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Das Schwinden


Nakago

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Hoffentlich zieht sich die Woche bis zum nächsten Teil nicht so lange hin :???:

Wie bisher, einfach Klasse. Weiter so.

Das was mir dazu einfällt, für die Rettung dieser Welt Friedens Kitty - Sie schiesst Liebe in Dein Herz, bringt den Frieden ohne Schmerz Friedens Kitty - Macht Schluss mit jeder Diktatur, Ich frag mich wie macht Sie das nur Friedens Kitty - Sie hilft uns bei jedem Reim, trägt Oma´s Einkaufstüten heim Friedens Kitty

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Kapitel VI

Position:

Imperium

Segmentum Pacificus

Sektor Jyoti

System Ghersom

Planet Ghersom IV

Nördliche Hemisphäre

Kontinent Ephrat

Küstenbereich

Zeit: 1 590 996.M41

Person: Herad Tabelmann

Herad kuppelte, legte den vierten Gang ein, ließ die Kupplung kommen und drückte das Beschleunigungspedal bis zum Anschlag durch. Der Turbo des hoch gezüchteten Verbrennungsmotors sprang brav an und es gab einen satten Schlag in den Rücken. Das schwarze Cabrio beschleunigte auf über hundert Stundenkilometer. Das Meer an der Steilküste kam rasend schnell näher, dann bremste er auf vierzig Kilometer herunter und fuhr in die Serpentine. Neben der Straße gingen die Klippen etwa fünfzig Meter steil nach unten und auf der anderen Seite ragte eine zerklüftete Steilwand nach oben.

"Musst du so schnell fahren?" quengelte Shiloh auf dem Nebensitz, die ihr schwarzes Haar offen im Wind flattern ließ und nur mit einem engen schwarzen Freizeitkleid und High Heels bekleidet war. Unterwäsche trug sie gerade keine, wie er nur zu gut wusste.

"Das ist nicht wirklich schnell, willst du mal sehen, was schnell ist?" antwortete er mit einem breiten Grinsen.

"Oh Gottimperator hilf! Sobald Männer ein schnelles Fahrzeug unter ihrem Hintern haben, werden sie zu unvernünftigen kleinen Jungen!" rief Shiloh und warf ihre Arme in scheinbarer Verzweiflung in die Höhe.

"Gestern hast du noch gewollt, dass ich die töte. Und jetzt wo ich nur ein ganz klein wenig schnell fahre, jammerst du", antwortete Herad mit einem breiten Grinsen. Was konnte es schöneres geben, als mit einem hoch gezüchteten Cabrio mit einer äußerst scharfen Braut auf dem Beifahrersitz eine wildromantische Straße entlang zu brausen und die Kraft von 400 Pferdestärken unter der Motorhaube zu spüren?

"Wenn du weiter so brutal fährst, wirst du den Maschinengeist noch verärgern!" Er beschleunigte wieder, die Straße ging in eine sanfte Kurve die Steilküste entlang. Dritter Gang, vierter Gang, er kam sogar in den Fünften, dann musste er wieder hart abbremsen, was Shiloh mit einem empörten Quietschen quittierte, ebenso die Reifen des gemieteten Flitzers, der aber brav die Spur hielt.

"Das ist ein Sportwagen", er dehnte den Begriff Sportwagen, als würde er einem kleinen Kind ein neues Wort erklären. "Der Maschinengeist wäre verärgert, wenn ich ihn nicht fordern würde. Oder, Gottimperator bewahre, wie eine Frau fahren würde." Herad lachte auf und gab sich ganz dem Rausch der Geschwindigkeit hin. Solche Fahrzeuge wurden nicht dazu gebaut, um damit auf Straßen dahin zu schleichen.

Letzte Nacht hatte er noch ein langes Gespräch mit seiner Interrogatorin geführt. Jeder Inquisitor oder Akolyth hatte in seiner Karriere einmal den Punkt erreicht, wo man daran zweifelte, ob es wirklich das Richtige war, was man da tat. Sich selbst in Frage zu stellen war manchmal auch notwendig, da es Grenzen gab, die man nicht überschreiten durfte. Ihm war es gelungen, Shiloh halbwegs zurück auf Linie zu bringen, auch wenn sie nach wie vor Zweifel an seiner Theorie hatte. Aber er war sicher, über kurz oder lang würde diesem kleinen raffinierten Mistkerl in Gavri Pilgerstochter ein Fehler unterlaufen, der ihn zweifelsfrei als den Dämon entlarvte, der er war. Und dann würde auch Shiloh verstehen, dass sie Falsch lag und wieder die verlässliche Interrogatorin sein, die er so sehr brauchte. Einen solchen Verlust in seinem Gefolge konnte er nicht mehr ausgleichen.

Um sie und auch sich auf andere Gedanken zu bringen, hatte er vorgeschlagen, eine kleine Zeugenbefragung vor Ort zu erledigen, die sie ganz rein zufällig auf eine Insel führte, die zwangsläufig von Meer umgeben war. Wie er wusste, war Shiloh immer mit Wasser zu begeistern und an ein Meer zu fahren, schien ihr wirklich Freude zu machen. Er hatte sich kurzerhand einfach die Zeit dafür genommen, Explikator Zebulon würde den Laden schon schmeißen. Als Inquisitor hatte man eigentlich nie Urlaub, aber manchmal brauchte man einfach etwas Spaß oder ein schnittiges Cabrio einer Nobelmarke mit einem starken Verbrennungsmotor, der die Maschine in 3.4 Sekunden auf 100 Stundenkilometer beschleunigen lies. Sie waren mit Janina III auf eine Insel geflogen, die dem Nordkontinent weit südlich vorgelagert war. Es war gerade Sommer und an der Küste angenehme 25° warm. Er selbst hatte sich ein schickes Hemd, dass er offen trug und eine Hose samt Freizeitschuhe besorgt. Herad fand, dass er gut darin aussah. Obwohl er über zweihundert Standardjahre zählte, sah er aus wie Fünfzig, auch wenn ihm schon die Haare ausgefallen waren. Eine Nebenwirkung der Verjüngungsdrogen, die bei manchen Haarausfall auslösen konnten. Shiloh hatte sich entsprechend mit dem ausstaffiert, was gerade auf dieser Welt in Mode war und was die Frau von Stand bei ihren Freizeitaktivitäten trug. Es war der reine Wahnsinn, was dieser Fetzen Stoff kostete. Und die passenden Schuhe erst. Dazu noch ein Täschchen, um die Tarnung perfekt zu machen. Er hatte für seine Ausstattung mit Anprobieren zehn Minuten gebraucht, Shiloh fast zwei Stunden und sie war nur deswegen fertig geworden, weil er sie mit seiner ganzen Autorität dazu gezwungen hatte. Es war Herad ein Rätsel, was daran so schwierig war, ein Freizeitkleid, ein Badeanzug, ein paar Schuhe und ein Täschchen zu kaufen.

Eine weitere scharfe Kurve und das Ziel kam in Sicht, eine kleine Hotelanlage mit einem herrlichen weißen Sandstrand am klaren blauen Meer. Er fuhr von der Hauptstraße ab und kurvte mehrere enge Serpentinen nach unten, bis er den Parkplatz neben dem Hotel erreichte. Der Strand war nur spärlich besucht, da zurzeit keine Schulferien waren, so dass nur ältere Leute und Familien mit kleinen Kindern Zeit hatten, sich hier zu erholen. Dieser Planet war einer der schönsten, auf denen er je gewesen war. Fast wie im Paradies, aber das Böse verbarg sich oft hinter einer schönen Fassade und es hatte schon angefangen daran zu kratzen.

"Das ist also das Zielgebiet?" Shiloh sah sehnsüchtig in Richtung Meer.

"Genau, hier werden wir eine äußerst wichtige Befragung für unseren Fall durchführen. Aber die Zeugin ist wohl noch nicht anwesend. Wir werden wohl zwangsläufig unsere Tarnung als Erholungsreisende aufrecht erhalten müssen und so tun, als ob wir uns am Strand amüsieren", erklärte Herad und hatte Mühe, dabei nicht zu grinsen. Shiloh sah ihn äußerst irritiert an und schien nicht genau zu wissen, was sie davon zu halten hatte.

Shiloh schlüpfte aus ihren teuren Schuhen und ging Barfuß den gepflasterten Weg zum Strand. Er nahm den Korb mit den Strandutensilien aus dem Kofferraum. In einer zweiten Tasche befanden sich Ausrüstung und Waffen um einen kleinen Krieg zu führen. Nur für den Fall der Fälle. Lieber etwas dabei haben und nicht brauchen, als etwas zu brauchen und nicht dabei haben. Als Inquisitor musste man immer mit dem schlimmsten rechnen. Deswegen hatte er immer noch sein Rosarius um den Hals hängen und er trug einen Ring mit einer Digitalwaffe, sodass er selbst in Badehose bewaffnet und gerüstet war.

In einer Kabine kleideten sie sich um und es war sehr ungewohnt ohne Uniform herum zu laufen. Die Leute mussten ihn für einen reichen Geschäftsmann halten, der mit seiner gut aussehenden Mätresse oder Assistentin, was letztendlich auf das gleiche hinauslief, einen faulen Tag am Strand verbrachte. Aber es war auch etwas schönes, mal für ein paar Stunden kein Inquisitor zu sein. Seine Tätowierungen hatte er überschminkt und sein Symbol steckte mit der übrigen Ausrüstung für Notfälle im Kofferraum des Fahrzeuges. Jetzt war er einfach mal nur Mensch, keine gefürchtete Institution.

Shiloh sah in dem Badeanzug richtig knackig aus, als wäre sie aus einem Männermagazin entstiegen. Es hatte etwas komisches, als sie sich vorsichtig dem Meer näherte. Sie waren schon oft auf Planeten gewesen, wo es Meere gab, aber einen Strand nur um darin zu Baden hatten sie noch nie besucht. Schließlich war er meist dienstlich unterwegs und da war für einen Badeurlaub einfach keine Zeit.

"Es riecht so komisch", meinte seine Interrogatorin und sah auf ihre Füße, die gerade so von Wellen umspült wurden und wie nasser Sand zwischen ihre Zehen hoch gedrückt wurde.

"Das ist das Salz und die Algen glaube ich." Er hatte einige Jahre auf einer Insel verbracht, die aber in einer kälteren Klimazone gelegen war und war damals täglich im kalten Wasser schwimmen gegangen. Das hatte auch zur Ausbildung gehört, Abhärtung und Ausdauer. Sie tastete nach seiner Hand und vorsichtig lief sie ein paar Schritte ins Wasser, blieb stehen, als es ihr bis zu den Knien ging.

„Als mein Vater mir einst erzählte, dass es auf manchen Planeten so viel Wasser gibt, dass es das Land bedeckt, habe ich ihn für einen Lügner gehalten. Aber er hat nicht gelogen. Es ist so schön, Herad."

"Wollen wir nicht etwas tiefer ins Wasser gehen?"

"Ich kann nicht schwimmen!"

"Dann wird es wohl Zeit, diesen Aspekt deiner Ausbildung zu forcieren. Eigentlich ist es ganz einfach." Und dann erklärte er ihr, wie man schwamm. Diese Szene erinnerte ihn an seine frühe Kindheit. Wie er mit seiner kleinen Schwester am Strand stand und sein Vater ihm erklärte, wie das mit dem Schwimmen so ging, während Janina, damals knapp drei Jahre alt, neben ihm hockte, fröhlich vor sich hin plapperte und feuchten Sand zu seltsamen Gebilden aufhäufte. Wie üblich lernte Shiloh sehr schnell und bald schwamm sie vorsichtig im hüfthohen Wasser. Tiefer traute sie sich noch nicht und er wollte sie nicht dazu zwingen. Auf alle Fälle machte sie einen gelösten Eindruck und er sah, wie glücklich sie war.

Nachdem sie Hunger bekamen, nahmen sie gemeinsam ein vorgefertigtes Picknickmenü ein und ließen sich in der Sonne bräunen. Schließlich schloss sich Shiloh einer Beachvolleyballmannschaft an, die aus jungen miteinander befreundeten Ehepaaren bestand, von denen sich einer den Fuß verletzt hatte. Herad kam mit einigen älteren Herren ins Gespräch und sie unterhielten sich über äußerst belanglose Themen. So verbrachten also gut begüterte Menschen ihre Freizeit. An diesem Strand gab es keine Fabrikarbeiter, sondern nur privilegierte Mitglieder der planetaren Gesellschaft, die es sich erlauben konnten, einfach mal ein paar Tage sich an einem schönen Ort zu erholen.

Danach ging er nochmal mit Shiloh schwimmen, diesmal traute sie sich schon etwas tiefer hinein und plantschten wie kleine Kinder im Meer. Er konnte ihr ansehen, wie sehr er ihr eine Freude gemacht hatte. Das würde sie aufbauen und festigen. Schließlich wurde es später Nachmittag und Zeit vielleicht noch etwas Warmes vor dem Heimflug zu sich zu nehmen. Und die wichtige Zeugin zu treffen und zu verhören. Schließlich war er ja nicht zum Vergnügen hier, sondern um zu arbeiten. Also gingen sie in das Restaurant des Hotels, dass eine große Terrasse mit Meerblick verfügte. Er hatte sich wieder umgezogen, während Shiloh es vorzog, im Badeanzug, der ihre Schokoladenseiten wirklich betonte, zu dinieren.

Eine sehr junge Kellnerin mit stark gebräunter Haut der hier Einheimischen nahm die Bestellung auf und servierte ihnen ein schmackhaftes Gericht der regionalen Küche. Nachdem er gezahlt hatte, bat er die junge Bedienung noch zu bleiben.

"Du bist doch die kleine Aislinn? Du warst doch mit Abigail Talmun auf deiner Pilgerfahrt zusammen, nicht wahr?" Jetzt kam er zu dienstlichen Teil seines Ausfluges.

"Woher kennen sie Abigail? Wie geht es ihr? Ich habe ewig nichts mehr von ihr gehört." Das jugendliche Mädchen sah ihn leicht irritiert an.

"Ich bin ein Freund der Familie. Sag mal, gab es irgendwelche komischen Vorkommnisse während des Aufenthalts?" Das junge Mädchen von etwas um die Vierzehn Jahren sah ihn etwas misstrauisch an, da er nicht wirklich wie jemand wirkte, der aus dem kalten Norden dieses Planeten stammte. Aber dann entschied sie sich wohl, gute Miene zu machen.

"Puh, wir hatten halt ne recht strenge Nonne als Führerin, Schwester Magdalena, die war echt so was von ätzend. Nichts durften wir machen, was nicht wirklich ausdrücklich erlaubt war. Wir durften noch nicht mal am Abend zusammen hocken und quatschen. Abigail hat sie immer so komisch angesehen. Hatte die Arme echt auf den Kieker. Und dann ist auch noch Abigail am letzten Abend so schlecht geworden, dass sie in die Krankenstation musste. Die Arme! Ich habe sie seit dem auch nicht mehr gesehen. Hab ihr geschrieben, aber ihre Mutter hat dann angerufen, Abi wäre verschwunden. Ich hoffe mal, Abi ist wieder aufgetaucht, oder?"

"Hatte es Schwester Magdalena auch noch auf andere Mädchen abgesehen?"

"Ne, nur Abigail, die war deswegen richtig fertig. Hat ihr echt die Pilgerreise versaut."

"Abigail war nur am letzten Abend schlecht?"

"Ja, richtig schlimm wurde es, nachdem sie einen Schlummertrunk von Schwester Magdalena bekommen hat. Danach hat sie richtig gekotzt. Sie tat mir so Leid! Und dann hat Schwester Magdalena sie zur Krankenstation geführt, weil es Abigail ja so verdammt mies ging. Am nächsten Tag war sie immer noch dort und ich konnte mich nicht von ihr verabschieden, weil ich die Gruppe nicht verlassen durfte. Das war richtig gemein von dieser gemeinen Hexe!"

"Vielen Dank, dass du meine Fragen beantwortet hast, hier noch ein kleines Danke schön." Er drückte ihr noch ein paar Credits in die Hand und sie freute sich so darüber, dass sie weitere Fragen glatt vergaß.

"So so, dass war also der dienstliche Teil mit der äußerst wichtigen Befragung der Zeugin", meinte Shiloh, nachdem sie in den Sportwagen eingestiegen waren. Shiloh hatte sich ihr Kleid übergezogen und ihre Pumps angezogen.

"Genau, eine äußerst wichtige Befragung."

"Die du auch am Televid innerhalb von zwei Minuten bequem von Kathedralstadt hättest erledigen können, die haben hier nämlich so was."

"Ist mir auch schon aufgefallen. Aber manchmal muss man so etwas von Angesicht zu Angesicht durchführen, auch an abgelegenen Orten. Und manchmal muss man sich eben auch als Vergnügungsreisende tarnen und so tun, als hätte man ganz viel Spaß", erklärte er wie ein kleiner Schuljunge grinsend, dem es gelungen war, seiner Mutter eine Überraschung zu bereiten. Und es war wirklich eine Freude gewesen, Shiloh mit einem Bad im Meer zu beglücken. Aber dann wurde er wieder ernst. "Ich habe mit ein paar der anderen Mädchen geredet, aber es hieß immer, Aislinn wäre die Partnerin von Abigail gewesen. Sprich sie hatten das gleiche Etagenbett. Paare werden dort wohl Alphabetisch nach dem Vornamen zugeordnet. War doch recht aufschlussreich, was sie mir erzählt hat."

"Das sie am letzten Abend krank wurde?"

"Genau! Das sagt doch, dass die Kleine wohl kaum ausgebüchst ist. Ebenso die anderen. Und wir haben die Bestätigung, dass Schwester Magdalena besonders auf sie geachtet hat. Dreimal darfst du raten, wen die meisten anderen Mädchen auch als Zimmermutter hatten?"

"Schwester Magdalena?"

"Bingo!"

"Ist das nicht etwas zu einfach? Und tu mir einen gefallen, fahr nicht so schnell!"

"He, ich kann das, ich bin ein Mann." Er beschleunigte den Sportwagen mit aufheulenden Motor.

"Nun gut, du willst es ja nicht anders." Sie fummelte an seiner Hose herum und beugte sich zu ihm runter.

"Was tust du da?"

"Dafür sorgen, dass du langsamer fährst. Wenn du jetzt über einer Bodenwelle rast, ist dein gutes Stück ab, wen ich vor Schreck zubeiße." Er wurde in der Tat langsamer und genoss ihre Zärtlichkeit. Er fuhr ein steiles Stück hinauf, passierte eine lange Kurve und die Straße fing an sich langsam wieder zu senken. Unvorstellbar das sie gestern Nacht noch verlangt hatte, dass er sie tötete. Er kam auf eine weitere Kurve zu und bremste ab, nicht das da jemand einen Schreck bekam. Aber nichts passierte. Obwohl Herad das Pedal durchdrückte, reagierte die Bremse nicht.

][

"Beim Thron!" Er war zum Glück dank der Zungenkünste von Shiloh soweit mit der Geschwindigkeit herunter gegangen, dass er den Wagen mit zusätzlichem Herunterschalten noch soweit abbremsen konnte, dass er die Kurve mit quietschenden Reifen nahm.

"Mmm!", beschwerte sich Shiloh mit vollem Mund. Die Straße wurde hier um einiges abschüssiger und die nächste enge Kurve kam schon in Sicht. Er riss an der Handbremse, die nach scharfem Ruck ohne Widerstand nach oben schnellte. War ja so was von klar gewesen. Ein gut gepflegter und verhätschelter Maschinengeist wurde nicht einfach so ärgerlich, da hatte jemand von außen stark nachgeholfen.

"Hör auf! Schnall dich wieder an!" Seine Interrogatorin kapierte endlich, dass er die Kurve nicht so schnell genommen hatte, um sie zu ärgern, sondern das wirklich etwas nicht glatt lief. "Die Bremse funktioniert nicht mehr!"

Die nächste Kurve musste er mit so niedriger Geschwindigkeit nehmen, dass hier 10 Stundenkilometer vorgeschrieben waren. Aber er war definitiv zu schnell und die abschüssige Strecke half auch nicht gerade, den Wagen langsamer werden zu lassen. Ihm blieb nichts anderes übrig, als den Wagen in die Felswand zu lenken. Es knirschte und Funken sprühten, als er mit der Wand in Berührung kam, aber der Wagen wurde langsamer, während das Kreischen und Bersten lauter wurde und sie schließlich kurz vor dem Abgrund anhielten. Das war jetzt knapp gewesen. Hätte er den Wagen mit dem bisherigen Tempo über die Straße brettern lassen, er wäre jetzt tot. Er packte sein Gemächt wieder ein und atmete erst mal tief durch. Das Auto war stark ramponiert, aber er war sicher, dass man den Maschinengeist wieder mit genug Mühe und ausgedehnten Reparaturritualen versöhnen würde können.

"Da hatte der Gottimperator aber noch mal seine Hand über uns gehalten!", keuchte er und tastete sich ab, ob er sich irgendwo verletzt hatte.

"Oder ich deine Männlichkeit in meinem Mund." Er warf Shiloh einen halb bösen, halb belustigten Blick zu, dann wurde er ernst.

"Dieser Wagen ist von hoher Qualität, hat mehrere Reinheitssiegel und ich habe dem Maschinengeist keinen Anlass geben, sich zu rächen. Bremsen versagen nicht so einfach, besonders nicht zwei getrennte Systeme auf einmal. Irgendjemand wird nachgeholfen und den Maschinengeist verärgert haben. Mein Fehler, ich bin zu nachlässig geworden. Verdammtes Ghersom IV!"

Hinter ihnen kam ein Kombi über die Kuppe und wurde langsamer. Herad gestikulierte, dass der Wagen anhielt, der auch langsamer wurde. Das Sonnenfenster wurde zurückgefahren und ein Mann ragte heraus. In diesem Moment wurde dem Inquisitors Verdacht bestätigt, dass dies kein Unfall gewesen war. Und er täuschte sich nicht, denn dem Mann, er erkannte in ihm einen Beachvolleyballspieler, wurde aus dem Fahrzeuginnern ein einfacher Raketenwerfer gereicht. Es war eines der einfachen Modelle, wo die Rakete auf das Rohr gepflanzt wurde. Der Schütze richtete die Waffe auf den Wagen, aus dem gerade Shiloh gewandt sprang, während er sich aus dem Sitz hochstemmte. Er kam sich vor wie eine Ente vor der Flinte eines Jägers. Er aktivierte den Rosarius und ein Energiefeld baute sich um ihn auf. Es war eher ein höchst unwürdiger Hüpfer, mit dem er es schaffte aus dem Wagen zu kommen, bevor die Rakete darin einschlug und den Wagen in ein brennendes Wrack verwandelte. Da schoss jemand wahrlich mit Kanonen auf Spatzen. Oder jemand wollte verdammt sicher gehen, dass er ins Gras biss und da war ein Raketenwerfer sicherlich ein angemessenes Mittel dafür.

Er klatschte höchst unelegant mit dem Bauch voran auf den Asphalt. Ein feuriger Hauch fuhr über seinen Körper. Einige Splitter bissen sich schmerzhaft in seinen Rücken, weil er nicht weit genug vom Wagen weggekommen war und sein Feld sich durch den Wagen nicht hatte schließen können. Aber der Schmerz zeigte ihm, dass er noch lebte. Der Wagen war nun vollständig zerstört.

Shiloh rappelte sich vor ihm auf, schüttelte die Pumps von den Füßen und zog ihn dann auf die Beine. Sie rannten auf die unter ihnen führende Serpentine zu, während der Wagen der Attentäter auf sie zu beschleunigte, um kurz darauf wieder abzubremsen, als die zwei hinteren Türen aufgestoßen wurden und zwei weitere Mitglieder des Beachvolleyteams mit Laserkarabinern in der Hand das Feuer auf sie eröffneten.

Zum Glück erreichten sie gerade noch rechtzeitig die Deckung durch die aufragende Wand der tiefer führenden Serpentine und kauerten sich dahinter nieder. Peitschend fauchten die Laserstrahlen über sie hinweg oder schlugen in die Deckung ein. Shiloh zog aus ihrer Handtasche zwei kompakte Pistolen, ihm reichte sie eine kleine Halbautomatik mit Perlmuttgriff. Er erinnerte sich, diese Waffe ihr zur Ernennung zur Novizin geschenkt zu haben, damals war sie fünfzehn gewesen und die Waffe hatte perfekt zu ihrer Erscheinung gepasst. Bei ihm verschwand sie beinahe in der Hand, aber immerhin hatte die Waffe neun Patronen im Kaliber 9mm geladen und die Geschosse verfügten über eine verheerende Sprengladung gegen weiche Ziele. Er entsicherte die Waffe, deren Griff mit einem kleinen seidenen Gebetsbändchen umwickelt war und lud sie durch. Shiloh hatte eine kompakte Laserpistole mit einem frischen Reinheitssiegel, die er ihr auch geschenkt hatte. Manchmal hatte er sich gefragt, ob er sie mit Geschenken zu sehr verwöhnte, aber er hatte doch gut entschieden. Vielleicht sollte er ihr in Zukunft größere Waffen schenken, falls sie das hier überlebten. Typisch Shiloh, dass sie nie unbewaffnet irgendwo hinging. Seine Waffen waren im Kofferraum in einer schicken Tasche, wo sie wohl die Explosion nicht überlebt hatten. Und sein Siegel befand sich auch dort. Verdammt! Die Säule war sehr robust konstruiert und er war voller Hoffnung, dass sie noch existierte.

Von oben über die gemauerte Brüstung der Straßenbegrenzung aus unbehauenen Naturstein kam eine Handgranate geflogen, die Shiloh aber geschickt über die gegenüberliegende Natursteinmauer der Straßenbegrenzung in den darunterliegenden Abgrund kickte. Die Ladung ging hoch und kurz darauf hielt einer der Angreifer seine Waffe über die Brüstung schräg über ihnen und schoss zuerst blind in ihre Richtung. Ungezielt peitschten die Strahlen in den Straßenbelag oder in die Felsen. Seine Interrogatorin feuerte gezielt mit ihrer kleinen Laserpistole zurück und zeigte, dass sie nicht umsonst das goldene Schussabzeichen auf der letzten Konklave gewonnen hatte. Sie traf die Hand des Schützen, der gepeinigt aufschrie und seine Waffe fallen ließ. Die polterte die Wand herunter und fiel genau auf den Lauf zu Boden. Dieser verbog sich und machte die Waffe damit unbrauchbar, da der Maschinengeist eine solche Verletzung seiner Form in der Regel mit einer solchen Wutattacke quittierte, dass er sich selbst vernichtete. Wäre ja auch sonst zu schön gewesen.

Im fast gleichen Moment arbeitete sich ein zweiter Schütze um den Begrenzungspoller der Serpentine herum an sie heran. Der Attentäter nutzte die Deckung optimal aus, aber Herad zielte sorgfältig auf das etwa zwanzig Meter entfernte Ziel. Es handelte sich um eine hellhaarige Frau, die mit Shiloh im Team gewesen war. Ihr Oberkörper war nun hinter einer klobigen Weste versteckt, die sie schützte. Als er sich sicher war, zu treffen, schoss er, die Frau ebenso. Ihr Laserstrahl traf ihn direkt vor der Brust, wo er aber von seinem Energiefeld aus dem Rosarius des verräterischen Kardinals neutralisiert wurde.

Herad selbst traf die Angreiferin mitten in den Torso, was deren Weste explodieren ließ. Die Wucht des Aufschlages warf die Frau um und sein nächster Schuss traf sie in den Schritt. Ihr Unterleib platzte durch das Explosionsgeschoss auf, was die Frau außer Gefecht setzte, aber sie nicht sofort tötete. Die Assassine schrie und wälzte sich in ihrem eigenen Blut. Mühsam kroch sie außer Sichtweite. Herad ließ sie gewähren, da ein verwundeter Feind wahrscheinlich die Gegner zwang, sich um sie zu kümmern. Ein Schuss peitschte auf und dann brach das Geschrei ab. Das war sicherlich auch eine Möglichkeit, sich um Verwundete zu kümmern. Diese Leute schienen kein besonders inniges Verhältnis zu einander zu haben, da sie einfach einen ihrer eigenen Verwundeten töteten. Oder die Verletzung war als zu schwerwiegend eingestuft worden und hat die Sache einfach beendet. Ein Angreifer war tot, einer an der Hand verwundet, blieben wohl noch zwei einsatzfähige übrig. Weiter hinten die Straße hinab gab es etwas bessere Deckung durch einen hervorstehende, jedoch nur schmale Stützmauer an der Steilwand und sie ließen sich dahinter zurückfallen.

Der Wagen rollte nun quer die Serpentine herunter und bildete so eine mobile Barriere. Dahinter kam der Raketenschütze hoch und feuerte eine weitere Rakete auf sie ab. Sie schlug knapp über ihnen ein und heiße Schrapnelle regneten auf sie herab. Durch sein Schutzfeld prallten sie zum Glück ab. Auch seine Akolythin wurde nicht getroffen, da sie nah genug bei ihm war, so dass sein Feld sie beide schützte. Shiloh schoss mehrmals in die Richtung des Raketenschützen, aber sie waren zu weit entfernt, um ihn treffen zu können. Dann waren sie in Deckung.

"Die machen uns fertig, wenn uns bald nicht was Gescheites einfällt", brachte es Shiloh auf den Punkt. Er fühlte sich so nackt ohne seine Rüstung und Waffenarsenal. Nur sein Rosarius war einfach nicht genug. Wobei seine Infernopistole auch nicht gerade die notwendige Reichweite hatte, um ihm in dieser Situation wirklich zu helfen. Eine Rakete schlug in ihre Deckung ein und löste ein paar Steinchen über ihnen. Dieser Ausflug ohne Rüstung und ohne wirkliche Waffen war eine richtige Schnapsidee von ihm gewesen. Dieser Planet hatte ihn eingelullt, etwas das einem Mann mit seinem Amt nicht passieren durfte. Jetzt stellte sich nur noch die Frage, ob er diese strenge Lektion auch überleben würde. Erfahrung sind die Fehler die man überlebt hat, war einer der Sprüche seines Lehrmeisters gewesen und dieser Leitsatz war leider nur zu wahr.

"Hoffentlich geht ihnen bald die Munition aus." Toller Plan, aber ihm fiel nichts ein, was sich mit seinen Mitteln verwirklichen ließ. Seine Interrogatorin blickte angestrengt die Felswand nach oben, während er seinen Taschenkomunikator hervorkramte. Er aktivierte ihn und sendete ein Notsignal auf der Frequenz des Adeptus Arbites. Der nächste Stützpunkt würde Hilfe schicken, aber das würde dauern und so viel Zeit hatten sie nicht.

"Ich glaub, ich könnte da hochklettern, der Fels an der Stützmauer ist verwittert, die Mauer selbst griffig genug. Von oben kann ich ihnen in den Rücken fallen." Wenn Shiloh meinte, sie würde das schaffen, dann konnte sie das auch. Eine Rakete zischte an der Deckung vorbei und schlug harmlos weiter hinter ihnen ein. So langsam mussten sie in die Gänge kommen, wenn sie überleben wollten. Wirkliche Angst um sein Leben empfand er nicht. Im Laufe der Jahrzehnte hatte er so viel schlimme Dinge erlebt, dass es kaum noch etwas im Universum gab, was ihn wirklich erschüttern oder ängstigen konnte. Dies war eine der Eigenschaften, die einen Inquisitor dazu befähigte, seine Pflicht zu erfüllen. Deswegen schafften auch nur die wenigsten den Sprung vom Interrogator zum vollwertigen Inquisitor.

"Tu das, ich tu derweil so, als ob ich hier festgenagelt wäre." Die Frau grinste wild und drückte ihm dann einen Kuss auf die Lippen, bevor sie die Pistole mit den Zähnen packte und den Aufstieg begann. Er blickte ihr kurz nach und als er sie so sah, wurde ihm bewusst, wie sehr er sie liebte. Und falls der Inquisitor jemals wirklich zwischen ihr und seinem Amt wählen musste, er wusste nicht, wie er sich entscheiden würde.

Herad linste kurz aus der Deckung hervor und gab dann einen Schuss auf den Raketenschützen ab, der gerade wieder hinter dem Fahrzeug hochkam. Leider traf Herad nur den Wagen, was einen harmlosen Krater in der Karoserie verursachte. Ein Massivgeschoss hätte vielleicht die Karoserie durchschlagen, aber das Explosivgeschoss explodierte eben beim Aufschlag. Zur Antwort schlug eine weitere Rakete in seine Deckung ein und diesmal prasselten nicht nur kieselsteingroße Splitter auf ihn herab, sondern deutlich größere Steine. Einer traf ihn am Kopf, nachdem der durch sein nicht gänzlich geschlossenes Schutzfeld geschlüpft war und hinterließ eine stark schmerzende und blutende Wunde an seinem kahlen Kopf.

"Verdammt!", knurrte er und erwiderte das Feuer, um sie beschäftigt zu halten. Die athletische Shiloh kletterte so schnell sie konnte, aber auch sie konnte nicht zaubern. Die Hälfte der Strecke hatte sie schon geschafft. Etwa zwei Raketen musste er noch mindestens aushalten, dann würde eine äußerst wilde Wüstenkriegerin diesem Abschaum von Attentätern demonstrieren, dass mit der Inquisition nicht zu spaßen war. Er hörte von unten Motorengeräusch und sah einen kleinen Lieferwagen mit dem Aufdruck des Hotels von dem sie gerade kamen, sich mühsam die Serpentine hoch quälend, da der Elektromotor die schwere Zuladung nur gerade so bewältigen konnte. Der Wagen kam langsam näher. Zu den Angreifern schien er nicht zu zählen, also war der Fahrer in Gefahr. Er rief eine Warnung und gestikulierte wild, um den Wagen dazu zu bringen, zurückzusetzen. Der kleine dreirädrige Lieferwagen wurde wirklich langsamer und dann schlug eine Rakete in ihm ein. Zeugen waren definitiv nicht erwünscht. Der Wagen wurde wie von Geisterhand angehoben, blähte sich auf und verging dann in einem Flammeninferno. Brennende Trümmer wirbelten auf ihn zu und eines verfehlte ihn nur ganz knapp. Herad wollte ein weiteres Mal schießen, aber haarscharf ging ein Laserstrahl an ihm vorbei. Er zuckte zurück und ein weiterer Strahl durchschnitt die Luft, wo er gerade noch gewesen war; der Fahrer des Kombi musste ausgestiegen sein. Er roch verbranntes Fleisch, Verbundwerkstoffe und Fycelin. Einen kurzen Moment glaubte er Sirenen zu hören, Menschen die in Panik schrien und das erbärmliche Weinen eines Kindes. Aber die Erinnerung an längst vergangene Tage verblasste, bevor sie ihn übermannen konnte.

"Gottimperator! Steh mir bei, denn ich muss auf etwas gestoßen sein, dass es wert ist, dass man versucht mich zu töten!" Aber warum jetzt? War dies das Werk von Gavri Pilgerstochter und ihrem verfluchten Passagier? Möglich, aber eher unwahrscheinlich, weil dieses Mistding ihn bis jetzt eher nur verspottet hatte. Es musste jemand anders sein, vermutlich der Tzeentchkult direkt. Anscheinend war er ihnen nun über die verschwundenen Mädchen zu nahe gekommen. Aber wie hatten sie den Angriff so schnell planen und ausführen können? Er hatte diesen Ausflug erst heute Morgen beschlossen. Leider hatte er jetzt nicht die Zeit, diesen Umstand in zufriedenstellender Sorgfalt zu durchdenken.

Shiloh war nun oben und rutschte gerade über die Brüstung der Straße. Jetzt konnte es sich nur noch um Sekunden handeln, bis sie die Angreifer überraschen würde. Eine weitere Rakete schlug in seine Deckung und diesmal stürzte die Stützmauer in sich zusammen und riss eine kleine Lawine los. Er sprang mit wilden Sätzen nach hinten, um nicht unter den Trümmern begraben zu werden. Der aufgewirbelte Staub gab ihm lange genug Deckung, um dahinter abzutauchen. Laserstrahlen durchschnitten über ihn die Luft. Sobald der Staub sich gelegt hatte, würde er sterben. Aber dann hörte er das charakteristische leise Peitschen von Shilohs Pistole. Die Interrogatorin schoss mehrmals schnell hinter einander, dann war Ruhe.

"Ich hab sie alle erwischt!"

"Danke, Gottimperator, dass du mir diese überaus scharfe Braut geschickt hast. Ich bin wahrlich gesegnet." Er stand etwas mühsam auf und es war mehr ein torkeln, als ein festes Gehen, als er zu Shiloh und den toten Attentäter aufschloss. Es waren ebenfalls ein Mann und eine Frau. Shiloh hatte sie perfekt erledigt, seine Kleine war einfach eine tolle Schützin. Weiter oben lag der an der Hand verwundete in seinem Blut. Es war natürlich bedauerlich, keinen lebend gefasst zu haben, aber aus dieser Situation heraus war ihr eigenes Überleben die höhere Priorität gewesen.

"Du blutest!"

"Nur eine Fleischwunde", meinte er scherzend, dann fing die Welt sich an zu drehen und er stürzte ins Dunkel.

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Kapitel VII

Imperium

Segmentum Pacificus

Sektor Cabulis

System Cabulis

Planet Boonhaven

Nördliche Hemisphäre

Mühlstadt

Zeit: 1 143 802.M41

Person: Herad Tabelmann

Oberst Herad Tabelmann inspizierte die Kampflinie des glorreichen und unbesiegten 1. Mühlstadt in der befestigten Stellung auf den Blutwiesen. Seine Männer waren gut bewaffnet und die Munitionsvorräte lagen griffbereit neben ihnen. Hinter ihm wehte stolz das Banner des 1. Mühlstadt im Wind. Auf der schwarzen Flagge war ein Totenschädel abgebildet, darunter ein gekreuztes Lasergewehr und ein Schwert. Jenseits des äußeren Perimeters auf der weißen Ebene der Blutwiesen sammelte sich unter lautem Gebrüll die Horde der Grünhäute unter dem äußerst berüchtigten Superduperübermegawaaghboss Wegschubser. Oberst Tabelmann mit seinem tapferen Regiment stand gegen zehntausende äußerst blutrünstiger Orks und er hatte nur sieben Mann. Eigentlich hatte er nur fünf Mann, da er zwei ehrenhalber zu Männern hatte erklären müssen, aber in der Zeit der Not durfte man solche Sachen eben nicht zu genau nehmen. Und einer dieser ehrenhalber Männer stand mit laufender Nase vor ihm, grinste ihn äußerst debil an und schlug die Hacken zusammen und grüßte zuerst mit der linken, dann mit der rechten Hand. Erst dann besann er sich auf die Aquila. Manche würden es eben nie lernen. Aber ein Offizier der imperialen Armee musste eben mit dem auskommen, was ihm zur Verfügung stand.

"Melde, Obast Herad, dass Grünhäute den äußeren Pipimeter durchbrochen haben!" sprudelte es aufgeregt aus seinem Adjutanten heraus.

"Das heißt zum einen, melde gehorsamst, dann Herr Oberst Herad und zum anderen, Perimeter und nicht Pipimeter! Adjutant Janina!"

"Pipimeter!" quietschte sein Adjutant begeistert und sein Rotz tropfte zu Boden. Oberst Herad verdrehte die Augen und bat den Gottimperator darum, Geduld mit seinem äußerst unfähigen Adjutanten zu haben. Dann zog er mit einer schnellen Bewegung sein Taschentuch und lies seinen Adjutanten hinein schnäuzen, bevor er sich noch das schöne rote Mäntelchen mit Schleim bekleckerte und Ärger deswegen vom Quartiermeister bekam. Er wandte sich nun an seine Soldaten und musterte sie mit finsterem Blick.

"Achtung, 1. Mühlstadt! Soldaten des Imperiums! Der Feind sammelt sich, aber der Imperator beschützt uns!", rief er die Kampflinie entlang.

"Der Imperator! Mit uns!" brüllten seine Soldaten enthusiastisch.

"Waaagh!" brüllten die Grünhäute zur Antwort und die Erde bebte, als sie zu Millionen auf seine Stellung zu schwappten.

"Feuer frei! Werfen nach eigenem Ermessen! Imperator steh uns bei!" befahl er und hob eine der mit großer Sorgfalt handgefertigten Handgranaten auf. Er zielte, warf und traf die Grünhaut am Kopf. Aber zäh wie diese Xenos nun mal waren, ließ der sich nicht von einem direkten Treffer der weißen Massivhandgranaten MKI aufhalten. Ungebremst walzte die grüne Flut auf seine Stellung zu und überwand die Hindernisse des inneren Perimeters. Nun gut, dann eben im brutalen Nahkampf! Die lebensmüden Grünhäute würden schon sehen, was sie davon hatten, die überragenden Nahkampfkünste der Imperialen Armee herauszufordern. Besonders des legendären Regiments des 1. Mühlstadt, genannt die Gnadenlosen Grünhautschlächter. Einer gegen hunderttausend Grünhäute war da nur zu fair.

"Schild und Schwerter! Mir nach! Zum Angriff! Gewährt kein Pardon! Nicht mal eine tote Grünhaut ist eine gute Grünhaut! Der Imperator steht uns bei!" brüllte Herad und zeigte mit seinem blauen handgefertigten Energieschwert aus der der Werkstatt des berühmten Bes en Stiel auf die Angreifer. Seine gut gedrillten Soldaten standen wie ein Mann auf und warfen sich heldenhaft der schier übermächtigen Horde entgegen. Ein wildes Handgemenge bildete sich. Schwerter hieben auf die Grüne Masse ein und die Orks starben wie die Fliegen. Der endgültige Sieg des Imperiums war zum greifen nah. Der totale Triumph lag in der Luft.

"Beim Thron! Könnt ihr frechen Lümmel nicht wo anders spielen!" donnerte die Stimme von Frau Eggersfeld von ihrem Küchenfenster aus über das Schlachtfeld, dass sich hinter ihrem Haus befand. Verdammt, immer diese nervigen Erwachsenen. Herad hörte auf sein blau angemaltes Holzschwert zu schwingen, das er aus einem abgebrochenen Besenstiel gefertigt hatte. Beinahe hätte ihn eine tückische Holzaxt von Superduperübermegawaaghboss Wegschubser, eigentlich war das Karli, der in der Klasse neben ihm hockte, noch getroffen, aber wehrte den brutalen Hieb mit den Deckel des Kochtopfes ab.

"Erwachsenenalarm! Rückzug zu Punkt Alpha!" Frau Eggersfeld war eine alte Oma, mit der nicht gut Kirschen essen war, da ihr unnützer, fetter Sohn der Wachmann in diesem Viertel war und der ihren Eltern durchaus Ärger machen konnte, wie Herad nur zu gut wusste. Nach der Abreibung von seiner Mutter mit dem Teppichklopfer hatte er drei Tage lang nicht mehr richtig sitzen können.

Der Mob Grünhäute und seine Jungs und Mädels setzten sich johlend ab und liefen zur Straße. Ein Lastwagen des Militärs tuckerte qualmend vorbei. Herad zog die Fahne seines Regiments vom Besenstiel und faltete sie sorgfältig zusammen, um sie dann in seine Manteltasche zu stecken. Die Glocken der St. Dolan Basilika läuteten zur vierten Mittagsstunde. Die Doppelsonne stand schon winterlich tief und er hatte den ausdrücklichen Befehl von seiner Mutter erhalten, um halb fünf wieder zu Hause zu sein.

"Gehen wir doch zum Bahnhof, vielleicht können wir einen Zug mit coolem Zeug drauf sehen.", schlug Herad vor, so viel Zeit hatte er noch. Der große Bahnhof lag in der Nähe und auf dem Weg nach Hause.

"Gut, machen wir das", meinte Karli und die kleine Horde aus Kindern zwischen vier und acht Jahren setzte sich Bewegung. Das große Areal des Bahnhofs schnitt Mühlstadt in zwei Teile. Die Seite, auf der das große Bahnhofsgebäude stand, symbolisierte das angesehene, das reiche Mühlstadt. Hier war der Bahnhofsplatz mit den großen Hotels und teuren Commercias. Von hier nahm die große Imperatorstraße ihren Anfang, bis sie im eigentlichen Stadtzentrum endete.

