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Alle erstellten Inhalte von SisterMaryNapalm
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Das Manufactorum - Straight Outta Convent
SisterMaryNapalm erstelte ein Thema in Sammel- und sonstige Projekte
Hallo Ihr Lieben, In diesem kleinen - Nennen wir es mal Armee-Projekt - möchte ich all die kleinen Projekten und Gedanken zusammenfassen, für die es sich einfach nicht lohnt, einen Armee-Thread oder sonstige Bastel- und Bemalthreads aufzubauen. Das Ganze basiert auf einem alten Thread aus dem Sweetwater-Forum, der damals dort hieß "Und sonst so?" und in dem ich alles zusammengefasst habe, was nirgendwo sonst reinpasste. Nun ist das Sweetwater-Forum fort und mir ist aufgefallen, wie sehr ich diese kleine Projekte hier und da vermisse. Daher möchte ich also so einen kleinen Thread wieder einmal aufbauen und euch präsentieren, was ich sonst so noch bemale. Oft sind das kleine, aber feinde Ideen, Geschenke oder kleinere Aufträge, mit denen ich meine Freude am Basteln und Bemalen erhalte und Zeit überbrücke, bis mich die Muse zu was größerem überkommt. Angehängt findet ihr auch eine Zusammenfassung von Projekten, an denen ich gerade arbeite und Projekten, die bereits fertiggestellt sind. Ich hoffe, sie gefallen euch und ihr habt Spaß daran, an meinen oft in Chaos und Verzweiflung verlaufenden Projekten teilzunehmen. Fangen wir also an ... ~~~~~~~~ -
John's Information Group - All the Worlds Models
SisterMaryNapalm antwortete auf John Tenzer's Thema in Sammel- und sonstige Projekte
Aber das macht die Tatsache nicht ungeschehen, dass ich reale Köpfe mit Gesichtern und Haaren vorziehe, weil ich finde, dass die besser zu den Figuren passen. Grüße- 1297 Antworten
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- brettspiele
- eclipse 2
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John's Information Group - All the Worlds Models
SisterMaryNapalm antwortete auf John Tenzer's Thema in Sammel- und sonstige Projekte
Ich finde die Helme, bzw. die Köpfe von denen echt strange. Mir wären da normale Köpfe deutlich lieber. Aber das ist ja wie immer persönliche Präferenz- 1297 Antworten
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And Winter came – auf 15mm an die Ostfront
SisterMaryNapalm antwortete auf SisterMaryNapalm's Thema in Genre: Historisch
Neues im Felde Und ein bisschen was neues, passend zum Winter. Hab mich mal wieder an ein paar Panzer gesetzt. Highlights und co sind soweit fertig. Demnächst geht es an die Ausrüstung und dann kommen die Decals und der ganze Rest. Außerdem sind die Besatzungen der ersten Halbketten fertig und können installiert werden. Und zum Schluss der Zugtrupp. Mit dem letzten Wash habe ich es vermutlich übertrieben. Das ist mir ein wenig aus der Hand gekippt. Haha. Aber das macht nichts. Jetzt nur noc hein wenig Basematerial, Schnee und dann sind die drei Jungs soweit fertig.- 37 Antworten
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Equilibrium (letztes Update: Februar 2021)
SisterMaryNapalm antwortete auf SisterMaryNapalm's Thema in Storyboard
08 »Das ist eine … interessante Nachricht«, bemerkte Colonel Ekko und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Das altehrwürdige Leder knirschte. »Und es ist niemand mehr übrig?« »So hat sie es mir berichtet. Sämtliche Schwestern des Militaria-Ordens wurden abberufen und haben Bastet vor ungefähr zwei Jahren verlassen«, stellte die ruhige Stimme am anderen Ende der Leitung fest. Das dazu gehörige Gesicht auf dem Bildschirm nickte bestätigend. »Vor zwei Jahren schon?« Der Regimentskommandeur runzelte die Stirn. »Die hatten es offensichtlich sehr eilig.« In den letzten paar Minuten hatte ihm der stellvertretende Regimentskommandeur über seine Erlebnisse mit Schwester Evette berichtet und ihm mitgeteilt, dass es offensichtlich keine einzige Adepta Militaris mehr auf der sonnenverbrannten Oberfläche Bastets mehr gab. Eine Erkenntnis, bei der sich Ekkos Augenbrauen weit genug hoben, dass sie sich mit dem Ansatz seines wirren Haares unterhalten konnten, ohne laut schreien zu müssen. »Das klingt alles ungeheuer seltsam«, stellte er ehrlich verwirrt fest. »Das dachte ich mir auch, Sir«, bemerkte sein Gegenüber. »Deswegen habe ich Sie informiert.« »Gut mitgedacht«, nickte der Regimentskommandeur. »Danke, Carrick.« Das Antlitz auf dem Bildschirm neigte den Kopf. Eine seltsame Stimmung lag in der Luft. Es schien, als würde das Band, das die beiden Offiziere nach ihrem ersten Kennenlernen geschmiedet hatten und das eigentlich als zerrissen gelten konnte, erneut zusammengeknüpft und das lediglich, weil sich beide über eine Tatsache wunderten, die sie sich nicht erklären konnten. Die Wege des Imperators waren unergründlich. »Was denken Sie darüber, Sir?«, wollte der Major wissen. Ekko zuckte die Schultern. »Es ist ja nicht so, als wenn sich die Imperiale Armee in die Angelegenheiten des Adeptus Sororitas einmischen würde«, sinnierte er. »Aber irgendwie …« Er brach ab und versank in Gedanken. Es gab da eine Geschichte aus seiner Vergangenheit. Die ganze Angelegenheit war so ungefähr zwanzig Jahre alt, aber noch immer so präsent wie an jenem Tag, an dem sie geschehen war. Ein erst kürzlich zum Lieutenant beförderter und dank seines Hintergrunds zur Imperialen Armee versetzter Galard Ekko hatte damals in einer Schlacht um irgendeine abgerissene Agrarwelt einen der größten Fehler gemacht, die man in der Hitze des Gefechts vollbringen konnte: Er hatte jemandem das Leben gerettet. Und das auch noch auf heroische Weise. Und dabei war das gar nicht einmal seine Absicht gewesen. Nein. Betrogen und beschissen vom großen Imperator und dem Universum, belogen und um seine Frau, seine große und einzige Liebe, gebracht, hatte er sich auf einer selbstmörderischen Aktion befunden mit dem Ziel, bei dieser ein möglichst unspektakuläres und bitteres Dahinscheiden zu erreichen. Leider war ihm dabei ein noch jüngerer, schwer verletzter Soldat in die Quere gekommen und nach einem kurzen, aber heftigen inneren Diskurs, der ihn einige Haare, Tränen und vor allem Zeit kostete, entschied er, diesen vor dessen unspektakulären und bitteren Dahinscheiden zu bewahren und ihn aus der Hauptkampflinie zurück in den eigenen, rückwärtigen Raum zu schaffen. Es mag wohl ein Wink des Schicksals gewesen sein – oder es Imperators – dass er dort nicht auf einen grobschlächtigen Feldarzt des Adeptus Munitorium traf, sondern auf eine bereits etwas gereifte, aber dennoch ansehnliche Schwester des Ordo Hospitalis. Diese Frau – jener Institution zugehörig, die er am Meisten hasste und für die er nichts weiter erübrigen konnte als blanke Verachtung – hatte ihm den Jungen aus den Armen genommen und ihn, anders als er es von den Schwestern auf Bastet kannte, mit der hingebungsvollen Liebe einer Mutter an ihre Schwestern übergeben, die ihn mit der hingebungsvollen Liebe großer Schwestern pflegten (zumindest, wenn man unter hingebungsvoller Liebe versteht, dass sich besagte Schwestern nicht gerade in der Pubertät befinden und in diesem Zusammenhang einen Shota-Komplex entwickelt haben). Im Anschluss hatte ihn die Schwester gefragt, ob er sich selbst verletzt habe, worauf ihm in seiner Wut und Ablehnung über die geheuchelte Freundlichkeit nur eine sarkastische Antwort eingefallen war: »Ich habe mir den Fingernagel eingerissen. Das blutet und tut weh.« »Vielleicht wird es besser, wenn ich dran lutsche?«, hatte sie ihn betont neutral gefragt und so dafür gesorgt, dass die von ihm eingesogene Luft in seinen Lungen verdichtet und durch einen, ihm selbst nicht bekannten Zugang im Innern seines Körpers an ein bestimmtes, sehr wichtiges Körperteil weitergeleitet wurde, das sich daraufhin eine Erkältung zuzog und ebenfalls gerne von einer Hospitalis gesundgelutscht werden wollte. Er würde sich wohl den Rest seines Lebens vorwerfen, dass er ihr damals nicht einfach den Finger hingehalten hatte. »Nicht so wichtig.«, schloss er das Thema ab und begann ein neues. »Aber genug davon. Wie geht es Ihrer Frau und Ihnen?« Für einen kurzen Augenblick herrschte düsteres Schweigen zwischen den beiden Männern. Trotz der brüllenden Hitze, die die beiden über den Himmel tanzenden Zwillingsschwestern wie zwei böswillige Glücksfeen über Bastet III ausschütteten, fühlte Ekko Kälte seinen Rücken herabstolzieren. Ein Wanderer, der den Ausblick vom Gipfel des Unglücks genossen hatte und sich nun aufmachte nach dem Eingang in die Höhle des Vergessens zu suchen. Vielleicht war es auch nur der Schweiß, der sich als seidig glänzender Film unter seiner Uniform ausbreitete und diese gleich salzigen Tränen eines strapazierten Körpers tränkte. »Nicht gut, Sir«, berichtete der Major und seine Miene trübte sich sichtlich. »Sie verfällt zusehends. Niemand weiß, wie lange sie noch aushalten wird.« Nachdenklich nickte der Colonel. »Und es gibt immer noch keinen Anhaltspunkt darauf, was mit ihr geschehen ist?« »Nein, Sir.« Der Major hob hilflos die Schultern. »Niemand kann es mir sagen. Selbst die Hospitalinnen-Schwester ist ratlos.« »Wie geht es der Familie? Weiß sie vielleicht etwas?« »Auch nicht.« Carricks Augen lösten sich vom Aufzeichner, blickten auf einen Fleck, der auf dem Tisch vor dem Aufzeichner um seine Aufmerksamkeit gebuhlt zu haben schien, aber dessen Ursprung wohl in einer vollkommen anderen Galaxis lag. Zumindest wollte es einem so vorkommen, wenn man die gedankenverlorene Starre im Gesicht des imperialen Offiziers beobachtete. »Dieses Haus ist zu einer Totenhalle geworden«, sagte er nach einer Weile langsam. »Und diese Totenhalle verbannt alle Fragen nach dem Wie oder Warum, Colonel. So als hätte der Schmerz alles fortgewischt, was es noch zu ergründen gegeben hätte.« Sie schwiegen wieder, jeder mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. »Wissen Sie, was mich wundert?«, stellte der Colonel plötzlich fest und lenkte das Gespräch damit in eine vollkommen neue Richtung. Diese überraschende Wende ließ seinen Gesprächspartner aufhorchen. »Was denn?« »Sie sagten mir, all das sei vor etwa zwei Jahren geschehen, richtig? Das Verschwinden der Schwestern, die Krankheit Ihrer Frau, die Überflutung und so weiter.« Der Major dachte kurz nach. »Das stimmt, Sir.« Er stockte kurz. »Hat das etwas zu bedeuten?«, hakte er nach. »Ich weiß nicht«, überlegte Ekko laut. »Aber … unabhängig von Ihrer Geschichte bin ich auch ein paar Mal auf den Zeitraum vor zwei Jahren gestoßen. Irgendetwas muss da geschehen sein. Etwas, das weitreichende Veränderungen auf Bastet herbeiführte.« Carricks Abbild runzelte die Stirn. »Weitreichende Veränderungen?« »Es wurde viel zerstört und nicht wieder aufgebaut. Menschen erkrankten an seltsamen Krankheiten. Die Sororitas wurden abberufen«, zählte Ekko die ihm bekannten Punkte auf. »Und alles läuft offensichtlich weiter, als sei nichts geschehen.« Die Aussagen seines Vorgesetzten ließen den Major stutzig werden. »Menschen? Sie meinen, es gab noch mehr solche Fälle?« »Keine Ahnung. Ich weiß bisher nur von Ihrer Frau.« Sein Gegenüber verzog das Gesicht. »Und da machen Sie eine Verschwörung draus? Nur weil alles zur mehr oder weniger gleichen Zeit passierte? Es könnte sich doch auch um bloße Zufälle handeln!« »Ja«, musste der Regimentskommandeur zugeben. »Natürlich könnte es sich um Zufälle handeln. Aber glauben Sie wirklich, dass der Imperator solche Zufälle geschehen lassen würde?« Diese Frage war natürlich rein rhetorisch gestellt. »Das kann ich nicht beantworten, Sir.« »Es ist ja auch nicht so, als hätte ich von Ihnen wirklich eine Antwort erwartet.