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Die Welt als Käfig (eine 40K Kurzgeschichte)


Buffybot

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Der blutende Himmel spie Säure, Urin und Wahnsinn hinab auf die Unglücklichen einer verfluchten Welt. Unnatürliches Wetter, das den surrealen Albtraum nur noch unwirklicher erscheinen lässt. Doch es war so real, dass Malek das raue, rostige Metall der Gitterstäbe unter seinen geschundenen Fingern spüren konnte, während er daran rüttelte. Wieder und immer wieder. Diese Welt war ein Käfig, schon immer gewesen sagte er dabei insgeheim zu sich selber. Das Mantra seines Lebens.

Aufgewachsen in einer unterprivilegierten Arbeiterfamilie hieß es schon früh für Malek jeden Drecksjob für den Adel erledigen zu müssen, der gerade so anstand. Da waren zum Beispiel die grob gefeuerten Schrottkamine, der Verbrennungsanlagen, die Tag und Nacht liefen. So lange bis sie anfingen zu husten, weil sich zu viel klebriges Kondensat in ihnen angesammelt hatte, das nicht mehr ablaufen konnte. Dann bildete sich ein Pfropfen. Ein Pfropfen der entfernt werden musste. Der Durchmesser der Kamine war dabei für einen Erwachsenen zu klein, so dass nur der schmale Körper eines Kindes in Frage kam. Mit gerade einmal sieben Jahren gehörte Malek zu so einer Kolonne, die nur die Aufgabe hatte, unzählige der Schrottkamine am Laufen zu halten. Der ruppige Aufseher, ein klobiger wie gewalttätiger Mann, dessen Namen Malek schon lange wieder vergessen hatte, prügelte die Kinder nach Belieben. Unter großen Anstrengungen mussten die Kinder, in die stinkenden und verdreckten Kamine kriechen. Meterhohe Ungetüme, wenn man selber nur etwas größer als ein Meter war. Im Innern war kaum genug Platz sich zu drehen und wenden. Ein klaustrophobischer Ort des Schreckens, wie ihn nur die Menschen entwerfen konnten. Mit primitivsten Werkzeugen war Malek so stets dabei sein Tagwerk zu verrichten, während andere Kinder um ihn herum starben. Denn die Arbeit war neben ihrer allgemeinen Undankbarkeit, zudem im höchsten Maße lebensgefährlich. Da Kleidung sich umgehend mit den Kondensaten vollgesogen hätte, konnten die Kinder nur nackt in den Kaminen arbeiten. Was bedeutete das sie sich regelmäßig blutige Wunden zuzogen, bei der beengten Arbeit, denn die Kamine waren bereits uralt und baufällig in ihrem Inneren. Die Wunden begannen dann aufgrund der Vielzahl von toxischen Verbindungen, in den Kaminen, zu schwären und die Kinder starben qualvoll daran. Ein aufopferungsvoller Dienst, für ein strahlendes Imperium, das nie eins der Kinder jemals zuvor gesehen hatte.

Malek weiß noch so als wäre es heute gewesen, wie er jeden Tag in den dunklen Kaminen gehangen hat. Kein Ausweg, außer die gleiche unglückliche Arbeit in einem anderen beliebigen Kamin, um die dreckigen Öfen noch einen weiteren Tag feuern zu können. Kleine Kinderhände, die Fingerkuppen aufgerissen, die Knöchel vernarbt und knorrig. Sich festkrallend in dem Dreck und diesen gleichzeitig nach draußen befördernd. Malek verfluchte die ganze verdammt Industriewelt, der adeligen Hurensöhne, mit jedem seiner seufzenden Atemzüge. Schon sehr früh hatte er gelernt zu hassen und zu verachten. Sich selbst und andere. Doch das schlimmste war der immer selbe Gedanke, wie ein endloser Strudel aus Nichts in seinem geschundenen Verstand. „Dieser Kamin ist ein Käfig. Ich kann nicht entkommen. Diese ganze Welt, mein Leben, alles ausweglos. Was soll ich nur machen?“ Jede Nacht weinte er sich so mit den anderen Hoffnungslosen in einen traumlosen Schlaf, in den Diensten dieses Imperiums. „Diese Welt ist ein Käfig“