Die Kinder kletterten auf einen der Wälle, welche das Gleisareal von der Außenwelt trennte. Ein gutes Dutzend Gleise führte vorbei. Zur linken konnte man die überdachten Bahnsteige sehen. Geradeaus gegenüber den Güterbahnhof und dem Stellwerk in Form eines Turmes. Hinter diesen Gleisen lagen Lagerhäuser und Fabriken. Und dahinter die schäbigen primitiven Unterkünfte der mittellosen Arbeiter, aus deren Kaminen schmutziger Qualm quoll. Um den Bahnhof herum befanden sich neu angelegte Flakstellungen. Tatsächlich fuhr gerade eine mächtige Lokomotive aus dem Bahnhof, die einen langen Zug mit schwerem Gerät beladen zog.

"Chu chu!" Janina zeigte begeistert auf den Zug. Der erste Wagen vor der Lok war ein gepanzerter Flakwaggon, auf dem zwei 37mm Hydra Flakgeschütztürme montiert waren, in der Mitte ragte ein Werfer mit sechs Flugabwehrraketen auf. Die Lokomotive selber war eine Kapelle auf Rädern. Jedes sorgfältig gefertigte Teil war mit heiligem Öl überzogen. In gotischen Bögen stapelten sich die Schädel der Lokführer und Bordmechaniker vieler Generationen. Das Führerhaus war mit Goldranken umrahmt, in dessen Zentrum das Symbol des Adeptus Mechanicus saß. Die drei nächsten Waggons waren Passagierwägen, die voll von Soldaten waren. Dahinter standen auf Tiefladern die Panzer des Gepanzerten 8. Temperis, wie Herad aus den aufgemalten Zeichen herauslesen konnte. Leman Russ, Ausführung VIII, Phaeton Schema, wie er an den Auspufftöpfen erkannte, die charakteristisch für diesen Typ waren. Natürlich gab er sofort mit seinem detaillierten Wissen an, während die anderen Kinder begeistert den Soldaten zuwinkten, von denen einige sogar freundlich zurückwinkten. Langsam zog der Zug vorbei, der nur gemächlich Fahrt aufnahm. Panzer um Panzer zog vorbei. Ein weiter Flakwaggon war in der Mitte wie auch am Ende eingefügt. Die Waggons hinter den Tiefladern waren geschlossene Güterwagen, die wahrscheinlich Ersatzteile und Ausrüstung enthielten.

Ein anderer Zug kam entgegen und passierte nun die Gruppe der Kinder, auch hier war wieder ein Flakwaggon in den Zug eingegliedert, doch nur einer in der Mitte. Es war ein Passagierzug und er war voll Verwundeter, wie er sehen konnte, als Soldaten mit dicken Verbänden heraus humpelten und Tragen mit Schwerverwundeten ausgeladen wurden.

"Aua gemacht?" fragte Janina mit großen Augen.

"Das sind verwundete Soldaten, Janina, die kommen von der Front."

"Papa auch Aua gemacht?"

"Nein, Papa geht es gut, dem passiert schon nichts."

"Papa gut!" quietschte Janina erfreut, schlug mit den Ärmchen wie ein Engelchen und drehte sich dabei um die eigene Achse. Das machte sie gerne, wenn sie sich freute. Die Verwundeten zu sehen, war nicht so interessant, sondern eher sogar sehr beunruhigend. Im Bereich des Güterbahnhofs standen mehrere Züge, die gerade zusammengestellt wurden. Versorgungsgüter, Nachschub, Munition. Aber nichts wirklich interessantes. Ein Blick auf die Bahnhofsuhr sagte ihm, dass es nun höchste Eisenbahn war, nach Hause zu laufen.

"Verdammt! Ich muss so langsam gehen. Morgen wieder um zwei an der Ecke vom alten Knauser?" Seine Spielkameraden verabschiedeten sich und er lief mit seinem Adjutanten Janina nach Hause. Die vier Jahre alte Janina war seine überaus nervige kleine Schwester, die unglaublich an ihm hing. Er konnte kaum etwas machen, ohne sie mitschleifen zu müssen. Aber als sein Adjutant trug sie ihm wenigstens Holzschwert und Topfdeckel. Sie wohnten in einem großen schicken Wohnhaus in der Imperatorstraße, die zum großen Imperiumsplatz führte, wo jeden Mittwoch der Markt abgehalten wurde. Dort ragte der große Block des örtlichen Administratumgebäudes auf. Direkt gegenüber lag die mächtige St. Dolan Basilika, die einem der größten Heiligen des Segmentum Pacificus geweiht war. Im Zentrum des Platzes war der Brunnen der Helden, aus dem rotes Wasser sprudelte.

Mühlstadt war eine Stadt mit etwas mehr als Achtzigtausend Einwohnern. Es war ein Verwaltungszentrum für eine ganze Provinz, hier liefen mehrere Eisenbahnlinien zusammen und es gab viele mechanische Getreidemühlen, welche der Stadt ihren Namen gegeben hatten. Das Umliegende flache Land war ein einziges Weizenfeld, unterbrochen nur durch schmale ungepflasterte Wege, welche die einzelnen Gehöfte miteinander verbanden. Und natürlich die Eisenbahnschienen, welche das Mehl zu einen der zwei großen Raumhäfen des Planeten brachten. Inzwischen war Mühlstadt voller kriegswichtiger Betriebe, statt Mehl zu mahlen, wurden Magazine für Lasergewehre gebaut und aufgeladen. Auch wurde hier viel wichtiges Zeug für den Krieg gelagert.

"Kann nicht mehr laufen! Huckepack!" quengelte Janina und beugte sich mit schlaffen Armen nach vorne.

"Na gut!" Herad bückte sich leicht und Janina kletterte mit einem vergnügten Quietschen auf seinen Rücken.

"Hüha!" befahl sie lachend und wundersamer weise vollständig von ihrer Erschöpfung kuriert. Herad setzte sich in Trab und rannte die Straße herunter. Vorbei an den schon fast verblichenen Aufmunterungsappelle, die vor einem Jahr zur Hebung der Moral an die Mauern gepinselt worden waren. "Krieg bis zum Sieg", "Keine Gnade, kein Erbarmen, kein Zurückweichen", "Nicht mal ein toter Ork ist ein guter Ork", "Der Imperator schützt!", so oder in dieser Art lauteten die Appelle. Sie wohnten in einem schmucken Wohnhaus mit hohen gotischen Fenstern, wo Leute mit etwas Geld wohnten. Immerhin war ja sein Vater Oberst. Er lief die Treppe nach oben und lies vor der Wohnungstüre seine Schwester wieder zu Boden, die ihm noch einen dicken feuchten Schmatz auf die Wange gab.

"Danke schön! Du bist der beste große Bruder der Welt!"

"Eh! Und du die nervigste kleine Schwester der Welt," meinte er dazu nur und wischte sich die Backe trocken.

"Gar nicht wahr", wehrte sich Janina empört.

"Und habt ihr schön gespielt?" seine Mutter war inzwischen auch wieder zu Hause. Eigentlich war sie Lehrerin, aber hatte ihren Beruf aufgegeben, als sie geheiratet hatte. Inzwischen arbeitete sie Halbtags in einer Fabrik, welche Lasergewehrmagazine herstellte. Jeder musste seinen Beitrag leisten. Abends war sie auch weg, auf der Schwesternschule, da seine Mutter sich in Zukunft um Verwundete kümmern wollte. Herad half seiner Schwester aus ihren Wintersachen, dann zog auch er seine schwere Jacke und festen Stiefel aus.

"Chu chu gesehen!" gab Janina von sich und machte dann die Geräusche einer Lok nach. Mutter lachte. Herad fand, dass ihre Mutter in letzter Zeit kaum noch lachte und freute sich entsprechend mit.

"Kommt her ihr beiden kleinen Racker!" Liebevoll drückte ihre in die Knie gegangene Mutter sie an sich und gab ihnen beiden einen dicken Schmatz auf die Wange. Wie gut das niemand das sah. Er war schon viel zu groß dafür, trotzdem fühlte er sich unglaublich geborgen in den Armen seiner Mutter. Obwohl sie lächelte, sah sie müde und sorgenvoll aus. Die meisten Leute waren gedrückter Stimmung, Herad vermutete, dass es mit dem Frontverlauf zu tun hatte.

"Hast du Hausaufgaben auf?"

"Ja, Mama."

"Dann mach sie am besten gleich."

"Will auch machen!"

"Nein, Janina, dass muss Herad alleine machen. Aber wie wäre es, wenn du einen Zug malen würdest. So einen, wie den, den du heute gesehen hast."

"Chu chu malen." Janina schoss begeistert in ihr Zimmer und Herad war froh, sie für ein paar Minuten los zu sein.

Kaum hatte er sich in sein Zimmer verzogen und die Schulsachen auf seinen Schreibtisch ausgebreitet, heulten die Sirenen auf- und abschwellend ihre unheilige Verkündigung heraus. Herad zwängte wieder seine Füße in seine hohen ledernen Stiefelchen, die er zu Imperators Himmelfahrt von seinem Vater geschenkt bekommen hatte, bei dessen letzten Heimaturlaub. "Beeil dich Herad! Das ist keine Übung! Janina! Du auch!" Er zog wieder die blaue warme Jacke an, die wie die Paradeuniform von Vaters Regiment geschnitten war. Der dunkelhaarige Junge war sehr stolz darauf, keiner seiner Schulkameraden hatte eine solch coole Jacke und alle waren deswegen äußerst neidisch auf ihn. Seine Mutter, die hübscheste Frau dieser Welt, wie Herad fand, drückte ihm seine warme Pelzmütze auf dem Kopf, die ihm Oma zum achten Geburtstag letzten Monat geschenkt hatte, die so blöd schwer war, dass er sie gar nicht mochte. Normalerweise protestierte er immer dagegen, wenn er das olle Teil von einer Pelzmütze tragen sollte. Aber seine Mutter hatte diesen harten Zug im Mundwinkel der ihm zeigte, dass er jetzt kein Theater machen durfte. Und ihre dunklen Augen, die vor Angst geweitet waren. Er konnte sich nicht erinnern, sie jemals so gesehen zu haben. "Vergiss deinen Rucksack nicht! Ist auch alles Wichtige drin? Den darfst du nicht verlieren, ja?" Seine Mutter hielt ihn hin und er schlüpfte in die Riemen.

"Hab ich auch alles? Geld, Lebensmittelkarten, Berechtigungsschein, Soldkarte, Ausweispapiere? Ja, alles da. Kommt Herad, Janina, wir machen jetzt das, was wir geübt haben, ja?"

"Ja, Mama!"

"Grünhäute am Pipimeter?", fragte Janina mit großen Augen, die noch zu klein war um zu begreifen, was die Sirenen wirklich zu bedeuten hatten. Ihre Mutter nahm sie hoch und trug sie im Arm. Janina quietschte mal wieder begeistert auf, da sie das Ganze für ein lustiges Spiel hielt.

"Wir gehen jetzt in den Bunker, ja?" Sie hatten ihre Wohnung im fünften Stock verlassen und begegneten den Zimmermanns im Treppenhaus. "Möge der Imperator uns beschützen!", grüßte der alte Zimmermann, ein Mann um die achtzig Jahren, der sich auf einem stabilen Stock abstützte, während seine Enkelin, Frau Müller, ihn antrieb.

"Der Gottimperator zu Terra sei gepriesen! Der Sieg wird letztendlich und ausweislich unser sein!", erwiderte seine Mutter, aber die Sirenen sagten etwas anderes. Der Konflikt mit den Orks tobte schon vor Herads Geburt. Vor zwölf Jahren war ein Brocken der Orks auf Boonhaven gelandet. Von dort hatte ein Waaaghboss namens Gorshaga seine Horde langsam aber stetig von seiner Landestelle von einem Ausläufer des Ostkontinents bis zum zwanzigtausend Kilometer entfernten Westkontinent geführt. Anfangs hatten nur die Planetaren Verteidigungsstreitkräfte gegen die Orks gekämpft und waren zurück gedrängt worden. Der Gouverneur hatte Verstärkungen angefordert und das Imperium schickte seine Armee, darunter auch das Regiment seines Vaters, damals war der noch Major gewesen, inzwischen leitete er als Oberst das Regiment.

Herad hatte in seinem kleinen Kinderzimmer eine große Karte an die Wand gehängt, um zu wissen, wo sich sein Vater gerade befand. Mit Stecknadeln, die er seiner Mutter gemopst hatte, markierte er den Frontverlauf, den er täglich nach der Nachrichtensendung im Radio überprüfte. Er hatte damit angefangen, als er sechs Jahre alt war und etwas lesen gelernt hatte. Jetzt war er acht und die Linie aus Stecknadeln hatte sich Monat für Monat kontinuierlich näher dahin bewegt, wo er wohnte. Die Front war noch gute sechshundert Kilometer entfernt, aber die Stadt war nun in Reichweite der orkischen Bomberflotten und ihrer Jäger. Bomber konnten sehr weit fliegen, Jäger aber nicht so weit, deswegen bestimmten die Begleitjäger die Angriffsreichweite der Bomber, wie sein Vater ihm erst kürzlich erklärt hatte.

Sie erreichten die Straße und sahen viele Menschen, die zu den Bunkern flohen. "Hör zu Herad, du nimmst jetzt meine Hand und du wirst sie nicht loslassen, egal was passiert. Versprichst du mir das?"

"Ja, Mama, ich schwöre es dir bei meiner Ehre als Oberst des Imperiums!"

"Versprich es als Herad Tabelmann, hörst du?"

"Gut Mama, ich, Herad Tabelmann schwöre beim Gottimperator, dass ich deine Hand nicht loslassen werde, egal was passiert, auch wenn ich eigentlich schon zu alt dafür bin. Und ich werde auf euch aufpassen, wie ich es Vater versprochen habe." Seine Mutter riss ihn an sich und drückte ihm einen dicken Kuss auf den Mund, was er als äußerst peinlich empfand vor all den Leuten. Und da war auch die blonde Ivy mit ihren zwei Zöpfchen, die dumme Kuh, die in seiner Klasse zwei Bänke vor ihm hockte und ihm jetzt die Zunge herausstrecke. Das würde sie jedem erzählen, dass seine Mutter ihn wie ein kleines Baby behandelte. Verdammt!

Seine Mutter nahm mit festem Griff seine linke Hand und sie schritten nun im schnellen Tempo zu ihrem zugewiesenen Bunker. Dann hörte er das Wummern. "Flak!", rief er kenntnisreich, sah er doch jeden Sonnabend die Wochenschau mit seiner Mutter im Kino um die Ecke, meist in der Hoffnung, vielleicht Bilder von seinem Vater oder dessen Regiment zu erhaschen. Aber meist sprachen sie von erfolgreichen Gegenangriffen gegen die grünen Horden, von Frontbegradigungen und taktischen Rückzügen, um die Versorgungslinien zu verkürzen. Die Imperiale Armee stemmte sich wie Wellenbrecher gegen die grüne Flut und an einer Mauer aus Gottimperatorvertrauen, Lasergewehren mit Adamantiumbajonetten und heiligen Märtyrern würden die Grünhäute zerbrechen. Irgendwann!

"Feuerwerk! Bumm Bumm!", quietschte Janina erfreut beim Hören des Donners der Flak. Aber das war kein Feuerwerk, wie es am Imperiumstag abgefackelt wurde.

Seine Mutter wurde schneller und er musste jetzt schon fast rennen, um mit ihr Schritt halten zu können. Der Hydraflakturm, den Pioniersoldaten im letzten Monat im Viertel errichtet hatten, fing mit einem höllischen Stakkato an zu feuern. Herad reckte den Hals, um was erkennen zu können und tatsächlich sah er die Leuchtspurgeschosse den frühabendlichen Winterhimmel durchschneiden. Dann jagte etwas in den Turm, ließ ihn aufblähen und in dem infernalischen Krachen einer gewaltigen Detonation vergehen. Menschen schrien in seiner Nähe auf. Und dann hörte er das Heulen der Jericho Sirenen, mit denen Orkjagdbomber ausgerüstet waren. Das waren kleine Geräte, die einen Propeller hatten und einen Klangkörper antreiben, der einen höllischen Lärm machten. Er drehte den Kopf und sah die rote Maschine in die Straßenschlucht einschwenken. Sie befand sich im Tiefflug, aber Herad glaubte, sie mit der ausgestreckten Hand berühren zu können, so nah war die Maschine.

"Wusch Wusch!" Janina winkte begeistert, als sie das Flugzeug sah und ihr eigenes Wort dafür benutzte, ohne zu begreifen, dass der Tod auf sie zuflog. Aus irgendeinem Grund hatte er überhaupt keine Angst. In Herad war die Gewissheit, dass diese orkische Maschine ihm nichts würde anhaben würde können. Er sah mit übernatürlicher Klarheit die Mündungsblitze der schweren Maschinenkanonen. Und dann brach die Hölle über ihm herein.

Er sah wie die freche Ivy einen Volltreffer aus einer der Maschinenkanonen abbekam. Ihr Torso wurde zerschnitten, ein Ärmchen wurde abgerissen, ebenso ihr Gesicht. Neben ihm pfiffen Geschosse so nah vorbei, dass er sie nicht nur pfeifen hörte, sondern sogar ihren Luftzug spürte. Überall gingen Menschen zu Boden, teilweise tödlich oder schwer getroffen, andere versuchten irgendwo Deckung zu finden. Dann brandete der Jagdbomber über ihnen mit dröhnenden Turbinen hinweg und Herad wandte den Blick nach oben. Er sah wie in Zeitlupe zwei kleine ausgeklinkte Flugkörper an primitiven Stabilisierungsflossen geführt vor ihm nach unten taumeln. Sie hatten lange Stangen als Zünder, welche dafür sorgten, dass sie etwa ein Meter über dem Boden detonierten, um die weichen Ziele besser bekämpfen zu können. Das hatte ihm jedenfalls sein Vater erklärt. Seine Mutter riss ihn an sich und warf sich über Janina und ihn. Schwer lag der Körper ihrer Mutter auf ihm und presste ihn auf den Boden.

"Imperator, schütze uns!" rief seine Mutter.

Dann detonierten die Bomben und glühend heiße Splitter zischten mit hoher Geschwindigkeit durch Luft, Fleisch und Knochen. Er hörte Menschen schreien durch das Klingeln in seinen Ohren. Janina fing neben ihm an zu wimmern. Ein Mädchen durfte das auch. Mutter zuckte mehrmals zusammen und sie wurden durch die Wucht der Detonation in die Luft geschleudert. Auch er überschlug sich mehrmals, etwas traf ihm am Kopf und riss ihm die Mütze vom Kopf. Dann landete er auf dem Straßenbelag. Sein schöner blauer Mantel war jetzt voll Dreck. Seine Mutter kam neben ihm auf, sie schrie gedämpft. Aus ihrer Nase und Mund schoss ein Schwall Blut.

Herad rappelte sich auf, torkelte zu seiner Mutter und seine Hand fand die ihre. Fest drückte er zu. "Mama! Was ist mit dir? Geht es dir gut? Wir müssen weiter!", rief er und versuchte, sie hoch zu ziehen. Seine Mutter schien schwer verletzt zu sein, allein schon das viele Blut machte selbst ihm klar, dass es nicht gut um sie stehen konnte. Panik kroch in ihm hoch.

"Herad! Nimm Janina und lauf zum Bunker!", gurgelte seine Mutter und spuckte Blut. Er suchte Janina und sah sie auf dem Rücken liegend in der Nähe. Blut floss aus ihrer Nase, aber sie sah vollständig aus. Vielleicht war alles nur ganz harmlos.

"Mama! Steh auf! Wir müssen in den Bunker!", antwortete Herad und zog mit aller Kraft an ihrer Hand. Sie musste einfach mitkommen. Herad hatte doch versprochen, auf seine Mutter und Schwester aufzupassen. Er rutschte ab und fiel zu Boden.

"Nimm Janina und lauf! Sofort!" Er konnte die Worte seiner Mutter sich nur zusammenreimen, da immer mehr Blut aus ihr heraus sprudelte. Das war nicht wirklich gut. Da seine Mutter es ihm befahl, krabbelte er zu Janina und zog sie hoch. Seine kleine Schwester sah durch ihn hindurch. Sie plumpste sofort wieder auf ihren Hintern und stierte ins Leere.

"Aua gemacht!", murmelte sie vor sich hin, dann verzerrte sich ihr Gesicht und sie fing an zu grienen. Dicken Tränen flossen über ihre roten Wangen. Seinen Rucksack nahm er vom Rücken und hängte ihn vor seinen Bauch, dann ging er in die Knie.

"Komm, wir machen Huckepack!" Er hob sie auf seinen Rücken und mehr mechanisch klammerte sie sich an ihm fest. Blut aus der Stirnwunde floss ihm in die Augen und er hatte Probleme etwas zu sehen.

Er versuchte das Blut aus seinen braunen Augen zu kommen. Die Fassaden der Häuser um ihn herum wiesen starke Beschädigungen auf. Das Schaufenster des Bäckers, in dem sie immer um Brot anstanden, wenn sie die Lebensmittelkarten dazu auch berechtigten, war ein Haufen Scherben. Alle Fenster der Häuser in der Straße waren zerbrochen. Ebenso die meisten Menschen um ihn herum. Da lagen Arme, Beine, Köpfe und Torsos wild durcheinander. Und auch die Dinge, die in den Menschen normalerweise drin waren. Er sah einen Jungen in seinem Alter wild umher schwanken, nicht begreifend dass er keine Arme mehr hatte. Menschen jedes Alters schrien, hauptsächlich Frauen, da fast alle Männer zwischen sechzehn und fünfundsechzig für den Imperator im Feld standen. Die wenigen, die noch hier waren, hatten meist mehr als ein Glied an der Front verloren und konnten einfach nicht mehr weiter kämpfen, um den ehrenvollen Tod auf den Schlachtfeldern des Imperiums des einzig wahren Gottimperators zu finden. Er roch verbranntes Fleisch, den metallenen Geruch von Blut und den chemischen Stoff, der in Bomben drin war, aber dessen Wort er sich einfach nicht merken konnte. Ihm wurde übel davon und er hatte Probleme, sein Mittagessen bei sich zu behalten. Schließlich wurde der Würgereiz zu stark und er übergab sich. Langsam aber sicher sickerte in ihn die Erkenntnis, dass sie von hier weg mussten.

"Wir müssen weiter, ja Mama?" Seine Mutter rührte sich nicht mehr, ihr Blick war irgendwie leer. So sahen die Toten in den Filmen aus. Das das durfte nicht sein, seine Mutter konnte nicht tot sein.

"Mama!" Sie antwortete nicht. Mit Janina auf dem Rücken beugte er sich zu ihr herunter, griff nach ihrer Schulter und rüttelte daran. Der Kopf seiner Mutter bewegte sich dabei wie eine leblose zerbrochene Puppe. Blut breitete sich unter ihr aus. Soviel Blut.

"Hilfe! Meine Mutter! Sie blutet!" Tränen traten ihn in die Augen und er blinzelte. Aber keiner reagierte auf ihn.

"Die Bomber sind nur noch wenige Minuten entfernt! Rette sich wer kann!", brüllte jemand.

"Mama!" Aber sie rühre sich nicht. Mutter hatte gesagt, er solle Janina zum Bunker mitnehmen. Also tat er das, da er seiner Mutter gehorchen sollte.

Er lief so schnell wie er nur konnte mit Janina auf dem Rücken und versuchte dabei auf so wenige eklige Dinge zu treten wie irgendwie möglich. Jemand schrie ihn an, Herad verstand nicht, was er von ihm wollte und rannte weiter. Der Junge kam an einer Frau vorbei, die keine Beine und Unterleib mehr hatte, ihre Gedärme und Innereien zog sie hinter sich her, als sie sich wie ein Wurm in Richtung des Bunkers wand. Ein zehn Jahre altes brünettes Mädchen hielt einen Frauenkopf tröstend im Arm. Es war nicht mehr weit. "Wir sind gleich da, Janina, gleich da! Und dann hohle ich Mama!" Nun hörte er das Dröhnen von hoch fliegenden Maschinen. Er sah nach oben und sah hunderte von roten großen Flugzeugen, die gerade ihre Bombenlast auf die Stadt abwarfen. Er rannte noch schneller. Das große Schott zum Bunker III stand noch offen. Ein Mann mit nur noch einem Arm, künstlichen Augen und einem Lautsprecher, wo sein Mund hätte sein sollen, stand am Eingang und winkte ihm hektisch zu. "Beeil dich, Junge!"

"Komm, Janina! Wir haben es gleich geschafft." Dann stolperte er mit letzter Kraft und vollständig außer Atem durch das Schott, dass hinter ihm mit einem lauten Schlag geschlossen wurde. Er schwankte eine lange Treppe nach unten durch ein weiteres Schott und stand erst mal verloren herum. Der Boden begann erst zu zittern, dann zu Beben. Es krachte und donnerte. Staub rieselte von der Decke.

Seine kleine Schwester ließ er vorsichtig zu Boden. Ihre Haut war so bleich und ihr Atem rasselte stoßweiße. Mit jedem Atemstoß quoll Blut aus ihrem Mund und Nase. Genauso wie bei Mutter. Ihr Blick fokussierte sich auf ihn, fest drückte sie seine Hand, mühsam versuchte sie etwas zu sagen. Aber er verstand sie kaum.

"Herad…arg….böse…nicht….lieb." Sie sagte zwischen den verständlichen Worten noch viel mehr, aber er verstand sie einfach nicht, weil sie Blut gurgelte. Was sagte sie da nur?

"Ich versteh dich nicht?" Hatte sie ihn etwa nicht mehr lieb? Warum? Er begriff einfach nicht, was Worte bedeuten sollten.

Ihre Hand berührte ihn an der Wange, sie war so kalt und weiß. Seine Schwester sagte etwas, was er wieder nicht verstand. Dann zitterte sie kurz sehr heftig, ihr Kopf sank zur Seite, ihre Hand rutscht kraftlos zu Boden und Blut floss träge aus ihrem Mund und Nasenlöcher.

"Janina! Wach auf! Das ist nicht länger witzig!" Der Mann von oben schloss auch das untere Schott und fasste ihn mit seiner verbliebenen Hand an der Schulter. Er hockte sich vor ihm hin, seine künstlichen Augen surrten, als sie sich auf den Nahbereich justierten.

"Sie weilt nun in einer besseren Welt, Junge." Herad starrte ihn an, verstand nicht.

"Meine Mutter ist noch da draußen! Ich muss sie holen! Ich habe das meinem Vater versprochen! Ich muss auf sie aufpassen!"

"Jeder, der wo da draußen war, weilt nun auch beim Imperator. Dein Schutzengel war heute sehr fleißig, der ihre nicht. Komm Junge, sprechen wir die Totengebete." Mama und Janina konnten nicht tot sein. Sie durften einfach nicht tot sein.

"Janina! Ich hab dich lieb, hörst du? Du bist die beste kleine Schwester der Welt! Und alles wird gut, du musst nur durchhalten!" Er schüttelte Janina, flehte sie weiter an, aufzuwachen. Versprach sie zu befördern, auch wenn sie weder richtig grüßen noch das Wort Perimeter aussprechen konnte. Aber Janina wachte nie mehr auf.

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Hm, was mir persönlich an diesem Teil etwas weniger gefallen hat, waren die Orks. Orks, die strategische Bombenangriffe fliegen und sich auch noch um angemessenen Jagdschutz Gedanken machen, erscheinen mir einfach etwas ,,unorkig". Ist aber eine Frage des persönlichen Geschmack.

Ansonsten waren die letzten Teile aber gut, wobei der Herr Inquisitor wohl etwas auf dünnem Eis läuft, oder? Wenn seine Kollegen erfahren würden, was der so treibt..;) Schön auf jeden Fall, dass die einzelnen Mitglieder des Gefolges auch als eigenständige Charaktere mit ihren eigenen Zielen rüberkommen.

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Hm, was mir persönlich an diesem Teil etwas weniger gefallen hat, waren die Orks. Orks, die strategische Bombenangriffe fliegen und sich auch noch um angemessenen Jagdschutz Gedanken machen, erscheinen mir einfach etwas ,,unorkig". Ist aber eine Frage des persönlichen Geschmack.

Orks verfügen über schwere Bomber, wie den Bommer oder Blasta Bommer.

http://www.forgeworld.co.uk/Aeronautica-Imperialis/Aliens_and_Renegades/AERONAUTICA-IMPERIALIS-ORK-BOMMER.html

Orks sind in der Lage komplexe und lang anhaltende Feldzüge zu führen (Armageddon 2 und 3 mal als die bekanntesten Beispiele). Was ist also an einem strategischen Bomberangriff Unorkig? Ich sehe darin keinen Bruch im Fluff oder Hintergrund.

Imperium

Segmentum Pacificus

Sektor Jyoti

System Ghersom

Planet Ghersom IV

Nördliche Hemisphäre

Kontinent Ephrat

Kathedralstadt

Festung des Adeptus Arbites

Krankensektion

Zeit: 1 600 996.M41

Person: Herad Tabelmann

Als er wieder aufwachte, starrte er auf eine weiße Zimmerdecke. Eine abgedunkelte Lampe sorgte für gedämpftes Licht. Die Einrichtung lies eindeutig auf ein Krankenzimmer schließen. Sein Schädel war mit einem dicken Verband bedeckt und er war nur mit einem Krankenhausleibchen bekleidet. Neben ihm auf einem harten Stuhl saß in sich zusammengesunken Shiloh, die wieder ihre gewohnte Gardistenuniform der Inquisition trug. Sie hatte einen aktivierten Datablock in der Hand, ihr Mund stand leicht offen und ein Speicheltropfen rann ihr das Kinn herunter. Er versuchte aufzustehen, aber kaum hatte er den Kopf gehoben, als alles anfing, sich um ihn zu drehen. "Verdammt!" knirschte er, als in seinem Kopf ein von Medikamenten gedämpfter Schmerz explodierte und Shiloh wurde mit einem zucken wach.

"Dem Gottimperator sei Dank, du bist zurück!" Shiloh beugte sich über ihn und küsste ihn zärtlich. Er erwiderte den Kuss. "Wie lange war ich weg?"

"Drei Tage!"

"Verdammt! Bringe mich auf den neusten Stand."

"Du hast eine schwere Gehirnerschütterung, hätte nach Aussagen der Ärzte viel schlimmer kommen können. Du hast echt Glück gehabt, dass du dir nicht den Schädel hast einschlagen lassen. Also die Angreifer waren alle einheimische Kriminelle, ihnen konnten einige Morde zugeordnet werden, für die sie eigentlich keine persönlichen Motive hatten. Also Auftragsmörder. Wer sie angeheuert hat, konnte ich nicht herausfinden. Die Waffen stammen aus einem Einbruch in einem Waffendepot der PVS vor mehreren Jahren, wahrscheinlich Hehlerware. Über mögliche Hintermänner konnte ich nichts herausfinden. Die Attentäter haben sehr verdeckt gelebt. Bin etwas in die sehr kleine kriminelle Szene dises Planeten eingedrungen und hab auf ein paar Finger geklopft. Die vier scheinen für verschiedene Auftraggeber gearbeitet zu haben. Ich habe versucht durch die früher begangenen Morde einen gemeinsamen Nenner zu finden, um einen möglichen Auftraggeber heraus zu filtern, aber Fehlanzeige. Frühere Opfer gehen durch alle Schichten und Kontinente, nichts Gemeinsames. Nur wenige Stunden nach dem Anschlag ging im Vergnügungsviertel von Raumhafen IV Süd eine Kneipe in Flammen auf, der Besitzer kam scheinbar in dem Feuer um, allerdings hat die gründliche Autopsie ergeben, dass er schon vorher tot gewesen war. In der Unterwelt galt der Kerl als Schieber und es liegt nahe, dass er der Auftragsvermittler der toten Attentäter war. Wer immer hinter dem Anschlag steckt, hat sehr schnell und gründlich seine Spuren verwischt. Ich weiß, verdammt mager, aber da wir keinen lebend fangen konnten und sie wussten, was sie taten, ist halt nicht mehr drin. Tut mir Leid."

"Hätte mich gewundert, wenn da mehr zu holen gewesen wäre. Irgend eine Theorie, warum sie uns gerade auf der Insel aufgelauert haben?"

"Keine Ahnung, wir müssen irgendetwas getan haben, was irgendjemand verdammt gestört hat. Und der hat prompt reagiert. Wahrscheinlich wurde ein Funkspruch zur Flugkontrolle abgefangen und die Gegenseite hat sehr schnell alles arrangiert."

"Verdammte Bürokratie. Klar, die Funksprüche zur Flugsicherung sind nicht verschlüsselt. Was hast du in Bezug auf die verschwundenen Mädchen unternommen?"

"Einiges. Unter anderem habe ich mal diese Schwester Magdalena näher unter die Lupe genommen, welche Aislinn erwähnt hat. Ihre Mutter ist früh gestorben, zwei ältere Brüder, von dem überforderten Vater in ein Heim abgeschoben worden. Schwester Magdalena ist mit zwölf Jahren dem Orden beigetreten, mit Achtzehn ist sie geweiht worden. Seitdem hatte Schwester Magdalena immer die gleiche Funktion inne, die Betreuung der Gruppe 1-43, die alle Vierzehn Zyklen von einem neuen Block Mädchen aufgefüllt wird. Sie gilt als sehr streng, aber auch als äußerst korrekt und zuverlässig. Sie ist jetzt sechzig Jahre alt, betreut die Mädchen seit zweiundvierzig Jahren."

"Seit zweiundvierzig Jahren hat sie den gleichen Posten, obwohl sie als korrekt und zuverlässig gilt? Da stimmt doch was nicht."

"Nach ihren Akten hat sie mehrmals eine Beförderung zurückgewiesen, was als Bescheidenheit und Demut ausgelegt wurde."

"Demut! Pah! Die knöpf ich mir vor. Schaff einen verdammten Quacksalber her, der mich auf die Beine bringt."

"Schone dich erst mal. Du brauchst Ruhe." Er wollte ihr widersprechen, aber da umfing ihm die Dunkelheit.

Imperium

Segmentum Pacificus

Sektor Cabulis

System Cabulis

Planet Boonhaven

Nördliche Hemisphäre

Schola Progenium

Zeit: 1 837 806.M41

Person: Herad Tabelmann

"Du behauptest was?" Die Mutter Oberin starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an, den zahnlosen Mund zu einem Kreis der heiligen Empörung erstarrt. Wäre die Situation nicht so abscheulich, hätte Herad diese Mimik vielleicht als belustigend empfinden können. Aber das war sie nicht.

"Vater Isaiah hat von mir verlangt, dass ich, dass ich…!" Er konnte es nicht noch einmal wiederholen. Es hatte ihn schon die ganze Kraft gekostet, zu erzählen, was ihm widerfahren war. Noch einmal konnte er das Unaussprechliche nicht über seine Lippen bringen.

"Herad Tabelmann! Du kleines verlogenes Stück Abschaum weißt wohl nicht wo dein Platz ist! Du verlogener Sohn einer Hure, ich werde dich lehren, Lügen über einen so würdigen Vertreter des Gottimperators zu verbreiten! Du ziehst nicht nur den Namen von Vater Isaiah in den Dreck, sondern auch der gesamten Schola Progenium von Boonhaven und des Gottimperators auf Terra selbst!"

"Aber es ist wahr! Und meine Mutter war keine Hure!"

"Doch das war sie, du mieser verlogener Bastard! Dein Vater mag dich vielleicht als sein Sohn anerkannt haben, dieser dumme Narr! Aber er war mit seiner Metze, deiner Mutter, nicht wirklich verheiratet! Deswegen bist du nichts weiter als geduldeter Dreck in diesen Hallen!" Herad spürte wie etwas in ihm zerbrach. Seine Hände hatte er zu Fäusten geballt und ein zittern durchlief seinen Körper, während die Mutter Oberin und Schulleiterin über seine Mutter herzog. Sie log, sie konnte nur lügen!

"Ich werde dir die Lügen aus den verlogenen und verdorbenen Balg peitschen, du Hurensohn!" Die Mutter Oberin zog ihre weit gefürchtete Peitsche aus dem Gürtel. Während die normalen Nonnen und Drilläbte maximal mit Stöcken auf ihre Schützlinge einprügelten, hatte die Mutter Oberin eine richtige Peitsche, die tief ins Fleisch schneiden konnte. Die alte Frau lief, ebenfalls vor Zorn bebend, um ihren massiven rustikalen Schreibtisch herum und hob die Hand zum Schlag.

Mit seinen zwölf Jahren überragte er sie schon und war ein geschulter Kämpfer, da waffenloser Kampf ein Unterrichtsfach in der Schola Progenium war, wo die Waisen verdienter Offiziere und anderer Angehöriger der heiligen Organisationen des Imperiums eine umfassende und weitreichende Ausbildung bekamen. Hierhin war er vor vier Jahren verschickt worden, nachdem seine Mutter und kleine Schwester beim Bombenangriff gestorben waren. Sein Vater war schon wenige Wochen danach bei der heldenhaften Verteidigung eines Höhenzuges mit seinem Regiment gefallen, als er den Befehl "Halten bis zum letzten Mann" buchstabengetreu wie es sich für einen gottesfürchtigen Oberst gehört, ausgeführt hatte. Der Oberkommandierende, Oberfeldmarschall von Roderick hatte sogar einen öffentlichen Auftritt vom Heldensohn für die Wochenschau inszeniert, der auf der gestellten Beerdigung seines Vaters mit einem leeren Sarg auf einem Heldenfriedhof feierlich das Macharius Kreuz überreicht bekommen hatte. Ein Mann hatte ihm vorher in allen Einzelheiten erklärt, wann er tapfer zu schauen hatte, wann gerührt und in welchem Moment er zu salutieren hatte. Mehrmals hatte er mit ihm die Szene geübt, dass sie auch am Ende wirklich gut herüberkam. Kaum hatte er den Orden empfangen, die Hand des Oberfeldmarschalls geschüttelt und tapfer in die Kamera geschaut, hatte man ihn auch schon wieder weg geschafft. Wenigstens den Orden hatte er behalten dürfen.

Die Schola Progenium befand sich auf einer Insel weit vom Krieg entfernt. Hier gab es nur die spartanischen Unterkünfte, die Schulgebäude und Trainingseinrichtungen. Es war eine Kaderschmiede, die zukünftige militärische und administrative Elite des Imperiums auf diesem Planeten. Der Unterricht und das Training dauerten den ganzen Tag, jeden Sonntag hatte man zwei Stunden für sich selbst, dass galt als ausreichend Zeit für Privates. Herad hatte dieses Leben akzeptiert und durchaus auch willkommen geheißen. Er lebte nun für den Gottimperator, nachdem seine Eltern und seine kleine Schwester schon ihr Leben gegeben hatten.

In diesem Moment sah Herad rot. Er packte den Arm mit der Peitsche am Handgelenk und hielt nicht nur den Schlag auf, sondern riss die Nonne zu sich her und verdrehte ihr den Arm so stark, dass sie die Peitsche fallen lies. Für einen kurzen Moment wollte er ihren Kopf gegen die Wand rammen, aber er konnte sich gerade noch beherrschen. Er war zwar erst zwölf Jahre alt, aber war stark, hervorragend trainiert und hochgewachsen für sein Alter, während die Mutter Oberin eine kleine alte ausgemergelte Frau war.

"Meine Mutter war keine Hure! Und ich lüge nicht!" Er betontes jedes einzelnes Wort mit einer abgehackten Pause. "Sollten Sie das jemals wieder behaupten, werde ich jeden Ihrer Knochen einzeln zerbrechen, haben Sie das verstanden?"

"Du kleiner…; Autsch!" Er verdrehte ihr den Arm so stark, dass sie schmerzerfüllt aufschrie.

"Haben wir uns verstanden?"

"Ja, ich habe verstanden", keuchte die Mutter Oberin mit Tränen des Schmerzes und der Wut in den Augen.

"Belassen wir es nun dabei!" Der wütende Junge lies die Nonne los und starrte sie schwer atmend an. Auch in seinen Augen glitzerten die Tränen. Sein Schmerz lag aber viel tiefer, es war der Schmerz von Verrat und Lüge. Das war schlimmer als das, was der Drillabt ihm angetan hatte. Herad hatte das Gefühl, als hätte das ganze Imperium auf ihn gespuckt.

"Das wird noch Konsequenzen haben."

"Ja, dass wird es." Beide ahnten noch nicht, wie blutig diese Konsequenzen sein würden. An diesem Tag war eine Saat gelegt worden, die erst viel später aufgehen würde.

Kaum hatte er seinen Schlafsaal betreten, stürzten sich ein paar Ausbilder auf ihn, zerrten ihn zu Boden und schleiften ihn zurück in das Büro der Mutter Oberin.

"Du kleiner Scheißkerl glaubst doch nicht, dass es damit getan ist?" Sie rissen ihm die Uniform vom Oberkörper, fesselten sein Hände über seinen Kopf an einen Haken und die Mutter Oberin peitschte ihn aus. Jeder Hieb wurde von ihrem wütenden Gegeifer begleitet. Die alte Vettel schlug so lange auf ihn, bis er das Bewusstsein verlor.

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Kapitel VIII

Imperium

Segmentum Pacificus

Sektor Jyoti

System Ghersom

Planet Ghersom IV

Nördliche Hemisphäre

Kontinent Ephrat

Kathedralstadt

Pilgerheim

Zeit: 1 605 996.M41

Person: Herad Tabelmann

Schwester Magdalena sah noch verkniffener aus, als er sie sich vorgestellt hatte. Sie hielt sich kerzengerade, als hätte man ihr einen Stock in den Arsch geschoben. Die Zimmerschwester hatte gelbe schiefe Zähne und die vorderen oberen Schneidezähne fehlten komplett, deswegen sprühte ihr Speichel beim Reden aus ihrem Mund. Ihr verkniffenes Gesicht erinnerte ihn fatal an das eines Frettchens. Kein Wunder, dass sie Nonne geworden war, die hätte bei ihrem Aussehen eh keinen Mann abbekommen. Er mochte diese Frau nicht, da sie ihn schmerzlich an Mutter Oberin in der Schola Progenium auf Boonhaven erinnerte. Die Schwester stand in dem leeren Schlafsaal 1-43 wie ein imperialer General vor dem Holotisch. Obwohl sie anderthalb Köpfe kleiner war, schien sie weder von seinem Amt noch von seiner Person beeindruckt zu sein. Respekt würde er ihr noch beibringen. Das war ihm schon bei anderen Nonnen gelungen. Und sie würde seine Mutter keine Hure nennen!

"Kann ich Ihnen weiterhelfen, Herr Inquisitor?", fragte sie ihn etwas misstrauisch, während er sich im Schlafsaal umblickte. War gerade Blockwechsel oder wo waren die ganzen Mädchen hin verschwunden? Da er neben den Betten noch Gepäckstücke sah, mussten sie noch hier sein. Der Saal machte einen spartanisch strengen und sehr ordentlichen Eindruck. An den weiß getünchten Wänden waren in schwarzen Lettern kurze und prägnante Lehrsätze der Ekklesiarchie in ein Meter hohen Lettern geschrieben. Hohe gotische Fenster ließen etwas Licht vom Innenhof hinein, wo ein einsamer Baum ein kümmerliches Dasein fristete. Die fünfundzwanzig freistehenden Doppelstockbetten, mit je einer Truhe davor und dahinter, waren militärisch exakt in den gleichen Abständen ausgerichtet. Der Raum erinnerte ihn ebenfalls fatal an seine Kindheit auf Boonhaven, nur dass die Sprüche dort um einiges markiger gewesen waren. Konnte auch daran gelegen haben, dass es sich dabei um einen Jungen und nicht um einen Mädchenschlafsaal gehandelt hatte. Leittexte wie "Wahre Tugend ist, als Jungfrau in die Ehe zu gehen!" hätten nicht wirklich gepasst.

Es gab hier eine weiterführende Türe und auf die steuerte er zu. Die Nonne beeilte sich ihm in den Weg zu treten und ihn tatsächlich mit weit ausgebreiteten Armen zu blockieren. "Nicht einmal Ihr als Inquisitor der Ordo Hereticus dürft diesen Raum jetzt betreten!"

