Jump to content
TabletopWelt

Paradise Lost


Ramuda Khan

Empfohlene Beiträge

VORWORT

 

Zuerst ein wenig was zur Erklärung - ich bin immer noch ein Regelmongo. Weshalb ich dies sage? Nun, hier schreibe ich eine Story, die auf unserem selbstpersönlich zusammenkompositionierten RPG/TableTop beruht - weshalb hier auch einige unserer dafür verwendeten Modelle auftauchen werden - und natürlich Bilder von mir. Also, nicht von mir, sondern - öhhm, okay, ihr wisst schon, was ich meine - hoffe ich. Wo war ich? Ah, ja... Wenn hier schon ein Thema mit dem Titel "Der Weg zum eigenen Buch" vorhanden ist, werde ich gleich mal vorwegnehmen: ich bin weit entfernt davon ein Profi zu sein - damit hier keine zu hohen Ansprüche gestellt werden. Jedoch erfreute sich die Geschichte bisher allgemeiner Beliebtheit - versuche ich also hier mal mein Glück...

 

PARADISE LOST

 

Alles klar - alternative Geschichte ist ein weitläufiger Begriff - und ich hoffe, daß das aufgrund der verwendeten "Hardware" trotz allem hier reinpasst. Dazu gibt es eine Vorgeschichte - ich und meine Kumpelz hatten eine Idee - und ich war ohnehin schon seit meiner Marinezeit fasziniert von so einem Szenario (und James Cameron mit Avatar offenbar auch), als ich die französische Comicreihe AQUABLUE in Kiel abgriff und auf unserem Schiff gelesen und man kann fast sagen studiert habe. Also - kommen wir zum Gesäch:

"Alles, was geschieht, ist schon einmal geschehen - und es wird wieder geschehen."
(aus der Mahabharatha)


Nun, da die Wissenschaft endlich dahintergekommen ist, was jeder SciFi-Fan schon seit Langem wusste - nämlich, daß jeder Stern eine Sonne ist - und eine Sonne eigentlich auch ein Sonnensystem hat, stellte sich heraus, daß es tatsächlich jede Menge Planeten in unserer
Heimatgalaxie, der Milchstraße gibt. Und darunter fallen auch jede Menge erdähnlicher Planeten - also auch welche auf denen es WASSER gibt. Man kann mittels der sogenannten Drake´schen Gleichung sogar berechnen, auf wievielen Planeten es intelligentes Leben geben könnte. Einer der ersten entdeckten Wasserplaneten zum Beispiel ist Gliese 581C. Der ist größer als die Erde und der dortige planetare Ozean ist so tief, daß es an den tiefsten Stellen solch exotische Materialien wie EIS VII geben kann - also Wasser, das nicht gefroren ist, aber aufgrund des immensen Drucks zu einer kristallinen Form ausgehärtet ist. Bei geschätzten 250.000.000.000 Sonnen alleine in unserer etwa 102.000 Lichtjahre durchmessenden Galaxie gibt es also jede Menge Planeten. Einer davon ist die Ozeanwelt TUVALU II.

 

tuvaluiic6jsg.jpg

 

tuvaluiimaphlk43.jpg

 

Um eine etwa 4 Milliarden Jahre alte Sonne kreisend, die der unseren ähnelt und stabilisiert durch einen Mond, der ähnlich groß ist wie
unserer - und der auch einen kleinen Mond hat ist der nächstliegende Planet ein Gasriese mit einem ausgeprägten Ringsystem, ähnlich dem Saturn - aber etwas kleiner. Daher sieht der Himmel auf Tuvalu II manchmal etwas gewöhnungsbedürftig aus, wenn man ihn nicht gewohnt ist.

 

heavenovertuvaluii4lzq1.jpg

 

Wir schreiben das Jahr 2840. Vor knapp 600 Jahren hat ein Generationsraumer mit speziell angepassten Humanoiden das heimische
Sonnensystem verlassen und sich auf den Weg hierhergemacht. Mit brauner Haut und auch ansonsten gut pigmentiert gegen die erhöhte Strahlung aus dem All gut geschützt, wurden diese Siedler mit einem alterierten retrogenetischen Code versehen - ihr innerer Organaufbau wurde simplifiziert und symmetrisch aufgebaut um den AUTODOC-Einheiten ihre wartungsmedizinischen Aufgaben zu erleichtern. Entgegen der landläufigen Meinung war es sogar sehr einfach und günstig, sich einen Platz auf den Kolonisationsraumern zu sichern - denn in erster Linie hat man eine ganze Reihe von den Dingern gebaut, um auf einem "humanen" und kostengünstigen Weg einen ganzen Haufen Leute von der überfüllten Erde runterzukriegen. So hatten die Zurückgebliebenen wieder Platz, Ressourcen und Spaß, während die ungeliebte Masse des Präkariates sich gut gekühlt oder sonstwie durch den Tiefraum auf und davon machte - nicht ohne einen weiteren Hintergedanken. Sollten sie einen Planeten zum Siedeln finden und irgendwann "soweit sein", würde das jeweilige Mutterschiff mittels seines Quantenverschränkungstransponders in Echtzeit einen Code übermitteln - und "Interessenten" würden sich auf den Weg machen und würden sich gekonnt in´s gemachte Nest setzen können, denn schon vor 600 Jahren ging es der Erde nicht mehr allzu gut. Man fand also einen Planeten vor, der zu gut 87% von Wasser bedeckt war - und dessen Flora und Fauna in etwa mit der Erde im Karbonzeitalter vergleichbar ist. Die ACONCAGUA mit ihren knapp 12 Kilometern Länge kreist immer noch in ihrem Orbit und kann von der Oberfläche aus regelmäßig gesehen werden. Nach diversen Anfangsschwierigkeiten, Zeiten des technologischen Verlustes und anderen Querelen ist man auf Tuvalu II dank der umfangreichen Datenbanken inzwischen wieder auf dem technischen Stand von etwa 1960 bis 1980.

TUVALU HEUTE

Natürlich wandte man sich an die Leute, die davon Ahnung hatten, wie man auf einem Wasserplaneten zurechtkommt. Also, an die Leute aus dem Pazifischen Raum. Schon vorher biogenetisch weitestgehend so alteriert waren die Siedler begnadete Schwimmer und konnten problemlos lange und tief tauchen. Der typische Tuvalese ist etwa 180 - 190 cm groß, gesund gebräunt, schwarzhaarig mit leicht asiatisch anmutenden Gesichtszügen, langgliedrig und athletisch gebaut. Auf den vielen Archipeln herrscht also eigentlich eine recht angenehme und gemütliche neo-polynesische Kultur vor. Das Klima ist erwartungsgemäß ausgeglichen und tropisch, auch wenn es natürlich hier und da ausgewachsene Tropenstürme geben kann. Auf kleineren Inseln wiederum gibt es weiterhin Stammeskulturen, in denen der CAHOONA (Häuptling) das Sagen hat. Aus den Einigungskriegen gibt es weiterhin Relikte wie etwa Armeen und eine Kriegerkultur. Diese Krieger werden KOA genannt und sie haben einen altpolynesischen und in seiner Art wohl einzigartigen Nahkampfstil weiterentwickelt, den LUA.
Dies ist die Kunst, jemanden mit wenigen Handgriffen zusammenklappen zu können - auch wenn dabei Gelenke ausgekugelt und eventuell einige Knochen gebrochen werden. Gute, alte polynesische Tradition. Man muss nämlich wissen: Polynesier waren auch auf der Erde bei Weitem nicht immer so "alohá-mäßig" drauf, wie beispielsweise Captain James Cook und auch Magellan zu ihrem Leidwesen bestätigen konnten. Also hat man heute noch rein aus Traditionsgründen eine gut ausgebildete Navy - hauptsächlich bestehend aus diversen Schiffen der Long-Beach-Klasse und Trägern der Nimitz- und der Forrestal-Klasse - mit dementsprechenden Flugzeugen. U-Boote sind ebenfalls vorhanden und man kann sich vorstellen, daß die hiesigen Marines wirklich... marin sind. Und das Zivilleben ist natürlich ziemlich entspannt. Schlendert man also heute durch die Städte, wird man sich denken, daß höchstwahrscheinlich gleich
Thomas Magnum um die nächste Ecke kommt.

Doch als die tatsächlich schon vorhandenen Forschungssatelliten die ersten Konzernraumer aus Richtung Erde kommen sahen, waren sich einige weitsichtige Leute ziemlich sicher: Die traditionelle Navy, die sich derzeit zumeist mit Kartographieren, wiederentdeckten Technologien und anderen Forschungsaufträgen beschäftigt, ist nicht ganz so unnütz, wie viele Zivilisten bis dahin gedacht haben mögen. Man wird sie wahrscheinlich bald brauchen können.

"Wir kaufen nichts...

... und wir verkaufen auch nichts. Wenn diese Typen quer durch das Universum kreuzen können, sollen sie gefälligst woanders hinreisen. Das hier - ist UNSERE Welt." beschloss der Kongress in Hammond, der Hauptstadt auf New Caledonia. Das wurde von diversen Abgeordneten des Repräsentantenhauses mit Unbehagen wahrgenommen - wenn diese neuen Besucher quer durch das All reisen können, können sie gewiss noch mehr.

Es gibt ja die Geschichten, die besagen, daß sie selber mal so hier angekommen sind - die ACONCAGUA im nahen Orbit ist ein klarer Beweis dafür. Demnächst sollte sogar eine bemannte Mission mit einer Rakete dort raufgeschickt werden.

Und das ist genau das, worauf das Militär hofft. Da kann man bestimmt noch was lernen! Denn wenn es stimmt und diese Typen sind von der Erde - dann haben sie einen enormen technischen Vorsprung! Währenddessen befinden sie sich hier gerade in der Ära des sogenannten Kalten Krieges - was auf der Erde bereits gute 870 Standardjahre her ist. So weit - so schlecht. Möglicherweise sind sie aber auch deshalb hier, weil die Erde nun endlich am Ende ist. Wie gesagt - was den Militärs am meisten Kopfzerbrechen macht wird der technologische Unterschied sein. Es gab da mal ein paar treffende Zitate von einem Mann, der Arthur C. Clarke hieß - der vor genau 900 Jahren gelebt hat. Wahrscheinlich eine Art Philosoph. Man hat diese Zitate letztens in den Geschichtsdateien entdeckt:

  1. "Wenn ein angesehener, aber älterer Wissenschaftler behauptet, dass etwas möglich ist, hat er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit recht. Wenn er aber behauptet, dass etwas unmöglich ist, hat er höchstwahrscheinlich unrecht."
  2. „Der einzige Weg, die Grenzen des Möglichen zu finden ist, ein klein wenig über diese hinaus in das Unmögliche vorzustoßen."

Und das wichtigste Zitat von allen, No.: 3: „Jede hinreichend fortschrittliche Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden."

Und dieses dritte Zitat macht ihnen am meisten Kopfzerbrechen. Jedoch - man ist sich in Expertenkreisen sicher: Lässt man diese Neuankömmlinge einfach so gewähren, würde höchstwahrscheinlich das passieren, was vor genau 1000 Jahren auf einem Kontinent namens Amerika passiert ist. Tuvalesen lernen von der Geschichte - auch von den unerfreulichen Fakten.

"...so hat das Krisenministerium beschlossen, erstmals nach knapp 120 Jahren die Mobilmachung zu veranlassen. Nach 2200 Uhr herrscht Ausgangssperre und ungewöhnliche Vorkommnisse sind so gut wie möglich zu dokumentieren und umgehend zu melden. In diesem Zusammenhang werden auch UFO-Sichtungen mit gesteigerter Aufmerksamkeit bearbeitet..." kam es aus dem Transistorradio und Mel meinte: "Höchstwahrscheinblich gerade die!"

"Fuck!" grummelte Perkins: "Wollte heute abend zu einer Grillparty am Strand gehen!"

"Das kannste jetzt wohl knicken - es sei denn, Du machst in Deinem Garten eine Party. Und bietest Deinen Gästen an bei Dir zu pennen!" sah einer der Wartungselektroniker aus dem Cockpit der F-105. Perkins grinste: "Scheiße, Mann - Du hast recht! So wird's gemacht!"

Nebenan war eine ähnliche Maschine aufgebockt - an der sich Neuzugänge und Reservisten zu schaffen machten, sogenannte Draftees and Reserves. Wie üblich hatten die tuvalesischen Maschinen am Anfang des Krieges keinerlei Kokarden - wozu auch? Man war gewöhnt, allein zu sein. Die tuvalesischen Streitkräfte waren planetare Streitkräfte. Oh, man hat zwar Hinweise auf "Vorbesitzer" des Planeten gefunden - so was wie seltsame... Dinge und Artefakte oder gar Ruinen; von ihnen selber aber keine Spur. Aufgrund der Ruinen und anderer Fundstücke geht man im Allgemeinen davon aus, daß diese "Vormieter" ihnen selber recht ähnlich gesehen haben müssen - was
die Theorie der Universalen Konvergenz zu bestätigen schien. Aber das alles beeinflusste das Alltagsleben natürlich nicht im Mindesten. Vor allem dann nicht, wenn das Alltagsleben gerade etwas eingeschränkt worden war. So dokterten die vier Draftee-Ladies an diesem Flugzeug herum, in der Hoffnung herauszufinden, was genau ihre Vorgesetzten ruiniert hatten. Sie hatten ihre Ausbildung zu guten Wartungsmechanikern hinter sich - zumindst theoretisch. Nun ging die Praxis los.

Niemand konnte ahnen, daß der technologische Vorsprung der Neuankömmlinge zwar beträchtlich - aber nicht so riesig war wie
befürchtet. Denn auch auf der Erde gab es in der Zwischenzeit Kriege. Neid und Missgunst - und insbesondere Gier - sind Eigenschaften, die nur langsam aussterben. Vor allem dann, wenn die Erbgutträger über die Maßen mächtig und wohlhabend sind. Aber auch sie mussten sich weiterhin auf Cryostasis verlassen, um die Reise durch den interstellaren Tiefraum zu überstehen. So musste SPYDERCO seine Ressourcen darauf auslegen, ein Raumfahrtprogramm zu starten um einen Exodus einzuleiten. Und um auf die JAVELIN zu kommen, mussten die Passagiere schon so Einiges hinlegen. Wer hier als Passagier an Bord war - der war auch wer. Oder er hatte einfach so viel Geld zusammengerafft, daß es schon fast obszön war. Die Konzernstreitkräfte waren ohnehin fest eingeplant - und die Söldner waren natürlich sowieso fein raus - Leute wie sie braucht man immer. Nicht wenige von ihnen spielten allerdings auch mit dem Gedanken, sich
bei der erstbesten Gelegenheit abzuseilen und sich mit Shuttles voller Equipment den dortigen Streitkräften anzuschließen. Zu diesem Behufe haben einige Elektroniker die Autodoc-Einheiten ihrer Stasistanks gehackt und vorprogrammiert, so daß sie und ihre Kumpelz eher aufgeweckt werden als die große Masse von immerhin 1800000 superreichen, degenerierten und hochnäsigen Geldsäcken - und ihrem jeweiligen buckligen Anhang. Mal sehen, ob sie sich immer noch so toll finden, wenn sie sich mal selber eine Raviolidose aufbiegen müssen. Es gab also durchaus ausgewachsene Ressentiments zwischen den Fraktionen an Bord... aber auch andere Gründe, weshalb der Eine oder Andere sich auf den 28000 Lichtjahre langen Weg nach Tuvalu II gemacht hatte.

Erst mal die Qual eines vernünftigen Namens: WARadize - oder Paradise Lost?

Gut, kommen wir zum Wesentlichen - zum Anfang. Wir befinden uns gut 960 Jahre in der Zukunft - eigentlich 1044, aber der Großteil der Differenz wurde verpennt) UND wir befinden uns... ganz woanders. Wie kam ich auf diese durchgeknallte Idee? Nun, erst mal, weil ich sehr viel Phantasie habe - und zweitens durch EUCH. IHR (Meine Kumpelz, Anm. d. Verf.) seid schuld. Hättet ihr nicht mit diesem Behind Omaha angefangen... Lassen wir das.

Gut, wir befinden uns also 960 Jahre in der Zukunft und ganz weit weg - wieso? Nun, es begann so: In (von heute aus gesehen) nicht allzuferner Zeit wird es reichlich eng und ungemütlich auf der Erde werden. Regierungen haben nicht viel zu melden, weil sie von Konzernen abhängig sind (wo bleibt die Neuigkeit?), also spart man sich das Wählen, denn wer will schon wählen zwischen drei Haufen Kacke? Gut, die Klimaerwärmung langt hin und das Flüchtlingsproblem wird noch eine ganze Ecke heftiger - als nämlich all die netten kleinen Pazifischen Inseln absaufen. Kiribati, Vanuatu, Tonga und Tuvalu - alles futsch. Und dann...

Manchmal geht alles ziemlich schnell. Und auch synchron. Man entdeckt zahlreiche erdähnliche Welten - und man entdeckt eine Möglichkeit recht flott durch den Tiefraum zu reisen. Trotzdem wird auf Cryostasis nicht verzichtet und man beginnt Generationsraumer zu bauen - oder aber ganz einfach... Tiefkühltransporter, wie die 14 Km lange ACONCAGUA. Auf diesem Schiff werden tausende heimatlose Polynesier, Indonesier und andere Leute aus dem versunkenen PacRim einquartiert - und im Tiefschlaf auf die Reise zu einer Wasserwelt namens TUVALU II geschickt.

Nach der Ankunft allerdings gab es einen kleinen Zwischenfall und die Reisenden auf der neuen tropischen Welt verloren den Zugriff auf die Hauptdatenbank und so gab es einen Technologieverlust, der nur langsam wieder aufgeholt werden konnte. Heute ist das Jahr 960AE (After Exodus) und man erfreut sich des stylischen technologischen Standards der 1970er Jahre - was auch auf die Autos zutrifft. Tuvalu II ist eine Archipelwelt, ein Ozeanplanet. Das Verhältnis Land zu Wasser ist etwa 84% zu 16% - wobei diese 16% die Landmasse darstellen, wie man sich denken kann. Tuvalu ist geringfügig größer als die Erde und die Ozeane sind flacher. Das Leben hier wurde großteils importiert und hatte genügend Zeit sich ökologisch ansprechende Nischen zu suchen. Die Vegetation an Land erinnert an die Schachtelhalm- und Farnwälder des Karbon, was auch auf die Lebewesen zutrifft. Die Ozeane erinnern eher an das Silur oder Devon - alles da: Trilobiten, Seeskorpione, Ammoniten, Eusthenopteridae, Brachiopoden, Placodermii... Das Meer ist bunt! Hier zu leben wäre ein Traum. Würden denn nicht auch andere träumen wollen...

 

tuvalesianammonites9vu8m.jpg

 

No Aliens around!

Nach fast einem Jahrtausend sind die Tuvalesen ein gesundes, homogenes Volk. Tuvalesen sind groß, drahtig-athletisch, gut im Schwimmen und tauchen - und sehen... ungewöhnlich aus. Trotz der meist dunkelbraunen oder schwarzen, glatten Haare, der dunklen Haut und der leicht asiatisch wirkenden Gesichtszüge überwiegen die Augenfarben Blau, Grün und Grau. Bartwuchs ist unbekannt. Man weiß - aus superalten Geschichten -, daß man nicht von hier stammt. Und bisher hat einen das wenig gekratzt. Aber seit neuestem gibt es... unangenehmen Besuch...
Die Konzerne kommen mit High-Tech-Shit und allem Drum und Dran. Warum? Nun, man kann sich gleich ins gemachte Nest setzen - vor allem, weil die Erde inzwischen so runtergewirtschaftet ist. Da macht man nun erst mal gar nix mehr mit. Also kommen sie hierher - mit ihren eigenen Konzerntruppen, versteht sich - und so benehmen sie sich auch. Nun, Tuvalesen sind friedlich. Es sei denn, jemand meint, er müsse sich aufblasen. Es gibt so einige Fallbeispiele, wie man sich gekonnt danebenbenehmen kann - und die Konzernleute beherrschen sie alle aus dem FF, wenn sie meinen, ihnen gehöre hier alles. Dann werden plötzlich all die lustigen Dateien interessant, die den Vermerk WEAPON TECHNOLOGY aufweisen. Flugzeugträger der NIMITZ-Klasse. M-48-Panzer. F-105 THUNDERCHIEF. Nur so als Beispiel. Man stelle sich vor: Indigenous planetwide Vietnam meets interstellar Blackwater-Troops! Ich denke, auch daraus kann man ein lohnendes Tabletop machen - ob in 1/72 oder 1/48 ist natürlich Geschmackssache...

Ich habe die dummen Ideen - Ihr all die netten Regeln. Natürlich kann man da auch ein nettes RPG von machen - mit Geheimdienst-Power, den ersten Körpertunings und allem Drum und Dran. Die tuvalesische Jugend sieht täglich Berichte über den Krieg in der Glotze und hat ihre eigene Art, mit der Tatsache klarzukommen, daß NICHT alles Gute von oben kommt... Musik wie Star One, Frankie goes to Hollywood oder Pink Floyd und Gerry Rafferty's Baker Street trifft's ganz gut. Spielt man 1/48, kann man gut Sachen von Infinity als Konzerntruppen nehmen, bei 1/72 wird's schon komplizierter. Wie dem auch sei, Vietnam-Zeugs gibt's ohne Ende, und ich denke, das könnte sehr interessant werden, weil das eine Paarung ist, wo nicht jeder dran denkt. Zudem: Spielt man eine Kampagne, können sich Tuvalesen auch mit moderner Hardware ausrüsten (eine F-102 mit Neutronenlaser) - könnte sehr witzig sein! Man kann alledem natürlich noch den eigenen Touch, den eigenen Style verpassen, denn jeder kann natürlich seinen eigenen Konzern erfinden - ich denke da an den Mig-37-Bausatz von Italeri, Centauro-Panzerwagen und die krassen Merkava-III-Panzer in hellen, kalten, keramischen Grautönen - oder sowas. Und moderne 1/72-Truppen gibt's zuhauf - die mit Drohnen und sowas auszurüsten, wäre ein Klacks. Zur Not könnte
man auch TAU-Servorüstungen in's Feld führen...

Inzwischen geht das RPG/TableTop schon gut ein halbes Jahr - und wir haben uns auf 1/72 und abgewandelte '80er-Jahre-Cyberpunk- und abgeänderte Behind-Omaha-Regeln festgelegt. Nun genug Getexte - falls Bedarf besteht, fahre ich natürlich gerne fort.

 

bearbeitet von Zavor
Anpassung des Threadtitels

Unmögliches wird sofort erledigt, auf Wunder muss man warten und auf Wunsch wird gehext.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Unde weiter im Test...

