Moderne Grafik und ihre Nachteile

[Wylf]

Verzeihung für den eventuell ein wenig vagen Titel, mir fiel auf Anhieb keine bessere Formulierung ein.

 

Mir fällt in letzter Zeit immer wieder auf dass Spiele für mich mehr und mehr verwirrend zu spielen werden, je besser die Grafik jener Spiele so ist. Unter anderem fällt es mir schwer wichtige Gegenstände und teilweise auch Gegner vom Hintergrund der Spielwelt zu unterscheiden - gutes (und für mich recht aktuelles) Beispiel wäre Fallout 4, das ich mir gestern im Steam Sale gekauft habe, nachdem ich kürzlich sowohl Fallout 3 als auch Fallout New Vegas durchgespielt habe. Wo in den beiden Vorgängern Gegner auch auf Distanz gut sichtbar waren, ist dies im vierten Teil eher nicht so. Unter anderem eben aufgrund der höheren Anzahl an Gras und ähnlichen Dingen, die die Sicht versperren - aber auch wenn Gegner recht nah sind fällt es mir häufig schwer sie auszumachen, weil einfach so viel Zeug auf dem Bildschirm ist, dass sie für mich darin fast untergehen :X Ganz zu schweigen davon dann später nach getöteten Gegnern zu suchen, die irgenwo im Hüfthohen Gras liegen und quasi unsichtbar sind.

 

Gehts da noch wem so? Und was ist eure Meinung zu der Sache? Sorgt es für zusätzlichen Spielspaß, weil mehr 'realistisch', oder trübt es besagten Spielspaß? Was ist tendenziell wichtger - Grafik oder Spielbarkeit?

Ich sehe der Zukunft da eben etwas mulmig entgegen... denn das wird ja nur noch heftiger werden, je besser die Grafikmöglichkeiten so werden. Und ich frage mich langsam eben wirklich ob diese bessere Grafik tatsächlich zielführend ist, oder ob sie dem Medium der Videospiele nicht eher abträglich ist. Insbesondere eben in Spielen wie Fallout, wo es hunderte an Dingen zum aufheben gibt, die noch dazu durch physik manipulierbar sind und dann quasi überall herum liegen können. Es graust mir davor spezielle items zu finden nachdem eine Granate oder ähnliches im selben Raum explodiert ist, das war schon in Fallout 3/New Vegas schwer genug :X

[Bloodknight]

Zitat

Unter anderem fällt es mir schwer wichtige Gegenstände und teilweise auch Gegner vom Hintergrund der Spielwelt zu unterscheiden

Geht mir auch so. Ohne "finde Zeug"-Button macht's nicht viel Spaß, da kein Fortschritt zu irgendwelchen alten Point&Click-Adventures, bei denen man Dinge finden musste, die nur ein paar Pixel groß waren.

Ich hab auch nichts dagegen, wenn ein Spiel ein bisschen abstrakter ist, ich muss bei nem Shooter nicht auf realistische Leute schießen, ich find das irgendwie ungesund.

[DeusExMachina]

Für mich ist das Problem ein anderes. Durch immer hochauflösendere Graphiken wird weniger der Fantasie überlassen und Animationen und artstyle weniger verziehen. Uncanny Valley ist da nur die Spitze des Eisberges.

Keine der rudimentären Sprites mit ihren 2-3 Animationen aus Majesty: A fantasy kingdom sim hat mich je aus dem Spielgefühl heraus gerissen. Mein Gehirn hat das schöne, ins Spiel eingearbeitete Portrait des Charakters betrachtet und automatisch die Lücken geschlossen. 5 Minuten Skyrim mit seinen stockenden, unnatürlichen, rudimentären 30 fps Bewegungsabläufen machen mir hingegen viel deutlicher bewusst, dass ich da gerade nur ein Spiel spiele. Irgendwie blöd wenn Immersion ein Verkaufsargument sein soll.

Gleiches bei den neuen Total War Teilen...vergleichsweise fotorealistische Soldaten, die immer die gleichen Choreographien ausführen und dabei auf Rollerskates durchs halbe Bild schmieren machen mir einfach keinen Spaß zum Zusehen. Die Gesichtsanimationen hatte ich ja schon angesprochen.

[Angar]

Das man Gegner weniger leicht sieht wenn überall anderes Zeug ist, ist auch klar. Das kann durchaus auch gut sein, wenn es eben zum Spielkonzept gehört.

Allerdings ist das Ganze kein automatismus der mit besserer Grafik kommt, Gegner können auch bei besserer Grafik immer noch genauso gut sichtbar sein wenn man es entsprechend designed.

Bei Gegnern die Umgebungsfarbe haben in einer Umgebung mit viel Gras und Büschen o.ä. ist es natürlich klar, dass man sie schwer ausmachen kann sofern man nicht einen zusätzlichen Mechanismus einbaut um diese besser zu erkennen (z.B. durch ein Highlight). Das ist dann eher ein problem fotorealistischer Grafik und nicht generell besserer Grafik, lässt sich mit entsprechenden Design aber auch dort verhindern. Die meisten Spiele haben ja auch Einstellungen wieviel Gras etc. angezeigt werden soll. Wenn das wirklich zu einem großen Problem wird, dann kann man aber zu 100% davon ausgehen, dass von Seiten der Spieleentwickler Gegenmaßnahmen getroffen werden. Es macht für sie schließlich überhaupt keinen Sinn Spiele zu entwickeln welche die Spieler nicht spielen wollen oder können.

 

Problematischer finde ich tatsächlich wie Deus schrieb das Uncanny Valley und ähnliche Effekte. Je realistischer die Darstellung umso schwerwiegender wirken dann kleinste Fehler beim Design oder den Animationen. Wenn man den Antagonisten nicht ernst nehmen kann weil er sich komisch bewegt oder einen der eigene Charakter nicht gefällt weil er einen zu kleinen Kopf hat o.ä., dann drückt das schon das Spielgefühl.

 

Bei der Ganzen Problematik müssen und werden aber halt einfach die Entwickler ihre Hausaufgaben machen, da sie sonst Schwierigkeiten beim Verkauf ihrer Spiele bekommen werden. Auch wenn die Einsicht dann z.B. bei einigen Entwicklern darin besteht eben weniger realistische Grafik zu machen.

bearbeitet 27. Juni 2017 von Angar