplar aus dem Regal, schlage es auf und blicke auf die fein geschnittenen, hohen Seiten, die unter richtigen Lichtverhältnissen annähernd vergilbt aussehen. Unbeständig irren meine Augen über die Zeilen, bis sie in diesem trübsten aller Moraste die echten Kleinodien ausmachen. Zunächst wallt lediglich ein verdruckstes Kichern auf, das sotto voce genug ausfällt, dass es selbst den gestrengsten Bibliothekaren noch Stille verkündete, doch verliert es sich früher oder später in herzhaftes Gelächter. Ein paar Beispiele: "A. Die existenziale Konstitution des Da [...] Der ungestörte Gleichmut ebenso wie der gehemmte Mißmut des alltäglichen Besorgens, das Übergleiten von jenem in diesen und umgekehrt, das Ausgleiten in Verstimmungen sind ontologisch nicht nichts, mögen diese Phänomene als das vermeintlich Gleichgültigste und Flüchtigste im Dasein unbeachtet bleiben. Daß Stimmungen verdorben werden und umschlagen können, sagt nur, daß das Dasein je schon immer gestimmt ist. Die oft anhaltende, ebenmäßige und fahle Ungestimmtheit, die nicht mit Verstimmung verwechselt werden darf, ist so wenig nichts, daß gerade in ihr das Dasein ihm selbst überdrüssig wird. Das Sein des Da ist in solcher Verstimmung als Last offenbar geworden. Warum, weiß man nicht." Wie ein verstimmtes Klavier schrille, mißratene Töne in die Welt gebiert, um sein Übergleiten vom intakten zum malträtierten Gehör anzukündigen, so bleibt auch dem ontologischen Auge die Mutwilligkeiten des Alltags nicht verborgen. Wie ein besonders hartnäckiger Klebezettel an den Fingerkuppen haften bleibt, um sich dem Nichts entgegenzustemmen, ist auch die Flüchtigkeit des je schon Gestimmten ein eigenes Sein - eine Verstopfung, die sowohl auf den Magen als auch aufs Gemüt schlägt, würde auch keiner bei rechtem Verstand ein Nichts nennen, nur weil sie sich wohl legen wird. Lange vor dem Siegeszug des Fernsehers erkennt Heidegger seine Pappenheimer - Männer und Frauen mit blankem Gesicht und pochendem Herzen, lässig die Fernbedienung haltend, um matt von einem Sender zum anderen zu schalten, während Sekunden sich zu Minuten anhäufen, können weise nickend bestätigen, dass die fahle Ungestimmtheit auch bei einem Wechsel von den privaten zu den öffentlich-rechtlichen Sendern und andersherum den Überdruss, der wie ein Alp auf ihnen lastet, nicht weicht. Der Satz "Warum, weiß man nicht" wird übrigens als akademisch einwandfreie Antwort auf die Frage nach dem Inhalt des ganzen Buches anerkannt und erzielt die höchste Punktzahl. "§ 41. Das Sein des Dasein als Sorge [...] Im Sich-vorweg-sein als Sein zum eigensten Seinkönnen liegt die existenzial-ontologische Bedingung der Möglichkeit des Freiseins für eigentliche existenzielle Möglichkeiten. Das Seinkönnen ist es, worumwillen das Dasein je ist, wie es faktisch ist. Sofern nun aber dieses Sein zum Seinkönnen selbst durch die Freiheit bestimmt wird, kann sich das Dasein zu seinen Möglichkeiten auch unwillentlich verhalten, es kann uneigentlich sein und ist faktisch zunächst und zumeist in dieser Weise. Das eigentliche Worumwillen bleibt unergriffen, der Entwurf des Seinkönnens seiner selbst ist der Verfügung des Man überlassen." Dieser Abschnitt ist erschreckend aktuell. Daseinsvorsorge geht uns alle etwas an, besonders wenn wir frei sind, zu privatisieren, was existenzielle Möglichkeiten schafft. Nun benutzt mancher Teufelskerl von einem Journalisten an willkürlichen Stellen im Fließtext Kursivschrift, um sein Freisein für von Freiburg bis Freistadt zu signalisieren, was Courage erfordert in einer Welt, die immer weiter Presserechte abbaut. Dass ein Sein seine Möglichkeiten auch unwillentlich erfassen kann, ist seit "Nein heißt Nein" freilich Geschichte, da ist Wille und Vorstellung ebenso vonnöten wie die Eigentlichkeit der lasziven Fleischlichkeit. Hätte Heidegger noch alternative Fakten gekannt, ihm wäre es wie Schuppen von den Augen gefallen, dass das Worumwillen im Verwaltungsausschuss behandelt wird, damit Einwohneranträge ihr je eigenes Dasein als Seinkönnen zur Akte geben. Die Verfügung des Man ist bedauerlicherweise vom BVerfG angefochten worden, weil letztinstantlich auch ein unbestimmter Artikel ungelenk einen Satz nicht zu seinem angestammten Ende bringen kann. Eine stille Träne wische ich mir nichtsdestominder weg, der Entwurf des Seinkönnens verhält sich fraglos zur Verfügung des Man wie die Idee des Thunfischs zum gegerbten Semi-Brogue, nämlich existenzial-ontologisch. "§ 18. Bewandtnis und Bedeutsamkeit; die Weltlichkeit der Welt [...] Das im folgenden noch eingehender zu analysierende Verstehen (vgl. § 31) hält die angezeigten Bezüge in einer vorgängigen Erschlossenheit. Im vertrauten Sich-darin-halten hält es sich diese vor als das, worin