"Das werden wir ja sehen." Er schubste sie kurzerhand in Zebulons unnachgiebige Arme und zögerte dann doch, da ihm ein gewisser Verdacht kam. Die Türe war zwar nicht mit einem Symbol gekennzeichnet, aber in einem Habiat, wo sich nur Frauen aufhielten, war ein solches Symbol auch überflüssig. "Shiloh! Schau nach, was sich dahinter befindet." Seine Interrogatorin öffnete die Türe einen spaltbreit und linste einen kurzen Moment in den Raum hinein, bevor sie die Türe vorsichtig wieder schloss.

"Duschraum! Voll mit Mädchen!" Nun wusste er jedenfalls, wo sie sich aufhielten. Er war froh, Shiloh vorgeschickt zu haben, wäre sonst wohl zu peinlich gewesen.

"Nun, um es kurz zu machen, Schwester Magdalena, ich verhafte Euch im Namen der Inquisition. Führt sie ab!", befahl er kurz angebunden, um diese überaus peinliche Situation zu überspielen.

Eine halbe Stunde später hatte Explikator Zebulon das Subjekt Magdalena fertig präpariert auf den Verhörstuhl fixiert. Der Verhörstuhl bestand zum größten Teil aus massivem Holz. Nur der Sitzbereich bestand aus einem metallenen Gitter, sodass Körperflüssigkeiten ungehindert hindurch tropfen konnten. Darunter war eine abnehmbare Wanne befestigt. Die Gliedmaßen waren durch mehrere Lederbänder fest an Stuhlbeinen und Armlehnen fixiert. Ein Band um Stirn und unter der Brust fixierte den Oberkörper. Unter dem Stuhl hatte Zebulon eine Plastikplane ausgelegt, um den teuren Teppich des prächtigen Wohnraumes nicht zu besudeln. Die Nonne war komplett entkleidet, an schmerzempfindlichen Punkten waren Elektroden angebracht worden. Nackt sah sie noch hässlicher aus. Ihre Brüste waren verschrumpelt und unansehnlich. Normalerweise überließ er Zebulon das Mechanische bei strengen Verhören, aber diese Delinquentin war etwas besonderes, da wollte er persönlich Hand anlegen.

"Was werfen Sie mir vor, Herr Inquisitor! Warum bin ich hier!"

"Tja, das werden wir noch herausfinden, nicht wahr, Schwester Magdalena?"

"Ich habe ein Recht zu erfahren, was Sie mir vorwerfen!"

"Sie haben keine Rechte mehr! Lexikanus! Verhörprotokoll! Subjekt Schwester Magdalena, Verhör 1, Örtliche Zeit auf Ghersom IV 2 605 996.M41. Sitzen Sie Bequem, Schwester Magdalena?"

"Ich will wissen, was Sie von mir wollen!" Er schlug hart mit der behandschuhten Faust in ihr Gesicht. Ihre Oberlippe platzte auf und etwas Blut sickerte heraus.

"Das war eine einfache Frage, sitzen Sie bequem?"

"Nein! Sie Schwein!" Er schlug ein weiteres Mal zu. Diesmal floss schon etwas mehr Blut.

"Es reicht ein ja oder nein, haben sie das verstanden?"

"Ja!"

"Gut! Sitzen Sie bequem?"

"Nein!" Er rammte ihr mit voller Wucht seinen Stiefel in den Bauch, dass sie mit dem Stuhl umkippte. Sie japste verkrampft nach Luft und die ersten Tränen rannen ihr über das Gesicht.

"Ist es so bequemer?"

"Nein!", brach es schmerzerfüllt aus ihr heraus, als sie wieder Luft bekam. Jetzt hatte die Delinquentin den Ernst der Lage begriffen und er konnte mit seiner Arbeit beginnen.

"Richte sie wieder auf." Er gab Zebulon einen Wink und der stellte den Stuhl wieder ordentlich hin.

"Kennen Sie dieses Mädchen?" Der Inquisitor präsentierte seinem Subjekt ein Lichtbild des letzten verschwundenen Mädchens aus ihrer Obhut, von dem er wusste. Das war vor knapp zwei Wochen gewesen.

"Ja, sie war in meiner Gruppe."

"Am letzten Tag ihres Aufenthaltes wurde sie von Ihnen auf die Krankenstation überführt, ist das korrekt."

"Ja, sie hatte sich übergeben und ich habe sie hingeführt."

"Schön, kennen sie dieses Mädchen?" Er präsentierte ihr nach und nach die Bilder der verschwundenen Kinder. An die meisten konnte sie sich noch erinnern.

"Sie geben also zu, dass all diesen Kindern immer am letzten Tag schlecht wurde?"

"Ja!"

"Gut dann frage ich sie, was haben Sie dann mit ihnen angestellt?"

"Ich habe Sie zur Krankenstation gebracht." Er drückte mit einer Litanei der Aktivierung auf die Taste eines Foltergerätes und ein starker Stromstoß jagte durch den Körper der Verhörten. Der Körper des Subjektes zuckte krampfartig zusammen und Speichel sprühte aus ihrem Mund, als sie sich wieder entkrampfte.

"Diese Kinder kamen nie dort an! Wohin haben Sie die Mädchen gebracht." Die Nonne schaute ihn groß an.

"Ich habe Sie zur Krankenstation gebracht!" Der Inquisitor skalierte den Stromstoß nach oben und drückte die Taste etwas länger, der Maschinengeist strafte sie nun etwas härter. Ihr Verstocktheit ärgerte ihn ein wenig.

"Noch einmal, wohin haben sie die Kinder gebracht!"

"Beim gnädigen Gottimperator, Sie verdammtes perverses blödes Arschloch können mich zu Tode foltern, aber ich kann ihnen nur die Wahrheit sagen, ich habe sie zur Krankenstation gebracht! Ich bin seit zweiundvierzig Jahren Zimmermutter! Ich liebe meine Arbeit mit den Mädchen! Es gibt immer welche, die mich nicht mögen, weil ich ihnen streng erscheine, aber bei mir laufen keine Mädchen nachts durch die Gänge und treiben Schabernack oder verlassen gar das Gebäude, um in der Stadt unter die Räder zu kommen. Ich würde nie einem meiner Kleinen etwas Böses antun! Das schwöre ich beim goldenen Thron! Ich habe diese Kinder zu der Station gebracht! Ich habe vielleicht sie nicht immer ordentlich dort ins Buch eingetragen, da ich die anderen nicht zu lange allein lassen wollte, das hat dann dort die Schwester dort für mich gemacht! Mehr kann ich nicht sagen! Wenn sie mir nicht glauben, dann töten sie mich, aber mehr kann ich nicht sagen. Verdammt noch mal!" Tränen liefen ihr über die Wangen, aber diesmal waren es Tränen der Wut.

Shiloh gab ihm ein verdecktes Zeichen, dass sie der Frau glaubte und auch auf ihn machte sie einen glaubwürdigen Eindruck. Hatte er eine Unschuldige gefoltert? Möglich, dass er sich von persönlichen Gefühlen hatte fehlleiten lassen. Er hatte in ihr eine Mutter Oberin gesehen, die schon seit vielen Jahrzehnten tot sein musste und nicht Schwester Magdalena.

"Ist es ihnen nie komisch vorgekommen, dass diese Kinder immer am letzten Tag krank wurden?"

"Mädchen werden immer mal wieder krank. Ich habe auch oft unter der Woche Kinder zu Station gebracht, wo sie dann ein oder mehrere Tage versorgt wurden und dann auch wieder gesund zurückkamen. Sobald sie auf der Station sind, gehören sie nicht mehr zu meinen Aufgabenbereich und ich hatte bis heute auch nie Grund zur Vermutung, dass etwas nicht in Ordnung wäre. Glauben Sie mir das doch bitte."

"Ich glaube ihnen. Wie lief das ab?"

"Nun, ich nahm das Mädchen und übergab sie einer der Hospitalschwestern. Genau genommen war es immer Schwester Orpha."

"Dann haben wir wohl eine neue Verdächtige."

][

Sie fanden Schwester Orpha in ihrer bescheidenen Klause erhängt auf. Der weiß getünchte Raum hatte vielleicht sechs Quadratmeter, mit dem Charme einer besseren Gefängniszelle. Die Nonne hing in ihrer Schwesternkluft an einer Kordel, welche an dem Haken gebunden war, wo normalerweise ein Weihrauchbehälter befestigt wurde. Neben ihr lag ein umgeworfener Stuhl und unter ihr hatte sich eine Lache aus Urin gebildet, der noch warm war. Auf ihrem Schreibpult lag ein kurzer Abschiedsbrief mit den knappen Worten in unsauberer, eiliger Schrift: Es tut mir alles so Leid, aber ich kann mit der Schuld über die toten Mädchen nicht länger leben. Das Ganze war mit "Orpha" unterschrieben.

"Jemand kappt gerade lose Enden", sprach Shiloh aus, was er dachte, als sie die Ärmel des Hemdes der Leiche hochzog und auf die sich schwach abzeichnenden Hämatome zeigte, die wie Finger aussahen. Jemand hatte Orpha bei ihrem "Selbstmord" festgehalten. Das machte alles einen sehr improvisierten und dilettantischen Eindruck. Schnelligkeit war vor Sorgfalt gegangen. Verteidigungsverletzungen konnte er an ihren Armen keine sehen, die Fingernägel waren sauber, dass Bett ordentlich gemacht, Regale, Schrein und Tischchen mit einem weiteren Stuhl soweit ordentlich und akkurat ausgerichtet. Der Weihrauchbehälter lag mittig auf dem Tischchen. Definitiv kein Kampf.

Die Mörder, Herad nahm an, dass es zwei gewesen waren, hatten das Opfer entweder gekannt oder soweit eingeschüchtert, dass sie die Klause ohne Gewalt anzuwenden hatten betreten können. Er durchsuchte kurz die Schublade des Schreibpultes und fand einen angefangen Brief an Orphas Bruder, gefüllt mit Nichtigkeiten. Aber die Handschrift stimmte nicht mit dem Abschiedsbrief überein. Die Gegenseite war sehr schlampig vorgegangen. Hielten sie ihn für dämlich, auf so etwas herein zu fallen? Oder war es ihnen egal? Oder hatten sie einfach nicht die Zeit gehabt, all das besser zu arrangieren und hofften einfach auf das Beste? Irgendjemand war durch die Verhaftung von Schwester Magdalena sehr nervös geworden und hatte umgehend gehandelt. Sehr kurze Reaktionszeit, besonders da er Schwester Magdalena in einem Sack gepackt zu seiner Zimmerflucht hat transportieren lassen. Da hatte jemand recht schnell eins und eins zusammengezählt. Bei den Gedankengang stutzte Herad. Ihm kam ein ganz anderer Verdacht. Verdammt!

Er griff zu seinem Kommunikator und baute eine Sprechverbindung zu Mattan auf. "Zielperson ist Tod. Bereite eine Obduktion nach Schema sieben vor und eine Untersuchung nach Standardprotokoll Neun."

"Verstanden! Ende und aus." Mattan unterbrach die Verbindung. Der Gelehrte war allein mit Schwester Magdalena in den luxuriösen Quartieren zurück geblieben und würde nun äußerst gewissenhaft nach einer Abhörvorrichtung suchen, denn das bedeutete das Codewort Schema sieben. Normalerweise gehörte es zu seinen Pflichten die Wohnräume und Ausrüstung nach solchen Dingen mindestens zweimal täglich abzusuchen. Aber Mattan war jemand, der sich leicht ablenken und gerne seine Pflichten schleifen ließ, wenn etwas sein Interesse geweckt hatte. Sollte Mattan etwas finden, bedeutete die neun, eine Evakuierung einzuleiten.

Mit Handzeichen gebot er seinen restlichen Leuten die vor der Klause im dunkelbraun gefliesten Gang warteten, ihre Ausrüstung nach Unregelmäßigkeiten zu überprüfen, aber keiner fand etwas, Shiloh und er ebenfalls nicht. Trotzdem wechselte er in den Dialekt von Toth, als er wieder sprach. "Ich schätze, dass sich in unserem Quartier eine Abhörvorrichtung befindet. Mattan überprüft das gerade." Syntyche und Havilah sahen ihn fragend an und ihm fiel ein, dass die beiden diesen Dialekt auch nicht verstehen konnten. Also zog er seinen Datablock hervor und schrieb das auf. Beide Frauen nickten verstehend.

Wie Shiloh es richtig angemerkt hatte, jemand kappte gerade lose Enden und wenn er in der Krankenstation noch Hinweise finden wollte, musste er sich beeilen. Mit seinem Gefolge im Schlepptau lief er eilig vom Trakt der Schwestern zu dem verdächtigen Krankenzimmer. Die Krankenstation lag im Erdgeschoss, umfasste neben einem Empfangs und Warteraum ein Behandlungszimmer und einen Schlafsaal, der mit etwa dreißig Mädchen belegt war. Die Türe zum Behandlungszimmer war verschlossen und eine wütende Nonne mit einer grünen Schürze hämmerte gegen die massive Türe.

"Ihr könnt doch einfach nicht die Türe abschließen! Das geht doch nicht! Macht sofort auf oder ich werde die Mutter Oberin über dieses verantwortungslose Verhalten in Kenntnis setzen!" schrie die Nonne mit rot angelaufenem Gesicht. So wie es aussah, räumte hier gerade jemand auf und derjenige befand sich noch in dem Raum.

"Wer ist da drin?" Die Nonne wurde jetzt erst auf ihm aufmerksam und sah ihn und seine Gefolgsleute schwer atmend an. Sie starrte kurz auf seine Säule und wurde augenblicklich ruhiger.

"Vier Schwestern, sind einfach ohne was zu sagen am Empfangsschalter vorgelaufen und hier eingedrungen, Herr Inquisitor. Die haben hier gar nichts zu suchen!", den letzten Satz rief sie in Richtung Türe.

"Kennt ihr diese Schwestern?"

"Nur Schwester Zilpha, eine der Nachtschwestern. Aber die hat jetzt gar keinen Dienst! Herr Inquisitor."

"Es gibt zwei Nachtschwestern?"

"Wir sind immer zu zweit auf der Krankenstation, Herr Inquisitor. Meine Kollegin holt schon Hilfe, Herr Inquisitor."

"Gibt es einen zweiten Zugang zu dem Raum?"

"Ja, über die Katakomben, eine breite Treppe führt dort hinab." Verdammt, er hatte gedacht, alle Zeit der Welt zu haben, aber wahrscheinlich waren die vier ominösen Schwestern schon längst in die Gruftebene entfleucht.

"Hatten die Schwestern Waffen dabei?"

"Waffen? Aber nicht doch, Herr Inquisitor."

"Geht zur Seite, wir übernehmen. Havilah, nimm deinen Eviscreator und säge das Schloss aus der Türe. Ihr anderen macht euch bereit. Und mindestens eine lebende Gefangene!" Vielleicht konnte er die Flüchtigen noch einholen.

Die Kuttenträgerin huschte zur Seite, während Havilah den Verbrennungsmotor ihrer Waffe startete. Die Reißzähne der Kette aus Adamantium begannen sich zu bewegen und es gab ein lautes kreischen, als die überdimensionierte Kettensäge sich durch das Holz der Türe und dem darunter liegenden Plaststahl fraß. Neugierig linsten die Mädchen aus dem Schlafsaal durch die offen stehende Türe zu ihnen herüber. Gerade als Herad sie verscheuchen und der Nonne befehlen wollte, die verdammte Tür zu dem Schlafsaal zu schließen, hämmerte eine Schrotgarbe durch die Türe und riss ein Faustgroßes Loch in das Material und fuhr knapp die Zelotin verfehlend in die gegenüberliegende Wand. So wie es aussah war wohl doch noch jemand in dem Raum und der war ganz und gar nicht unbewaffnet. Unter den langen Kutten konnte auch unbemerkt ein Waffenarsenal mitgeführt werden.

Gerade so konnte Havilah wegspringen, als zwei weitere Garben das Loch vergrößerten. Dann flog auch schon eine Handgranate durch die frisch geschaffene Öffnung, prallte an der Wand ab und kullerte ausgerechnet in den Schlafsaal voller Mädchen, die je nach Temperament, zu kreischen, zu schreien oder zu weinen angefangen hatten. Einige hatten sich geistesgegenwärtig auf den Boden geworfen, andere glotzen erstarrt vor Angst in ihre Richtung oder auf die Handgranate. Mitten im Schlafsaal kam die Eierhandgranate zur Ruhe. Havilah reagierte augenblicklich und warf sich ohne zu zögern auf den Sprengkörper, um im nächsten Moment wie von Geisterhand angehoben zu werden, als die Granate unter ihr detonierte. Der Körper der Zelotin nahm den Großteil der Splitter in sich auf und dämpfte die Druckwelle auf ein harmloses Maß herab. Jedenfalls für die Umstehenden, Havilahs Körper wurde so schwer verletzt, dass sie das unmöglich überlebt haben konnte. Sofort bildete sich eine Blutlache um ihren Körper. Keines der Mädchen wurde ernsthaft dank Havilahs Opfer verletzt. Soviel Mut und Selbstaufopferung hatte Herad der jungen Frau, selbst fast noch ein Kind, nicht zugetraut. Viel gehalten hatte er bis jetzt nicht von ihr, nur dadurch, dass sie eine Stumpfe war, hatte sie eine Rolle in seiner Anti- Gabriel Strategie gespielt. Sonst war Havilah nicht mehr als ein zusätzlicher Handlanger für die niedrigsten und gefährlichsten Arbeiten gewesen. Aber jetzt hatte sie ihr Leben für das der Kinder gegeben und das verdiente Respekt und Anerkennung. "Möge der Gottimperator der Zelotin Havilah Pilger gnädig sein, denn sie war eine treue und gehorsame Dienerin der Inquisition", betete er in Gedanken und konzentrierte sich dann auf die aktuellen Geschehnisse.

"Räucher sie aus, treib sie aus den Raum in die Katakomben!" befahl Herad seiner Interrogatorin. In dieser Situation war das Sichern von Beweisen zweitrangig geworden. Der Schutz der unschuldigen Kinder hatte erste Priorität. Andere Inquisitoren würden vielleicht den Beweisen den Vorrang gegeben, aber Herad wollte verdammt sein, wenn er sich die sprichwörtliche Rücksichtslosigkeit eines puritanischen Amalathianer zu eigen machte.

Shiloh hatte inzwischen ihren Handflammenwerfer gezogen und flammte blind damit in den Raum hinein. Das sollte sie aus den Raum treiben. Feuer hatte eine starke psychologische Wirkung. Mehrere große Löcher von Schrotladungen wurden als Reaktion darauf in die Türe gerissen und zwangen Shiloh in die massive Deckung der stabilen Steinwände. Zwei Dutzend weitere kleine Löcher wurden in die Türe gestanzt, offensichtlich durch eine großkalibrige vollautomatische Projektilwaffe, die im Gegensatz zu der halbautomatischen Sturmschrotflinte nicht zu hören war. Diese "Schwestern" waren verdammt gut bewaffnet. Aber auch seine Leute waren nicht gerade unterbewaffnet und Zebulon hatte endlich sein geliebtes Maschinengewehr bereit gemacht. In dem engen Gang hörten sich die Schüsse doppelt so laut an, als Zebulon mit einer langanhaltenden Garbe die Reste der Türe in ihre Bestandteile zerlegte und den Raum dahinter nicht minder in Mitleidenschaft zog. Dann war erst mal Ruhe. Shiloh zog ihre Boltpistole und ging mit aktivierten Refraktorschild als erste, sofort gefolgt von Zebulon, der massives Deckungsfeuer über den Kopf der viel kleineren Shiloh gab. Herad folgte als dritter mit seiner Infernopistole, so dass die kleine Halbautomatik in Syntyches Händen geradezu putzig wirkte, die als letzte nachkam.

Das Behandlungszimmer, ein kleiner streng eingerichteter Raum mit einer Behandlungsliege, umgestoßenen Instrumententisch und mehreren Schränken, stand in Flammen. Eine weiterführende Türe stand offen. Von den Angreifern war nichts mehr zu sehen, offensichtlich hatten sie sich in den Bereich hinter der Türe zurück gezogen. Bewaffnete Gegner direkt auf ihrer Fluchtroute zu verfolgen war nie eine gute Idee, aber er konnte es sich nicht leisten, diese wichtige Verbindungsstück zum eigentlichen Kult zu verlieren. Er hatte wahrscheinlich direkte Handlanger vor sich, die wahrscheinlich einen Teil des Tzeentchkultes kennen mussten. Wenn sie entkamen, musste er im Nebel herumstochern und das würde blutig und zeitaufwendig werden. Und Zeit war inzwischen etwas, was er nicht mehr wirklich in ausreichender Form hatte. Jeden Tag den er hier mit Ermittlungen verbrachte, vergrößerte den Vorsprung dieser äußerst gefährlichen Hexe namens Gavri Pilgerstochter. Deswegen war es jetzt besser auf volles Risiko zu gehen und auch den Verlust von Teilen seines Gefolges zu riskieren.

"Zeb Deckungsfeuer! Shiloh vorwärts!" Der Inquisitor hatte nicht vor, diese falschen Nonnen entkommen zu lassen, falls sie überhaupt falsch waren. Aber zivile Orden waren normalerweise nicht mit Sturmschrotflinten und schallgedämpften Kommandoautopistolen bewaffnet. Nach dem Stand der Dinge war wohl nicht damit zu rechnen, dass er jemand unverletzt gefangen nehmen würde.

Der große Scherge schwenkte sein MG in den Gang und schwängerte ihn mit Blei, während Shiloh geduckt hinein huschte und sich unter dem Kugelhagel vorarbeitete. Zebulon folgte ihr auf den Fuß und Herad ließ es sich nicht nehmen, aufzuschließen. Sie betraten den kurzen Gang, der zu einer Treppe führte. Eine brennende Kutte lag auf dem Boden von der Art, wie sie die Nonnen dieses Hauses trugen. Von unten kam eine Handgranate aus dem toten Winkel in den Gang hoch geworfen, welche vor Shilohs Füßen landete und von ihr mit einem Tritt ein Stück zurück befördert wurde. "Handgranate!" schrie Shiloh und sie warfen sich alle hin. Einen Sekundenbruchteil später detonierte die Granate, aber die die Splitter flogen harmlos über sie hinweg oder prallten von ihren Schutzfeldern ab. Eine Staubwolke versperrte die Sicht und er konnte nichts erkennen, das weiter als fünf Meter entfernt war.

"Zeb, Sperrfeuer nach unten, Syntyche, brat ihnen eins über, aber mit der am niedrigsten möglichen Macht. Und ich will eine Kultistin lebend!" Der Scherge legte eine neue Munitionsbox ein und fädelte einen frischen Gurt in den Verschluss, während Syntyche nach vorne krabbelte. Hoffentlich schaffte es die Psionikerin wenigstens diesmal ihre Kräfte maßvoll einzusetzen. Der Hüne arbeitete sich ebenfalls bis zum Treppenabsatz vor und begann blind durch die Staubwolke nach unten zu feuern. Darauf kam die Psionikerin hoch und schoss einen kleinen Blitz nach unten. Sofort gab es eine starke Detonation. Die Wucht der Explosion riss ihn von den Beinen aber sein Schutzfeld bewahrte ihn davor wirklichen Schaden zu nehmen. Ebenso wurden Syntyche und Zebulon von den Beinen gefegt. Die Psionikerin knallte zuerst gegen sein Schutzfeld und dann auf den Boden.

"Verdammt!" schrie er, seine Ohren klingelten und er konnte sich kaum selber hören. Es knirschte und knackte, dann brach eindeutig Teile des Treppenschachtes vor ihm zusammen und eine gewaltige Staubwolke hüllte ihn ein und nahm ihm den Atem. Der Inquisitor hatte größere Schwierigkeiten hoch zu kommen.

"Ich bin zu alt für so einen Scheiß!" brummelte Herad und tastete vorsichtig sein Gesicht nach Verletzungen ab. Nur Schmutz, kein Blut. Wahrscheinlich sah er aus wie Shiloh, die mit einer grauen Schicht aus Staub und Schutt bedeckt war. Auch Syntyche und Zebulon waren mit Dreck bedeckt, der Hüne blutete aus einem Schnitt an der Stirn, die Psionikerin blutete aus der Nase und hatte sich die Lippen und das Kinn aufgeschlagen. Sie spuckte Blut aus und im ersten Moment befürchtete er, dass sie das gleiche Schicksal wie Janina und seine Mutter erleiden würde, aber ihre Atmung ging normal. Es roch nach Fycelin, dem Grundstoff aus dem das Imperium seine Explosivmittel herstellte. Wahrscheinlich hatten die Schwestern eine nicht unerhebliche Menge an Sprengstoff mit sich geführt, eventuell um eine Sprengfalle für ihn zu hinterlassen und die elektrische Entladung hatte den Sprengstoff gezündet. Sein Aupex zeigte keine nennenswerten Bewegungen an und als die Staubwolke sich halbwegs gelegt hatte, sah er auch warum. Der Treppenschacht war auf halber Strecke voller Trümmer, mit hoher Wahrscheinlichkeit war die Opposition darunter zerquetscht worden. Auch Syntyche konnte kein Leben mehr aus dieser Richtung spüren. Soweit zum Thema Gefangene. Da das Behandlungszimmer immer noch brannte, füllte sich die Luft hier mit Rauch. Hier gab es nichts mehr zu tun.

Sie zogen sich durch den brennenden Raum zurück und Herad sorgte dafür, dass dieses von Shilohs Handflammenwerfer verursachte Feuer gelöscht wurde. In regelmäßigen Abständen hingen reich verzierte Feuerlöscher an den Wänden. Damit gelang es ihnen den Brandherd zu löschen. Immer wieder verscheuchte Zebulon Pilgerinnen, Schwestern und einige Kleriker, die neugierig zusammen strömten um zu gaffen.

Nachdem das Feuer erloschen war, förderte eine gründliche Durchsuchung des Raumes nur ein leergeschossenes Magazin einer Autopistole zu Tage. Der Aufschrift nach war es für Hülsenlose Munition im Kaliber 10,2, welche gerne für schallgedämpfte Waffen verwendet wurde, weil diese Munition noch im Unterschallbereich blieb und durch ihre Masse tötete. Das half ihm leider auch nicht wirklich weiter. Frustriert steckte der Inquisitor das Magazin ein und begab sich in den Krankenschlafsaal, der inzwischen evakuiert war.

Havilahs Leiche lag mit einen Bettlaken bedeckt dort wo sie aufopferungsvoll gestorben war. Er kniete sich neben ihr nieder und hob das Laken an. Ihr Gesicht war überraschenderweise nicht schmerzverzerrt oder entstellt, sondern wie durch ein Wunder ohne eine einzige Schramme. Ihr Gesichtsausdruck hatte etwas losgelöstes, schon beinahe heiliges. Wahrscheinlich lag das daran, dass sie als Märtyrerin gestorben war. Sie hatte ihr Leben gegen das von wahrscheinlich über einem Dutzend unschuldiger Mädchen getauscht, welche die Granate in den Tod gerissen hätte. Nun weilte sie beim Imperator als heilige Dienerin der Inquisition, welche heldenhaft im Dienst gefallen war. Nun lag es an ihm, für sie ein würdiges Begräbnis auszurichten.

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Wiedermal lässt mich das nach Nachschub schreien. Dennoch habe ich diesesmal auch Kritik:

Wie ein anderer User schon geschrieben hast, wirken einige Dinge etwas zu alltäglich, zu sehr 20./21. Jhd. und nicht 40. Jahrtausend. Als Beispiel: Die Autofahrt könnte jeder von uns problemlos jeden Tag mit einem Leihwagen erleben (Gut die Felatio in der Fahrt ist nun vielleicht eine etwas seltenere Erfahrung, aber auch nichts, was man noch nie erlebt hätte ;)).

Klar nutzt du Termini wie "Maschinengeist" aber ich würde da einfach Alltagssprache mehr rauskürzen und aus dem Auto einen plasmagetriebenes Radfahrzeug oder irgendwas exotisches in der Art machen.

Ansonsten muss ich sagen, dass es noch NIEMAND mit einer freien Internetgeschichte geschafft hat mich so fesseln, meine tiefste Verbeugung vor deinem Stil. :)

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Hier muss ich wiederrum widersprechen :)

Ich finde es grad toll das Nakago eben etwas Alltag in das ganze bringt, macht eben dies es leichter sich in die Situation hinein zu versetzen. Ansonsten schließ ich mich sämtlichen Vorrednern an, ich will mehr, ich finds geil und warum gibts noch kein Buch von dir zu kaufen. :)

Mut ohne Weissheit ist Dummheit

Weissheit ohne Mut ist Feigheit

Weissheit und Mut ist Tapferkeit!

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Nachdem zum Ende des Bruderkrieges ein Verbot von Gleitern/Schwebern etc für die Imperialen Bürger durchgesetzt wurde, ist es absolut nicht unwahrscheinlich das sich der normale Bürger in der 40k Welt mit einem Verbrennungsmotor betriebenem Fahrzeug fortbewegt (sieht man sich das Modell des Leman Russ mal an, läuft der vmtl auch mit einem Verbrennungsmotor), also wäre das einzige über das man sich ernsthaft streiten könnte ob man das Ding nun "Auto" oder "Verbrennungsmotorbetriebenes 4- Rad" nennt ;)

Auch die Strandgeschichte, ich halte es für nicht abwegig das die Leute auch noch in 38 tausend Jahren noch am Strand liegen, sich unterhalten und ok "Handball" oder eben ein (bitte an der Stelle irgendwas eintragen das sich nach Handball anhört^^).

Im Grunde hat Nakago das ganze nur zur vereinfachung mit Worten beschrieben die jeder versteht, oder anders gesagt, versuch mal nem 5 jährigen zu erklären was ein Verbrennungsmotorbetriebenes 4 Rädriges Vehikel ist :D

Und ich würde an dieser Stelle auch vorschlagen, das, sollte hier noch Diskussionsbedarf bestehen wir das lieber per PN diskutiern um den Thread hier nicht zu sehr zu belasten ;)

Mut ohne Weissheit ist Dummheit

Weissheit ohne Mut ist Feigheit

Weissheit und Mut ist Tapferkeit!

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Promethium betriebene Vehikel mit Luftreifen dürften das 08/15 Fahrzeug des 41 Milleniums sein. Wenn man sich gewisse Ork Pick-ups der späten 4. Editon, die wiederrum auf Chassis des Imperiums (Siehe Forge World Modell) beruhen, so ansieht, sind das definitiv Verbrennungsmotoren und die Reifen sehen nach Reifen aus. :) So entwickelt in machen Beziehungen die Technik in 40K sein mag, in vielen Punkten entspricht sie jener der dreißiger und vierziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Auch gibt es einen Gaunts Geister Roman, wo das inbeseitznehmen von Promethium Förderstätten als Kriegsentschiedent für den ganzen Kreuzzug dargestellt wurde. Die Indizien sprechen also eher für, als gegen meine Darstellung. Ich habe bewußt dieses Fahrzeug Herad in die Hand gegeben, da es nach dem Fluff schlichtweg die logischte Wahl für mich war. Natürlich hätte ich ihm genau so einen Sechsspänner mit Messinggehäuse geben können oder einen Gleiter.

][

Die Standszene hätte sicherlich auch auf Sardinien heute spielen können. Aber letztendlich spricht nichts dagegen, dass sie nicht hätte auch auf Ghersom IV abspielen können, da über Strandgewohnheiten des 41 Millenisums rein gar nichts bekannt ist. Manche Dinge ändern sich, andere nicht. Und es gibt über eine Million Welten im Imperium und jede ist etwas anders, also warum nicht auch mal etwas 21 JH westliche Welt? Die Darstellung von Ghersom IV ist bewusst und voller Absicht so von mir gewollt. Aber nun weiter im Text.

][

Imperium

Segmentum Pacificus

Sektor Jyoti

System Ghersom

Planet Ghersom IV

Nördliche Hemisphäre

Kontinent Ephrat

Kathedralstadt

Festung des Adeptus Arbites

Zeit: 1 606 996.M41

Person: Herad Tabelmann

Mattan hatte tatsächlich eine Abhörvorrichtung in dem prächtigen Quartier übersehen, das ihnen so großzügig von der örtlichen Ekklesiarchie zur Verfügung gestellt worden war. Angeblich war nur der große Gemeinschaftsraum davon kompromittiert gewesen, aber der Wissenschaftler konnte nicht hundert Prozentig ausschließen, ob auch die anderen Räume verwanzt waren. Die Wanze im großen Wohnzimmer war gut versteckt gewesen, teilweise regelrecht eingemauert und von einer Technologie, wie sie vor Jahrtausenden verwendet worden war und heute nicht mehr in dieser Güte erhältlich war. Diese Art von Spionagetechnologie war mit heutigen Mitteln kaum mehr aufzuspüren. Wahrscheinlich war diese Wanze schon in den Rohbau des Turmes vor über viertausend Jahren integriert worden. Imperiale Technologie war für die Ewigkeit gebaut.

Wenigstens war es Matten gelungen, mit dem Walküre Sturmtransporter den Turm zu verlassen, ohne dass ihnen jemand Fragen gestellt oder ihn aufzuhalten versucht hätte. Dann hatte er das restliche Team vor dem Pilgerheim an Bord genommen und sie waren zur südlichen Festungsanlage des Adeptus Arbetis geflogen. Havilah ruhte provisorisch in der Leichenhalle des Turmes, da Herad sie in dieser unklaren Lage nicht auf eventuell feindlichem Territorium beerdigen wollte. Schwester Magdalena wurde im Hospitaltrakt der Adeptus Arbetis Kaserne behandelt.

Nun hatten sie ein provisorisches Quartier in einigen ungenutzten Räumen der Inquisition innerhalb der Festung des Adeptus Arbites bezogen. Sie befanden sich in einem kleinen, nüchtern eingerichteten Konferenzraum mit einem einfachen Tisch und harten Stühlen. Mattan machte immer noch einen zerknirschten Eindruck und Herad tat nichts daran, das zu ändern. Sein wissenschaftlicher Berater war ein höchst kompetenter Mann, der auf jedem Gebiet über ein überragendes Wissen verfügte, aber manchmal war er bei seinen Pflichten einfach zu nachlässig. Herad würde ihn noch etwas zappeln lassen, bis er ihm Absolution gewähren würde.

Die ganze Situation war jetzt verfahren. Mit dem Tod der vier Schwestern hatte er keinen direkten Ansatzpunkt mehr. Die Kette war unterbrochen und unter Tonnen von Trümmern begraben. Aber er wusste jetzt, dass die Verschwörung höher ging, als er angenommen hatte. Mindestens Dekan Vater Zalmon, der ihnen die Quartiere zugeteilt hatte, war involviert. Und wahrscheinlich auch der Kardinal Zadok VIII höchst selbst. Aber das machte in Bezug auf einen Kult des Tzeentch einfach keinen Sinn. Ein Hochadliger wie Zadok VIII hatte Zugriff auf alles, was das Imperium zu bieten hatte, einschließlich der großen Chance, der nächste Ekklesiarch zu werden. Und damit war ein fester Sitz im Senat verbunden und das bedeutete absolute Macht.

"Jetzt wo wir einige neue Fakten erfahren haben, möchte ich eine andere Theorie präsentieren. Wenn du erlaubst, Herad?" Seine Interrogatorin Shiloh hatte sich neben der Projektionsfläche des Vorführraums aufgebaut, wo sie sich alle Überlebenden seines Gefolges zu einer nächtlichen Krisensitzung versammelt hatten, und sah ihn fragend an. Mit einem Nicken gab er sein Einverständnis, da ein anderer Sichtwinkel in dieser Situation nicht schaden konnte. "Während Inquisitor Tabelmann im Koma im Krankenhaus lag, bin ich einer etwas anderen Spur nachgegangen. Hier haben wir die verschwundenen Mädchen, auf die Herad aufmerksam wurde."

Ein Projektor mit einem Reinheitssiegel sprang an, nachdem Shiloh die Litanei der Aktivierung gesprochen hatte und zeigte Bilder der Kinder. "Wie wir sehen, sind alle blond, blauäugig, hellhäutig, noch recht kindlich für ihr Alter, genauso wie Gavri Pilgerstochter, unser ursprüngliches Ziel. Nun nehmen wir Pilgerstochter einfach mal raus und wir haben immer noch zweiundzwanzig verschollene Kinder. Sie kommen alle aus sehr entfernten Provinzen des Kontinents und ihre Angehörigen verfügen über keinerlei Vermögen. Auch ist ihnen gemein, dass sie im Gegensatz zu Gavri Pilgerstochter alle eher unterdurchschnittliche Schülerinnen waren. Mit diesen Parametern veränderte ich das Suchraster für weitere den Ordnungsbehörden bekannte verschwundene Mädchen auf Herkunft und Bildung, beschränkte mich aber auf Fälle, die nicht länger als zwanzig Jahre zurückliegen." Auf der Fläche erschienen Hunderte von Bildern. Hier waren nun alle möglichen Arten von Mädchen vertreten, auch mit braunen oder grünen Augen, mit roten, schwarzen oder brünetten Haaren. Aber auch weitere, die blond, hellhäutig und blauäugig waren.

"Das sind nun zweihundertachtunddreißig Fälle von verschwundenen Kindern. Ich erweiterte das Suchraster nun auf Mädchen, die während des Aufenthaltes offiziell an Krankheiten verstorben waren, die aber vor Beginn der Reise kerngesund gewesen waren." Das Bild sprang um und zeigte unzählige Portraits. "Das sind nun insgesamt zweitausendachthundertsiebenundfünfzig Mädchen. Allen ist gemeinsam, dass sie entweder niemand wirklich vermisst oder ihre Angehörigen nicht die Mittel haben, im Normalfall näher nachzuforschen, weil sie einfach zu weit entfernt wohnen und die Reisekosten ihr Jahresgehalt übersteigen. Auch liegen ihre Zeugnisse fast ausschließlich deutlich unter dem Durchschnitt. Ich modifizierte das Raster auf diejenigen, welche im Bereich des Krankenzimmers 1-1 untergebracht gewesen war und es bleiben noch 2154 Fälle in den letzten zwanzig Jahren übrig."

"Das wären im Schnitt zwei Mädchen pro Woche", warf Tabelmann ein, nachdem er die Summe überschlagen hatte. "Ist das nicht ein wenig viel, um nicht aufzufallen?"

"Zweitausend von weit über zweihundertmillionen Besucherinnen in dem Zeitraum von zwanzig Jahren. Das ist nicht mal mehr im Promillebereich. Eine von etwa Hunderttausend."

"Auch wieder wahr. Nun, und wer glaubst du, braucht so viele unterschiedliche weibliche Opfer? Ein Todeskult? Ritualopfer? Was ist der gemeinsame Nenner? Es ist offensichtlich nicht nur der Typus Gavri Pilgerstochter, der hier verschwindet."

"Ich denke mal, dass wir einfach mal ganz profan denken sollten. Dies hat meiner Meinung nach nichts mit einem Todeskult, Dämonenkult oder Häresie zu tun. Auch nicht damit, ein Gefäß für was auch immer zu finden. Sondern ganz einfach mit sexueller Gewalt gegen Mädchen."

"Und was lässt dich darauf kommen?"

"Wir haben hier eine riesige Kathedrale mit Divisionen von Priestern, angeführt von Dutzenden hohen Rängen, wie sie kaum mal so massiv auftreten. Eine Klerikerschaft, die sehr auf ihrem Ruf achtet, das Zölibat einzuhalten. Wahrscheinlich weil hier täglich tausende fanatisierte Pilger, Zeloten, Flagellanten und Erlösungssuchende ein und aus gehen. Solche religiösen Eiferer sind nicht besonders tolerant zu Klerikern, die offen herumhuren. Mattan kann mir sicherlich das Zitat des Heiligen Abiel zum 7. Ekklesiansichen Konzil nennen?"

"Du meinst wahrscheinlich dieses: Wahrlich, der größte Erfolg des Konzils war die Reduzierung der Bordelle der Stadt. Als das Konzil begann, gab es fünf, am Ende nur noch ein Einziges und das bedeckte die ganze Stadt."

"Genau! Auf jedem Planet wo ich bis jetzt war, gab es Huren die sich rühmten, schon die mächtigsten Kleriker als Kunden gehabt zu haben. Um es mal deutlich unverblümt auszusprechen. Aber hier? Die unteren Ränge sind manchmal verschämt im Nordwestviertel unterwegs, wie ich gehört habe, aber die höheren Ränge leben keusch in ihrem Turm. Es gibt keine Gerüchte über Mätressen oder Konkubinen. Die Keuschheit des Klerus wird hier überaus gelobt und deutlich herausgestellt." Tabelmann ließ sich die Schlussfolgerungen durch den Kopf gehen. Der Turm war gigantisch, über einen Kilometer hoch mit einer Grundfläche von fünfhundert auf fünfhundert Meter, die sich nach oben stark verjüngte. Dort gab es massenhaft Platz, um einen geheimen isolierten Harem von hundert Konkubinen zu unterhalten. Vielleicht gab es sogar noch einen Komplex, der in der Zeit der Apostasie genau für diesen Zweck erbaut worden war. Das Bauwerk stammte aus dieser Zeit und es war damals üblich gewesen, dass der höher gestellte Klerus Zugriff auf einen gemeinsam Harem hatte, der aus den schönsten Frauen und auch Männern bestanden hatte, welche ein Planet zu bieten hatte. Er hatte das Buch "Der goldene Käfig" gelesen, das während der Reformation von einem der überlebenden weiblichen Bewohner eines solchen Harems geschrieben worden war. Natürlich war es kurz nach der Veröffentlichung verboten worden, aber es stand in jeder Bibliothek des Ordo Hereticus, weil es detailreich die pervertierten Riten des späten Tempels des imperialen Heilandes beschrieb. Zum einen als Mahnung, zum anderen um häretische Tempeltendenzen erkennen zu können. Danach gab es zu so einem Komplex nur einen einzigen Zugang, das Zentrum bildete ein großer Raum mit einem zentralen Badebecken um den sich erlesene Teppiche, weiche Kissenberge und bequeme Liegen gruppierten, auf dem regelmäßig Orgien gefeiert wurden. Um diesen großen Raum gruppierten sich Zimmer für verschiedenartige Ausschweifungen und die Quartiere der Haremsdamen, Mädchen, Jungen und Männer. Diese Komplexe waren während der Reformation entweder abgerissen, versiegelt oder anderen Zwecken zugeführt worden. Es konnte gut sein, dass diese verwerfliche Örtlichkeit in der Imperiumskathedrale wieder ihrem ursprünglichen Zweck zugeführt worden war.

Und unter der Kathedrale lag die größte Gruftanlage des Planeten. Wenn man der Mädchen überdrüssig wurde, konnte man sie dort leicht verschwinden lassen. Wem fielen da schon ein paar Leichen mehr oder weniger auf? War es wirklich so einfach? Er sah seine schöne Theorie über einen Tzeentchkult, der ein Gefäß für einen Dämon suchte, in sich zusammen fallen. Diese Theorie hatte schon sehr starke Lücken aufzuweisen gehabt, die er bis jetzt nicht füllen hatte können. Shilohs Theorie klang durchaus schlüssig, besonders wenn er den allgemeinen niedrigen Bildungsstand der Opfer betrachtete. Er konnte sich nicht vorstellen, dass ein dummes Kind das bevorzugte Gefäß dieser Gabriel gewesen wäre.

"Ist es wirklich so profan? Haben sich ein paar notgeile Kleriker zusammengetan und einen Vergewaltigungszirkel gegründet?" Er blickte in die Runde, sich neue Impulse erhoffend.

"Durchaus möglich", erwiderte Mattan. "Erfordert recht wenig logistischen Aufwand. Eine Person, welche die eingehenden Akten nach potentiellen Kandidatinnen aussiebt und Kopien davon einem involvierten Verbindungsmann übergibt. Wahrscheinlich suchen sich dann die Oberen die Mädchen aus, die sie ansprechen. Man wartet bis zum letzten Tag und sorgt für eine leichte Vergiftung. Daraufhin wird das Opfer zur Krankenstation gebracht. Die dortigen Schwestern betäuben es und sorgen dafür, dass sie abgeholt werden. Dann werden sie wahrscheinlich über die Katakomben in die Kathedrale geschafft und im dortigen Harem untergebracht."