« Ekko machte eine wegwerfende Handbewegung. »Egal. Ich werde der ganzen Sache mal nachgehen und mich ein wenig umhören. Vielleicht finde ich was Interessantes heraus. Zumindest besser, als mich mit diesem Pergamentkram rumzuschlagen, den mir das Munitorium auf den Tisch gelegt hat.« Er deutete auf seinem mit Papieren und Pads überladenen Schreibtisch. »Sollte es notwendig werden – und Ihre Erlaubnis vorausgesetzt – würde ich vorbeikommen und mich ein wenig mit Ihrer Hospitalis unterhalten.« Der Major schürzte die Lippen und dachte nach, zuckte dann die Achseln und nickte schicksalsergeben. »Wenn Sie meinen, Sir, dann tun Sie das. Sonst noch etwas?« Ekko deutete ein Kopfschütteln an, dann besann er sich eines Besseren und hob die Hand. »Ja. Eine Sache wäre da noch: wissen Sie zufällig, welches Rezept sie gegen eingerissene Fingernägel vorschlägt?« »Wer?« »Die Hospitalis.« »Nein.« »Verstehe.« Ekko legte die Fingerspitzen aneinander. »Dann habe ich nichts mehr für Sie. Danke für die Informationen. Melden Sie sich, wenn Sie etwas brauchen.« Der Major neigte den Kopf. Das Bild wurde dunkel. Einige Zeit lang saß der Colonel in seinem Sessel, blickte auf das leere Wiedergabegerät und rekapitulierte das Gehörte. Dann ließ er sich ein wenig tiefer in den Sessel sinken und folgte seinen wild umherrasenden Gedanken in eine Welt jenseits der Realität. Einen Ort, an dem sich aus möglichen Zufällen die Theorie einer Verschwörung auszugestalten begann und abstrakte Gedankengänge und Fakten das Garn der Erkenntnis zu spinnen versuchten. Zwei Jahre. Das war kurz nach seiner Übernahme des 512. Regiments Sera gewesen. Neu zusammengeführt und geschmiedet aus den Überresten eines vorherigen 512. Regiments und Anteilen diverser Reserveregimenter, hatte sich das mit Schützenpanzern und leichten Fahrzeugen motorisierte Regiment in einer Bereitschaftsstellung auf dem Planeten Girev Goza befunden und war von ihm in die Schlacht um Agos Virgil geführt worden. Also nicht einmal wirklich daheim oder auch nur in der unmittelbaren Nähe von Bastet. Dennoch: Ekko konnte sich des Gedankens nicht erwehren, dass … Er konnte nicht einmal wirklich beschreiben, was ihn für ein Gedanke malträtierte, aber irgendetwas nagte an ihm. Etwas, das ihm warnende Worte in Ohr flüsterte. Etwas Seltsames geschah hier. Etwas, das er sich nicht erklären konnte. Er stand auf, umrundete den Tisch, überlegte es sich anders, ging zurück und starrte den Sessel an. Interessant. Ihm war nie zuvor aufgefallen, dass das abgenutzte Leder des Sessels – vor ihm vermutlich von hunderten anderer Regimentskommandeure designierter Zehntregimenter besessen – einen im Kern schwarzen Farbton besaß. Er hatte es stets für ein dunkles Braun gehalten. Fragte sich nur, ob das nicht auch Teil der Verschwörung war. Ein kleiner, aber feiner Hinweis auf die Tatsache, dass niemand hier das zu sein schien, was er vorgab zu sein. Von dieser Erkenntnis aufgeschreckt, begab er sich mit schnellen Schritten zum Ausgang. Es gab da eine Sache, die er dringend prüfen musste. Eine vermeintliche Wahrheit, die er verstehen wollte. Er musste es mit eigenen Augen sehen, um es zu glauben. »Man will mir doch wohl nicht weißmachen, dass die Militarier-Schwestern wirklich von Bastet verschwunden sind«, grummelte er, während seine Hand nach der aufgeheizten Schutzplane griff, die das Innere des Zelts vor ungebetenen Blicken – und Besuchern – abschirmte (wozu Colonel Ekko auch die beiden heißen Zwillingsschwestern zählte, deren Leiber sich tagtäglich über Bastets blauem Himmel räkelten). Mitten in der Bewegung hielt er inne, drehte sich ein letztes Mal um und deutete drohend auf den sich keiner Schuld bewussten Sitz. »Ich habe dich im Auge.« Dann verließ er das Zelt. Die improvisierte Tür schwang hinter ihm zu. »Sir, haben Sie kurz Zeit?«, sprach ihn jemand von der Seite an. Ekko blickte ertappt auf und erkannte zwei seiner Captains, die zwischen den Zelten hervorkamen, so als hätten sie nur darauf gewartet, dass er das Zelt verließ. Auch das war sicherlich Teil der Verschwörung. Vermutlich wussten die Verschwörer, dass Ekko ihnen auf die Schliche gekommen war – ohne Frage hatten sie das Televid-Gespräch mit Carrick abgehört – und nun versuchten sie mit allen erdenklichen Mitteln, ihren neuen Feind von weiteren Nachforschungen abzuhalten. Was wohl passieren mochte, wenn er nicht kurz Zeit hatte? Ob Balgor und Solmaar ihre Waffen zogen? Zuzutrauen gewesen wäre es ihnen – wenn auch aus anderen Gründen. »Aber nur kurz. Ich bin auf dem Weg zu einem wichtigen Geschäft«, wehrte er eine längere Unterhaltung ab und überließ es den beiden Offizieren, seinen Schritt aufzunehmen und ihm durch die dicht gesetzten Zeltreihen zu folgen. »Was gibt‘s denn?« »Wir wollten uns mit Ihnen über unsere neuen Verstärkungstruppen unterhalten«, erklärte Solmaar. So energisch, wie er aus dem Zelt gekommen war, hielt der Colonel in seiner Bewegung inne, was ihn wie eine schlecht modellierte Wachsfigur aussehen ließ. »Was denn für Verstärkungstruppen?«, wollte er wissen. »Wir erwarten noch immer Freiwillige von Bastet, das Imperiale Lufttransportgeschwader und die Elysianer?«, erwiderte Balgor mit demselben erstaunten und fragenden Gesichtsausdruck, den nur kurz zuvor der Colonel aufgesetzt hatte. Es konnte sein, dass er es ehrlich meinte, aber eigentlich war ihm durchaus bewusst, dass Ekko vollkommen klar war, worüber die beiden redeten. »Oh?« Ekko dachte einen Moment lang an seine Begegnung mit der einigermaßen gut aussehenden Pilotin, die vor einer schieren Ewigkeit sein Zelt betreten hatte, kurz nachdem er durch eine ebenso junge, deutlich besser aussehende Inquisitorin besucht worden war. Das wiederrum erinnerte sein Unterbewusstsein daran, eine gewisse Anzahl an mentalen Dias hervorzuholen und sie auf einem in seinem Kopf installierten Projekt abzuspielen. Nur der guten Erinnerungen wegen. Leise ratterten Synapsen, bemüht das Licht zu dimmen und den Fokus auf das zu setzen, was sich ihm überdeutlich zeigte. Es waren Brüste. Zwei große, runde Brüste, von einem eleganten, aber doch engen Kleid zu einem Dekolletee gepresst, auf das man mit einem Bolter hätte schießen können um zu beobachten, wie die Geschosse an den Rundungen abprallten und in alle Richtungen davonstoben, nur um irgendwo anders einzuschlagen und dort schwerste Schäden zu verursachen. Schnell scheute er die Vorstellung fort, wobei ihm die aus ihrer äußerst wichtigen Aufgabe gerissenen Bolterbesatzungen häretische Verwünschungen zuriefen, und bemühte sich, seine Überlegungen wieder auf wesentlichere Themen zu konzentrieren. Es gelang ihm nur kurz. Ob Lieutenant Amen dazu wohl auch in der Lage wäre? Sie trug eine Fliegerkombi, die etwas weiter geschnitten war, thronverdammt! Vor allem: Wen interessiert das? Das kann mir total egal sein! Aber ich kann einfach nicht aufhören, daran zu denken! Vielleicht sollte ich einfach hingehen und sie fragen … Es würde sicherlich kein Problem sein, diesem Kapitel seines Lebens im Notfall eine Fan-Service-Episode beizufügen, in der er die Pilotin an den Strand einlud. ‚Aber, Colonel! Hier gibt es weit und breit kein Meer!‘ ‚Egal! Ziehen Sie sich aus, legen Sie sich hin – und ich hole Ihnen gleich eine Flasche Wasser, damit Sie sich nass machen können.‘ ‚Ach, Sie sind aber zuvorkommend!‘ Die Antwort klang ein wenig sarkastisch und Ekko musste zugeben, dass sein Unterbewusstsein ausgezeichnete Arbeit dabei leistete, ihm einen Vogel zu zeigen. Natürlich hatte es Recht. Solche Gedanken gehörten ins Land der verbotenen Früchte. Wie Äpfel … oder Birnen, die von Bäumen hingen und dabei schaukelten wie … nein. NEIN! Und dann begriff er: Konnte es sein, dass es sich dabei um einen neuerlichen Trick des Imperators handelte? Eine seiner Eigenarten, sich mit dem Universum gegen sein Lieblingsopfer zu verschwören und ihm mit beinahe diebischer Freude eine neuerliche Ladung Felsbrocken in den Weg zu legen, die in ihrer Form erstaunlich an gewisse weibliche Attribute erinnerten? Das war durchaus möglich, denn nachdem Ekko den beiden Verschwörern bei der Schlacht um Agos Virgil, selbst bis übers Haupt in Orkblut versunken, den Mittelfinger entgegengestreckt hatte, besannen sie sich nun auf ein Angebot, das er einfach nicht ablehnen konnte. Natürlich konnte es sein, dass er einfach viel zu viel in die ganze Angelegenheit hineininterpretierte. Aber irgendwie … glaubte er das einfach nicht. Dafür war einfach viel zu viel Oberweite im Spiel. »Ich fasse es nicht«, murmelte er. »Es passiert schon wieder.« Balgor, der gerade über Dinge referiert hatte, die Ekko selbst im Ansatz nicht hätte wiedergeben können, stockte. »Colonel … woran denken Sie gerade?« »An nichts, Balgor«, antwortete er ertappt. Vielleicht ein wenig zu schnell. »Fahren Sie fort!« Sie nahmen den Schritt wieder auf. »Wie ich gerade sagte: Wir müssten uns dringend Gedanken darüber machen, wie wir dieses Luftkavalleriekonzept umsetzen wollen. Unsere Leute sind dafür nicht trainiert«, erklärte der temporär stellvertretende Regimentskommandeur, bevor er mit Nachdruck anfügte. »Es ist wichtig, dass wir das ändern.« »Ja«, bestätigte Ekko, dessen Gedankenwelt mit sich entblätternden Pilotinnen, Inquisitorinnen und in Stellung gehenden Bolterteams kämpfte, »das verstehe ich, aber gerade im Augenblick ist wirklich ein sehr ungünstiger Zeitpunkt dafür.« »Wann wäre der Zeitpunkt denn dann günstig?«, wollte die riesenhafte Gestalt Solmaars wissen. »Wenn Sie beide ein Konzept erarbeitet haben, wie wir dieses Training durchführen können«, schlug er vor. »Aber, Colonel!«, protestierte Balgor, »Wir haben keine Flieger. Wir haben kein ausgebildetes Personal. Wir können nicht einmal die Theorie abbilden.« Ekko schnippte mit den Fingern und deutete auf seinen Untergebenen, mehr noch die Worte, die dessen Mund gerade verlassen hatten. »Genau«, stellte er fest. Seine beiden Begleiter blieben verblüfft stehen. »Sie wussten es von Anfang an?« »Na ja, ich bin immerhin der Colonel«, gab der Regimentskommandeur zu verstehen. »Denken Sie nicht, dass ich zumindest darüber informiert bin, was meine Einheit benötigt?« »Aber wenn Sie es gewusst haben«, hakte Solmaar ein, »warum haben Sie nichts gesagt.« »Ich warte auf die Elysianer. Die werden uns sicherlich zeigen, wo die Reise hingeht.« Die Verblüffung der beiden Captains erreichte ihren Höhepunkt. »Sir, so etwas können wir nicht machen«, gab Solmaar zu bedenken. Das stimmte. Zwar gab es einen Spruch, der besagte: »Die meiste Zeit des Lebens wartet der Soldat vergebens«, doch das bedeutete nicht, dass man diese Wartezeit nicht mit sinnvollen Aufgaben füllen konnte, um so im Falle eines plötzlichen Einsatzbefehls ausgebildet und im Handeln selbstsicher in die Schlacht zu ziehen. Ekkos Antwort darauf war kurz, dennoch nicht weniger richtig. »Doch« Er zuckte die Achseln. »Wir sind keine Luftlandesoldaten. Wenn uns das Munitorium aber zu solchen machen will, dann werden nicht wir dafür sorgen, dass wir unsere Ausbildung erhalten, sondern sie.« Er meinte das Departmento. Der Colonel vollführte eine wegwerfende Handbewegung. »Ausgerechnet ein Luftkavallerieregiment …« »Was stört Sie an einem Luftkavallerieregiment?«, wollte Captain Solmaar wissen, der bereits oft genug in einer Walküre geflogen war, um ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie er sich eine Luftlandeeinheit vorzustellen hatte. Ekko hingegen erging es vollkommen anders. »Höhenangst«, bemerkte er trocken. »Ich habe Höhenangst.« Balgor runzelte die Stirn seines eleganten Gesichts. »Seit wann das denn?« »Seit Agos Virgil.« Er ließ den Rest ungesagt, denn die Erklärung hätte die Pointe der Geschichte ruiniert. Nur so viel: Auch er war in einigen Walküren geflogen. »Solange wir die infanteristischen Fähigkeiten erhalten, wird sich der Rest ergeben. Ist wie mit dem Autofahren. Zumindest hoffe ich das.