sich sein Verweisen bewegt. Das Verstehen läßt sich in und von diesen Bezügen selbst verweisen. Den Bezugscharakter dieser Bezüge des Verweisens fassen wir als be-deuten. In der Vertrautheit mit diesen Bezügen "bedeutet" das Dasein ihm selbst, es gibt sich ursprünglich sein Sein und Seinkönnen zu verstehen hinsichtlich seines In-der-Welt-Seins. Das Worumwillen bedeutet ein Um-zu, dieses ein Dazu, dieses ein Wobei des Bewendenlassens, dieses ein Womit der Bewandtnis." Allerdings ertappt man bisweilen auch den allmächtigen Homer bei einem Nickerchen (quandoque bonus dormitat homerus). Da sich das Verweisen des Sich-darin-halten bewegt, ist nicht nichts die Antwort, sondern das sich selbst suizidal gestimmte Dasein in der zwischen allen Mutigkeiten wechselnden Hülle, in der der Mensch haust (s.o.). Das läuft quer zur These, dass das Verstehen sich in (und von!) den Bezügen selbst verweist, bedeutete das doch, dass das Das, das ich gebrauche, um das Sein vom Seinkönnen zu trennen, nur in der Welt ist, um den Hauch des Um-zu auf das Dazu zu be-wegen. Da fletscht die Metze der kühlen Rationalität die Zähne, scharfsichtig wie grausam erkennend, dass das Womit der Bewandtnis, zum Bewendenlassen geadelt, die reichste Rendite der Philosophie verspricht. Gelöst lässt sich fest-halten, dass solche Schnitzer glücklicherweise selten vorkommen. Irgendwann muss ich eine volle Monographie zu Sein und Zeit schreiben, ich bezweifle, dass mein interdisziplinärer Ansatz in der Form schon verfolgt wurde. Warum, weiß man nicht. Ich kann nicht mehr.
  4. KOG

    Bücher Talk

    Nach einer Pause zwischendurch bin ich jetzt auf dem gerade aktuellen Stand in Sachen Malazan: sowohl die Hauptreihe (Erikson/Esslemont) als auch die bereits existierenden Bücher der Trilogien in spe der Herren wie auch die Bauchelain-Novellen sind durchgearbeitet. Ein paar allgemeine, unstrukturierte Überlegungen, ich verzichte auf Spoiler: - Zu überwältigenden Teilen bin ich extrem beeindruckt von der Struktur, dem Ausmaß, der Tragweite der Reihe. Natürlich schleichen sich kleinere Fehler bei den abertausenden Seiten ein, manche davon - insonderheit die Zeitlinie betreffend - auch ohne jede Not, aber mich hat das nicht im Geringsten gestört bzw. nur für ein kurzes Stirnrunzeln gesorgt. Die Unsicherheit, die Mutmaßung, die Konjektur ist eines der maßgeblichen Erzähltechniken in diesen Büchern, zumal dann, wenn Wesen/Persönlichkeiten, die (hundert)tausende Jahre alt sind, auftauchen. Manches ist entsprechend erkennbar vage oder sogar fälschlich gehalten, zumal dann, wenn keine direkten Zeitzeugen mehr verfügbar sind, sondern vermeintlich vergangenes Wissen schon in Mythenbildung übergegangen ist. Das heißt nun nicht, dass klar als solche auszumachende Fehler gleich entschuldigt werden, aber der Anteil solcher Kontinuitätsprobleme ist bemerkenswert gering. Auf der anderen Seite gab es etliche Momente, bei denen ich innerlich den Hut ziehen musste, weil Anspielungen, Referenzen, Andeutungen, die drei, fünf oder sieben Bücher zuvor gefallen sind, auf einmal wieder relevant werden. Dabei ist es äußerst selten wirklich nötig, dass man sich daran erinnern muss, weil der jeweilige Kontext aus sich selbst ersichtlich wird, aber der aufmerksame Leser wird dennoch ständig belohnt. - Es sollte auch betont werden, dass bei Erikson die großen Konfliktlinien (oder Konvergenzen, um den malazaneigenen Begriff zu gebrauchen) trotz der inhärenten Unwahrscheinlichkeit eigentlich immer sehr plausibel ausfallen. Nicht unbedingt plausibel in dem Sinne, dass Ereignisse so ausgehen mussten, vielmehr in der Hinsicht, dass man sich innerhalb dieses fantastischen Realismus gut ausmalen kann, dass Ereignisse so ausgehen könnten. Obwohl viel Mühe aufgebracht wird, eine geerdete Form von Fantasy zu schreiben (einschließlich der Motivation von Charakteren), gelten gewisse abstrakte Regeln wie zum Beispiel die, dass Kräfte ihrerseits andere Kräfte anziehen. Pratchett hat das den narrativen Imperativ genannt, und ich meine, dass es hier im besten Sinne zutrifft. - Jedenfalls bei Erikson. Bei Esslemont muss ich nach wie vor Abstriche machen. Für mich ist klar, dass Esslemont im kleineren Maßstab deutlich besser aufgehoben ist, Night of Knives und Dancer's Lament haben mir mit Abstand am meisten zugesagt. Wenige Schauplätze, nur eine Handvoll von Erzählperspektiven, nicht allzuviele Seiten, keine unbotmäßig vielschichtigen Stränge. Ohne direkt in Spoiler zu geraten, sei mal das Ende von Assail als Negativbeispiel genannt: die Ereignisse, die dort stattfinden, sind eigentlich von einer so gewaltigen Bedeutung, dass sie in der Vorbereitung und Ausführung ein eigenes Buch verdient hätten. Hier werden sie in bestürzend