"Aber zweitausend Mädchen! Das sind so viele", warf Syntyche ein.

"Ich glaube nicht, dass sich zeitgleich mehr als hundert von ihnen dort aufhalten", schätzte Shiloh.

"Aber was machen sie dann mit den anderen? Die müssten doch dann wieder auftauchen", erwiderte die Psionikerin. Alle sahen sie an und schließlich begriff sie, warum die Mädchen nicht mehr auftauchten. Ihr Gesicht lief rot an, zuerst dachte Herad, vor Scham über ihre Naivität, dann sah er, dass es Wut war.

"Sie bringen die Mädchen um! Warum sitzen wir noch hier herum und tun nichts dagegen? Gehen wir hin und treten ihnen in den Arsch!"

"Das ist bis jetzt nur eine äußerst mögliche Theorie, wir haben keinen einzigen schlüssigen Beweis oder Zeugen", warf Herad ein. "Gut, eine Schwester welche die Akten durchsieht, eine welche das Essen in der Kantine vergiftet, zwei Nachtschwestern, welche das Opfer präparieren, eine weitere Person war mindestens noch beteiligt, da nach Aussage der Schwester im Krankenzimmer vier Frauen im Behandlungszimmer waren."

"Möglich, dass die vierte eine bewaffnete Haremswächterin war", spekulierte Shiloh.

"Vielleicht, aber das ist reine Spekulation. Jetzt ist die Frage, wie viele von der Führungsschicht dieser Diözese gehören zu diesem Sauhaufen?" Inzwischen ging Herad schon davon aus, dass Shiloh wohl recht hatte mit ihrer Theorie.

"Warum verhaften wir nicht alle und befragen sie mit dem notwendigen Nachdruck?" Syntyche ließ demonstrativ ihre Finger knacken. Sonst war sie immer die, welche sich vor notpeinlichen Befragungen nach Möglichkeit drückte.

"Das ist in diesem Fall nicht so einfach", begann Herad zu erklären. Syntyche war noch nicht lange genug in der Praxis tätig, um gewisse Feinheiten zu kennen. "Theoretisch ist die Inquisition für alles zuständig und es gibt niemanden, der vor unseren Untersuchungen immun ist. Ein Inquisitor ist Ermittler, Ankläger, Richter und Henker in einer Person. Praktisch gesehen können wir uns als die Inquisition auch nicht alles erlauben. Die Führungsschicht der Ekklesiarchie auf diesem Planeten ist mit dem des Imperialen Adels gleich zu setzen. Und Kardinal Zadok VIII ist verdammt hoch in der Hierarchie anzusiedeln. Über ihm steht nur noch der Ekklesiarch. Um diesen Schweinehunden ans Leder zu gehen, brauchen wir mehr als eine Theorie oder durch notpeinliche Befragung zustande gekommene Geständnisse."

"Dann gehen wir jetzt in den Turm und stellen ihn auf den Kopf. Dieser Harem scheint ja recht viele Zimmer zu haben, den sollten wir doch finden können!"

"Wahrscheinlich ist es dafür schon zu spät. Wir haben zu viel Zeit vertrödelt. Die haben mit der Verhaftung von Schwester Magdalena begonnen, aufzuräumen."

"Die Mädchen sind alle tot?" Syntyche sah richtig entsetzt aus.

"Extrapolierend zu der Geschwindigkeit und Rücksichtslosigkeit ihrer bisherigen Aktionen wage ich zu behaupten, dass die Liquidierung der Insassen des Harems mit 99% Wahrscheinlichkeit schon vor vier Stunden abgeschlossen wurde", erklärte Mattan kompliziert, so dass Syntyche große Probleme hatte, ihn zu verstehen. Selbst Zeb war anzusehen, dass er Schwierigkeiten hatte, den Ausführungen des Wissenschaftlers zu folgen.

"Dann müssen doch noch irgendwo die Leichen sein!"

"Werden sie im eigenen Krematorium verbrannt haben."

"Das muss aber jemand gemacht haben, also können wir den befragen."

"Wahrscheinlich haben sie die normalen Frateris weggeschickt."

"Aber das muss auch jemand getan haben, dann befragen wir den einfach." Soviel Arbeitseifer hatte er bei Syntyche noch nie gesehen.

"Ein durchaus möglicher Ansatzpunkt. Aber leider kein wirklicher Beweis."

"Ach verdammt! Ich dachte immer, wir von der Inquisition sind zu cool für so einen Kram wie Beweise oder Zeugen!"

"Wenn es sich um normale Bürger, ein normaler Chaoskult, eine Separatistenbewegung oder Mutation handeln würde, wäre das alles kein Problem. Aber wir haben es hier mit hochrangigen Vertretern der Ekklesiarchie zu tun. Die können wir nicht einfach verhaften und so lange foltern bis sie was auch immer gestehen. Ganz abgesehen davon, liegt diese Art von Verbrechen nicht gerade in unserem unmittelbaren Aufgabenbereich. Dies ist ein profanes Vergehen und unterliegt der internen Gerichtsbarkeit des Adeptus Ministorum.

Ein Großinquisitor könnte den Saustall ausmisten und würde damit eventuell auch ohne negative Konsequenzen davonkommen. Aber mein Rang ist für so etwas noch zu niedrig. Wir haben nichts weiter als ein paar Indizien und Theorien. Das ist zu wenig, um gegen Verdächtige dieses Kalibers wegen solcher Schandtaten vorzugehen. Ganz abgesehen davon wird das einen riesigen Skandal auslösen. Es ist keine gute PR, wenn der gesamte klerikale Führungsstab wegen organisierter Entführung, Vergewaltigung und Ermordung von zwölf Jahre alten Mädchen verhaftet wird. Dies wird das Vertrauen der einheimischen Bevölkerung in das Adeptus Ministorum erschüttern, was wiederrum nicht gut für das Imperium ist. Wenn wir offen gegen die Kleriker vorgehen, wird das weite Kreise ziehen. Es wird auf alle Fälle eine umfassende Nachuntersuchung der Jyoti Konklave geben und da werden ein paar erpresste Geständnisse für diese Sachlage nicht ausreichen", gab Herad selbst durchaus frustriert zurück. Wenn man es genau betrachtete, verschwendete er mit diesen Ermittlungen nur seine Zeit. Gavri Pilgerstochter und ihr dreifach verfluchter Passagier waren sein Ziel, nicht irgendwelche perverse Pfaffen zu überführen, die sich an jungen Mädchen vergingen.

"Und was können die uns dann antun?", fragte die sanktionierte Hexe.

"Es würde im besten Fall nur viel Zeit kosten. Im schlimmsten Fall könnten sie uns exkommunizieren und verbrennen. Realistisch gesehen werden uns lange Verhöre bevorstehen, Protokolle werden immer wieder durchgegangen werden und es wird einiges hin und her zwischen der Jyoti und unserer obergeordneten Cabulis Konklave geben. Je nachdem was wir tun, ist es im Bereich des Möglichen, dass ein oder mehrere meiner Schergen deswegen hingerichtet werden." Seine Leute sahen sich betreten an.

"Ich kann auch ganz alleine da rein gehen und aufräumen!", bot Syntyche an und verdeutliche demonstrativ mit einen kleinen Blitz zwischen ihren Händen was sie unter aufräumen verstand.

"Das ist auch nicht wirklich ein praktikabler Weg", wiegelte Herad ab, da ihre Taten unweigerlich auf ihn zurückfallen würden. Letztendlich war sein Ziel Gavri Pilgerstochter und er hatte jetzt viel Zeit damit vertan, eine falsche Spur zu verfolgen. Mit jedem Tag den er hier mit anderswertigen Ermittlungen verschwendete, konnte Gavri Pilgerstochter mehr Unheil anrichten. Es wäre das Beste, das Ganze einfach der Jyoti Konklave zu überlassen, dies war ihr Gebiet, sollten sie sich mit den politischen Spitzfindigkeiten doch auseinandersetzen. Aber Herad konnte sich vorstellen, wie das Ganze dann ausgehen würde. Kardinal Zadok VIII würde wahrscheinlich im äußersten Notfall ein paar überflüssige Kleriker präsentieren, die dann in aller Stille hingerichtet werden würden, falls die Jyoti Konklave überhaupt reagierte und die Sache wäre erledigt. Kein Skandal, keine Gerechtigkeit und das ganze Spiel würde nach einiger Zeit wieder von vorne beginnen.

Shiloh hatte mehrere Akten mitgebracht. In Gedanken versunken blätterte Herad einige durch, betrachtete die Lichtbilder der Mädchen, manche lachten keck in die Kamera, andere waren eher schüchtern. Manche wirkten viel reifer als zwölf, andere waren äußerst kindlich. Den meisten war gemeinsam, dass sie nicht gerade gute Schülerinnen waren, aus sehr weit entfernt liegenden Provinzen kamen und oft aus der unteren Arbeiterschicht. Viele waren gar Waisen oder Halbwaisen. Diese Gemeinsamkeiten hatte Shiloh ja schon hervor gearbeitet.

Lange betrachte er das Lichtbild eines Mädchens, dass eine gewisse Ähnlichkeit mit seiner Schwester hatte, so hätte Janina vielleicht ausgesehen, wäre sie so alt geworden. Lächelnd dachte Herad an die schönen Augenblicke zurück, welche er mit diesem kleinen aufgedrehten Wirbelwind hatte erleben dürfen. Und wie Janina in ihrem eigenen Blut ertrunken war. Und dann dachte er daran, was diesem Mädchen auf dem Bild wohl widerfahren war. Wie sie lachend ihre Sachen gepackt hatte, sich von ihrer Mutter mit einem Kuss und einer innigen Umarmung verabschiedet und sich ihrer Pilgergruppe angeschlossen hatte. Bestimmt hatten sie auf der langen Reise aufmunternde Lieder gesungen, über die bevorstehenden Erlebnisse getratscht. Schöne Tage hatte dieses Mädchen auf ihrer ersten großen Reise raus aus der Provinz verbracht, staunend die Wunder einer Großstadt erlebt, ihre Kommunion in einem äußerst prächtigen und ehrwürdigen Gebäude erhalten. Ein wichtiger Abschnitt ihrem Leben, das Ende ihrer Kindheit und der Beginn eines neuen Lebens als quasi Erwachsene. Und dann war ihr ausgerechnet am letzten Abend vor der langen Heimreise schlecht geworden. War eilig von einer griesgrämig wirkenden Nonne in eine Krankenstation gebracht worden. Die freundliche, leicht füllige Schwester in der Krankenstation hatte ihr eine Spritze oder einen komisch schmeckenden Trank gegeben. Medizin musste bitter schmecken, sonst wirkte sie nicht. Dann war das Mädchen müde geworden und alles war in wohlige Schwärze verschwunden. Schließlich war sie mit brummendem Schädel und trockenen Mund aufgewacht, auf ein Bett mit gepolsterten Lederbändern fixiert, in finstere Dunkelheit gehüllt. Er konnte sich vorstellen, wie sie in den schallisolierten Raum geschrien hatte, um Hilfe, nach ihrer Mutter, irgendjemand, der sie von hier weg brachte. Aber Hilfe war nicht gekommen, sondern ein Mann und der würde nicht der letzte gewesen sein.

Nein, den letzten Teil hatten sie gar nicht nötig. Das Mädchen war eher in einem prächtigen Raum aufgewacht, verschwenderisch eingerichtet, auf seidenen Laken gebettet. Und dann hatte ihr jemand erzählt, dass sie auserwählt sei, den höchsten und heiligsten Vertretern der Ekklesiarchie auf ganz spezielle Art zu dienen. Ein Privileg, das nur wenigen zu Teil wurde. Nicht nur Tzeentch vermochte Wahrheit und Lüge meisterlich zu mischen, sondern auch die Vertreter der Ekklesiarchie. Zwangsläufig musste Herad an Vater Isaiah zurückdenken, einer der beliebtesten Ausbilder auf Schola Progenium überhaupt. Engagiert, charismatisch, gut gelaunt, bei dem zu lernen einfach Spaß machte. Und was machte es da schon, wenn er einen manchmal etwas länger als notwendig berührte, um eine Übung zu unterstützen? Man vertraute diesen Leuten schließlich, immerhin waren sie heilige Diener des Imperators. Und welchen Eindruck würde das erst auf ein armes dummes Mädchen vom Land machen? Nein, die Pfaffen mussten wahrscheinlich die Mädchen nicht mal mit körperlicher Gewalt oder Drogen gefügig machen, allein ihre Autorität und eine halbseidene Lügengeschichte reichte da vollkommen aus, ganz abgesehen von den ganzen materiellen Vergünstigungen. Den Haremsmädchen im "Der goldene Käfig" war erzählt worden, sie wären nun Nonnen im einen geheimen Orden der Ekklesiarchie, mit eigener offenherziger Uniform und einer Parodie von Hierarchie. Und wahrscheinlich wendeten diese ach so heiligen Kleriker diese Masche auch hier an. Das ganze ging ihm durchaus an die Nieren und machte ihn auch wütend. Das lag sicher auch daran, dass Vater Isaiah ungeschoren davon gekommen war und Herad dafür bestraft worden war, davon berichtet zu haben.

Er klappte mit einem Seufzer den Ordner zu und lehnte sich zurück. Was sollte er nur tun? Seiner Pflicht folgen oder seinem Herzen? Die Interrogatorin hatte wirklich gute Arbeit geleistet. Und selbst wenn er gegen diesen Sauhaufen vorging, was würde passieren? Der Kardinal würde Mordio und Zeter schreien, eine Botschaft mit einer saftigen Beschwerde über sein Vorgehen wäre schon zur obersten Konklave der Inquisition des Segmentum Pacificus unterwegs, bevor er diesen Mistkerl und seine Spießgesellen in die Zellen verfrachtet hätte. Und dann würde ihn spätestens einer seiner Vorgesetzten nach etwa zwölf Stunden zurückpfeifen und einer der Großinquisitoren der Jyoti Konklave würde übernehmen. Und die waren, wie er wusste, Angehörige der puritanischen Fraktion der Amalathianer, der Gegenpart der radikalen Fraktion der Rekongregatoren, der er selbst angehörte. Die Amalathianer hatten sich dazu verpflichtet, den Status Quo des Imperiums mit allen Mitteln aufrechtzuerhalten. Jede Art von Fortschritt war für sie Ketzerei, da nach ihrer Ansicht schon vor zehntausend Jahren der Optimalzustand im Imperium geherrscht hatte und es deswegen keinerlei Veränderung brauchte. Seine Fraktion, die Rekongregatoren, standen für Veränderung, Fortschritt, weil seine Leute glaubten, dass nur durch Reformen der Verwaltung, des Militärs und der Kirche das Imperium sich auch in der Zukunft behaupten konnte. Es brauchte neue Waffen, neue Technologien, neue Doktrinen, um mit den mannigfaltigen Bedrohungen zurechtzukommen, die in den letzten Jahrhunderten auf das Imperium einprügelten.

Allein schon deswegen, würde der untersuchende Großinquisitor ihm und seinen Ermittlungen gegenüber voreingenommen sein. Und Herad vermutete, dass dieser Puritaner Zadok und seine Spießgesellen eher in Ruhe lassen würde. Schließlich lag hier kein Fall von Häresie, Ketzerei, Mutation, Xenosbeeinflussung oder dämonischer Umtriebe vor. Das war der Skandal wahrscheinlich einfach nicht wert. Lieber Tausende von Kindern opfern, als die Ekklesiarchie schlecht dastehen zu lassen. Tempeltendenz konnte man viel gutem Willen noch anführen, was wahrscheinlich aber auch nicht wirklich beweisbar war. Letztendlich blieb höchstens der Anschlag auf sein Leben.

Bei den Gedanken stutzte Herad Tabelmann. In seiner Karriere hatte man schon viele Mordanschläge auf ihn verübt, eine natürliche Reaktion seiner Gegenspieler, wenn er ihnen zu nahe kam. Das brachte sein Beruf so mit sich und er hatte sich so sehr daran gewöhnt, dass er das einfach als gegeben hinnahm. Bis jetzt war das auch immer irrelevant gewesen, da seine normalen Gegenspieler eben Ketzer, Häretiker, Mutanten jeder Art und von Dämonen beeinflusste Kulte gewesen waren und er sie aus diesen Gründen legal vernichtet hatte. Der Mordanschlag auf einen Inquisitor war ein Verbrechen, dass auch hochrangige Mitglieder des Adels das Genick brechen konnte. In seinem Kopf, der immer noch von der Verletzung schmerzte, manifestierte sich ein gewagter Plan und seit langer Zeit konnte er wieder lachen. Er lachte so lange, bis ihm die Tränen kamen. Seine Untergebenen wechselten irritierte Blicke und wussten nicht, was sie von ihm halten sollten. Wahrscheinlich hielten sie ihn für verrückt und vielleicht war er das auch in Anbetracht dessen, was er vorhatte.

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Erstmal sei gesagt. Wow!

Jetzt zum eigentlichen Grund dieses Posts. Warum ist die Geschichte in der GW-Fanworld eigentlich weiter fortgeschritten als hier?

mfg Cross

***** Wolfsgardist/Hauptmann/Aufstrebender Champion und Banshee.

Armycounter (grundiert/bemalt): Space Wolves (~2000/15), Imperiale Armee (0/0), Iron Warriors (0/0)

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Vielen Dank für das Lob. Die Geschichte bei GW-Fanworld ist durch einen anderen Veröffentlichungsmodus dort weiter fortgeschritten als hier.

Imperium

Segmentum Pacificus

Sektor Jyoti

System Ghersom

Planet Ghersom IV

Nördliche Hemisphäre

Kontinent Ephrat

Kathedralstadt

Festung des Adeptus Arbites

Gerichtssaal

Zeit: 1 612 996.M41

Person: Herad Tabelmann

"Tabelmann! Sie sind ja vollständig verrückt! Was glauben Sie aufgeblasener Hanswurst eigentlich, wer Sie sind? Was bilden Sie sich ein, mich, einen hochrangigen Kardinal der Ekklesiarchie mitten in der Nacht aus dem Bett zu verschleppen? Ich gehöre den höchsten imperialen Adelskreisen an!" Das Gesicht des Kardinals war rot angelaufen und seine Stimme überschlug sich beinahe.

"Von verschleppen kann gar keine Rede sein, sie sind verhaftet. Kardinal Zadok VIII, sie wurden verhaftet wegen Beteiligung eines Mordkomplotts gegen einen Inquisitor den Ordo Hereticus. Und das wissen Sie nur zu genau." Herad blieb äußerlich gelassen und hatte seine vielgeübte strenge Inquisitorenmiene aufgesetzt. Aber innerlich war er jetzt schon über dieses arrogante und selbstgefällige Gehabe des Kardinals aufgewühlt und verärgert.

"Sie haben ja keine Ahnung, was Sie sich für einen Feind geschaffen haben. Habe ich Sie nicht nach allen Kräften bei ihrer lächerlichen Suche unterstützt? Und jetzt das!" Das waren etwa achtzig der höchsten Würdenträger der Ekklesiachrie auf diesem Planeten, die zum Stab des Kardinals gehörten, nackt und geknebelt auf Verhörstühle in dem großen Saal in dem Turm der Inquisition innerhalb der Festung des Adeptus Arbites fixiert. Der spartanisch eingerichtete Raum mit den düsteren Wänden aus unverziertem schwarzem Naturstein diente normalerwiese als Veranstaltungsort für größere Versammlungen oder Vorführungen und bot so ausreichend Platz. Es gab zwei Zugänge, über denen sich einmal ein Imperialer Adler und zum andern die Säule der Inquisition als einziger Raumschuck befand. Er selbst stand hinter einem einfachen Rednerpult auf einem Podium, hinter ihm eine große Leinwand, wie sie auch zu Filmvorführungen benutzt wurde. Seine Lexikanuseinheit stand seitlich hinter ihm und protokolierte das Verhör. Servoschädel III schwebte seitlich im Saal, sein Kameraauge und Sensoren so ausgerichtet, dass er den Kardinal und Herad gleichzeitig erfassen konnte.

Vor einigen Stunden hatte er mit Truppen des Adeptus Arbites den zentralen Turm abgeriegelt und gestürmt. Die Schwestern der Sororitas hatte er am Vortag auf ein gemeinsames Manöver der PVS Marine und entbehrlichen Teilen des Adeptus Arbites geschickt, um eine geheime Kommandomission im Namen der Inquisition vorzubereiten. So befanden sich nun alle bewaffneten Streiter der Ekklesiarchie jenseits jeder Kontaktmöglichkeit auf dem Grund des Ozeans und übten Unterwasserkriegsführung. So konnte er mit minimalem Widerstand durch einige loyale Leibwächter fast ungestört den gesamten Klerus festnehmen.

Er hatte einen hermetisch abgeriegelten Wohnbereich innerhalb des Kathedralsturms gefunden, der komplett leer geräumt und äußerst penibel sauber war. Der Aufbau der Räume erinnerte stark an einen Harem, wie er in manchen imperialen Adelshaushalten durchaus üblich und im Buch "Der goldene Käfig" beschrieben worden war. Die Reste der Einrichtung waren in einem Verbrennungsofen gefunden worden. Das wenige, das noch erkennbar gewesen war, lies auf Möbel erlesener Qualität schließen. Gefangen gehaltene Mädchen oder Überreste davon waren keine zu finden gewesen, die waren wahrscheinlich alle beseitigt worden, als er Schwester Magdalena verhaftet hatte. Das schmerzte ihn mehr, als er zugeben wollte. Er, der ungezählte Tausende von Männern, Frauen und leider auch Kindern im Namen des Ordo Hereticus ihrer verdienten Strafe, dem Tod, zugeführt hatte.

"Nun, mein lieber Kardinal Zadok VIII, ich möchte Ihnen was zeigen. Interrogatorin, bitte das erste Bild!" Der Projektor warf über das Podium, wo sich Herad hinter einem Rednerpult stand, ein großes Bild Abigail Talmun, die äußerst schüchtern mit ihren klaren blauen Augen in die Kamera blickte. "Kennen Sie diese Person?"

"Sollte ich, Tabelmann?"

"Haben Sie dieses Kind denn nicht umgebracht?" Nach der äußerst heftigen Reaktion des Kardinals, als er von Cecilia Talmun bei ihrer Audienz zum ersten Mal mit diesem Bild konfrontiert worden war, lag dieser Verdacht nun mal nahe.

"Was soll das? Ich dachte, Sie haben mich wegen einem Mordkomplott verhaftet."

"Nun, dieses Mordkomplott gegen mich hat durchaus mit ihr zu tun. Es fand statt, nachdem ich mit einer Zeugin über ihr Verschwinden gesprochen habe. Also kennen Sie dieses Mädchen?"

"Nein! Warum sollte ich sie kennen?"

"Vielleicht, weil Sie, Kardinal Zakok VIII, dieses unschuldige Kind persönlich umgebracht haben!"

"Sie sind ja wirklich verrückt. Wie kommen Sie nur auf diese Absurdität?"

"Weil Sie auf blonde, blauäugige Nymphen stehen!" Es war ein Schuss ins Blaue. Als das linke Augenlied leicht flackerte und der Kardinal für einen kurzen Moment den Blick abwandte, wusste er, dass er die Wahrheit getroffen hatte.

"Das können Sie nicht beweisen!", erwiderte der Kardinal trotzig.

"Ich weiß es! Sie sind ein Entführer, Mörder und Vergewaltiger! Schämen Sie sich eigentlich gar nicht?"

"Sie haben gar nichts in der Hand!"

"Oh, täuschen Sie sich mal nicht. Kriminelle Handlanger überleben in so einem Geschäft nur, wenn sie sich gegen ihre Auftraggeber absichern. Sie haben ihre Spuren gut verwischt, Sie könnten ein Unterweltsboss sein, aber oft sind es die Kleinigkeiten, über die man stolpert, über Übereifer oder Unfähigkeit von Untergebenen, die meinen, sich absichern zu müssen. Da kann einen noch eine böse Überraschung erwarten, auch wenn man glaubt, alle losen Enden gekappt zu haben. Sie waren wirklich gründlich, Respekt! Aber nicht gründlich genug!", donnerte er dem Kardinal entgegen. Er fabulierte rein ins Blaue, aber er kannte den Typus Mensch wie Kardinal Zadok VIII. Kardinal einer einträglichen Welt wurde man heutzutage nicht, weil man ein tief gläubiger und lieber Mensch war. Die lieben Menschen der Ekklesiarchie kamen selten über ein Amt in unbedeutenden Gemeinden hinaus, wo sie gute und vorbildliche Arbeit leisteten und viel dazu beitrugen, dass die Ekklesiarchie in der breiten Bevölkerungsschicht als eine vorbildliche Organisation des Guten wahrgenommen wurde.

Männer wie Zadok waren Intriganten, die ihre Konkurrenten und jedes Art von Hindernis in Misskredit brachten, bestachen, erpressten oder sie sonst wie gefügig machten. Und wenn das nicht klappte, wurde das Ärgernis vernichtet. Dieser Mann hatte in seiner Kariere sicherlich Dutzende von Mordanschlägen in Auftrag gegeben, um seine Ziele zu erreichen. Dieser Posten hier war nicht nur sehr angenehm, sondern auch angesehen und äußerst lukrativ. Mehrere Ekklesiarchen waren vorher hier Kardinal gewesen und Kardinäle dieser Welt galten immer als einer der Favoriten, wenn es um die Nachfolge des Ekklesiarchen ging.

"Was immer Sie auch glauben, gefunden zu haben, ich werde es entkräften können. Ich habe mächtige Freunde. Der amtierende Ekklesiarch war mein Mentor während meines Studiums auf Terra. In diesem Moment wird er Ihrem obersten Vorgesetzten die Hölle heiß machen, mich und meine Untergebenen wieder frei zu lassen. Tun Sie sich einen Gefallen und kürzen Sie die Sache ab. Einigen wir uns darauf, dass dies alles nur ein großes Missverständnis ist?"

"Ein Missverständnis? Der Mord an einem Kind ist für Sie ein Missverständnis?"

"Es war ein verdammter Unfall! Ich habe zu lange zugedrückt, das kann schon mal passieren, wenn man im Eifer des Gefechtes nicht aufpasst!" Zadok erklärte das in einem Tonfall, als ob er erklären würde, warum er den erlesenen Tee auf die teure Tischdecke verschüttet hatte.

"Ein Unfall?" So langsam kam er der Wahrheit näher. Herad versuchte so gleichgültig wie bisher zu erscheinen.

"Ja, es ist eine besondere Technik, wenn man denjenigen, wenn man gerade das Tier mit den zwei Buckeln macht, stranguliert. Es verschafft dem oben liegenden Lust und wenn die unten liegende ohnmächtig wird, zieht sich alles zusammen, auch das, wo sich gerade des Mannes feinster Nerv befindet und das fördert ebenfalls das Wohlbefinden ungemein." Der Kardinal erklärte dies in einem Tonfall, wie ein Lehrer einem Schüler erklärte, das zwei plus zwei gleich vier ergab.

"Nennen wir die Dinge doch beim Namen, Sie geben also zu, mit der zwölf Jahre alten Abigail Talmun Unzucht getrieben und diese zu ihrer eigenen Luststeigerung stranguliert zu haben. Sie haben dabei aber die Kontrolle verloren haben und das Opfer ist daraufhin verstorben? Ist das so korrekt?", fragte er lauernd.

"Ja, ich bereue. Können wir das nun hier beenden?" Zadok seufzte, als würde ein Ehemann seiner Frau gestehen, dass er gerade ein Bier mit ein paar Freunden gekippt hatte und dabei ganz vergessen hatte, dass es um acht Uhr Abendessen gab. Herad war sich nicht sicher, was ihn mehr entsetzte, der beiläufige Tonfall des Kardinals oder dessen zur Schau getragene Lässigkeit. Dieser Mann gestand gerade einen Lustmord und tat so, als ob es eine Alltäglichkeit wäre. Vielleicht war es das für ihn auch, wenn man die große Anzahl an Mädchen bedachte.

"Warum gerade Abigail Talmun?"

"Sie hat mir gefallen, wie sie ja schon richtig vermutet haben."

"Das war alles? Haben ihr Wohnort, eine sehr entfernte Provinz, ihr Status als Halbwaise und der niedrige Sozialstatus keine Rolle gespielt? Hätten Sie das mit dem Kind eines imperialen Beamten aus Kardinalsstadt ebenfalls gemacht?"

"Natürlich nicht. Wer vermisst schon so eine halbdebile Göre aus der Provinz?"

"Halbdebil?"

"Ja, ihre Eltern waren verwandt, Cousin und Cousine zweiten Grades, das ist zwar nicht verboten, aber solche degenerierten Blutlinien bilden doch nur verdammenswerte Mutationen hervor. Töte den Mutanten! In diesen entlegenen Gegenden vögelt doch die halbe Verwandtschaft miteinander. Da ist es normal, wenn eine Zehnjährige am Schwanz ihres Onkels lutscht. Ich tat der Gesellschaft also etwas Gutes!" So langsam kam der wahre Charakter von Kardinal Zadok deutlich an die Oberfläche. Er nahm kein Blatt mehr vor dem Mund und fiel in eine Ausdrucksweise, wie sie von niedrigsten Schichten der Bevölkerung verwendet wurde. Wie konnte so eine Kreatur nur Kardinal des Adeptus Ministorum werden? Weil dieses Monster dem höchsten Imperialen Adel entstammte, unglaublich reich und vollständig skrupellos war, beantwortete Herad seine Frage selbst. Anstand, Moral und gutes Benehmen hatten wohl nicht auf dem Stundenplan seiner Privatlehrer gestanden.

"Aha, war das auch bei diesem Mädchen ausschlaggebend? Interrogatorin, bitte das nächste Bild!" Ein weiteres blondes Mädchen wurde auf die Leinwand projiziert.

"Ach du gnädiger Imperator! Wollen wir jetzt jede dieser kleinen *****n separat durchkauen?" Der Kardinal machte inzwischen einen äußerst genervten Eindruck, als ob es um einen Strafzettel wegen Falschparkens ging. Dieser Mann hatte jeden Respekt vor dem Leben verloren. Das war etwas, was Herad wütend machte, wirklich wütend. Nicht nur, dass dieser Bastard einfach ohne Skrupel Kinder tötete, nein, dieser Schweinehund empfand das Ganze als eine Lappallie, über die man einfach hinwegzugehen hatte.

"Wir können das natürlich auch abkürzen."

"Gut, wenn es hilft, dass wir hier schneller heraus kommen, ich gebe es zu, ich habe Unzucht getrieben, mehr als einmal und mehr als einmal habe ich die Kontrolle verloren. Ich werde dafür Buße tun und einem Waisenhaus einen angemessenen Betrag spenden, damit Ihre liebe Seele Ruhe hat." Das ganze beendete er mit einem reuigen Seufzer, der so theatralisch übertrieben war, dass dieser, wie die ganze Aussage, als reiner Hohn zu werten war.

"Und Ihre Seele? Was ist damit, fühlen Sie sich nicht schuldig?", fragte Herad, der kaum noch seinen Zorn zügeln konnte. Am liebsten hätte er sich auf den Kardinal gestürzt und ihm handgreiflich klargemacht, was er von Abschaum wie ihm hielt. Aber es gelang ihm, immer noch die Fassung zu wahren.

"Ja, ich habe Unzucht getrieben mit kleinen geilen Schlampen, die es nicht anders verdienten, die es nicht anders wollten. Diese Gören durften in den schönsten Räumen wohnen, trugen erlesene Gewänder und Schmuck, aßen von goldenen Tellern wohlschmeckende Speisen. Das einzige, was sie dafür tun mussten, war, ab und zu etwas Spaß zu haben. Und manchmal bin ich leider etwas zu weit gegangen, das tut mir auch aufrichtig leid. Ich habe jedes Mal für sie gebetet und einen schönen Sarkophag haben sie auch alle bekommen. Genau genommen habe ich ihnen doch einen Gefallen getan. Sie sind im schönsten Gebäude dieser Welt gestorben, in dem sie mir, einem Kardinal Abhilfe und Erleichterung verschafft haben. Und jede von denen war auf dem Weg die Degeneration und eventuelle Mutationen weiter zu vererben. Ich habe doch niemanden ausgesucht, der ein lebenswertes Leben oder einen erhaltenswerten Genpool gehabt hätte. Ich habe dieser Welt, dem Imperium, einen großen Dienst erwiesen. Sie als Inquisitor sollten das doch verstehen!", gab der Kardinal im aufrichtigen Brustton der Überzeugung von sich. Das war seine aufrichtige, ungeschminkte Meinung zu dem Thema. Lustmord als Dienst am Imperium. Innerlich kochte Herad inzwischen vor Wut, aber mit der Aufbietung aller Selbstdisziplin blieb er äußerlich gelassen wie zuvor. Allerdings musste er sich mit beiden Händen an das Rednerpult klammern und seine Knöchel waren weiß vor Anstrengung.

"Und was ist mit diesen Kindern, die nicht ihrem Geschmack entsprachen?"

"Das waren die da, ich konnte von meinen Untergebenen doch nicht verwehren, was ich selbst begehrte. Ich habe für sie als Belohnung einen kleinen Harem eingerichtet. Leider waren diese Mädchen durch ihr degeneratives Erbgut nicht besonders robust und wir hatten eine recht große Fluktuation."

"Sie geben das unumwunden zu?", fragte Herad durchaus ehrlich überrascht. So eine Kaltschnäuzigkeit in Bezug auf Massenmord hatte er noch nie erlebt und er war mit durchaus finsteren Gesellen schon in Kontakt gekommen.

"Ja, seien wir doch mal ehrlich. Sie können mir deswegen gar nichts. Sie sind ein kleiner Inquisitor im mittleren Rang. Ich habe mich über Sie erkundigt. Sie gehören zu den radikalen Rekongregatoren und die sind in diesem Teil des Segments nicht so gern gesehen. Für Ghersom ist die Konklave von Jyoti zuständig, die von drei Großinquisitoren geführt wird, welche der Fraktion der puritanischen Amalathianer zugehörig sind. Und da Sie nicht mal dieser Konklave angehöhren, sondern der von Cabulis, sind Sie defakto ohne entsprechende Ermächtigung der Jyoti Konklave eigentlich gar nicht für ein solch regionales Vorkommnis zuständig!

Ich bin ein paar Nummern zu groß für Sie, Tabelmann. Es war Unzucht und Unfälle. Wer ist dabei zu Schaden gekommen? Ein paar beschränkte Mädchen, die niemand vermisst, die niemand braucht, deren Genpool verseucht war. Manche debil bis zur Schwachsinnigkeit. Sie hatten ein kurzes, aber schönes Leben in einem Luxuspalast. Das Ganze fällt unter die Zuständigkeit der Ekklesiarchie und mein bester Freund und Mentor, der Ekklesiarch zu Terra, wird mein Richter sein. Wissen Sie was er zu mir sagen wird: Zadok, Zadok, was machst du nur für Sachen? Ich muss mich doch sehr über dich wundern. Bitte sei in Zukunft in diesen Dingen vorsichtiger. Aber ganz unter uns Zadok, du hast dem Imperium einen Gefallen getan. Jetzt geh und bete zehnmal die Gebote als Buße herunter und schenke mir eine schöne Reliquie. So wird das laufen und Sie können gar nichts dagegen tun." Während dieser Rede wurde Herad endgültig klar, dass Kardinal Zadok VIII ihn nicht wirklich ernst nahm. Dieser Scheißkerl hielt ihn nur für ein temporäres Ärgernis, dass der Kardinal einfach ausblenden konnte, egal ob er nun nackt auf einem Verhörstuhl gefesselt war oder nicht. Und der Kardinal kannte sich erschreckend gut mit der Interna der Inquisition aus, was bedeutete, dass er mit mindestens einem hochrangigen Mitglied der Jyoti Konklave ein gutes Verhältnis hatte. Wahrscheinlich gab das dem Kardinal die Gewissheit, ohne große Schwierigkeiten wieder aus dieser Situation zu kommen.

"Und Ihre Untergebenen?"

"Och, ich bin ihr zuständiger Richter und zur Buße werden sie mir was Schönes und äußerst Wertvolles schenken. Und natürlich den Gottimperator auf Knien um Vergebung anflehen und dabei die Psalme der Buße rezitieren. Und sich etwas gegenseitig geißeln. Manchen wird das sogar Spaß machen." Der Kardinal grinste breit und entblößte seine Zähne. Irgendwie erinnerte Herad das an ein Raubtier.

"Das ist alles? Ein paar Psalmen und Gebote beten? Etwas Geißelung? Dazu noch ein kleiner materieller Verlust?"

"Ist das nicht genug für ein paar wertlose Schlampen, die eh keiner vermisst? Jetzt haben Sie ihre Neugier befriedigt und ich verspreche, in Zukunft vorsichtiger zu sein. Also wären Sie jetzt endlich so gütig, mich und meine Leute loszubinden! Ich hole mir sonst noch eine Erkältung!" Die letzten Worte schrie der Kardinal, der deutlich mit seiner Geduld am Ende schien. Dieser Mann war es nicht gewohnt, dass ihm jemand Vorschriften machte. Warum auch, es gab nur noch eine Stelle, die vom Rang höher war und das war der Ekklesiarch auf Terra, des Kardinals ehemaliger Lehrer und wahrscheinlich immer noch sein Mentor. Kein Wunder, dass Zadok jede Bodenhaftung verloren hatte und sich für unantastbar hielt. Genau genommen war er das auch. Seine Worte waren wahr, er war hier nicht zuständig. Ein Inquisitor stand außerhalb der imperialen Gesetze, aber innerhalb der Inquisition gab es Regeln. Eine der Regeln war, dass man nicht einfach im Gebiet anderer Konklaven wilderte, außer man hatte einen wirklich guten Grund, der einer intensiven Überprüfung standhalten würde. Und den hatte Herad in diesem Fall nicht wirklich, außer den Mordanschlag, was die Liquidierung von ein paar dieser Herren rechtfertigen würde und auch so durchgehen würde. Aber eben nicht bei allen und schon gar nicht beim Kardinal selbst, ohne wirklich hieb- und stichfeste Beweise zu haben. Er befand sich auf sehr dünnem Eis und Zadok spekulierte auf diesen Umstand.

"Sie werden also weiter machen wie bisher?", fragte Herad lauernd. Wenn Zadok hier sich nun reuig gab, würde er vielleicht abbrechen, trotz allem. Aber der Inquisitor spürte, dass Zadok niemals Reue zeigen würde, dazu war er einfach zu sehr von seiner eigenen Macht berauscht. Und Herad war das im innersten äußerst Recht.

"So langsam reicht es. Binden Sie mich endlich los!" In seinem Tonfall lag eine deutliche Schärfe.

"Sind die anderen Anwesenden auch der Meinung, dass dies für ein paar Mädchen genug Strafe ist?" Die gefesselten und geknebelten Untergebenen nickten ausnahmslos alle.

"Ist einer der Anwesenden anderer Ansicht, dass auch ein Kleriker der Ekklesiarchie für das organisierte Entführen, Vergewaltigen und Töten von zwölf Jahre alten Mädchen eine größere Buße auferlegt werden sollte?" Kein Kopf rührte sich, kein einziger. Keiner der achtzig Männer im Alter von über Vierzig Jahren bis weit über hundert, dank gewisser Behandlungen und Mittel, die er auch nahm, fand diese Buße lachhaft milde. Keiner! Obwohl er es beinahe erwartet hatte, schockierte Herad diese Einstellung durchaus. Er hatte viel gesehen, Chaoskulte, die unglaubliche Gräuel begangen hatte. Es war erschreckend, wie wenig sich solche Kulte von den Machenschaften höchster Würdenträger des Imperiums unterschieden.

"Will jemand von Ihnen sich von einem weltlichen Gericht aburteilen lassen? Dies ist nach den Statuten der Ekklesiarchie und des Imperiums möglich. Will jemand von dieser Möglichkeit Gebrauch machen?" Wieder keiner. War auch nicht anders zu erwarten gewesen. Warum auch? Sie gingen ja davon aus, dass die weltliche und klerikale Macht des Kardinals sie auch weiterhin beschützen würde.

"Was sollen diese blöden Fragen! Binden Sie mich endlich los. Wir haben uns doch geeinigt, dass dies nur ein großes Missverständnis ist!"

"Ich frage ein letztes Mal, Kleriker der Ekklesiarchie, will jemand von Ihnen seine Verfehlungen schriftlich niederlegen lassen und sich der Gnade eines weltlichen Gerichtes überstellen lassen? Sie brauchen nur zu nicken und einer meiner freundlichen Gehilfen wird sich Ihrer fürsorglich annehmen." Wieder rührte sich keiner.

"Ich habe jetzt genug von Ihren Faxen. Wenn Sie mich nicht sofort losbinden, werde ich Sie die Macht meiner Verbindungen spüren lassen. Ich werde dafür sorgen, dass Sie in Zukunft Häresien auf Todesplaneten nachgehen werden. Binden Sie mich jetzt los!" Das Gesicht des Kardinals war vor Wut rot angelaufen und die Worte spie er regelrecht aus.

"Vom losbinden oder gehen lassen war von meiner Seite nie die Rede. Für die organisierte Entführung, Vergewaltigung und Tötung dieser Mädchen, ich habe hier eine Namensliste mit 2154 Namen von Mädchen, die wohl Ihnen allein in den letzten zwanzig Jahren in die Hände gefallen sind, bin ich nicht zuständig. Mädchen, die hier die schönste Zeit ihres Lebens verbringen wollten. Die hier, in diesem höchst heiligen Ort, wo doch der Gottimperator einst selbst gewandelt ist, ihre Kommunion erhalten sollten. Jungfräuliche Mädchen, halbe Kinder noch, die sie vergewaltigt und getötet haben, um ihre eigene niedrige Lust zu steigern. Dafür bin ich nicht zuständig, da hat Kardinal Zadok VIII recht. Der Makel der Mutation, der Häresie oder Ketzerei liegt hier nicht vor. Ich bin in dem Gebiet einer anderen Konklave, das ist wahr, ich überschreite meine Befugnisse. Was sie alle getan haben ist krank, aber nur ein profanes, wenn auch widerwärtiges Verbrechen. Ich bin schlichtweg nicht zuständig für diese Art von Verbrechen, Sie haben in diesen Punkten vollständig Recht, Kardinal Zadok VIII. Es wird Sache eines internen Gerichtes des Adeptus Ministorum, also der Ekklesiarchie sein, für Gerechtigkeit zu sorgen. Und wir haben alle gehört, wie diese Gerechtigkeit für die Entführung, Vergewaltigung und Ermordung von zwölf Jahre alten Mädchen aussieht, da es ja nur zu ihrem eigenen Besten geschehen ist. Mir bleibt nur noch herauszufinden, wer den Auftrag meiner Ermordung erteilt hat. Wer war es?" Er sah in die Runde und niemand meldete sich.

"Sie haben rein gar nichts in der Hand, nicht wahr?" Häme und Triumph schwangen in der Stimme des Kardinals mit. Er fühlte sich auf der Gewinnerstraße und normalerweise hätte er auch Recht damit. So waren die Gesetze, so waren die internen Regeln der Inquisition. Wenn man nur mächtig genug war und die Mechanismen des Imperiums kannte, kam man mit allem durch und Zadok verstand sich auf diesem Gebiet zur Recht als Meister. Aber Herad spielte nun mal nicht nach den normalen Regeln.

Was er jetzt tat, würde ihm mächtig viel Ärger einbringen. Aber das war dem Inquisitor egal. Es gab Werte, für die lohnte es sich zu töten und notfalls auch zu sterben. Er blickte Shiloh an, die mit versteinerter Miene neben dem Projektor stand. Sie nickte bejahend. Mattan hielt sich im Hintergrund auf, ihre Blicke trafen sich und auch er signalisierte sein Einverständnis. Syntyche stand neben der Eingangstür und Tränen liefen ihr über die Wangen. Er sah, wie tief erschüttert sie von dem Gehörten war. Mehrmals nickte sie heftig. Zebulon stand auf der anderen Seite der Türe, seine Miene war wie üblich aus Beton, er gab sein Einverständnis damit kund, dass er mit seinem Daumen über die Kehle fuhr. So war es einstimmig beschlossen. Herad gab das vereinbarte Zeichen und Zebulon huschte danach leise durch die Türe hinaus. Da dies alle seine Leute betraf und er sich auf ein Terrain wagte, was nur wenig mit seiner eigentlichen Arbeit zu tun hatte und äußerst unangenehme Konsequenzen für alle haben konnte, hatte er beschlossen, die Entscheidung über das Folgende auch seinen Leuten mit zu überlassen. Wäre auch nur ein einziger seiner Schergen dagegen gewesen, hätte er hier abgebrochen, aber jetzt war der Punkt der Umkehr unwiderruflich überschritten.