« Und dann kam ihm eine Idee. Nein. Es war nicht irgendeine Idee. Es war die Idee. Er fuhr herum. »Ich habe gerade nachgedacht: Denken Sie, der Quartiermeister würde ‚ja‘ sagen, wenn ich mir mal eines von diesen Tauros-Sturmfahrzeugen ausleihen möchte?« *** Wind zog in Böen über die ausgetrocknete Landschaft, griff nach verwelkten Pflanzen und Sträuchern, zerrte an dürren Ästen und versuchte, die wenigen verbliebenen Zeugnisse des Lebens in dieser unwirtlichen Landschaft abzuknicken, um sie dann unter Unmengen von Sand zu begraben. Kleine Wirbel aus Staub stiegen in die flimmernde Luft empor, tanzten gleich Derwischen in wilder Trance durch die flimmernde Luft. Dahinter erstreckten sich weite Dünenfelder. Große, sanft geschwungene Wellen aus Milliarden von Sedimentpartikeln, in denen kein Leben lange zur Existenz fähig gewesen wäre. Selbst Käfer und anderes Kleingetier mieden die glühend heißen Hänge der stets rastlos umherwandernden Berge während des Tages und blieben lieber verborgen, bis die kühlende Nacht ihnen zumindest ein Stück des Weges erleichterte. Erst weit jenseits davon erhoben sich die riesigen Spindeln Serarehs gleich Fata Morganen aus dem Dünenmeer, Zeugnisse einer Zivilisation, die dem Betrachter in jenem Moment nicht ferner hätte sein können. Und dennoch: Ein Ort trotzte der unaufhaltsam vorrückenden Wüste gleich einem Felsen in der Brandung. Ein mächtiges Bauwerk der Ekklesiarchie, in seinen Formen einer Mischung aus Schildkrötenpanzer und Makropolspindel gleich, entstieg dem sandigen Niemandsland wie der Kegel eines neugeborenen Vulkans. Eine Insel inmitten der Unwirtlichkeit mit ehernen Spitzen des Trotzes, die im Licht von Bastets Zwillingssonnen glitzerten und funkelten. Lange war dieser Ort zugleich Fluch und Segen des Planeten gewesen. Ein Platz, an dem verirrte Pilger und Wanderer Zuflucht und Zuwendung erfuhren, umsorgt von den Schwestern des Adeptus Sororitas und wo man sich auch ihres Schutzes sicher sein konnte. Doch die Bastion besaß auch eine andere, deutlich dunklere Seite, die man auf Bastet zu fürchten und zu hassen gelernt hatte. Nun allerdings schien es, als sei all das nur noch ein Schatten der Vergangenheit. Eine Tatsache, die ungeschehen zu machen man nicht mehr in der Lage war, aber die einen in Zukunft auch nicht weiter zu kümmern brauchte. Eine gesunde Lebenserfahrung, die man gemacht hatte, weil sie da war und nicht, weil man sie sich gewünscht hatte, aber die auch keinen Einfluss auf das weitere Leben haben würde. In Colonel Ekko hingegen ließen sowohl seine Erfahrung mit den Besitzern des ekklesiarchischen Baus als auch das Wissen um die jüngsten Vorgänge hinter dessen Mauern eine schier unzähmbare innere Unruhe aufsteigen. Ein wenig Neugierde vermochte es auch, sich unter dem Mantel des besorgten Offiziers zu verbergen, aber im Gegensatz zu seinen restlichen Empfindungen hätte er sie nicht so offensichtlich an die Oberfläche treten lassen. Irgendetwas stimmte an diesem Ort ganz und gar nicht. Und umso mehr er über die Frage nachgrübelte, desto mehr spürte er, wie sich seine Befürchtungen verpuppten, um als Lebende Heilige ihrer inneren Anspannung, einer Opernsängerin gleich, in mächtigen Balladen Luft zu machen. Vielleicht waren es aber auch die ledrigen Würstchen, die es heute in der Kantine als Beilage zu einer etwas verkochten Erbsensuppe gegeben hatte, die ihn zum Aufstoßen zwangen. Wer konnte schon wissen, welcher Tätigkeit diese vor ihrem Einsatz als Lebensmittel nachgegangen waren. Der Punkt aber war – und diese Tatsache ließ sich einfach nicht verleugnen (Würstchen hin oder her): Die Sororitas waren fort. Sie hatten Bastet verlassen. Einfach so. Wie jemand, der seine Koffer packte und außer einer ungespülten Toilette keine Hinweise auf seine Existenz in einem Hotelzimmer hinterließ. Die Hintergründe dafür waren Regimentskommandeur schleierhaft, aber Galardin Alberic Ekko wäre nicht er gewesen, wenn er sich nicht um die Lösung dieser Frage bemüht hätte. Nicht, dass es ihn besonders kümmerte. Er fühlte sogar Erleichterung in dem Wissen, dass sich die Schwestern entschieden hatten, Bastet den Rücken zu kehren. Die damit verbundenen Veränderungen und die leise Warnung in seinem Kopf, dass vermutlich mehr hinter der Angelegenheit steckte als ihm und der Bevölkerung seiner Heimatwelt lieb war, hatten ihn allerdings regelrecht dazu gezwungen, eines der Tauros-Sturmfahrzeuge zu nehmen und sich auf den Weg in Richtung des Konvents zu machen. Außerdem wäre er nicht in der Lage gewesen die Strecke zu laufen. Nicht nach dem Mittagessen. Als er das Vehikel auf den vollkommen von Sand bedeckten Vorplatz des riesigen Hauptgebäudes abstellte und das ohnehin leise Summen des galvanischen Motors erstarb, wurde ihm mit einem Mal die Tragweite der Tatsache bewusst, dass die Adeptus Sororitas fortgegangen war. Abgesehen von dem Wind, der in Stößen über die mächtigen Dünen atmete und ab und an kleine Wirbelwinde aus feinkörnigem Sediment in die Luft warf, bewegte sich in der Einöde rein gar nichts. Galardin Alberic Ekko war allein. Und auch, wenn er sich das niemals eingestanden hätte, so spürte er tief in seinem Innersten, dass es Bastet und seinen Bewohnern womöglich genauso ging. Es schien beinahe, als habe sie der Imperator verlassen. Dieses Gefühl wiederrum war ihm nicht wirklich fremd. Nein. Es kannte es zur Genüge und unterschied sich damit vermutlich nicht einmal allzu sehr von denjenen Familien, die das Leid einer Prüfung durch den Imperator oder die Heilige Bastet hatten erleiden müssen. Doch das machte die Sache für ihn auch nicht besser. Nachdenklich wuchtete er seinen Körper aus dem Wagen, sah sich kurz um. Wüste. Hier lebte nichts, das es auch nur gewagt hätte, seinen Körper dem fortwährend umherziehenden Sand auszusetzen. Lediglich die hohen Festungsmauern des ekklesiarchischen Gebäudes ragten wie Felsen aus der körnigen Brandung, stemmten sich in die riesigen Wellen des unendlich weit erscheinenden Meeres aus glutheißem Sediment. Mächtige Figuren der imperialen und ekklesiarchischen Geschichte blickten von ihren Podesten herab, musterten die Umgebung mit finsteren Blicken. Die meisten dieser – Ekko zum größten Teil unbekannten – in Stein gehauenen Individuen schien für das bisweilen doch recht eigenwillige Klima Bastets vielleicht ein wenig fehlgekleidet, und tatsächlich hatte die Witterung der vergangenen Jahrzehnte bereits an den ewigen Dienern des Imperators zu nagen begonnen. Man konnte Stellen erkennen, an denen der Sandstein glatt geschliffen worden war. Ein Zeugnis der beeindruckenden Sandstürme, die in diesen Breiten über die Ebene zu fegen beliebten. Lediglich die über dem Haupttor prangenden, reich verzierten Lettern schienen vom Klima Bastets zwar gelesen, danach aber nicht weiter berührt worden zu sein und kündeten so, gleichsam erhaben und bedrohlich, von einer unzweifelhaften Hingabe an die einzige Wahrheit, die es für die Diener des Imperators zu verstehen gab. Glaube bringt Erlösung Ketzerei bringt Vergeltung Ekko zweifelte nicht an den Worten. Sie waren Teil des Imperiums wie der Aquila, der Doppeladler, der sich wiederholende Ablauf bestimmter Rituale und – schlussendlich – der ewige Krieg im Namen des Imperators. Allerdings wusste er auch, was das Imperium, besonders die Schwesternschaft, unter der Aussage verstanden. Er hatte es am eigenen Leib erfahren. Langsam ging der Colonel auf die gewaltigen Flügeltüren zu, aus denen ihn die fein gehauenen Antlitze von höchstwahrscheinlich tausend Totenschädeln entgegenblickten, während das im Zentrum des Eingangs prangende Abbild des imperialen Doppeladlers lediglich ein Auge in seine Richtung öffnete. Es verging einige Zeit, während der sich Ekko umblickte, mehr nach irgendwelchen Fallen denn einer anderen Person suchend, und eingehend auf den vergoldeten Türring starrte, bevor er sich zu einer Aktion durchringen konnte. Er packte den Türring und ließ ihn gegen das schwere Material des Eingangstores prallen. Ein scharfer, durchdringender Klang ertönte. »Kann Ich Ihnen helfen?«, fragte eine müde, jedoch erstaunlich feste Stimme hinter ihm. Er fuhr herum. Ein älterer Mann, gehüllt in schlichte Gewänder eines einfachen ekklesiarchischen Dieners, stand ihm gegenüber. Die Kapuze seiner Kutte gegen den beißenden Sand tief ins Gesicht gezogen, stützte er sich auf eine simple Harke. Es war erstaunlich, denn Ekko hatte ihn nicht bemerkt, als er auf das Gebäude zugefahren, ausgestiegen und zum Tor gelaufen war. Wie konnte der Mann plötzlich hinter ihm auftauchen? »Es kommt nicht oft vor, dass wir hier draußen noch hohen Besuch erhalten. Oder zumindest … Besuch.« Die Stimme des Mannes klang neugierig, doch auch ein wenig belustig. Fast so, als bedauere er den armen Tor, der sich die Mühe gemacht und unglaublich weit von der Stadt entfernt hatte, nur um festzustellen, dass es an diesem Ort nichts gab, wofür sich die angetretene Reise gelohnt hätte. Ekko runzelte die Stirn. »Sie sind?«, fragte er. »Demetrius«, stellte sich sein Gegenüber vor. »Natürlich. Ein Demetrius.« Demetrius war der Name des Protagonisten einer in Reihen der Imperialen Armee sehr bekannten, wenn auch von höheren Stäben durchweg verurteilten und folglich absolut nicht verbreiteten Serie von fraglos äußerst häretischen Bilderheftchen, die unter dem Titel »Demetrius und die Schwestern vom Orden der nymphomanen Libido« firmierten. Im Grunde ging es um einen imperialen Soldaten, der sich nach einigen sehr ungeschickten Taten in Bezug auf die ihm vorgesetzte Kommissarin von seiner Einheit trennte und in einem Orden des Adeptus Sororitas unterkam, wo er mit Einfallsreichtum und Standfestigkeit zur Steigerung der Moral beitrug. Soweit die Kurzfassung. Die Geschichten des unbekannten Verfassers zeichneten sich durch eine gründlich ausgearbeitete Geschichte, hohe Promiskuität, erstaunlichen Detailreichtum und überraschende anatomische Kenntnisse aus, bei denen selbst Ekko nicht umhin konnte zuzugeben, dass ihm solche Informationen unbekannt waren. Natürlich hatte er die Geschichten nie gelesen, nur davon gehört. Dennoch: der Name blieb hängen – so wie der Hauptcharakter der Reihe an der Rüstung einer Lebenden Heiligen, die ihn nach ihrem ersten gemeinsamen Gebet gar nicht mehr hatte gehen lassen wollen. Nun erweckte dieser Demetrius nicht gerade den Anschein, als gehöre er zu jener Riege von Dienern des Ministorums, bei denen die Sororitas reihenweise in Ohnmacht fielen und von ihm in ihre Zellen getragen werden mussten, wo sie dann unter massiven Einsatz von Mund-zu-Mund-Beatmungen und körperlicher Stimulation ganz allmählich wieder erwachten. Aber man konnte nie wissen. Vielleicht war er ja reich und in der Lage, sich das eine oder andere zu leisten oder als guter Apotheker sehr versiert in der Zubereitung von Hypnotika … oder die Schwestern einfach nur verzweifelt. Vielleicht war das auch ein Grund dafür, dass sie schließlich allesamt das Weite gesucht hatten … Wobei … wenn alles im Leben so einfach gewesen wäre … »Dann verraten Sie mir doch sicherlich auch, wer Sie sind, oder?«, fragte Bruder Demetrius, von den Gedanken des imperialen Offiziers vollkommen unberührt. Wie hätte er auch wissen sollen, was sich sein Gesprächsgegner im finstersten Hinterstübchen einer nicht ganz jugendfreien Fantasie gerade ausmalte. »Ekko, Colonel«, erhielt er zur Antwort, worauf ihm das Einzige einfiel, das es in diesem Augenblick zu sagen gegeben hätte. »Natürlich. Ein Colonel.« Vermutlich existierten auch Heftchen mit derlei Thematiken. Aber wenn dem so war, dann konnte zumindest Ekko nicht behaupten, jemals ihre Bekanntschaft gemacht zu haben. Der Regimentskommandeur seufzte. »Touché.