simpler Manier auf zehn Seiten abgewickelt, ohne jemals das Gewicht entfalten zu können, das angemessen gewesen wäre. Ich hoffe, dass Esslemont bei seinen Stärken bleibt, wenn die nächsten beiden Bände der Path to Ascendancy-Reihe genauso stark ausfallen wie Dancer's Lament, wäre das eine fantastische Bereicherung. Von den ambitionierteren Romanen hat mir Blood and Bone trotz seiner Schwächen (inklusive ausgefranstem Ende...) am besten gefallen, Orb Sceptre Throne hat mich aufgrund des Schauplatzes und der Charaktere im Vorhinein am meisten interessiert, ist aber wohl eher am unteren Ende der Skala anzusiedeln. Letztlich ist aber keines seiner Büche regelrecht schwach, gut weglesen lassen die sich alle, zumal im direkten Vergleich mit der erdrückenderen Eriksonlektüre. Was mich zum nächsten Punkt bringt: - Fall of Light von Erikson war zäh wie Juchtenleder, Himmel! Ich hatte ja weiter oben schon zart angeschnitten, dass die Einblicke ins Innenleben etwa ab der Mitte der Hauptreihe mehr und mehr zunehmen, diese Tendenz hat sich wahrlich bestätigt. Mein Gebrechen liegt auch weniger an diesen philosophisch-soziologischen Monologen selbst als vielmehr an ihrer Allgegenwärtigkeit, Länge und Ähnlichkeit. Wenn jeder Frontsoldat, jeder Offizier, jede Prostituierte, jeder Künstler und selbst jedes Kind ihre jeweilige Lebenssituation als Metapher für das Grundübel der Welt im Allgemeinen sehen, ermüdet es nach einer Weile. Es wird nicht dadurch besser, dass die Botschaft sich auf ein "In jeder Gesellschaft liegen die Keime für den Zerfall/die Korruption derselben inne" herunterbrechen lässt. Mal im Spiegel der alltäglichen Gewalt, mal spezifisch bezogen auf eine konkrete Begebenheit, mal aus der Warte einer bestimmten Profession, aber immer sauertöpfisch. Noch schleppender ist es, wenn sich zwei Protagonisten unterhalten, der/die eine seinen/ihren Sermon ausschüttet und der/die andere darauf sichtlich erschüttert anschlägt (flinched, shaken, paled, turned away etc.), das ist in der Häufung schon arg melodramatisch. Nach wie vor exzellent geschrieben, als Vignette immer noch vorzüglich, aber wenn darüber die Handlung komplett zum Erliegen kommt, wird das zu einer Belastung. Forge of Darkness fand ich weitgehend ausbalanciert, auch wenn sich schon erste Verzögerungen abzeichneten, aber Fall of Light (was auch noch ein Mordstrumm von einem Buch darstellt) hatte für mich ein fossilisiertes Tempo mit einem - gemessen an dem Vorgeplänkel - unzufriedenstellendem Ende. - Ausdrücklich positiv erwähnen möchte ich Crack'd Pot Trail. Erikson versucht sich an Chaucer, hat sichtlich ein Mordsvergnügen und entzückt diejenige Leserschaft, die dieser Form der Metaliteratur aufgeschlossen gegenüber steht. Kann man auch völlig losgelöst von allen anderen Büchern lesen, auch wenn es hilft, zumindest grob zu wissen, was Eriksons Bücher ausmacht. Definitiv nicht für jedermann, die Rezensionen geben luzide Auskunft darüber, dass etliche Leser den Humor entweder nicht goutieren oder schlichtweg nicht begriffen haben. Wer allerdings dann und wann mal Gefallen an solchen Spielereien findet und Swift für zu sittsam in seiner Satire wähnt, wird hier wohl auf seine Kosten kommen. - Überhaupt ist die Experimentierfreude Eriksons mit dem Medium aller Ehren wert. Sowohl die tonalen Wechsel als auch die teils drastischen Änderungen beim Erzählstil von einem Buch zum nächsten sind fabelhaft. Naturgemäß unterliegt es dem eigenen Geschmack, was man als mehr oder weniger gelungen wahrnimmt (wie schon im ersten Beitrag weiter oben geschrieben, war ich nicht unbedingt begeistert von dem Einstieg in House of Chains, auch wenn ich rückblickend sagen kann, dass der dadurch entstehende Kontrast im Laufe weiterer Bücher das annähernd rechtfertigt, wenn auch nicht zwingend interessanter gestaltet), die sprudelnde Ideenvielfalt wie auch die Ausführung sind indes nahezu durchgehend exzellent. Ebenfalls die bereits in späteren Büchern stattfindende Interpretation/Verzerrung der Ereignisse in Deadhouse Gates, die besonders stechend sind, weil man emotional involviert gewesen ist. In diesem Sinne: "You two," Hood said, turning away, "are worse than advocates. And you don't want to know what I do with the souls of advocates." A heartbeat later and the Lord of Death was gone. Menandore frowned, "Shadowthrone, what are advocates?" "A profession devoted to the subversion of laws for profit," he replied, his cane inexplicably tapping as he shuffled back into the woods. "When I was Emperor, I considered butchering them all." "So why didn't you?" she asked as he began to fade into a miasma of gloom beneath the trees. Faintly came the reply, "The Royal Advocate said it'd be a terrible mistake."