"Ehrlich, ich habe rein gar nichts gegen Sie in der Hand. Sie waren zu gründlich und haben schnell genug jeden liquidiert, der sie wirklich hätte belasten können. Aber ich habe hier diese vorgefertigten Geständnisse." Er zeigte Pergamente mit einem schon geschriebenen Geständnis. "Sie brauchen nur zu unterschreiben, dann werden Sie von einem Gericht des Adeptus Arbites abgeurteilt werden. Man wird sie an die nächste Wand stellen und erschießen. Oder sie auf eine Gefängniswelt deportieren, falls der Richter gnädig ist, wo Sie mit ihrer Hände Arbeit Ihrem Leben noch einen Sinn geben können und vielleicht genug Weisheit erlangen, um zu bereuen." Er zog eine Feder aus einem Tintenfass und hob sie wie fragend zu verschiedenen Personen hin. "Sie vielleicht, oder Sie? Oder wollen Sie gestehen?"

"Was soll diese Farce, Sie verdammter Schweinehund! Sie werden das hier so was von bereuen, das schwöre ich ihnen!" Und wahrscheinlich hatte Kardinal Zadok damit sogar recht. Aber man wurde nicht Inquisitor, wenn man Angst vor Konsequenzen seines Handelns hatte. Und was er nun tun würde, das konnte ihn durchaus vernichten.

"Niemand? Wie bedauerlich. Syntyche, es ist Zeit für die neuen Explikatoren!" Die sanktionierte Psionikerin nickte ihm zu und verschwand geschwind durch eine Seitenpforte. Kurze Zeit später betraten zögerlich etwa fünfzig mit grünen Schürzen bekleidete Frauen den Saal, einige weinten, mussten von anderen gestützt werden. Andere bebten so vor Wut, dass man glauben konnte, ihre rot angelaufenen Köpfe würden gleich explodieren. Diese Frauen hatten auf einem großen Monitor dem unwürdigen Verhör zusehen können und Lautsprecher hatten das gesagte in aller Deutlichkeit übertragen. Diese Daten hatte Servoschädel III übertragen. Eine der Frauen war Schwester Magdalena, die ruhig und gefasst wirkte, wie kaum eine der anderen. Die Verletzungen auf ihrem Gesicht waren am Abschwellen begriffen und in ihren Augen leuchtete eine heilige Wut, die tief aus dem Herzen kam. Cecilia Talmun war auch darunter, sie wirkte recht gefasst, auch wenn sich auf ihre Wangen deutliche Tränenspuren abzeichneten. Zebulon schob einen großen Serviertisch vor sich, der mit dem typischen Werkzeug eines Explikators fein säuberlich bedeckt war. Da gab es schlanke Nadeln jeder Größe, äußerst scharfe Skalpelle und Messer, Sägen, Hackbeile, Zangen, Hämmer und einige Apparaturen, deren Zweck rätselhaft wie schrecklich erschien. Das stellte er zentral in den Raum und holte noch ein rollbares Kohlebecken, in dem etwa zwanzig schon angeglühte Zangen und Brandeisen steckten. Das Werkzeug von den professionellen Folterern der Inquisition.

"Darf ich vorstellen, das sind einige der Mütter oder Großmütter, deren verdorbener, überflüssiger Genpool in Ihren Betten zur Stillung Ihrer abartigen Bedürfnisse gestorben ist. Ich war so frei, sie probeweise als Akolythen in der Position eines Explikators in mein Gefolge aufzunehmen. Diese Frauen sind nun Angehörige der Inquisition und stehen damit außerhalb des imperialen Gesetzes. Es ist natürlich etwas bedauerlich, dass ihre ersten Objekte die Vergewaltiger und Mörder ihrer Kinder oder Enkel sind, aber gutes Personal ist heutzutage so schwer zu bekommen." Die letzten Worte sagte er mit einem tiefen Seufzen, dass direkt aus dem Herzen zu kommen schien. Und es war kein Zufall, dass er genau die Tonlage dabei traf, welche auch Zadok benutzt hatte.

"Sie sind ja wahnsinnig, Tabelmann! Sind Sie total verrückt geworden?" So langsam realisierte Zadok, in welcher Lage er sich befand. Auch wenn ihm keine sinnvolleren Sätze einzufallen schienen. Todesangst machte eben nicht jeden kreativ.

"Wissen Sie, mein Großinquisitor ist mein Richter. Wissen Sie was er sagen wird, wenn er hiervon erfährt? Tabelmann, Tabelmann, was machst du nur für Sachen? Ich muss mich doch sehr über dich wundern. Bitte Sei in Zukunft in diesen Dingen vorsichtiger. Aber ganz unter uns Herad, du hast dem Imperium einen Gefallen getan. Jetzt geh und bete zehn Mal die Gebote als Buße herunter und überanstrenge dich dabei nicht." Dabei äffte Herad nicht nur die Worte, sondern auch den beiläufigen Tonfall des Kardinals nach.

"Damit kommen Sie nicht durch! Ich bin verdammt noch mal ein Kardinal des Gottimperators! Ich bin Favorit für die nächste Wahl des Ekklesiarchen! Ich bin Angehöriger des Imperialen Adels. Mein Neffe ist der Gouverneur von Olayinka. Ich unterstehe der unmittelbaren Gerichtsbarkeit von Terra! Ich verlange, dass sie mich sofort aus diesem Raum schaffen. Überstellen sie mich sofort nach Terra! Nur dort kann über mich gerichtet werden. Das wissen Sie verdammt noch mal nur zu genau! Nehmen Sie von mir die anderen hier, aber mich lassen Sie in Ruhe! Oder Sie werden das bereuen!" Der alte Mann wand sich panisch in seinen Fesseln. Seine Arroganz und grenzenlose Überheblichkeit waren gänzlich verflogen.

"Jetzt sind Sie erst mal dran mit bereuen. Im Zuge meiner Ermittlungen innerhalb Ihrer Wohnquartiere hat sich der Anfangsverdacht erhärtet, dass es sich hier um Tempeltendenz handelt. Das unterhalten eines Harems ist ein eindeutiger Beweis und Sie haben das auch ohne Umschweife zugegeben!", erklärte Herad schon beinahe beiläufig.

"Das ist eine verdammte Lüge! Mit diesen gefälschten Beweisen kommen Sie niemals durch! Jeder Idiot wird merken, dass hier nicht wirklich eine Tendenz zum Tempel des Imperialen Heilandes vorliegt! Sie treiben es zu weit! Lassen Sie mich gehen!"

"Sie hatten Ihre Chance. Die Zeiten sind schon lange vorbei, wo Kleriker ihren eigenen Harem haben konnten. Und der Ordo Hereticus wurde genau auch aus diesem Grund gegründet, niemand will die Exzesse des Tempels des Imperialen Heilandes wieder aufleben lassen." Herad schlug dabei den typischen Ton eines Schulmeisters an.

"Ich kann Sie zum Großinquisitor machen!" Der Kardinal hatte endlich realisiert, dass er mit Drohungen alleine nicht weiter kam. Und wenn die Peitsche nicht wirkte, konnte man ja immer noch mit dem Zuckerbrot winken. "Ein Wort von mir reicht und Sie werden befördert!"

"Ich werde mir meine Beförderung auf ehrlichem Weg verdienen, indem ich die Feinde der Menschheit ausmerze. Feinde wie Sie, meine Herren!" Die letzten Worte schleuderte er in den Saal hinein.

"Oder Geld, egal welche Summe, Sie haben sie innerhalb von zwei Stunden vor sich stehen." Kardinal Zadoks Stimme hatte nun etwas äußerst Flehentliches. Jede Arroganz und Überheblichkeit waren von ihm gewichen. Er wusste, dass er nach seinen Ausführungen von diesen Frauen keine Gnade zu erwarten hatte.

"Ich bin ein Inquisitor des Gottimperators! Ich brauche kein Geld, ich kann mir so ziemlich alles requirieren, was ich begehre." Das stimmte zwar so nicht ganz, aber Geld war noch nie ein wichtiger Parameter für Herad gewesen.

"Dann nennen Sie mir ihren Preis! Jeder Mensch hat einen! Auch Sie! Egal was es ist, ich kann es möglich machen. Nur überlassen Sie mich nicht diesen Furien!" Jetzt fing er tatsächlich an zu weinen. Ein höchst unwürdiger Anblick.

"Mein Preis ist ein Imperium in Frieden und Wohlstand, frei von den verderbenden Einflüssen des Erzfeindes, der Mutation und jedweder Xenosbedrohung. Können Sie mir das geben?"

"Sie sind wirklich total Wahnsinnig! Das kann Ihnen niemand geben!"

"Kardinal Zadok, ich bin von der heiligen Inquisition. Genug dieser unwürdigen Bestechungsversuche. Meine Damen, ich möchte, dass Sie herausfinden, wer mich hat umbringen wollen. Außerdem möchte ich von jedem der hier Anwesenden ein Geständnis über seine verwerfliche Tendenz zum Tempel des Imperialen Heilandes. Ich erwarte von jedem hier ein umfassendes Geständnis, dies ist die letzte Möglichkeit, sein Gewissen zu erleichtern und auf die Gnade des Gottimperators zu hoffen, wenn er im Flammentod geläutert wird. Die Blätter sind alphabetisch geordnet. Achten sie also darauf, dass wenigstens eine Hand intakt bleibt, um eine Unterschrift tätigen zu können. Fangen sie deshalb von unten nach oben an. Stumpfer Schlag immer vor scharfem Schnitt. Schnitte führen zu Blutverlust und zu Ohnmacht, massiver Blutverlust kann sehr schnell zum Tod führen. Deswegen ist es sinnvoller, Zehen und Fingerglieder zu zertrümmern. Auch Kastration führt zu schnell zum Versterben des Subjekts. Üben Sie sich in Disziplin und heben Sie sich das bis zum Schluss auf. Die Eichel des Gliedes verfügt über sehr viele Nervenenden. Mit einer Mischung aus Hitze und hohem Druck ist ein sehr hohes Schmerzpotential erreichbar. Vergessen sie nicht meine Damen, es geht hier nicht darum, die uneinsichtigen Vergewaltiger, Peiniger und Mörder ihrer Töchter zu bestrafen. Es geht darum, Geständnisse zu erzielen. Wir haben leider ein gewisses Zeitlimit, da in der Tat die drei obersten Inquisitoren dieser Konklave nicht erbaut darüber sein werden, die gesamte klerikale Führungsspitze dieser hoch angesehenen Diözese wegen einer solchen Sache eingesperrt zu sehen. Acht Stunden haben Sie auf alle Fälle Zeit. In spätestens sechzehn Stunden erwarte ich Vollzug der Arbeit und denken Sie daran, dass jeder lebende Gefangene die Ressourcen des Imperiums auf Schädlichste angreift. Falls Sie Fragen haben, meine Mitarbeiter werden Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Und nun im Namen der heiligen Inquisition des Ordo Hereticus des Segmentum Pacificus, beginnen Sie nun mit Ihrer geheiligten Arbeit!"

"Das können Sie nicht tun!", brüllte der Kardinal, als Herad den Raum verließ und die Gefangenen ihrem, seiner Meinung nach verdienten, Schicksal überließ.

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Kapitel IX

- Rückblick

Segmentum Pacificus

Sektor Cabulis

System Cabulis

Planet Boonhaven

Nördliche Hemisphäre

Stellung vor Höhe 495

Zeit: 1 576 810.M41

Person: Herad Tabelmann

"Sie werden uns den Arsch aufreißen, Oberst!" Rekrut Lars Kopinski, genannt Stecher, zog nervös am Selbstgedrehten Lho-Stäbchen und gab es dann an ihn weiter. Offiziersanwärter Herad Tabelmann, genannt Oberst, nahm einen tiefen Zug und reichte es dann Edgar, von allen nur Metzger gerufen. Die Namen hatten sie von ihrem Ausbilder bekommen, der zu Faul gewesen war, sich ihre richtigen Namen zu merken. Edgar hieß nicht Metzger, weil er besonders blutrünstig war, sondern weil sein Vater ein Fleischereigeschäft gehabt hatte. Oder der kleine Günther war nicht klein, sondern der Größte in ihrem Haufen, während der große Günther der körperlich Kleinste war. Herad hatte seinen Namen bekommen, weil sein Vater diesen Rang inne gehabt hatte und schon ein anderer den Herkunftsnamen Mühlstadt verliehen bekommen hatte.

Offiziersanwärter Herad linste über die Sandsackbarrikade des Schützengrabens rüber zum Hügel, der vor ihnen aufragte. Sie hatten die wohl beschissenste Verteidigungsposition, die man sich nur vorstellen konnte. Ihr Schützengraben verlief geradlinig durch eine Senke, anstatt die natürlichen Begebenheiten des Terrains auszunutzen und den Graben am Rand der Senke zu führen, so dass sich sogar noch eine Todeszone mit sich überlappenden Feuerbereiche bildete. Aber es galt die Doktrin, Verteidigungsstellungen so kurz wie möglich zu bauen, um weniger Männer zum Halten zu benötigen. Aber jeder Idiot konnte sie nun eigentlich von jeder Seite problemlos erledigen. Genau deswegen waren auch die fünfzig Rekruten unter seinem Kommando hier her beordert worden. Kanonenfutter!

Seine Jungs und er waren die Überlebenden von fünf Zügen mit je fünfzig Mann, die vor einem Vierteljahr nach einer sechswöchigen Grundausbildung ins Feld geworfen worden waren. Zuerst waren die Langsamen, Schwerfälligen und Ungeschickten gefallen. Dann die Schwachen, die Pechvögel und die Unvorsichtigen, die sich mit Sechzehn noch für unsterblich hielten. Nur jeder Fünfte hatte überlebt, genug um aus fünf Rekrutenzügen einen aufzustellen. Das waren jetzt die Jungs, die den Graben um ihn besetzt hielten. Herad konnte ihre Angst riechen, auch er hatte Angst. Inzwischen waren nur noch die harten Kerle übrig. Sechzehnjährige mit den Augen von alten Männern und schmutzigen Gesichtern, die kantig durch den in die Haut eingegrabenen Dreck wirkten. Jeder von ihnen war durch die Hölle gegangen und war im Feuer der Schlacht geschmiedet worden. Sie standen knöcheltief im Schlamm des Grabens, da es bis vor kurzem in Strömen geregnet hatte. Jetzt schien die Sonne und alles wirkte nun wie in einer Waschküche. Sie stanken nach ungewaschenen Körpern und schlammiger nasser Kleidung.

Links und Rechts von ihm waren außer Sichtbereich die Geräusche von massiven Kampfhandlungen zu hören. Die Orks hatten mal wieder eine Offensive begonnen und die PVS bildete den Wellenbrecher, um die grüne Flut zerschellen zu lassen. Inzwischen wusste Herad, dass die einzigen, die hier zerschellen würden, seine Jungs und er sein würden. Sie waren nicht mehr als Kanonenfutter, eine vernachlässigbare Zahl auf einem Datablock auf dem Tisch des Oberbefehlshabers Generalfeldmarschall von Sandermann. In den letzten Jahren war ein glückloser Oberbefehlshaber nach dem anderen in den Ruhestand versetzt worden. Der mächtige Chefoberwaaaghboss zerschmetterte alles, was das Imperium ihm entgegen warf. Bis jetzt zögerte man den Einsatz von Nuklearwaffen noch heraus, weil diese Welt über reiche Agrarressourcen verfügte. Aber wenn nicht bald etwas geschah, würde der Chefoberwaaaghboss Gorshaga die menschlichen Truppen ins Meer treiben, viel Landmasse auf der nördlichen Hemisphäre wurde nicht mehr von den Menschen gehalten, es waren von hier aus keine zweihundert Klicks bis zum Ende des Kontinents und die Orks hatten inzwischen auch mit dem Bau von Schiffen begonnen, um Inseln und die Kontinente auf der südlichen Hemisphäre zu bedrohen. Es gab das Gerücht, dass mächtige Space Marines vom Orden der White Consuls anrücken würden, aber bis jetzt war von diesen gewaltigen Streitern der Menschheit noch nichts zu sehen gewesen.

Zuerst sah er die Wolke aus Staub und Abgasen über dem Höhenzug aufsteigen, dann das Geräusch von knatternden Verbrennungsmotoren.

"Jungs! Macht euch bereit! Ruhm erwartet uns!" Er erntete wenigstens ein paar zynische Lacher. "Pflanzt die Bajonette auf, zeigen wir ihnen, dass sie uns nicht umsonst einmachen werden. Jeweils fünf ein Team, konzentriert das Feuer auf jeweils eine Grünhaut, dann fällt auch ein Ork um. Der Schütze in der Mitte gibt das Ziel vor. Der Imperator sei gepriesen, denn er schützt!" Er wünschte, er könnte eine flammende Rede im Angesicht des Todes halten. Aber jeder von ihnen wusste, dass sie heute sterben würden. Herad hatte geahnt, dass Krieg kein Spiel war, aber einst hatte er geglaubt, dass Soldaten im Krieg für den Sieg kämpften und nicht einfach sinnlos verheizt wurden.

"Imperator steh uns bei!" Riefen seine Untergebenen mit mäßiger Begeisterung und deutlicher Angst in der Stimme. Hier und da fing einer an zu beten. Dann begann einer an das Lied vom Märtyrer zu singen. Nach und nach fielen sie alle darin ein, auch Herad. Das Lied verklang und sie begannen eine Litanei, um den Maschinengeist des Lasergewehrs gnädig zu stimmen. Manch einer strich noch etwas gesegnetes Maschinenöl auf die Waffe auf oder zupfte am um den Lauf gewickelten Gebetsband herum. Einen verärgerten Maschinengeist konnte sich in dieser Situation keiner leisten.

Das Motorengedröhn kam schnell näher und auf der Kuppe erschien ein riesiger Ork auf einem grotesken Motorrad, dass zwei ehemalige Imperiale Maschinenkanonen mit übergroßen Munitionstrommeln im Kaliber 37mm seitlich montiert hatte. Links und rechts reihten sich weitere Grünhäute ein. Die meisten waren recht groß, selbst für ihre Art. Sie waren mit einem wilden Sammelsurium verschiedenster Waffen behangen, wie Herad durch sein Skope deutlich erkennen konnte, nachdem sich wenigstens der Staub gelegt hatte. Trotzdem waren die Motorräder immer noch von Abgaswolken, die aus den grotesken Auspuffrohren der Bikes quollen, wie von Nebel umhüllt. Er zählte schnell durch und kam auf fast vierzig Grünhäute, dagegen konnte er nicht standhalten. Die größten Orks um den Boss, der größte war bei ihnen immer der Anführer, schienen wild zu diskutieren und mal links und mal rechts zu deuten.

"Kabel! Gib mir den Gefechtsstand der Siebenundsiebzigsten, schnell!", wandte sich Herad an seinen Funker, ein dürrer Kerl, der beinahe unter dem Kasten des Voxgerätes erdrückt zu werden schien.

"Der Imperator sei gepriesen! Offiziersanwärter Tabelmann, erbitte Artillerieunterstützung auf Höhe 495. Hier stehen ganz offen über vierzig Orks auf Motorrädern herum."

"Antrag abgelehnt! Der Imperator schützt!", quakte kurz angebunden eine Stimme aus dem Gerät.

"Der Imperator steht uns bei! Verstanden und aus", etwas wirklich anderes hatte er auch nicht erwartet. Fünfzig Rekruten waren keine Unterstützung wert. Verdammt!

Der Chef brüllte ein paar Sätze seine Reihen entlang und die Orks begannen brüllend zu lachen. Aus der Flanke löste sich ein einzelner Motorradfahrer, der kleinste aus dem ganzen Haufen und schwenkte ein schmutziges Bettlaken, dass wohl eine Parlamentärsflagge darstellen sollte.

"Keiner schießt!" Der Ork hoppelte auf seinem Bike bis auf etwa zehn Meter die Stellung heran und Herad richtete sich auf, um zu zeigen, dass er hier der Befehlshaber war. Orks waren nicht in der Lage, Rangabzeichen zu lesen und waren immer irritiert, wenn nicht der Größte der Gruppe der Anführer war.

"Mein Boss sagt, ihr Gitze jämmerliche kleine Grotz sein! Er sagt, ihr nix würdig, von ihm weggemoscht. Teures Dakka zu gut für euch mickrige Kacka. Mein Boss sagt, dass ihr selbst für Squigfutter nix taugt. Mein Boss sagt, ihr Gitze werdet von anderen schwächlichen Grotz weggemoscht werd´n, dat die auch ma Spaß hab´n tun!" Dann wendete der Ork sein Bike, überschüttete die Stellung mit Dreck aus seinem durchdrehenden Hinterrad und raste zu seinen Linien zurück. Die Orks donnerten nun ohne eine Kampfhandlung zu eröffnen auf der linken Seite den Hügel herunter und verschwanden in ihrer Wolke aus Staub und Abgasen auf die Suche nach etwas, das es wert war, von ihnen getötet zu werden. Die Kampfgeräusche links und rechts von ihnen waren inzwischen Jubelschreien gewichen. Den gutteralen Jubelgebrüll der Orks. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie von denen flankiert werden würden, wenn sie hier blieben. Zurück gab es nicht, da würden sie als Deserteure ausgepeitscht und dann erschossen werden. Um Erlaubnis sich zurückziehen zu dürfen, brauchte er gar nicht erst über das Vox-Gerät zu fragen, seine Befehle waren eindeutig gewesen, die Senke bis zum letzten Mann halten. Hier bleiben war auch Wahnsinn. Herad musterte den Höhenzug vor ihm. Der war kompakt genug, um ihn mit seinen knappen Ressourcen von allen Seiten zu halten und hätte es eigentlich verdient gehabt, in die Abwehrstrategie integriert zu werden, aber Offiziere fernab der Front in ihrem sicheren Kommandobunker hatten anders entschieden und einfach eine Linie über die Karte gezogen, an die sich die Bautrupps genau gehalten hatten. Ein guter Soldat führte seine Befehle nun mal ohne darüber nachzudenken aus. Was kümmerte es auch die Bautrupps, wenn die Soldaten in ihren ungeschickt angelegten Stellungen verreckten.

"Nehmt eure Ausrüstung, wir rücken vor!" Die meisten sahen ihn erst irritiert an, dann aber siegte der gnadenlose Drill. Sie nahmen ihr Sturmgepäck auf und folgten ihm. Vor der Kuppe befahl er anzuhalten und in Deckung zu gehen, er robbte vor und sondierte das Terrain hinter dem Höhenzug. Alles offen. Er konnte links von ihm die in etwa einem Kilometer verlaufende asphaltierte Landstraße und die parallel geführte Eisenbahntrasse sehen. Etwa zwei Kilometer weiter hinten lag ein brennendes Dorf, davor mehrere über die Felder verteilte in Flammen stehende Agrargebäude. Von der Straße bewege sich gerade ein wildes Wirrwarr an Fahrzeugen mit aufheulenden Motoren und gezogenen Geschützen auf den Hügel zu. Orks hatten Probleme damit, ihre Geschütze indirekt auf ein Ziel auszurichten, deswegen schleppten sie ihre Artillerie immer auf erhöhte Positionen. Mit seinem Skope konnte er unzählige kleine Grünhäute auf den Fahrzeugen herum hopsen sehen. Grotz nannte man diese kleinen Biester. Sie waren nicht so Zäh wie Orks, aber sie griffen meist in gewaltigen Horden an und waren bessere Schützen als ihre großen Herren.

"Imperator steh uns bei!" Er zählte etwas über zwanzig Fahrzeuge, die meisten waren kleine geländegängige Lastwägen, die oft eine primitive Geschützlafette hinter sich her zogen. Zwei waren ehemalige landwirtschaftliche Kettenschlepper, die jeweils eine Tremorgeschützlafette hinter sich herzogen. Das führende Vehikel war ein großes Halbkettenfahrzeug, auf dem eine vierläufige Flak montiert war, deren Läufe einst einer Hydra gehört haben mussten. Der Drehturm hier war nur von der Frontseite gepanzert und dahinter sitzend konnte er einen großen Ork erkennen. Auf dem Kühlergrill des Motorblocks war die Leiche eines Offiziers gebunden, nach seinen zwei Sternen auf den Epauletten seiner gelben Uniformjacke musste es sich um einen Obersten handeln.

Das führende Halbkettenfahrzeug schien wohl das Fahrzeug des Anführers zu sein, da er der größte Ork in dem Sauhaufen zu sein schien. Eine Handvoll Grotz wuselte auf dem Fahrzeug herum und einer turnte sogar auf einem der Läufe. In den Haufen Grotz der einzelnen Fahrzeuge standen meist noch einzelne Orks, die lange Stangen mit Greifern statt Feuerwaffen trugen, einige von ihnen führten kleine Monster mit sich, die an Ketten zurück gehalten wurden und nur aus einem riesigen Maul mit scharfen Zähnen und dahinter liegenden Verdauungstrakt zu bestehen schienen. Andere Orks schienen mit Werkzeugen behangen zu sein. Die Grotz zu zählen war ein Unding, da sie pausenlos selbst im Fahren hin und her wuselten und einige sogar ernsthaft während der Fahrt beschäftigt waren, kleinere Reparaturen am Fahrzeug auszuführen.

Offiziersanwärter Herad Tabelmann fokussierte sich auf das führende Halbkettenfahrzeug. Wenn er das erbeutete, würde er die restliche Kolonne damit ausschalten können. In ihm reifte ein wahnwitziger Plan, aus tiefster Not geboren. Er lies sich zurückfallen und signalisierte seine Gruppenführer zu sich her. Sie starrten ihn an, als ob er verrückt geworden wäre, als er seine Befehle gab, aber es kam nur darauf an, ob sie ihm auch folgen würden.

"Beim Thron, Oberst! Das ist reiner Wahnsinn!" Stecher kannte ihn am Besten und nahm sich deswegen auch am meisten ihm Gegenüber raus.

"Stimmt! Aber wenn du was besseres weißt, nur raus damit!" Stecher sah ihn kurz an.

"Das einzige gute an dem Plan ist, du gehst als erster drauf", grinste der Rekrut und wurde dann wieder ernst. "Der Imperator steh uns bei!"

"Der Imperator schützt!" Seine Gruppenführer eilten in ihre Gruppen zurück und ein allgemeines Gewusel zur Hügelkuppe setzte ein. Das führende Fahrzeug war jetzt gerade noch fünfzig Meter entfernt, dann kam es recht schnell näher.

"Jetzt!" brüllte er und sprang auf. Hinter ihm gingen 49 Rekruten in Stellung und begannen mit ihrem gezielten Laserfeuer, dass ihm hoffentlich die notwendige Deckung gab. "Imperator steh mir bei!" Brüllte Herad, während er auf das Halbkettenfahrzeug zu sprintete und dann auf das Fahrzeug sprang. Er knallte gegen die Leiche des Oberst, was ihm ein Polster verschaffte, so dass er sich nur ein oder zwei Rippen brach. Jedenfalls tat es weh, aber er lebte noch. Gerade so schaffte Herad es, sich mit einer Hand festzuhalten. Der Offiziersanwärter wuchtete sich hoch und rammte sein Gewehr durch das Schutzgitter direkt vor den Kopf des Orkfahrers. Der Ork reagierte, in dem er eine Vollbremsung machte. Während Herad ihm mit einer starken Einzelladung das Gehirn heraus schoss, wurde er vorm Wagen herunter geschleudert. Der weiche Boden dämpfte seinen Aufprall, trotzdem schossen starke Schmerzwellen von seinen gebrochenen Rippen ausgehend durch seinen Körper.

Aber wenigstens stand der Wagen jetzt. Der junge Offiziersanwärter quälte sich auf die Beine, lief durch das unkoordinierte Feuer von Grotz, die von den Ladeflächen der schaukelnden Lastwägen auf ihn schossen. Er arbeitete sich zur offenen Ladefläche des Halbkettenfahrzeuges vor, wo die vierläufige Flak mit dem großen Ork thronte, der gerade eine grotesk überdimensionierte Pistole zog, um auf ihn zu schießen, da er die Flak schon unterlaufen hatte. Auch hier turnten einige Grotz herum und einer warf ihm in Ermanglung einer Schusswaffe seinen Schraubenschlüssel an den Kopf. Zum Glück waren die Stahlhelme der PVS gut gefüttert, sodass Herad sich nur wie im Zentrum einer Glocke stehend vorkam. Als Revanche pflückte er mit einem guten Schuss den kleinen grünen Werfer von dem Halbkettenfahrzeug.

Er tauchte links am Stahlschild der Flak vorbei und spürte wie die übergroße Waffe des Bosses ein ebensolch überdimensioniertes Projektil haarscharf an ihm vorbei schoss. Der Rekrut feuerte einen Schuss mit maximaler Energie auf die Stelle des bulligen Orks ab, wo er unter viel Muskeln und Knochen das Herz vermutete. Dank dem täglichen Schießtraining in der Schola Progenium war er inzwischen ein hervorragender Schütze. Und er traf! Aber trotz des schweren Treffers schwenkte die überschwere Pistole auf ihn ein. Mit aller Kraft stieß er die Waffe des Orks zur Seite und sie entlud sich harmlos. Der Knall des Schusses ließ seine Ohren klingeln. Orkwaffen waren immer besonders laut. Aufgrund von, aus menschlicher Sicht, nicht nachvollziehbaren Gründen schienen die Grünhäute sogar die Waffen darauf zu modifizieren noch lauter zu sein als normal.

Aber trotz seiner Verwundung war der Ork immer noch viel stärker als er. Mit seiner freien Hand löste der Ork den Gurt, der ihm an den Sitz festhielt und sprang ihn an. Mit dem Bajonett spießte Herad ihn auf, was den Ork aber nicht wirklich zu kümmern schien. Einige Grotz stürmten nun wild schreiend auf ihn zu, bewaffnet mit Werkzeugen wie große Hämmer, Schraubenschlüssel und einer Säge. Die Grünhaut schob ihn einfach vor sich her und grabschte mit seiner freien Hand nach ihm, während die Grotz gefährlich nahe an ihn heran kamen. Dem ersten trat er gegen den Schädel und schleuderte die Kreatur auf einen zweiten, so dass nur noch drei weitere standen. Er musste schnell seine Waffe losbekommen oder er würde von diesen kleinen Teufeln getötet werden. Herad schoss nun das Magazin auf kürzeste Entfernung in den Ork leer und endlich kippte das Xenos auch um. "Gottimperator sei Dank!"

Geschwind zog er mit Zuhilfenahme seines Fußes das Bajonett aus dem toten Körper der grünen Bestie und rammte es den nächsten Grot in den Unterleib. Es glitt mühelos durch die Bauchdecke, die Gedärme und den Rücken der Kreatur. Ein weiterer dieser kleinen Xenos schlug mit seiner Säge nach ihm. Den Hieb konnte Herad gerade so ausweichen. Es war abzusehen, dass er den zappelnden Grot nicht schnell genug von seinem Bajonett bekommen würde, so stemmte er den kleinen grünen Widerling einfach hoch und zertrümmerte mit dem Kolben den Schädel des Sägenträgers. Mit einem kraftvollen Schwung schleuderte Herad nun das immer noch zappelnde Xenos auf den nächsten Angreifer mit einem Hammer. Beide Kreaturen gingen zu Boden. Herad nutzte die kurze Verschnaufpause und wechselte das Magazin seiner Waffe aus. So erschoss er dann aus nächster Nähe alle verbliebenen Grotz.

Inzwischen waren die meisten anderen Fahrzeuge aus der Kolonne ausgeschwenkt und mühten sich den Hügel frontal hoch. Die Lasersalven pflückten jede Sekunde mindestens ein Dutzend Grotz von den Fahrzeugen, aber das Gewusel schien nicht weniger zu werden. Unkoordiniert erwiderten die kleinen Grünlinge das Feuer aus einem Mischmasch erbeuteter Imperialer Waffen und kruden Eigenbauten, die oft genug in den Händen ihrer Benutzer einfach explodierten. Hoffentlich war die Flak von besserer Machart. Aber dieser Boss hatte bestimmt darauf geachtet, dass ihm sein Baby nicht beim ersten Schuss um die Ohren flog. Herad stieg in den gepanzerten Sitz, in dem er sich wie ein Kind fühlte. Die Steuerung war einfach. Linker Hebel, Schwenk nach links, rechter Hebel in die andere Richtung. Mit den linken Pedal schwenkte man nach unten, mit dem rechten logischerweise nach oben. Wenn man die beiden Knöpfe auf den Hebeln drückte, wurde der Mechanismus frei gegeben. Er schwenkte die Waffe auf das erste Fahrzeug, korrigierte die Höhe, zielte durch das Okular und ignorierte den feindlichen Beschuss der in den Schild der Lafette einschlug, der sich wie leichter Hagel auf einer Fensterscheibe anhörte. Dann drückte er die Knöpfe und vier Läufe begannen Feuer zu spucken. Im Bruchteil einer Sekunde verging der kleine Lastwagen mit der Besatzung in einem Sturm aus Feuer und Stahl. Die Waffen waren deutlich übertacktet und er lies sofort wieder los. Eine grüne Masse tropfte vom zerfetzten Wrack. Er schwenkte auf das nächste Ziel ein und drückte so kurz wie möglich und vernichtete eine weitere Wagenladung Grotz in einem Wimpernschlag. Das setzte er fort, bis die Waffen still blieben. Die Munition war alle, dafür hatte er mehr als die Hälfte der Fahrzeuge vernichtet.

Zwei besonders schnelle rote Fahrzeuge ohne Lafetten fuhren mitten in seine Leute, der kleine Günther warf beim passieren seine Handgranate in die offene Fahrerkabine einer der Schrottkarren und zwei Sekunden später explodierte diese und der Wagen rollte führerlos den Hügel herunter, während die Grotz davon herunter purzelten, um sogleich auf seine Leute zuzustürmen, die sie gebührend mit gezielten Lasersalven empfingen. Der andere rote halboffene Kleinlastwagen fuhr einfach stur mit voller Geschwindigkeit weiter, als ob er ein Rennen fahren würde.

Bei einem anderen Fahrzeug wurde der Fahrer getroffen, der es in Todeszuckungen liegend in einen anderen hinein rammte und beide Fahrzeuge verkeilten sich. Grotz wurden von den havarierten Fahrzeugen herunter geschleudert und viele davon blieben mit zerschmetterten Knochen einfach liegen. Ein anderes Fahrzeug versuchte den Hügel zum umfahren und kippte schließlich um. Dutzende von Grotz wurden zerquetscht, als sie das wirklich schrottreife Vehikel unter sich begrub. Stur fuhren die sechs verbliebenen Orkkarren weiter auf seine Abwehrlinie zu und die Grotz purzelten von den Fahrzeugen, von alten Orks mit Stangen und Ketten, an den Monster zerrten, wurden die kleine Grünhäute auf die Rekruten zugetrieben. Auf manchen der Fahrzeuge waren maschinengewehrartige Waffen oder sogar Raketenwerfer befestigt, die den Grünhäuten Feuerunterstützung lieferten. Zum Glück waren diese Waffen nicht besonders präzise, trotzdem nahm Oberst sich die Muse, gezielt einige der Schützen von den Waffen mit seinem Lasergewehr herunter zu schießen. Herad löste sich von der leergeschossenen Flak und nahm Deckung bei dem Halbkettenantrieb, bevor er zu seiner Linie zurück robbte und das Feuer leitete.

Herad lies das Feuer immer auf einen Trupp konzentrieren, wie es die Tactica Imperalis vorschrieb, bis die wenigen Überlebenden sich auch nicht mehr davon einschüchtern ließen, von diesen roten Monstern der Orks gefressen zu werden und in einem Anflug von gesundem Grotverstand flohen. Die kleinen Grünhäute waren recht unkoordiniert, die einen stürmten nach vorne, andere schossen ungeniert durch ihre eigenen Leute auf sie, während andere vor ihnen fliehen wollten. Aber immer noch genug von ihnen drängelten in breiter Front ganz offen auf seine Truppen zu. Die ersten seiner Leute wurden getötet oder verwundet. So langsam gingen auch die Ersatzmagazine zur neige. Die konnte man zwar in einem Feuer aufladen, aber das brauchte Stunden. Und sie hatten noch nicht mal Minuten. "Handgranaten!" befahl er, jeder hatte eine und jetzt war der Augenblick, wo er sie brauchte, als die grüne Wand aus Grotz getrieben von harter Hand in seine provisorische Stellung schwappte. Die grünen Winzlinge standen so eng, dass jede Granate mehrere von ihnen in den Tod riss, auch wenn geistesgegenwärtig einige Grotz ihren Nebenmann packten und auf eine der Granaten drückten, sodass nur dieser zerfetzt wurde.

Die grüne Flut war nun stark ausgedünnt, aber die Treiber peitschten ihre kleinen Handlanger gnadenlos auf sie zu und dann begann das Handgemenge. "Imperator steh uns bei!" Bajonette blitzten auf, fanden den Weg in den weichen Unterleib der kleinen Xenos und hielten reiche Ernte. Aber die Übermacht ließ sie wanken, manch einer seiner Kameraden ging einfach in einem Haufen waffenschwingender Grotz unter. Mit Stecher und Metzger kämpfte er Schulter an Schulter in einem Dreieck des Todes. Mit den beiden war er seit dem ersten Tag in der Grundausbildung zusammen gewesen, sie hatten in dem gleichen Dreistockbett geschlafen. Ein weiterer Grotz stürzte sich schreiend auf ihn, nur um einen Sekundenbruchteil später von seinem Bajonett aufgespießt zu werden. Die roten, stechenden Augen der kleinen Kreatur quollen ihr vor Schmerz beinahe aus den Augen, als Herad das Bajonett in der Wunde drehte und dann brutal herauszog. Den nächsten Grot zerschmetterte er mit dem Gewehrkolben den Schädel. Einen weiteren hieb er den Schädel entzwei und erschoss einen weiteren, bevor er wieder zustach und wieder eine dieser kleinen nervigen Kreaturen an den Boden nagelte. Die besiegten Grotz sammelten sich zu ihren Füßen. Manche tot, andere versuchten jammernd ihre heraushängenden Gedärme wieder in den Bauch zu drücken, bevor jemand auf ihnen herum trampelte und Herad trampelte gerne auf ihren Gedärmen herum.

Die letzten Grotz begannen die Lust daran zu verlieren, von ihnen im Nahkampf getötet zu werden und drehten sich laut schreiend um. Der eine oder andere wurde von einer Greifstange der Orks geschnappt und zurück ins Getümmel geworfen, aber die kleinen Xenos wollten nicht mehr weiter kämpfen, da waren dann die Treiber heran und versuchten das Blatt nochmal herum zu reisen. Aber auch sie starben, sie wirkten alt und verbraucht, mit kaum mehr Zähnen im Maul. Zwei der Fahrzeuge versuchten nun gezielt seine Leute zu überfahren, aber da sie nun die einzigen Ziele waren, lebten die Fahrer in ihren ungepanzerten Fahrerkabinen nicht lange genug, um wirklich noch Schaden anzurichten. Zwei weiteren Fahrzeugen gelang mit einigen überlebenden Grotz die Flucht. Zurück blieben zwei Schlepper, an denen offensichtlich frisch erbeutete imperiale Tremorgeschütze auf Radlafette hingen, da diese noch nicht mit den typischen orkischen Glyphen verunstaltet waren. Dann waren keine Gegner mehr übrig, von seinen Leuten standen keine dreißig mehr, er schätzte mal dass dort viele hundert Grotz und mehr als zwei Dutzend Orks lagen. Ein guter Tausch, da auch viele Fahrzeuge und Geschütze zerstört oder von ihnen erbeutet worden waren.

"Der Imperator sei gepriesen! Er hat uns den Sieg geschenkt!" Er hielt kurz Inne und murmelte eine Dankesformel, während seine Hände, die noch grün vom Blut der Xenos waren, den Aquila bildeten. Seine Leute taten es ihm nach. Der Imperator hatte seine Hand über sie gehalten und Herad fühlte sich einen kurzen Moment vom Sieg berauscht. Dann wurde ihm bewusst, dass sie sich nur ein ganz wenig Zeit erkauft hatten und noch ein Haufen Arbeit auf sie alle wartete. Verwundete schrien, manche nach ihrer Mutter, andere nur unkontrolliert ihren Schmerz heraus. Mühlstadt, einem Kamerad aus seiner Heimatstadt, quollen die Innereien aus einer grausamen Bauchwunde und Herad erlöste ihn von seinem Leid. Eine solche Wunde war nicht zu versorgen und schmerzstillende Medikamente gab man ihnen keine mehr, da viele Soldaten die Opiate in der Vergangenheit dazu verwendeten, sich schon in der Etappe damit zu stimulieren. Der Geruch nach Blut und verbrennendem Fleisch lag in der Luft und reizte seine Kehle.

"Ich weiß, ihr seid müde, verwundet und erschöpft, aber wir müssen die Xenos ins Feuer werfen oder aus ihnen werden hunderte neuer Grünhäute entstehen." Er teilte einige Leute ein, um die Verwundeten zu versorgen, der Rest half ihm. Also warfen sie zuerst die Orks ins Feuer, dann ihre Handlanger. Jetzt lies er durchzählen, Fünfundzwanzig waren trotz der einen oder anderen Blessur noch einsatzbereit, Fünf zwar leicht verwundet, aber an den Armen, so dass sie nicht mehr sinnvoll kämpfen konnten. Sieben schwer, von denen maximal drei theoretisch durchkommen würden. Dafür hatte er in den letzten Wochen einen guten Blick entwickelt. Die Vier, die seiner Meinung nach nicht mehr zu retten waren, erlöste er von ihren Qualen. Das gleiche hätte er auch in umgekehrter Situation gewünscht. Der Tod war Erlösung und sie weilten jetzt als Helden und Märtyrer beim Imperator. Das war nur ein geringer Trost, aber immerhin ein Trost, denn der Imperator beschützte sie.

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So, nachdem ich nach dem 1. Buch den Anschluss verloren hatte, hab ich mich am Sonntag einige Stunden damit beschäftigt mich durch das gesamte Buch 2 (inkl. GW Fanworld) zu lesen.

Ich weiß immer noch nicht was ich sagen soll....

Die mal mehr oder weniger leichten Fluffbeugungen sind wirklich gut gemacht und du schaffst es das W40k Universum immer noch düster genug zu halten ohne dabei den Humor (die Szene mit der mutierten Ratte war einfach zu gut :D ) zu vergessen oder es zu Ernst zu nehmen.

Szenen mit Sex oder Gewalt setzt du bisher auch immer sehr gut ein ohne zu sehr ins Detail zu gehen oder sie nur ihrer selbst wegen zu schreiben.

Freu mich auf viel mehr von dir und ich werd die Zeit bis Buch 3 wohl mit "Der Test der Zeit" überbrücken :)

-Der Feind deines Feindes ist ein Problem für später

Tutorial: Bilder bearbeiten mit GIMP

Armeeprojekt W40k Imperiale Armee

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Da hatte der Noch-nicht-Inquisitor aber Glück, dass die Orks sich andere Gegner gesucht haben :D.

Sehr spannend geschrieben, und die Tatsache, dass schon von vornherein klar ist, dass Herad diese Schlacht überleben wird, da es ja seine eigene Rückblende ist, ändert auch nichts daran. Es bleibt ja immer noch die Frage nach dem ,,Wie". Denn die Orks dürften ja irgendwann bemerken, was mit den Grotz passiert ist...