« Sein Gegenüber murmelte etwas Unverständliches, dann kam er näher, die Harke als eine Art Gehstock nutzend. Erst jetzt ging Ekko auf, dass seine Bewegungen viel zu flüssig für die eines alten Mannes waren, zumindest so alt, wie er ihn sich unter seiner Kapuze vorgestellt hatte. »Und was wollen Sie damit?«, erkundigte er sich, indem er auf das Gärtnerwerkzeug wies. »Die Wüste durchkämmen?« »Seien Sie nicht albern«, erhielt er zur Antwort. »Ich war dabei, den Abteigarten zu jäten, als Sie mich störten.« Ekko ging nicht auf die ganz offen zur Schau gestellte Schelte ein. Stattdessen schürzte er anerkennend die Lippen. »Einen Garten? Hier draußen? Da haben Sie bestimmt den ganzen Tag zu tun.« »Es gibt auch nicht viel mehr, das man hier noch machen könnte«, meinte Demetrius und nickte traurig. »Also, wie kann ich Ihnen helfen?«, wiederholte er. Ekko deutete über seine Schulter. »Haben Sie einen Schlüssel für das Teil?« Der Diener der Ekklesarchie sah auf. Zumindest hatte es den Anschein, denn die Kapuze bewegte sich. Für einen Augenblick fragte sich der Colonel, ob er vielleicht kleine Gucklöcher in den Stoff geschnitten hatte, damit er überhaupt irgendwas erkennen konnte, doch noch während er mit den Nachwirkungen dieser Vorstellung kämpfte, erhielt er eine Antwort, die er tatsächlich so nicht erwartet hatte. »Haben Sie denn einen Grund, hier zu sein?« Das war eine berechtigte Frage. Und eine Frage, die Colonel Ekko so direkt ins Herz traf wie ein gut platzierter Schuss mit einem Lasergewehr. Eine unbestimmte Müdigkeit wallte in ihm auf, gepaart mit einem Anflug von Melancholie. Warum ein Mensch in seiner Situation gerade an einem solchen Ort sentimental wurde, würde ihm wohl für den Rest seines Lebens ein Rätsel bleiben. Dennoch: er konnte nicht anders, als dem Gefühl Raum zu geben und zuzulassen, dass es sich in seinem Innern ausbreitete. »Mich verbinden viele Erinnerungen mit diesem Ort«, erklärte der imperiale Offizier und lächelte matt. »Ich hatte öfter mit der …«, hier unterbrach er sich kurz und suchte nach einem passenden Wort, »… ‚Belegschaft‘ zu tun.« »Ihr Einfluss dürfte nicht der beste gewesen sein.«, meinte der ekklesiarchische Diener sarkastisch. »Sicher, dass Sie immer im Dienste der imperialen Kirche standen?«, gab Ekko zurück, indem er eine Augenbraue hob. »Touché«, musste sich nun sein Gegenüber geschlagen geben. »Man hört so einiges, wenn die Schwestern vom Schlachtfeld zurückkommen. Aber nein. Ich habe nie in den Diensten einer kämpfenden Organisation gestanden, falls Sie das meinen.« »Sein Sie froh«, bemerkte der Colonel. »Bisweilen denke ich mir auch, mein Karriereberater hätte mir ruhig ein paar mehr Alternativen aufzählen können.« »Wo waren Sie überall, Colonel?«, erkundigte sich Demetrius, während er an Ekko vorbeischlurfte. »Ich gehörte zur PVS, oben in Batareh, bin dann später in die Imperiale Armee übernommen worden und als Lieutenant in den Krieg für den Imperator gezogen. Meine letzten Schlacht war das Kommando über ein Basteter Regiment auf der Schreinwelt Agos Virgil.« Das stimmte sogar. Im doppelten Sinne. Sein Kampf auf Agos Virgil war ein Kampf an zwei Fronten gewesen. Zum einen gegen die Orks, die Feinde der Menschheit, zum anderen um das Leben und den Verstand seiner Untergebenen, die teilweise doch eine deutlich andere Sichtweise auf das Universum besaßen als Ekko selbst. »Ich habe davon gehört«, stellte der Mann fest. »Eine unserer großen Pilgerstätten in diesem Subsektor.« »Ja, das war sie. Ich glaube nicht, dass davon noch allzu viel übrig ist.« »Wie ist es denn ausgegangen?«, wollte Demetrius wissen, indem er in einer der Taschen seiner Kutte kramte. Nach einer Weile tauchte ein alter, bronzener Schlüssel auf, den der Lauf der Zeit mit grünlichen Verfärbungen überzogen hatte. Ekko zuckte die Schultern. »Als wir abkommandiert wurden, haben sie gerade eine neue Offensive gestartet. Von der Himmelskathedrale aus. Der Heiligen Janina geweiht oder so.« »Janaïs«, verbesserte der Ordensbruder, als er gerade den Schlüssel ins Schloss steckte und sich anschickte, ihn umzudrehen. »Genau. Das war ihr Name. Tolle Frau. Sie hat ihre Aufgabe sicherlich ausgefüllt – und den Statuen nach zu urteilen ihre Rüstung auch. Zumindest eine Person hätte seine helle Freude an ihr gefunden.« Sein Gegenüber hielt inne, fuhr herum und bedachte den Colonel mit finsteren Blicken – zumindest, soweit es dessen Empfindungen betraf. Was er wirklich unter der Kapuze anstellte, ließ sich nicht wirklich erkennen. Ekko hob abwehrend die Hand. »Tut mir leid. Das war blasphemisch.« »Ja. In der Tat. Das war es«, schalt ihn der Abt, bevor er schließlich aufschloss. Mit einem knirschenden, auf seine Weise melancholisch klingenden Geräusch rastete der Riegel aus, dann schob sich eine kleine Tür im großen Torflügel seufzend und keuchend unter dem gegen sie gedrückten Gewicht von Demetrius auf. Ein ähnliches Konzept hatte Ekko bereits während der Schlacht um die Himmelskathedrale beobachten können. Man konnte es als Glück bezeichnen, dass Balgor ihn nicht begleitete. So wie er seinen Captain kannte, hätte dieser gerade jetzt angemerkt, dass der Colonel ein wenig länger hatte suchen müssen, um die Tür im Tor zu finden. Eine peinliche Angelegenheit, über die Ekko im Augenblick nicht nachdenken wollte. Sie traten ein. Zu Ekkos Überraschung öffnete sich jenseits der prächtigen Torflügel kein ausladender Bau, so wie er es von Kathedralen imperialer Baukunst gewöhnt war, sondern eine große, offene Halle, von der aus zwei Quergänge entlang der umgebenden Mauer abgingen. Dahinter bildete sich das, bereits von feinen Schichten Sand bedeckte Rechteck eines Musterungsplatzes aus, an den sich eine hohe Mauer anschloss, die man lediglich durch zwei gegenüberliegende, leicht gekrümmte Treppenaufgänge überwinden konnte. Wahrscheinlich diente dies im Falle eines Angriffs auf den Konvent als erste Linie der Verteidigung. »Gibt es einen bestimmten Ort, den Sie sehen möchten, Colonel?«, fragte Demetrius. »Nein. Ich wollte mich eigentlich nur etwas umsehen.« »Der Konvent ist nicht dafür gedacht, dass sich Leute hier nur umsehen«, ermahnte ihn sein Begleiter. »Ich dachte, Sie hätten mit der Ekklesarchie zu tun.« »Oh, ich hatte mit der Ekklesiarchie zu tun. Mehr als nur ein Mal.« Ekko rümpfte die Nase. Nur eine leichte Änderung der Mimik, aber der Colonel begriff sofort, dass er damit mehr sagte als mit jedem Wort, das er über seine Beziehung zur Schwesternschaft hätte verlieren können. Blieb nur zu hoffen, dass Demetrius ihn nicht beobachtet hatte. Vielleicht war es besser, die ganze Angelegenheit anders aufzuziehen. »Um die Wahrheit zu sagen: Die Imperiale Armee möchte wissen, ob man die Bastion in irgendeiner Weise nutzen könnte. Von unserer Seite geht man davon aus, dass die Schwesternschaft nicht zurückkommen wird. Und so ein schönes Gebäude ungenutzt zu lassen, wäre doch Verschwendung.« Allerdings schien es, als würden die Worte sein Gegenüber umso mehr alarmieren. »Colonel, Sie können nicht einfach …« »Doch. Natürlich. Sehen Sie? Einen Musterungsplatz haben wir schon Mal.« Er nickte zufrieden. »Sehr schön. Oh! Und was ist das?« Einen Schritt zulegend, marschierte er in Richtung der Treppen. Ein hölzernes Poltern hinter ihm bezeugte, dass Demetrius gerade seine Harke fallen gelassen hatte, vermutlich bei dem Versuch, sein Gewand zusammenzuraffen, damit er mit dem uniformierten Offizier schritthalten konnte. Ein wenig Leid tat er Ekko ja schon, vor allem weil dieser ihn so dreist überfallen hatte. Allerdings hielt sich sein Mitleid dann doch in gewissen Grenzen. »Ein großartiges Haus«, schwärmte der Colonel, während er interessiert die abgewetzten Steinstufen zur nächsten Ebene emporstieg. »Wie kann man einen solchen Ort nur aufgeben wollen?« »Colonel …«, keuchte sein Begleiter, der ihm nacheilte. »Warten Sie …« Ekko ging nicht darauf ein. »Es erstaunt mich ein wenig zu hören, dass man den Orden aufgelöst hat«, bemerkte er stattdessen. »Aufgelöst?« Demetrius Keuchen setzte für einen Moment lang aus. »Wer erzählt denn so etwas?«, fragte er, um dann weiter zu schnaufen. »Die Leute in Serareh«, log sein Besucher, weiterhin mit schnellem Schritt in Richtung des heiligen Zentrums der ekklesiarchischen Einrichtung unterwegs. Demetrius‘ Robe raschelte. »Nein. Der Orden wurde abberufen«, erklärte er. »Abberufen?« Diese Tatsache endlich brachte den Colonel zum Stehen. »Wer tut denn so etwas?«, amte er die Stimme des anderen nach. »Seine Exzellenz, Konfessor Cobis«, erklärte Demetrius und legte dabei genügend Nachdruck in die Stimme, dass deutlich wurde, wie sehr der Konfessor über jeden Zweifel erhaben war. »Ein richtiger Menschenfreund«, bemerkte Ekko mit verschränkten Armen, so als erwartete er weitere Erklärungen. Um ehrlich zu sein tat er das auch, obwohl er wusste, dass er vermutlich keine bekommen würde. Er sollte Recht behalten. »Gehen Sie jetzt bitte!«, forderte ihn der Diener der Ekklesiarchie auf. Es klang beinahe verzweifelt. Ekko reagierte nicht sofort. Stattdessen blickte er sich um, sah die aufragenden Mauern empor und riskierte es, seine Augen über die steinerne Gasse wandern zu lassen, die sich, gleich einer Dorfstraße, zwischen zweistöckigen Gebäuden zum eigentlichen Konvent emporwand. Davon ausgehend, dass es eine gespiegelte Treppe gab, gab es höchstwahrscheinlich auch noch eine zweite Gasse, die ihn in tiefer in die Eingeweide des ekklesiarchischen Baus vordringen ließ. Es stellte sich nun die Frage, welcher Weg der Richtige war und welchen er zu nehmen hatte, um das zu finden, was er suchte? Oh, sicherlich: eine seiner Fragen – die, wegen der er ursprünglich hergekommen war – wurde bereits beantwortet. Ja. Die Schwestern waren fort. Allerdings gab es da noch eine Sache, die in den letzten Minuten akut an Brisanz gewonnen hatte. Und die war bisher nicht geklärt worden. Doch um die Antwort auf diese Frage zu finden, würde er vermutlich einige Zeit benötigen. Aber im Augenblick zumindest sah es nicht danach aus, als wenn man es ihm gestattete, sich die dafür benötigte Zeit zu nehmen. »Ja«, sagte er schließlich und nickte träge. »Ja, vermutlich ist das besser.« Demetrius sandte ein seufzendes Stoßgebet gen Himmel. So leicht wollte es ihm Ekko dann aber doch nicht machen. »Wenn Sie den Schwestern bereits so lange gedient haben« – bei diesen Worten musste der Colonel ein Kräuseln seiner Lippen unterdrücken – »kannten Sie zufällig auch eine Schwester Ayle?«- 35 Antworten
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John's Information Group - All the Worlds Models
SisterMaryNapalm antwortete auf John Tenzer's Thema in Sammel- und sonstige Projekte
Klasse. Einen Kampfroboter gegen eine Frau getauscht. Und ein neues Haus. Und Geld. Ja, so lässt sich der Ruhestand verdienen ;-D- 1297 Antworten
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Schatzi! Schatzi! Schatzi! Es war mir eine Ehre :-D
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Nicht in Tokyo Deswegen kam ich ja drauf
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1/500? Viel zu klein. Ich tendiere da eher zur 1/350 variante
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Ein bissl von beidem. Danke. Ich beneide mich auch immer drum, wenn ich wieder in Deutschland bin.
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Na, da werde ich mal nen Extra-Blick haben, wenn ich die Woche noch mal in Akiba bin. Und wehe, ihr seid im Unrecht.
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Gibt es sogar, meine ich. Zumindest meine ich mich zu erinnern, dass ich sehr große RG-Verpackungen in Osaka gesehen habe. Oder war das 1/72 // 1/60?