  5. KOG

    Bücher Talk

    Wobei ich auch hier ausdrücklich loben möchte, dass Erikson es dem Leser relativ leicht macht, mit Ungewissheiten zu leben. Es stimmt zwar, dass man sich häufiger gedulden muss, bis alle Mosaiksteinchen zusammenkommen, mit denen man dann ein Bild zusammensetzen kann, aber aus einem Strauß von Gründen finde ich das nicht im Geringsten störend: 1. Es tut der gegenwärtigen Handlung keinen Abbruch bzw. dreht sich die Welt weiter. Natürlich hätte man oftmals gerne sofort mehr - ach was: alles! - gewusst, aber es ist nun auch keineswegs so, dass die genaue Kenntnis von diesem verblichenen Imperium, jener Lebensform oder dieser Persönlichkeit unmittelbar wahnsinnig relevant ist. Dem Geschehen kann man eigentlich immer folgen, und solange man aufmerksam liest und ein einigermaßen brauchbares Gedächtnis hat, fallen die Lesefrüchte früher oder später dann ohnehin wieder zusammen, was dann auch viel einträglicher ist, wenn man sich selbst seine Schlüße zusammenstellt, statt es lieblos präsentiert zu bekommen. 2. Eine subjektive Einschätzung, indes eine meines Erachtens gut zu begründende solche: aufgrund der Kunstfertigkeit, mit der Erikson mit den ganzen Erzählperspektiven jongliert, kam bei mir noch nie der Eindruck auf, dass ich ein Grundmisstrauen an den Tag legen müsste. Es versteht sich, dass ich dann und wann mit bestimmten Enthüllungen nicht gänzlich einverstanden war/bin, etwas anderes erwartet hätte, lieber mehr Zeit/Aufmerksamkeit anderswo verbracht hätte etc., nichtsdestominder habe ich ein solides Vertrauen in die Fähigkeit Eriksons, dass er weiß, wie und wann er Informationen enthüllt. 3. Die Grautöne und Vielschichtigkeit, die sich allzu simplen Wahrheiten verschließen, sind ohnehin ein Anathema für ständige Gewissheiten. Dazu passt, dass gerade diejenigen Protagonisten, die von Zweifeln, positiver ausgesprochen von einem offenen Verstand, beseelt sind, in ein günstigeres Licht getaucht werden als diejenigen, die so rein gar keine Ungewissheiten geltend machen lassen. Da wäre es thematisch sehr unpassend, ständig und immer sämtliche Wissensbrosamen zur Verfügung zu haben. Dazu muss einem allerdings die allgemeine Tendenz der Reihe gefallen, versteht sich. Ich habe ebenfalls den Eindruck, dass diese Aussage auf mehr Zustimmung als Widerspruch stoßen wird, persönlich finde ich das aber überhaupt nicht. Ausgehend von den ersten acht Bänden, die ich gelesen habe, würde ich Gardens of the Moon klar in der oberen Hälfte ansiedeln denn in der unteren, auch wenn angesichts der konsistenten Gesamtqualität ein solcher Vergleich alles andere als leicht fällt (als schwächsten Teil der Reihe würde ich bisher House of Chains bezeichnen, gefolgt von Reaper's Gale - wie gesagt, nur als Vergleich, nicht etwa absolut als "schwach"!). Richtig ist sicherlich, dass GotM ein paar Konzepte/Eindrücke enthält, die sich noch am ehesten mit dem Rest beißen (was zu diskutieren in Spoiler-Territorien führte), aber als Gesamtkomposition finde ich das Buch auch nach den Maßstäben der Gesamtreihe sehr überzeugend. Wenn man berücksichtigt, dass GotM mit Abstand der schmalste Band ist und praktisch alle dort eingeführten Charaktere sich großer Beliebtheit erfreuen, finde ich das noch umso beeindruckender.