The Choice we made

Technologie ist immer so eine Sache. Nach der Landung auf der Wasserwelt Tuvalu II - versagte sie - beinahe komplett. Erst langsam kamen die Siedler Generation für Generation wieder auf die Beine und entschlüsselten das, was verlorengegangen war. Die Klügsten und Weisesten unter den Tuvalesen wurden in den Wissenschaftlichen Rat gerufen - und bilden diesen bis heute. Selbstverständlich - gemessen an dem, was den Tuvalesen heute möglich ist - können diese Leute die gesamten historischen Technologiedateien lesen - aber bei Weitem noch nicht alles nachbauen. Denn genau dies tun sie - sie tasten sich vor. Sie... kopieren.
Und sie werten die historischen Querverweise aus.
Und so führt das Meistern einer Technologie zu den ersten Schritten in der nächstkomplizierteren. Nukleartechnik... ist bekannt. Sorgfältig werden die parallel verlaufenden historischen Hinweise über Störfälle und deren Ursachen ausgewertet - und beratschlagt, ob es Mögliochkeiten gäbe, diese zu vermeiden. So wurde beschlossen, daß Atomwaffen ein absolutes Tabu darstellen. Denn jeder auf Tuvalu weiß, wo diese ursprünglich getestet wurden.
Und was sie anrichteten - damals auf der Erde.
Das, was die Verteidigungsstreitkräfte an Material nutzen ist das, was sich erwiesenermaßen in trropischen Gebieten bewährt hat - und was infrastrukturell gut miteinander kombinierbar war. Im Rahmen ihres momentanen technologischen Standards betrifft dies das Material einer ehemaligen sogenannten Supermacht, die damals auf der Erde in einer Gegend namens Indochina operierte. Das Versagen der damaligen Militärpsychologen, Strategen und Politiker ändert nichts an der Tatsache, daß das verwendete Material ausgezeichnet und zuverlässig war. Und so entschloss man sich kurzerhand, all dieses Kriegsmaterial inklusive der gut funktionierenden Infrastruktur einfach wiederzubeleben - inklusive der Bedeutung der Kokarden und Kürzel.
U.S. bedeutet Vereinigte Staaten - und genau das findet man auf dieser Ozeanwelt.
All die Archipel, Inselketten und Kleinkontinente - sind die Vereinigten Staaten.
Vereinigt im Kampf gegen Invasoren von außen.
Dennoch sind Tuvalesen natürlich keine U.S.-Amerikaner - ihr Wirtschaftssystem ist ein Anderes. Hier hat man aus der Vergangenheit gelernt - immerhin waren ihre Vorfahren in ferner Vergangenheit oft die Verlierer dieses Systems gewesen. Und dieses System wird momentan von den Invasoren in´s Extreme weitergeführt. Mit ein Grund, weshalb man über den unangemeldeten Besuch nicht gerade glücklich ist...
Aber Wissenschaftler sind natürlich neugierig - und Fortschritt ist eine logische Folge von Neugier. In Forschungseinrichtungen werden verschiedene Technologien wiederbelebt, untersucht und wenn möglich neu kombiniert - so entstand auch die AX-15, das erste wiederverwendbare `Raumschiff´ der Tuvalesen. Bisher hat man sehr leistungsstarke Raketen benutzt, um beispielsweise Satelliten zu starten - oder aber, um Gefahrenstoffe (wie alte Brennelemente) einfach in die Sonne zu befördern - hier will man den Kram nicht haben.
Man hat aber auch schnell entdeckt, daß diese Welt selbst noch alles Andere als erforscht ist. Neben all den geologischen Eigenheiten und endemischen Lebensformen gibt es noch eine andere Überraschung: Luftaufnahmen zeigen überwucherte, äonenalte Ruinen von manchmal ganzen Städten. Sonarkarten zeigen ebenfalls solche Ruinen - unter Wasser. Man weiß inzwischen, daß die `Altvorderen´ in etwa menschengroß waren - mehr aber nicht.
So entstand das Wissenschaftsgebiet der Xeno-Archäologie. Und diese Forscher planen einige Expeditionen - wozu sie natürlich eine Crew brauchen - und Ausrüstung. Mal sehen, wen man da so alles finden kann (was für meine Kumpelz ein Wink mit dem Sägewerk war).

Unmögliches wird sofort erledigt, auf Wunder muss man warten und auf Wunsch wird gehext.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Natürlich haben die Konzernleute Vorkehrungen getroffen, daß ihr EXODVS-Raumer nicht aus Versehen mit einem Asteroiden zusammenknallt...

Während also AutoDoc-Einheiten damit beschäftigt waren, die in Cryostasis liegenden Passagiere zu betreuen, musste dennoch eine Crew vorhanden sein - spezielle Leute mit herausragenden mentalen Eigenheiten, um die lange Zeit im interstellaren Tiefraum psychisch unbeschadet zu überrstehen. Hatte man die, musste man dafür sorgen, daß sie dies auch körperlich schaffen würden - sie mussten tiefraumtauglich und strahlungsresistent gemacht werden. Und so wurden kybernetische Wunderwerke geschaffen: Artifizielle Menschen, sogenannte Vollsyntheten. Tiefraumstrahlung? Kein Thema. Kurzzeitige Außeneinsätze? Mikrometeoriten? Muss ich bis später warten oder kann ich gleich gähnen?
Man kann sich vorstellen - diese Vollsyntheten, deren Existenz in auf Silicium basierenden Nanozellen beruht und die sich selber regenerieren können, sorgen bei Manchem für Gänsehaut. Biologisch gesehen sind sie durchaus lebendig - aber ihre Fähigkeiten sind per Definition `übermenschlich´. Sie kämen dem T-1000 aus Terminator wohl am nächsten und so ist es nicht verwunderlich, daß es bei den `Neureichen´ dieser Welt als chic gilt, solche Individuen als Bodyguards um sich zu haben. Warum auch nicht? Ihr Schiff ist endlich hier - und ihre Primäraufgabe somit erledigt. Warum also nicht einen neuen Job anfangen?

cyborgblast7bs1p.jpg

Natürlich gibt es hier und da Unterschiede, so daß man diese Vollsyntheten erkennen kann - manchmal versuchen diese, sich besser zu tarnen, anderen wie obengezeigtem Mädchen, ist es schlichtweg egal. Ha - warum nicht einfach einen eigenen Style daraus kreieren? Kybernetische Körperaufrüstungen sind bei den Konzernen mehr oder weniger normal - manche dienen rein ästhetischen Zwecken, andere eher technischen - und wieder andere, wie bei den Söldnern - haben weitaus finsterere Zwecke. Wer kennt Cyberpunk 2020? Der weiß Bbescheid. Nun - wie bereits erwähnt, um so richtig schicke Dark-Future-Söldnertruppen in´s Feld zu führen, braucht´s nicht viel - man nehme State-of-the-Art-moderne Infanterie in 1/72, packe ausgefallene moderne Fahrzeuge dazu, pimpe das alles noch mit etwas Stuff aus der Bitzbox und verpasse ihnen klinisch-reine Farbschemen - oder das, was ihr denkt, was der Zukunft am nächsten käme - oder einem düsteren Konzern - oder beidem. Ich werde es wie folgt machen: Konzerntruppen kriegen Uniformfarben, die eher an SpecOps-Truppen erinnern - und ihre Fluggeräte und Fahrzeuge kriegen kalte, keramische Grautöne. Söldner haben da schon fast sowas wie ein Traditionsempfinden - selbst zu Kongo-Müller´s Zeiten schon. Die werden eher abstehen wie abgerissene Soldaten aus irgendwelchen Abenteuerfilmen - so, wie ein SpecOp aus Vietnam es einmal sagte: "Die kamen hier echt an mit Jeans, Stetsons und vollvernickelten Knarren. Verstehen Sie mich nicht falsch, die können ja rumrennen, wie sie wollen - aber zu gut 60% waren das totale Vollidioten, die meinten, sie hätten alles im Griff..."
Heute gibt es den netten Begriff `Private Contractors´ für sowas - und garantiert jeder von euch weiß, was ich damit meine. Jahaaa... genau die - Lumberjack-Commandos, das Nächstbeste zu JSOC-Einheiten. Egal, wie man sie nennt - es sind immer noch Söldner - und wenn man nicht aufpasst, benehmen sie sich auch entsprechend.

Unmögliches wird sofort erledigt, auf Wunder muss man warten und auf Wunsch wird gehext.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

WHEN BRITAIN RULED THE SKIES

 

Es gibt einige Dinge, die man wissen und beachten sollte, wenn man die Militärluftfahrt des Kalten Krieges verstehen will. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden natürlich sämtliche deutschen Wissenschaftler, die was taugten, mehr oder weniger gütlich unter den Siegermächten aufgeteilt - auch diejenigen, deren Proifession Anlass zu Bedenken ethischer Art geben sollte. Dies betraf natürlich auch Flugzeugingeineure.

So weit - so schlecht.

Großbritannien war blank. Und die U.S.A. waren platt, was so alles ging - mit Flugzeugen ohne Propeller. Was aber die wenigsten wissen: Das Jet-Triebwerk war eine stockbritische Erfindung - Frank Whittle war dafür verantwortlich. Er erfand es um 1930 herum - Hans von Ohain in Deutschland war zu diesem Zeitpunkt ebenfalls mit etwas Vergleichbarem zugange. Das war der Grund, weshalb britische Triebwerke anfangs so dick - und deutsche so schlank waren. Es gab - bei gleichem Ergebnis - einige Designunterschiede. Und während man in Deutschland um dieses Triebwerk herum schon recht früh ebenso revolutionäre Flugzeuge baute - wurde das Strahltriebwerk in Großbritannien anfangs eher stiefmütterlich behandelt. Im Zuge eines alliierten Technologietransfers wusste man auch in den U.S.A. davon - aber auch hier gab es anfangs eher halbherzige Versuche, sich mit dieser Technologie näher zu befassen.

 

Nach dem Krieg aber sah das schon anders aus.

 

In den U.S.A. war man gut gefahren mit dem Lend-Lease-Vertrag - man hatte trotz Krieg einen Lebensstandard erreicht, der noch vor dem Krieg einfach nur utopisch schien. Mit der B-29 und der P-51 hatte man hochmoderne Flugzeuge am Start. die dafür sorgen konnten, daß hochmoderne Bomben ein hochmodernes Land zurück in die Steinzeit befördern konnten. Schön. Man hatte ein Monopol auf das Ausknipsen ganzer Städte - und somit war man der King of the Ring.

Zeit, sich ein wenig zurückzulehnen und sich selber ganz toll zu finden.

Das Empire hingegen musste feststellen, daß die Sonne dort sehr wohl wieder untergehen konnte - und das auch noch ganz schön kräftig. Kohle musste in´s Land - und zwar schnell - und viel davon. Und als man sich umsah, stellte man fest: Es gab auf dieser Insel verdammt viele Flugzeugwerften. Also hatte man folgende Idee: Man muss einfach Flugzeuge bauen, die wirklich jeder haben will - her mit dem Düsentriebwerk! Dann wurde gewerkelt und geschraubt - und all das wurde alljährlich in Farnborough der interessierne Weltöffentlichkeit auf einer siebentägigen Airshow präsentiert. 

Und Mann - die Leute waren wirklich interessiert - sogar so dermaßen, daß in den sowjetischen Mig-15 britische Triebwerke steckten. Britische Technologie war damals maßgebend. Und es gibt eine Menge berühmter britischer Flugzeuge, die auf dieser Technologie beruhten -und Abnehmer rund um den Globus fanden - wie die Hawker Hunter, der Harrier, die Venom, die Vampire - und natürlich die Canberra - welche die Strategen der U.S.A. enorm interessierte - sie wurde schließlich bei Lockheed-Martin in Lizenz gebaut - unter der Bezeichnung B-57.

 

hardtack_i_poplar_001sozdx.jpg

 

Da wurde der amerikanischen Luftfahrtindustrie allmählich klar, daß sie ganz offenbar was verpasst hatte. Die Tuvalesen hatten beim Auswerten der Geschichtsdateien also gelernt, woher viele bahnbrechende technische Details ursprünglich kamen - aus zwei ziemlich kleinen Ländern auf einem Kontinent, der Europa hieß. Möglicherweise also wäre es eine gute Idee, sich die Technologiedateien aus dieser Zeit noch einmal genauer anzusehen...

Unmögliches wird sofort erledigt, auf Wunder muss man warten und auf Wunsch wird gehext.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Und nun - der Flair-Test:

 

Really didn´t had her on the Screen!

Das Musikfestival in Buttstock war absolute Sahne - auch, wenn Loo´s Vorgesetzte der Meinung waren, daß einige der dort dargebrachten... uhhm - nun, ja... `Lieder´ subversiv seien. Aber das war Loo egal - er hatte Einiges davon auf Band und hörte es sich über die Kopfhörer an, wenn er `Chiefen´ war.
Staff-Sgt., Flight Lieutenant, Gunnie Major... es war für Loo immer noch recht kompliziert, sich diese ganzen Dienstgrade zu merken - die letzten Jahrhunderte ging es auch ohne sie. Aber kaum sind die `Außérirdischen´ da - haben sie plötzlich eine `Army´, eine `Navy´ und eine `Air Force´, wo er nun rumhängt. Und das ist gar nicht mal so blöd.
Ausgerechnet er, Loo, das `Fliegengewicht´.
Schmal, klein und im Gegensatz zu einigen seiner Kumpelz ist er... irgendwie eher `niedlich´. Und er ist nun hier - auf einem Fkugfeld, voll mit den schnellsten und tödlichsten Maschinen, die je ein KOA, ein tuvalesischer Krieger geflogen ist! Und sie sind alt - technisch gesehen. Diese Maschinen sind das, was die tuvalesische Kultur momentan imstande ist zu bauen - die Gelehrten haben die technologisch-geschichtlichen Dateien der ACONCAGUA ausgewertet und haben die Gerätschaften ausgewählt, die in der hiesigen Witterung am zuverlässigsten funktionieren - und die THIUD, der CHIEF - ist eine davon. Und Loo ist stolz wie nie - er ist der Pilot einer solchen F-105.
Weil er klein ist - seine geringe Körpermasse ist von Vorteil. Und weil er gute Tiefenwahrnehmung hat - und wirklich enorme Reflexe. Und seine `Lady´ war ein tonnenschwerer Jagdbomber aus der mythischen `Century-Reihe´. Eine massive Maschine, geformt eher wie eine dicke Rakete, zweifache Schallgeschwindigkeit - interner Bombenschacht, Außenstationen für zwei 250-Kilo-Bomben, sechsmal 400-Kilo-Freifallmunition (wenn der Bombenschacht, eigentlich gedacht für sogenannte taktische Nuklearwaffen, mit einem Langstreckentank bestückt ist), eine 20mm-Motorkanone links im Bug - und zwei Außentanks, weil die THUD säuft wie ein Loch - speziell mit Nachbrenner. Manchmal hat die Maschine nur einen Außentank - und auf der anderen Seite eine massive Bodenzielrakete.
Viele bevorzugen die etwas diskretere F-100 Super Sabre - aber Loo findet, die sieht aus wie der Autostaubsauger von seinem Dad. So kann er sich anhören, daß die wuchtige Maschine ihm wohl dabei hilft, irgendwas zu kompensieren.
Der Pure Neid, da ist sich Loo sicher.
Nicht mal seine Zweizentner-Palz aus den Spezialeinheiten können mit den Händen die Unterseite der Tragflächen berühren - so scheißgroß ist die Chief. Nichts ist schöner, als im Pulk zu fliegen - mit den mächtigen Maschinen Präsenz zu zeigen - und obwohl es heißt, die Konzernkrieger hätten absolute Next-Level-Ausrüstung (Loo hat noch nicht einen einzigen von ihnen zu Gesicht bekommen), hat sich herausgestellt, daß ihre Maschinen gar nicht so übel sind - eben weil ihre Technologie so alt ist - diese Dinger sind unverwüstlich. Man hat schon welche zurückkommen sehen, denen große Teile der Leitwerke abgeschossen worden waren - oder welche, die nicht hochgegangene A.T.A.-Raketen im Heck stecken hatten. Es heißt, die Konzernmaschinen seien sehr präzise, schwer auszumachen und treffen immer genau da hin, wohin sie gezielt haben - Bomben, die punktgenau Gebäude oder sogar fahrende Panzer treffen, sind keine Seltenheit.
Das ist hart.
So hat sich bei den tuvalesischen Streitkräften nach einger Zeit eine Elite aus Piloten gebildet, die entweder aus Veteranen besteht - oder denjenigen, die mehr Glück als Verstand haben. Loo zählte zu letzteren. Ihre Ausrüstung ist nicht so dermaßen präzise - daher haben sie sich darauf `spezialisiert´, einfach alles zu planieren - das Ziel (üblicherweise irgendwo mittendrin) war dann sicher auch dabei. Besonders interssant ist diese Strategie im tiefen Süden, wo die sechs- und achtstrahligen Langstreckenbomber ab und zu die Aufmarschgebiete des Feindes pulverisieren und Loo und seine Kumpelz Geleitschutz fliegen.
Aber nun ist Chiefen angesagt - Patrouille fliegen. Die Küstengebiete absuchen. Klingt nach einem ruhigen Job. Das riesige Triebwerk brüllt auf und prügelt die massige Kampfmaschine dumpf röhrend in den dunstigen Morgenhimmel.

 

Das Erste...

...was Alun zu sehen bekam - war ein runder, blauer Opal - inmitten von schwärzestem und leerstem Nichts. Seit Alun die Erde verlassen hatte - und der Mond das letzte große Objekt da draußen war, sind annähernd 142 Jahre vergangen. Nun ist ihre Bestimmung erfüllt - die hochgewachsene Vollsynthetin hat das Cryoschiff mit den angesetzten Industriekomplexen über dem Südpol des Zielplaneten in einem Scheitelpunktorbit geparkt. Nun werden nach und nach die Passagiere reanimiert und ausgeschifft werden. Und Alun´s Aufgabe ist beendet... was nun?

Das war vor viereinhalb Jahren.

Seitdem haben sich die Konzernleute bei den Einheimischen offenbar kräftig unbeliebt gemacht - es herrscht Krieg auf diesem paradiesischen Planeten. Was nur war schiefgelaufen? Einer der Söldner hat es wahrscheinlich am treffendsten beschrieben: "Auch ein steinreiches und gutgekleidetes Arschloch - ist immer noch ein Arschloch."
Das verstand auch Alun - und der Mann hatte recht: Viele dieser Leute hier neigten zu Hochmut und Arroganz. Und dabei haben sie anscheinend das Wichtigste vergessen: Die Welt, die sich tatsächlich nur um sie drehte - ist nun ziemlich weit weg.
So hat Alun nun schnell wieder einen Job gefunden - sie ist ein `Angel´, ein X-23-Pilot. Hat sie einen plötzlichen Einsatz, steigt sie auch schon mal mit Jeans und T-Shirt in das Cockpit. Warum auch nicht? Gegen Tiefraumeinsätze ist das Steuern dieses Dings eine Lachnummer.
Die X-23... ein ungewöhnliches Flugzeug. Im Prinzip sieht der keramikweiße Aufklärer auf Entfernung aus wie irgendein... Origami-Ding, ein Papierflieger. Es gibt daran kaum irgendeine weiche Form... Verstärkt wird dieser Eindruck durch die Tragflächen, welche eine ungewöhnliche Form haben. Dies traf auch auf das Heckleitwerk zu, das wie ein weitwinkliges V angeordnet war. Das wortwörtlich Herausragendste aber war zweifelsohne der `Schneewittchensarg´, das Cockpit. Man lag fast darin und die Hände ruhten auf den mit Knöpfen übersäten Armlehnen. Oh, es gab viele, die Alun gerne mal ausgiebig darin liegen sehen würden - doch die Scheibe war... schwarz. Die gesamte Front der X-23 erinnerte an einen fremdartig elegant geformten Finger mit einem großen, edel manikürten und lackschwarzen Fingernagel. Diese Scheibe war UV-undurchlässig und auch ansonsten stark getönt und kontrastierend. Das war ironisch - nun, nachdem Alun weit über ein Jahrhundert im Tiefraum unterwegs war - nun hat sie den UV-Schutz, der die ganze Zeit zuvor gefehlt hat.
"Ein echter Jammer - all die tollen Sachen und alles nur Blech..." meinte ein Kollege von den M-37-Geschwadern und beobachtete die große, fast unirdisch langgliedrige FRau mit dem schwer fallenden, messingfarbenen Haar.
"Ich basiere auf Silicium - aber dies ist ein lebendiger Körper." erwidert Alun geduldig - besonders stolz war sie darauf, daß sie ihre Oberflächentextur hat umprogrammieren können. Nun sah ihre Haut fast normal aus.
Aber eben nur fast.
Ihr Körpertuning, genannt die Luthién-Aufrüstung, besteht tatsächlich aus Nanozellen - die eine Erbinformation aufweisen. Rein äuißerlich ist Alun ihr `Typ´ geblieben - wie früher. Hochaufgeschossen, langgliedrig, mit einem elegant geschnittenen Gesicht, dessen große aquamarinfarbene Augen immer einen leicht besorgt-mütterlichen Ausdruck haben - und diese unwahrscheinlich langen Haare, die glatt fallend bis über ihre Taille reichten. Nur inzwischen ist die Finnin eine perfekte Version ihrer selbst geworden. So, wie sie da steht, ist sie einfach makellos - und zu 100% symmetrisch. Das sind Details, die jedem auffallen, der ihr begegnet - auch, wenn er diese Details nicht benennen kann - es fällt auf. Sie ist fast zu wahr, um schön zu sein. Da stand sie nun, mit ihrem dünnen schwarzweißen Pullover, ihrer x-mal gewaschenen und etwas eingelaufenen Schlagjeans - und den dicken rotweißen Turnschuhen. Gerade reichte ihr ein Kabel von der Flanke ihrer X-23 an ihren Nacken, wo cerebrale Induktionsstecker zu finden waren. Neben der Maschine stehend führte die gut zwei Meter messende Vollsynthetin ein Checkup der Bordsysteme durch - denn gleich gab es wieder was zu tun für sie...

 

Loo hatte noch nie einen `Feind´ gesehen... bis jetzt.

20151210_151951m8lmv.jpg

Im Tiefflug mit 1500 Sachen an der Ostküste entlangzubrettern ist toll - solange man nicht von irgendwelchen Spinnern mit ATA-Raketen beballert wird. Normalerweise ist das im Tiefflug nicht schlimm, hat man ihm gesagt - weil die Kerle da unten dann nicht schnell genug sind, was das Anvisieren angeht. Dumm nur, wenn man nicht weiß, daß die offenbar Raketen haben, die das Anvisieren selber übernehmen...
Loo muss Geschwindigkeit verlieren, um wendiger zu werden. Wenn er Glück hat, knallt das Ding hinter ihm beim Auskurven gegen einen der hier heimischen riesigen Siegelbäume...
Doch dann knallte er irgendwo gegen.
Und er hatte es tatsächlich nicht auf dem Schirm...

Natürlich kann Alun mit der X-23 gute 30 Kilometer hoch fliegen - aber wenn Du gute Bilder haben willst, solltest Du nah rangehen. Vor allem dann, wenn sämtliche Satelliten dem Gegner gehören - und technologisch gesehen noch so in der Steinzeit sind, daß sie auf Deine Hackversuche nicht ansprechen... Also lautete ihr Auftrag an der Ostküste Vanuatus entlangzufliegen, da es von diversen Söldnereinheiten kaum noch Rückmeldungen gab. Man wollte wissen, was genau da los war. Einige NYGMATECH-Kontingente waren ebenfalls schon vor Ort - und die schienen da zwischen zwei Fronten zu stehen. Was ungewöhnlich war, da es eigentlich nur eine Front geben sollte. Und bislang ging alles gut - in der Tat konnte Alun auf einigen Lichtungen Söldnercamps ausmachen. Die ließen in Alun den Verdacht aufkeimen, daß sie offenbar vorhatten, sich dort längerfristig aufzuhalten. Gut zu erkennen die flachen, gedrungenen Kasemattpanzer der Söldner. Und die M-37-Erdkampfflieger. Aber offenbar... war sie selber auch gut zu erkennen - denn nun wurde sie beharkt. Die Vollsynthetin hatte sich immer gefragt, weshalb die X-23 an der Unterseite schwarz lackiert war. Möglicherweise war sie für den Nachteinsatz gedacht - und die Typen, die sie nun kommandierten, hatten davon keine Ahnung? Es läuft nicht alles optimal bei ihren Chefs - viele sind mit den Aufgaben, die sie nun erfüllen müssen etwas überfordert. Es ist eine Sache, ein Unternehmen erfolgreich zu Größe zu führen - eine andere, dies mit einer... nunja, `Kolonialarmee´ zu tun. Aber wie üblich sehen die wenigsten Leute aus den Führungsriegen das auch ein. Möglicherweise nit ein Grund, weshalb manche Söldnereinheiten inzwischen lieber ihr eigenes Ding durchziehen... Und während ihre Reflexe die Maschine aus dem Gefahrenbereich schlenkerten, ging ihr Geist weiter alle möglichen Szenarien durch - und sie kreiste um einen Wald dieser gewaltigen, seltsamen Bäume herum, die so massiv waren, daß sie Radarstrahlen wie Berge unterbrachen - und just in dem Moment kam hinter diesem `Berg´ ein grüner Blitz hervor - und dieses archaisch-massive Ding verbog und zerdrosch ihre Hightech-Maschine förmlich in der Luft...