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Super. Und nachdem das jetzt erledigt ist, kann ich auch erfolgreich um deine Hand anhalten, @John Tenzer;-D Ne, aber das war schon echt eine ... nennen wir's mal Erfahrung? Ich als überhaupt nicht-Grund-Interessierter hatte schon mit der Fülle an Modellen zu kämpfen, besonders wenn man sich mal ansieht, wie ähnlich sich die ganzen Teile des Mecha-Genres sind. Und selbst Serien, die ich gar nicht mit Gundams assoziieren würde (Space-Battleship Yamato etwa) wird unter den Gunpla-Bausätzen geführt. Spannend und sehr interessant. Wer mal das Glück hat nach Japan zu kommen und sich die Zeit nehmen kann und mag, dem kann ich Akihabara in Tokyo, Nakano Broadway (ebenfalls Tokyo) und Nipponbashi in Osaka empfehlen. Weiterhin soll man sich die Zeit nehmen, mal das eine oder andere Book Off Geschäft aufzusuchen. Dort gibt es meist "second hand" Bausätze, wobei das auch nur bedeuten kann, dass das Paket mal runtergefallen ist und dadurch die Verpackung angeditscht wurde etc. Da entdeckt man schon den einen oder anderen Schatz.
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Warhammer ist nicht das Groß aller Dinge. (Und auch nicht nerdiger als cosplay, larp, Briefmarken sammeln oder die Markennamen pedalgetriebener Zweiräder auswendig zu lernen) Also stell dich drauf ein, dass es nicht dabei bleiben wird. Es gibt mehr, das aus den Tiefen des wargaming auf dich zukommen wird. Willkommen
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Grüße an alle aus der Nähe von Mainz
SisterMaryNapalm antwortete auf Rohirrim's Thema in Neue Mitglieder
Jo Willkommen. -
Willkommen. Das Sweetwater wird vorerst gar nichts mehr öffnen. Du kannst es dir hier also bequem machen. Camo oder wer auch immer wird sicherlich Bescheid geben wenn was neues gibt.
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Equilibrium (letztes Update: Februar 2021)
SisterMaryNapalm antwortete auf SisterMaryNapalm's Thema in Storyboard
07 Das Licht der Zwillingsschwestern Taous und Tages ließ die Fluten des Freon in den Farben einer Milliarde Diamanten glitzern. Gemächlich schlängelte sich der breite Strom in seinem Bett, folgten Millionen von Litern ihrem längst in Stein geformten Lauf. Und auf ihrem Weg nahmen sie die Wünsche, Träume und Gebete der Menschen mit sich. Zyniker hätten wohl angemerkt, dass darunter auch Abfall und Fäkalien fielen. Haestian Carrick blickte gedankenverloren auf das funkelnde Wasser, ließ seine Überlegungen und Sorgen wie Steine über die sich leicht kräuselnden Wellen springen in der Hoffnung, sie würden irgendwann in die Fluten eintauchen und auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen spürte er Stiche in seinem Herzen, seltsame Gefühle der Verlorenheit und des inneren Unglücks. Wäre jemand auf ihn zugekommen und hätte ihn gefragt, ob er diese Empfinden näher beschreiben könne, seine Antwort wäre wohl ein Faustschlag gewesen. Gut platziert, versteht sich. Irgendwo in der Ferne schrie ein Gladius-Vogel, riss den Major aus seinen Grübeleien. Er sah auf. Gladii waren seltsame Vögel. Manchmal kam es einem vor, als verhöhnten die wunderbar bunten Himmelswächter den Zuhörer, manchmal empfand er ihre Rufe als melancholisch klagend. Für Carrick besaßen die Laute hingegen nur eine, tragische Bedeutung: Ein akustischer Beweis dafür, dass das Leben weiterging. Es marschierte voran wie eine unendlich lange Kolonne von Soldaten, strebte vorwärts einem ungewissen Ziel entgegen. Und ähnlich den mächtigen Fluten des Freon nahm es die Wünsche, Träume und Gebete der Menschen mit – sie selbst blieben irgendwann auf der Strecke. Sanken zu Boden und hauchten ihren letzten, verzweifelten Atem in die Luft einer Million verschiedener Welten, bevor der große Imperator sie zu sich nahm und der ganze Kreislauf von vorn begann. Den Gladius-Vogel interessierte dies wahrscheinlich wenig. Er war vermutlich nur auf der Suche nach einer Partnerin. Einer Gefährtin, mit der er sein ganzes Leben zusammenbleiben und Eier ausbrüten konnte. Um diese Aufgabe rotierte sein Lebensziel: Möglichst viele Nachkommen zeugen, damit der infernalische Lärm der Brutgebiete nie endete. Im Grunde, dachte der Major weiter, unterscheidet er sich dabei nicht groß von uns. Das stimmte. Tatsächlich kreiste auch die menschliche Daseinsberechtigung um den Fakt, dass möglichst viele, möglichst reine Vertreter der menschlichen Rasse das Licht der Welt erblickten und sich wiederrum fortpflanzten, um den unendlichen Raum des von ihnen besiedelten Universums mit ihren Leibern zu füllen. Und so wie die Jäger Bastets, die großen Raubtiere und natürlichen Feinde des stolzen Vogels damit beschäftigt waren seine Ausbreitung einzudämmen, strömten auch die Feinde des Menschen aus den Tiefen des Alls herbei, um seinen Einfluss auf die Galaxis zu negieren – und seine Präsenz gleich mit. Aber es gab einen Unterschied zwischen den Vögeln und den Humanoiden: Letztere standen unter dem Licht des großen Imperators. Und dieses Licht diente als Leuchtfeuer. Als Wegweiser durch die Finsternis zwischen den Sternen. Die Gladii konnten diese Besonderheit nicht geltend machen. Wobei – wirklich schräge Vögel kannte der Major auch unter den Menschen. Einer von ihnen führte sein Regiment. Er schnaubte missvergnügt, als er an seinen Colonel dachte. Ekko. Je länger er darüber nachgrübelte, umso mehr wollte es ihm vorkommen als wenn der Wahnsinn des imperialen Regimentskommandeurs von einer nur schwer zu verstehenden Methode war. Der Auswuchs eines besonders perfiden Genies, das es nicht zuließ, dass ihm jemand in die Karten schaute. Anders war sein wechselhaftes Benehmen nicht zu erklären. Um sein Verhalten einer spontanen Häresie zuzuschreiben fehlte ihm der unkontrollierte Wahn einer mit der Versuchung in Berührung gekommenen Person. Für einen Karriereoffizier war er zu unkonventionell. Und für eine Überforderung mit der Last des Dienstes zeichneten sich seine Pläne am Ende einer langen Kette von Absurditäten stets durch eine wichtige Eigenschaft aus: Sie waren erfolgreich. Es gab wohl keine Sache, die dem Major mehr Unbehagen bereitete als ein Vorgesetzter, der in seiner eigenen, kleinen Welt lebte und selbst in dieser als vollkommen Verrückter bekannt war. Vor allem, wenn die Welt gewisse Berührungspunkte mit der Realität aufwies, an denen es kontinuierlich zu kräftigen Blitzentladungen kam, die mit einer Macht wüteten wie die berüchtigten Gewitter in den Bergen des Jareth-Bezirks. Carrick seufzte leise. Es betrübte und frustrierte ihn ungemein, dass seine Gedankenwelt selbst hier, mehr oder weniger fern ab vom Regiment, von der Präsenz Colonel Ekkos beherrscht wurde. Dass sich der Vorgesetzte in seine mentalen Prozesse fläzte und dort ganz entspannt bei einem Glas Sarether Rotwein auf den Sonnenuntergang blickte, während er seinem Stellvertreter zuprostete. Vergleichen ließ sich das am Ehesten mit dem Effekt einer Nadelpistole: Geht ins Ohr – bleibt im Kopf. »Entschuldigen Sie, Major«, sprach ihn die kraftlos gewordene Stimme einer jungen Frau von hinten an. Er wandte sich um. »Ja, Mae?«, fragte er und schalt sich beinahe postwendend dafür, denn das Mädchen zuckte vor dem Klang seiner Worte zurück. Es schien sie ein ums andere Mal zu erschrecken, ihn einfach nur anzusehen. So, als würde sie sein Antlitz, seine bloße Existenz, an all das Furchtbare erinnern, das sie und ihre Familie hatten erleiden und erdulden müssen. Und obwohl der Major wusste, dass er wohl am Wenigsten für die Situation konnte, in der die Familie seiner Frau – und somit irgendwo auch seine Familie – steckte, so fühlte er sich schuldig an ihrer Lage. »Was möchtest du?«, bemühte er sich freundlich anzufügen. Es hörte sich falsch an – und wenn er ehrlich sein sollte, dann war es das auch. Denn so sehr er für das Mädchen den Schrecken des Vergangenen darstellen mochte, so sehr besaß sie denselben Effekt auf ihm. Sie war Teil einer Welt, die ihm fremd geworden war. Die er nicht mehr verstand und vielleicht auch nicht verstehen wollte. Und sie war die Inkarnation seines Lebens, also jener Dinge die er nicht mitbekommen hatte und die einfach an ihm vorbeigeschlendert waren. Vermutlich sogar mit einem Glas Sarether Rotwein. »Ich … wir würden gerne wissen, ob Sie mit uns essen würden?« Ja, das war das Problem mit Rotweinen: Wenn man es am Wenigsten vermutete, stiegen sie einem ins Hirn und lachten über die unbeholfenen Versuche, ihrer Herr zu werden, während gleichzeitig die mentalen Barrieren brachen und tausende unschuldiger Hirnzellen ertranken. Und das war sogar der Fall, wenn man das Getränk noch gar nicht zu sich genommen hatte, sondern einfach nur daran dachte. Der Major neigte ein wenig beschämt den Kopf. »Ich möchte euch sicherlich nichts wegnehmen«, merkte er an. »Nur, wenn ihr wirklich darauf besteht.« Er schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. Zumindest versuchte er es. Dass seine Bemühungen fruchtlos waren und die eher hölzerne Miene das Mädchen nur noch eher verunsichern würde, wurde ihm erst klar, als ein weiterer Schatten über das mutlose Gesicht zog. Es machte seine eigenen Empfindungen nur noch schlimmer. Er hatte gesehen, in welchen ärmlichen Verhältnissen die Familie seiner Frau lebte. Eine höchst erschreckende Entwicklung, betrachtete man die Tatsache, dass sie einst zu den wohlhabenden Familien Bastets gehört hatten. Um zu verstehen, wie es so weit kam, musste man den Hintergrund der bastetischen Kultur dem allgemeinen Imperialen Kult gegenübersetzen. Beiden gemeinsam war die Tatsache, dass sie einer höheren Entität huldigten, zu einen der Heiligen Bastet, zum anderem dem Heiligen Imperator, dem Herren alles Seins und aller Wesen, der das Imperium geschaffen und die Menschheit geeint hatte. Und sie besaßen noch eine Gemeinsamkeit. In beiden Kulturen verlieh der Glaube Macht. Dies mochte mit der Tatsache zusammenhängen, dass sich die bastetische Kultur dem Imperialen Kult unterordnete, doch selbst wenn es nicht genauso gewesen wäre, dann hätte sich zumindest eine parallele Gesellschaft mit ähnlichen Gedanken und Vorstellungen entwickelt. Frommheit bedeutete Aufstieg. Wer an die großen Entitäten glaubte und ihnen huldigte, wer seinen Glauben an ihre Allmacht offen zeigte und bewies, dass er in ihrem Namen große Taten zu vollbringen bereit war, der durfte hoffen, dass man den roten Teppich des gesellschaftlichen Wohlgefallens vor ihm ausrollte. Die Gunst des Ekklesiarchie – also jener Institution, welche den Glauben und alle damit zusammenhängenden Dinge verwaltete – zu gewinnen bedeutete, die Gunst der Gesellschaft zu gewinnen. Ruhm, Macht und Reichtum gaben sich die Klinke in die Hand, um ein Teil der jeweiligen Familie zu werden. Doch an diesem Punkt endeten die Gemeinsamkeiten zwischen dem Imperialen Kult und der bastetischen Kultur. Besonders in einem wichtigen, wenn nicht sogar essentiellen Teil ihrer Basis unterschieden sie sich. Während man im Imperium davon ausging, dass der Imperator besonders hingebungsvolle Diener prüfte, um ihnen im Anschluss an jene Prüfung eine noch größeren Aufgabe zuzugedenken oder wankelmütige Diener wieder auf den rechten Weg zurückzuführen, kehrte den bastetische Glaube diese Vorstellung um. Auf der dritten Welt des Bastet-Systems betrachtete man die Prüfung als Strafe. Aus Krankheiten, Unglücken oder ungeplanten Beförderungen wurden so Anzeichen dafür, dass die angebeteten Entitäten das Vertrauen in ihre Diener verloren hatten und ihnen durch die Auferlegung einer schweren Last eine letzte Verwarnung zukommen ließen. Fingen sie sich und kämpften gegen das ihnen geschehene Unglück, so gelang es ihnen möglicherweise, zurück in den barmherzigen Schoss oder an die Brust der jeweiligen Gottheit zu kriechen. Besonders bei der Heiligen Bastet schien dies doch recht erstrebenswert. Wenn es also soweit kam, dass der Imperator oder die Heilige Bastet entschieden, jemanden zu prüfen, dann gerieten mehr als nur göttliche Hebel in Bewegung. Denn sobald sich herauskristallisierte, dass jemand in der Gunst Bastets oder des Imperators gefallen war, nahm auch das Weltliche Abstand zu den so Gezeichneten. Damit einher gingen Verlust der Ämter, der Privilegien und sämtlicher einst genossener Einflüsse in Politik, Wirtschaft und Kultur. Man rutschte die soziale Rangleiter abwärts bis an jenen Punkt, an dem nur der Respekt einstiger Größe ein Gitter vor jene glitschigen Steine schob, von denen man sonst in die braune Abwassersuppe der Unterschicht stürzte und dort höchstwahrscheinlich ertrank. Ab und an waren sogar benannte Gitter rostig genug, dass der Unglückliche sie mit Schwung durchbrach und in der Folge im Sumpf des Vergessens versank. Und das war mit den Angehörigen von Laetitia Nebet geschehen. Mit der Entscheidung, die Krankheit der eigenen Tochter zu akzeptieren und ihr Unglück somit auf die Familie zu übertragen, hatte sie sich ins gesellschaftliche Aus katapultiert. Ihr »Fangnetz« stellte allein die Tatsache dar, dass man sie nicht aus ihrem Haus geworfen hatte – was aber auch keinen Unterschied machte, denn das Gebäude, das Carrick zum ersten Mal seit längerer Zeit betreten hatte, stellte nur noch einen Bruchteil jener Villa dar, die der Major vor etwas mehr als zwei Jahren zum letzten Mal verlassen hatte. Er seufzte leise und nickte. »Nach dir!