  6. KOG

    Bücher Talk

    Ich bin zurzeit (nicht zuletzt aufgrund der Empfehlungen hier im Forum an anderer Stelle!) mit der Malazan-Reihe befasst, momentan habe ich die ersten acht Bände der Hauptreihe durch und vor ein paar Tagen habe ich mit Stonewielder den dritten Band der "Supplementärreihe" von Esslemont abgearbeitet. In Bälde mache ich dann mit Dust of Dreams weiter. Nach einer kurzer Eingewöhnung bin ich zu weiten Teilen schwer beeindruckt von Eriksons Fertigkeit, eine derartig monumentale Tapisserie zu stricken, die zwar einerseits vorbildlich miteinander verknüpft ist, aber andererseits etliche voneinander losgelöste Handlungsstränge aufweist. Es stellt sich bei keinem der Bücher eine Routine ein, wie Stückwerk wirkt dennoch nichts. Kleine Anspielungen, Ereignisse oder Handlungsträger tauchen immer wieder auf, ohne eingeschoben oder überflüssig zu wirken, und gewichtige Begebenheiten hallen auch etliche Bücher und tausende Seiten später noch nach, ohne gleich stereotyp die Aufmerksamkeit des gesamten Universums nach sich zu ziehen. Wenn ich eine leise Kritik äußern dürfte, wäre es wohl der Umstand, dass Erikson beginnend mit dem sechsten Band wirklich jeden Skrupel hat fallenlassen und gnadenlos sein 1.200-Seiten-Pensum einhält - ich schätze die ganzen Dialoge und stillen Momente der Kontemplation ungemein und bewundere die Bandbreite: Anthropologie, Historie, Ökonomie, Theologie, Philosophie, Politik, wirklich jedes Feld wird beackert. Dann und wann stellt sich aber doch der Eindruck ein, dass ein wenig Straffung nicht von dem Lesevergnügen abgelenkt hätte - dass unterschiedliche Charaktere zu vergleichbaren Erkenntnissen kommen, ist eine Sache, dass manche Protagonisten sich dann ziemlich beharrlich dranhalten, eine andere. Von Esslemont bin ich bislang noch nicht ganz überzeugt. Das hängt zwingenderweise damit zusammen, dass man seine Werke unwillkürlich mit denen Eriksons vergleicht. Ich meine aber, dass Esslemont selbst den Fehler macht, zu versuchen, den Maßstab und die Technik Eriksons anzuwenden, ohne das gleiche Talent dafür zu haben. Esslemont weiß, wie man Action zu schreiben hat, versteht sich darauf, kurze, knappe, geistreiche Dialogszenen zu verfassen und hat ein geschicktes Händchen für Horror. Darum gefällt mir bislang - entgegen der Auffassung der meisten anderen Enthusiasten, glaube ich - Night of Knives von ihm am besten, den ganzen sichtlichen Verbesserungen im Stil zum Trotz. Stonewielder ist objektiv wohl klar das beste Buch von den dreien, die ich gelesen habe, für mich verpuffen da aber nach wie vor zu viele Handlungsstränge im Nichts bzw. fehlt die eindringliche Charakterisierung eben eines Eriksons, die es ermöglicht, dass man auch nach hunderten Seiten immer noch gebannt den Geschicken der Figuren folgt. Eine ausführlichere Beurteilung werde ich mir aber selbstredend erst erlauben, wenn ich zumindest die Hauptreihe beendet habe, also die beiden noch ausstehenden Bände von Erikson sowie die drei von Esslemont. Die restlichen Malazan-Bücher der Herrschaften spielen zu gänzlich anderen Zeitabschnitten oder sind eher nebensächlich (Bauchelain/Korbal Broach), wenn ich das richtig sehe. Ich kann dann ja noch mal zu Worte kommen, ggf. auch mit Spoiler.
  7. Wenn mir die ehrlich-schneidende Anmerkung erlaubt ist: das bei Dir vorliegende Dilemma ist weniger der Gebrauch von Fremdwörtern/grammatisch komplexen Stellungen als vielmehr, dass Du schlichtweg über Deine sprachlichen Verhältnisse lebst. Es gibt Gelegenheiten, da ist Fachsprache schlichtweg geboten. Wenn man den literarischen Realismus meint, möge man nicht mit "Wirklichkeitstreue" kommen, in wirtschaftlichen Belangen ist Inflation zutreffender als eine kontextlose "Entwertung" und auch eine Emanation trifft den Sachverhalt genauer als ein unbestimmtes "Ausfließen". Darüber hinaus tut sich dann und wann der Kairos auf, mit beschwingtem bildungsbürgerlichen Elan ein wohlplatziertes Fremdwort aufzustellen, das sich auch ersetzen ließe, wie im vorliegenden Satz der "Kairos" anstelle eines schnöden "günstigen Zeitpunktes". Ähnliches gilt für Satzlänge, Unterteilung in Haupt- und Nebensätze, ungewöhnlichen Verbstellungen und dergleichen mehr. Nur: je höher der Maßstab, der vom Schreiber gesetzt wird, desto peinlicher wird es, wenn sich überall Fehler breit machen. Die drei Zeilen von Dir, die ich zitiert habe, enthalten mehrere Zeichensetzungs- und einen Grammatikfehler. Mögen partienweise auch Flüchtigkeitsfehler sein, da soll es nicht drauf ankommen. Es ist nichtsdestominder einigermaßen problematisch, wenn man den Konjunktiv II von "sterben" benutzt, sich über etliche Zeilen windende Nebensatzkonstruktionen aufschichtet oder jovial Begriffe wie "eskamotieren", "Konkomitanz", "Vansittartismus", "Anosognosie" und "Metanoia" im weiteren Sinn einstreut, aber bei simplen Stolperfallen strauchelt. Mit großer sprachlicher Macht kommt große Verantwortung. Wer das rhetorische Florett zieht, der muss sicherstellen, sich nicht selbst zum Narren zu machen. Mit Ezra Pound: "Gut schreiben ist Schreiben, das der Schreibende gänzlich in der Gewalt hat [...]".