Bei den vorhergehenden Teilen war ich ja etwas überrascht, dass, nachdem ein Tzeentchkult als Verdächtiger ausgeschieden ist, Herad nicht gleich auf einen Slaaneshkult umgeschwenkt ist.. stellt sich jetzt die Frage, wie er seine ursprüngliche Mission wieder aufnehmen will, eine heiße Spur von Gavri hat er ja im Moment wohl nicht? Es verspricht auf alle Fälle, weiter spannend zu werden, weiter so!

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@ Meiner Einer

Danke fürs Feedback. Freut mich, dass dir der Band gefallen hat.

Da hatte der Noch-nicht-Inquisitor aber Glück, dass die Orks sich andere Gegner gesucht haben :D.

Sehr spannend geschrieben, und die Tatsache, dass schon von vornherein klar ist, dass Herad diese Schlacht überleben wird, da es ja seine eigene Rückblende ist, ändert auch nichts daran. Es bleibt ja immer noch die Frage nach dem ,,Wie". Denn die Orks dürften ja irgendwann bemerken, was mit den Grotz passiert ist...

In der Tat, wie im heutigen Teil zu lesen ist.

Bei den vorhergehenden Teilen war ich ja etwas überrascht, dass, nachdem ein Tzeentchkult als Verdächtiger ausgeschieden ist, Herad nicht gleich auf einen Slaaneshkult umgeschwenkt ist.. stellt sich jetzt die Frage, wie er seine ursprüngliche Mission wieder aufnehmen will, eine heiße Spur von Gavri hat er ja im Moment wohl nicht? Es verspricht auf alle Fälle, weiter spannend zu werden, weiter so!

Nicht jeder Lustmörder ist gleichzeitig auch ein Slaaneshanhänger. Geistliche die sich einen Harem halten gehen eher in Richtung Tempeltendenz und darauf hat sich Herad dann eingeschossen. Ein Slaaneshkult hätte auch nicht zu dem Verhalten von Gabriel/Gavri gepasst, deswegen hat Herad die auch nicht wirklich in Erwägung gezogen. Es gibt noch einige lose Enden, die Herad bis jetzt ignoriert hat, die er aber noch folgen kann/wird.

][

Er hatte einen großen Sieg errungen, aber das Problem war, er hatte gegen seine Befehle gehandelt und auf der Straße bewegten sich in etwa drei Klick Entfernung schon weitere Kolonnen von Orks. Es würde nur eine Frage der Zeit sein, bis ein paar von der Grünhäute einen kleinen Abstecher machen würden. Eines der Tremorgeschütze war noch funktionstüchtig und Herad brachte es mit dem Vollkettenschlepper in Feuerposition, da er die Grundlagen des Fahrzeugfahrens beherrschte. Um den Schlepper ein paar Meter zu fahren und in Position zu drehen, damit sie die Lafette in Richtung Straße ausrichten konnten, reichten seine Kenntnisse auf alle Fälle.

"Wir müssen den Hügel befestigen. Ich würde jetzt auch lieber ausruhen, aber wir können den Hügel nur halten, wenn wir richtige Deckung haben. Also los, packen wir es an."

Einige seiner Leute konnten mit den Fahrzeugen besser umgehen, weil sie schon in landwirtschaftlichen Großbetrieben schwere Erntemaschinen hatten fahren dürfen und diese ließ er mit den Schleppern die Fahrzeugwracks auf die Rückseite des Hügels herunter schieben, um dem Gegner keine unnötige Deckung in Lasergewehrreichweite zu geben.

Auf einem der kleinen, noch fahrfähigen Lastwägen lud eine weitere Gruppe die Sandsäcke aus den Schützengräben in der Senke auf und transportierten sie mit dem Fahrzeug nach oben zur Hügelkuppe hinauf. Mit den Klappspaten, dem so genannten Neun-Siebziger, gruben sie sich seichte Gräben, die es ihnen ermöglichte, mit den Sandsäcken zusammen, Kniend volle Deckung zu nehmen. Es war eine erbärmliche Befestigung, aber alles was sie in dieser kurzen Zeit bauen konnten. Er selbst entfernte den Leichnam des Obersten vom Halbkettenfahrzeug und legte ihn auf die Erde. Der Mann hatte noch seine Hundemarken und er identifizierte ihn als Oberst Majid Makram, 54. Tallarn. In dessen Uniformjacke steckte ein kleiner kompakter Datablock, der nicht gesperrt war. Auf der aktuellen Seite waren Frequenzen und Codes angegeben. Wahrscheinlich für die Kommunikation zum Stab oder Feuerleitstellen. Für die Flak des Fahrzeuges fand sich leider keine Munition mehr, sodass er das Halbkettenfahrzeug auch vom Hügel herunter fuhr und es dort abstellte, wo es nicht störte. In einem Wrack fanden sich erbeutete imperiale Sprungminen und damit ließ er einige der Wracks und auch das Halbkettenfahrzeug wie auch den äußeren Perimeter präparieren. Jemand würde eine echt böse Überraschung erleben.

Sie hatten fünfundfünfzig Geschosse für das Tremorgeschütz und Herad hatte nicht vor, sie bis Imperator Himmelfahrt aufzubewahren. Theoretisch konnte er so ein Geschütz ausrichten und abfeuern. Er justierte an den Einstellungen und richtete die Waffe auf die Straße aus. Dann lies er noch zwei kleine funktionsfähige Kanonen in Stellung bringen, welche die kleinen Lastwägen gezogen hatten, die zusammengestoßen waren. Dafür fand sich auch weitere Munition in großer Menge. Er schnappte sich ein paar von seinen Jungs und brachte ihnen grob bei, wie so ein Geschütz funktionierte. Auf der Schola Progenium hatte es zur Ausbildung gehört, eine Kanonenlafette von einem Ende der Insel auf das andere zu ziehen und sie hatten auch durchaus einige Granaten aufs Meer verfeuert. Auch fanden sich noch zwei funktionsfähige Universalmaschinengewehre mit mehreren tausend Schuss Munition, die auf primitiven Halterungen an einem der Lastwägen montiert gewesen waren. Einige der kleineren Grots hatten erbeutete imperiale Lasergewehre verwendet und Beutel voll Munition dabei gehabt. Die Munition wurde auf die Kampffähigen verteilt und jeder hatte wieder drei volle Magazine. Damit ließ sich etwas anfangen.

"Findest du, dass es eine gute Idee ist, auf sie zu Feuern? Die werden wieder kommen und uns dann wegmoschen, wie die grünen Scheißer das so passend nennen", merkte Metzger unbehaglich an.

"Die kommen so oder so, aber ich will, dass sie kommen, weil wir ihnen so richtig wehgetan haben und nicht nur auf gerade auf dem Weg liegen. Da kommen wieder Lastwägen, Zeit ihnen etwas den Nachschub zu kappen. Stecher, du bist Ladeschütze, Metzger, du holst die nächste Granate dann immer aus dem Vorrat, sobald du diese an Stecher gegeben hast, verstanden? Und ihr anderen, macht euch bereit. Holt die Magazine aus dem Feuer, voller werden die nicht. Betet zum Imperator, denn er schützt."

"Imperator steh uns bei!" murmelten seine Leute, taten aber, was er ihnen auftrug. Er korrigierte ein letztes mal die Ausrichtung des Tremorgeschützes und feuerte in einen Pulk Lastwägen, die auf der Straße entlang rasten. Die erste Granate schlug fünfhundert Meter zu kurz ein, die zweite zweihundert, die dritte flog hundert Meter zu weit, aber die Vierte saß, jagte einen Tanker in die Luft. Der Treibstoff setzte weitere Fahrzeuge und Orks in der Nähe in Brand. Durch sein Skope gönnte sich Herad den Luxus zu beobachten, wie die Grünhäute bei lebendigen Leib verbrannten. Rache für seinen Vater, für seine Mutter und für seine kleine Schwester Janina. Und für jeden der in Mühlstadt bei der Bombardierung umgekommen war. Heute war der Tag der Abrechnung. Marschierende Orks sahen seinem Treiben nicht tatenlos zu und eine breite grüne Flut begann, auf sie zuzustürmen.

"Geschütze, feuern nach eigenem Ermessen!" Die beiden Geschütze feuerten und eine Granate schlug unter dem Jubel Rekruten genau in eine Massierung der Orks ein, während die andere die grüne Angriffswelle deutlich um hunderte von Metern verfehlte. Dutzende Grünhäute wurden in die Luft geschleudert und nur wenige liefen danach noch weiter. Unter dem stetigen Feuer wurden die Orks schnell ausgedünnt und verloren die Lust, frontal auf sie zuzustürmen. Sie begannen Deckung zu suchen und fächerten ihre Linien weit zur Umkreisung auseinander. Einige kamen bis zu den Wracks und stellten fest, dass imperiale Sprungminen eine äußerst verheerende Wirkung, auch auf zähes Grünhautfleisch, hatten.

Derweil hielt Herad mit dem Tremorgeschütz reiche Ernte unter den Versorgungsfahrzeugen auf der Straße. Schließlich wendeten die weiter hinten fahrenden Fahrzeuge und versuchten aus seinem Feuerbereich zu rasen, was ihnen auch gelang. Dafür rumpelten nun drei große Panzer auf ihn zu und eröffneten aus zwei Klicks Entfernung das Feuer auf ihn. Mit allen verbliebenen Rekruten, drehten sie die Lafette auf den Gegner ein, was ein ziemlicher Kraftakt war. Die Geschosse der Kanonen der Orkpanzer heulten weit über sie hinweg oder schlugen zu kurz vor ihnen ein, aber auch ein Ork konnte einen Glückstreffer landen.

Derweil arbeiteten sich die Orkmobs um ihn herum immer schneller auf den Hügel zu. Hier und da wurde einer von einem Volltreffer der kleinen Geschütze so stark dezimiert, dass die Orks lieber die Köpfe unten hielten und Deckung suchten, um dort auch zu bleiben, bis ein anderer Trupp beschossen wurde. Auch begannen jetzt die beiden Maschinengewehre zu feuern. Solche Waffen gehörten zum Arsenal der PVS, da sie mit einfachen mechanischen Werkzeugen herzustellen waren und während der Ausbildung hatten sie auch die Handhabung dieser Waffen wenigstens in der Theorie erlernt. Der Kleine Günther kniete hinter dem linken Maschinengewehr und grunzte zufrieden, wenn eine seiner Garben einen Ork in den Dreck geschickt hatte. Allerdings kamen die Grünhäute trotzdem immer näher und er befahl den Lasergewehrschützen nach eigenem Ermessen zu feuern.

Herad ignorierte erst mal die Panzer und lies Tremorgranaten auf ausgesuchte Mobs herab regnen, die sich in seiner Richtung heran arbeiteten. So konnte er sie halbwegs ausdünnen und nahm dann die Panzer aufs Korn, die inzwischen unter einem Klick heran waren. Er visierte den Führenden an und verfehlte ihn dreimal hinter einander, bevor er die Granate genau in die Frontpanzerung bugsierte. Der Panzer explodierte. "Das war Nummer eins! Der Gottimperator zu Terra sie gepriesen!" brüllte er überschwänglich und seine Leute fielen mit ein. "Heute ****en wir sie so in den Arsch, dass sie nie wieder Kacken können!" krakelte Stecher und machte mit dem Becken eine entsprechende Bewegung.

Herad richtete die Waffe neu aus und schoss gleich mit der ersten Granate den zweiten ab. "Nummer zwei!" Der dritte begann wild im zick zack zu fahren, was das zielen sehr erschwerte. Dafür konnten die im Panzer auch nicht mehr richtig zielen, was die Orks oder Grots darin nicht abhielt, weiter zu feuern. Die Granaten schlugen in die eigenen Reihen ein und töteten viele Orks. Aber dafür schoss auch Herad ganze acht Granaten vorbei. Sein Vorrat schrumpfte bedenklich. Und der Panzer kam immer näher. Aber einige der Orks fanden es nicht witzig, dass sie von ihrem eigenen Panzer weggemoscht wurden und übten auf ihre Art Rache, in dem sie den Panzer während der Fahrt enterten und die Besatzung offensichtlich erschlugen. Der Panzer kam zur Ruhe und Herad ließ sich diese Chance nicht entgehen. Beim zweiten Versuch traf er und der Turm des Fahrzeuges wurde in einem hohen Bogen weg geschleudert. Das hatte gesessen.

Die dezimierten Orks um den Hügel herum verloren nun endgültig die Lust daran, den Hügel alleine zu stürmen und flohen zur Straße, wo sie sich in frischen Mobs neu gruppierten. Sprich, sie fingen auf offener Straße an, um frei gewordene Posten zu kämpfen. Tabelmann richtete das Geschütz auf den Pulk aus, wartete aber, bis sich die Sieger zeigten und schoss dann in ihre Mitte ein Tremorgeschoss, was mindestens zwanzig von ihnen zerriss und viele verkrüppelte. Der Rest floh nun endgültig. Seine Munitionsvorräte hatten sich inzwischen auf sieben Granaten reduziert, aber der Feind war erst mal geschlagen.

"Läuft doch ganz gut", meinte Herad grinsend und drehte sich ein Lho-Stäbchen.

"Ja, die sind ja so was von am Arsch!" Stecher zündete das Stäbchen an und Herad kam sich vor wie der Held in einem der Kriegsfilme, welche zur Erbauung Sonntags in der Mensa der Schule gezeigt worden waren.

"Da hinten kommen noch mehr", Metzger zeigte in die Ferne, wo sich eine gewaltige Abgaswolke in hoher Geschwindigkeit auf sie zu bewegte. Oberst zückte sein Skope und versuchte zu erkennen, was da auf sie zukam. Auf der Straße bewegte sich eine weitere verdammt große Fahrzeugkolonne aus hunderten kleiner Lastwägen vollgepackt mit Orks. Dazwischen viel zu viele Panzer verschiedenster Bauart, Imperiale und Orkeigenbauten. Das war es wohl. Als Trost blieb ihm, dass er verdammt viele der Xenos erledigt hatte, auch wenn er die Leichen nicht hatte verbrennen können. Er erinnerte sich an das Datablock des Obersten und sah sich die Frequenzen und Codes an. Sein Funker lebte wie durch ein Wunder noch und er ging zu ihm.

"Kabel, welche Frequenz hältst du für die von einem Feuerleitstand." Er zeigte dem blonden Willi, den alle nur Kabel nannten, die Einträge.

"Der ist von der Flotte und der…"

"Stell den von der Flotte ein."

"Dazu hast du keine Berechtigung, Oberst." Kabel schaute ihn groß aus braunen verängstigten Augen an.

"Scheiß drauf! Was können die uns jetzt noch antun, wenn wir sie anfunken?"

"Auch wieder war." Kabel fummelte am Vox-Gerät herum und gab ihm dann ein OK Zeichen.

"Der Imperator sei gepriesen! Hört mich jemand?" fragte Herad, der sich bemühte, etwas tiefer und rauer zu sprechen.

"Der Imperator sei gepriesen! Hier Feuerleitstand "Vergeltung der Unschuldigen", bitte identifizieren sie sich."

"Der Imperator sei gepriesen! Hier ist Oberst Majid Makram vom 54. Tallarn. Ich benötige auf folgende Koordinaten einen Orbitalschlag." Herad hoffte, dass er den Namen auch halbwegs richtig aussprach.

"Ihr Identifizierungscode, Herr Oberst?" Er rasselte die Zahlen- Buchstabenkombination herunter, die hinter der Frequenz stand.

"Nicht der Autorisierungscode, Herr Oberst, der Identifizierungscode!" Verdammt, der schien nirgendwo zu stehen.

"Hören sie zu! Meinem Regiment fliegt die Scheiße um die Ohren, Orbitalschlag auf folgende Koordinaten und zwar Jetzt! Oder ich komme persönlich hoch und reiß Ihnen den Arsch so auf, dass ein Leman Russ da durchfahren kann. Kapiert? Koordinaten sind Sektor Alpha Gamma Charlie Sieben Drei Neun! Das ist ein dreiviertel Klick in nordöstlicher Richtung von Höhe 495. Der Imperator sei gepriesen!" Brüllte er ins Vox-Gerät, da die feindliche Fahrzeugkolonne inzwischen bedenklich nahe gekommen war und in breiter Front auf sie einschwenkte. Seine letzten Aktionen schienen jemand ziemlich sauer gemacht zu haben.

"Wiederhole Alpha Gamma Charlie Sieben Drei Neun, Autorisierung akzeptiert. Feuerschlag wird eingeleitet, Herr Oberst. Feuerschlag in Zehn Sekunden. Der Imperator sei gepriesen" Und nach genau zehn Sekunden senkte sich der Boden und verdampfte in einer gewaltigen Rauchwolke. Und alles was sich darauf befunden hatte. Der eigentliche Vorgang war enttäuschend unspektakulär, aber das Ergebnis war ein Quadratkilometer großer brodelnder See aus Feuer, wo nichts mehr leben konnte.

"Ziel vernichtet! Der Imperator beschützt! Ende und aus."

"Der Imperator beschützt, Herr Oberst. Ende und aus."

Das war jetzt gerade noch mal gut gegangen. Alle Rekruten jubelten und schlugen ihm anerkennend auf die Schulter. Er zog genussvoll an seinem Lho-Stäbchen und noch nie hatte das so gut geschmeckt wie heute. Die Hitze des Kraters strahlte bis zu ihnen hoch und Herad kam sich wie in einem Backofen stehend vor. Langsam verzog sich der Dampf und die Oberfläche hörte auf zu brodeln und begann als eine glasierte Schicht abzukühlen. Es würde lange dauern, bis hier wieder etwas wuchs.

"Wow! Das hat gesessen", meinte Stecher und pfiff anerkennend durch die Zähne. Herad gab sein Lho-Stäbchen an ihn weiter und die Anspannung fiel etwas von ihm ab.

"Ja, das hat echt rein gehauen. Oberst zu sein hat sein Vorteile", erklärte Herad mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Seine Leute begannen wild durcheinander zu reden und auch in ihm keimte etwas Hoffnung auf, diesen Tag vielleicht noch zu überleben. Mit den Codes vom Oberst konnte er sich die Orks vom Leib halten. Und vielleicht würde es auch nie heraus kommen, dass er, der kleine Offiziersanwärter, sich einfach dieser Codes bedient hatte.

Er nahm gerade sein Skope wieder hoch, um die Straße nach weiteren Verbänden auszuspähen, als er die zwei Flieger auf ihn zustürzen sah. Rote Maschinen, Orkjagdbomber. "Tiefflugangriff!" Brüllte er noch, da hämmerten auch schon die ersten Geschosse der Maschinenkanonen in seine Stellung. Jetzt erst setzten die charakteristischen Sirenen ein und die Welt ging in Explosionen unter. Gerade noch schaffte es Herad sich in den flachen Graben zu werfen, als die Bomben fielen. Glühend heiße Splitter zischten über ihn hinweg.

Er hörte die Turbinen der Jagdbomber als sie über ihn hinweg donnerten und dann wieder nach oben zogen. Als der Rauch sich verzog, hatte er noch sieben kampffähige Leute, alle anderen waren tot oder mussten von ihm erlöst werden, wie er nach einem kurzen Rundgang durch die zerbombte Stellung feststellte. Viele waren buchstäblich von den Maschinenkanonen zerfetzt worden und die Splitter der Bomben haben Fleisch und Knochen getrennt. Es war ein schrecklicher Anblick. Der Geruch von Blut, Stahl, Dreck und Verbranntem hatte sein ganz eigenes Aroma, so roch der verdammte Krieg. Die Geschütze waren zerstört, die Lafette mit dem Tremorgeschütz ein Wrack, die beiden anderen Geschütze umgeworfen und unbrauchbar, die MGs verbogenes Metall. Einem weiteren Bodenangriff würde er nichts mehr als ein paar Lasergewehre mit nun wirklich ausreichend Munition entgegen setzen können.

Er tastete seine Taschen ab, konnte aber nicht mehr genug Tabak für ein Lho-Stäbchen zusammen kratzen. Herad blickte auf die Überreste seines traurigen Haufens. Kinder in Flecktarnuniformen, mit Stahlhelmen, die ihre Gesichter klein und verloren wirken ließen. Er war zu jung für diesen Scheiß. Die Sonne begann schon langsam unter zu gehen und er wünschte, er hätte was zum rauchen. Dies war sein letzter Sonnenuntergang, da war er sich sicher. Sie hatten sich heute so gut geschlagen, hatten Hoffnung geschöpft und nun das. Hatten alles aus ihrer Situation heraus geholt. Aber das würde einfach nicht reichen. Sehnsuchtsvoll blickte er in die Richtung, in welcher die Imperialen Auffangstellungen lagen. Wenn er wenigstens seine sieben verbleibenden Leute retten könnte. Er blickte zum Funker und zum Vox-Gerät. Fragen konnte er ja, vielleicht hatte jemand ein Einsehen, dass Acht Rekruten keine Front halten konnten.

"Hier Offiziersanwärter Tabelmann, rufe Gefechtsstand der 77. PVS. Der Imperator sei gepriesen!"

"Die 77. PVS ist den Heldentod gestorben! Der Imperator sei gepriesen! Hier ist das HQ der 2. Armee. Stabsleutnant Uller spricht. Was gibt es, Offiziersanwärter Tabelmann!"

"Stabsleutnant Uller, ich habe nur noch sieben Männer, ich erbitte mich auf die Auffangstellungen der 83. PVS zurückziehen zu dürfen."

"Wie lauteten ihren Befehle, Offiziersanwärter Tabelmann!"

"Die Stellung bis zum letzten Mann halten, Stabsleutnant Uller."

"Dann halten sie die verdammte Stellung!"

"Aber die Front ist zusammen gebrochen."

"Ändert nichts an ihrer Befehlen! Gehorchen oder Sterben!"

"Sterben oder Sterben, Arschloch!" Wütend unterbrach Herad die Voxverbindung.

"Die kümmern sich einen Scheiß um uns. Wir verrecken hier oder die erschießen uns als Verräter und Deserteure", brachte es Feuerkopf auf dem Punkt, ein Rothaariger namens Ronni mit einem Gesicht, bei dem man sich fragte, was Sommersprossen und was Pickel waren.

"Scheiße, da kommen wieder welche!" Günther, ein bulliger Kerl der schon beinahe als Erwachsener durchging, den aber alle nur den Kleinen Günther nannten, zeigte auf eine Staubwolke, welche von der Straße hochgewirbelt wurde. Herad nahm sein Skope und erkannte eine Kolonne gelber, großer, gepanzerter Kampffahrzeuge orkischer Bauart, auf deren Ladefläche sich gelb gerüstete Orks tummelten. Die Glyphen zeigten, dass es sich um den persönlichen Clan von Chefoberwaaagboss Gorshaga handelte. Und sie umfuhren gerade in respektvollen Abstand den Krater des Orbitalschlages und fächerten breit auseinander.

"Gib mir noch mal die "Vergeltung der Unschuldigen", schnell!" blaffte er seinen Funker an, der zu den glücklichen Überlebenden gehörte.

"Der Imperator sei gepriesen! Hier noch mal Oberst Majid Makram vom 54. Tallarn. Ich brauche einen weiteren Orbitalschlag."

"Identifizieren sie sich, Oberst Majid Makram und das 54. Tallarn gelten seit gestern Abend als vermisst und wahrscheinlich als vernichtet." Verdammt! Die hatten sich tatsächlich schlau gemacht. Nun, dann eben die Wahrheit.

"Ich bin Offiziersanwärter Herad Tabelmann, Rekrutenzug, Charlie Kompanie, 2. Bataillon, 77. PVS auf Höhe 495."

"Gehen sie aus der Frequenz."

"Ich brauche trotzdem einen Orbitalschlag. Eine Horde Orks in gelben Kampffahrzeugen mit den persönlichem Clansymbol von Chefoberwaaaghboss Gorshaga kommt in breiter Linie auf uns zu."

"Und wenn eine Horde Garganten auf Ihre Stellung zukäme, Sie kleiner Erdkriecher, haben Sie schlichtweg nicht die Befugnis, darum zu ersuchen. Und jetzt raus aus der Frequenz!"

"Arschlöcher!"

"Wärt ihr Dreckfresser doch lieber zur Marine gegangen. Und jetzt krepiert wenigstens mit Anstand!"

"Blödes Arschloch!" Herad trat vom Vox-Gerät zurück. "Leg es ab, Kabel und mach es nicht aus, sollen sie uns wenigstens sterben hören, da oben, wo sie ihre Ärsche so schön kuschelig warm halten." Er sah sich um, nahm sein Gewehr von der Schulter und legte ein frisches Magazin ein. "Wir bilden hier eine Schützenlinie. Lassen wir sie so nah herankommen wie möglich. Stellt die Energie und Feuerrate auf das Maximum. Legt alle Magazine griffbereit zur Seite. Wir müssen keine Munition mehr sparen. Uns ist wohl allen klar, dass sie uns einmachen werden. Es ist ein sinnloser, verlogener Tod. Ich könnte jetzt lügen und was von einem höheren Ziel labern. Aber diese verschissenen Arschlöcher in ihren Kommandobunkern sind so unfähig, dass sie wahrscheinlich ohne Dienstanweisung noch nicht mal die Hose zum Scheißen runter kriegen würden." Er sprach dabei deutlich in das Mikrophon hinein. "Das Einzige, was uns noch bleibt, sind unsere Leben und Gewehre. Zeigen wir diesen grünen Pennern in ihren grellgelben Schrottkarren, dass wir anständig zu sterben verstehen. Zeigen wir ihnen, dass wir mit dem Gewehr in der Hand sterben und so viele von ihnen wegmachen, wie wir nur können. Wir sehen uns auf der anderen Seite beim Imperator wieder. Sprecht eure Gebete, er auf Terra erwartet uns auf seinem Golden Thron. Der Imperator schützt!"

"Scheiße" sagte Feuerkopf und Tränen rannen über seine dreckigen Wangen, wo sie rosige Spuren hinterließen.

"Ihr Scheiß Arschlöcher! Ihr seid so was von kacke Blöd!" brüllte der Rekrut Kleiner Gunther in das Mikro des Vox-Gerätes. Eine letzte Geste des Trotzes.

"Ich will noch nicht sterben, ich hab doch noch nicht mal ein Mädchen gehabt", schluchzte Stecher, der immer den Frauenheld markiert hatte. Keiner von ihnen hatte wahrscheinlich je mehr als einen Kuss bekommen. Das letzte Mädchen, das er geküsst hatte, war seine Cousine Madeleine, da war er acht Jahre alt gewesen.

"Ich auch nicht!" Herad klopfte ihm auf die Schulter, mehr fiel ihm dazu nicht ein. Auch er weinte.

Er suchte sich eine zentrale Position hinter der niedrigen Barrikade aus Sandsäcken und reihte ordentlich die Magazine auf. Gebete murmelnd formierten sich seine verbliebenen Rekruten um ihn. Herad spürte, wie Tränen über seine Wangen liefen. Alles war so sinnlos. Kanonenfutter, mehr waren sie nicht, eine Zahl auf einem Holotisch. Eine Zahl, die erlöschen würde, bis sie von neuen Rekruten wieder mit Leben erfüllt werden würde, nur um ebenfalls sinnlos verheizt zu werden. Die Fahrzeuge mühten sich inzwischen schon die Hügel hoch. Die Orks schrien wild, aber keiner schoss auf sie. Sie kamen viel zu schnell näher, dann stoppten die Fahrzeuge und die Orks sprangen mit ihrem typischen Gejohle herab.

Er begann auf die Grünhäute zu schießen. Auf kürzester Entfernung und auf maximale Energie konnten auch Lasergewehre effektiv sein, nur reichte dann ein Magazin nur wenige Schuss. Drei Orks erschoss er, auch seine Jungs machten ihm alle Ehre und fast jeder Schuss tötete einen der Angreifer. Herad legte gerade das zweite Magazin ein, als die Orks mit wildem Gebrüll in die Stellung schwappten. Bis jetzt hatte keiner der Orks auf sie geschossen, sie hatten noch nicht mal Waffen in den Händen. Zwei stürzten sich auf ihn, einen konnte er niederstrecken, der zweite riss ihm einfach die Waffe aus der Hand und hämmerte ihm eine große Faust ins Gesicht. Herads Nase brach mit einem satten knacken, er sah viele Sterne vor seinen Augen aufblitzen und er wurde hart zu Boden geschleudert, dann wurde er von Orks begraben. Herad wurde brutal auf die Beine gerissen und so fest an den Armen festgehalten, dass er schon befürchtete, sie wollten ihm diese ausreißen. Angeblich waren manche Orks dazu durchaus in der Lage. Auch seine Kameraden waren alle Gefangen genommen worden. Das war kein gutes Zeichen, da Orks seines Wissens nach keine Gefangenen machten.

Ein schwer gepanzertes Halbkettenfahrzeug mit einer absurd großen Walze vor der Fahrerkabine mühte sich auf die Hügelspitze. Die Front schien die eines Schulbusses zu sein, auf dem man jede Menge Platten genietet hatte. Die Rückseite sah aus, wie aus einer Chimäre geschnitten. Von der Ladefläche sprang in einer kantigen gelben Rüstung der größte Ork, den er je gesehen hatte. Ein Auge war mit einem Teleskop ersetzt worden. Auf dem Rücken ragte eine große Stange, auf der Helme verschiedener Imperialer Regimenter befestigt waren. In der linken hielt er eine zusammengeschusterte zweiläufige Waffe mit Magazinen, die Rechte war eine gewaltige Klaue, auf der elektrische Blitze auf und ab zuckten. Ein Grot turnte auf dem Rückenteil der Rüstung herum und streckte ihm geifernd die Zunge heraus.

"Ick bin Oberwaaaghboss Skabsnik! Der Chefoberwaaaghboss Gorshaga schickt mich, den Mänschz zu ihm zu bring´n tun, der die Straße kaputt macht und die Boyz wegmoscht! Wer von euch is der Boss!" Brüllte der riesige Ork und sein Teleskopauge fuhr noch näher heran. Sein Blick blieb bei Günther hängen, der einfach der größte von ihnen war.

"Ich bin hier der Boss!" meldete sich Herad tapfer, auch wenn seine Stimme eher ein Krächzen war.

"Du kleina Kacka? Nun gut. Den Rest brauch ick nich mehr!" Er hob mit der linken Hand seine doppelläufige Langwaffe und tötete mit einer langen Garbe alle Kameraden von Herad, dass der Boss dabei auch einige seiner eigenen Leute mit erschoss, schien die Grünhaut nicht im mindesten zu stören. Das waren ja schon fast Sitten wie bei der Imperialen Armee. Der Oberwaaaghboss hob die Waffe und der Grot beeilte sich, volle Magazine in die Waffe zu laden. "Tackert den Gitz da auf mein´n Panza!"

Und sie befestigten ihn kopfüber auf der Frontseite des Panzers. Durch die große Walze wurde er auf der ganzen Fahrt mit Schmutz und Dingen beworfen, von denen er einfach nicht wissen wollte, was sie waren. Alle seine Leute waren tot und er beneidete sie um ihr leichtes Schicksal, während die Horde in die Nacht nach Osten fuhr. Mehrmals umfing ihn gnädige Ohnmacht, die ihn von seinen furchtbaren Schmerzen erlöste. Aber leider nie wirklich lange genug.

Mitten in der Nacht fuhren sie in eine halb zerstörte Halle. Die übrigen Kampfwägen blieben draußen, nur der Panzer des Oberbosses selbst fuhr dröhnend ein. Einst war sie wohl eine zentrale Verpackungsstation für Lebensmittel gewesen, dann ein Instandhaltungswerk für Panzer, von denen noch einige hier herum standen, die gerade modifiziert wurden, um sich dem orkischen Geschmack anzupassen. Im Zentrum ragte hinter einem Tisch voll mit Kriegsspielzeug ein absurd hoher Thron hoch, der offenbar aus den Überresten eines Leviatans gebaut worden war. Darauf saß ein grüner Riese, der selbst den Oberwaaaghboss um einiges überragte. Er trug eine dieser mechanischen, hydraulisch verstärkten Rüstungen, wie sie auch Skabsnik trug. Nur war seine Energiekralle schon größer als eine Baggerschaufel. Auf seinem anderen Arm war eine leibhaftige Maschinenkanone geschnallt, die eine Kettenmunitionszuführung hatte, die zu einem Magazintornister auf seinen Rücken führte. Mehrere Orks zogen die Bolzen aus Herads Fleisch an den Gelenken, mit denen sie ihn an den Panzer befestigt hatten und schliffen ihn einfach mit sich.

"Ist das dat Gitz? Skabsnik!"

"Dat der Gitz! Chefoberwaaaghboss Gorshaga!"

"Der is aba mickrig! Dachte, der wär größer!"

"Dacht ich auch, aba dat der Gitz, Chefoberwaaaghboss Gorshaga!"

"Nun, Gitz, du Kacka hat mich geärgert. Mag dat nich, so wat."

"Ich dachte auch, du wärst größer!" spie ihm Herad entgegen, da ihm einfach nichts geistreicheres einfallen wollte.

"Da Gitz hat Rückgrat! Willst du Gitz mich nich um Leben anbetteln?"

"Ich bin Offiziersanwärter Herad Tabelmann! Rekrutenzug, Charlie Kompanie, 2. Bataillon, 77. PVS."

"Dat ist nich ma Boss bei euch? Hm! Bindet ihn an dat Gitter da. Denk mir für den noch wat aus. Wat macht Offensive? Und hat jemand schon die verdammt´n Büchs´n geseh´n? Will endlich was moschen, dat ne Herausforderung is!" Seine Orkwächter schleiften ihn an ein Gitter, das zum einen sehr verbrannt wirkte, zum anderen sehr blutig. Die verkohlten Überreste von Menschen lagen unter dem Gitter. Mit massiven Ketten fesselten sie ihn auf das Gitter und überließen ihn sich selbst. Mehrere andere Orks kamen angerannt und schoben hier und da das auf den Tischen befindliche Spielzeug, bestehend aus handbemalten Spielzeugsoldaten und Miniaturorks aus Zinn hin und her. Solche Miniaturen hatte Herad einst auch gehabt, die wurden von einer Firma mit dem Namen Spielwerkstatt zu überteuerten Preisen verkauft und man musste die auch noch selbst zusammenbauen und anmalen. Dabei machten die Grünhäute mit kindlicher Begeisterung die entsprechenden Geräusche, wie das trampeln von Stiefeln und das Brummeln von Motoren. Wahrscheinlich war dies das orkische Äquivalent zu einem Holotisch. Es wunderte ihn, dass Orks so etwas überhaupt hatten. Aber wahrscheinlich brauchte auch Superüberwaaaghboss Gorshaga etwas, um die Gesamtlage visualisieren zu können.

Er sah lange Tische, auf denen Vox-Geräte standen, die von mickrig wirkenden Orks mit übergroßen Köpfen bedient wurden. Sie schienen zum einen die Imperialen Sendungen abzuhören, zum anderen auch damit Angriffe zu koordinieren. Ab und zu brüllte der Chefoberwaaaghboss kurze Befehle zu den Tischen, wie "Waaagh, Knochenknacka, Waaagh!" oder "Mehr Dakka für Squigstampfa!" Ihm fiel ein anderer mickriger Ork auf, der kleinste, den er je gesehen hatte, aber auch der seltsamste. Er trug einen langen Stab aus Kupfer, der in einem Menschenschädel auslief, dessen Augenhöhlen grün leuchteten. Kleine Blitze schienen unablässig aus den Ohren und Augen des Xenos zu kommen. Ein Hexer! Etwas anderes konnte es nicht sein. Um den Hals trug er einen, mit komischen Runen bedeckten, Kreis aus einem knochenfarbenen Material. Die Runen schienen sich zu winden, neue Muster zu bilden. Als er genauer hinsehen wollte, begannen noch stärkere Kopfschmerzen durch seinen Kopf zu schießen.

Er schloss die Augen und versuchte auf dem Gitter liegend eine halbwegs bequeme Stellung zu finden, aber die gab es hier nicht. Herad blickte nach oben und da sah er den Schatten sich über das Gestänge der Dachkonstruktion winden. Er blinzelte mehrmals, aber da war ein menschlicher Schatten. Oder ein Mensch, der vollständig in Schwarz gehüllt war. Nach den deutlichen Ausbeulungen im Brustbereich musste es sich um eine Frau handeln. Am rechten Arm hatte sie ein kurzes Schwert geschnallt, um so die Hand frei zu halten. Sie sah ihn auf einmal scheinbar direkt an, führte ihren Zeigefinger zum Mund und schüttelte ganz leicht den Kopf. Er wendete den Blick ab und starrte wieder auf den Planungstisch. Was hatte das zu bedeuten? Was hatte eine Frau hier zu suchen? Als er wieder noch oben sah, war sie weg. Er musste schon anfangen zu spinnen. Kein gutes Zeichen.

"He, Warpkopp! Kuck ma, ob die Büchsenz sich jetzt endlich wo rumtreib´n tun!", brüllte Gorshaga und der orkische Hexer beeilte sich an den Tisch zu treten. Er stellte aus einem Beutel die Miniaturen eines Space Marines in je eine der Ecken des Tisches, dabei sang er laute abgehackte Worte in der Sprache der Orks, die wie eine Parodie auf Niedergothisch sich anhörte. Die Marines begannen sich wie von Geisterhand geführt auszurichten und jede Miniatur zeigte in eine Richtung.

"Gut, die Büchenz sind gelandet! Wo sin diese Mega Gitze genau?" brüllte Gorshaga begeistert, während der Hexer den Schnittpunkt festlegte. Und der Schnittpunkt war der Ort, wo das Modell eines großen gelben Orks in gewaltiger Rüstung stand, das Modell, dass Chefoberwaaghboss Gorshaga darstellen sollte.

"Sie sin genau hier, Chefoberwaaghboss Gorshaga!" kreischte der Hexer panisch auf.

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Aus der Tiefe der Halle gab es mehrere heftige pulsierende Entladungen und das elektrische Licht flackerte kurz grell auf, bevor die Leuchtkörper zerbarsten. Jetzt sorgten nur noch die Feuer, die in einigen Tonnen brannten, für Licht. Herad bemerkte, wie der Hexer zusammenbrach, aus seinen Augen ragten zwei Nadeln, die in einem Totenkopf endeten. Ein Schatten sprang schier aus dem Nichts auf den Superüberwaaghboss zu und umrundete ihn schneller, als man mit bloßem Auge verfolgen konnte. Dabei schossen elektrische Entladungen aus der Rüstung des Orks und Metall kreischte in dem Ton, als wenn sich eine Flex durch Stahl schneiden würde. Der riesige Waaghboss brüllte wütend auf und schlug mit seiner riesigen Kralle nach dem Schatten, aber er war einfach zu langsam. Der Schatten floss förmlich unter der gewaltigen Pranke hindurch und schnitt diese einfach ab. Ströme von grünem Blut spritzten aus der zerschnittenen Rüstung und dem Armstumpf zu Boden.

Aus der Tiefe der Halle schallte Gefechtslärm. Das Surren und Hämmern einer Sturmkanone waren zu hören, ebenso das Zischen von Sturmboltern. Aus weiteren pulsierenden Entladungen stürmte eine Truppe höchst bizarrer Gestalten. Angeführt wurde der wilde Haufen von einem Mann mit einem goldenen Löwenhelm, der gut zu seiner massiven goldenen Rüstung passte, auf dessen Brust ein gewaltiges ][ prangte. Nach der gewaltigen Größe zu urteilen, musste es sich um eine leibhaftige Terminatorrüstung handeln. Seine linke Hand lief in eine Energiefaust aus, der Lauf einer seltsamen Waffe ragte aus der Armpanzerung über der Faust hinaus. In der rechten hielt er ein gewaltiges Energieschwert, auf dessen mit gotischen Runen verzierter Klinge blaue Blitze tanzten. Auf seiner Schulter flog gerade ein kybernetischer Vogel mit zwei Köpfen hoch, um sich mit ausgestreckten Krallen auf den nächsten Ork zu stürzen und ihm die Augen herauszureißen. An drei Ketten, die mit seinem Gürtel verbunden waren, hingen drei mit primitiven Fellen bekleidete hellhäutige Furien, die alle lange leicht gewellte pechschwarze Haare hatten, die frei bis zu ihren Hinterteilen reichten. Sie sahen sich so ähnlich, dass sie Schwestern sein mussten. Um ihre Hälse und Gelenke trugen sie Eisenschellen und primitive Ketten voller Talismane aus Knochen, geschnitztem Elfenbein und Glasperlen. Bei allen konnte er sehen, dass sie keine Unterwäsche trugen und mindestens eine blanke volle Brust war durch ihre grobschlächtige Fellkleidung immer gut zu sehen. Diese Frauen wirkten zerstörerische Salven aus Blitzen mit ihren Händen, die in die Vox-Geräte auf den Tischen einschlugen und die Bediener gleich mit grillten. Dazu kreischten sie etwas in einer vollkommen unverständlichen Sprache.

Neben dem infernalischen Trio schritt ein Mann mit einem Hexenjägerhut, auf dem die Säule der Inquisition prangte. In seinen schwarzen Handschuhen hielt er zwei archaisch aussehende Waffen, die mit Schläuchen an einen flachen Tornister hingen. Aus den Mündungen schossen plasmaheiße Geschosse, die ihre Ziele in Brand setzten, nachdem sie sich durch jede Art von Rüstung geschmolzen hatten. Direkt hinter ihm hielt sich eine Frau in einer Retro Servorüstung, die über und über mit medizinischen Analysegeräten und chirurgischen Instrumente beladen war. Sie hielt eine vergleichsweise kleine schlanke Boltpistole in der Hand und feuerte zielsichere Salven damit ab. Eine andere Frau trug einen Lautsprecher an einer Stange in der Hand und schmetterte übelste Beleidigungen in der Sprechart der Orks, während sie in der anderen mit einer Autopistole kleine Geschosse durch den Raum jagte. Drei weitere Frauen, deren Gesichter mit weißen Masken verhüllt waren, auf denen eine Säule der Inquisition aufgestickt war, trugen nichts weiter als auf mit Nadeln gehaltene Papierstreifen. Mit gewaltigen Eviscreatoren in den Händen stürzten sie sich auf die nächsten Orks, um sie mit wuchtigen Hieben in Stücke zu hauen. Eine Lexikanuseinheit schwenkte einen Flammenwerfer in der Form einer Fackel und verbrannte damit einen halben Mob von herein stürmenden Orks, während die Überlebenden den scharfen Zähnen der Eviscreatoren der Frauen zum Opfer fielen. Ein Waffenservitor feuerte unablässig Salven aus seinem schweren Bolter und räumte eine Galerie frei von Orks. Von draußen schallte der Lärm schwerer landender Flugmaschinen hinein, ebenso das Krachen von Explosionen und das stetige Hämmern von schweren Boltern.

Leibhaftige Space Marine in weißen schweren Terminatorrüstungen mit blauen Markierungen schritten nun zwischen den Panzern hervor und ließen aus ihren Sturmboltern den Tod auf die Orks niederfahren. Der Schatten hatte inzwischen mit präzisen Schnitten mit dem seltsamen filigranen Schwert die massiven Gliedmaßen des Chefoberwaaghbosses abgetrennt und den Ork so wirklich vollständig entwaffnet. Auch wenn er noch versuchte, nach ihr zu beißen, auch nachdem sie ihm als letztes noch den Kopf von den Schultern getrennt hatte. Der Mann in der goldenen Rüstung schoss abschließend noch in den Schädel und die Augen der Kreatur hörten endlich auf hin und her zu rollen.

"Das nenne ich mal einen gelungenen Enthauptungsschlag, Sheila Schatz", rief er der Frau in Schwarz zu.

Von draußen war das Heulen von Turbinen zu hören und das Donnern von schweren Waffen. Im Innern tobte ein verbeissener Kampf. Durch das kaum vorhandene Licht und die blendende Wirkung der ganzen Blitze und des Mündungsfeuer der verschiedensten Waffen, verlor Herad sehr schnell den Überblick. Ein großer Mob von gelb gerüsteten Orks stürmt brüllend durch den Haupteingang, nur um von Salven aus Sturmkanonen und Sturmboltern gnadenlos niedergemäht werden. Ein großer Schatten brach durch eine Hallenwand und walzte sich eine Hymne singend durch einen Mob, der sich dort gerade zu einem wilden Gegenangriff formiert hatte. Mächtige Flammenwerfer in den Seitenkumpeln spien Feuer und verwandelten die Grünhäute in lebendige Fackeln, die brennend zu Boden gingen. Schließlich erkannte Herad in dem Ungetüm einen Landraider, dessen Außenwände mit marmornen Reliefs verziert waren, die religiöse Ereignisse aus dem Leben des Gottimperators zeigten. Ein allgegenwärtige Iconographie mit dem ][ machte deutlich, dass dies ein Landraider der Inquisition war. Weitere Space Mariens, diese trugen Servorüstungen, quollen durch den Haupteingang und mehreren Breschen in das Gebäude und kämpften die letzten verzweifelten Widerstandsnester der Grünhäute nieder. Die Halle war nun unter der Kontrolle des Imperiums.