« Sie traten von der dem Freon zugewandten Terrasse zurück ins Gebäude. Zum wiederholten Male beschlich den Major das Gefühl, die Temperatur um ihn herum sänke um eine beträchtliche Gradzahl ab. In dem großen Raum, der den Eingangsbereich sowie den Wohnbereich samt Esstisch und Altar umschloss, herrschte selbst im Angesicht der hell strahlenden Mittagssonnen partielle Düsternis. Selbst Taous und Tages schienen ihren Strahlen etwas Besseres zumuten zu wollen als den entwürdigenden Kontakt mit einer gefallenen Familie. Insgesamt drei Personen blickten von dem großen Esstisch auf, an dem vor nicht allzu langer Zeit noch Oberste des bastetischen Politikapparats gesessen und sich bei eigentümlichen, wenn auch herrlichen Speisen in Diskursen über politische, wirtschaftliche und soziale Themen ergangen waren. Das Oberhaupt der Familie, Dios Nebet, hatte einst zu den großen Stadtvätern Serarehs gehört. Ein Mann des Volkes, der sich um die einfachen Leute kümmerte und sich im Rahmen seiner Möglichkeiten stets für sie eingesetzt hatte. Ihm war – im Gegensatz zu vielen anderen Politkern des Planeten – die immense Bedeutung bewusst gewesen, welche die Bevölkerung Bastets für den von Abermilliarden von Milliarden menschlichen Wassertropfen gefüllten Pool der menschlichen Sphäre hatte. Oder zumindest die Bedeutung, die sie sich zu haben erhoffte. Wie Holz, Kohle oder jene Stoffe, aus denen Promethium gewonnen wurden, waren auch die Menschen eine schier unerschöpfliche Ressource. Sie wuchsen nach, verbreiteten und gewannen an Macht. Doch dazu mussten sie erst einmal heranwachsen. Und das dauerte. Für einen ausgewachsenen Menschen berechnete bis zu zwanzig Jahre Entwicklungszeit. Einem Planeten wie Bastet mit seiner doch eher beschränkten Bevölkerungsgröße konnte so etwas eine durchaus tödliche Zeitspanne sein. Erntete man mehr Material als sich in der Zeit entwickeln konnte, dann verdammte man eine Welt (oder in den meisten Fällen auch nur eine Bevölkerung) zum Untergang. Das wollten die Oberen natürlich um jeden Preis verhindern. So hatte Nebet um jedes Leben gekämpft, versucht jedem Einwohner der Stadt einen Sinn zuzuweisen; Sei es auch nur dadurch gewesen, dass er einen Obdachlosen statt einen produktiven Arbeiter in die Reihen der für die Imperiale Armee nötigen Zehntregimenter befahl. Nun allerdings blickte Carrick von der Stirnseite des prächtigen Holztisches ein gebrochener, ergrauter Mann entgegen, dessen Gesicht sich zu einem Sammelbecken harter Schatten entwickelt hatte. Seine Frau, Neferti, hatte einst den gleichermaßen beachteten wie auch verpönten Beruf der Trophäenpartnerin ausgeübt und in diesem Zusammenhang ein gewisses Verständnis für die Basteter Politik entwickelt. Sie im herkömmlichen Sinn als schön zu bezeichnen wäre vermutlich ein wenig zu viel der Ehre gewesen, aber sie besaß eine attraktive Ausstrahlung, die zumindest ihren jetzigen Ehemann dazu verleitet hatte, sie als Partnerin, nicht als Trophäe in seine Familie aufzunehmen und mit ihr zwei Töchter zu zeugen, von denen eine schließlich das Herz eines gewissen imperialen Offiziers eroberte. Doch auch sie schien nicht mehr zu sein als ein Echo ihrer früheren Person. Zwar gelang es ihr besser als ihrem Mann, den Schmerz wegzudrücken und es erscheinen zu lassen, als habe das Geschehene keinen besonderen Eindruck hinterlassen, aber für einen etwas geübten Beobachter stellte es keine große Herausforderung dar zu erkennen, dass sich der Schrecken tief in ihre Seele und ihren Körper gegraben hatte. Die dritte Person am nur spärlich gedeckten Tisch war die Hospitallerinnen-Schwester, die seine Frau seit geraumer Zeit betreute und die, wie er inzwischen herausgefunden hatte, Evette hieß. Als Teil der ekklesiarchischen Exekutive war sie über jeden Zweifel erhaben und so besaß der Kontakt zu den Nebets keinerlei negative Auswirkungen auf ihre Reputation. Sie trug ein einfaches Hospitallerinnen-Gewand mit entsprechender Haube, das ihr ansprechendes, herzförmiges Gesicht einrahmte und den Blick auf ihre mit einigen wenigen Sommersprossen verzierten Wangen zentrierte. Warme, braune Augen und der schmale Mund mit den blassen Lippen taten ihr Übriges, um der jungen Frau eine kühle und zugleich mädchenhaft-unschuldige Schönheit zu verleihen, die auf einen Verletzten oder Sterbenden ohne Frage einen immensen Effekt ausstrahlte. Wie ein Engel, der ihn zu sich nahm. Sie sieht gut aus, dachte er sich. Zumindest wirkt sie attraktiv. Schwester Evette saß still und mit im Schoß abgelegten Händen am Tisch, so als befände sie sich an einem Ort, an den sie nicht gehörte und den sie am liebsten verlassen hätte, indem sie durch den Boden ins Erdreich emigrierte. Auf Carrick wirkte sie nicht wie eine fremde, distanzierte Ordensschwester, sondern wie jemand, der sich für das Schicksal der Familie verantwortlich fühlte und neben ihrer Tätigkeit als Heilerin mit der Frage beschäftigt zu sein schien, wie sie das seelische Wohlergehen der in den Fall verwickelten Menschen wiederherstellen könnte. Sie faszinierte den Major. Mae rückte einen Stuhl zur Seite und ließ den imperialen Offizier Platz nehmen, bevor sie sich selbst an den ihr zugedachten Teller setzte. Das Familienoberhaupt erhob seine dunkle vom Schmerz durchsetzte Stimme: »Und nun lasst uns beten.« Sie kreuzten die Hände zum Symbol des Aquila, dem imperialen Doppeladler. Dann folgte Schweigen. Carrick betrachtete es durchaus als ungewöhnlich, dass niemand ein Wort des Gebets sagte, und als sich die Stille zu vertiefen schien, niedergedrückt von unsichtbaren Mächten, blickte er unwillkürlich auf. Die Anwesenden starrten konzentriert auf ihre Teller, so als gelänge es ihnen dadurch, das Geschirr in Bewegung zu versetzen. Diesen Versuchen widmeten sie sich derart verbissen, dass es für einen kurzen Moment wirklich so schien, als wäre ihrem Vorhaben ein gewisser Erfolg beschieden. Zumindest erweckten die Teller den Eindruck, als würden sie sich wirklich bewegen. Hätte jemand den Mut besessen, in diesem Augenblick ein Maßband hervorzuholen und nachzumessen, so wäre es dieser Person vielleicht sogar möglich gewesen festzustellen, dass die Teller tatsächlich nicht mehr an exakt derselben Stelle befanden, an der sie vorher gewesen waren. Eine entsprechende Umfrage unter dem Geschirr wiederum hätte ergeben, dass sie versuchten, den stummen Blicken der sie betrachtenden Menschen auszuweichen. Es dauerte etwas bevor sich die Anwesenden aus ihrer wortlosen Verkrampfung lösten und begannen, dem mehr oder weniger spärlich gedeckten Tisch ihre Aufmerksamkeit zu widmen. Der Major beobachtete sie dabei. Eine Suppe bildete das Hauptgericht. Man hätte nicht sagen können, dass man von der Suppe zu wenig bekommen hätte, sie war auch mit Fleisch und Gemüse gefüllt, sodass sich durchaus von einer nahrhaften Mahlzeit sprechen ließ. Aber sie war recht dünn, entweder gestreckt oder nicht richtig zubereitet. Dazu gab es Brot und gesalzenes Gemüse, das dazu gedacht war, den Appetit anzuregen. Obwohl er nicht wusste, weshalb, fühlte sich Carrick beim Anblick dessen, was ihm aufgetischt wurde, erleichtert. Bei dem beobachteten Zustand der Familie hatte er schon geglaubt, sie würde sich von angeschwemmten Tierkadavern und toten Ratten ernähren, während der Schimmel auf den Ären viel zu feuchter Brotgetreidesorten die entsprechende Beilage darstellte. Man nagte also nicht unbedingt am Hungertuch. Zumindest noch nicht. »Ist etwas nicht in Ordnung?«, fragte Laetitias Mutter, während sie ihm einen scheuen Blick zuwarf. »Die Suppe hat Mae gekocht. Leider sind uns alle Diener fortgelaufen«, erklärte sie entschuldigend, woraufhin er die Hand hob und jede weitere Entschuldigung im Keim erstickte.« »Sie ist ausgezeichnet«, erwiderte Carrick, obwohl wohl jedem klar war, dass er noch nicht einen Löffel probiert hatte. Dabei vermied er es, der jüngeren Schwester seiner Frau einen Blick zuzuwerfen aus Angst, sie könne diesen falsch auffassen und weinend aus dem Zimmer verschwinden. »Ich war nur in Gedanken versunken.« Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf Schwester Evette, die so leise und geräuschlos aß, dass sich einem der Eindruck aufdrängte, sie vollführe lediglich eine mechanische Bewegung, ohne dass der Löffel je ihre Lippen, geschweige denn den Teller berührte. »Es freut mich festzustellen, dass der Hospitallerinnen-Orden sich einer derartigen Situation angenommen hat«, bemerkte er in Richtung der Sororita. Die richtete sich ertappt auf. »Na … natürlich«, erwiderte sie nach einer kurzen Schrecksekunde. »Wir alle dienen dem Imperator. Und es ist unsere Aufgabe, in seinem Namen alles uns Mögliche zu vollbringen, um uns den Mächten des Bösen entgegenzustellen.« Offensichtlich zählte sie auch Krankheiten dazu. Carrick nickte nachdenklich und tauchte den Löffel in die Suppe. »Ich verstehe. Ich meinte mich nur zu erinnern, dass der Ordo Militaris hier auf Bastet die Hand über die zivilen Orden gehalten und untersagt hatte, dass man Schwestern für langwierige Heilungen ziviler Personen abstellt. Vor allem, wenn …« Er brach ab, denn er die Worte »sie in Ungnade gefallen sind« wollten einfach nicht über seine Lippen kommen. Das wäre aber auch gar nicht nötig gewesen. »Es gibt keinen Ordo Militaris mehr auf Bastet«, bemerkte die Schwester. Eine kleine Nebensächlichkeit. Nicht der Rede wert … oder zumindest kaum. Es war ja nicht so, als wenn die Armeen der Ekklesiarchie auf Bastet mehr als viertausend Schwestern stark gewesen waren – im Jargon der Imperialen Armee bedeutete das ein verstärktes Regiment. Im Rahmen der Gefechtsführung fiel diese Größe sogar noch stärker ins Gewicht, denn durch ihre Ausrüstung, ihren Glauben und ihre Bewaffnung tendierte man in Kreisen imperialer Befehlshaber dazu, eine einzelne Schwester im Angesicht der unendlichen Masse an sterbenswilligen Soldaten deutlich höher zu gewichten. Es gab also Leute, die einen Militarierorden wie jenen der Rose der brennenden Agonie (so der Name der Schwesternschaft auf Bastet) kampfkrafttechnisch auf Divisionsebene hoben und daher mit faktisch nicht vorhandenen Truppen planten, was die Sororitas unter Zugzwang setzte, das in sie gesetzte Vertrauen auch zu erfüllen. Eine technisch einwandfreie Motivationsmethode, wie ein Außenstehender anerkennend feststellen musste. Der Major hingegen dachte gar nicht darüber nach. Ihn interessierte nur eine Sache, die ihn mit der Kraft eines Vorschlaghammers traf und in ihm ein Gefühl zurückließ, das am Ehesten mit dem Resultat vergleichbar war, das man erreichte, indem besagter Hammer ihm das Herz aus dem Leib schlug. Die Schwestern waren fort! Einfach so! »Was?