  8. KOG

    Was lest ihr gerade? (4)

    Gottlob hat Eco ein gesegnetes Alter erreicht, und sicherlich ein erfülltes Leben geführt. Es ist wohl keine Übertreibung, festzuhalten, dass es auf der Welt nur wenige Menschen gibt, die sich ein so enzyklopädisches Wissen der (Kultur-)Geschichte des Mittelalters angeeignet haben, die Gelehrsamkeit Ecos kannte beinahe keine Grenzen. Ich stimme allerdings Bismarck zu, was die Wälzer angeht: Eco hätte streng genommen besser bei Sachbüchern bleiben sollen, (straff) erzählen konnte er ums Verrecken nicht. Und als in dieser Hinsicht staubtrocken-klassizistisch veranlagter Mensch behaupte ich einfach keck, dass ein Großteil derjenigen, die z.B. erzählen, Das Foucaultsche Pendel tatsächlich von Anfang bis Ende gelesen zu haben (und dann auch noch gerne!), dreist lügen. Die Untiefen des Verlagswesens, die epistemologische Aufarbeitung von Atlantis und der auf über 800 Seiten breitgewalzte literarische Unterbau von Verschwörungstheorien sind ganz bestimmt nicht "gut lesbar". Sehr lehrreich, wenn man sich für diese Materie interessiert - unbedingt. Mit gehöriger Ironie angereichert - auf jeden Fall. Rhetorisch wie stilistisch prächtig inszeniert - zweifelsohne. Aber ganz gewiss kein Romanstoff, und erst recht nicht in dieser monströsen Form.
  9. Es kann beiderlei bedeuten, s. auch hier. Es scheint mir deswegen plausibler, weil es zum einen ein beliebtes Stilmittel im Mittelalter war, bei gottgefälligen Gedichten direkt oder indirekt menschliche Fehlbarkeit (Konkupiszibilität für die Theologen unter uns) aufzuzeigen, und weil ich zum anderen nicht wüsste, wie man "triuwe" sonst in dem Kontext unterbringt. "Mit Zuverlässigkeit/Pflichtbewusstsein im Übermaß"? Wäre sicherlich denkbar, verkehrte den Sinn allerdings in das glatte Gegenteil, nämlich in einen geradezu unziemlichen Fingerzeig darauf, was geleistet worden ist.
  10. Hier ist gemeint, dass Maria sich das in aller Aufrichtigkeit anmaßt, also eine formell demütige, doch inhaltlich selbstbewusste Bestimmung des vorangegangenen Verses.
  11. Ich denke, ich löse auf, bedanke mich allerdings für das lebendige Interesse! Gesucht war Adolf Süsterhenn. War seines Zeichens bedeutsamer Zu- und Mitarbeiter beim Verfassen des Grundgesetzes, ganz besonders bei der Bezugnahme zu der "Verantwortung vor Gott". Aufgrund seiner staats- und naturrechtlichen Überzeugungen setzte er sich für eine starke Gerichtsbarkeit ein, die den Bürger auch ggü. dem Staat vertritt, was dann letztlich in die Entstehung des Bundesverfassungsgerichts mündete (das doppelköpfige Recht, sind ja die Zwillingssenate). War schriftführender Verfechter des Subsidiaritätsprinzips, also der Vorstellung, dass exekutive und legislative Probleme auf der Ebene gelöst werden sollen, wo sie anfallen. Hat maßgeblich an der Verfassung Rheinland-Pfalz' mitgewirkt. Nachdem die CDU mit ihrer Entscheidung '47, das Ahlener Programm anzunehmen, erste gemeinsame weltanschauliche Züge gewann, die auch beinhalteten, strukturell an der Macht zu bleiben, machte sich nach und nach bemerkbar, dass Süsterhenn mit seiner unverbrüchlichen Überzeugung ins Hintertreffen geraten musste. Nach Filmen wie Die Sünderin und Das Schweigen war es ihm ein Herzensanliegen, die Freiheit von Kunst, Wissenschaft, Forschung und Lehre insoweit einzuschränken, als die allgemeine sittliche Ordnung berücksichtigt werden sollte, ein Unterfangen, das ihm den Spitznamen "Professor Lüsterhahn" von Heinrich Böll einbrachte. Auch die Todesstrafe wollte er als ultima ratio installiert sehen, auch hier ohne parlamentarischen Erfolg. Klassischer Fall davon, wie ein hochgebildeter, verdienter Mann wenn überhaupt, dann nur durch die obskureren Geschehnisse in Erinnerung bleibt. Aktion Saubere Leinwand mag dem einen oder anderen noch etwas sagen, die erhebliche Bedeutung Süsterhenns wohl eher nicht. Es soll eingeräumt werden, dass es sich wirklich um eine skurrile Angelegenheit handelte, zeitweise stürmten Geistliche Kinos mit Stinkbomben (!), um ihrem Protest Geltung zu verschaffen. Und Die Sünderin z.B. galt als Affront gegen die aufrichtige deutsche Frau, die mit Hurerei und Selbstmord in Verbindung gebracht werden könnte. Heute völlig undenkbar. Ich würde sagen, dass entweder EmperorNorton oder Ex Officio fortfahren, ihr wart schon denkbar nahe dran.
  12. Strauß war allerdings nicht Teil des Parlamentarischen Rats, wir haben ja bereits herausgestellt, dass unser Mann am Herrenchiemsee tätig wurde. Die Verfassung Bayerns hat er auch nicht zu verantworten. Der ehrfürchtige Respekt vor dem Allergrößten ist nachgerade von mir in Verfassungstext gegossen worden.