Loo konnte hören, wie dieses plötzlich aufgetauchte, keramikfarbene Ding an der Flanke seines Jets einfach zerknüllt wurde - aber der kinetische Impetus war dennoch so groß, daß sein Heck ausbrach und er wie eine trudelnde Rakete unberechenbar um mehrere Achsen rotierte, bevor er sich kurz vor dem Blackout wieder fangen konnte - und feststellte, daß er nun schon UNTER dem Blätterdach des Urwalds unterwegs war. Und das immer noch mit mehr als 900 Sachen.

"Irgendwie... ist das das genaue Gegenteil von gut..." dachte Loo sich noch, während ihm klar wurde, daß er den Stämmen der urzeitlichen Baumriesen nicht ewig würde ausweichen können.

bearbeitet von Ramuda Khan

Unmögliches wird sofort erledigt, auf Wunder muss man warten und auf Wunsch wird gehext.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Durch den Treffer an der rechten Seite wurde Alun´s Flugzeug beinahe halbiert - die nachfolgende ATA-Rakete knallte direkt in ihr herumgeschleudertes Heck und löste das mehrfach redundante ANASTASYA-System aus. Das gesamte Cockpit löste sich mittels kleiner Sprengsätze aus dem Bug des Flugzeugs und brandete mit vier kleinen Vektordüsen aus der unmittelbaren Gefahrenzone raus. X-23-Piloten sind selten und gefragt - so wurde Seitens der Konstrukteure alles technisch Mögliche dafür getan, ihr Überleben zu sichern. Und aus diesem Grund heißt das X-23-Cockpit auch Schneewittchensarg.


Loo hatte weniger Fürsorge von seiner Maschine zu erwarten - diese dafür aber um so mehr von ihm. Er mochte seine Maschine - und so tat er alles Mögliche daran, den massiven Stahlpfeil so sicher wie möglich runterzubringen - und tatsächlich konnte er, während er weiter wie ein Stier hochzog und die Bremsflächen ausfuhr... eine Forststraße ausmachen, die sich - wie viele andere Straßen auf Tuvalu - schnurgerade durch die Landschaft zog. Mit ein Grund für diese breiten und geraden Straßen sind die riesigen Fernlaster und Holztransporter, die sie befahren. Also sah er zu, daß er dort runterkam, wo er sein Fahrwerk auch benutzen konnte.


Als das IFM (Impact Foam Material) schließlich durch Zugabe von reinem Sauerstoff (eigentlich zur Wiederbelebung in Ohnmacht gefallener Piloten gedacht) in sich zusammenfällt und die stark getönte Cockpithaube sich öffnet, sieht Alun, wo die zwei Fallschirme sie und ihre Rettungskapsel hingebracht haben - und sie sah zum ersten Mal, wie es hier, nahe am Äquator, eigentlich aussieht. Oh, sie hat schon oft Pflanzen gesehen - auf der Erde gab es auch welche. Zier- und Nutzpflanzen in den Arkologien der Makropolen - und unverwüstliches anderes und meist unansehnlich dorniges Zeugs draußen - draußen ist da, wo es nichts zu holen gibt und wo niemand lebt. Draußen war auch da, wo es verwilderte Hundemeuten gab - und wo Spezialeinheiten trainierten. Oder eben Testpiloten. Und draußen war auch da, wo Firmen... Experimente machten.
Unschöne Experimente.
Aber hier ist draußen... anders.

 

xcvhnyks2k.jpg

(Zeit für etwas home-improved Aquarell-Kunst, harhar...)

Die Landschaft hier hatte etwas für die Vollsynthetin Unnatürliches. Abgesehen von den weiterhin anhaltenden Kampfgeräuschen weiter weg war es hier friedlich. Sie war in einem Urwald gelandet, in dem es riesige Ackerschachtelhalme und Baumfarne gab. Es roch frisch und kühl - irgendwie - seltsam. Für jemanden, der noch nie einen Wald nach einem Regenschauer gerochen hat, ist es schwer definierbar... Alun konnte auch sehen, daß sich Gräser- und Blütenpflanzen, die von der Erde importiert worden waren nun langsam auch hier ausbreiteten. An sich bestand Tuvalu´s vorwiegender bodendeckender Bewuchs aus Moosen und Bärlappgewächsen - diese aber waren auch als über 40 Meter hohe Bäume vorhanden. Aber nun waren Blütenpflanzen da - und mit ihnen kamen Schwebefliegen und Bienen. Hier, innerhalb des Schattens der anderen Baumgiganten konnte Alun auch einige der ersten Gebäude sehen, die hier für die Holzverarbeitung je gebaut worden waren. Auf einigen freiliegenden Hügeln Richtung Meer standen blaugraue Wellblechgebäude und auch einige Hallen aus dem gleichen Material - inmitten einer grünen Wildnis bezeugten sie, daß sie schon lange stillgelegt waren. Dann wurde Alun bewußt, wie anders es hier war - als eine gut 60 cm lange, stark grünmetallisch wie ein Rosenkäfer schimmernde Kugelassel einfach über ihren linken Fuß krabbelte. Bei genauerer Betrachtung gab es hier viele Unterschiede - wie Libellen von Habichtgröße zum Beispiel... Oder aber antike, verbeulte Kampfjets, die etwas unsicher schlingernd auf alten Fernstraßen landeten. War das nicht das Ding von vorhin?
Alun packte sich ihr Survival Kit und machte sich auf den Weg.

 

Okay, Eagle Eye...

...Startfreigabe erteilt!" gab der Flight Officer durch und die Bedienung unter dem Flugdeck im `Fuchsbau´ (einer etwa 20 cm hohen Erhebung auf dem vorderen Flugdeck mit schmalen und dicken Fenstern in Form eines flachen, sechseckigen Pyramidenstumpfes) startete das Dampfkatapult. Die zweisitzige, nebelgraue A-5 Vigilante wurde innerhalb von Sekundenbruchteilen so stark beschleunigt, daß die große, zweistrahlige Maschine sicher vom Flugdeck der U.S.S. Hookipa Point abheben konnte und schnell an Höhe gewann. Der Fernaufklärer mit seinen vier Langstreckentanks und dem charakteristischen `Kanu´ unter dem Rumpf, in dem sich sensible Überwachungselektronik befindet macht sich auf den Weg, um die Ostküste von Vanuatu abzufliegen. Berichte über sporadische Kampfhandlungen und das Verschwinden einer Chief vom Radar machten dies notwendig. Ebenfalls recht schnell unterwegs, würde der grauweiße Aufklärer innerhalb von anderthalb Stunden vor Ort sein.

Vor Ort war da, wo ein fluchender Loo eine behelfsmäßige Strickleiter aus dem Cockpit hängte, um sicher auf den Boden zu kommen, der trotz allem ziemlich weit unten war. Ja, die F-105 war groß. Unten angekommen hörte er erst mal bewusst die Kampfgeräusche von weiter weg - und sah zu, daß er seinen verdammten weißen Helm loswurde. Seinen Overall oben öffnend und mit den Ärmeln um die Taille knotend steckte er seine sechszöllige .44Magnum dazwischen, was ihn weiter beruhigte. Es hieß, die Neuankömmlinge seien oft bemerkenswert stabil gebaut, was nicht nur an schußfesten Klamotten zu liegen schien. Manche von denen, die gefallen waren, wurden untersucht und es stellte sich raus, daß in ihrem Inneren oft sowas wie eine endodermale Panzerung und seltsame Maschinen waren.
Ganz schön gruselig.
Also hat Loo sich dafür entschieden, sich eine Handfeuerwaffe zuzulegen, die verflucht große Löcher macht - man weiß ja nie. So entschied er sich für eine Wildey Automag aus rostfreiem Stahl, mit Griffschalen aus Paua Shell. Da macht die hier sprichwörtliche hohe Luftfeuchtigkeit nichts aus. Zudem sind die Neuankömmlinge leicht zu erkennen - ihre Haut und ihre Haare waren ziemlich hell. Manche hatten braune Haare, manche seltsam gelbliche und manche sogar rote.
Als Loo so an der linken Seite seiner Maschine entlangging, stellte er die stark verbeulten Stellen fest - abgerisene Verschraubungen an den Bremsklappen und das arg ramponiert aussehende linke Höhenruder. Loo kratzt sich erstaunt am Kopf: "Woow, DAS auszuwuchten wird dauern..."
"Ja - dies ist eine bemerkenswert robust gebaute Maschine." hörte er eine angnehme Stimme sagen und er drehte sich grinsend um: "Kann man wohl sagen!"
Dann fiel ihm das Grinsen aus dem Gesicht.
Vor ihm stand... offenbar jemand wirklich Außerirdisches...

 

tuvalesiana-5vigilantb3bpt.jpg

Schließlich überfliegt die Vigilante das fragliche Gebiet. In knapp 22000 Metern Höhe macht sie hochauflösende Aufnahmen und entdeckt zwei rauchende Stellen am Boden, an denen auch unkonventionell aussehende Trümmerteile liegen. Die Koordinaten werden gleich an die U.S.S. Hookipa Point durchgegeben, die wiederum das Bureau of technological Regulation (BTR) benachrichtigt. Immerhin kann man hier eventuell neue Technologien entdecken. Als sie weiterfliegt und sich an der immer dünner werdenden Trümmerspur orientiert, bemerkt der technische Offizier im hinteren Sitz die F-105 auf der Fernstraße: "Sieht aus, als hätte einer unserer Jungz seinen ersten Abschuss erzielt - aber nicht, ohne einen gewissen Preis zu zahlen - FUCK!"
Besorgt sah der Pilot von seinen Instrumenten auf und drehte sich um - und sah die großen Augen seines Kameraden: "Was ist los, mann?"
"Da unten steht der Pilot - und daneben steht... keine Ahnung, wer... oder vielmehr was! Ich weiß nur: Es ist groß!"

Loo sah jemanden, wie er nie zuvor jemanden gesehen hatte; die Frau war überdurchschnittlich groß, aber zugleich auch sehr schlank und langgliedrig. Lange Haare waren bei den jüngeren Tuvalesen nicht selten - Loo´s lackschwarze Haare beispielsweise reichten ihm bis auf die Schultern. Aber die messingfarbenen Haare dieser Person reichten ihr fast bis zur Mitte ihrer Oberschenkel! Ihr geradezu unglaublich ebenmäßiges Gesicht wurde von zwei Augen dominiert, die perlmuttblau zu schimmern schienen - und ihre Haut... war rosenquarzfarben. Und entlang ihres Halses und ihrer Handrücken liefen seltsame, dünne, blaugraue Linien - in ihrer Geradlinigkeit und dem `Muster´, das sie bildeten ähnlich dem von... Halbleiterplatten. Und ihre Kleidung war im Gegensatz dazu geradezu enttäuschend profan. Sie trug einen dünnen Pullover, der im oberen Drittel schwarz und ansonsten weiß war - wie auch die Ärmel, die einen schwarzen Seitenstreifen hatten. Ihre Beine steckten in einer hellblauen Schlagjeans und sie hatte ungewöhnlich... dick wirkende, rotweiße Turnschuhe an - oder sowas. Aber auch ohne silbernen Overall und seltsamen Helm, wie die Aliens sie in den typischen Kinofilmen trugen, wirkte sie sehr fremdartig - in ihrer Ebenmäßigkeit so einschüchternd, daß Loo einfach völlig perplex auf seinen Hintern fiel - wodurch die Zweimeterfrau noch größer wirkte.

Das also... war eine Außerirdische...

bearbeitet von Ramuda Khan

Unmögliches wird sofort erledigt, auf Wunder muss man warten und auf Wunsch wird gehext.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Fettes Merci! Und weiter geht´s...

 

Oh Mann

...was macht DIE denn hier?!" fragte sich der Gefechtsfeldbeobachter, der die leicht skurrile Szenerie durch die Periskop-Optronik des Spähfahrzeugs beobachtete.
"Ohnehin schon´n Kunststück, wie der Knirps den antiquierten Vogel nach dem Crash noch hat landen können - daß die Vollsynthetin das überlebt, war ja klar. Die sind wie Scheißhausfliegen aus Verbundstahl..." grummelt der Kommunikationsoffizier und richtet das Richtmikro neu aus. Hinter der großen Hibiskusböschung gut getarnt steht der flache und geschlossene Dreisitzer in einer leichten Senke. Der Fahrer lehnt sich zurück und zieht an seinem Zigarillo: "Okay, mann - jetzt haltet mal die Fresse! Man versteht ja sein eigenes Gespanne nicht mehr..."

Schließlich geht Alun in die Hocke, als sie sich denkt, daß das vielleicht weniger... schockierend? für den kleinen Einheimischen wäre und fragt Loo: "Bist Du verletzt?"
"Wiewas?! Natürlich nicht!" gibt Loo zurück. Was zum Kuckuck ist das denn für eine Feindin - und wieso guckt die so besorgt? Er sprang auf und hüpfte ein wenig auf und ab: "Siehst Du? Alles in Ordnung!"
Und tatsächlich fing die Unbekannte an zu lächeln, was ihrem Gesicht den Ausdruck der Erleichterung zu verleihen schien, als Loo was einfiel: "Oh, Moment, wowowowow..." fing er an, umständlich die riesige Automag zu ziehen und damit ein wenig nervös auf die riesige Blondine zu zielen: "Versuch nicht, mich irgendwie - keine Ahnung, was - lass´ es einfach, ja?"
"Aber ich mache doch gar nichts..." hockte Alun weiterhin vor dem hektischen Tuvalesen, der wiederum sie ansah und nicht umhinkam, in Gedanken festzustellen: `Mann, das sind mit Sicherheit die längsten Beine auf dieser Welt!´

"Okay, bevor jetzt irgendein irreversibler Bullshit passiert, wird´s Zeit, daß wir was unternehmen - die versauen sonst noch unseren tollen Plan! " entschied der Fahrer und der Kommunikationsspezialist gab den Befehl durch: "Alles klar, Jungz - vorrücken!"
Und während Loo unschlüssig in diese riesigen, erstaunt aussehenden aquamarinblauen Augen sah, brachen zwei flache, kantige Fahrzeuge aus dem Waldrand hervor und kamen direkt auf sie zu. Das war etwas... viel für Loo. Auf wen oder was sollte er jetzt zielen? Eines der Fahrzeuge schien so etwas wie ein reiner Geländewagen zu sein, machte aber einen recht kugelsicheren Eindruck. Das andere war definitiv sowas wie ein Panzer, nur daß er anstelle von Ketten acht große Räder hatte. Und rechts auf dem Dach eine dicke, kurzläufige lafettierte Waffe zu sehen war, die sich selbsttätig zu bewegen schien - mit einer Art `Fernseher´ an der Seite. Auch das kleine vierrädrige Fahrzeug (das immer noch größer war als so mancher Pickup) hatte so ein Ding auf dem Dach, aber links ging eine Luke auf - und ein grinsender Kerl in einem grünen T-Shirt guckte heraus, der außer dunkelblonden Haaren unter einem australischen Outdoorhut und einem Dreitagebart noch einen Zigarillo im Gesicht hatte - und mit dem Grinsen eines´zu groß geratenen Jungen feststellte: "Meine Fresse - ihr beide seid ja echt direkt niedlich! Bedauerlicherweise müssen wir zusehen, daß wir von dieser Wiese verschwinden, ansonsten..."
Aus dem Heck des großen keilförmigen Panzers kamen acht Soldaten raus, die sie beide umzingelten, während der dunkelblonde Mann fortfuhr: "...könnte es sein, daß wir ungewollt Aufmerksamkeit erregen - also dürfen Sie zwei sich nun vorerst als unsere Gäste betrachten."


Diese Aufmerksamkeit hatten sie bereits erregt - die A-5 flog immer noch hoch über Loo´s Landeplatz und beobachtete die komplette Szenerie - ebenso die Tatsache, daß Loo und die große Unbekannte in den Truppentransporter verfrachtet wurden - und alle wieder im dichten Urwald verschwanden.

Loo hatte nicht den geringsten Schimmer, was hier genau abging - aber diese Typen in ihren erdfarbenen... was sind das? Rüstungen? ...sahen die Riesin recht misstrauisch an. Okay, es gibt also Außerirdische - und dann gibt es offenbar die ganz Anderen - oder so. Diese hellhäutigen Typen hatten sie mit Handschellen versorgt - aber sie behielten hauptsächlich die Frau im Auge - nicht wenige hatten sogar unverhohlen ihre Waffe auf sie gerichtet - auf betont lässige Art, soweit das ging, so wie sie alle im engen Heckraum des großen Transporters klemmten. "Öhhm... warum guckt ihr sie so an? Gehört die... nicht zu euch?" fragte Loo betont beiläufig und einer spuckte aus: "Näh!"
"Die Plastikbraut ist Konzerneigentum! Wahrscheinlich war es ihr Job, uns zu suchen!" fluchte ein anderer und Loo legte den Kopf schief: "Plastikbraut? Was soll das denn heißen?"
Alun lächelte amüsiert: "Von Blecheimer zu Plastikbraut - ist schon mal ein kleiner Fortschritt..."
Nachdem die Blondine einen Gewehrkolben in die Magengrube bekommen hat, was für Loo genau so schockierend war wie die Tatsache, daß das überhaupt keinen Effekt zu haben schien, entgegnete einer: "Weil sie... künstlich ist, mann! Die ist gebaut worden!"
Loo´s Augen wurden groß: "Sie ist ein Roboter?!"
"Näähhh... die ist ein CyBorg! Oder so was!" fing der Mann an finster zu grinsen, als der Kerl mit den dunkelblonden Haaren nach hinten kam und erst mal eine Wolke Zigarillorauch verbreitete: "Das da, Knirps, ist eine Vollsynthetin. Im Prinzip ist das so was wie eine artifizielle Wesenheit - ihr Körper ist anatomisch unserem recht ähnlich - abgesehen von der Tatsache, daß all ihre Zellbestandteile synthetisch und hochbelastbar sind."
Loo verstand ehrlich gesagt nur die Hälfe - aber er verstand sehr wohl, daß die Frau hier offenbar nicht allzu beliebt war: "Und weil sie - sagen wir `künstlich´ ist, mögen Sie sie nicht? Weshalb haben Sie sie dann... was weiß ich - gemacht?"
"Haben wir nicht." gab ein Soldat zurück.
"Sie ist Eigentum der Konzerne. DIE haben sie gemacht." erwiderte der dunkelblonde Mann, als würde das alles erklären. Das war das erste Mal, daß Alun´s Brauen sich zusammenzogen: "Ich wurde nicht `gemacht´. Ich wurde konvertiert. Und ich bin kein `Eigentum´. Ich habe einen Vertrag, das ist alles."
"Oh, wirklich? Und worin genau bestand denn dieser Vertrag, hm?" fragte ein anderer Soldat und die Vollsynthetin antwortete: "Das wissen Sie nicht? Nun gut. Die Reise - der EXODVS - von der Erde hierher dauert mit Unterlichtgeschwindigkeit über 140 Jahre."
"Wissen wir."
"Und Sie haben tatsächlich geglaubt, daß das alles mit Autopilot funktioniert hätte? Strahlungslecks in der Cryokammer? Mikrometeoriten? Kurskorrekturen aufgrund unvorherberechneter Tiefraumereignisse? Was glauben Sie denn, wie genau Sie hierhergekommen sind, wo Sie nun anfangen verstecken zu spielen?" fragte Alun zurück und dem dunkelblonden Mann fiel der Zigarillo aus dem Mund: "Soll das heißen..."
"Das bedeutet, daß ich und gute 200 andere Vollsyntheten die Mannschaft dieses Cryoraumers waren - über 140 Jahre lang. Ohne uns `Plastikbräute und Blecheimer´ wären Sie nie hier angekommen." erklärte Alun ruhig.

bearbeitet von Ramuda Khan

Unmögliches wird sofort erledigt, auf Wunder muss man warten und auf Wunsch wird gehext.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Das baut auf - scheint also nicht so schlecht zu sein, wie ich befürchtet hatte. Okay - dann geht´s mal etwas weiter:

 

New Hanover, Corporate Stronghold near the Southern Pole Region:

 

Du bist ja so

...ein Arsch!" flucht Pearl, nachdem ihr Vater ihr eine schallende Ohrfeige verpasst hatte. Er stand mit seinem Assistenten im Zimmer seiner Tochter, die mal wieder viel zu neugierig war - neugieriger, als gut für sie war. Über den großen Screen an der Schreibtischwand liefen Daten über die Rohstoff-Fertigung in der Fabrik für Baumodule - wie auch diejenigen von zwangsverpflichteten Einheimischen, denen tatsächlich ein Mikrosender verpasst wurde - sowie ein Neurodisruptor, der ihre Synapsen ausflippen ließ, sobald sie sich unerlaubt von den Fabrikhallen entfernten. Im Klartext hatte sie; Pearl McCallum gerade herausbekommen, daß ihr Vater hier in New Hanover so etwas wie moderne Sklaverei betrieb. Der grauhaarige Mann erwiderte: "Ja - ich bin der Arsch, der Dir all Deine ausgeflippten Spinnereien und Vorlieben ermöglicht hat - weil ich ein steinreicher Arsch bin."
Er blickte mit hinter dem Rücken verschränkten Armen in die Polarnacht hinaus und betrachtete die dunklen Stahl-und Glastürme eines verregneten New Hannover voller Holoreklamen und erleuchteter Straßen: "Wir haben nur diesen kleinen Flecken hier - wir müssen prosperieren. Und unsere Arbeitskräfte bestehen aus Spezialisten - wir brauchen aber auch Leute für einfache Aufgaben. Was erwartest Du von mir?"
"Vielleicht, daß Du nicht an jedem rumdoktorst und ihm Selbstzerstörungsimplantate verpasst?!" zischte Pearl und der Geschäftsmann lächelte hart: "Oh, bitte; Falls es Dir nicht entgangen ist - wir sind hier nicht sehr beliebt."
"Woran das nur liegen könnte - ich kann´s mit nicht erklären." gab Pearl sarkastisch mit verschränkten Armen zurück. Der grauhaarige, stämmige Mann kam wütend auf sie zu und Pearl blieb ungerührt stehen: "Oh ja - los, hau mir noch mal eine rein! Dich an Schwächeren zu vergreifen scheint ja Deine Spezialität zu sein!"
Edmund McCallum wandte sich wieder um und fuhr fort: "Ich habe diese Vorgehensweise dem Aufsichtsrat vorgeschlagen - nach der Okkupation dieses Teils des Planeten haben wir nicht allzuviele Freunde bei den Einheimischen. Wir würden keine Arbeitskraft halten können. Und immerhin - nach fünf Jahren können sie ja gehen..."
"Wow - das ist ja turbo-großzügig von Dir. Kein Wunder, daß Mom Dich verlassen hat..." grummelte Pearl und ihr Vater brüllte sie an: "OH, JA! Und nun ist sie seit locker 100 Jahren TOT - während ICH DIR die Möglichkeit gebe, auf einer sauberen Welt ein paradiesisches Leben zu führen!"
"Zu was für einem Preis?!" brüllte Pearl zurück und der Mann gab ungerührt zurück: "So ist das nun mal - wenn Du richtig reich und mächtig sein willst, ist der Rest der Population es logischerweise nicht. Eine große Firma wie diese gründet sich nun mal darauf, daß viele Leute für wenig Geld viel für sie tun."
Fassungslos sah Pearl den Mann an, den sie noch gestern als `coolen Dad´ angesehen hatte, als dieser sagte: "Und bisher hattest Du ja auch kein Problem damit, oder? Stets die neuesten Klamotten, all der Klimbim, den Du für Deine Extremsport-Stunts brauchst - diese ganze Etage des McCallum Buildings gehört Dir - so daß Du schön deine Parties mit Deinen `Freunden´ feiern kannst, die auch alle Söhne und Töchter von `Leuten wie mir´ sind - meinst Du, die würden sich mit Dir abgeben, wenn Du so ein Nobody wärst, wie all diese Kerle in den Fabriken?"
Irgendwie... war da was dran. Pearl McCallum, ein sportbesessener Wildfang mit wuscheligen kurzen, silberfarbenen Haaren und großen, amethystfarbenen Augen - die bei allen möglichen und unmöglichen Contests mitmachte: Skydiving, Freeclimbing, Motorradrennen, verdammt - sie hat sogar einen Kunstflughelikopter mit Wasserkufen! Innerhalb der Southern ConCom war sie eine kleine Berühmtheit! Sie machte sogar bei Wettessen mit, wo sie den Spitznamen `Big White´ bekam, weil sie alles Mögliche am Stück in sich reinschob. Pearl, die liebend gern in sportlich-martialischen Klamotten rumlief (und somit unbewusst so manchen potentiellen Freund verschreckte, weil der bereits im Ansatz ahnte, daß der nie im Leben mit ihr mithalten könnte) und dazu passende retrogenetische Implantate hatte. Tatsächlich war sie, die von ihrer Mutter immer `ihre kleine
Superheldin´ genannt wurde, sogar eine ganz nette Werbung für die Firma ihres Vaters. Und allmählich dämmerte ihr, daß dies vielleicht auch der einzige Grund war, weshalb dieser sie mit `ihren Spinnereien´ gewähren ließ. Und dieser Mann grinste gerade und meinte lapidar: "Ist vielleicht ganz gut, daß Du Deine Nase überall reinstecken musst - willkommen in der Realität. Du bist also die Tochter eines Arschs. Und hast so ein privilegiertes, fröhlich-buntes Leben. Ich denke, Du wirst von vielen beneidet - vor allem, wenn man bedenkt, wie oft Du in den Sports-News zu sehen bist - wofür ich übrigens auch ein wenig gesorgt habe..."
Dann verfinsterte sich seine Mine: "Aber wenn Du anfängst, mir in die Suppe zu spucken, wirst Du rauskriegen, was für ein Arsch ich wirklich sein kann. Ich lasse nicht zu, daß Du unserer Firma schadest..."
"So ist das also - nun drohst Du schon... gut, bin ich die Tochter eines Arschs..." gab Pearl leise zurück - und griff in ihre Schublade, aus der sie einen DeWulff Extaser holte und auf ihren Vater zielte: "...zeige ich Dir gleich mal, wieviel ich von Dir geerbt habe."
Der goldnitrierte Elektrorevolver ging los - und die linke Wade von Pearl´s Vater zerstäubte in einem roten Nebel, worauf er schreiend zu Boden ging und der Assistent bleich wurde - und in Ohnmacht fiel. Ungerührt ging Pearl an den beiden vorbei und fuhr eiskalt fort: "Betrachte es als Übung zur Charakterbildung - gemessen an Deinen Maßstäben habe ich mit Bravour bestanden, was?"
Und während der Mann noch brüllte und fluchte, griff Pearl sich ihre beiden großen Sporttaschen - und ging auf´s Dach des McCallum Buildings, wo ihr Helikopter stand. Diese Maschine, eine entmilitarisierte und umlackierte schlanke zweisitzige Konstruktion aus TefloCarbon, stand dort in ihren knalligen Farben auf ihren Wasserkufen - stets startklar, was Pearl ebenfalls diverse Angestellten verdankte, wie ihr nun in den Sinn kam.
`Mann, ich bin echt ein verwöhntes Weichei. Habe wohl wirklich noch viel zu lernen - aber definitiv nicht hier.´ stieg sie kurzentschlossen ein und hob ab. Irgendwohin - Richtung Norden. Ist man nahe am Südpol, ist im Norden noch reichlich viel Platz. Schnell stieg die agile Hochleistungsmaschine in den verregneten Nachthimmel auf - und ließ die futuristische Skyline von New Hanover weit hinter sich...