«, fragte er. Dass die dünne Suppe von seinem Löffel zurück auf den Teller tropfte und dabei das fleckige Tischtuch vollspritzte, fiel ihm gar nicht auf. *** Im Büro von Konsul Bragg Fradd herrschte reges Treiben. Zumindest wenn man in der Lage gewesen wäre, Gedanken rattern zu hören. Tatsächlich rasten dem Administraten derart viele Überlegungen durch den Kopf, dass es fast an einer Wunder grenzte, dass sie nicht überschlugen, miteinander kollidierten und in einer gewaltigen Kettenreaktion explodierten, woraufhin ein mächtiger Atompilz aus den Ohren des imperialen Verwalters emporquoll. Im Büro selbst hingegen war es erstaunlich leise. Vermutlich lag es daran, dass der Konsul sich bemühte, nach Möglichkeit kein lautes Geräusch zu machen, wahrscheinlich aus Furcht, es könnte seiner Reputation schaden oder – noch schlimmer – den Zorn der Ekklesiarchie auf sich ziehen. Man hätte schon sehr genau hinhören müssen, damit sich einem das unstete Zittern offenbarte, das unter der Robe des Konsuls sein Unwesen trieb. Und dieses Zittern, mehr noch Bibbern im Angesicht der der kalten Schauer, die dem Mann über den Rücken liefen. Erst vor kurzem hatte er erfahren, dass er am heutigen Tag Besuch erwartete. Eine Tatsache, von der er bis dato gar nichts wusste. Vor allem sein Kalender schien verwirrt, schüttelte seine Seiten und machte mit vorsichtigem Rascheln auf die Tatsache aufmerksam, dass die terminlichen Verpflichtungen für den heutigen Tag doch eher rar gesät waren. Zudem war dies nicht irgendein Besuch. Nein. Der Mann, der ihn mit der eigentlich für einen Konsul wie Fradd eher erschreckenden Ehre seiner Präsenz entsetzte, war der Hohe Konfessor Cobis, imperialer Magistrat der Ekklesiarchie und höchster Priester des Systems Bastet. Ein Mann, dessen Aussehen seinem Namen entsprach. Gut gebaut und trainiert, erhaben und zugleich finster im Wesen, pflanzte er die Saat des Respekts und der Furcht in die Herzen sowohl seiner Feinde wie auch Freunde. Wer mit Cobis zu tun bekam, der spürte die Macht der Ekklesiarchie auf seinen Schultern ruhen wie ein Raubvogel, der sich zum Angriff bereitmachte. Man tat gut daran, den Confessor nicht zu reizen, zumindest, wenn man plante, länger im Dienst des imperialen Verwaltungsapparats zu verweilen – oder zu überleben. Es klopfte an der großen, hölzernen Flügeltür. Fradd sah erschrocken auf. »Ja?«, rief er ein wenig heiser, was das reich verzierte Kunstwerk veranlasste, vorsichtig ins Zimmer aufzuschwingen, immer darauf bedacht keine Bewegung zu machen, die etwaige Leibwächter veranlasste, aus irgendwelchen Schatten hervorzuspringen und sie mit Kettenschwertern in eine vierteilige Flügeltür zu verwandeln, die man je nach Größe des Besuchers variabel öffnen konnte. In einer, mit dem langsamen Öffnen des Eingangs einhergehenden, fließenden Bewegung, materialisierte sich Nator im entstandenen Spalt. »Der Konfessor ist hier«, meldete er mit leiser, leicht metallener Stimme. Fradd schluckte. »Her-herein mit ihm«, winkte er dem Lexicaten zu und versuchte, sich wenig elegant aus seinem Sessel zu erheben. Ein kurzes Nicken seitens Nator folgte, dann stemmte sich der halb-menschliche Diener in das schwere Holz der Tür und drückte sie vollständig auf. Urplötzlich wurde es kalt im Raum. Aura flutete das Büro des Konsuls wie unsichtbarer Nebel, erstickte jeden Einfluss, der sich auch nur im Ansatz mit der Macht des Konfessors hätte messen können und begann dann, die Umgebung forschend zu untersuchen. Sie kroch über den Boden, kletterte unter Tische und über Möbel, kraxelte die Wände empor und riss einem letzten Quäntchen Selbstbewusstsein, das Fradd in seinem Kronleuchter verborgen hatte, triumphierend den Kopf ab. Dann ließ sie sich so elegant wie eine Assassine auf einen der bequemen Sessel fallen, schlug zufrieden die Beine übereinander und deutete auf den Eingang. Der Konsul folgte ihrem Blick. Eine hochgewachsene Gestalt tauchte im vom Licht der beiden Zwillingssonnen scharfkantig ausgeleuchteten Gang auf, marschierte mit langen, dennoch gemessenen Schritten durch den Zugang ins Büro und sah sich gleichgültig um. Nator verneigte sich tief. Die Priester des Ministorums teilten sich grundsätzlich in zwei Stereotype, denen sich auf die eine oder andere Weise sämtliche anderen Unterarten und Charaktere der Ekklesiarchie unterordnen ließen. Die einen waren die Bösartigen. Gleich einem Tumor, der durch Absiedlung Metastasen in jedem nur erdenklichen Körperteil zu bilden in der Lage waren, verteilten diese schleimigen und kriecherischen Individuen ihre Schlechtigkeit in den geheiligten Hallen ekklesiarchischer Gemäuer. Dort, wo Reinheit und Glaube Kernaufgabe des bußfertigen Mannes hätten sein sollen, drapierten sie ihre von Selbstsucht und Gier zerschundenen Leiber, pokerten um Macht und Ruhm, waren sich selbst am Nächsten und verteilten die von ihnen gelebten Dogmen an das sie umgebende Gewebe der imperialen Kirche weiter. Es hieß sogar, sie schliefen mit jungen, männlichen Progena, weil sich ihnen nie eine Frau ergeben hätte, weder in der Beichte, noch bei einer Konfrontation auf dem Schlachtfeld. Die andere Sorte waren jene Äbte, die man in Angst vor einer Fehlinterpretation anderer Begriffe nur als die »Wahrhaften« zu bezeichnen wagte. Jene Männer, denen die Rechte und Pflichten der Priesterschaft in Fleisch und Blut übergegangen waren. Denen die Ränkelspiele um jede wie auch immer geartete Form vom Reichtum oder Macht so fern waren wie der Kern der Galaxis dem Heiligen Terra. Deren natürliche Machtprojektion ausreichte, um sie ihren Platz erkennen zu lassen. Denen sich die Frauen reihenweise an die Brust warfen, um zu beichten und denen sie lieber zeigen denn erzählen wollten, wie sie gesündigt hatten. Nein. Diese Männer benötigten wahrhaftig kein von Geltungssucht und stetem Kampf aufgefressenes Leben. Sie strahlten aus, was sie waren und wo sie standen. Es bedurfte keiner geistigen Anstrengung zu erkennen, welcher Sorte Cobis angehörte. Anders als Colonel Ekko fand er auch keinen Gefallen daran, nicht als das erkannt zu werden, was er darstellte. Die selbstverständliche Projektion geballter Macht, die der Mann wie einen besonders eng anliegenden Stoff am Leib trug, wob einen schützenden Kokon um den Konfessor, der ihn für sämtliche Versuche der Annäherung unempfänglich machten. Einzig der Imperator führte ihn, durch Licht und Sturm, beleuchtete seinen Weg und ließ ihn niemals straucheln. »Ehrenwerter Konfessor Cobis«, begann der Konsul und beeilte sich, um den Schreibtisch herumzukommen, damit er dem Konfessor seine persönliche Aufwartung machen konnte. »Konsul Fradd«, erwiderte der Konfessor unterkühlt. Seine große, auf trainierte Weise breite Gestalt – in ihrer Form eher der eines Kommandosoldaten gleich – schien sich etwas vorzubeugen, um den deutlich kleineren Mann wie ein interessantes Ausstellungsstück in einem Museum zu mustern. Sein breites, liturgisches Gewand, das unter der schweren Dalmatik hervorlugte und der darüber liegende Vespermantel, von dem eine Vielzahl imperialer Epitrachelien herabhingen, wiesen den Betrachter auf die hohe Position hin, die der Konfessor in den Reihen des Ministorums einnahm. Ein einschüchternder Anblick, der durch die hohe Mitra auf dem Kopf des Epsikopos nur verstärkt wurde. Eilig kniete sich der Konsul auf den Boden, um die Ehre wahrzunehmen, den Signums-Ring des imperialen Klerikers zu küssen. Großzügig hielt ihm Cobis seine Hand hin. Nachdem dieser erste Schritt getan war, erhob sich der Besuchte eilig und bot seinem wichtigen Besucher einen Platz an. Er bemühte sich, nicht dem Stuhl zu nehmen, auf dem die Aura des Konfessors bereits residierte, aus Angst, die beiden könnten die Ströme kreuzen und so das Ende des Universums – oder zumindest seiner Karriere – herbeiführen. Doch der Konfessor ignorierte das Angebot. Stattdessen durchwanderte er den Raum, interessierte sich für alles – nur nicht für Fradd. »Eure Exzellenz!«, begann dieser mit gemessener Stimme. »Es ist eine Ehre, Euch in meinem bescheidenen Dienstzimmer willkommen heißen zu dürfen! Leider wurde mir erst gerade eben mitgeteilt, dass Ihr …« Sein Gast hob seine mit Pontifikal-Ringen besetzte Hand. »Spart euch das«, sagte er mit dunkler, schleppender Stimme. »Wir kamen nicht her, uns in eurer Aufwartung zu suhlen«, schmetterte er jede Gefälligkeitsbekundung seitens des Konsuls ab. »Wir sind aus einem anderen Grund hier.« »Ein …«, begann der Konsul und spürte, wie sich Schweiß aus seinen Poren quetschte. Aufregung und Sorge brandeten in ihm auf wie Kohlensäure in einer Wasserflasche, die man zu lange geschüttelt hatte und er musste dem Drang widerstehen, am enger werdenden Kragen seines Gewands zu zupfen. »Ein anderer Grund?«, brach es aus ihm hervor. Cobis, gerade mit dem Studium eines Bücherregals beschäftigt, das etwas abseits des Besucherbereichs stand und ebenso unsicher wirkte wie Fradd, nickte gedankenverloren. Er ließ seinen Zeigefinger über die Buchrücken gleiten und murmelte dabei unverständliche Worte. Schließlich entschied er sich für ein Werk – Standardausrüstungslisten für die Regimenter der Imperialen Armee, wie Fradd feststellte – und begann darin zu blättern. »Ich verstehe nicht«, hakte ein plötzlicher Gedanke des Konsuls nach, eher er es verhindern konnte. »Ich hoffe doch, dass niemand es wagen würde, Euch ….« Das Buch schlug zu. Der Knall, dem Laut eines durchdringenden Schmerzensschreis gleich, hallte von den Wänden des Büros wieder, ging über in die sich erhebende Stimme des Ekklesiarchen: »Uns ist zu Ohren gekommen – und sicherlich könnt ihr uns besser über den Stand in Kenntnis setzen – dass sich eine kämpfende Abteilung des Astra Militarum zur Auffrischung auf Bastet III befindet. Das 512. Regiment?« Der Schweiß auf Fradds Haut begann nun Rinnsale zu bilden »Ja. Ja, das ist richtig«, gestand er und spürte, wie sich Stolz und Sorge in seinem Innern bekämpften, zusammen mit der Frage, worauf das Gespräch wohl hinauslaufen würde. »Das 512. Regiment Sera.« Der Konfessor nickte betont langsam, was seinem Gegenüber den Eindruck vermittelte, er rastere ihn mit seinem unheimlichen, berechnenden Blick ab. Wie eine Schlange, die ihr Opfer beobachtete und daraus eine Antwort auf die Frage ableitete, ob es nötig war, dass sie zur bevorstehenden Mahlzeit den Kiefer aushängen musste oder nicht. »Das 512. Regiment Sera. Genau. Das war ihr Name. Das 512. Regiment Sera der Imperialen Armee, ausgehoben auf Bastet III.« Der Konsul bemerkte, wie sich seine Stirn runzelte. Er konnte es nicht verhindern. Die Imperiale Armee? Jenes mächtige Werkzeug der Menschheit, das die Feindes des Imperators unter der schieren Last seiner Leiber zu erdrücken in der Lage war? Warum sollte sich ein Mitglied des Ministorums …? In der imperialen Gesetzgebung gab es einen Passus, der es der Ekklesiarchie verbot, jemals wieder eine Armee zu besitzen. Wörtlich stand dort geschrieben, dass der Ekklesiarchie nie mehr ein Mann unter Waffen dienen sollte. Dieses Dekret Passivum, der Grund für die Existenz des Adeptus Sororitas, stammte noch aus dem Zeitalter der Apostasie, einer Phase unfassbarer Dekadenz und Selbstgerechtigkeit, in der sich das Imperium erfolgreich selbst an den Rand der Zerstörung getrieben hatte. Die Gründe dafür waren vielfältiger Natur, doch im Endeffekt lag die Schuld bei Goge Vandire, einem wahnsinnigen Administraten, der sich während einer Phase des Misstrauens zwischen Administration und Ekklesiarchie an die Macht beider Organisationen putschte. In den diesem Coup folgenden siebzig Dekaden übte er eine Herrschaft des Blutes aus, vernichtete Millionen über Millionen von Leben und wurde schließlich von der Anführerin seiner eigenen Leibwache exekutiert, aus denen schließlich das Adeptus Sororitas hervorging. Soweit die Kurzfassung. Das bedeutete im Umkehrschluss allerdings, dass es der Ekklesiarchie nicht erlaubt war, sich in irgendwelche Belange des militärischen Grundbetriebs einzumischen oder auf irgendeine andere, erdenkliche Weise an Tätigkeiten, die den Aufgaben des Administratums unterlagen, teilzunehmen. Fradd spürte, wie die Rinnsale aus Schweiß auf seiner Haut zu Flüssen wurden. Sollte er dies dem Konfessor gegenüber wirklich ansprechen? Sich und seine Gedanken ihm auf diese Weise offenbaren? Wer konnte schon wissen, welchen Plan der Diener der Ekklesiarchie verfolgte – und in Anbetracht der Situation, in der sich Bragg Fradd befand, mochte dies nicht die beste Lösung für seinen weiteren Werdegang darstellen. Bastet war eine ihm wenig freundlich gesonnene Welt. Doch wer wusste schon, was jenseits davon auf ihn lauerte? Dennoch. Einfach so konnte und wollte er seinem Besucher das Zepter nicht einfach in die Hand geben. »Aber, Exzellenz«, setzte er an, »Darf ich Euch daran erinnern, dass es der Ekklesiarchie …« Er brach ab und überlegte es sich anders. »Diese Einheit ist im Neuaufbau begriffen und derzeit nicht unbedingt gefechtsbereit. Wenn Ihr mir sagen würdet, wofür Ihr das Regiment benötigt, dann bin ich mir sicher, dass das Departmento Munitorium ein Regiment findet, das für Euer Vorhaben besser geeignet ist als dieses.