So im Rückblick, war es jetzt schwer für Malek rational beurteilen zu können, ob sich seine Situation durch die Invasion wirklich verschlechtert hatte. Zugegeben, der Käfig in dem er jetzt steckte - diese verdammten Käfige! – war ein Loch voll Pisse und Scheiße, mit Unglücklichen zusammengepfercht und zu fressen gab es nur undefinierten Abfall. Aber wenigstens keine Arbeiten die für dieses glorreiche Imperium zu verrichten waren. Es tat gut sich auch mal ausruhen zu können, ohne die Schläge der Aufseher. In diesem Moment, diesem einfachsten aller Gedanken, ein Moment der Ruhe, schritten ausgerechnet zwei buckelige Tiermenschen an seinem Käfig vorbei. Ihre Körper übersät mit fremdartigen Symbolen und Runen, die mit den Schriftzeichen des Imperiums nichts gemein zu haben schienen. Einer der Tiermenschen sah dabei auf seinem nicht toten Auge das Malek die Gitterstäbe gedankenverloren umklammert hielt. Mit einem Grunzen donnerte er drauf mit seinem Gewehrknauf, eines abgewetzten Imperialen Garde Lasergewehr, gegen die Gitterstäbe. Genau die Stelle wo sich Maleks Finger gerade noch zuvor befanden hatten. Mit gebrochenen und blutenden Fingern geht Malek schreinernd und fluchend zu Boden. Das Schreien kommt dabei automatisch aus seiner Kehle, das Fluchen ist Reflex. Ein überaus unglücklicher Reflex. Die beiden Tiermenschen fühlen sich durch ihn augenblicklich provoziert. Aufbrausend und wild knurrend stürmen beide den Käfig. Andere Gefangene werden missachtend zur Seite gestoßen. Dann beginnen beide sabbernd und blökend auf Malek einzuschlagen und zu treten. Malek kann sich nur am Boden kauernd, instinktiv so klein wie möglich machen. Besonders die schmetternden Tritte, der Hufe, der Tiermenschen machen ihm dabei zu schaffen. Er war schon oft geschlagen worden, aber das hier war blinder Hass der auf ihn einprasselte. Blutig hustend bleibt Malek auf dem Boden des Käfigs liegen, keine Kraft mehr aufzustehen. Einer der Tiermenschen entleert sich noch demonstrativ über ihm, nur damit keine Zweifel an der Hierarchie bestehen. Die Hierarchie der Käfige. „Diese Welt ist ein Käfig“ klammert sich Malek an diesen zersetzenden Gedanken, der immer mehr seine Realität zu bestimmen scheint. Heute noch einmal umso drastischer in seinen zerbrechlichen Verstand geprügelt.

Die Sirenen heulen. Chaos auf den Straßen. Malek weiß nicht was los ist. Der Himmel ergießt sich in schwarzem Rauch und dem Feuer von unzähligen Triebwerken. Ein nameloser anderer Arbeiter in schmutzigen Lumpen stürmt an ihm vorbei, reißt ihn dabei fast um und schreit nur ein Wort wie im Wahn. „Invasion!“ Invasion? Fängt Malek an zu grübeln. Um ihn herum tobt weiter der Irrsinn. Aber wie kann das sein? Bewachen nicht Kreuzer der Imperialen Armee den Orbit? Wie um auf seine nicht laut gedachte Frage zu antworten, bricht ein brennendes Wrack von der Größe einer mittelgroßen Fabrikhalle durch die Wolken. Große Teile stehen in Flammen, ziehen Rauch und sind geschwärzt. Doch an einer nicht zerstörten Stelle kann Malek es sehen. Wie in Zeitlupe, sein Verstand versucht den Lärm um ihn herum dabei auszublenden. Das noch weiß leuchtende Zeichen des Imperialen Adlers. Dann kracht das Wrack, was vorher ein Kreuzer der Imperialen Armee gewesen sein muss, mit einer gleißenden Explosion in eine Wohnsiedlung außerhalb der Stadt. Die Explosion lässt seine Ohren klingeln, füllt seine Lungen mit Asche und wirft ihn mit der Druckwelle zu Boden. Malek verliert das Bewusstsein. Wieder zu sich kommend, keine Ahnung wie viel Zeit seit dem vergangen ist, ziehen ihn klauenartige Hände ruppig vom Boden hoch. Finster dreinblickende Tiermenschen und andere vermummte, finster dreinblickende Gestalten treiben ihn und andere Bewohner vor sich her. Malek sieht neben sich herlaufen auch Mitglieder der Adelsfamilien. Jetzt nicht mehr so nobel und hochnäsig. Stattdessen unterwürfig gebeugt gehend, schmutzig und blutend. Wenigstens kommen diese miesen Heuchler jetzt auch mal auf den Geschmack, was bisher sein ganzes Leben immer schon gewesen ist. Das Leben in einem Käfig, wo alle schlussendlich eingesperrt werden. Riesige käfigartige Konstrukte, soweit das Auge sehen kann, herabgelassen aus dem Orbit. Die finsteren Ketten die da so aus dem Orbit baumeln, scheinen dabei fast einen weiteren Käfig, in Form eines weit verzweigten Spinnennetzes, über die Welt zu ziehen. Sie schwingen dabei so als würden sie ein Eigenleben führen. Verrückt. „Diese Welt ist ein Käfig“