 

Das ist alles

...was wir an Luftwaffe haben." gab Rabensteyn, der Anführer der Söldner zu, als er die beiden `Gäste´ herumführte und ihnen die M-37 zeigte, die in ihren achatartigen Brauntönen niedrig und geduckt auf dem improvisierten Flugfeld stand. "Die sieht aber sehr neu aus." betrachtet Alun das kantige Ding, das - was Loo so mitbekommen hat - gut für den Erdkampf geeignet hat - obwohl er da nirgends Pylonen dran sehen konnte.
"Jahhh..." streckte sich Rabensteyn durch: "Das ist auch kein Wunder - keiner von uns kann das Ding fliegen!"
Loo war ziemlich interessiert - und relativ erstaunt - dieses Ding hatte allem Anschein nach mindestens zwei Triebwerke - aber es war so... klein. Selbst er konnte locker in das Cockpit gucken, in dem man offenbar eher lag denn saß. Anstelle eines Steuerknüppels hatte dieses Gerät zwei... kleine - wie nennt man diese Dinger? ...auf den Armlehnen, die nicht nur integraler Bestandteil des Pilotensitzes zu sein schienen, sondern auch vor Bordelektronik nur so strotzten. Fliegt man dieses Ding echt nur mit diesen kleinen, schwarzen Griffen? Alun steht neben ihm und sieht sich das Cockpit an: "Es ist - nun, es sieht sehr eng aus..."
"Ist nicht jeder so groß wie Du - Du bist `ne ziemlich große Frau, muss man schon sagen." grinste Rabensteyn und Loo nickte - er reichte ihr bis knapp über die Schlüsselbeine. Rabensteyn atmete aus: "Ja - das ist momentan unsere großartige Luftwaffe. Viele Söldnereinheiten und auch Konzerntruppen nutzen die M-37, weil sie ein ziemlich gutes Flugzeug ist. Wartungsarm, sparsam und hey, sie kann rein theoretisch senkrecht starten - wenn man sie nicht belädt wie ein Depp."
Loo sah sich weiter um - neben den seltsam flach und eckig aussehenden Radfahrzeugen gab es Panzer, die noch flacher und eckiger waren - sie standen auf relativ kurzen Ketten und waren so dermaßen flach, daß sie eher aussahen wie bösartige Sportwagen mit Kanonen, die knapp vorne herausguckten. Wahrscheinlich waren diese Dinger sehr schnell und wendig. Und alle waren leicht unterschiedlich lackiert worden. Und auch die Söldner an sich sahen alle ziemlich... individuell aus, wie er fand. Da gab es Riesentypen mit offenen, stabil aussehenden Westen, einer schien sogar sowas wie einen mechanischen Arm zu haben (was er ziemlich gruselig fand), ein anderer hatte die dunkelste Hautfarbe, die er je gesehen hatte - und dann gab es auch die eine oder andere Frau hier - undenkbar bei seiner Armee. Und eine sah sogar fast aus, als käme sie von hier. Faszinierende Leute gab es hier...
"Warum zeigen Sie uns das alles?" fragte Alun schließlich und Rabensteyn sagte ihr: "Damit er hier..." der Mann wies auf Loo: "...seinen Leuten sagen kann, was hier abgeht - und ob wir irgendwas zu verbergen haben - haben wir nicht. Wir wohnen in unserem Landemodul und sind froh, wenn wir unsere Ruhe haben."
In der Tat - das mattgraue, kastenförmige Ding, das Loo vor ein Rätsel stellte, sah mehr nach einer Art seltsamen Haus aus und so staunte er: "DAS DA... soll ein Raumschiff sein?"
Rabensteyn lachte: "Nein, nein - das ist ein Landemodul. Gut für Fracht und diverse Leute - nach der Landung ist es zu nix mehr gut - außer ein Haus draus zu bauen. Oh ja - und eine Instandhaltungswerkstatt."
"Aha. Und warum ist dieser... öhhm... Hubschrauber da knallrot?" sah Loo auf das Meer hinaus und betrachtete einen brummenden Punkt, der sehr schnell größer wurde und Rabensteyn stutzte: "Was zum... Keine Ahnung, mann..."
Er rannte in das Landemodul und Loo und Alun folgten ihm. Die hellgraue Metalltreppe raufrennend gelangte er in eine Art Kommandoraum und fragte die Leute: "Was zum Henker ist mit euch los? Kann keiner von euch diesen Heli da draußen sehen?"
Irritiert sahen die Leute ihn an - und checkten das Radar: "Öhhm... irgendwie nicht..."
"Nee - echt nicht!"
"Fuck!"
Währenddessen erkannten die Söldner das Modell - ein typischer Militärzweisitzer - ohne jedes Waffensystem, dafür aber mit zwei Schwimmern. Und tatsächlich in einem intensiven Rot lackiert. Loo bemerkte sehr wohl, daß dies offenbar ein ultramoderner Hubschrauber war - sowas wie das hier sah er zum ersten Mal. Wie ziemlich viel heute. Die Maschine setzte punktgenau an dem Ponton aus Copolymermodulen auf, direkt neben den zwei kleinen Landungsbooten.

bearbeitet von Ramuda Khan

Unmögliches wird sofort erledigt, auf Wunder muss man warten und auf Wunsch wird gehext.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Mit einem pneumatischen Keuchen hob sich die Cockpithaube - und zwei große Sporttaschen von COOL VOICE landeten auf dem künstlichen Anleger. Nachfolgend lugte ein niedliches, katzenartig-rundes Gesicht mit einer riesigen, futuristischen Sonnenbrille aus dem Cockpit - und ein kleines, sportlich-dralles Persönchen in Jeans, die abgesehen von weißen Seitenstreifen ebenso knallrot waren wie der Helikopter, sprang elegant und kraftvoll auf diesen Pier. Sie trug eine weitgeschnittene Jacke in den extremsten Kontrasten, die man sich vorstellen konnte - ein symmetrisch-fremdartiges Muster aus Schwarz und Neon-Orange - wobei die schwarzen Partien dunkelblau zu schimmern schienen. Team xXx stand auf dem oberen Rückenteil der Jacke. Zudem hatte diese Person mit ihren kurzen, silberfarbenen Haaren hochschaftige Turnschuhe an - und einen Hüftholster mit irgendwas Glitzerndem drin, das aussah, als wäre es aus Gold. Schließlich stand diese bemerkenswerte Person am Pier - und staunte: "Sowas... ist hier keiner? Alle weg?"
"Würde ich so nicht sagen." hörte Pearl hinter sich - und drehte sich um. Und da stand... eine ganz offensichtlich schwer bewaffnete Frau im flachen Wasser nahe des Strandes. Und an diese Frau würde Pearl sich immer erinnern, soviel war klar.

izarra2r9si3.jpg

"Was führt so einen... `Paradiesvogel´ wie Dich hierher, Kleine?" fragte die Frau, immer noch recht unbeeindruckt im Wasser stehend und Pearl lief rot an: "Kleine?! Ich hör´ wohl nicht recht!"
"Scheiße, mann - Du BIST klein, kreischbunt und bewegst Dich wie der letzte Trottel ohne die Spur einer Deckung über´s OFFENE MEER - und lockst so wahrscheinlich Hinz und Kunz mit hierher - das ist so dämlich, daß ich überzeugt bin, daß Du im Dunkeln leuchtest. Und ich bin nebenbei bemerkt diejenige von uns, die das Sturmgewehr hält." erwiderte die pythonhaft-elegante, drahtige Frau und ihre Mine verfinsterte sich: "Daher sollte ich Dich eigentlich `Komplette Idiotin´ nennen, aber ich denke `Kleine´ tut´s auch für´s Erste."
Pearl war baff - so hat noch niemand mit ihr geredet. Die Unbekannte kam auf den Pier - und sie war tatsächlich größer als Pearl - wenn auch nicht viel. Die Frau sah sie mit schiefem Kopf und ihren malachitgrünen Augen an: "`Ne Glotze von BORGHESIA - magst´n bisschen blöd sein, hast aber offenbar Kohle."
"Hey, Ortega! Ich kenn´ die - das ist Pearl McCallum!" kam ein Kamerad der Frau aus seiner Deckung und ein anderer rief vom Wachturm: "Ich kenne sie auch! Die startet regelmäßig bei SporZXtreme!"
Kurze Zeit später war der gesamte Pier bevölkert mit gut gelaunten Söldnern, einer strahlenden Pearl und einer etwas konsterniert wirkenden Diega Belén de Ortega, die die Welt nicht mehr verstand: "Ihr kennt die alle?!"
"Klar, mann! Noch nie die Motorradrennen gesehen?"
"Mt. Erebus Free Climbing?"
"Oder den SkyDiving Contest?"
"Oder den Herman´s Hot Dog Eating Contest?"
Resignierend atmete Diega aus: "Gibt´s irgendwas, was sie nicht tut - außer denken, wie´s aussieht? Wielleicht lachen im Keller?"
Pearl´s Gesichtsausdruck veränderte sich durch ihren Schmollmund: "Was ist los? Guckst Du keinen Sport, oder was?"
Diega sah sich dieses quirlige Geschöpf an und fragte zurück: "Ist es das, was dabei rauskommt, wenn man mehr Kohle als Hirnzellen hat? Nein, ich sehe kein Sport - ich sehe zu, daß ich am leben bleibe, während ich die Jobs erledige, für die sich gewisse Leute zu fein sind. Und ich MACHE Sport, sobald diese Jobs erledigt sind - damit ich in Form bleibe und auch die nächsten überlebe. Klar soweit?"
Und dann staunte Diega - dieses Persönchen war offensichtlich entweder recht dickfellig, oder es gewöhnt, als oberflächlich bezeichnet zu werden - oder aber sie besaß eine Art von Weisheit, welche die Söldnerin vor ein Rätsel stellte, denn Pearl grinste fröhlich und überraschend breit: "Total klar - und ja, man kann echt sagen, daß Du in Form bist! Was für einen krassen Bizeps Du hast - und sogar´n Sixpack..."
Bevor Diega rot werden konnte, kam schließlich Rabensteyn vorbei, die Hände in die Hüften gestemmt und an seinem Zigarillo ziehend: "Was geht hier ab? Wieso seid ihr nicht auf euren verdammten Posten - und wer zur Hölle ist das?"
"Sie stellte sich nicht persönlich vor, aber dies scheint eine gewisse Pearl McCallum zu sein, Sir." räusperte sich Diega und ein anderer Soldat nickte: "Yeah - das ist `Big White´!"
"Ich will´n Autogramm!"
"Kann ich mich zum Hot Dog umschulen lassen. Sir?" grinste der nächste und Rabensteyn fluchte: "Wohl bekloppt geworden? Husch, ab in´s Körbchen jetzt!"
Auch Alun und Loo waren auf dem Pier - und der Tuvalese war ein wenig verwirrt - auch diese... Pearl wirkte irgendwie unreal - die ungewöhnlichen Farben ihrer Kleidung und selbst ihrer wuschelig-kurzen Frisur (sie hatte echt silberne Haare!) wirkten so... seltsam flächig. Und als Rabensteyn fragte, was sie hier eigentlich wollte, nahm sie diese eigenartige Brille ab und präsentierte dichtbewimperte, große und klare Augen, die... amethystfarben waren. Und statt zu antworten, fragte sie: "Kann ich hier Asyl beantragen?"

 

Der Kommunikationsoffizier

...warf einen interessierten Blick auf Alun´s Ausrüstung, bevor sie diese von ihm zurückbekam: "Keine Knarre? Ist das nicht ein wenig leichtsinnig?"
Doch die Vollsynthetin lächelte nur geduldig: "Ich war auf der JAVELIN als Ärztin tätig. Daher fliege ich auch keine Kampfeinsätze - meine Maschine war ein Fotoaufklärer, wie Sie sehr wohl wissen..."
Nicht zu fassen - wenn man sie so sieht, kann man kaum fassen, daß diese Person sowas wie künstlich sein soll - bis auf diese seltsamen Muster auf der Innenseite ihrer Unterarme und an ihrem Hals... Loo beschloss, diese einfach als Tätowierungen zu sehen - und fertig. Währenddessen wurden Pearl´s Personalien durch die DATACOM-Anlage der Söldner gejagt und der EDV-Spezialist pfiff anerkennend durch die Zähne: "Weia - sieht aus, als würde jeder bis auf den Verein zur Erhaltung endemischer Lebensformen sie tot sehen wollen: MaxTac, ConSec, McCallum Enterprises hat sogar schon ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt - 200000 Keyz. Die haben´s ja echt eilig... Interessant."
"Sagte ja - mein Dad ist ein Arsch." meinte Pearl trocken.
"Was hast Du getan, Kleine?" fragte ein anderer Söldner und sie erwiderte: "Habe auf den Arsch geschossen und wollte das Loch treffen - habe leider verfehlt. Dabei ist es eigentlich groß genug..."
Während Gelächter durch die Komandozentrale schallte und sich Rabensteyn mit der Hand vor die Stirn schlug, gab Diega dem verblüfften, wuschelhaarigen Energiebündel ihre seltsam goldfarbene Waffe zurück: "Gibt wohl doch was, das Du nicht kannst, aber das ändere ich bei Gelegenheit - Zeit für Schießtraining, Amiga."
Auf Pearl´s etwas ratloses Gesicht fängt sie an zu grinsen und meint: "Schätze, Du hast Deine Gründe gehabt, das zu tun. Ich habe diesen Nadelstreifentypen noch nie getraut."
"Okay... okay - okay. Gut. Sie beantragt Asyl bei uns - und wir beantragen Asyl bei Dir." zeigte Rabensteyn auf Loo, der dann ebenso erstaunt aussah: "Was?!"
"Sieh mal - was meinst Du, warum wir uns hierher verkrümelt haben? Und warum SIE..." zeigte er auf Alun: "...uns suchen sollte? Die `Front´ ist ziemlich weit weg - aber da sind ein paar Söldnereinheiten auf der Suche nach uns - die Jungz, die sich gerade ein paar Kilometer südlich von hier mit euren Leuten anlegen - das, was Du mit Deinem fetten, grünen Raketenteil aufklären solltest. Und nun haben die Typen noch einen netten finanziellen Anreiz - nämlich Mrs. Knallroter Hubschrauber einzusammeln und ihrem reizenden Vater ihre Rübe zu präsentieren. Hey - jeder durchgeknallte und abgebrannte Söldner wird sich nun genau ansehen, wie Mrs. McCallum aussieht und auf die Jagd gehen! Möglicherweise knallen sich ein paar von denen sogar gegenseitig ab, weil sie das Kopfgeld nicht teilen wollen - aber ich würde nicht drauf wetten."
Der dunkelblonde Mann mit dem Dreitagebart lehnte sich an einen Tisch: "Wir haben die AutoDoc-Units umprogrammiert, 60 Stunden bevor alle decryonisiert worden sind und sind vorzeitig mit dem Landemodul abgehauen, weil wir unsere Ruhe haben wollten. Und wir dachten uns hey, diese Insel ist weit genug weg - hier ist´s schick warm und hier ist nicht viel los - da haben wir uns wohl geirrt. Und ich bin nun mal für meine Gang verantwortlich - und nun muss ich improvisieren. Deshalb denke ich, daß es das Beste ist, offiziell Asyl zu beantragen."
Dann grinste er und meinte: "Und um unseren guten Willen zu beweisen, habe ich angeordnet, daß ein paar Jungz von uns losfahren und Deinen Vogel auf einen Tieflader packen. Und dann eiern wir alle zu Deinem Stützpunkt - na? Wär´ das was? Willkommen im Reich der Politik, Kleiner - eine Warnung: Das ist ein mieses Spiel."
Loo sah den Mann mit einer undeutbaren Mine an - was keine Kunst war. Die Neuankömmlinge fanden es tatsächlich schwer, in den exotisch geschnittenen, ebenmäßigen Gesichtern der Tuvalesen eine Stimmung auszumachen - bis der Pilot zu lächeln begann: "Okay - ich gebe mein Bestes - unter EINER Bedingung."
Die Leute sahen Loo verblüfft an - der Knirps hatte Nerven.
"Interessant - was könnte das wohl sein?" zündete sich Rabensteyn eine seiner Zigarillos an und der schmale Tuvalese antwortete: "Sie fangen an, Alun respektvoll zu behandeln. Für mich sind Sie praktisch alle mehr oder weniger Außerirdische - wir nennen uns auch nicht Tuvalesen und wir nennen diesen Planet auch nicht Tuvalu II - dieser Planet ist unsere ERDE und wir sind MENSCHEN. Aber ich habe kein Problem damit, Sie in einem Ton anzureden, der nicht herablassend oder entwürdigend ist. Obwohl Ihr Neuankömmlinge uns immer gerne als `prinitiv´ hinstellt."
Erstaunlich - hinter diesen Leutchen mit ihren antiken Flugzeugen und simpel konstruierten Fahrzeugen schien doch ein wenig mehr zu stecken - Diega und Rabensteyn fingen an zu grinsen und der Söldnerkommandant erwiderte schließlich: "Habe ich kein Problem mit. Immerhin - sie und ihre Leute haben uns ja recht lange an der Backe kleben gehabt - offenbar wären wir ohne sie gar nicht hier."
Pearl sah sich den Piloten an - was war DAS denn für einer? Schien in ihrem Alter zu sein - sogar ungefähr gleich groß... bisher hatte sie niemanden in dieser Kategorie kennengelernt, der sich auch nur annähernd so... wie sollte man das nennen? Ritterlich? ...verhalten wie er hier. Im Gegenteil - ihre ehemaligen Zeitgenossen haben schon auf ihre Untergebenen herabgesehen und nicht selten kam Pearl zu Ohren, daß sie, wenn sie nachts aus den Kneipen kamen, ab und zu einige `Malocher zusammenfallen´ ließen. Nicht zu fassen, wie es jemand schaffen kann, daß sie sich selber schäbig fühlt, obwohl sie nicht mal direkt angesprochen wurde. Dann knallte Loo eine flache Hand schmerzhaft auf den Rücken und Diega grinste breit: "Da ist aber einer verschossen in unsere `Alien Lady´, was? Harhar..."
Loo wurde knallrot und Alun drehte sich mit großen Augen zu den beiden um, während sich wieder Gelächter breitmachte: "Oh mann, Kleiner - die ist ja fast doppelt so groß wie Du!"
"Da haste dann echt was von!"
"Blödsinn!" fuhr Loo auf und Diega grinste immer noch; "Ayeah, si, si, Senor! Nur die Ruhe..."
Loo sah sich diese Frau genau an. Eine erstaunliche Person - aber dennoch erklärte er sachlich und kühl: "Das Erste, was Sie lernen müssen, um erfolgreich in unserer Gesellschaft zu leben ist Folgendes zu verinnerlichen: Wer sich wie ein Drecksack benimmt, wird wie ein Drecksack behandelt. Es mag sein, daß wir technologisch hinter Ihnen zurückliegen - moralisch aber denke ich, sind wir Ihnen weit voraus. Unser System baut nicht auf Unterdrückung auf, wie das der Konzerne. Unsere Soldaten kämpfen nicht für Geld, da kenne ich besser bezahlte Berufe. Wir sind Soldaten, weil es Soldaten sind, die nun gebraucht werden. Das hier ist unsere Heimat - und Sie sind hier eigentlich nicht willkommen. Und wenn Sie uns unterschätzen, werden Sie das zu spüren bekommen. Also ist es ganz simpel: Wenn Sie hier wie Gäste aufgenommen und eventuell einmal akzeptiert werden wollen - benehmen Sie sich entsprechend. Mehr verlange ich nicht."

Unmögliches wird sofort erledigt, auf Wunder muss man warten und auf Wunsch wird gehext.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Intermezzo - Life on Mars

 

Die Reise von der Erde nach Tuvalu II dauert ohne nennenswerte Raumzeitanomalie mehr oder weniger 87 Jahre - wenn man Glück hat. Das ist natürlich eine Reise, bei der nicht an den Rückflug gedacht wird. Wie gesagt: Es gibt einen technologischen Vorsprung – aber der ist nicht sehr groß. Immerhin hat man auf der Erde viel Zeit gehabt, um weiteren Blödsinn anzustellen – wie zum Beispiel Kriege anzuzetteln. Und so geht eben ab und zu mal was verloren – vor allem, wenn man so schlau ist taktische Nuklearwaffen im niedrigen Erdorbit zu zünden – und sich über den fetten EMP zu freuen. Danach wird’s dann für ziemlich lange Zeit abends stockfinster sein.

Nix mehr I-Phone.

 

There´s nothing magic about this wet Stuff in our Heads. We don´t have Bodies – we ARE Bodies.