Die schattenartige Frau baute sich vor ihm auf und beugte sich dann zu ihm herunter. Ihre Brüste hingen nun wie Äpfel, die nur darauf warteten, gepflückt zu werden, vor seiner Nase herab. "Unser Kleiner lebt ja noch." Aus der Nähe sah er nun, dass die Frau aus Fleisch und Blut war, nur mit einer öligen Schicht aus einem synthetischen Überzug bekleidet, der sogar die Details der harten Nippel wie eine zweite Haut abbildete. Er merkte, wie ihm Blut in die Lenden schoss und wie dies die Frau merkte, die mit einem hellen Lachen darauf reagierte.

"Wenn du dafür noch Blut übrig hast, kann es dir ja gar nicht so schlecht gehen." Sie schnitt ihm die Fesseln mit ihrem Schwert durch und er versuchte aufzustehen. Schmerzwellen durchströmten seinen Körper und er sank kraftlos zurück. In den grünen Visorsensoren, die sie anstelle von Augen hatte, konnte er sein Spiegelbild erkennen. Er sah so aus, wie er sich fühlte. Sein ganzer Körper war ein einziger blauer Fleck und mindestens zwei Rippen waren gebrochen, falls nicht noch mehr. Die Frau packte ihn und warf ihn sich einfach über die Schulter, als wäre er ein Kleinkind und kein junger, fast ausgewachsener Mann. Dann wurde ihm wieder schwarz vor Augen und eine jetzt höchst unwillkommene Ohnmacht umfing ihn.

Als er wieder aufwachte, blickte er in das fürsorgliche Gesicht der Frau mit der medizinischen Ausrüstung.

"Wie viele Finger?" Sie spreizte zwei Finger ihrer linken Hand zu einem V.

"Zwei?"

"Gut, keine Gehirnerschütterung, Augenreflexe normal, Gratulation, du hast nichts Bleibendes davongetragen. Aber für die nächsten zwei Tage empfehle ich, dich nicht mit Waaaghbossen anzulegen. Vier Rippen sind gebrochen, zwei weitere angeknackst. Deine gebrochene Nase wird eine Weile brauchen, bis sie wieder normal aussieht. Die Wunden sehen schlimmer aus, als sie sind, keine Sehne ist durchtrennt worden, keine inneren Verletzungen. Der Imperator hat dir wohl seinen persönlichen Schutzengel zur Seite gestellt." Sie packte einiges an Ausrüstung wieder zusammen. Herad sah sich um und schloss aus seiner Umgebung, dass er sich im Innern des Landraiders befinden musste. Rechts von ihm war die hochgefahrene Sturmrampe. Ihm gegenüber saßen die drei Zelotinnen, welche die ganze Zeit tuschelnd zu ihm hinüber starrten. Das war ihm unangenehm und er warf ihnen einen bösen Blick zu.

Schräg gegenüber saß die Frau mit der schwarzen zweiten Haut. Sie hatte sich in eine Sitzecke gekuschelt und die Beine an sich gezogen. Die Frau war unter der zweiten Haut weiß, was er nun erkennen konnte, da sie keine Maske mehr trug. Er schätzte die Rothaarige mit einer kurzen Frisur auf Mitte zwanzig. Sie bemerkte seinen Blick und sah ihn mit ihren grünen Augen an. Er wurde sofort rot und sein Blick wanderte zum hinteren Zentrum. Dort thronte buchstäblich der Mann in der goldenen Rüstung auf einem großen massivem Stuhl, der reichlich mit Inquisitonssymbolen verziert war, den man am besten mit Thron beschrieb. Der Inquisitor, etwas anderes konnte er nicht sein, hatte seinen Helm abgesetzt. Darunter war ein überraschend junger Mann zu sehen, der gelockte blonde Haare und blaue Augen hatte. Er war gerade in ein Gespräch mit der Frau vertieft, welche den Lautsprecher getragen hatte. Die Brünette mit einer lieblosen Frisur hockte auf einem tragbaren Bücherschrank vor ihm und hatte mehrere Exemplare um sich herum aufgeschlagen ausgebreitet. Sie schienen gerade über verschiedene Zeichen des Ringes zu diskutieren, welchen der Orkhexer getragen hatte.

Am Thron selbst waren die drei mit Pelzen bekleideten Frauen angekettet. Sie hatten etwas Animalisches an sich, wie sie sich im Stroh rekelten, welcher der Boden um den Thron bedecke. Auf der Bank auf seiner Seite saß der Mann mit dem schwarzen Mantel und dem Hut der Hexenjäger, der ihn damit auch grüßte, als er ihn kurz anhob. Der Mann darunter war ebenfalls schwarz, schien wohl von einem Planeten zu stammen, der sehr heiß war. Neben ihm selbst hockten die Lexikanuseinheit und der Waffenservitor und starrten leer vor sich hin. Keiner von den Space Marines war zu sehen. Nach den Schwankungen zu urteilen, denen sie ausgesetzt waren, schienen sie zu fliegen.

"Ah, Offiziersanwärter Herad Tabelmann weilt wieder unter uns", der Inquisitor wandte seine Aufmerksamkeit zu ihm, während die Frau suchend mit mehreren Büchern jonglierte.

"Der Imperator sei gepriesen!", antwortete Herad, dem nichts Besseres einfiel. Mit dieser imperialen Formel lag man nie falsch.

"Der Imperator sei gepriesen. Gratulation, du hast heute mit deinem Mut und Unverschämtheit dem Imperium einen großen Dienst erwiesen. Ohne dich würde ich wohl noch Wochen darauf warten, dass die unfähigen Idioten der imperialen Aufklärung den Chefoberwaaghboss Gorshaga und damit seinen Hexer endlich lokalisieren."

"Ich kann euch nicht wirklich folgen, Herr Inquisitor."

"Großinquisitor, wenn schon. Oberster Großinquisitor der Cabulis Konklave des Segmentum Pacificus des Ordo Hereticus, Patrokul Zerach, um genau zu sein. Nun, durch deine freche unberechtigte Anfrage nach Unterstützung und der Benutzung einer Autorisierung hast du eine kleine Lawine ausgelöst. Ich war zufällig an Bord der "Vergeltung der Unschuldigen" und bekam auch den abschließenden Disput mit und natürlich wie dieser Skabsnik dich zu seinem Chefoberwaaghboss bringen wollte, da du ja das Vox-Gerät nicht ausgestellt hast. In dem kleinen Datablock des toten Oberst war ein Peilsender versteckt, dem wir folgen konnten. So gelang es uns, dich zu orten, während du uns zu unserem eigentlichen Ziel geführt hast. Der Rest war nur noch aufräumen. Gute Arbeit, Offiziersanwärter Herad Tabelmann, Rekrutenzug, Charlie Kompanie, 2. Bataillon, 77. PVS." Das Lob wärmte ihn, auch wenn er Mühe hatte, den Worten des Großinquisitors zu folgen. Sein Schmerz war durch die Medikamente auf ein angenehmes Pochen herunter gesunken, aber die Drogen benebelten auch etwas seinen Verstand.

"Danke, Herr Großinquisitor. Was passiert nun mit mir?"

"Sobald wir dich abliefern, werden ein paar sehr hohe Offiziere dich loben, weil du mich ihnen endlich vom Hals geschafft hast, und dann würden sie dich wegen Befehlsverweigerung und einem halben Dutzend anderer Vergehen am liebsten erschießen."

"Na toll!" Das hatte er beinahe erwartet.

"Aber niemand zwingt mich, dich diesen Idioten einfach so zu übergeben, mein Junge. Ich war so frei, mir mal deine Akte anzusehen und etwas mit dem örtlichen Telenetz herumzuspielen. Sohn eines Obersten von Mordian und einer ortsansässigen Grundschullehrerin, die eine Scheinehe geführt haben, da dein Vater auf Mordian ebenfalls eine Familie hatte. War für einige Leute etwas peinlich, zweimal den Nachlass verwalten zu müssen."

"Soll das heißen, meine Eltern waren gar nicht richtig verheiratet?", platzte es aus Herad heraus. Hatte das die Mutter Oberin gemeint, seine Mutter wäre nur eine Metze gewesen?

"In der Tat, dein Vater hatte es faustdick hinter den Ohren. Du hast noch zwei Halbbrüder und eine Halbschwester auf Mordian. Und eine nicht sehr glückliche Stiefmutter. Aber dafür konnte ja weder deine Mutter noch du etwas, so dass man hier diese peinliche Angelegenheit unter den Teppich gekehrt hat und dich nicht von der Schola Progenium geworfen hat. Besonders da du überdurchschnittliche Leistung erbracht hast. Deine Mutter Oberin hat sich nicht ganz verständlich ausgedrückt, aber sie hatte mal eine kleine Auseinandersetzung mit dir?"

"Na ja, sie hat meine Mutter eine Hure genannt."

"Du hast deswegen allen Ernstes einer alten Frau gedroht, ihr alle Knochen zu brechen?"

"Nicht nur deswegen, aber ja, ich habe das ihr angedroht", bestätigte Herad leise und merkte wie er rot wurde.

"Hervorragend! Ganz ausgezeichnet." Herad blickte höchst irritiert den Großinquisitor an, aber er schien das nicht ironisch zu meinen. "Du bist ein ziemlich brutaler, rücksichtsloser, innovativer und mutiger Schweinehund mit einem äußerst massiven Autoritätsproblem, der seine Grenzen nicht nur überschreitet, sondern sie gleich in einen Trümmerhaufen verwandelt! Genau so jemanden habe ich gesucht. Wir in der Inquisition brauchen keine geistlosen Befehlsempfänger oder Leute, die Dienstanweisungen auswendig können. Wir brauchen tatkräftige Leute, die nicht nach Gründen, sondern nach Wegen suchen, ein Problem zu lösen. Also jemand wie dich. Mein letzter Explikator hatte einen Arbeitsunfall und ich habe deswegen schon nach einem solch talentierten jungen Mann wie dir Ausschau gehalten."

"Was macht ein Explikator?" Herad war hin und her gerissen, ob er sich über das Lob nun freuen oder fürchten sollte.

"Ein Explikator ist ein mittlerer Rang innerhalb der Inquisition. Es ist sozusagen die Startposition für zukünftige Inquisitoren, da man schon einiges drauf haben muss, um den Novizenstatus zu überleben. Normalerweise werden sie in einem sehr strengen Auswahlverfahren innerhalb einer Schola Progenium ausgesucht. Da werden Wissen, Ausdauer, Mut, Schmerzresistenz, Glauben und Rücksichtslosigkeit getestet. Ein nicht unerheblicher Teil der Prüfungsprobanden stirbt bei dem Auswahlverfahren. Fünfzig Prozent überleben den Test, aber nur die Besten werden genommen. Diese werden dann zu Akolythen, das ist der Oberbegriff für einen persönlichen Gefolgsmann eines Inquisitors im Range eines Novizen. Aber mit deinen Aktionen hast du dich eigentlich schon qualifiziert und deine Beurteilungen sprechen für sich. Danach wird es nicht einfacher, du wirst Mitglied in meinem Gefolge und wirst anfangs, da du den niedrigsten Rang innehältst, den des Novizen, auch die gefährlichsten Aufgaben übernehmen. Die Verlustquote ist recht hoch. Innerhalb dieses Standartjahres habe ich die letzten vier Novizen verschlissen, waren halt die Halbblinden unter einem Haufen Blinden. Dir traue ich mehr zu, du hast ja schon Kampferfahrung. Du wirst eine der umfassendsten Ausbildungen erhalten, welche das Imperium zu bieten hat. Sobald du diese gemeistert und überlebt hast, wirst du zum Explikator befördert. Die Hauptaufgabe des Explikators ist das Herausfiltern von Informationen aus gefangenen Subjekten, sie auf der einen Seite so zu foltern, dass sie die gesuchten Informationen preisgeben, sie aber lange genug dafür am Leben zu erhalten. Und dabei auch darauf zu achten, dass die Subjekte nicht nur dem Schmerz entgehen wollen und dann einfach Sachen erfinden, weil sie wirklich nichts von dem wissen, was man sie fragt. Es ist eine wirkliche herausfordernde Kunst, die großes Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen verlangt. Und von den meisten gar nicht wirklich gewürdigt wird, da es von außen gesehen nur äußerst brutal und eklig wirkt."

"Also eine Mischung aus Folterknecht und menschlichem Minensuchgerät?"

"Vereinfacht ausgedrückt trifft diese Beschreibung den Kern des Aufgabenbereiches."

"Und dazu bekommt man die beste Ausbildung, die das Imperium zu bieten hat?"

"Wie ich schon sagte, der Explikator ist nur der Anfang, wenn man seine Ausbildung als Novize überlebt hat. Sobald man sich bewährt und lange genug überlebt hat, steigt man in den Rang des Interrogators auf. Das ist ein hoher Rang in der Inquisition, die unmittelbare Voraussetzung, um ein vollständiger Inquisitor werden zu können. Man führt selbstständig Ermittlungen durch, führt kleinere Kampfeinheiten in sekundären Missionen, die meist der Informationsbeschaffung dienen. Man filtert verdächtige Subjekte heraus, fängt sie ein und findet heraus, was sie wissen. Manchmal durchforstet man tagelang auch nur staubige Archive oder beobachtet jemanden, der am Ende gar nichts mit der Sache zu tun hat. Der Interrogator führt selbständig viele Verhöre durch und filtert das Material zu einem komprimierten Bericht, auf dessen Basis sein Inquisitor seine Entscheidungen fällt, falls der Inquisitor seinem Schüler auch wirklich vertraut."

"Also eine Mischung aus Arbitrator, Detektiv und Sergeant?"

"Ähnlich, aber viel anspruchsvoller. Wenn man hier sich lange genug bewährt, wird man schließlich in den Stand des Inquisitors befördert. Man bekommt sein eigenes Gefolge und Zuständigkeitsfeld innerhalb der übergeordneten Konklave. Die meisten operieren selbstständig und auf eigene Verantwortung, manche unterstehen direkt der Konklave und bearbeiten eingehende Fälle ab. Selbst der Inquisitor mit dem niedrigsten Rang hat eine größere Macht als ein planetarer Gouverneur. Er kann jede Ressource des Imperiums innerhalb eines vernünftigen Rahmens nutzen und ist nur seiner Konklave oder dem Großinquisitoren seines Segments verantwortlich. Es gibt nur ganz wenige Personen im Imperium, die noch über einem stehen. Mit allen anderen kann man so ziemlich alles anstellen, was man möchte, solange man es vor dem Imperator, seinem Gewissen und einem höherrangigen Inquisitor rechtfertigen kann. Das schließt die komplette Vernichtung ganzer Welten mit Milliarden von Menschen als Bevölkerung ein. Also ein sehr schwerwiegendes Amt, mit großer Verantwortung und gewaltiger Macht."

"Man kann sich also alles erlauben, was man möchte?"

"Fast alles. Man kann sich zum Beispiel eine Callidus Assassine als Kurtisane halten."

"Davon träumst du nachts!", meldete sich die schwarze gekleidete Frau und ihr Ton war nicht besonders erfreut.

"Meine Träume sind manchmal sehr konkret, Sheila Schätzchen." Er warf der Assassine eine Kusshand zu, die sie imaginär fing, zusammenknüllte und eine wegwerfende Bewegung über die Schulter machte, was der guten Laune des Inquisitors keinen Abbruch tat.

"Glaub ja nicht alles, was der liebe Großinquisitor von sich gibt. Da ist auch einiges Wunschdenken mit dabei. Nicht wahr, Patrokul Mätzchen!" Der Inquisitor warf ihr einen amüsierten Blick zu, zwinkerte kurz in ihre Richtung und fuhr dann fort, als ob es nie einen Einwurf gegeben hätte.

"Man kann sich die süßesten Hexen von den schwarzen Schiffen aussuchen und sie zu seinem Gefolge einziehen." Mit breitem Grinsen tätschelte er eine der angeketteten Frauen. "Ein Inquisitor ist das Imperiale Gesetz in seiner reinsten und unerbittlichsten Form, ohne selbst daran gebunden zu sein. Jedenfalls in der Theorie. Macht korrumpiert, absolute Macht korrumpiert absolut. Dieser Merksatz gilt auch für die Inquisition. Man steht über dem imperialen Gesetz, aber wir haben unsere eigenen Gesetze und Hierarchien. Im Einsatz kann man jede Entscheidung frei treffen, aber man muss bedenken, alles hat Konsequenzen. Ein Inquisitor ist angehalten, nach einigen Einsätzen zu seiner Konklave zurückzukehren und seinen Vorgesetzten ins Bild zu setzen. Warum man was getan hat und warum die Mittel angemessen waren. Inquisitoren sind auch Menschen und Menschen sind schwach. Ohne Kontrolle würden viele einfach der schier unbegrenzten Machtfülle erlegen und sich wie der Gottimperator selbst fühlen. Deswegen kann die Arbeit eines Inquisitors jederzeit von einem Höherrangigen überprüft werden. Schließlich sind wir auch nur ein Teil des gewaltigen Imperialen Ganzen."

"Und was ist der Nachteil?"

"Einsamkeit." Auf einmal war das Lächeln vom Gesicht des Großinquisitors verschwunden. "Du wirst nie eine vernünftige Beziehung führen können. Ich habe es dreimal versucht, alle meine Frauen sind an meinem Amt zerbrochen, haben schließlich den Tod gesucht oder Selbstmord begangen. Es ist nicht nur, dass man kein Zuhause mehr hat, man ist überall zu Hause und nirgendwo. Jederzeit muss man mit Gegenschlägen und Attentaten rechnen. Die Arbeitszeiten sind äußerst mies, manchmal kommt man tagelang nicht zum schlafen. Und wenn man nach Hause kommt, kann man seiner Frau schlecht erzählen, dass man gerade ein Kind hat foltern müssen, um seinen widerspenstigen Vater zum Reden zu bringen, für eine Information, die sich als wertlos und überholt herausgestellt hat. Jeder fürchtet einen, die meisten respektieren einen, aber niemand liebt einen Inquisitor. Schon gar keinen Hexenjäger des Ordo Hereticus. Sobald man den Raum betritt, verstummen alle Gespräche. Jeder denkt, er wäre vielleicht das nächste Opfer einer willkürlichen oder gerechtfertigten Verhaftung, die meist Folter und unendliche Schmerzen bedeutet, bevor man dem reinigenden Feuer übergeben wird. Ein Inquisitor ist so mächtig wie er einsam ist. Man hält sich seine Konkubinen, aber Sex ist nicht Liebe. Und Liebe ist ein Schritt in den Untergang. Es macht einen weich, angreifbar und verletzlich."

"Auf Liebe kann ich verzichten.", meinte Herad.

"Du bist zu jung um zu wissen, von was du sprichst, Herad Tabelmann."

"Es ist ja nicht so, als ob ich eine große Auswahl hätte."

"Man hat immer eine Wahl. Ich zwinge dich auf keinen Fall in meinen Dienst, das wäre äußerst Kontraproduktiv. Oder drohe dir damit, dich an deine Vorgesetzten auszuliefern. Keine Angst, ich werde persönlich dafür sorgen, dass sie dich mit Orden überhäufen müssen, immerhin hast du den Superoberwaaaghboss Gorshaga höchstpersönlich ins verdiente Jenseits befördert."

"Hä?" Was Geistreicheres fiel Herad nicht ein.

"Wir von der Inquisition prahlen nicht in aller Öffentlichkeit mit unseren Aktionen. Was vorhin passiert ist, ist so nie passiert, du verstehst? Nun, deinem Blick zu folgen nicht. Die einzelnen Behörden des Imperiums sind sehr darauf bedacht, dass sich niemand in ihre Aufgabenbereiche einmischt. Ein Kommissar der Imperialen Armee darf jeden imperialen Soldaten erschießen, aber sollte er einen Zivilisten töten, würde sich mit großer Freude das Adeptus Arbites auf ihn stürzen und sogar einen kleinen Krieg riskieren, nur um diesen Kommissar vor eines ihres Gerichte zu stellen. Man wildert nicht in den Zuständigkeiten anderer Adepti, niemals! Wir von der Inquisition brechen diesen Codex von Berufswegen und deswegen mögen die anderen uns nicht besonders, denn wir lassen sie schlecht aussehen. Deswegen ist eine unsere Direktiven, die anderen Behörden nicht schlecht aussehen zu lassen, wenn es irgendwie geht.

Wenn diese kleine Aktion von gestern der breiten Öffentlichkeit bekannt würde, wäre die Inquisition der Held und die ganzen Militärs würden als die Bande von inkompetenten Vollidioten dastehen, die sie sind. Das ist aber schlecht für den Ruf der ganzen Behörde und ich hätte in Zukunft immer mal wieder Ärger mit der Imperialen Armee, weil ich sie hab schlecht dastehen lassen. Ein Bruch des Codex. Also muss ich schauen, dass ich sie gut dastehen lassen kann, aber sie dabei noch einmal so richtig schön ärgere. Da kommst du ins Spiel. Dieses Gefecht um Höhe 495 hat schon weite Kreise gezogen und dort hat einfach durch den Mut eines einfachen Offiziersanwärters und eines Rekrutenzuges der Superüberwaaghboss Gorshaga sein längst überfälliges Ende gefunden. Die Armee steht gut da, du wirst ein Held und ich habe einen großen Spaß dabei, zuzusehen, wie die ganzen fetten Schweine meine Anwesenheit noch einmal ertragen müssen. " Er grinste nach den letzten Worten sehr breit.

"Öhm ja, und dann?"

"Wenn Du willst, kannst du versuchen, deine militärische Karriere fortzuführen. Könnte natürlich sein, dass diese Idioten dich gleich im nächsten Gefecht den Heldentod sterben lassen. Oder du nur noch als Vorzeigeheld durch die Provinzen tingelst, um die Moral zu heben. Das liegt außerhalb meiner Macht. Wobei ich bezweifle, dass du mit deinem Temperament und Autoritätsproblem bei der Armee wirklich Kariere machen wirst. Du bist ein guter General, kein guter Befehlsempfänger.

Oder ich fordere dich einfach an, als Inquisitor darf ich das. Ich biete dir an, mich zur nächsten Schola Progenium in einem anderen System zu begleiten, wo du den normalen Unterricht weiter fortführen kannst, ohne irgendwelche negativen Einträge über deine Rekrutenzeit bei dieser PVS, während ich von den dortigen Freiwilligen mir neue Novizen besorge. Es ist allein deine Entscheidung, Herad Tabelmann. Ich halte dich für fähig, in die Ränge eines Inquisitors aufzusteigen, du hast die notwendigen Talente, die Intelligenz, den Mut, den Willen, die innere Stärke und die notwendige Rücksichtslosigkeit dir selbst und allen anderen gegenüber. Ich habe dir die Vorteile, wie auch die Nachteile aufgezeigt, welches die Ämter mit sich bringen. Entscheiden kannst nur du selbst. Ich muss nicht sofort eine Antwort haben. Denke darüber nach."

"Kann man als Inquisitor auch innerhalb der Ekklesiarchie ermitteln?"

"Natürlich, bis zu den ganz hohen Rängen, die in die Zuständigkeit des obersten Großinquisitors fallen."

"Und wenn es nicht direkt um Häresie, Ketzerei, Mutation oder Hexerei geht?"

"Manchmal reicht ein Anfangsverdacht durchaus aus, um eine Ermittlung zu beginnen. Manchmal haben Nichtigkeiten planetenweite Verschwörungen aufgedeckt."

"Nun, es gäbe da jemand, der ein nicht ganz korrektes Verhalten innerhalb der Schola Progenium an den Tag gelegt hat, ein Mitglied der Ekklesiarchie."

"Nun, bevor wir mit der Arbeit beginnen, mein junger Novize, musst du erst mal einen Amtseid ablegen."

"Was auch immer nötig ist, um dem Imperium innerhalb des Ordo Hereticus zu dienen. Ich werde es tun."

Kapitel X

Imperium

Segmentum Pacificus

Sektor Jyoti

System Ghersom

Planet Ghersom IV

Nördliche Hemisphäre

Kontinent Ephrat

Kathedralstadt

Festung des Adeptus Arbites

Zeit: 1 614 996.M41

Person: Herad Tabelmann

"Sie werden uns dafür den Arsch aufreißen, Herad", sagte Shiloh, während sie neben ihm auf der Festungsmauer saß und etwas übernächtigt den Sonnenaufgang betrachtete. Es war ein schöner Anblick. Gerade blitzte die Hülle eines landenden Pilgerschiffes auf, als diese das Sonnenlicht reflektierte. Er konnte das Tosen der Landetriebwerke bis hierher hören.

"Mein Mentor und Lehrmeister Patrokul Zerach hat mir mal gesagt, wenn du nicht für Gerechtigkeit sorgen kannst, dann übe wenigstens blutige Rache."

"Das ändert nichts daran, dass der Ekklesiarch im Senat Zeter und Mordio schreien wird, wenn er davon erfährt. Du lässt gerade die ganze Führungsschicht der Ekklesiarchie dieses Planeten und damit des Sektors von blutrünstigen Furien zu Tode martern. Das wird verdammt weite Kreise bis ganz nach oben ziehen. Und es wird nicht gerade dein unmittelbarer Vorgesetzter Patrokul sein, welcher sich der Sache annehmen wird."

"Das haben wir doch schon alles besprochen. Und du warst damit einverstanden."

"Ich persönlich finde es wirklich gut, was du da tust. Einsame Spitze, wie du das eingefädelt hast. Für solche Sachen liebe ich dich." Shiloh drückte ihm einen dicken Kuss auf die Wange. Sie kuschelte sich so gut es ging an seinen Schulterpanzer und ihre Hand fuhr im liebkosend über den runden Schädel, wo noch ein dickes Pflaster seine Wunde bedeckte.

"Ich liebe dich auch, Shiloh!"

"Ich weiß, mein Geliebter, aber wir haben bald ein wirkliches Problem. Da werden die erpressten Geständnisse wenig helfen. Realer Mordanschlag hin oder her, damit hätten wir den gerechten Tod von ein paar dieser Schweine rechtfertigen können und wären damit auch ohne Probleme durchgekommen. Aber Kardinal Zadok hat nicht gelogen, als er mit seinem Einfluss geprahlt hat. Der Großinquisitor auf Terra wird da einige Gemüter beruhigen müssen und das wird nicht dadurch geschehen, in dem er dich die 108 Gebote zehnmal an die Tafel schreiben lässt. Ganz abgesehen davon, dass die Jyoti Konklave selbst auf uns sauer sein dürfte, da du ihnen zumindest Zadok hättest überstellen müssen, da dieses Schwein nun mal durch seine hohe Geburt in den Zuständigkeitsbereich eines Großinquisitors fällt."

"Ich bin nicht Inquisitor geworden, um solche perversen Schweine laufen zu lassen, nur weil sie so ziemlich jedes abscheuliche Verbrechen begangen haben, bis auf Häresie, Ketzerei, Verrat, Hexerei und Mutation. Und weil ich vielleicht etwas Ärger danach bekomme, werde ich diese Kreaturen nicht ihrer gerechten Strafe entgehen lassen. Klar, der Ekklesiarch wird vor Wut toben, soll er doch. Ich werde mich irgendwann einer Nachuntersuchung stellen müssen. Ist nicht die erste. Der Kardinal hat sich mit seiner Großspurigkeit und Arroganz selbst sein Grab geschaufelt."

"Und wie geht es nun weiter?"

"Die Imperatorkathedrale war ein Flopp, was Gavri Pilgerstochter anbelangt. Wir wissen jetzt zwar definitiv, sie ist hier von dem was auch immer übernommen worden. Und sie war sechs Tage hier auf diesem Planeten unterwegs, bis sie wieder am Schiff aufgetaucht ist. Finden wir heraus, was sie in dieser Zeit getrieben hat und so ergibt sich vielleicht noch die Möglichkeit, die Spur von Gavri Pilgerstochter von hier wieder aufzunehmen. Und wenn wir Gavri Pilgerstochter aufspüren und ausschalten können, dann wird man die Geschehnisse um Kardinal Zadok ganz anders bewerten. Wir müssen unsere Ermittlungen hier nur schnell genug abschließen, bevor irgend ein höherrangiger Inquisitor hier aufkreuzt und das sollte noch einige Wochen, wenn nicht gar Monate dauern."

"Und wo fangen wir an? Beschäftigen wir uns mit der Frage, wie sie samt ihrer tausenden von Anhängern von der "Gesegneten Erlösung der wahren Gläubigen", herunter gekommen ist?"

"Das auch, schätze mal, sie hat schon hier für eine Crew für das Chaosschiff gesorgt. Wahrscheinlich hat sie irgend einen Freihändler beeinflusst. Und so wie ich sie einschätze, hat sie noch ein paar andere Sachen angeleiert. Ich werde wohl mal am Besten bei der Gouverneurin anfangen."

"Was hat die den damit zu tun?"

"Ich hab im Krankenhaus etwas nachgedacht, als ich dort etwas Muse hatte und da sind ein paar Puzzelteile zusammen gekommen, die passen. Dieser ganze Komplex da drüben," er zeigte auf die gewaltige Imperiumskathedrale im Norden. "Wurde einst gebaut, um dem Ding, ob es nun Dämon oder Engel ist, dass will ich jetzt nicht wirklich debattieren, also um dem Ding in Gavri Pilgerstochter einen passenden weiblichen Körper zu verschaffen. Auch wenn mir der Grund für diese ganzen komplizierten Umstände nicht ganz klar ist. Und diejenigen, die da dick mitgemischt haben, müssen die Gouverneure gewesen sein. Immerhin hat die Engelsgruft auch als ihre Begräbnisstätte gedient. Und die gleiche Dynastie ist immer noch an der Macht, auch wenn sie hier vor Ort im Bereich der Imperatorkathedrale entmachtet worden ist und die Ekklesiarchie sich das ganze einverleibt hat, ohne den eigentlichen Sinn der Sache zu kapieren."

"Soweit kann ich dir folgen."

"Ich denke, dieses Ding in Gavri Pilgerstochter hat einen wirklich großen Plan und dieser Planet spielt darin eine Rolle. Die backt keine kleinen Brötchen, sondern die ganz großen."

"Wenn es so wäre, warum ist sie dann weiter gereist?"

"Weil sie ihr Ding hier in den sechs Tagen nach ihrem Verschwinden eben durchgezogen hat. Und ich denke einfach, dass die Gouverneurin da mit drin hängt, weil schon ihre Vorfahrinnen immerhin dick genug mit dieser Gabriel gewesen waren, um ihre Gruft direkt neben der ihren zu legen. Wahrscheinlich hat Gabriel mit Theodora XXVIII einen Deal gemacht, bei ihrer Macht kann Gabriel wohl auch eine Gouverneurin in ihre Dienste zwingen. Deswegen werde ich mir die Sororitas Schwestern schnappen, wenn sie Morgen von dem Marinemanöver wieder auftauchen und mit ihnen der Gouverneurin etwas auf den Zahn fühlen."

][

Als Herad den Imperialen Gerichtssaal am späten Abend betrat, war er nicht überrascht, ein Schlachthaus vorzufinden. Die Damen hatten insgesamt unter der äußerst versierten Anleitung von Explikator Zebulon Vierzehn Stunden Zeit gehabt, für Gerechtigkeit zu sorgen und bei einigen waren sie immer noch nicht ganz fertig. Gerade eben hatte er eine recht harsche Botschaft der höchsten Dringlichkeitsstufe von einem der Großinquisitoren der Jyoti Konklave höchstpersönlich bekommen. Die Wortwahl lies an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Und dabei ging er bis jetzt noch davon aus, dass die ganzen Angehörigen der Ekklesiarchie noch lebten und wohlbehütet in Zellen hockten. Und nicht als blutige Häufchen in einem Foltersaal geendet hatten.

"Meine Damen, kommen sie bitte zum Abschluss! Leider muss ich diesen Einstellungstest nun abbrechen." Die verbliebenen gerade so noch lebendigen Objekte wurden noch schnell mit maximalen Schmerzpotenzial ihrer gerechten Strafe zugeführt.

"Wie ich sehe, haben sie ihre Aufgabe nicht erfüllt, da alle Objekte tot sind. Leider bedeutet das nun, dass ich keine Einzige von ihnen als Explikator einstellen kann, da sie ihre Subjekte mindestens einen Tag am Leben erhalten müssen. Sie haben hier eine richtig große Schweinerei veranstaltet. Es tut mir wirklich Leid, aber hiermit wird ihnen der Status als Akolyth der Inquisition wieder aberkannt. Wenn sie nun bitte diesen Saal verlassen würden, die Überreste müssen nun verbrannt und an die Ekklesiarchie zurückgegeben werden. Machen sie sich frisch, geben sie die Arbeitskleidung wieder ab und begeben sie sich zu den ihren zugewiesenen Fahrzeugen. Ich wünsche ihnen eine schöne Heimreise. Möge der Gottimperator sie alle beschützen und segnen. So sei es!"

Er blickte in die Gesichter der Frauen, die nun ihre Kinder gerächt hatten, auf eine sehr drastische Weise. Der Kardinal selbst war eine blutige Masse rohen Fleisch und er erkannte ihn nur an der Nummer des Stuhls, auf dem seine unansehnlichen Überreste ruhten. Nach und nach verabschiedeten sich die Frauen von ihm. Einige stumm, andere dankten ihm für die Möglichkeit, die er ihnen eröffnet hatte.

"Ich war so blind! Ich hätte es sehen müssen, mich darum kümmern müssen. Mich trifft ebenfalls große Schuld, Herr Inquisitor Tabelmann." Schwester Magdalenas Gesicht war von Blutspritzern bedeckt.

"Sie haben diesen Leuten vertraut. Wer würde schon so etwas Abscheuliches vermuten?"

"Vertrauen war meine Sünde! Nachlässigkeit über meine Schutzbefohlenen ein nicht gutzumachender Frevel. Ich hätte auch auf einen dieser Stühle gehört."

"Seien Sie nicht so hart zu sich selbst. Wer hätte sich schon vorzustellen vermocht, dass so etwas an einem solch heiligen Ort möglich ist?"

"Ich hätte misstrauisch werden müssen, dass immer wieder am letzten Tag Mädchen die gleichen Symptome aufwiesen. Wenigstens weiß ich jetzt, dass sie meine kleinen Spätzchen schon in der Kantine vergiftet haben, eine weitere Schwester, die wahrscheinlich auch schon längst verschwunden ist, hat den ausgewählten Opfern etwas ins Essen getan, was die Mädchen sich dann übergeben ließ. Ich verstehe auch nicht, wie Schwester Orpha das nur tun konnte. Sie muss doch realisiert haben, dass sie den Kleinen schlimmes antun." Schwester Magdalena schlug sich schluchzend die Hände vor das Gesicht. In einer etwas hilflosen Geste nahm er die Schwester in den Arm und versuchte zu trösten, wo nichts zu trösten war.

"Vielen Dank dafür, dass Sie diese schlimme Geschichte beendet haben. Ich werde mich nun auf eine Reise der Buße begeben und mich bei all den Angehörigen entschuldigen, dessen Kinder ich unwissentlich diesen perversen Schweinen zugeführt habe. Möge der Gottimperator zu Terra Sie segnen. Ich werde Sie in meine Gebete mit einschließen, Herr Inquisitor."

Schließlich war nur noch Cecilia Talmun übrig. Die Schäferin wirkte etwas verloren. Ihre ganze Schürze war mit eingetrockneten Blut besudelt und sie sah sehr Müde aus.

"Ich danke Ihnen, dass Sie meiner Tochter Gerechtigkeit haben angedeihen lassen, Herr Inquisitor. Ich habe mir eine Dankesrede ausgedacht, aber ich erinnere mich jetzt an kein Wort mehr. Das gleiche ist ja Abigail immer passiert." Die Frau schluchzte auf und Tränen rannen über ihre Wangen. "Jetzt weiß ich, dass meine kleine Abigail in Frieden ruhen kann, ihr Tod ist gerächt, Herr Inquisitor. Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll." Sie kam auf ihn zu und umarmte ihn. Er war viel größer als sie und ihr tränennasses Gesicht ruhte auf seiner Uniform in Brusthöhe.

"Ist ja gut, Frau Talmun! Ist ja gut, schlafen Sie sich aus. Sie schulden mir nichts, ich tat nur das, was richtig war. Ich habe Ihnen zu danken, ohne ihre Beharrlichkeit hätte ich diesen Sumpf niemals austrocknen können. Gehen Sie zurück nach ihrem Zuhause in Schäfers Lauf, versuchen Sie, inneren Frieden zu finden." Sie löste sich von ihm, wischte sich die Tränen ab und verließ den Raum.

"Ziemliches Massaker, Explikator Zebulon."

"Hm, einige der Frauen hätten das Zeug zum Explikator gehabt. Die kamen auf Ideen, da konnte selbst ich noch was lernen", brummelte der Hüne in unbekannter Ausführlichkeit.

"Na ja, Verpacken wir die Überreste und lassen sie verbrennen. Wird wohl nicht ganz das sein, was die zurück haben wollen, aber damit werden sie leben müssen."

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Imperium

Segmentum Pacificus

Sektor Jyoti

System Ghersom

Planet Ghersom IV

Nördliche Hemisphäre

Kontinent Ephrat

Residenz der Gouverneurin

Zeit: 1 618 996.M41

Person: Herad Tabelmann

Der altehrwürdige Sommerpalast der Gouverneurin lag gar nicht weit von Kathedralstadt entfernt. Die Gouverneurin hatte zwei offizielle Residenzen, den Winterpalast auf dem Kontinent der Südhalbkugel und diesen auf Efrat. Genau genommen war der Sommerpalast hauptsächlich ein gewaltiger Verwaltungskomplex aus dunkelgrauen Gebäuden, wo vergoldete Imperiale Adler als Wasserspeier dienten. Am Nordende des Kleinstadtgroßen Komplexes thronte auf einer massiven Anhöhe ein filigranes, verspieltes Schlösschen mit sahneweißen Mauern und ziegelroten Dächern, dass mit vielen Türmchen gekrönt wurde. Die massiven Grundmauern ließen ahnen, dass früher dort eine gewaltige Festung gestanden haben musste.

Das ganze Areal war von einem massiven Wall aus Plaststahl mit in regelmäßigen Abständen aufragenden Abwehrtürmen umgeben. Er landete mit den drei Walküren des Adeptus Arbites im Schlepptau seiner Janina III auf einer Landeplattform direkt vor dem Schloss und drei komplette Gruppen der Schwesternschaft nahm Aufstellung. Siebzig weitere Schwestern warteten in Reserve in ihren Schützenpanzern in der unmittelbaren Nähe, unterstützt von mehreren Hundertschaften des Adeptus Arbites. Eigentlich dachte Herad nicht, dass er diese Streitmacht brauchen würde, aber er ging in diesem Fall lieber auf Nummer sicher.

Vor zwei Stunden hatte er Havilah beerdigt. Es war eine ergreifende Zeremonie gewesen, es waren die Mädchen zugegen gewesen, welche Havilah gerettet hatte. Der Sarg der Zelotin war mit blauen Schwertlilien geschmückt worden und die Mädchen hatten das Lied vom Märtyrer wirklich ergreifend gesungen. Der junge Priester Hiram hatte die Zeremonie geleitet. Dieser bescheidene Kleriker war gestern zum neuen Oberhaupt der Kathedrale von der verbliebenen Priesterschaft gewählt worden, bis die Führungsspitze von Terra aus neu besetzt wurde. Ein kometenhafter Aufstieg, wenn sicherlich nur auch Temporär für die nächsten Monate. Der Inquisitor konnte nachvollziehen, warum Hiram gewählt wurde. Jung genug, um nicht in die schrecklichen Verbrechen beteiligt gewesen zu sein, aber von sehr charismatischer Ausstrahlung. Und der junge Priester machte seine Sache gut während der Abschiedszeremonie von Havilah und seine Predigt war durchaus ergreifend. Die Mädchen schluchzten ergriffen und sogar Syntyche rollte eine Träne über ihre Wange, obwohl sie die Zelotin überhaupt nicht hatte leiden können. Schließlich wurde die Platte vor dem Grab der Schergin angebracht und Herad schrieb einen weiteren Namen in sein Buch.

Procurata Azubah, die Anführerin der Sororitas verlor während des Fluges keinerlei Worte über die Vorkommnisse in der Imperatorkathedrale. Inzwischen sendete sogar der Rundfunk und das Televid über die Verhaftung der gesamten Spitze der örtlichen Ekklesiarchie. Wilde Gerüchte schossen ins Kraut, aber so langsam sickerte die Wahrheit über die verschwundenen Kinder durch.

Ein einzelner Mann in dem Livree eines Dieners kam ihm auf der Landeplattform entgegen, die von einer mit blauen Schwertlilien und silbrig schimmernden Tulpen bepflanzten Grünanlage umgeben war. Der Mann war schon alt und nur noch einen Kranz grauer Haare zierte seinen zerknittert wirkenden Schädel. "Herr Inquisitor Tabelmann nehme ich an? Wenn Sie mir bitte Folgen würden, ihre Majestät Königin Theodora XXVIII erwartet Sie im Blauen Salon. Ich hoffe, Sie mögen Tee und Kuchen?" Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte er sich gemessenen Schrittes um und er folgte mit seinem Gefolgte und zwanzig Schwestern, darunter zehn Veteraninnen der Celestia Garde. Die restlichen Schwestern sicherten die Landeplattform. Herad hatte nicht genau gewusst, was ihn erwarten würde, aber ein einzelner Diener im Livree als Empfangskomitee hatte er nicht vermutet. Da er erst vor knapp zwei Minuten die Landung angekündigt hatte, kam ihm diese kurze Reaktionszeit verdächtig vor. Für einen kurzen Moment erwog er, sich zurück zu ziehen, aber dann entschloss er sich dem alten Mann zu folgen.

Sie betraten den Palast über eine von zwei in reich verzierten blau silbrigen Plattenrüstungen bekleideten und mit Schwertlanzen bewaffneten Mitgliedern der Königleichen Leibgarde bewachten Seitenpforte, die ihm salutierten. Seine Gruppe wurde einen langen Gang entlang geführt, von dessen Wänden mal streng, mal wohlwollend die Gouverneurinnen der letzten Tausend Jahre schauten. Allen Frauen war das Engelsgleiche Aussehen mit langen blonden Haaren gemein. Hier und da flatterte auch ein Engelchen im Hintergrund der Bilder, die meist auch noch eine liebliche Landschaft des Planeten zeigten. Mit jedem Schritt wurde Herad etwas mulmiger zu Mute. Gouverneurspaläste waren auf den meisten Planeten die bestbewachten Gebäude überhaupt. Meist Festungen, umgeben von Kasernen loyaler Elitesoldaten. Wenn die Gouverneurin wirklich von Gavri Pilgerstochter beeinflusst war, konnten ihm harte Kämpfe bevor stehen. Aber er hatte zwanzig unbestechliche und nicht korrumpierbare Sororitasschwestern, davon zehn schlachterprobte Veteraninnen der Celestiagarde und sein Gefolge dabei. Und Syntyches Kampfkraft war ein Joker im Ärmel, falls es hart auf hart kommen sollte. Hier würde sie wenigstens keinen allzu großen Kollateralschaden, da das Schloss freistehend war, anrichten können. Und schließlich hatte er noch weitere siebzig Sororitas und sechshundert Arbites in der Nähe, die sich einmischen würden, wenn im Palast Kämpfe ausbrechen sollten.