« Erneut hob der Konfessor die Hand. »Spart euch eure Sorge, Konsul«, verlautbarte er, bevor sein Gesprächspartner die Gelegenheit wahrnehmen konnte, um (in seinen Augen) noch mehr absurde Aussagen in Umlauf zu bringen. Cobis drehte sich um. Glühende Augen erwiderten den Blick des Konsuls. »Wir haben kein Interesse an einer kämpfenden Abteilung für die Ekklesiarchie.« Diese Aussage brachte die Gedankenwelt des Konsuls nun vollends durcheinander. Fradd rang mit sich, focht gegen den inneren Drang niederzuknien und unter Entschuldigungsbekundungen darauf hinzuweisen, dass er diese Aussage absolut nicht verstand, und er den höchsten ekklesiarchischen Vertreter dieses Systems, einen Mann, der ihn so unglaublich schnell aus dem imperialen Kult zu exkommunizieren in der Lage war, dass er nie wieder einen Fuß in ein bewohntes System setzen konnte, dafür ergebenst um Verzeihung bat. Nein. Diese Blöße würde er sich nicht geben. Wie er es drehte und wendete – egal wie er reagierte – am Ende würde es sich auf die eine oder andere Weise als falsch herausstellen. »Exzellenz«, begann er daher vorsichtig. »Das Munitorium ist immer bestrebt, seine Pflichten und Aufgaben wahrzunehmen und wir sehen es als unsere Aufgabe, die Ekklesiarchie in allen Belangen des imperialen Dienstes zu unterstützen«, erklärte er feierlich. »Aber mir ist noch nicht ganz klar, worauf Ihr hinauswollt. Es würde mir helfen, wenn Ihr mir Euer Anliegen schildern würdet.« Das endlich schien zu helfen, auch wenn Fradd spürte, dass ihm die Worte die Kehle zusammenschnürten und all seine Lebensenergie zu entfliehen schien. Cobis wandte sich um. »Hatten wir nicht …?«, überlegte er, dann schüttelte er den Kopf. »Wie dumm von uns.« Er lächelte wölfisch. »Es ist uns ein persönliches Anliegen, dass diese Einheit Teil der Prozession zum Saatfest ist«, erklärte er. Fradd fiel vor Erstaunen in den Stuhl hinter sich. Altehrwürdiges Leder knirschte. »Das ist …!«, rief er aus, erinnerte sich aber im letzten Moment daran, dass er nicht klug wäre, die Worte des Konfessors in Zweifel zu ziehen und damit vermutlich den Eindruck zu erwecken, er zweifle an dessen Verstand. »… eine höchst unorthodoxe Anfrage Eurerseits, Exzellenz«, rettete er sich. Cobis bedachte ihn eine Weile lang mit durchdringenden Blicken. Dabei schwieg er, das erneut aufgeschlagene Buch in den Händen haltend. Dennoch dauerte es erstaunlich lange, bis Fradd sein schrecklicher Faux Pas aufging: Im Beisein eines Konfessors war es nie klug, sich ohne dessen Erlaubnis einfach zu setzen. Im besten Falle konnte man dies als Affront gegen den kirchlichen Vertreter sehen. Im schlimmsten Fall … Der Konsul wollte darüber gar nicht erst nachdenken. Eilig erhob er sich wieder. Der Konfessor ließ noch ein wenig mehr Zeit verstreichen, bevor seine volltönende Stimme das Büro abermals ausfüllte. »Wir erwarten es«, präzisierte er, bevor er wieder in seiner Lektüre versank und ohne aufzusehen fortfuhr: »Es sind die Männer und Frauen dieser Welt, die im Namen des Imperators – und seiner Abgesandten, der Heiligen Bastet – gekämpft haben und gestorben sind. Ihnen oblag die Pflicht, Agos Virgil, eine wichtige Welt des Imperiums« – das Wort ‚wichtige‘ stellte er hierbei besonders heraus – »zu halten und zu verteidigen. Sie haben diese Aufgabe unerschütterlicher Hingabe und flammendem Eifer erfüllt«, erklärte der Konfessor beiläufig, während er durch die abgenutzten Seiten blätterte. »Die Ekklesiarchie ist der Ansicht, dass man derlei Heldenmut öffentlich anerkennen und ehren sollte, findet ihr nicht auch?« Fradd musste unwillkürlich an sein Gespräch mit Ekko zurückdenken und bezweifelte, dass der Colonel mit den Aussagen des Konfessors einverstanden gewesen wäre. Aber da ging es ihm vermutlich ähnlich wie Bradd selbst. Er befand sich in einer Situation, an der er nichts ändern konnte und jeder Versuch dies zu tun, würde ihn nur noch tiefer in den Sumpf seines eigenen Unglücks stoßen. Wenigstens das verschaffte dem Konsul eine gewisse Genugtuung und ließ seine Laune sich ein bisschen heben – wenn auch nur ein ganz kleines bisschen. Außerdem war es erstaunlich, wie viel Cobis doch über die Tätigkeiten der Imperialen Armee zu wissen schien. Und eine Einheit des Astra Militarums für eine kirchliche Prozession verwenden? Normalerweise war es doch anders herum. Die Ekklesiarchie stellte Priester und Personal, um die Einheiten des Militärs in ihre Einsätze und Aufträge zu verabschieden oder sie sogar zu begleiten. Was mochte das alles nur bedeuten? Doch es war zu spät. Sein Unterbewusstsein hatte die Entscheidung bereits getroffen. »Ja …«, stimmte er schließlich zu, wenn auch nicht allzu glücklich. »Ja. Natürlich.« Der Konfessor schlug das Buch zu und verstaute es wieder im Regal. »Gut«, stellte er fest. »Gut. Die Ekklesiarchie dankt für eure Kooperation, Konsul.« »Es … es ist aber nicht so einfach«, wandte Fradd ein, während eine Stimme in seinem Innersten häretische Verwünschungen in Richtung seiner bürokratischen Ader schleuderte. »Eine derartige Anfrage bedarf einiger Vorbereitungszeit.« Cobis hob die Augenbrauen, sagte aber nichts, was die ganze Angelegenheit für Fradd nur noch schlimmer machte. »Es muss geprüft werden, ob das Dekret Submitterum einer Gegenüberstellung des Dekret Passivum standhält. Dann muss ein offizieller Auftrag mit einer Listung sämtlicher zu erbringender Leistungen erstellt und daraus eine Munitoriums-kompatible Order generiert werden. Diese würde dann in unserem Haus geprüft und als entsprechender Befehl an die jeweilige untergeordnete Kommandobehörde weitergeleitet werden, welche daraus einen Marschbefehl für die jeweilige Abteilung verfasst.« Er ruderte hilflos mit den Armen, versuchte sein Dilemma verbal wie auch gestenreich zu unterstreichen. Der Konfessor nickte verstehend, überlegte kurz und befand dann, dass dies nicht unbedingt sein Problem sei. »Wir sind uns sicher, dass ihr die Angelegenheit in unserem Sinne regeln werdet.« Fradd stockte, konnte sich aber nicht mehr zu einer Antwort durchringen. Er war schlichtweg sprachlos. Stattdessen verneigte er sich ehrfürchtig und ließ es sich nicht nehmen, den ihm vom ekklesiarchischen Oberhaupt des Sektors hingehaltenen Siegelring erneut zu küssen. Dann ging Cobis. Verschwand einfach so, als wäre dies nichts weiter als eine flüchtige Begegnung gewesen, die er in ein paar Minuten würde vergessen haben. Seine Aura hingegen blieb noch ein wenig im Raum, beäugte den Konsul kritisch und verfolgte jeden seiner von Unruhe getrieben Schritte. Es mochte kein Geheimnis sein, dass die Überreste des 512. Regiments nach Bastet zurückgekehrt waren. Beim Thron, vermutlich wusste es bereits die ganze Welt. Doch das machte die Tatsache auch nicht ungeschehen, dass sich die Ekklesarchie für diese Einheit zu interessieren schien. In welchem Maße, das ließ sich bei weitem nicht abschätzen, aber niemand konnte Bragg Fradd weißmachen, dass der oberste religiöse Führer des Bastet-Systems ihm einen Besuch abstattete, um eine Einheit für ein religiöses Fest freistellen zu lassen, das unter der Obhut einer Organisation ablief, die über diese Einheit anderweitig nicht verfügen konnte, geschweige denn durfte. Eine, gelinde gesagt, besorgniserregende Angelegenheit. Was nur hatte das alles zu bedeuten, überlegte der Administrat und wusste im selben Moment, dass er auf diese Frage wohl nie eine Antwort erhalten würde. Es war vermutlich auch nicht weiter wichtig – vor allem nicht für ihn. Ihm oblag es lediglich dafür zu sorgen, dass das Adeptus Munitorium die Kontrolle über die ihm zugehörigen Streitkräfte behielt. Und zwar ohne, dass es zu einem Bruch mit dem Oberhaupt der Ekklesiarchie auf dieser Welt kam. In seinem Schädel rumorte es, begannen Millionen anthromorpher Munitoriumsangestellter damit, das zur Bearbeitung freigegebene Problem in seine Bestandteile zu zerlegen. Wenig später stand das Konstrukt für eine mögliche Lösung aus Fradds Dilemma. »Nator!«, rief er. Der Lexicat erschien mit derselben eifrigen Dienstbeflissenheit, mit der normalerweise ein Roboter aufwartete, wenn man von ihm verlangte, ein bestimmtes Arbeitsprogramm abzuspulen. »Mein Herr?« »Mach dich aufnahmebereit.« Der Lexicat verneigte sich ansatzweise, bevor er einen Schalter an seinem Kopf betätigte. Eine kleine, rote Lampe neben seinem Ohr begann zu leuchten. »Ihr könnt sprechen, mein Herr.« Fradd räusperte sich: »Ich habe eine Order für Colonel Ekko und sein Regiment.« Nachdem er seine Befehle gegeben und Nator den Raum verlassen hatte, erhob sich endlich auch Cobis‘ Aura, nickte dem imperialen Administraten zu und ging.- 35 Antworten
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SisterMaryNapalm antwortete auf SisterMaryNapalm's Thema in Storyboard
Ja, wir werden alle älter. Geht bald weiter- 35 Antworten
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SisterMaryNapalm antwortete auf John Tenzer's Thema in Sammel- und sonstige Projekte
1/100 nehme ich an? Denn ich habe die auch schon im 1/72 scale und im 1/144ger gesehen (und absolut keine Ahnung von Gundams!)- 1297 Antworten
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SisterMaryNapalm antwortete auf John Tenzer's Thema in Sammel- und sonstige Projekte
Oh, Das ist die Figuma Version. Das sollte kein Problem sein.Ich gucke die Tage in Akihabara und Tachikawa noch mal. Ich schreibe dir die Preise dann für alle. Bestimmter Scale für die GunDs?- 1297 Antworten
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SisterMaryNapalm antwortete auf John Tenzer's Thema in Sammel- und sonstige Projekte
So, nun bin ich auch wieder komplett auf Stand und nicht nur pointiert. Brauchst du noch Gundams aus Japan? Bei Book Off krieg ich die schon fürn Fünfer.- 1297 Antworten
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SisterMaryNapalm antwortete auf John Tenzer's Thema in Sammel- und sonstige Projekte
Ich lade dich irgendwann mal nach Tokyo ein ;-D Da wird dir geholfen! Und ich kenne ein paar Plätze, wo das wunderbar funktioniert^^- 1297 Antworten
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SisterMaryNapalm antwortete auf John Tenzer's Thema in Sammel- und sonstige Projekte
Okay. Kurze Überlegung. Disregard my last. Hier kommen meine Wünsche: Musashi aus KanColle Und Yame Yukana aus Hajimete no Gal Wobei ich die Musashi schon deutlich geiler finde.- 1297 Antworten
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SisterMaryNapalm antwortete auf John Tenzer's Thema in Sammel- und sonstige Projekte
DAS willst du wirklich nicht. Zumindest nicht, wenn ich dabei bin.- 1297 Antworten
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SisterMaryNapalm antwortete auf John Tenzer's Thema in Sammel- und sonstige Projekte
Könnte man da nicht als Alternative auch Nyotengu nehmen?- 1297 Antworten
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