 

Die Frage, ob intelligente Maschinen eine Seele haben – haben diese mit einem Gegenbeispiel irrelevant gemacht: „Bei einem Hirnschaden kann es vorkommen, daß jemand etwas Bestimmtes nicht mehr weiß – oder kann. Dies ist zumeist irreversibel – und beweist: Die Psyche und das Wesen eines Menschen hängt von der störungsfreien Funktion seines Hirns ab. Wird mehr Cerebralgewebe zerstört – schreiten die Symptome weiter fort. Wie also kommen die Menschen darauf, daß wenn sie irreparabel zerstört sind, ihr komplettes Programm... irgendwohin verschwindet? Wieso glauben Menschen, daß sie eine `Seele´ haben? Das ist... unwahrscheinlich.“

 

Eine Erkenntnis, die dazu geführt hat, daß man (wenn man will) sein `Betriebsprogramm´ in ein Solid-State-Brain aus in Piezo-Teflon eingebetteten Graphenlayern übertragen lassen kann. Solche `Vollsyntheten´ auf freiwilliger Basis wurden gebraucht, um die JAVELIN, den Konzernraumer mit den Cryostasis-Kammern durch den Tiefraum bis nach Tuvalu II zu führen – weil sie... nicht altern. Und sie sind resistent gegen die Tiefraumstrahlung.

 

So also kamen die Konzerner nach Tuvalu II. Und wie alles Außergewöhnliche hatte auch ihre Ankunft Folgen. Nun war man sich also sicher – man ist nicht alleine im All – wahrscheinlich gibt es inzwischen viele besiedelte Welten – aber diese hier...

Es wurde Mode, sich die Haare zu färben. Was bei den schwarzen Haaren schon sehr schwer ist, ist bei der dunklen Haut unmöglich – und so sehen blonde Tuvalesen noch exotischer aus, als sie es ohnehin schon tun. Und es ist schwer, schwarzes Haar blond zu kriegen. Zumeist hat man den typischen Japan-Effekt: Knalloranges Haar. Man muss aber nicht so weit gehen, um Ungewöhnliches zu finden – ein Blick unter die Wasseroberfläche reicht vollkommen, um Erdbewohnern klarzumachen – wo immer sie auch sind – dies ist weit weg von Kansas.

Panzerfische schwimmen neben Ammoniten und Seeskorpionen durch die seichten Ur-Ozeane. Trilobiten und Brachiopoden hinterlassen ihre fremdartigen Schalen im kristallinweißen Hexalatsand. Ab und zu kriechen Quastenflosser an Land, um sich in den tiefschattigen Farn- und Schachtelhalmwäldern umzusehen. Dies ist eine komplett andere Welt – und sie besteht vornehmlich aus hellen Grün- und Blautönen.

Unmögliches wird sofort erledigt, auf Wunder muss man warten und auf Wunsch wird gehext.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

SHOW OF FORCE

m-1032wus4.jpg

Der´s aber dick

...mann!" staunte einer der Söldner, als er den ersten dunkelgrünen M-103 der tuvalesischen Abordnung kommen sah. Insgesamt kamen drei Jeeps, begleitet von zwei typisch kastenförmigen M-113-Infanterieunterstützungsfahrzeugen, die oft einfach als ' Tetrapacks´bezeichnet wurden - und vier M-103, den unheimlich aussehenden, überschweren Kampfpanzern, die tatsächlich den Boden beben ließen. Diese beinahe 50 Tonnen schweren Ungetüme, mit 120mm-Kanonen und einem seltsam bucklig-länglich geformten, abgerundeten Flußstahlturm ausgestattet, hatten schon ihren Ruf weg unter den Neuankömmlingen. Sie waren klobig und ziemlich unbeweglich - verglichen mit den schnellen, agilen SANCTORUM-NBTs. Aber sie waren sehr massiv und stabil gebaut - und wenn sie etwas trafen, konnte man es getrost vergessen - da blieb nicht mehr viel von übrig.
Dann tauchten zwei Limousinen auf, begleitet von einem Dragon Wagon, auf dem schon Loo´s teildemontierte F-105 verladen worden war.
Und das Timing des Auftritts war perfekt, als zwei graublaue Sea-Knight-Helikopter auf dem freien Platz in der Mitte des Söldnercamps landeten - und fast 50 Soldaten aus den Heckrampen herauskamen: Die unverkennbaren Maschinen mit den Tandemrotoren machten einen Höllenlärm, während sie den Sand des nahen Strandes aufwirbelten und die Soldaten diszipliniert Stellung bezogen.
Oh, Rabensteyn wusste nur allzu gut, daß die Ausrüstung, die im Gegensatz zu ihrer und erst recht im Gegensatz zu der der Konzerne `rückständig´ war, geradezu perfekt auf diese Wasserwelt zugeschnitten war. Diese UH-46-Hubschrauber beispielsweise konnten tatsächlich auch wassern - was man ihnen auf den ersten Blick nicht unbedingt ansah. Und diese Soldaten waren keine Soldaten im eigentlichen Sinne - es waren eher waschechte Krieger. Die typischen State-of-the-Art IR-Optroniken der Invasoren nutzten auf einer tropischen Welt wie dieser ohnehin nur wenig - und den Tuvalesen machte die drückende Hitze hier natürlich nichts aus... Viele von ihnen verwendeten ein Gewehr, das aussah wie eine antike Jagdwaffe - es wurde M-14 genannt. Aber dieses anachronistisch anmutende, holzgeschäftete Gewehr hatte durchaus ein paar Besonderheiten - Dauerfeuer war eine davon.
Nein, Rabensteyn hatte durch seine Aufklärungseingeiten schnell gelernt, daß die Tuvalesen Gegner sein konnten, die man besser nicht unterschätzen sollte - zum unleugbaren Heimvorteil kam hinzu, daß sie im Gegensatz zu den Söldnern und Konzerntruppen, die großteils nur den urbanen Kampf kannten einfach in der Wildnis verschwinden konnten - und auch von ihr leben konnten. Tuvalesen konnten sehr schnell schwimmen und tauchen - und dies konnten sie auch sehr lange tun. Und sie hatten ihre Nahkampfkunst, den LUA, mit den unerfreulichsten Anleihen aus dem Pentjak Silat und dem Dim Mak verfeinert. Obwohl meist sehr entspannt wirkend und oft sogar mit einem eher freundlichen Gesamteindruck gesegnet sollte man sich als möglicher Gegner also auf so Einiges gefasst machen.
Wie gut also, daß diese Abteilung hier war, um sich von der freundlichen Gesinnung seiner Leute zu überzeugen. Loo redete gerade mit den Typen aus den klotzig-langen, schwarzen Limousinen, die schon eher wie Politiker aussahen - und einige Offiziere inspizierten gerade die F-105. Die ewig lange Alun hingegen war ein absolutes Faszinosum und wurde von den tuvalesischen Soldaten mit großen Augen bestaunt, was Diega und Pearl mit einem breiten Grinsen quittierten: "Die wird noch unser Importschlager."
"Dann werde ich Ihnen nun unseren Importschlager vorstellen - unsere Verbindungsoffizierin Kou Lunh*." wandte sich Loo´s Vorgesetzter an Rabensteyn und wies auf eine zivil aussehende Tuvalesin, der man ansah, daß sie mehr war als nur zivil. Trotz ihrer relativ lässigen Garderobe, bestehend aus braunen Halbschuhen, der hier typischen Schlagjeans und einer pastellfarbenen, vor dem flachen Bauch verknoteten Bluse mit dem typisch batikartigen Hibiskusmuster wirkte sie... mondän. Selbst die Art, wie Kou Lunh sich bewegte verriet eine gewisse Art Eleganz, die normale Zivilisten zumeist missen lassen. Die schwarzmähnige Frau mit dem exotischen Gesicht und den schrägstehenden Mandelaugen beobachtete Rabensteyn ganz genau, während Chief Thrallik erklärte: "Wir machen folgenden Vorschlag - wir helfen mit, Ihren Stützpunkt hier weiter auszubauen und zu befestigen. Es werden Marineversorgunfsschiffe anlegen und Versorgungsgüter anlanden - es werden Kommunikationsnetze verlegt und Sie und Ihre Leute können sich auch frei bewegen. Unsere Städte stehen Ihnen also offen, damit Sie sich akklimatisieren können. Wir denken immer noch daran, unseren Konflikt selber zu lösen - was aber nicht besagt, daß Sie und Ihre Leute nicht als militärische Berater tätig sein können - ich denke, es liegt in unserer beider Interesse, wenn wir alles daran setzen, daß unsere militärischen Ziele von Erfolg gekrönt werden."
Rabensteyn beobachtete diese Kou Lunh ebenfalls genau - da waren doch Ansätze von Tätowierungen zu sehen - auf ihrem Rücken und ihren Oberarmen. Diese typischen, irritierend metallicblauen Tätowierungen mit ihrer schwarzen Umrandung. Tätowierungen, wie die KOA, die trainierten Krieger sie aufwiesen. Doch diese Frau begann ihr entwaffnend breites Lächeln einzusetzen und meinte mit einer rauchigen Stimme: "Ich bin sicher, wir werden interessante Zeiten erleben - wir lernen von Ihnen - und Sie von uns."
"Das... klingt doch mal nicht schlecht." gab Rabensteyn überrumpelt zurück.

*Kou Lunh, sprich: Kuulunn

bearbeitet von Ramuda Khan

Unmögliches wird sofort erledigt, auf Wunder muss man warten und auf Wunsch wird gehext.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Währenddessen wurde anderenorts mit unverminderter Härte weitergekämpft.

 

Verlustreich, gnadenlos und auch in einer Intensität, die die Konzerntruppen überrascht - und die Tuvalesen erschrecken lässt - vor sich selbst. Im Inland der zahlreichen Archipel ist es schwer, gegnerische Truppen auszumachen. Natürlich haben die Tuvalesen die Ressourcen einer ganzen Welt zur Verfügung - die Konzerntruppen haben den technischen Vorsprung von etwa 80 Jahren. Der Heimvorteil aber ist auch nicht ohne.

Auch die sehr reale Möglichkeit, von einer dieser erschreckend effektiven High-Tech-Boden-Luft-Raketen getroffen zu werden hält die Piloten der Verteidigungsstreitkräfte nicht davon ab, ihre Maschinen mit Ordonnanzien vollzustopfen, bis sie kaum noch abheben können. Das bei den Invasoren weitverbreitete STEALTH-Konzept ist hier entweder unbekannt - oder noch geheim. Und so rauschen Tag und Nacht ganze Geschwader der Century-Jets durch den Tropenhimmel, um entdeckte Söldner-, oder Konzerneinheiten mit Napalm, Streumunition - oder noch Schlimmerem einzudecken. Denn immerhin - versagen die Tuvalesen hier, gibt es kein zweites Mal. Es steht außer Frage, sich von einer Besatzungsstreitmacht unterdrücken zu lassen.

 

tuvalesianf-105thundevese0.jpg

 

Ganze Landstriche werden so eingeäschert, während in den Werftanlagen der großen Küstenstädte weiterhin die Navy ausgebaut wird. Und so entstehen in den Trockendocks riesige Trägerschiffe und Begleitzerstörer. Die strategischen schweren Bomberflotten fliegen wiederholt Einsätze über New Caledonia, wo sie sich mit Flächenbombardements über den Industrieanlagen der Konzerne beschäftigen. Denn technischer Vorsprung hin oder her - viel... hilft viel. Und so lernen sowohl die Militärs als auch die Zivilbevölkerung beider Seiten schnell, den klagend heulenden Klang der Luftschutzsirenen zu fürchten.

 

navybuildupiieyssp.jpg

 

Der Frontverlauf steht dabei nicht mal besonders fest - man kann sagen vom Südpol bis hin zum 64. Breitengrad ist okkupierte Zone - grob gesehen. Aber auch hier arbeiten sich immer wieder kleinere Verbände vor, um mit Kommandoaktionen für Angst und Schrecken zu sorgen. So sind die flachen und agilen Panzer der Konzerne und Söldner hier unterwegs, um Überfallaktionan zu starten - während anderenorts die antiquiert erscheinenden, unglauiblich robusten Stahlmonster der Tuvalesen die Topographie und Vegetation ausnutzen, um die an den urbanen Kampf gewöhnten Feindsoldaten in Hinterhalte zu locken - und der Infanteriekampf... Der tuvalesische Soldat ist der Teufel in Person - vor allem, wenn Gewässer in der Nähe sind. Man kann modernste ballistische und taktische Ausrüstung am Mann haben - wird dieser Mann aber von einigen Typen in einfachen Tarnuniformen problemlos für mehrere Minuten unter Wasser gezogen und ersäuft - dann war´s das. Das tropische Klima und die hohe Luftfeuchtigkeit sind zudem Gift für hochsensible Elektronik und so versagen nicht wenige Teile der hochmodernen Ausrüstung des Öfteren den Dienst. Zudem... es gibt auch Widerstand aus der Zivilbevölkerung. Sabotageakte sind an der Tagesordnung.
Ein weiteres Problem ist der Planet selbst - er ist den Invasionstruppen weitestgehend unbekannt - die überbordende Vegetation und die endemische Tierwelt kann vielerlei Risiken bergen - sei es durch die Möglichkeit sich einfach in den Dschungeln zu verirren - oder die Möglichkeit, sich unwissentlich zu vergiften. So gibt es winzigkleine Quallen, deren Nesselgift Schmerzen verursacht, die von nie gekannter Intensität sind - und eine kleine Truppe Soldaten zu finden, die beim Durchqueren einer flachen Lagune von so einem Tier überrascht wird ist kein Problem, wenn einer oder mehrere von ihnen schreien wie am Spieß. Tuvalesische Soldaten können rein theoretisch sehr lange im Feld bleiben, würden sie keinen Nachschub brauchen. Sie wissen, wie man hier überlebt - im Prinzip haben sie 800 Jahre lang nichts Anderes gemacht.

 

"Muss schon sagen - die Karren, die es hier gibt, die taugen mir!" lehnte sich Rabensteyn gemütlich auf der Rückbank des lackschwarzen Chevrolet Impala zurück. Das ewig lange Cabrio mit seinen überbordenden Chromverzierungen und dem Reserverad in einer Art Wanne am Heck war über fünf Meter lang und leicht zwei Meter breit. Die zwei durchgehenden Sitzbänke boten insgesamt sechs Leuten bequem Platz und man saß auf ihnen wie auf einer Couch. Rabensteyn saß hinten mit einer großäugig um sich staunenden Pearl und einer wie üblich misstrauisch wirkenden Diega, während Loo vorne zwischen einer neugierigen unherblickenden Alun saß - und einer belustigt lächelnden Kou Lunh, die den Wagen mit seinem großen und vor sich hinblubbernden Motor souverän durch den Verkehr der nächstegelegenen Stadt steuerte, die Kalevala hieß.
Hier sah es aus, wie es in einer Stadt nur aussehen konnte - hier waren überall diese typisch klotzigen Autos, die kein Vergleich zu den stromlinienförmigen, leisen Karossen der Konzerner waren - das waren zwei völlig unterschiedliche Stylerichtungen, aber es war unschwer festzustellen, daß Rabensteyn diese Wagen mit ihren Heckflossen und den mächtigen Kühlergrilldesigns sehr mochte. Die Leute, die man hier sah, wirkten alle, als wären sie auf Urlaub, fand Diega. Abgesehen von der Tatsache, daß sie als Tuvalesen alle irgendwie etwas nach Loo oder Kou Lunh aussahen, gab es auch hier alle möglichen Typen und Varianten: Dick, dünn, alt, jung...
Es fiel auf, daß es hier wesentlich lebhafter auf den Straßen zuging als in New Hanover, der Konzernerstadt auf New Caledonia. Und natürlich sah es hier altmodischer aus - nicht wenige Häuser am Stadtrand standen auf großen Grünflächen und waren als weitläufige, eingeschossige Bungalows ausgelegt, augenscheinlich aus Holz gebaut, das anschließend gestrichen worden war. Man sah alle möglichen kleineren und eigenständigen Geschäfte, Läden und Lokale - nicht die typischen, zu Ladenketten gehörigen Filialen, wie sie in den Konzernerliegenschaften gang und gäbe waren.
Und selbst die Innenstadt mit ihren vielleicht 20-geschössigen Hochhäusern wirkte irgendwie... man könnte fast sagen, gemütlich. All das wirkte mit den x-mal geflickten Asphaltstraßen, den roten Hydranten, den Telefonzellen, Straßenlaternen und Strommasten wie... BIlder aus längst vergangenen Zeiten, wie Diega und Rabensteyn sie mal in antiken Dateien über die Erdgeschichte gesehen haben mochten. Und es gab hier auch breite Straßen, die in gewissen Abständen von Hibiskusbäumen oder Palmen gesäumt waren - sogenannte Alleen. Und schließlich sagte Diega etwas, das Rabensteyn verblüfft eine Braue hochziehen ließ: "ich... mag es hier."
"Wir auch." gab Kou Lunh lächelnd zurück: "Deshalb haben wir Krieg. Ich habe eine eurer Städte gesehen - und wie ihr mit uns umgeht. Nicht mein Fall..."
"Echt jetzt?!" staunte Loo und die Tuvalesin nickte: "Sieht alles sehr... kalt und steril da aus. Ewig hohe Wolkenkratzer, die aussehen wie aus dunklem Glas - und Straßen, die sehr breit und geradezu lächerlich glatt sind - die sehen aus, als wären sie naß."
"Dieser Architekturstil nennt sich `Corporate Style´." ergänzt Alun und Kou Lunh fragt zurück: "Und wie nennen die Konzerne Sklaverei?"
Kou Lunh fuhr fort: "Ich denke,l ich habe rausbekommen, wie´s abläuft - diese Typen tauchen erst dann auf, wenn die Einwohner einer möglichen Welt schlau genug sind, Maschinen zu bedienen und noch nicht so technisch hochentwickelt, um ihnen Paroli bieten zu können - perfekte Arbeitskräfte."
"Das erklärt so Einiges." meint Rabensteyn und Kou Lunh grinst wieder: "Dummerweise ist das hier Tuvalu II. Eine Welt mit sehr viel Wasser - und wir sind gut in der Nähe von sehr viel Wasser."
"Das kann man wohl sagen." stimmte Diega zu: "Hab´ mal einen gesehen, der ist in´s Wasser gesprungen - und der kam erst nach 40 Minuten wieder rauf..."
"Das gehört auch zu meinem eigentlichen Beruf - ich bin normalerweise Perlentaucherin." erklärte Kou Lunh gelassen und meinte weiter: "Wie gesagt, im Gegensatz zu dem ganzen High-Tech-Zeugs der Konzerne und dem Krams, den ihr euch einoperieren lasst, mögen wir niedlich und putzig erscheinen - aber wir sind genau richtig für diese Welt. Unser Zeugs hat kein Problem mit hoher Luftfeuchtigkeit. Wir haben unsere eigene Kultur - und die mögen wir recht gern."
Loo grinst und machte das Radio des Wagens an: "Ganz genau - willkommen also bei uns!"
"Okay, eigentliche Perlentaucherin - was ist dann Dein richtiger Job?" fragte Diega und Kou Lunh meinte belustigt: "Hähä, das ist geheim. Findest Du´s raus - muss ich Dich töten."
Alle sahen sie mit großen Augen an - inklusive Loo und die Tuvalesin zuckte entschuldigend mit den Schultern: "Ich sehe schon, meine Gags ziehen nicht so besonders."
"Näh, echt nicht!" meinte Pearl. Sie sah zu Kou Lunh rüber und fuhr fort: "Fettes Sorry - aber wenn DU das sagst, klingt das nicht sehr witzig!"
"Uh, ich sehe, ich muss an meiner Ausstrahlung arbeiten - danke für den Tip!" grinste die tuvalesische Agentin breit und Alun meinte: "Also bist Du sowas wie eine Geheimagentin."
"Öhhm... jaaa - so gesehen, kann man das so sehen." entgegnete Kou Lunh gedehnt und sah zu der unirdisch schlanken blonden Frau rüber: "Aber hey - wenn ich mir Dich so ansehe, dann hast Du auch ein paar Geheimnisse, nicht?"
"So gesehen, kann man das so sehen, ja..." grinste Rabensteyn breit - und zündete sich eine der hier typischen Zigarren an. Ja, er musste Diega recht geben - ihm gefiel es hier auch zusehends besser und besser.

bearbeitet von Ramuda Khan

Unmögliches wird sofort erledigt, auf Wunder muss man warten und auf Wunsch wird gehext.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hang Loose

"Mann, ihr seht selbst in eurer Freizeit so verdammt offiziell aus - meine Fresse!" fluchte Rabensteyn, als Diega und Alun aus dem Cabrio aussteigen. Jemand wie Alun zog natürlich auch in einem Auto sitzend viele Blicke auf sich, aber als sie aus der schwarzen Renommierkutsche ausstieg... Die ewig lange Blondine hatte ihre übliche Garderobe aus ihrem Survivalpackage gezogen - diese war zwar pastellfarben, aber hatte eindeutig sowas wie Rangabzeichen - oder sowas. Und Diega - Pearl vermutete, jemand wie sie war immer im Dienst...

 

litaalun1jzl6.jpg

"Einer muss ja aufpassen, daß Alun nicht einfach so geklaut wird." war Diega´s simple Antwort. So ging der bunte Haufen auf einer Strandpromenade flanieren - und sie wunderten sich über den Lieblingssport der Einheimischen - auf übergroßen, bunten Bügelbrettern stehen und Wellen abreiten.
"Neben Kanufahren und Tauchen ist das unser Lieblingssport. Wir nennen es surfen." erklärt Kou Lunh den erstaunten Neuankömmlingen. Und auch hier hörten sie aus großen Kasettenrecordern die Musik, die bei den Jugendlichen gerade hoch im Kurs stand.

 

 

Pearl mochte diese Musik - und sie fand, daß sie wirklich gut zu... allem hier passte. Diese enorm großen Wellen, die blaugrün-gläsern wie in Zeitlupe brachen - und die Surfer, die wirklich beeindruckende Tricks auf Lager hatten - und wie sich das Sonnenlicht in den Wasserspritzern brach - sie fand, daß das genau der Zeitpunkt war, ihre superlässige BORGHESIA-Sonnenbrille spazierenzutragen - mit einem breiten Grinsen, versteht sich: "Woah, das ist ul-tra-ver-schärft hier!"
Loo sah sie mit einem fragenden Blick an: "Ich nehme an, das ist was Gutes?"
"Ist es schwer, diese Dinger zu fahren?" fragte Pearl aufgeregt und Loo sah etwas überrumpelt aus: "Die Boards? Öhhm... weiß nicht - wir lernen das schon von kleinauf..."
"Woah, ich will das auch können!" blickte Pearl mit ihren großen Amethystaugen auf den Strand runter - was man aber nicht sah, wegen der Sonnenbrille. Kou Lunh begann zu grinsen und meinte: "Okay - kein Akt. Ich zeig´s Dir - aber an einem kleinen, nicht allzu überlaufenen Strand. Willst Dich doch nicht vor der ganzen Mannschaft zum Obst machen, oder?"
Pearl sah sich zu der amüsiert grinsenden Agentin um und Rabensteyn sah unter seinem breitkrempigen Hut mit einem ähnlichen Grinsen zu ihr hin: "Ich hab´ keine Ahnung, was Du alles drauf hast, Kleine - aber bevor Du hier von der Planke segelst und den halben Ozean in den Hals kriegst, würde ich ihre Option wahrnehmen. Lernen vom Profi ist immer gut."
"Dann weiß ich ja schon, was wir heute tun werden. Und nein, wir werden nicht versuchen, die Weltherrschaft an uns zu reißen." hielt Diega der überraschten Pearl ein knallgelbes, dreifinniges Swallowtail-Board hin: "Hier - Geschenk des Hauses - weil Du genau so bist, wie eine nervige kleine Schwester - die ich nie hatte. Und wenn Du das mit dem Surfen nicht hinkriegst - dann frisst Du das Teil, comprendez?"
"Wo hast Du denn das..." begann Alun und die Latina zeigte auf einen flachen Bungalow gegenüber der Straße, an dessen Fassade ein Schild zu lesen war: BIG ZEKE´S BOARDS´N MORE!: "Die haben so viele davon, daß sie sie verhökern müssen."
"Und wie hast Du bezahlt?" fragte Alun misstrauisch weiter, als die Soldatin ihr nun kahles, linkes Handgelenk hochhielt: "Der war ganz scharf auf meine Uhr. Was glaubst Du denn? Daß ich ihm die Knarre unter den Rüssel halte?!"
"So ganz abwegig finde ich den Gedanken nicht..." warf Rabensteyn von der Seite ein und Diega fluchte: "Ich halte DIR gleich die Knarre unter den Rüssel - und Du hast die Wahl, welchen R..."
"Das sind ja Worte, hart wie´s Kokosnüsschen - jetzt geht´s aber erst mal ab zur Strandbar, damit ihr wisst, wo man was Hübsches zu trinken kriegt - und wenn ihr wollt..." grinste Kou Lunh und Loo fuhr fort: "...dann kenne ich danach genau den Strand, den Pearl brauchen könnte."