Schließlich erreichten sie den Blauen Salon. Die Gouverneurin und ihr Prinzgemahl saßen an einer Tafel mit sieben Gedecken, fünf waren wohl für ihn und sein Gefolge. Die Schwestern bildeten einen Kreis um den Tisch. Die Gouverneurin, eine blonde Frau in den besten Jahren und den richtigen Proportionen kam strahlend auf ihn zu, als würde sie einen alten Freund begrüßen. "Herr Inquisitor Tabelmann! Es ist mir eine Freude Sie in meinem bescheidenen Anwesen willkommen zu heißen. Schön, dass Sie mich besuchen kommen. Und Sie kommen genau richtig zum Tee. Ich hoffe, Sie mögen Erdbeerkuchen? Das die Spezialität meiner besten Konditorin. Sie müssen unbedingt von ihm kosten. Wenn Sie sich doch bitte setzen möchten." Sie reichte ihm ihre Hand mit dem offiziellen Siegelring, den er fast schon mechanisch küsste. Ihr kräftig gebauter Prinzgemahl beließ es bei einer knappen Verbeugung. Diesen scheinbar herzlichen Empfang hatte er nicht wahrlich nicht erwartet. Inquisitoren galten immer als schlechte Nachrichten und sie schien ihn zu dem noch erwartet zu haben. Er setzte sich nach kurzem zögern mit seinem Gefolge nach dem sie kurz Blicke gewechselt hatten an den runden Tisch. Eine richtige livrierte Maid in Schwarzweißem Kleid schenkte ihm Tee ein. Das ganze kam ihm schrecklich Falsch vor. Als ob sie genau gewusst hätte, dass er an diesem Tag kommen würde. Und er hatte einen konkreten Verdacht, wer das voraus gesagt haben konnte. Auf alle Fälle war er hier richtig, wenn er weiteres über die Häretikerin Gabriel heraus finden wollte und er hatte ja immer noch seine Truppen in der Hinterhand.

Und seine Vermutungen wurden zur Wahrheit, als die Gouverneurin einen Brief aus einer Tasche ihres Kleides zog und ihm reichte. Es trug ein blaues Siegel mit einem stilisierten Engel und sein Name stand in der schwungvollen unverkennbar klaren Handschrift von Gavri Pilgerstochter darauf. Mit einem leichten Zittern brach er das Siegel und klappte das gefaltete Pergament auf. Wie gut, dass er zwanzig schwer bewaffnete Sororitas Schwestern in diesem Raum postiert. Die würde er brauchen, um hier Lebend wieder raus zu kommen. So wie es aussah, war der kleine Mistkerl in Gavri Pilgerstochter ihm tatsächlich einen Schritt voraus gewesen. Und es lief tief blicken, dass die Gouverneurin ihm dies so einfach offenbarte.

Lieber Herr Inquisitor Herad Tabelmann!

Wenn Sie diesen Brief lesen, haben Sie wohl meinen gut gemeinten Rat nicht beherzigt, was mich ehrlich gesagt auch nicht Überrascht, in keiner möglichen Zukunft haben Sie den je auch nur in Betracht gezogen. Aber ich bin sehr froh, dass es dieser Brief ist, den Sie lesen. Ich habe einen zweiten Geschrieben gehabt, da die Ströme der Zeit in Bezug auf ihr Verhalten gegenüber den Mördern der vielen unschuldigen Kinder nicht ganz klar waren. Ich gratuliere ihnen zu ihren Mut, eine solche Entscheidung zu treffen. Ich habe tiefen Respekt vor ihrer Arbeit und wie Sie, wenn auch überaus drastisch, für einen Ausgleich gesorgt haben. Falls Sie sich fragen, warum ich das Problem nicht selbst gelöst habe, anstatt diesen Brief zu schreiben, so wurde ich nur durch ihre Zeitlinie auf dieses äußerst verwerfliche Verbrechen aufmerksam. Es war vorherbestimmt, dass Sie diese menschenverachtenden Schandtaten aufdecken werden und nicht ich.

Ich weiß, dass ich Ihre tiefen Zweifel gegenüber meiner Person nicht ganz zerstreuen konnte, aber das liegt wohl auch in ihrem Wesen, Erziehung und Vergangenheit. Seien Sie versichert, dass ich kein Dämon des Tzeentch bin. Leider kann ich das nicht wirklich in diesem Brief beweisen, dazu müssten wir uns schon persönlich gegenüber stehen. Ich danke Ihnen, dass Sie eine so schöne Urne aus rotem Marmor für die Überreste der Angehörigen meiner Wirtin ausgewählt haben, oder sollte ich besser der lieben Shiloh danke sagen? Auch Danke, dass Sie die Senatshörigen Pilger nur Interniert haben, die meisten Inquisitoren hätten Sie ohne zu zögern sofort dem Feuer übergeben.

Ich möchte Sie bitten, über die letzten Ereignisse gut nachzudenken und keine voreiligen Entscheidungen zu fällen. Diese Begebenheit hat Ihnen hoffentlich gezeigt, wie verroht, menschenverachtend und grausam die Führungsschicht des Imperiums geworden ist. Ich spreche wahr, wenn ich sage, dass nichts den Untergang des Imperiums mehr aufhalten kann. Das System hat sich selbst überlebt. Und würde das Leuchtfeuer des Imperators noch über das Jahr 14.M42 hinaus brennen, würde das den Zerfall nur verlangsamen. Und in ihrem Innersten wissen sie das nur zu gut, da sie als Inquisitor über den Zugang an Informationen verfügen, wie kaum ein anderer Mensch. Ich brauche Tatkräftige Männer wie Sie und mutige Frauen wie Shiloh, geben Sie doch bitte danach Ihr den Brief zu lesen, um die Menschheit vor dem Abgrund der vollständigen Auslöschung zu retten. Mit ihrer Hilfe und profundem Wissen über die Interna der Inquisition, besonders in Bezug des Ordo Hereticus, wird es mir gelingen, einige sehr blutige Konflikte abzumildern oder gar zu umschiffen. Sie würden nicht nur meinen Anhängern helfen, sondern auch sinnlose Verluste auf Seiten der Senatshörigen vermeiden.

Mit herzlichen Grüßen

Gabriel und Gavri Pilgerstochter

Erzengel, Testamentsvollstreckerin des Imperators, Verkünderin des Untergang des Imperiums und Überbringerin des Lichtes!

PS. Die Schwertlillie wird in der Heraldik übrigens als Fleur-de-Lys dargestellt. Die Schwertlillie ist die Blume, welche die Mädchen vor mein Standbild legen. Und in der Natur gibt es keine schwarze Farbe, sondern nur ein sehr tiefes Blau.

Er hatte nie eine Chance gehabt gegen ein Wesen, dass so gut die Zukunft vorhersehen konnte. Nach kurzem Zögern gab er den Brief an Shiloh weiter und nahm einen großen Schluck Tee. Seine Hand zitterte unmerklich und er sah die kleinen Wellen auf der Oberfläche des Gebräus in der Teetasse aus weißem hauchdünnen Porzellan. Die Schwestern standen immer noch im Kreis um den Tisch und er betrachtete die Heraldik der Sororitas. Erst wenn man wusste, nach was man suchte, wurde einem klar, wen man vor sich hatte. Die fast all gegenwärtige Fleur-de-Lys, die Engelsflügel auf dem Schulterpanzer. Es war eigentlich nicht zu übersehen. Zierwerk, dessen ursprüngliche Bedeutung vergessen worden war. Noch nie war eine Sororitas zum Chaos übergelaufen, bis heute. Die Sororitas galten als unkorrumpierbar, ihre Treue zum Imperator war sprichwörtlich.

"Procurata Azubah, wie war Eurer persönlicher Eindruck zu Gavri Pilgerstochter?" fragte er einfach direkt die Anführerin der Schwestern, die ihm gegenüberstand. Den Bolter im Godwin-Deaz Schema mit dem silbernen Fleur-de-Lys auf dem Gehäuse in Vorhalte, aber in einer Haltung, die ihr erlaubte, die Waffe sofort auf ihn oder sein Gefolge zu richten. Und bei der ersten falschen Bewegung würde es hier zu einem Blutbad kommen und er war sicher, dass er keine Chance hatte, hier lebend raus zu kommen. Er hatte seine schlimmsten Gegner selbst mitgebracht und sich hier isoliert. Damit war er gescheitert, dieser Fehler würde ihn sein Leben kosten, es gab keine Chance auf entkommen, nicht gegen zwanzig vorbereitete Sororitas Schwestern, die ihn umstellt hatten.

"Wir nennen sie bei ihrem eigentlichen Namen, Gabriel, Herr Inquisitor Tabelmann. Sie hat uns gezeigt, wer sie ist und uns gelehrt, wer wir waren und wer wir sein werden. Jahrtausende haben wir auf die Lügen der Senatshörigen gehört, damit ist nun endgültig Schluss!", plauderte sie ihren Verrat am Imperium ganz beiläufig aus. Die Zeit des Versteckspiels war wohl definitiv vorbei.

"Und Sie sind sicher, dass Gabriel ein Engel ist?"

"Vollständig, Herr Inquisitor. Es gibt keinen Zweifel! Sie hat getan, was sie versprochen hat. Die Vernichtung des Dämonenprinzen Eunice war der letzte Beweis."

"Woher wissen Sie davon?" Syntyche lief gerade knallrot an, rutschte auf ihrem Stuhl nervös hin und her; und eine Antwort von Seiten der Schwestern war damit überflüssig. Er warf seiner schwatzhaften und naiven Psionikerin einen bitterbösen Blick zu, der sie deutlich schrumpfen ließ und ging zur nächsten Frage über.

"Was hat Gabriel über mich erzählt?"

"Das ein Inquisitor kommen wird, der innerlich zerrissen ist, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit das Richtige tun wird. Meine Gratulation noch, Herr Inquisitor. Es gehört sehr viel Mut dazu, was Sie getan haben. Wir sollten Sie bis zu dem Zeitpunkt bedingungslos unterstützen, bis sie mit der Gouverneurin Tee trinken."

"Und dann?"

"Ab da soll ich nur noch meinem Herzen folgen."

"Das ist äußerst hübsch gesagt. Und wer wart ihr einst?"

"Wir sind die Töchter des Imperators, Herr Inquisitor. Einst dienten wir als Leibwache der zwölften Inkarnation von Gabriel, der Tochter des Imperators."

"Tochter des Imperators? Jetzt wird es wirklich fantastisch."

"Die elfte Inkarnation von Gabriel hat ihre Eizellen für das Primarchenprojekt zur Verfügung gestellt. Daraus entstammen zwanzig Primarchen und eine Tochter, die als zukünftiges Gefäß von Gabriel dienen sollte, nachdem ihr elftes Gefäß verbraucht war."

"Äußerst faszinierend, ich habe mich schon immer gefragt, woher der notwendige Weibliche Teil der Primarchen gekommen ist", bemerkte Mattan begeistert, der sich für solche Details immer erwärmen konnte. Auch in einer solch bedrohlichen Situation. Und das schlimmste daran war, dass Herad sie selbst hierher geführt hatte. In die Höhle der Löwin.

"Das ist das faszinierende an Gavri Pilgerstochter oder Gabriel. Sie behauptet wundersame Dinge, die niemand nachprüfen kann. Die Töchter des Imperators stammen eigentlich von einer primitiven Agrarwelt namens San Leor und war eine kleine Schwesternschaft von Frauen, die sich dem Studium der Kampfkunst in klösterlicher Abgeschiedenheit zurück gezogen haben. Senator Vandire hat sie zu seinen Leibwächterinnen gemacht und sie für seine Verbrechen missbraucht. Damals hießen sie noch Bräute des Imperators. Sechs der Schwestern wurden Schließlich zum goldenen Thron vorgelassen und danach tötete die Anführerin der Schwestern den wahnsinnigen Vandire. Sebastian Thor wandelte sie dann zu den Orden um, wie wir sie heute kennen. Parallel wurde der Ordo Hereticus eingeführt, um eine weitere Apostasie zu verhindern. So steht es in den Geschichtsbüchern und diese Aussage leuchtet mir mehr ein, als das was ich gerade zu hören bekommen habe."

"Das stimmt soweit, Herr Inquisitor. Gabriel sagte uns, dass die Töchter des Imperator Nachkommen einer kleinen Streitmacht der ursprünglichen Garde war, welche der Säuberung in .M32 entkommen konnte und dort ein sicheres Exil fand. Die Kampfkünste wurden so von Mutter zu Tochter weiter gegeben. Leider ging irgendwann das Wissen über die eigentlichen Ursprünge des Ordens in Vergessenheit."

"Und was hat sie euch für die Zukunft Prophezeit?"

"Das wir wieder ihre Leibwache werden und an ihrer Seite gegen das Chaos, die Xenos und gegen die Senatshörigen kämpfen werden, um die Menschheit ins Licht zu führen, Herr Inquisitor."

"Senatshörige? Nennt ihr nun so die wahren Vertreter des Imperiums?"

"So nennen wir die, welche den Lügen des falschen Senats glauben, Herr Inquisitor."

"Das ist ein höchst nette Umschreibung für Euren Verrat an den Gottimperator und seinem heiligen Imperium. Und ich dachte immer, dass die Schwestern der Sororitas durch ihre Indoktrinierung gegen so etwas Immun sind. Noch nie ist eine Schwester zum Chaos übergelaufen. Jedenfalls bis heute. Finden Sie diesen plötzlichen Geisteswandel nicht auch seltsam?"

"Das Imperium hat uns verraten! Der Gottimperator ist unser Vater, aber wir haben akzeptiert, dass sein sterblicher Körper tot und sich seine unsterbliche heilige Seele von seinem goldenen Mausoleum lösen wird, um in das Immaterium einzugehen, um dort seinen ewigen Kampf gegen das Chaos weiter zu führen. Sein weltliches Licht wird unweigerlich erlöschen und unser Vater wird auf sich alleine gestellt einen schrecklichen Krieg führen müssen. Und wir werden das Chaos mit jeder Faser unseres reinen Herzens genau so weiter bekämpfen, wie bisher."

"Habt Ihr euch jemals gefragt, ob Gabriel nicht mit ihren mächtigen psionischen Fähigkeiten euren Einsichten vielleicht massiv nachgeholfen hat?"

"Wir Schwestern sind darauf trainiert, psionischen Einflüssen zu widerstehen, Herr Inquisitor Tabelmann."

"Gavri Pilgertochter ist alleine schon eine unglaublich mächtige Psionikerin und die Wesenheit in ihr ist noch sehr viel mächtiger. Sie haben die Macht, mit einem Gedanken Tausenden alles mögliche Glauben zu machen. Ich kann Euch Aufnahmen der Pilger zeigen, welche nicht übergelaufen sind und jeder von ihnen glaubt mit aller Kraft an ein Ereignis, dass nie so statt gefunden hat. Kennen Sie die Geschichte der Catelexis Häresie? Wohl eher nicht, da dieses Ereignis klassifiziert wurde, nachdem alle Zeitzeugen gestorben waren. Über Tausend Systeme begingen damals den absoluten Verrat am Imperium, ausgelöst durch einen einzigen sehr mächtigen Psioniker, der gleichzeitig Milliarden und Abermilliarden an Menschen kontrollieren konnte. Und das über viele Lichtjahre hinweg."

"Ihr werdet bei uns keinen Zweifel sähen, Herr Inquisitor. Denn wenn sie die Kräfte hätte, jemanden zum Verrat zu bewegen, warum hat sie dann die übrigen Pilger nicht damit auf ihre Seite gezogen?"

"Ich nehme an, dass sie keine Verwendung für diese Leute hatte. Die Sororitas Schwestern die einst Vandire folgten, waren auch von ganzem Herzen überzeugt, dass ihr Herr ein Heilsbringer wäre, bis sie eines besseren belehrt wurden."

"Das mag so sein, die Zukunft wird weißen, wer Recht haben wird."

"Das werden wir in der Tat sehen. Nur wird es dann für Sie und ihre Schwestern unwiderruflich zu spät sein. Gerade sie sollten wissen, was mit Ketzern und Verrätern passiert." Die Sororitas antwortete nicht darauf, aber ihr Blick sprach Bände. Tabelmann starrte in seinen Tee und betrachte sein Spiegelbild. Shiloh hatte inzwischen den Brief gelesen und signalisierte ihm, dass sie dem Inhalt glaubte. Er hatte nichts anderes von ihr erwartet. Für die Inquisition war sie nun endgültig verloren. Es war nur die Frage, ob sie auch für ihn persönlich verloren war. Genau genommen spielte da jetzt keine Rolle mehr. Es war äußerst unwahrscheinlich, dass er diesen Raum lebendig verlassen würde.

"Du glaubst ihr die Sache, dass es mein Schicksal war, dass Verbrechen an den Mädchen aufzuklären?" fragte er Shiloh.

"War es ja auch."

"Dir ist schon klar, dass dieses zögern um die hundert Mädchen das Leben gekostet hat?"

"Vielleicht hätte ein vorschnelles Handeln alles nur verschlimmert?"

"Oder sie wollte zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, zum einen die Vernichtung der Führungsspitze der örtlichen Ekklesiarchie, zum anderen mich aus dem Spiel nehmen."

"Du siehst die Sache zu persönlich, denke ich."

"Ich hätte nie gedacht, dass Du nach all den Jahren bei der Inquisition so Naiv sein kannst. Merkst Du nicht, wie geschickt sie die Fäden zieht? Und wer ist bekannt dafür, na?" Shiloh zog einen Flunsch und ging nicht auf seine Worte ein. Er zählte langsam bis drei, um zu verhindern, ihr eine schallende Ohrfeige zu geben, dann konzentrierte er sich auf die nächste Gesprächspartnerin. Das war hier ein richtiger Hühnerstall.

"Nun, Eure Majestät, befriedigt meine Neugier, was war Euer Eindruck von Gabriel und ihrem Wirt."

"Ich habe sie meinen Leben lang erwartet und bin froh, dass dieses Warten ein Ende hat."

"Eure Majestät glaubt fest an sie?"

"Sie ist die Lichtbringerin, die Hoffnungsträgerin, ich habe keinerlei Zweifel an ihr. Alles was sie bis jetzt vorhergesagt, ist eingetroffen." Danach fragte er die Gouverneurin nach dem ursprünglichen Zweck der Anlage unter der Kathedrale und bekam seine Vermutungen bestätigt. Die ganze Anlage hatte vor langer Zeit tatsächlich dazu gedient, eine geeignete Kandidatin zu finden.

"Und was wissen sie über Inquisitor Vitus, dessen sterbliche Überreste wir im Säulenraum gefunden haben?"

"Der war eine richtige Nervensäge. Er hatte in etwa die ursprüngliche Konzeption der Engelskathedrale durchschaut. Der überzeugte Thorianer vermutete dort Hinweise zu finden, wie man ein passendes Gefäß für den Imperator finden kann. Dabei fand er die Gruft und drang in sie ein. Meine Vorfahren konnte nicht dulden, dass dieses Heiligtum so geschändet wurde. Die Verteidigungsanlagen im Gang des tanzenden Mädchens haben ihn wohl getötet, seine überlebenden Leute wurde von der damaligen königlichen Leibwache liquidiert."

"Dann sterbe ich wenigstens nicht Dumm, jedoch als Idiot. Den Verrat der Sororitas hatte ich so nicht erwartet, auch wenn ich ihn allein schon durch die Symbolik auf den Rüstungen vorhersehen hätte müssen. Ich habe mir keine Gedanken gemacht, welche Blumen die Kinder nun da als Opfer darbringen und was dessen heraldische Entsprechung ist. Oder dass Schwarz nichts anderes als ein sehr tiefes und dunkles Blau ist, welches die Wiedererkennungsfarbe von Gabriel zu sein scheint. Um eines klar zu stellen, ich werde nicht um mein Leben betteln, aber Verschonen Sie die von meinem Gefolge, die nicht zu ihnen überlaufen werden." Er sah dabei Shiloh direkt an, da er wusste, dass sie dieser Gabriel jetzt schon gehörte, selbst ohne psionische Manipulation. Dann Zebulon, Syntyche und Mattan, die von diesen Ereignissen überrollt worden waren. "Ich könnte natürlich versuchen, hier und jetzt Heldenhaft mit einer trotzigen Geste zu sterben, in dem ich versuche, meine Pistole zu ziehen, um dann heroisch von einem Dutzend Boltergeschosse zersiebt zu werden, aber ich will Ihren schönen Teppich nicht mit meinem Blut und Innereien ruinieren."

"Sie sind ein höchst unterhaltsamer Mann, Inquisitor Tabelmann."

"Es freut mich überaus, dass ich bis zu letzt zu Eurer Majestät Belustigung dienen konnte. Eure Majestät fanden sicherlich die Ironie höchst amüsant, dass der vorbereitende Enthauptungsschlag gegen die Ekklesiarchie ausgerechnet von einem Inquisitor des Ordo Hereticus gekommen ist. Der einzigen Imperialen Organisation auf diesem Planeten, die Sie nicht mit ihren Agenten unterwandern konnten, weil die Geistlichen aus einer Clique kamen, die zu sehr mit Terra verbandelt war, als das Sie da was hätten machen können. Ich bin sicher, der General des Adeptus Arbites und alle Marschälle des Hofes sind inzwischen Ihre Leute, ebenso die Kapitäne der hier im System stationierten Schiffe. Von den PVS brauchen wir gar nicht erst zu reden, deren Schlüsselpositionen sind sicher auch mit Leuten besetzt, die von Ihnen Handverlesen worden sind. Gavri Pilgerstochter ist wohl die gefährlichste Gegenspielerin die ich je hatte. Ich habe mich zu ihrem Werkzeug machen lassen. Ich bin so ein verdammter Idiot!"

"Gehen Sie nicht mit sich zu hart ins Gericht, Inquisitor Tabelmann. Gabriel hat Sie nicht manipuliert, dass war ihre eigene Entscheidung. Sie haben das richtige getan, auch wenn ich gestehen muss, dass Sie Recht haben und es mir nie gelungen ist, die oberen Ränge der Ekklesiarchie mit meinen Leuten zu besetzen. Die Leute, die jetzt die Ämter kommissarisch verwalten werden, schon."

"Das haben Sie ja schön eingefädelt, dann erlauben sie mir noch die Frage, wie Sie den Gegenschlag des Imperiums zu widerstehen gedenken? Ich bin sicher, Sie kennen die Zahl der erfolgreichen Rebellionen gegen das Imperium in den letzten Fünftausend Jahren? 0,0! Niemand hat es je geschafft, sich permanent vom Imperium zu lösen. Niemand! Egal wie mächtig er als Individuum war, egal wie viele tausend Welten gemeinsam gegen das Imperium standen. Am Ende wurden sie erobert, die Bevölkerung teilweise ausgelöscht oder mit viel Glück wurde nur jeder zehnte erschossen, als Vertrauensvorschuss. Selbst ein so mächtiges Wesen wie Gavri Pilgerstochter und ihr Passagier werden gegen das Imperium untergehen. Den ganz egal wie viele Opfer es auch kosten mag, das Imperium wird sie notfalls einfach mit seiner Masse zermalmen."

"Ich bin mir der geschichtlichen Fakten und des Risikos durchaus bewusst, Herr Inquisitor. Und auch darüber, dass durchaus sich einige Systeme erfolgreich vom Imperium gelöst haben, auch wenn das gerne von Ihresgleichen geleugnet wird. Aber seien Sie versichert, dass unser Erzengel Gabriel dafür eine passende Strategie hat."

"Und die da wäre? Ich bin neugierig, wie sie die endlose Flut an Kriegsschiffen und Regimenter aufhalten zu gedenken? Selbst für mächtige Psioniker gibt es Gegenmittel."

"Das kann ich Ihnen nicht verraten, selbst wenn ich wollte. Da müssen Sie schon Gabriel selbst fragen."

"Das hätte mich auch gewundert. Aber noch etwas, dieser Planet ist sehr schön und friedlich. Ich habe noch nie vorher eine Welt gesehen, wo es den einfachen Menschen so gut ging. Sie können mir nicht erzählen, dass dieser Planet unter dem ach so unbarmherzigen Joch des Imperiums wirklich leiden würde. Warum überhaupt eine Rebellion? Warum die Abkehr vom Imperium und dem Imperator?"

"Mag es diesem Planeten auch jetzt gerade gut gehen, haben wir den Genozid an unseren Vorfahren nicht vergessen. Hunderte Millionen mussten damals sterben, nur weil sie die Lehren der Konföderation des Lichtes nicht abschwören wollten. Sie kennen sicherlich die Abweichungen dieser Lehre zu die der Ekklesiarchie. Wir bestreiten letztendlich nur die Göttlichkeit des Imperators. Für uns ist er der herausragenste Mensch der Geschichte, ein Heiliger, ein Vorbild, aber eben nur ein sterblicher Mensch, der sich für die Menschheit geopfert hat. Er hat zehntausend Jahre für die Menschheit geleuchtet und sie mit seinen unglaublich mächtigen psionischen Fähigkeiten vor den abscheulichen Wesen jenseits des Schleiers beschützt. Der Imperator schützt fürwahr, er trägt eine unglaubliche Bürde für uns alle.

Aber wir sehen auch seine Fehler, seine überzogene Liebe zu seinen Primachren, was ihm das Leben gekostet hat. Was diesen schrecklichen Bruderkrieg erst ermöglicht hat. Der Imperator war gewarnt worden, von Gabriel, von anderen aus seinem Gefolge, aber er war zu stolz gewesen, von seiner eigenen Schöpfung zu sehr berauscht. Und wir vergessen auch nicht die in seinen Namen begannen Verbrechen. Und obwohl sich damals Anno .M33 meine Ahnin dem Diktat beugte, wurden 10% der Bevölkerung hingerichtet! Zusätzlich zu denen, welche das Martyrium gewählt hatten. Unter den 10% waren Babys, kleine Kinder, die nicht mal begreifen konnten, was Religion überhaupt ist."

"Das war vor über siebentausend Jahren!"

"Und wenn es vor sieben Millionen Jahren oder vor sieben Jahren stattgefunden hätte, es ändert nichts an der Tatsache des sinnlosen Mordes an hunderten Millionen von Unschuldigen. Im Namen des Imperators! Im Namen des Imperiums! Im Namen des Adeptus Ministorum! Ein Unrecht bleibt ein Unrecht!"

"Diejenigen, die dies angeordnet haben, sind aber seit sieben Jahrtausenden ebenfalls tot. Das waren Verbrechen des Tempel des Imperialen Heilandes. Die Ekklesiarchie ist reformiert worden. Wenn wollen Sie bestrafen, die armen Schweine der Imperialen Regimenter, die geschickt werden, um diese Rebellion zu beenden? Das ist doch Wahnsinn!"

"Der falsche Senat von Terra existiert nach wie vor. Und es geht auch nicht nur um die damalige Konföderation des Lichtes, sondern um die heutige. Wir tun nichts böses, wenn wir an eine höhere Macht jenseits des Imperator glauben. Wir verlangen ja nicht, dass andere das auch tun. Und es nicht nur dieser Genozid vor siebentausend Jahren. Danach gab es mehr als ein Ereignis, wo das Imperium diesen Planeten bis aufs Mark auspresste. Die Apostasie kann man ja noch mit viel guten Willen als einen Betriebsunfall ansehen. Aber während der Macharius-Häresie waren die Abgaben an das Imperium so hoch, dass vier komplette Generationen in diesem Sinnlosen Krieg verheizt wurden. Zuerst mussten wir gigantische Kontingente für den Kreuzzug des Solar Marschalls stellen, die weit über die normalen Abgaben hinausgingen. Dann deren Verluste mit mehreren Neuaushebungen kompensieren. Und als dann diese Kontingente mit ihren rebellierenden Generälen, die das Reich des Macharius unter sich aufteilten, dem Imperium die Stirn boten, wurde für diesen "Verrat" auch wieder jeder Zehnte als Warnung hingerichtet. Man fesselte ihre Hände an Bahngleise und lies dann einen Zug darüber fahren, um sie so ausbluten zu lassen. Darunter wieder Kleinkinder, Babys. Was für ein Gräuel! Und dann mussten weitere Kontingente ausgehoben werden, um die Häresie zu beenden, was ja nur Siebzig Jahre dauerte.

Um die Quoten erfüllen zu können, mussten Zwölfjährige nach ihrer Kommunion schon heiraten. Frauen wurden in dieser Zeit zu Gebärmaschinen degradiert, während ihre Männer nichts weiter als Kanonenfutter in einen sinnlosen Krieg waren, den der maßlose krankhafte Ehrgeiz eines einzigen Mannes im Namen dieses verwesenden Leichnams in seinem golden Mausoleum ausgelöst hatte. Manche Frauen waren in dieser wahnwitzigen Zeit zwanzigfache Witwen mit Kindern von fünfzehn verschiedenen Vätern. Dieser Planet blutete förmlich aus. Das ganze Segment musste darunter leiden und viele Welten haben sich bis heute noch nicht davon erholt. Nach Achthundert Jahren haben wir auf Ghersom IV inzwischen die Bevölkerung wieder, wie vor dem Irrsinn des Solar Marschalls Macharius."

"Mit Fanatikern zu diskutieren hat keinen Sinn. Aber kommen wir zu etwas anderem, kennen Sie zufällig die wahre Geschichte hinter all den Legenden von weiblichen Primarchen und der heiligen Gabriel? Was haben sie sich da zusammen gezimmert?"

"Dieses Kompliment kann ich nur zurückgeben. Im Gegensatz zum Imperium haben wir unsere Geschichte auf Granitplatten verewigt und haben so einen Originalen Text aus der Zeit der Gründung des Imperiums. Wie sie vielleicht wissen, erschuf der Imperator Zwanzig Primarchensöhne mit seiner DNS. Offiziell hatte er ja nur neun Söhne, aber sie kennen sicherlich die Wahrheit über die Verräter. Was auch aus der offiziellen Geschichte getilgt wurde ist, dass die weibliche DNS von dem Wirt des Erzengels Gabriels stammte. Ihrer elften Inkarnation um genau zu sein. Für ihre Hilfe durfte sie sich eine Primarchin aus den Genen des Imperators und der ihren züchten, sozusagen deren Tochter, ihr zukünftige Gefäß und zwölfte Inkarnation. Die Pirmarchen wurden trotz aller Vorkehrungen von einer Macht des Chaos in alle Winde zerstreut. Der weibliche Primarch landete in dem Gemach der Königin in der Festung, auf dessen Grundmauern der heutige steht. Die Königin hatte gerade eine Fehlgeburt gehabt und als nun in der vorbereiteten Wiege ein kleines weibliches Baby mit Engelsflügeln lag, adoptierte sie das von den Göttern, wie sie glaubte, gesandte Kind. Das Mädchen wuchs als Prinzessin in einer Zeit der Kriege auf, war doch dieser Kontinent gerade durch einen schweren Erbfolgekrieg erschüttert, da der eigentliche Kaiser schon vor Jahren ohne einen Erben zu benennen gestorben war. Gabi, so wurde das Kind genannt, wuchs schnell heran und durch ihre genetische Programmierung war sie die geborene Anführerin. Innerhalb kürzester Zeit befriedete sie mit geschickter Diplomatie und wenigen entscheidenden Schlachten den Kontinent und errang die Kaiserkrone für sich.

Nur wenig später tauchte der Imperator in Begleitung des Erzengel Gabriels auf. Gabriel besuchte ihre Tochter im geheimen und offenbarte dieser ihr wahres Schicksal. In einer Zeremonie übergab sie nun dem inzwischen gelandeten Imperator auf dem Platz wo heute die Kathedrale steht, die Kaiserkrone, der sie symbolisch annahm, diese an Erzengel Gabriel weitergab und die Ziehschwester, also das jüngere Kind der Königin, welche die Primarchin aufgezogen hatte, wurde von ihnen gemeinsam zur neuen Kaiserin gekrönt. Der Imperator ließ einen Text aufsetzen, in dem Garantiert wurde, dass für alle Zeit die Gouverneurswürde in der Familie blieb. Deswegen herrscht mein Geschlecht immer noch über den Planeten, trotz der Sache mit der Konföderation des Lichtes, da ja die Ekklesiarchen keine Verfügung des Imperators außer Kraft setzen konnte.

Der Körper der elften Inkarnation von Gabriel verging dann altersbedingt sehr schnell und der Erzengel übernahm Gabi als ihre zwölfte Inkarnation. Die sterblichen Überreste der elften Inkarnation ruhen übrigens unter der Säule in der Gruft. Die Zwölfte Inkarnation nahm ihre persönliche weibliche Leibwache mit und schuf aus ihnen die Töchter des Imperators. Sie waren zwar keine Space Marines im eigentlichen Sinne, bekamen trotzdem in den Genuss einiger weniger Implantate und der Servorüstung, die sie besser nutzen konnten, als wie es heute den Schwestern möglich ist. Immerhin war ja Gabi so was wie eine weibliche Primarchin, auch wenn sie nie als solche angesehen wurde.

Nach dem Krieg mit dem Chaos bezogen die Töchter des Imperators eine Ordensfestung, den heutigen Winterpalast auf dem Südkontinent. Die heilige Gabi oder besser gesagt Gabriel, war mit ihrer Arbeit als Testamentsvollstreckerin des Imperators ausgelastet und mischte sich nur noch sehr selten in die Tagesgeschäfte der jeweils amtierenden Kaiserin ein. Schließlich hatte Erzengel Gabriel düstere Ahnungen über ihre Zukunft und ließ auf der Stätte der Übergabe die Engelskathedrale errichten, wie sie heute noch steht. Dazu legte sie fest, dass jedes weibliche Kind dieser Welt an ihrem zwölften Geburtstag ihre Kommunion in der Engelskathedrale empfangen soll. So konnte sie sicherstellen, dass sie nach ihrem Ableben hier eine neue Wirtin finden konnte.

Ihre Ahnungen trogen Gabriel nicht und sie verging bei einem Anschlag, dem der gesamte wahre Senat von Terra zum Opfer fiel. Gemäß ihres Testaments wurden nun die zu der Engelskathedrale pilgernden Mädchen geprüft, ob sie als Wirtin geeignet waren. Aber im Verlauf der Jahrhunderte zeigte sich keine einzige als wirklich geeignet. So verging die Zeit, der Tempel des Imperialen Heilandes setzte sich als alleinige Staatsreligion durch und vernichtete die Konföderation des Lichtes bis auf ganz wenige Zellen. Auch die Töchter des Imperators wurden bis auf ein kleines Kontingent ausgelöscht, dass schon so lange auf einer Mission in einem abgelegenen Sektor war, dass sie schon vor der Säuberung als verschollen und tot galten. Dieses Kontingent gründete später das Kloster auf San Leor, der damals noch nicht zur imperialen Hegemonie gehörte. Ich hoffe, ich konnte ihre Neugier ausreichend befriedigen."

"Nun, damit dürfte wohl alles geklärt sein. Dann Danke ich Ihnen recht herzlich für den Tee und den guten Kuchen, meine Komplimente an die Konditorin. Wenn nun Eure Majestät so freundlich wären, mich schnell zu töten, als Akt der Dankbarkeit für den Gefallen, den ich Ihnen unfreiwillig erwiesen habe."

"Was denken sie von mir? Sehe ich aus wie eine Senatshörige? Ich habe nicht vor Sie zu töten. Meine liebe große Schwester würde Sie gerne persönlich kennen lernen."

"Aha? Wohl um mich mit ihren psionischen Fähigkeiten umzudrehen?"

"Der Erzengel Gabriel zwingt niemand in ihren Dienst."

"Das lässt der Passagier in Gavri Pilgerstochter Sie nur glauben."

"Ich weiß, dass ich sie nicht überzeugen kann. Betrachten Sie es als eine Einladung."

"Eine Einladung kann man ablehnen."

"Dann würde ich mich gezwungen sehen, sie als meinen ganz speziellen Gast hier zu behalten und Sie sehen sie dann später."

"Eine wirkliche Wahl diesbezüglich habe ich wohl nicht?"

"Nicht wirklich, noch eine Tasse Tee?"

Ende von Band II

Fluff, Fluffschändung oder was ist offiziell und was nicht?

Hier an der Stelle wieder einmal ein paar abschließende Worte. Dieser Band enthält deutlich weniger Abweichungen als Band I, da hier der Fokus mehr auf etablierte Fraktionen lag. Natürlich habe ich auch hier das eine oder andere dazu gedichtet. Die Lilie ist wirklich die Blume, welche Gabriel zugeordnet ist. Blau und Silber ist ihre Farbe. Die von Michael ist übrigens Rot und Gold, dass wurde wohl schon bei den Blood Angels verwurstet. Von irgend wo her beziehen ja auch die offiziellen Autoren von GW ihre Ideen. Die Fleur-de-Lys ist die heraldische Entsprechung der Schwertlilie, also das Symbol für die Sororitas schlecht hin. Die Idee, die Sororitas Schwestern zu einer uralten Leibwache von Gabriel zu machen kam mir schon recht früh und habe auch einige Hinweise darauf versteckt.

Die Inquisition und ihre Strukturen habe ich teilweise etwas abgeändert. Der Fluff über die Inquisition hat sich über die Editionen sehr stark gewandelt. Waren es in der ersten Edition noch Einzelgänger, die mindesten ihr Eigengewicht an Ausrüstung, Granaten jeder Art und Waffen getragen haben, waren es am Ende der dritten Edition fest in Fraktionen und seit Schattenjäger auch noch in Konklaven integrierte Anführer kleiner hochspezialisierter Einheiten. Auch habe ich gewisse Mechanismen der Kontrolle eingeführt, da Inquisitoren mit absoluter Macht ihre Befugnisse für ihre persönlichen Ziele regelmäßig überschreiten würden und das Imperium schon längst in einem Konflikt rivalisierender Inquistionsfraktionen zerrissen worden wäre. Deswegen habe ihre Allmacht etwas gestutzt, weil es einfach logischer ist. Ich habe mich dabei an die republikanischen Diktatoren von Rom orientiert, die ein halbes Jahr lang alles tun konnten, sich aber am Ende vor dem Senat für ihre Taten rechtfertigen mussten.

Hintergedanken und Entstehung von Band II

Eigentlich sollte es anfangs nur ein kleines Intermezzo werden, um die Gegenseite zu zeigen und offene Fragen bezüglich der Gruft zu klären, was in Band I mir nicht möglich schien. Die Charaktere gab es anfangs teilweise nur als Namen und ihre zugedachten Rollen waren deutlich kleiner bis gar nicht vorhanden. Syntyche war eigentlich so nie vorgesehen gewesen und auch Shiloh sollte eigentlich wenig mehr als eine Stichwortgeberin und Betthäschen sein. Herad war deutlich dunkler und verbissener konzipiert, aber so hat er mir nicht gefallen und habe ihn etwas lockerer werden lassen. Vielleicht ist er teilweise zu locker geraten, aber so ging er mir einfach am besten von der Hand. Mattan sollte eigentlich ein größere Rolle als das Gewissen spielen, aber das hat dann Shiloh in gewissen Punkten übernommen und war vielleicht auch passender. Dieser zweite Band ist letztendlich deutlich länger als der erste Band geworden. Es gab hier und da etwas Füllmaterial, was nicht unbedingt hätte sein müssen. Aber im großen und ganzen bin ich mit Band II zufrieden.

Humor und 40K

Es gab je einige umstrittene Szenen, auch wenn mir die Aufregung einzelner teilweise künstlich forciert vorkam, besonders wenn nur dieses eine Stück auf Grund der Kritik erst gelesen wurde. 40K ist dunkel, brutal und menschenverachtend. Es war auch schon in der ersten Edition sehr düster, aber vieles wurde einfach deutlich lockerer gehandhabt und man war sich nicht zu fein, sich selbst zu veräppeln. Der Space Marine Orden der Rainbow Warriors und Inquisitoren mit dem schon zitierten Namen Obiwan Sherlock Cloussou sprechen deutlich Bände. Auch ich werde mir in Zukunft ganz frech das Recht heraus nehmen, 40K nicht wirklich ernst zu nehmen und das eine oder andere Osterei oder Anspielung zu verstecken. Wer damit nicht klar kommt, liest ganz klar den falschen Roman.

Sex und Gewaltdarstellung

Immer ein heikles Thema. Und ich finde es immer erschreckend, wenn explicit beschriebene Gewalt keine Resonanz hervorruft, aber ein angedeuteter Drive by Blowjob schon. Darstellung von sexuellen Inhalt wird es auch in Zukunft geben. Es ist ein Teil des menschlichen Lebens und manchmal eben auch ein Teil der Geschichte.

Ausblick auf Band III

Tja Band III, als ich den ersten Band veröffentlicht habe, war Band III schon fast fertig und noch immer ist er eine Baustelle, auch wenn er theoretisch fertig ist. Hier und da bin ich total unzufrieden. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass der Band in der ersten Konzeption besonders in der ersten Hälfte sehr viel Action enthält und das offensichtlich nicht wirklich gut rüber bringen kann, da ich für meine Darstellung von Action immer verstärkt negative Kritik einfahre. Deswegen werde ich noch viel überarbeiten müssen, was seine Zeit in Anspruch nimmt. Auch habe ich inzwischen viele neue Ideen, die Teilaspekte beleuchten, so dass es sein kann, dass der nächste Band ein ganz anderer als geplant wird. Da ich keine Ahnung habe, wie lange ich brauchen werde, nenne ich dieses mal kein Termin, wann es weiter geht.

Sonstige Bände

Es wird auf alle Fälle noch einen Band geben, der sich mit Gabriels Vergangenheit beschäftigen wird. Weitere sind in Planung. Es wird so viele Bücher geben, bis ich die Lust daran verliere oder die Leser genug davon haben. Letztendlich kann ich mit jedem Band, die ja in sich eine abgeschlossene Geschichte bilden, aufhören.

][

Abschließend würde mich natürlich Feedback aller Art erfreuen. Was mich besonders interessiert, welche Figur kam besonders gut an und warum; und welche überhaupt nicht.

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Wow,...

Ich kann nur sagen, dass dieser Band einfach nur gelungen ist.

Ich sehe deine Veränderungen am Kanon nicht als Fluff"vergewaltigung".

Zum einen, weil die "Quellen" von GW doch recht vage sind und Raum für Eigenkreationen lassen. Zum anderen, weil deine Änderungen konsistent und in sich geschlossen sind.

Sex, Gewalt und Humor gehören zum Leben und damit wohl auch in einer Warhammer 40.000 Geschichte, die mehr als nur eine Schlacht beschreibt. Ich finde du hast das in der Geschichte gut eingefügt und das ohne, dass es zu aufgesetzt wirkt. Insgesamt finde ich das 'offizielle Material' (ausser vielleicht bei Orks) eh zu humorlos.

...oder die Leser genug davon haben

Ich denke nicht, dass das eintreten wird :D

Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Band :ok:

Beste Grüße

Avalus

Meine bunten Allgemeinprojekte: Avalus Armeen II (aktuell), Avalus Armeen I (Geschlossen)

Spezifische Armeeprojekte: Imperiale Armee Schnelle EingreiftruppeProjekt 500: Orks (Doch nicht im Warp Verschollen)

 

Beste Beschreibung meines Malstils:

"Einen Avalus bauen: Ein Modell kaufen und jede Farbe aus dem Mega-Paintset mal dran ausprobieren, 95% davon fuers Base." Garthor

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Neverending Story

So sollte deine Entscheidung bezüglich des weiterschreibens lauten.

Bezüglich der sogenannten Fluffvergewaltigung schließe ich mich meinem Vorredner an. Man kennt den imperialen Hintergrund ja nur aus heutiger imperialer Sicht und da kann ja wirklich eine ganze Menge von der Obrigkeit verändert worden sein um die Gesellschaft da zu haben, wo man sie haben möchte. Sprich um den Fluff zu vergewaltigen müssten man schon anderes behaupten als das Engel an der Seite des Imperators gekämpft haben oder es eine Primarchin gab/gibt.

Ich jedenfalls hoffe, dass du das Dritte Buch bald nach deinen Wünschen fertig hast und uns schnell daran teilhaben lässt.

Das was mir dazu einfällt, für die Rettung dieser Welt Friedens Kitty - Sie schiesst Liebe in Dein Herz, bringt den Frieden ohne Schmerz Friedens Kitty - Macht Schluss mit jeder Diktatur, Ich frag mich wie macht Sie das nur Friedens Kitty - Sie hilft uns bei jedem Reim, trägt Oma´s Einkaufstüten heim Friedens Kitty

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