  13. KOG

    Was lest ihr gerade? (4)

    Ich will ehrlich sein: wenn Du bisher bei diesem löblichen Entschluss geblieben bist, kann ich trotz der bemerkenswerten Spitze, die das Buch enthält, nicht dazu raten, es anzuschaffen. Es erreicht für mich nicht ganz den globalen Tiefpunkt, der mit Snuff geschaffen worden ist (wo nicht nur die gleichen erzählerischen Schwächen überall drin stecken, sondern der Leser auch noch in aggressivster Manier moralinsauer belehrt wird), aber im Vergleich zu Pratchetts besten Werken ist es unumwunden schwach. Die späteren Bücher wirken, als ob ein drittklassiger Autor, der tief von der Scheibenwelt beeindruckt ist, sich daran macht, seine eigenen Abenteuer darin zu entwerfen. Möglichst viele vertraute Gesichter unterbringen, Schlüsselwörter gebrauchen, an vergangene Ereignisse erinnern, dem Schein nach ähnliche Dilemmata aufwerfen, ohne ein tiefergehendes Verständnis aufzuweisen, was eigentlich all diese Aspekte ausmacht. The Shepherd's Crown ist da keine Ausnahme. Mir fällt es ausgesprochen schwer, so despektierlich über Pratchett zu schreiben (wer bin ich, ihm zu seiner dunkelsten Stunde vorzuwerfen, das zu tun, was ihn am meisten erfüllt?), ich bin allerdings der festen Überzeugung, dass ich seinen wirklich famosen Büchern einen Tort antue, wenn ich wie viele andere Scheibenweltfreunde in diese unverbindliche Schreibe einfalle, wenn es um die neueren Werke geht. So von der Sorte: naja, die Bücher sind nicht mehr ganz so gut, aber immer noch toll! Besser als das, was die meisten Fantasyautoren ihren ganzen Lebtag zurande bringen! Erstens ist das unter kritischer Begutachtung auch schon arg zweifelhaft und zweitens darf das kein Maßstab sein. Unter dem von Dir genannten Gesichtspunkt (für den ich dann leider (?) zu schwach war, ich gehöre zu dem obsessiven Menschenschlag, der so etwas dann zu Ende bringt) kann ich beim besten Willen keine Empfehlung aussprechen. Sicherlich einmal das Buch ausleihen und die ersten zwei, drei Kapitel lesen, wenn es irgendwie möglich ist. Aber für knapp über 50 von 318 Seiten (großzügig aufgerundet) kann ich nach ehernen Überzeugungen kein gutes Zeugnis einlegen. Früher war jede Seite ein Feuerwerk, die Bücher leisteten den Drahtseilakt, überaus vergnüglich, handwerklich unerschütterlich solide und moralisch weise zu sein, ohne aufdringlich zu wirken. Hier ist es streckenweise mühsam, die nächste Seite aufzuschlagen.
  14. Wir suchen schon jemanden, der mit seinem Wirken direkt die BRD beeinflusste, Richard Jaeger und auch Paul de Chapeaurouge nehmen die Fährte extrem gut auf, Herrenchiemsee inklusive. Nicht nur trug ich dazu bei, auf höchster Ebene Institutionen zu errichten, sondern auch auf der föderalen Ebene, die mir so wichtig war, wurde ich tätig: als Verfassungsvater. Die Filmemacher dagegen, die unmoralischen, wollten die Sauberkeit nicht, die mir vorschwebte.
  15. KOG

    Was lest ihr gerade? (4)

    Und es schließt sich bleiern der Buchdeckel über The Shepherd's Crown (TSC), den allerletzten Scheibenweltroman. Mir fällt es schwer, nüchtern zu bleiben. Im letzten Beitrag habe ich anklingen lassen, wie sehr ich gleich am Anfang des Buches ergriffen worden bin, was wohl den meisten von uns, die die Scheibenwelt lieben gelernt haben, so ergehen wird. Im selben Umfang baute sich dann ein bekümmerter, teils schon indignierter Gemütszustand auf, da das Buch nicht einmal ansatzweise in der Lage ist, diese Höhe noch einmal zu erreichen. Und das schließende Wort von Rob Wilkins †“ Pratchetts langjährigem Assistenten †“ verrät auch, warum: obwohl prinzipiell fertig, war das Buch doch nicht korrekturgelesen, poliert, verfeinert worden. Es fehlte die Zeit, es forderte die PCA ihren endgültigen Tribut. Darum fühle ich mich auch grässlich, so etwas zu schreiben, zumal sogar noch angedeutet wird, welche Buchideen Pratchett im Sinn hatte. Was ich sagen kann, sagen will, ist, dass TSC immerhin ein abschließendes Buch ist. Ähnlich wie in einigen Büchern zuvor (namentlich Raising Steam, das etliche strukturelle Parallelen enthält) wird auch hier ein unüberschaubarer Strauß an Charakteren ausgegraben oder gleich neu eingeführt, was Gelegenheit gibt, ein letztes Mal Maß zu nehmen. Es findet sich auch ein kleiner Charakterbogen für Tiffany ein, der zwar nun schon mehrmals vollzogen worden ist, aber eingedenk des erwähnten Paukenschlags eine andere Gewichtung hat. Ich werde davon absehen, minutiös im Spoiler die Schwächen des Buches aufzulisten, da ich leider festhalten muss, dass ich dann damit zugange wäre, praktisch alle Ereignisse aufzuzeigen. Allgemein gesprochen verhält es sich dergestalt: zwar ist TSC sprachlich anspruchsvoller als die Vorgänger, doch bestehen