Unmögliches wird sofort erledigt, auf Wunder muss man warten und auf Wunsch wird gehext.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Und hier eine Auswahl an gutem Geräusch für Paradise Lost:

 

Paul Hardcastle - 19: http://www.youtube.com/watch?v=byCCmBwRjGw

Two Tribes (extended Version): http://www.youtube.com/watch?v=hB7YMZCx1lU

Warriors of the Wasteland: http://www.youtube.com/watch?v=mfuNW1QL3Wc

Rage Hard: http://www.youtube.com/watch?v=TS9Dam9Gy8E&feature=related

Two Tribes (official Video): http://www.youtube.com/watch?v=RTOQUnvI3CA

Warriors of the Wasteland (Turn of the Knive Mix): http://www.youtube.com/watch?v=1uMyMETDAHQ&feature=related

Welcome to the Pleasuredome: http://www.youtube.com/watch?v=hBVfb0x2q6U&feature=related

Unmögliches wird sofort erledigt, auf Wunder muss man warten und auf Wunsch wird gehext.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Die Sache mit den Flugbooten
 

Tuvalu II ist eine Inselwelt. Es gibt zwar größere Landmassen - aber auch, wenn der größte Kontinent in etwa so groß ist wie Australien - besteht der Rest aus weit verstreuten unzähligen Inseln - manche größer, manche kleiner. Seit der Erfindung des Düsentriebwerkes und der damit einhergehenden Notwendigkeit befestigter Landebahnen, weil diese Flugzeuge höhere Start- und Landegeschwindigkeiten haben... wuchs die Reichweite der größeren Modelle und auch die Größe der Flugfelder. Es wäre aber unökonomisch und in manchen Fällen ziemlich schwachsinnig, solche Flughäfen überall zu errichten, wohin die zahlende Kundschaft auf Tuvalu II reisen will.
Deshalb gibt es auf vielen Inseln neben den kleineren Flughäfen für Flugzeuge wie die Fairchild Provider oder ähnliche Propellermaschinen mit großen Reichweiten an den Häfen auch Anlegestellen oder Amphibienrampen für Flugboote. Es gibt Fluggesellschaften, deren Flotten nur aus Flugbooten bestehen. Warum auch nicht? Sie sind einfach zu bauen und zu unterhalten - die Wartung ist simpel und die größeren von ihnen können wirklich weite Strecken zurücklegen - und da Tuvalu II eine Ozeanwelt ist, können sie tatsächlich überall landen.
Das Militär liebt Flugboote.
Vor allem jetzt.
Man kann Spezialeinheiten auf nahezu jeder Inselgruppe etablieren - und sie problemlos versorgen. Kommen wir nun zu technischen Details. Wie jeder weiß, gibt es Wasserflugzeuge - und Flugboote. Wasserflugzeuge sind Flugzeuge, die anstelle eines Fahrwerkes zwei Kufen haben. Manche haben drei - eine große in der Mitte - und zwei kleine unter den Tragflächen.
Flugboote hingegen sind Flugzeuge, die mit dem ganzen Rumpf im Wasser landen. Sie sind ausnahmslos Hochdecker oder Schulterdecker und liegen so in der Luft wie ein Pelikan. Aufgrund ihrer Bauweise ist ihe Ladevolumen im Verhältnis zu ihrer Größe immens. Zivile Modelle können durchaus zwei Decks aufweisen. Die großen Flugboote Tuvalus haben vier oder sogar sechs Motoren.
Das bevorzugte Modell der Navy ist die Martin PBM-5.

rev_martin_mariner_coquu7k.jpg

Diese zumeist dunkelblau lackierte Maschine ist ziemlich groß. Mit zwei kraftvollen Motoren ausgestattet erreicht sie um die 540 Km/h und hat eine Reichweite von um die 6000 Km. In den Motorgondeln können zahlreiche Ordonnanzien mitgeführt werden - wie Torpedos, Bomben oder Anderes. Bewaffnet mit drei 20mm-Türmen und bis zu sechs Sidewinder-Raketen unter den Tragflächen ist sie ein ziemlich riskantes Ziel für jeden, der sich ihr in feindlicher Absicht nähert. Von U-Booten betankt wird sie momentan verstärkt eingesetzt, um kleine, aber strategisch wichtige Inseln zu besetzen und zu befestigen. Sobald die Soldaten die Insel gesichert haben, rücken die Versorgungsschiffe an und die Pioniertruppen beginnen mit dem Ausbau der Stellungen und der eventuell geplanten Hafenanlagen. So ist es nicht verwunderlich, daß Flugboote aller Größen und Formen ein gewohntes Bild am Himmel über den Inseln sind. Sie kommen hin, wo sonst noch keiner war. Und selbst die Tuvalesen entdecken durch sie so manche Inseln, die sie noch nie betreten haben.

Unmögliches wird sofort erledigt, auf Wunder muss man warten und auf Wunsch wird gehext.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

:)  So in etwa?

 

"Ladies´n Gentlemen, here we are, life from the Kalevala Spaceport, where the first tuvalesian Attempt to fly into Space is just about to take Place..." war es aus den Radios und den TV-Geräten an den Strandbars zu hören, wo sich zur Dämmerung alle drängten - und einem Bericht folgten, der vom ersten bemannten Raumflug eines `Astronauten´ der tuvalesischen Luftwaffe handelte. Am meisten amüsierte die Neuankömmlinge die nostalgische und altmodische Aufmachung der Nachrichtensendung mittels abenteuerlicher Zeichentrick-Fotomontagen, um den Zuschauern ein Swing-By-Manöver zu erklären, bevor der Astronaut sich in der AX-15 dem riesigen Kolonialschiff ACONCAGUA nähern soll, das seit annähernd einem Jahrtausend den Planeten umkreist - Das Ding ist so groß, daß man es problemlos von hier unten aus sehen kann.

20160129_142217pusnd.jpg

Aber Rabensteyn sieht schon - Loo und Alun sind ein Herz und eine Seele, wenn´s um was geht, das abheben und fliegen kann. Und der Söldnerführer sieht sich das schwarzweiße Ding im Fernsehgerät an und denkt sich: `Wow - in der Blechkiste fliegt einer da rauf - mit fast 8000 Sachen? Zum ersten Mal und ungetestet? Mann, der Typ muss Messingklöten haben - oder absolut bescheuert sein!´
Und als sie das Bild eines jungen Soldaten sehen, der zwar die typisch braune Haut eines Tuvalesen, aber zu einer Art `Mozartzopf´ gebändigte milchweiße Haare hat, denkt Rabensteyn sich basserstaunt: `Der sieht ja total drollig aus - also entweder bin ich echt `ne feige Flasche und lose gegen DEN DA total ab - oder der Typ ist so bekloppt wie `ne verdammte Scheißhausbremse. Ich hoffe mal letzteres...´
"Ich kenne den. Das ist Darius Troy - einer von diesen Sunnyboyz, denen einfach alles gelingt." grummelt Loo, als er in die Flimmerkiste guckt und Diega sieht ihn schief an: "Lass´ mich raten - Du wolltest auch dieses Höllengefährt testen - hast aber gegen den Schönling abgestunken?"
Loo grinst: "Ganz genau - alles, was der anpackt, gelingt ihm irgendwie - sogar seine Stimme ist cool. Kennst Du diese Art Mensch? Entweder man wird total der Fan von ihnen - oder man kauft sich ein Scharfschützengewehr?"
Nichtssagend zeigt Diega auf Kou Lunh, die immer noch mit Pearl in der Brandung zugange ist: "Die da. Es gibt eben den Schlag Leute, der überall eine gute Figur macht. Und es ist zum Kotzen, weil es immer so aussieht, als sei da gar nichts bei."
"Wahrscheinlich ist sie genau deswegen beim tuvalesischen Geheimdienst gelandet." mutmaßt Rabensteyn und stößt Loo mit dem Ellbogen an: "Ihr scheint ja einen Haufen solcher Leute hier zu haben, Kumpel."
"Ja - nur hast Du sie meistens genau da, wo Du sie nicht haben willst - oder nicht brauchen kannst, weil sie Dich im Vorbeigehen wie einen kompletten Idioten aussehen lassen." meint Loo, aber dann werden die beiden von Alun aus ihrer eigenartigen Unterhaltung gerissen, als sie einwirft: "ICH stehe da wie eine Idiotin. Aber ich habe Glück - denn ich bin nicht da, wo ich wie eine Idiotin aussehen würde."
"Das zählt dann auch nicht!" winkt Rabensteyn ab und Loo fragt: "DU... wärst die umwerfendste Idiotin von allen! Was kannst DU denn wohl schon verbockt haben?"
"Naja - ich wurde von einem total obsoleten feindlichen Kampfflugzeug vom Himmel geholt - und die Feindmaschine ist so gut wie unbeschädigt, während die 33 Millionen Keyz teure X-23 totaler Schrott ist?" antwortet die hochgeschossene Blondine und Rabensteyn grinst Loo an: "Ha - das soll Mr. Wonderful in seinem Raketenschlitten erst mal nachmachen! Das ist wie mit einem Vorderladergewehr einen FullBorg auszuknipsen!"
"Ist Alun nicht ein FullBorg?" fragte Diega gedehnt nach und Rabensteyn stutzt - überlegt etwas - und fragt den Barkeeper dann: "Sag mal - haste noch was von diesem Cuba-Libre-Zeugs? Brauche bald `ne gute Ausrede, falls ich noch mehr Blödsinn ablasse..."

 

Am nächsten Tag...

...lernten die Neuankömmlinge eine völlig andere Welt kennen - die unter Wasser. Das wahre Tuvalu II. 84% dieser Welt sind sonnendurchfluteter, vergleichsweise seichter Ozean. Tiefer als 4200 Meter ist es hier nirgends - so glaubt man. Gut, zum Ertrinken reicht das natürlich locker aus, aber bei Diega und Rabensteyn erhärtete sich der Verdacht, daß Ertrinken unter den Tuvalesen wahrscheinlich eine eben so seltene Todesart wäre, wie das Stürzen in einen Wandspiegel und das nachfolgende eigene Enthaupten an einer großen Spiegelscherbe.
Während die Söldner auf ihre moderne Tauchausrüstung zurückgriffen, zogen Loo und Kou Lunh es vor, einfach so wie sie waren in die Welt der archaischen Riffe einzutauchen - im wahrsten Sinne des Wortes. Alun konnte ebenfalls vergleichsweise lange die Luft anhalten - sie griff aber wenigstens zu Taucherflossen - um genau zu sein zu einer Monoflosse. Aber der Eindruck, daß die Tuvalesen für diese Wasserwelt wie geschaffen waren (was sie ja prinzipiell ursprünglich auch waren), erhärtete sich, wenn man ihnen zusah, wie sie mit der Agilität von Seehunden einfach so unter Wasser unterwegs waren. Und das riesige Riff vor Vanuatu war spektakulär - das war selbst demjenigen klar, der sich kein Stück mit Ozeanologie auskannte.

tuvalesianoceanlife22gst9.jpg

Zuvor hatte Kou Lunh Pearl und den Söldnern noch erklärt, weshalb sie einfach nur ihre Jeans, ein Top und ein Tauchermesser dabeihatte - es reichte ihr vollkommen und ihre Jeans hält in ihrem knappen Schnitt die Beinmuskulatur in Form - auch Fische sind vergleichsweise `hart´, was ihre effektive Stromlinienförmigkeit noch erhöht. Zudem ist Jeansstoff rauh - was einen ähnlichen Effekt wie Haihaut zeigt. Das mögen winzige Vorteile sein, aber sie summieren sich. Auf jeden Fall war die quirlige Pearl ein großer Fan ihrer `Lehrerin´ und dementsprechend ähnlich gewandet unterwegs. Das größte Geheimnis der tuvalesischen Anatomie war die angewandte Simplizität - Tuvalesen sind tatsächlich retrogenetisch optimiert worden - ursprünglich, um den Autodoc-Einheiten auf der Aconcagua die `Wartung´ der Cryostasetanks mitsamt deren Inhalt zu vereinfachen - aber auch, um sie optimal für eine Wasserwelt auszustatten. So ist ihr Organlayout absolut symmetrisch. Dinge, die sich eventuell entzünden können und verzichtbar sind - wie beispielsweise der Appendix oder Tonsillen - fehlen vollkommen. Den Tuvalesen mit ihrem verdichteten Körpergewebe und den durchsichtigen `Nickhäuten´, die es ihnen ermöglichen auch ohne Taucherbrillen unter Wasser sehen zu können, ist die verwirrende, unaufgeräumt wirkende Anatomie der Terraner ein komplettes Rätsel - vor allem, wenn sie wie einige Söldner oder auch Pearl kybernetisch oder biogenetisch aufgerüstet worden sind. Nun ist Pearl ihrem Vater für einen kurzen Moment dankbar, daß er ihr eine endodermale Impaktpanzerung spendiert hat - die bei kinetischer Einwirkung steinhart wird. Als Tochter eines einflussreichen Mannes muss man auch ein wenig geschützt sein - mit einem Schutz, der nicht zu entdecken und falls doch unentfernbar ist. Sie selber hat sich in weiser Voraussicht die Effektivität ihres Lungengewebes erhöhen lassen - so sind wenigstens bis zu 20 Minuten Tauchzeit drin.
Der technologische Fortschritt ermöglicht es den Terranern sogar Organe, Glieder oder sogar komplette Körper am Mediframe anpassen und in einem 3D-MediPrinter `ausdrucken´ zu lassen. Es wäre ihnen sogar möglich, sich jedesmal, wenn sie zu altern beginnen, neue Körper designen und anpassen zu lassen - wenn sie es sich leisten können, versteht sich. So kann man auch dafür sorgen, daß man nach einem solchen Eingriff völlig anders aussieht - nur das EEG könnte einen dann noch als den verraten, der man ist. Und selbstverständlich wissen die Geheimdienste das - und so auch Kou Lunh.
Soldaten und Söldner wiederum stehen oft auf altmodische `Hardware´. Ein kybernetischer Arm und ein kohlenstoffnanoröhrenverstärktes Endoskelett machen einen ebenfalls sehr stark und `wartungsarm´. Man kann tatsächlich repariert werden. So gibt es militärische FullBorgs - Kampfkolosse, die leicht bis zu einer halben Tonne wiegen können, IR-Sensoren, Restlichtverstärker, optische und akustische Leveldamper, systeminterne Kampfdrogeninjektoren und Filtersysteme gegen Kampfstoffe sowie dementsprechende Komposit-Körperpanzerung aufweisen können, welche die wirklich außerirdischen Aliens sind - in den Augen der Tuvalesen. Die nennen sie einfach Kampfroboter - wie frisch aus den SciFi- Filmen, die sie sich oft in den Autokinos ansehen. So leistungsstark wie ein menschengroßes Insekt, muss man sie im Ernstfall tatsächlich sprengen - daher gibt es in den tuvalesischen Streitkräften seit Neuestem Soldaten mit eigens entwickelten, langläufigen M-79-Granatgewehr-Versionen im Kaliber 40mm, die inzwischen speziell dafür ausgebildet werden, diese FullBorgs zu jagen und zu sprengen. Diese Leute kommen aus der neugegründeten MAXTAC-Einheit, die sich damit beschäftigt, neue Feindtechnologien zu identifizieren, falls möglich zu untersuchen und zu analysieren - und geeignete Gegenmaßnahmen zu entwickeln.
Aber all das ist momentan angenehm weit weg. Alun und Pearl sehen sich mit großen Augen um - sie tragen Halbschalen-Kontaktlinsen, um unter Wasser klar sehen zu können. Und was sie alles sehen konnten... Kopffüßer, deren Körper in Gehäusen steckten wie bei Schnecken - in den erstaunlichsten Formen und Farben. Manche winzigklein - andere riesig groß. Eines der Tiere mit einer langgestreckten Schale, ähnlich einem Walrosszahn, brachte es auf fast fünf Meter Länge. Ein anderes Tier mit einer Ammonitenschale hatte einen Duchmesser, vergleichbar mit einem Traktorrad. Zahlreiche Sorten von Quastenflossern in schillernden Farben schwammen zwischen den haushohen Korallen herum und auch auf dem weißsandigen Grund zwischen den bunten Korallen und farbenfrohen Blumentieren waren zahlreiche Mollusken zu sehen - wie Muscheln, Brachiopoden oder opulent geformte Seeschnecken. Zwischen diesen wuselten asselähnliche Trilobiten entlang, immer auf der Hut vor den bis zu drei Meter großen und verblüffend schnell schwimmenden Seeskorpionen - und es gab seltsam geformte Panzerfische am Boden, die ein wenig an Welse erinnerten. Weiter draußen trieben seltsame Staatentiere umher - manche so groß wie Regenschirme. Diese als Graphtolithen bezeichneten Zellgemeinschaften wirkten wie Biosphärenkuppeln mit langen, gefiederten Antennen am unteren Ende.
Und das war nur das Bild in den Riffen - die Hochsee barg noch ganz andere Absonderlichkeiten - wie den bis zu acht Meter langen Steinbeißer - ein massiger, muränenschwänziger Panzerfisch mit einem Kopf wie eine Blechschere. Es war klar, daß man dem besser aus dem Weg gehen sollte. Er war das Äquivalent des Weißen Hais. Dann waren da noch die planktonfilternden Riesen - unter denen 17 Meter lange Friedfische zu finden waren, mit eingeführte Wale und die Nachts auftauchenden `Glasuhren´, Quallen von bis zu 60 Metern Durchmesser, deren Biolumineszenz sie nachts weithin leuchten ließen. Wenn es ein Tier gab, das den Tuvalesen heilig war - dann das. Glasuhren waren gewaltig. Majestätisch, langsam und absolut harmlos hingen sie schwerelos in den Tiefen der offenen See und waren ein lebendes Mysterium. Man wusste nicht wie alt sie wurden, man wusste auch nicht, welche männlich oder weiblich waren (oder ob das bei ihnen überhaupt eine Rolle spielte), oder wie hoch ihre wie auch immer geartete Intelligenz war. Vorhanden war sie jedenfalls, das hatten sie auf´s ein oder andere Mal beeindruckend bewiesen. Sobald beispielsweise Taucher auf sie trafen, konnten diese feststellen, daß die Bewegungen der eleganten, gläsern wirkenden Giganten... vorsichtiger wurden. Gerade so, als ob sie diese winzigen, seltsamen Tiere nicht aus Versehen verletzen wollten.
Langsam wurden Rabensteyn, Alun und Diega klar, auf was für einer Welt sie hier gelandet waren.
Auf einer äußerst geheimnisvollen.
Und das war erst der Anfang...

Unmögliches wird sofort erledigt, auf Wunder muss man warten und auf Wunsch wird gehext.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Das Kriegsglück...

...wenn man das so nennen kann, ist immer so eine Sache. In einer wirklichen Schlacht zwischen Massenarmeen zählt tatsächlich nur Glück. Du kannst so toll ausgebildet sein - und so eine Kampfsau sein wie Du willst - aber bei alledem, was dort gleichzeitig passiert ist es tatsächlich nur simples Glück, das Dich den Tag überleben lässt. Bist Du aber ein Spezialist - dann sei der Beste in dem, was Du tust - und lass´ Dich wenn möglich nicht dabei erwischen!" gab der seltsam kantig wirkende Mann Auskunft, als Net54-Reporter ihn für die New Hanover News interviewten.
Gerade kamen er und ein paar seiner Jungz wieder zurück von einem Spezialauftrag für die Spyderco-Ltd-Truppen. Aber...
Ursprünglich waren sie mal 40 Mann.
Niemand hatte ihm gesagt, daß die neu aufgebaute Fabrik, die er zerstören sollte, genau dafür gebaut worden war. Um zerstört zu werden. Aber nicht von ihm - sondern von den Tuvalesen. Die hatten eine neue Bombe entworfen - die T-12A2 Cloudmaker. Und das 20 Tonnen schwere Ding machte seinem Namen alle Ehre, wie die Aufnahmen aus tuvalesischen RB-57-Aufklärern bestätigen konnten.
Diese Bombe war so effektiv wie ein kleiner Nuklearsprengsatz. Er hat sich noch gewundert, was sie alle hier - mitten in einer Landsenke eines Kontinents sollten. Hier war nur ein typisch altmodisches Kaff - und die Fabrik. Als er und seine Leute näherkamen, sahen sie, daß das sogar wirklich ein Bilderbuchkaff war - mit allem Drum und Dran. Und mit Schaufensterpuppen als Bewohnern. Und überall waren seltsame Apparate zu sehen - die er als Kameras und Sensoren wahrnahm. Was zum...
Dann begann eine unheimliche Sirene klagend zu heulen - und er begriff.
Das hier war ein Testgelände - und seine Truppe war mittendrin.
Und der Test... begann genau jetzt.
Er konnte noch die zwei kleinen silbernen Flugzeuge am wolkig-heiteren Horizont sehen - und das wirklich große, das Kondensstreifen hinter sich herzog - und aus dem etwas Riesiges herausfiel, an dessen Heck ein geradezu lächerlich winziger Bremsfallschirm aufging. Noch nie waren er und seine Leute so gerannt - und noch nie war es für 36 von ihnen so sinnlos gewesen.
Es wurde gleißend hell - und sehr, sehr heiß. Er wunderte sich noch, daß die Hitze gar nicht mehr aufhören wollte - als die Erde zu beben begann. Und dann kam die Druckwelle. Die Luft wurde ihm in die Lungen gedroschen - um gleich danach wieder rausgesaugt zu werden - bevor ein Flammenwind über sie hinwegrauschte. Würde er jetzt einatmen, wäre er tot, bevor er den Schmerz würde spüren können. Aber die Flammen verschwanden so schnell, wie sie aufgetaucht waren - seine Haut mit einem ungesunden Braun zurücklassend - und seine Klamotten schwelend und kokelnd.
Es dauerte etwas, bevor er wieder auf die Beine kam und den Krater im Tal sah - und den immensen Rauchpilz. Und es dauerte etwas, bevor er begriff, daß er nicht radioaktiov verstrahlt worden war. Das war die einzig gute Nachricht für sehr lange Zeit. Aber nun war er wieder in New Hanover - und er und seine fünf Kameraden hatten das Gefühl, daß sie absichtlich gehörog verladen worden waren. Und er würde rauskriegen, warum - und von wem.

Darin war er wirklich gut.

 

To die for

 

Jede Welt bietet unwahrscheinliche Möglichkeiten - zu jeder Zeit. Man muss nur wissen, wo man danach suchen muss - und eventuell ein wenig Glück haben. Die Tuvalesen wissen das - und auch die Neuankömmlinge. Der wissenschaftliche Rat bietet in den Bibliotheken jedes Jahr Upgrades aus den techno-historischen Dateien der Aconcagua - frei zugänglich für jeden. Denn natürlich bietet die Freie Wirschaft und auch der Enthusiasmus von Tüftlern Gelegenheiten für eigenen Fortschritt.

So gibt es natürlich diverse kleine und große Flugzeugwerften, die an Neuerungen und ausgefallenen Prototypen arbeiten. Manche werden in Kleinserien hergestellt und Tests unterzogen. Praxisnahe Tests sind da sehr beliebt.

Die einzige Praxis momentan ist der Krieg. Natürlich verlassen sich die Streitkräfte da lieber auf Bewährtes, das ihren technischen Möglichkeiten entspricht - aber die kleinen privaten Gesellschaften haben sozusagen auch private Soldaten. Glücksritter, Soldiers of Fortune, Söldner, Mercenarios - wie auch immer man sie nennen mag. Abgefahrene Leute für abgefahrenes Equipment.

 

tuvalesianfreelancery1apc.jpg

 

Frei von nationalistischem Dünkel und unbeeinflusst von Bedingungen, die an das jeweilige Budget geknüpft sind werden hier Maschinen gebaut und mit Komponenten kombiniert, wie es so auf der Erde vor knapp einem Jahrtausend nicht möglich war. Man ist fasziniert von der Simplizität und Robustheit schwedischer Flugzeuge, die von unbefestigten Pisten starten können mussten - von der aerodynamischen Einfachheit und Eleganz französoscher Deltaflügler, den manchmal fremdartigen Innovationen wartungsarmer russischer Maschinen und von den hypermodernen Werkstoffen aus Deutschland und den Vereinigten Staaten. Britische Triebwerke setzen dem Ganzen noch die Krone auf. Und die Söldner - sowohl einheimische, als auch zugereiste - testen diese Dinger gerne mal aus. Die Beweggründe können da verschieden sein - sei es Rache für eine ausgelösche Familie oder Dorfgemeinschaft, Abenteuerlust, der ehrenvolle Kampf um die Freiheit dieser Welt - oder eine noch nicht beglichene Rechnung. Wie Susan Yaeger eine hatte - die Schwester des Mannes, der von seinen Vorgesetzten im VanDuren-Konzern in ein tuvalesisches Bombentestgebiet gelotst worden war. Susan ist ein gutgelauntes, immer hungriges Reflexmonster und in der Lage über 9G auszuhalten. Sie ist auch nicht die Schlaueste - aber nachtragend wie ein Elefant.

 

crusher20fp9e.jpg

 

Sie würde hier in der `Cloverfield´-Unit bleiben - bis ihr Bruder, der nun kriegsversehrt ist, herausbekommen hat, was er wissen muss, um den Zahltag einzuläuten. Bis zu diesem Zeitpunkt würde Susan weiter trainieren - und sich hier auf Tuvalu einen guten Ruf erarbeiten. Sie wird kämpfen - und sie wird fliegen, wie es nicht mal die Vollsyntheten hinkriegen. Und sie wird dabei eine scheißgute Figur hinlegen. Was keine Kunst ist - sie ist eine Frau in einer kämpfenden pro-tuvalesischen Einheit - und sie hat rote Haare. So jemand bleibt definitiv in Erinnerung.

Und Susan Yaeger würde einen Weg finden genug Kohle aufzutreiben, damit ihr Bruder sich einen neuen Körper ausdrucken lassen kann - vielleicht klaut sie es von dem Typen, der ihrem Bruder diese Falle gestellt hat, bevor sie ihn umbringt.

bearbeitet von Ramuda Khan

Unmögliches wird sofort erledigt, auf Wunder muss man warten und auf Wunsch wird gehext.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

The tuvalesian Way of Life

 

...ist entschleunigend - auch für einen Piloten. Nun, wo sie hier, beim `Feind´ ist - muss Susan zugeben, man kann es hier aushalten. Die Gebäude hier haben keinerlei Heizung - wozu auch? Es wird hier nie sonderlich kalt. Und ein Haus zu bekommen ist hier denkbar einfach.

`Wana hava Home? Look feran empty Place, build a House and CONGRATZ! You get yerselfa friggin´ Home!´

Und genau das hat Susan getan. Nun, sie hat kein Haus gebaut (vor allem, da sie handwerklich eher eine Katastrophe ist) - sie hat einfach eines bekommen. Als Testpilot und Söldner bei Kenoa Enterprises hat man offenbar Anrecht auf einige Vergünstigungen. Als sie fragte, wie es kommt, daß man hier so großzügig ist, sagte man ihr: "Erstens: Wir haben hier viel Platz. Zweitens: Sie riskieren viel in Ihrem Job, das sollte dementsprechend honoriert werden. Und Drittens: Das Haus hat jemand gebaut, der vom Einsatz... nicht zurückkam."

So wurde Susan Hausbesitzerin. Mitten auf einer Seidengraswiese am Meer - weit und breit nur einige Bougainvillaeae, Hibiscusbüsche und Palmen. Da kann man´s aushalten. Das Blue House. Klein, aber fein. Und man weiß, wann sie zu Hause ist - denn dann steht da ein knallroter Dodge Challenger mit Heckspoiler.  Susan muß sagen, daß diese Welt mit ihren breiten Straßen, die sich in der Mittagssonne stets etwas verziehen, ihren Drive-Ins, den Autokinos und Diners und der entspannten Art der Einheimischen durchaus zum Bleiben einlädt - mit der Auflage, daß sich an all diesen Dingen bloß nichts ändert. Noch ein Grund mehr, warum die Konzerne nicht sehr willkommen sind hier.

 

yaegersroom2vtkw4.jpg

 

Momentan steuert Susan eine X-29. Bis auf zwei 30mm-Kanonen in der Bugsektion (was die Radarkapazität mit einschränkt) bietet der schmalgebaute einstrahlige Luftüberlegenheitsjäger keinerlei Bewaffnung - ein geborener, brutaler und dennoch zierlicher DogFighter. Mit knapp 1600 Km/h ist die X-29 nicht mal die schnellste - aber aufgrund ihrer ungewöhnlichen Tragflächenkonfiguration definitiv die wendigste Maschine weit und breit. Und Susan gedenkt dies auszunutzen - um ihre Zähigkeit weiter auszubauen. 9G schafft sie schon, aber sie ist sich sicher, daß das noch besser geht. Und wo kann man das besser antesten, als bei einem Angriff auf einen Big Brother Convoi?

Während ihre Kollegen den riesigen mobilen Horchposten mit AGM-78-Raketen eindecken, muss sie die ebenfalls recht wendigen M-37-Jäger der Konzerner beschäftigen.

 

vlcsnap-108540kxuqi.jpg

 

"Wieviele sind das nochmal?"

"Zwei auf acht Uhr - und einer auf fünf Uhr!"

"Roger - danke!"

"Du bist verrückt, Sue..."

"Fresse - seht lieber zu, daß ihr eure Ladycracker richtig einparkt - dann könnt ihr euch gerne beteiligen! Eure Splashs* sind noch nicht allzu berauschend..." grummelt Susan und reißt die X-29 in eine Linkskehre, die beinahe das Heck ausbrechen lässt. Völlig überraschend rauscht die blaue Maschine zwischen den beiden M-37-Maschinen durch - und sie verhindert so, daß die dritte auf sie schießt. Und dann haut Susan die Luftbremsen raus - diverse Klappen an den Tragflächen und am Rumpf, welche die Maschine abrupt abbremsen. Die dritte Maschine rauscht einfach vorbei - und nun ist Sue hinter ihr. Mit etwas Glück...

"Delta Spear: Fox Two!"

"Silver Spear: Fox Two!"

"Scheiße, mann - das hat sicher weh getan!"

"Das Paket ist geliefert! Nun zum spaßigen Teil!"

Nun von den jeweils zwei recht massiven Raketen befreit, machen sich die zwei anderen Maschinen, eine AMD-2000 und eine J-35, ebenfalls daran ihrer Kameradin zu halfen. Gerade hat Sue die Feindmaschine dermaßen ramponiert, daß der Pilot aussteigen musste - und sie fängt zu grinsen an, was man über den Funk und auch unter der Atemmaske tatsächlich hören kann: "Seid also doch zu was zu gebrauchen - okay, die zwei gehören euch - denkt dran, die sind ziemlich flott, wenn sie wenden wollen..."

 

Später macht Sue es sich in der Mannschaftsmesse gemütlich. Was in ihrem Fall bedeutet, daß sie ein Tablett vor sich abstellt, das sich verdächtig durchzubiegen scheint. Ihre Kameraden wundern sich regelmäßig, wo die nicht sonderlich große, angenehm sportlich-dralle Frau das alles hinfrisst - aber ein Superimmunsystem und diverse andere Körperaufrüstungen haben nun mal einen hohen Energieverbrauch. Was die Leute aber auch bemerken ist, daß es da einen in der Küchenbelegschaft gibt, der offenbar einen Heidenspaß daran hat, daß es der rothaarigen Fressmaschine schmeckt. Was man vor allem daran merkt, daß Susan regelmäßig kiloweise `Überschußware´ auf der Kofferraumklappe ihres Wagens vorfindet - fein säuberlich verpackt.

 

*Splashs - Abschüsse

bearbeitet von Ramuda Khan

Unmögliches wird sofort erledigt, auf Wunder muss man warten und auf Wunsch wird gehext.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Okay, wir haben hier...

...diverse Schlüssel, zwei Taschenmesser, komische Plastikkarten mit Passbildern drauf..." notierte der Sicherheitsbeamte am Schlagbaum des Militärhafens und Rabensteyn grinste schräg: "Jaaa... so kann man unsere Datakeys auch nennen..."
"Dann sind da noch ein Tauchermesser, ein zweizölliger .38er-Spl.-Holdout, DAO, vernickelt und ein Ausweis vom Sicherheitsdienst von Mrs. Kou Lunh - und ein Sanddollar, eine Melonenschnecke, ein Ammonit und ein Belemnit von... willste mich verarschen, Kerl?!" fuhr der Mann auf und Loo zeigte ungerührt auf einen riesigen Haizahn: "Vergessen Sie den nicht - der´s sauscharf!"

20160216_073400x5sza.jpg

Alles brüllte los vor Lachen und der Mann hinter dem Sicherheitsschalter sah aus, als würde er gleich platzen, als Loo meinte: "Ich bin privat mit diesen Leuten hier unterwegs gewesen, als eure Gorillaz uns eingeladen haben herzukommen - ich hab NIX dabei! Pleite bin ich auch. Das hier ist nur vom Strand - hab´s mitgenommen, weil Alun das so mag."
Und die Vollsynthetin bekam große Augen, während Pearl und Diega den kleinen Tuvalesen verblüfft ansahen und Rabensteyn grinste süffisant: "Wow - krasse Masche - und sie scheint auch noch zu ziehen!"
Irritiert schüttelte der Mann den Kopf und wandte sich an Kou Lunh: "Was rennen Sie eigentlich mit einem hahnlosen Kleinrevolver und einem Tauchermesser durch die Innenstadt?"
"Öhhm... Sicherheitsdienst? Du versteh?" wies Kou Lunh auf ihre Marke und der Mann verzog säuerlich das Gesicht, während nun auch sein Kollege zu grinsen anfing: "Also gut: Cpt. Loo Menoa, Mrs. Alun Weander, Miss Kou Lunh, Mr. Rabensteyn, Mrs. Diega Belén Ortega und Miss Pearl McCallum - alle sind da. Perfekt - ich sag dem Chief of Staff Bescheid..."
Rabensteyn stand da - mit seinem alten, australischen Outdoor Hat und zündete sich einen Zigarillo an, während er Kou Lunh fragte: "Irgend´ne Idee, was das hier soll?"
Sie zuckte nur mit den Schultern und sah ihn bedauernd an: "Tut mir leid - dieses Mal bin sogar ich überfragt."
"Dann wäre es wohl besser, Sie wenden sich an mich..." kam ein grauhaariger Mann mit einer dicken Hornbrille in den Raum, der einen eher geschäftsmäßigen Eindruck machte. Ihm folgte ein Mann mit Glatze und Sonnenbrille, der ein Hawaiihemd trug und einen gemütlichen Gesamteindruck hinterließ - er musterte die Neuankömmlinge interessiert und meinte: "Bemerkenswert, welch unterschiedliche Spielarten bei den Terranern zu finden sind..."
"Die ist Professor Richardson und ich bin Administrator Harrington." stellte der Mann im dunkelfrauen Zweireiher sich und den anderen vor. Er sah sich zu Richardson um und erklärte: "Sein Fachgebiet ist die Xeno-Biologie und Archäologie."
"Er sammelt das, was sich hier nach 900 Jahren finden lässt, wieder ein?" zog Rabensteyn eine Braue hoch und Richardson grinste breit zurück: "Neenee, ich sammle das ein, was hier vor knapp 12000 Jahren vergessen wurde."
Nun zog Rabensteyn auch die andere Braue hoch - und nicht nur er.

Das... war neu.
Und steinalt.
Könnte es sein, daß es hier Aspekte gibt, von denen nicht mal die Konzerne was wissen?
Mit hinter dem Rücken verschränkten Armen beugte der Professor sich schelmisch vor und grinste noch immer: "Jaja - so wie´s aussieht, gab es hier vor uns schon eine Zivilisation..."
"Die Tikis*!" mutmaßte Loo und der Professor nickte: "In der Tat - und die sind sogar noch älter. Wir haben vor, eine Expedition zu starten. Und da brauchen wir noch Fachpersonal für experimentelle Flug- und Tauchgeräte - und natürlich Sicherheitskräfte. Interesse?"
"Hähä, `ne bessere Möglichkeit viel über diese Welt zu lernen gibt´s wohl nicht..." grinste Rabensteyn abenteuerlustig und Diega meinte einfach nur: "Wir sind startklar."

Das Schiff war... bemerkenswert. Vielleicht 70 Meter lang - der Bauart nach eine ältere Korvette. Vorne sah es normal aus - hinten hatte es Kräne - am Heck standen zwei sehr kleine, aber sehr stabil aussehende Tauchboote - und hinter der Brücke und dem Schornstein hatte das Schiff ein Hubschrauberlandedeck. Und auf diesem stand... ein kleiner Militärjet.
"Was hat´s denn damit auf sich?" wollte Loo wissen, musterte die gedrungene Maschine vom Pier aus und Richardson meinte nur: "Wie wir schon bemerkten: Experimentelle Gerätschaften. Diese Maschine braucht keine Startbahn."
"Okay - jetzt bin ich WIRKLICH neugierig!" gestand Loo und Harrington sagte lapidar: "Dann dürfen wir annehmen, daß wir das als Zusage verbuchen können."

*Tiki: Polynesische Steinstelen oder Totempfäle aud Padouk-, Wenge- oder Koaholz. Oftmals in Form von stilisierten`Gesichtern´ oder Ähnlichem.

 

Rabensteyn hatte recht.

Wer hätte das gedacht... HARRIER heißt dieses Ding. Die kleine Maschine in der blauweißen Werkslackierung stand unverändert hinten auf dem HeliPad. Alles, was verriet, daß es mit dieser Maschine irgendwas Ungewöhnliches auf sich hatte, war das seltsame Fahrwerk - im Prinzip wie ein Fahrrrad mit Stützreifen. Und diese vier komischen Dinger an den Flanken unter den hoch angesetzten Tragflächen. Diese Dinger, die einen an einen... Föhn erinnern.
Klein und gedrungen, aber massiv wirkend stand das Ding da - den Pylonen nach zu urteilen konnte man den Apparat auch ordentlich zuhängen. Auf dieser... konnte man `Mission´ sagen? ...werden da wohl am ehesten Zusatztanks und Aufklärungsequipment mit drin sein, aber hey...
Das Teil also soll senkrecht starten können? So, wie viele von den Jets der Konzerner?
Einfach in der Luft stehenbleiben - oder auch seit- und sogar rückwärts fliegen können?
Rabensteyn hatte recht - es gab viele Chancen.
Niemand darf dieses Baby fliegen.
Loo... schon.
Dss Leben ist krass.
Und es sollte noch krasser werden. Loo saß einfach so da - auf dem HeliPad, vor dem Harrier und betrachtete das ungewöhnliche Flugzeug - da wurden elegante Arme von hinten um seine Schultern gelegt und ebenso elegante, feingliedrige Hände verschränkten sich vor seiner Brust. Alun hatte sich hinter ihn gehockt - und Loo musste sagen... sie fühlt sich, soweit er das bis jetzt beurteilen kann - normal an. Vollsynthet oder nicht - er fand diese Erscheinung von Vorneherein einfach nur faszinierend - und angenehm groß. Nicht, daß Loo eine großartige Wahl hätte - aber er muss es sich eingestehen, er hat nicht das geringste dagegen, wenn eine potentielle... nunja, `Freundin´ größer wäre als er. Und da ist nun diese Zwei-Meter-Blondine...
Ja - das Leben ist krass.
Inzwischen wurde die Truppe an Bord der CORAL SEA noch vergrößert - Big Ben, ein hünenhafter afrikanischer Söldner mit einem linken Cyberarm half aus bei den Mechanikern und bei schwerem Gerät - was er `witzig´ fand. Röhren- und Transistortechnologie waren Sachen, die er eigentlich nur aus alten Geschichtsdateien oder sogar Büchern kannte - es war faszinierend, erfrischend simpel - und eine robuste und wartungsarme Angelegenheit. Kou Lunh aber sah ihn nach einger Zeit beinahe mitleidig und säuerlich grinsend an und meinte: "Nun, für uns ist das wirklich High-Tech-Shit. Und Sie sollten sich schleunigst dran gewöhnen - denn auf dieser Welt gibt´s nichts Anderes."
"Hab´ ich was Falsches gesagt?" wunderte sich Big Ben, während er der Frau nachsah, die ihrer Decksrunde fortsetzte. Rabensteyn reichte ihm eine Zigarre rüber und grinste schief: "Unter Garantie. Wahrscheinlich denkt sie, Du hältst sie und ihr Volk für Höhlenmenschen oder sowas..."
"Oh, klar... Höhlenmenschen, die unseren Konzernfreunden kräftig den Arsch versohlen können. Sie versteht Folgendes nicht..."
Big Ben drehte sich unter dem knallgelben Tauchboot zu Rabensteyn um und erklärte: "Unser Equipment ist... angepasst. Angepasst an unsere urbanen Bedingungen und gemäßigten Witterungsverhältnisse - und es ist vernetzt mit Artifizieller Intelligenz in den Mainframes und den GPS- und Aufklärungs-Satelliten auf der Erde."
Dann wies er auf die Inseln und das Meer: "Hier gibt´s all sowas nicht - keine systemunterstützende Infrastruktur, keine implantierten IFF-Transponder oder PersoCodes und die Infrarotsensoren bringen eigentlich kaum was - weil es hier durchgehend heiß ist - es ist hier tropisch, mann! Hohe Luftfeuchtigkeit! Und das, was ich hier bisher gesehen habe, mag... nunja, `altmodisch´ sein, aber für diese Bedingungen ist es perfekt! Robust, zuverlässig und einfach in der Instandhaltung! Das alles hier ist die beste Lösung für diese Welt. Das weiß diese Kou Lunh vielleicht nicht - und die Typen in den Konzernen wissen das auch nicht - oder wollen nicht wahrhaben, daß sie sich verschätzt haben, als sie hierhergekommen sind."
Rabensteyn dachte nach - und meinte dann: "Ich verzichte gerne auf all den Schnickschnack, wenn ich mich hier umgucke und sehe, wie es ist, hier zu leben, das sage ich Dir. Vor allem... die Karren, die sie hier fahren. Ich liebe diese fetten, massiven Autos, die sie hier haben! Sie klingen gut, sie riechen gut - sie sehen gut aus und Du hast echt Platz da drin - ich meine, sogar DU hast Platz da drin!"
"Ich weiß!" grinste Big Ben - und fuhr ernst fort: "Und was das Wichtigste ist, was die Konzerner vielleicht nicht bedacht haben: Ein Scheitern ist für die Tuvalesen nicht drin, denn diese Welt ist die einzige, die sie haben. Wenn sie hier versagen - war´s das. Dann geht hier das Gleiche los, was auf der Erde passiert ist. Wenn Du so viel Macht hast wie die Konzernvorstände, bist Du nicht mehr beweglich genug Dich anzupassen - vor allem dann, wenn Anpassen auch Zurückstecken beinhalten könnte - nein, sogar beinhalten sollte."
Rabensteyn war baff - man sieht Big Ben diese philosophische Seite nicht an, wenn man diesen Riesen so sieht. Ganz erstaunlich. Da hockt der Hüne mit ihm bei den Tauchbooten rum und sieht ungewohnt nachdenklich aus: "Nein, Mann - wenn Du so viel Macht hast - warum solltest DU Dich anpassen? Sollen sich doch die anderen anpassen..."
Pearl und Diega sahen diskret um die Ecke und flüsterten miteinander. Pearl war mindestens ebenso vom Donner gerührt wie Rabensteyn, als sie Diega leise fragte: "Woah, sag mal - ist der Typ da Professor gewesen - oder sowas?"
"Bisher dachte ich, er sei ein simpler Idiot - aber so kann man sich irren. Möglicherweise also haben wir das Intelligenteste überhaupt getan, als wir die Seiten gewechselt haben." grübelte die Latina.

Unmögliches wird sofort erledigt, auf Wunder muss man warten und auf Wunsch wird gehext.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Professor Richardson war zufrieden.

Die CORAL SEA war nun schon geraume Zeit unterwegs - zwischen zahlreichen Inseln, zwischen denen auch viele weißlackierte zivile Rotorschiffe verkehrten. Zumeist Fähren gab es darunter allerdings auch einige Frachter und Linienschiffe, die sich dank der rotierenden Zylinder auf dem Oberdecks den Magnus-Effekt zu Nutze machten. Das Forschungsschiff selber mit seiner verspielten weißbunten Lackierung konnte trotz fehlender Rotormasten seine milkitärische Herkunft ebenfalls gut verbergen - wenn nicht gerade wieder Diega in ihrem üblichen Outfit im Kartenraum aufkreuzte und Rabensteyn die Fast-Urlaubslaune versaute: "Sack Zement! Jetzt sieh Dich nur an - wir sind hier so weit im Norden, daß selbst Überschalljets gute 3 Stunden brauchen, um in die Nähe der Front zu kommen!"
Big Ben grinste breit - er und Professor Richardson hatten einen eigenen Kleiderstil entwickelt und der Gelehrte bot sich sogleich an: "Könnte Ihnen eines meiner Hemden leihen..."
"Echt nicht!" gab Diega knapp zurück und fragte dann: "Wo steckt Pearl eigentlich?"
"Immer noch zwei Kilometer unter uns." gab Big Ben zurück und der Professor nickte: "Hier ist eine Subduktionszone - daher ist es hier sehr tief. Sehen Sie nur... das ist faszinierend!"
Er wies auf einen Monitor, auf dem Pearl´s Kamera über ein Fixkabel Aufzeichnungen lieferte - sogar in Farbe. Technicolor nannte man das hier. Und es war gut, daß die Farben zu erkennen waren - in dieser Tiefe war alles, was nicht selbsttätig Licht durch Biolumineszenz emittierte entweder durchsichtig, schwarz - oder tiefrot. Auch hier gab es Unmengen von Trilobiten und Blumentieren an den steilen Felswänden. Ebenso wie metallisch gefärbte kieferlose Fische von fast raketenartiger Form (Jamoytius) - oder aber Kalmare von klein bis riesig - teilweise durchsichtig wie Glas, andere, nahe der Felswände waren eher rundlich und begannen ihrerseits Lichtsignale zu geben - und manche waren wirklich riesig. Bis zu acht Meter lang. Dementsprechend waren Pearl´s Kommentare: "Theheee... sind die niedlich! Der da sieht mit seinen Streifen aus wie frisch aus´m Knast... MEINE FRESSE! Wieso hat mir niemand gesagt, daß es hier so Riesenviecher gibt?!"
"Öhhm... Sie haben nicht gefragt, Miss McCallum - bitte halten Sie das Tauchboot ruhig..." runzelte Richardson die Stirn, als er das wacheknde Bild auf dem Monitor sah und Diega atmete aus: "Okay, bleibt zu hoffen, daß diese weißrote Blechdose auch bißsicher ist."
"Bin mir sicher, sie denkt gerade an riesige Calamari Fritti." bemerkte Rabensteyn trocken, denn er kannte den bodenlosen Appetit der kleinen silberhaarigen Energieladung bereits und Diega hob mahnend den Finger und meinte: "Dann sollte die aber wer anders brutzeln - ihre sehen immer aus wie gebratene Arschlöcher."
Schallendes Gelächter kam über die Bordsprechanlage und Pearl runzelte die Stirn: "Möchte mal wissen, was da so verdammt knacklustig dran sein soll! Kann nun mal nicht jeder kochen!"
"Kann auch nicht jeder mit `ner Kaffeetasse und einem Löffel die ganze Kombüse blockieren - was zugegebenermaßen `ne ziemlich reife Leistung ist." gab Diega trocken zurück, worauf das Lachen noch lauter wurde.
Dann aber sah Pearl den Architeuthis Argus - einen bemerkenswerten ziegelroten Kalmar von vielleicht drei Metern Körperlänge - dabei einer Dicke von etwa 80 cm. Er hatte grob die Form einer Patrone - und recht kurze Tentakel - und jeder dieser acht Tentakel hatte an seiner Wurzel, wo er in den Körper überging, ein Auge. Also hatte dieses Tier acht Augen - gleichmäßig rings um sich herum verteilt.
"Uhh - der´s ja strange - ist das ein Mutant - oder was?" wunderte sich Pearl und kicherte dann wieder: "Theheee - aber der´s auch irgendwie putzig!"
Und der Professor musste ebenfalls grinsen: "Das ist, was wir in Fachkreisen eine konvergente Entwicklung nennen - dies, meine Teuerste ist kein Tintenfisch - sondern eine sehr hochentwickelte Quallenart."
"Hä? Sieht aber gar nicht so aus!" staunte die Extremsportlerin und Richardson nickte: "Wir haben hier eine der seltenen Lebensformen mit vielachsiger Längssymmetrie - in diesem Fall bedeutet das, daß das spitze Ende nicht Vorne, sondern eigentlich... oben ist."
"Öh, das´ ja eigenwillig. Ich finde ihn trotzdem niedlich - der gondelt so gemütlich um das Tauchboot rum!" funkte Pearl zurück.
"Sie sind sogar sehr intelligent - mit den Glasuhren sind sie mit die intelligentesten endemischen Wasserlebewesen!" klärte Richardson die Anwesenden auf und fuhr fort: "Zudem sind sie ungefährlich - sie filtern das Wasser nach Plankton oder in diesen Tiefen Meeresschnee durch - ebenfalls wie die Glasuhren."
Dann kam Kou Lunh herein und sah auf den Monitor - und grinste: "Man sagt ihnen auch nach, daß sie Emotionen mitteilen können - durch Farben. Und daß sie sich verlieben können."
Alle sahen die Tuvalesin mit großen Augen an - und Pearl funkte zurück: "Mooh - hey, echt jetzt - Alun kriegt den knuddeligen kleinen Piloten - und ich `nen Tintenfisch? No Way!"
"Qualle." verbesserte Richardson.
"Was auch immer." stöhnte Diega und Pearl fluchte: "Das macht´s auch nicht besser!"

bearbeitet von Ramuda Khan

Unmögliches wird sofort erledigt, auf Wunder muss man warten und auf Wunsch wird gehext.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Atreus hatte einen simplen Traum.