dialogisch/charakterlich/handlungsbezogen kaum Unterschiede zwischen den Protagonisten, auch das vergleichbar zu den letzten Büchern. Es ist geradezu qualvoll, wie trotz einer ernsthaften Situation an jeder Ecke wahrlich kindische Narrenpossen getrieben und furchtbare Quisquilien abgeliefert werden. Neue Charaktere sind entweder komplett überflüssig oder inhaltlicher Aufguß bereits bestehender solcher. Es gibt einen unfassbaren Vorrat an allzu bequemen erzählerischen Wendungen, die dazu beitragen, dass das Finale des Buches ein völlig konsequenzloses ist. Auf der anderen Seite wird der eine Charakterbogen im Buch, der zwar arg unbeholfen ausgeführt, allerdings mit Herz bei der Sache ist, in unvergleichlich frustrierender und unsentimentaler Weise gänzlich entwertet. Ich bleibe dabei, dass der eigentliche Höhepunkt des Buches für mich zu dem Prägnantesten, Einfühlsamsten, Nachhaltigsten gehört, was in 41 Scheibenweltromanen stattgefunden hat. Dass der Rest schwer erträglich ist, wird man nolens volens den Umständen zuschreiben müssen, was es objektiv nicht lindert, allerdings einfacher um das eigene Befinden macht. Denn eines ist für mich klar: ich jedenfalls hätte auch noch weitere Scheibenweltbücher gelesen, wäre es anders gekommen. Ganz gleich, wie tief der Schmerz ob des fraglosen Qualitätsverfalls saß. Darum bin ich dankbar und demütig, dass Sir Terry Pratchett sich noch einmal in seine phantastische Welt begeben und uns zumindest eine einmalige Szene schenken konnte. Er wird uns fehlen.
  16. Der Gedankengang um Richard Jaeger führt zur richtigen Spur, unser Mann hatte allerdings auch anderweitige bedeutende Meriten zu verbuchen. Nicht nur verhalf ich dem doppelköpfigen Recht zu seiner vollen Kraft, sondern auch der Überlegung, dass genau dort gesetzgebende Gewalt ausgeübt wird, wo sie am meisten bewirkt. Mein entschieden christlich-humanistisches Menschenbild brachte mir den Spott eines Schriftstellers ein, der in bester Wehner'schen Tradition meinen Namen verballhornte.
  17. Adenauer gibt schon einmal Zeit und Raum vor, jetzt geht's an die Kärrnerarbeit, so einfach wird es hier selbstverfreilich nicht gemacht.
  18. Das ist viel, viel, viel zu lange her. Wir sind regelrecht brandaktueller Geschichte auf der Spur.
  19. Gute Ideen, allerdings fordert unser Mann den Tod in geregelteren Bahnen, ohne umstürzlerische, revolutionäre Gedanken, ihm steht der Sinn ganz nach dem Gegenteil: Ordnung muss sein, Sittenstrenge auch. Sosehr ich einen klaren, nüchternen Blick bewies für die Grundlegung der jungen Republik, so war mir doch auch danach, alten Werten zur neuen Blüte zu verhelfen. Wer sündigte, sollte reuen, die neuaufgestellten Freiheiten haben da zurückzuweichen - durchsetzen aber konnte ich mich nicht, trotz der nicht unerheblichen Unterstützung, die mir zuteil wurde.
  20. Da das gefragte und ungefragte Verbreiten donaldistischen Materials ebenfalls zur Bürgerpflicht gehört, hier sind die beiden direkten Stellen (eins, zwei), auf die ich mich bezog und die damals mein Interesse weckten; der kleine Herr Duck scheint so historisch denn nicht interessiert zu sein. In einer zerrütteten Gesellschaft, die froh ist, mit dem Leben davongekommen zu sein, forderte ich den Tod. Dennoch machte ich mich unendlich verdient um die Architektur dieses Staates.
  21. Das wird wohl Eleonore Prochaska sein, die sich unter dem Namen August Renz einschrieb und an Lützows wilder, verwegener Jagd teilnahm. Da sage noch einer, donaldistisches Material fördere nicht die Neugier eines Kindes!
  22. Ich werd' mich gleich daran machen, mit The Shepherd's Crown fortzufahren, darum vergebe ich mal eine Freirunde. Wenn das keiner ergreifen möchte, denke ich mir morgen etwas aus.
  23. KOG

    Was lest ihr gerade? (4)

    Da heute (eigentlich gestern, in Anbetracht der Uhrzeit) endlich mein Exemplar von The Shepherd's Crown angekommen ist, habe ich auch gleich ein paar Kapitel lesen wollen. Mann. Zu sagen, dass die ersten beiden Kapitel mit einem Paukenschlag, einem Donnerhall, einer regelrechten Explosion einhergehen, wäre glatt untertrieben. Es ist mir ein dringendes Bedürfnis, es einmal niederzuschreiben, zum Selbstvergegenwärtigen, allerdings rate ich unbedingt, den Spoiler NICHT zu öffnen, wenn man noch gedenkt, das Buch irgendwann unbefangen zu lesen. Ihr seid ausdrücklich gewarnt! Ich kann jedenfalls zu diesem Zeitpunkt schon sagen, dass es sich lohnt, das Buch anzuschaffen, ganz gleich, was noch kommt.
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Wir haben Cookies auf Ihrem Gerät platziert, um die Bedinung dieser Website zu verbessern. Sie können Ihre Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass Sie damit einverstanden sind.