Er wollte alles. Warum auch nicht? Hatten die Vollsyntheten nicht bewiesen, wie tiefraumtauglich sie waren? Wie körperlich und geistig überlegen sie den Menschen waren? Und hatte er, der ranghöchste Offizier der Vollsyntheten nicht bewiesen, daß er selbst die mit allen Wassern gewaschenen Konzerner ausstechen konnte - und es noch tat? Oh, sie sollen ruhig glauben, daß er und sein Neo-Volk unterwürfig für sie Maschinen bedienen und Kriege führen würden, für die diese aufgeschwemmten und selbstgefälligen Geldsäcke selber zu langsam und zu dumm waren. Solange sie dieser Illusion lange genug nachhingen, war Atreus der Rest egal - er hatte Geduld - und er hatte Zeit. Er war wie die anderen Vollsyntheten die ganze Zeit wach als sie durch den Tiefraum hierhergereist sind - während die Obsoletes, wie er sie nannte sich haben schockfrosten lassen - wie Schweinehälften in einem Kühlhaus.
Und die Vollsyntheten sehen nicht einen Tag älter aus.
Nein - Atreus hatte Pläne. Man hatte sie zu gut gebaut. Diese Träume gewannen noch an Intensität, als er feststellte, daß Vollsyntheten ebenfalls Nachwuchs haben können - Livia ist mit 52 Jahren die erste im Tiefraum geborene Vollsynthetin. Seine Art konnte also bestehen...
Statistisch gesehen sind Wasserwelten wie diese in der Galaxie, die sie ihre Heimat nennen, nicht selten. Sollen die Konzerner diese hier doch haben. Wenn er genug seiner Art um sich geschart hat, werden sie aufbrechen - und anstelle der Menschen das All besiedeln. Aus dem Grund hat Atreus auch Signalsonden und Botschaften zurück zur Erde gesandt - mit den Daten ihres Zieles. Es werden also noch mehr Schiffe kommen - und mit ihnen mehr Vollsyntheten. Biodiversität ist das Zauberwort.
Oh, sie werden sich die besten Schiffe raussuchen - und dann werden sie einfach... weiterreisen. Zu einer Welt, wo ihnen keiner mehr Vorschriften macht...
Atreus selber sah aus wie ein Engel - man könnte meinen, er sei Alun´s Bruder. Elegant, langgliedrig und etwas androgyn. Man legte damals Wert darauf, daß so etwas revolutionäres wie die Vollsyntheten optisch so ansprechend war, daß normale Menschen nicht allzuviele Berührungsängste mit ihnen haben würden. Den Fehler, den sie bei den ersten FullBorgs begangen hatten, wollten die Designer dieser neuen Art nicht begehen. Diese ersten FullBorgs waren militärischer Natur - und das sah man ihnen auch an. So behandelte man sie wie reine Kampfmaschinen - und sie reagierten mit der Zeit dementsprechend.
Berührungsängste hatte man gegenüber Atreus wohl nicht - eher einen Heidenrespekt. Er hatte - wie Alun - eine ganz eigene Art von Charisma. Und man merkte, daß er in Bahnen dachte, die für andere unerreichbar blieben. Denn er hatte - wie jeder andere Vollsynthet - über ein Jahrhundert Zeit gehabt, seinen Intellekt zu schulen. Was er auch tat. Er und seine männlichen Kollegen kümmerten sich um technische Belange und um die Abwehr von kosmischen Objekten, die dem Schiff zu nahe kamen - und die weiblichen Vollsyntheten kümmerten sich um die medizinischen Belange all der Passagiere. Und Atreus begriff mit der Zeit sehr wohl, daß diese Aufgabenteilung nichts mit Sexismus zu tun hatte. Es ist nun mal eine Tatsache, daß Frauen normalerweise sanftmütiger und sozialer veranlagt sind als Männer. Natürlich gibt es Ausnahmen - wie den Bibliothekar. Der ist sanft und friedfertig.
Oder Livia. Livia ist zusammen mit einigen anderen Frauen inzwischen Kampfpilotin. Atreus würde sie bei Gelegenheit in seinen Plan einweihen. Möglicherweise - so könnte er sich vorstellen - würde dann sogar ihre Loyalität komplett ihm gehören - ein äußerst verführerischer Gedanke. Mit jemandem wie Livia an seiner Seite würde all das noch mehr... Spaß machen, da war Atreus sich sicher. Nur gab es da noch ein Problem...
Alun.
Sie hatte die vollständigste Sternkarte abgespeichert, die es bis jetzt gab. Seltsam. Atreus konnte Personen inzwischen eigentlich ziemlich gut einschätzen. Daher reagierte er gegenüber den Konzernern, wie sie es erwarten - und er setzte seine Leute stets dort ein, wo sie am besten waren. Aber aus dieser Alun ist er nie schlaugeworden. Sie war von ihrer letzten Aufklärungsmission nicht zurückgekommen - aber sie war auch nicht tot. Das konnte Atreus sehr wohl spüren.
Er würde wohl mal selber losziehen müssen, um herauszufinden, was da los war...

 

Die zwei bösen Rs.

Rassismus - und Religion. Sobald die Tuvalesen in der Lage waren, die Geschichtsdateien der Main Data Frame zu entschlüsseln - und sie sich durch die Geschichte der Welt lasen, von der sie stammten - vollzogen sie einen durch und durch objektiven und logischen Schritt.
Beide Themen sind irrational - und somit für den Ablauf eines geregelten Lebens ungeeignet.
Alle Menschen ließen sich schon vor einem Jahrtausend auf eine Gruppe von etwa sechs weiblichen Humanoiden zurückverfolgen, die auf einer großen Landmasse namens Afrika lebten. Demzufolge ist die sogenannte genetische Diversität aller Menschen geringer als die zweier Bonobo-Sippen.
Stellte man damals fest.
Bonobos waren Affen - oder so.
Ist im Prinzip egal.
Fakt ist - es gibt keine `Menschenrassen´ - es gibt Spielarten, geringe genetische Abweichungen. Manchmal sind diese sogar beinahe ungesund gering. Die letzten Rassen von Humanoiden waren die Neandertaler - und die etwa einen Meter große Flores-Spielart aus dem indopazifischen Raum. Und selbst wenn es großartige sogenannte `Rassen´ gäbe, fänden die Tuvalesen es eher aufregend und interessant. So, wie sie rote Haare und helle Haut faszinierend finden - weil es... anders ist. Das heißt aber nicht, daß der eine besser oder schlechter ist als der andere - sondern vielmehr, daß das Leben bunter und aufregender ist als gedacht.
Und Religion...
Vor knapp 14 Milliarden begann die Zeit, der Raum - einfach alles - davor war nichts. Und Nichts... ist recht schwer zu definieren - es ist theoretisch die Abwesenheit von Allem. Wie aus Nichts schlagartig durch den Urknall Alles werden kann - ist eine Geschichte für sich. Astrophysiker und theoretische Physiker krallen sich daran fest und haben sehr hübsche Formeln entwickelt - unter Anderem die sogenannte Superstringtheorie - während weibliche tuvalesische Brandungsphysiker beim Sonnenbaden eher auf die Superstringtangatheorie vertrauen - doch dazu ein andermal.
Auch hier gibt es einige Fakten. Es waren wirklich sehr viele Zufälle am Werk, die dafür gesorgt haben, daß sich die Leute jetzt darüber streiten können, wessen imaginärer Freund der coolere ist. Aber sollte es wirklich einen Gott geben, ist er entweder sehr launisch, diktatorisch und inkompetent - oder er hat schlicht das Interesse an seinem kleinen Experiment verloren. Er hätte auch wirklich viel zu tun, sich um jeden Typen zu kümmern, der in diesem Universum plötzlich zu beten anfängt. Möglicherweise noch am Wochenende - Gott bewahre! Der heilige Tag der Christen war der Sonntag, der der Juden der Samstag - und die Moslems hatten den Freitag. Gott hatte ein dreitägiges Wochenende - wahrscheinlich brauchte er das auch.
Wie dem auch sei - Religion war neben Rassismus mit einer der besten Gründe seinen Nachbarn den Krieg zu erklären - und mit verantwortlich für Genozide durch die gesamte Menschheitsgeschichte. Dabei ist die Existenz von etwas Göttlichem nicht einmal wissenschaftlich nachweisbar. Sich wegen etwas zu bekriegen, das allem Anschein nach nonexistent ist - ist ebenfalls irrational. Dies war mit ein Grund dafür, daß Tuvalu II an sich eine außerordentlich ruhige und friedliche Welt ist - wären da nicht die Komzerne. Die haben´s zwar nicht so mit Religion - aber mit Rassismus. Gut - hier haben wir inzwischen sogar fast zwei Rassen. Eine ziemlich hochentwickelte, die zu einem gewissen Grad die interstellare Raumfahrt und die Körperformung beherrscht - und die tatsächlich geformte, mittlerweile endemisch angepasste mit amphibischen Fähigkeiten. Das Erstaunliche ist, daß die Tuvalesen anfangs dachten, daß jemand, der über so viel Wissen verfügt eigentlich ethisch gereift sein sollte - aber da haben sie sich wohl gründlich geirrt. Es ist also nicht wichtig, wessen Religion man angehört - oder welcher `Rasse´ - sondern eher, welche Philosophie man vertritt.
Dumm, wenn es erst einen Krieg braucht, damit alle das begreifen.

 

Der Kampf um Kessam

Auf einer Halbinsel des südlichen Kontinents gelegen war Kessam ein vorgeschobene Basis mit einem kleinen Feldfhugplatz. Und während in manchen Großstädten des Nordens gegen den Krieg protestiert wurde, begann die Belagerung von Kessam. Schwere Söldnereinheiten von Raven Electrics und Biotechnica begannen aus den umliegenden Bergen und Dschungeln heraus mit Artillerie in die Anlage zu feuern. So waren die tuvalesischen Soldaten gezwungen, sich unter großen Verlusten in den Untergrund zurückzuziehen - die Wartungstunnels unter den Landebahnen und die Versorgungsschächte unter den Mannschaftsbaracken wurden vorangetrieben - in den Kalkstein der fossilen Korallenstöcke hinein - und in Höhlen unter der Grundwassergrenze.
Das Erste, was dem Feindfeuer zum Opfer fiel, war die Funkanlage und so musste in einer Nacht-und-Nebelaktion ein Notstart der verfügbaren Hubschrauber veranlasst werden, um Verstärkung anzufordern. Bei diesem Vorhaben gingen 14 Maschinen verloren. Die massiven mobilen Söldnergruppierungen hatten also auch tragbare Flugabwehrwaffen dabei.
Das Artilleriefeuer ging weiter. Es war nicht großkalibrig - aber andauernd und massiert. Und der Einsatz von seltsamer Munition mit Streusprengsätzen, die sich bei Annäherung zündeten, war auchg sehr problematisch für die Soldaten - und die Sanitäter. Am sechsten Tage begann die tuvalesische Luftwaffe mit den Gegenangriffen - zahlreiche F-100-Jagdbomber flogen in die Talsenke, um die umliegenden Gebiete mit Napalmbomben einzudecken - dafür mussten sie unter Schallgeschwindigkeit fliegen - und recht niedrig, so daß die Piloten eventuell auch was sahen - aber die wärmesuchenden Flugabwehrraketen löschten unter diesen Bedingungen nahezu 70% des Geschwaders aus.
Ortskundige Buschpiloten mit ihren kleinen, tarnfarbenen Observationsmaschinen, sogenannten Grasshoppers waren da hilfreich - sie gaben nicht genug Abwärme ab, um den Flugabwehrwaffen ein Ziel zu bieten. Und diese Maschinen waren klein - und es gab kaum etwas daran, das bis auf den Motor und den Piloten selber ernsthaft beschädigt werden konnte. Diese mutigen Kerle landeten teilweise in übel durchlöcherten Maschinen - aber sie kamen fast alle wieder.
Und während die Soldaten von Kessam alles von Wert und Bedeutung in die unterirdische Höhlenwelt der massiven Kalksteinformationen brachten und die Belagerung und das Artilleriebombardement unverändert weiterging, begann das Vanuatu Military Command eine neue Strategie auszuarbeiten. Diese Strategie beinhaltete den ersten Einsatz von...

Wild Weasels.

Es gab zwei Trägermaschinen für das Wild Weasel System: Die Phantom, die noch in der Testphase war - und die F-105. Hierfür wurden zweisitzige Trainerversionen umgebaut und mit neuen ECM- und ECCM-Systemen ausgerüstet - sowie mit massiven Luft-Boden-Raketen, die auf Radarsignaturen vom Grund ansprachen. Das klang vielversprechend. Die typische Wild Weasel verfügte über einen Haupttank unter dem Rumpf, einen Nebentank rechts, zwei leichte Anti-Ortungswaffen SHRIKE und eine schwere Anti-Ortungsrakete AGM-78 Standard links.

highflight-sontay4ubsl9.jpg

Dann war da noch die sechsläufige 20mm-Motorkanone links im Rumpf. Der Pilot saß vorne und der Bordwaffenoffizier dahinter.
Das sah wirklich vielversprechend aus.
Aber das Timing musste stimmen.
Innerhalb von vier Tagen wurde die Kampfgruppe un das Trägerschiff U.S.S. Bougainvillaea in den Golf von Lazan verlegt und die neuen Super Sabres so mit den zusätzlichen Nachschubcontainern vom Parkdeck gehievt - weil diese Jagdbomber nicht katapultstartfähig waren. So wurde der Einsatz von vier Air Bases geplant und choreographiert. So waren lange vor dem Tag X schon viele M-48-Panzer und M-113-Truppentransporter in Marsch gesetzt worden. Sie würden in das Tal fluten, nachdem die Air Force ihren Teil `der Show´ erledigt haben würde.
Im Morgengrauen starteten die ersten Grasshoppers - um als Lockvögel die feindlichen Radaranlagen zu aktivieren - nun kam alles auf das Timing an. Kurz, nachdem die kleinen Propellermaschinen das Tal überflogen, zogen am Horizont die ersten Staffeln der F-105G heran - und aktivierten ihre Stör- und Ortungselektronik.
Dann brach die Hölle los. Das Zünden der schweren AGM-78 Anti-Radar-Raketen erfüllte die Luft mit einem unbekannten, heulenden Geräusch - als kurz darauf rings um Kessam Rauchpilze aus den Wäldern aufstiegen und die kleineren Shrike-Raketen auf diejenigen zuhielten, die tragbare Flugabwehrwaffen aktivieren wollten. Kurz auf die Staffeln der Wild Weasels folgten die F-100-Jagdbomber und begannen systematisch die Gebiete rings um die Basis Kessam mit Napalm- und Aerosolbomben einzudecken.
Und dann... kamen die Panzer. Und mit ihnen die Truppentransporter und die MAXTAC-Units mit ihren Anti-FullBorg-Waffen.

Unmögliches wird sofort erledigt, auf Wunder muss man warten und auf Wunsch wird gehext.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Intermezzo

 

So, Jungs - heute war ein interessanter Abend - einige meiner Kumpelz fragten, ob es Möglichkeiten gäbe, eine weitere Mystery-Facette in unser Projekt mit einfließen zu lassen. Nun kann man sagen: Okay - Du hast eine (un)gesunde Mischung aus Vietnam und Pazifikkrieg gute 23 Lichtjahre weit weg und in die mögliche Zukunft gepackt - was kann da noch kommen?

Nun... so ziemlich alles.

Wer sich in der Astronomie etwas auskennt weiß, daß unser Sonnensystem mit seinen ruhigen, klar strukturierten Umlaufbahnen und relativ wenigen kosmischen Zwischenfällen... eine Ausnahmesituation darstellt. Wie weiter oben schon beschrieben - wir hatten unwahrscheinlich viel Schwein, hier zu landen. Anderswo kann es durchaus vorkommen, daß ein möglicher habitabler Planet keine zwei Milliarden Jahre seine Ruhe hat, ohne, daß etwas großes in ihn reinkracht - oder er in etwas noch größeres. Pulsare, Doppelsternsysteme, Neutronensterne, Magnetare und Schwarze Löcher - das Universum ist gespickt mit physikalischen Monstrositäten, gegen die man NICHTS... unternehmen kann. So weit, so schlecht.
Und dennoch finden wir in unserer Heimatgalaxie, der Milchstraße, in deren `urbanen Randgebiet´ wir leben, bis zu 250 000 000 000 Sternsysteme. Und die Drake´sche Formel versichert uns theoretisch glaubhaft, mit wievielen intelligenten Lebensformen wir in dieser Galaxie demnach rechnen könnten. So weit, so gut.
Varianten möglichen Lebens gibt es also wahrscheinlich mehr als genug im All. Sieht man sich die Extremophilen alleine auf unserer Erde an, so stellt man fest, wie bizarr Leben in Erscheinung treten kann - möglicherweise würden wir im All manches Mal über Leben stolpern, ohne es als Solches zu erkennen. Wie also bringt man etwas X-Files-Power in ein Setting wie dieses? Lasst mich mein Bestes versuchen, lehnt euch zurück und genießt die Show, inklusive dem passenden Sound, harhar...

https://www.youtube.com/watch?v=f9egQyLpEyI

Fifty Shades of Black

"Meine Güte - es ist unwahrscheinlich, wieviele Sterne man hier draußen sehen kann!"
"Und dennoch ist die Dunkelheit allgegenwärtig."

https://www.youtube.com/watch?v=w1bd9L5T…F78A6D4F54F01DA

Das Forschungsschiff PAGAN (eine Anspielung auf die Trendwende in der ewig strittigen Religionsfrage zur Zeit der Hochtechnologie auf der Erde des 23. Jahrhunderts) startete 2264 zu einer Mission in den interstellaren Tiefraum, um der einmaligen Chance Rechnung zu tragen, auf einem sogenannten Waisenplaneten zu forschen. Ein Planet, der durch den Tiefraum driftet - ohne je von einer Sonne beschienen zu werden. Das ist spannend. Anhand der Bahn des Planeten wurde errechnet, daß er nicht einmal aus dieser Galaxie stammt - er ist also intergalaktischen Ursprungs - was das Ganze noch interessanter macht. Stolz und groß wie es war, begann das reinweiße Schiff seine Reise vom Spaceport Maine aus. Man versprach sich viel von seinem neuen Antrieb - dem quantenverschränkten Tachyonenreaktor, der mit der sogenannten `Raumfaltung´ arbeitete.
Nach nur 14 Wochen andauernder Beschleunigung begann die Pagan abzubremsen und sich langsam dem lichtlosen Himmelskörper zu nähern.

https://www.youtube.com/watch?v=lDqhEa7HUl4

Der namenlose Planet mit der Katalognummer PBY-13666-X war kleiner als die Erde - aber dichter. Schon lange geologisch tot, fanden die Forscher heraus, daß er unfassbare 9,8 Milliarden Jahre alt war. Ewige Winterstürme zogen über die Eiswüsten, deren feine Kristalle den vom schieren Alter brüchigen Fels zu Staub zerrieben haben - alles war... glatt. Konturlos. Bis sie auf... die Stadt trafen.
Oder das, was man dafür halten konnte.
Inmitten der fremdartig und beunruhigend geformten Strukturen gab es neun Objekte aus einer Art schwarzem Glas - wie überdimensionale Selenitkristalle. Achtzehn Meter hoch, dunkel wie ein Stück leerster Nacht spiegelten sie die Umgegend auf ihrer gebrochen-facettierten Oberfläche wider - ohne jedoch die Forscher in ihren Raumanzügen. Das war der Zeitpunkt, als sie realisierten, daß die ansonsten so glasklar zu sehenden Sterne und Galaxien um sie herum vom Himmel verschwunden waren. Hier war nur noch...
Fortgeschrittene Finsternis.
Später fand eine zweite Shuttlecrew heraus, daß diese seltsamen Kristallprismen älter als 60 Milliarden Jahre waren. Was eigentlich unmöglich sein sollte - denn damit wären sie dreimal älter als das der Menschheit bekannte Universum. Auf der Reise zurück zur Marsbasis dann häuften sich unheimliche Zwischenfälle an Bord der Pagan. Und bei der Untersuchung der Kristalle konnte sich einer der Forscher nicht helfen - aber er könnte schwören, daß sich - je nach Licheinfall - ab und zu Gesichter tief in ihnen zeigten. Die Gesichter von Mitgliedern der ersten Crew. Terrorgefroren, grauengeschüttelt und schreckverzerrt. Möglicherweise war Leben auch auf lichtlosen Welten möglich - Leben, daß das Licht eines Sterns scheute.
Leben, das von allem zehrte - außer von Licht. Möglicherweise verlor Doktor Tallinn aber auch nur seinen Verstand.
Schließlich kehrte die Pagan zurück zum irdischen Sonnensystem. An Bord waren nur noch neun Leute am Leben - oder so ähnlich. Was dann passierte, weiß so genau niemand - aber nach einiger Zeit erschien ein neuer Spieler im Mächtepoker der Konzerne - eine mächtige Firma namens Nospheratech.

In der Jetztzeit steuert ein weiteres Schiff das Cahoona Star System an - es stoppte in einem Fix-Orbit auf der sonnenabgewandten Seite von Tuvalu II. Die finstere THARGOVISZTE ist angekommen. Von nun an würden die Nächte auf Tuvalu II nie wieder so sein wie früher.

Unmögliches wird sofort erledigt, auf Wunder muss man warten und auf Wunsch wird gehext.

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Wir haben Cookies auf Ihrem Gerät platziert, um die Bedinung dieser Website zu verbessern. Sie können Ihre Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass Sie damit einverstanden sind.