„Du hast da diesen Gedanken in deinem Teil dieses Verstandes. Du begreifst es nur noch nicht. Soll ich es dir dafür zeigen? Du weißt, du musst mich nur darum bitten?“ Zischt der Dämon verheißungsvoll. „Sei jetzt still, ich muss mich konzentrieren.“ Gal Dur verdrängt den verlockend flüsternden Klang in den Teil seines Verstandes, der nicht mehr sein Teil ist. Es war möglicherweise ein Fehler gewesen den Dämon hineinzulassen. Selbst ein kleiner Teil war dabei wohl schon zu viel gewesen. Denn ist die Tür einmal offen… Aber als Hexer dieser Kriegsschar war es schwer mit den Wölfen zu heulen und nicht mit ihnen dabei zu heulen. Alle seine anderen Brüder hatten mittlerweile einen Dämon ihre Körper als Gefäße dargeboten. Bisweilen sogar mit seiner erleuchteten Hilfe. Als Word Bearer war es dabei kein Akt der Verzweiflung, so wie damals in den alten Tagen bei der Black Legion, als deren Mitglieder sich verzweifelt an jedes bisschen Macht klammern mussten, das daherkam. Nein, das hier war anders, als überzeugtes Mitglied dieser alten Legion, war es eine Glaubenssache. Und viele seiner Brüder teilten ein und denselben Glauben. Im Chaos und im Dämonenstand gab es nur Großartiges für den der Willens war es zu ergreifen. Wo der Leichenkönig auf seinem goldenen Thron – verflucht soll er sein, und sein Imperium brennen – früher einmal alles war woran sie glauben konnten, so bieten die neuen Götter einen viel verlockenderen Handel. Macht und Erleuchtung. Auf dass die Legionäre der Word Bearers die flammende Standarte in das Herz dieses verfaulte Imperium stoßen, die eine Wahrheit dabei verkündend. „Chaos herrscht“

Doch Gal Dur traute dem Geheimnisweber in seinem Verstand nicht über den Weg. Für einen Vorteil, erschien sogleich ein Nachteil, der den Handel für ihn zu einem Nullsummenspiel werden ließ. Und die penetrante Forderung des Dämons endlich ganz hereingelassen zu werden, zu übernehmen, das war etwas das Gal Dur nur schwer als Vorstellung ertragen konnte. Trotz aller Überzeugung und als Teil dieser Kriegsschar. Ja, er war Word Bearer mit inniger Überzeugung. Die dunklen Götter mögen seine Taten bezeugen, die er auf unzähligen Welten vollbracht hatte. Welten die er im Namen des Chaos genommen hatte. Und seine eigene Macht dabei mitgestärkt hatte. Sein Aufstieg.

Mit ritueller Asche bedeckt kniet er darnieder in seinem Kriegszelt. Seiner roten Rüstung entledigt, um sich ganz der Verbindung zum Warp hingeben zu können. Diese Verbdingung ist jetzt sehr stark, da diese Welt umgeformt worden ist durch all das Blutvergießt. Die imperialen Hunde abzuschlachten war dabei kaum der Mühe wert. Genau so wenig wie deren jämmerliche Flotte aus dem Weltall zu fegen. Gal Dur bedauert dabei nur das er die Köter des Imperators nicht noch ein zweites Mal töten kann. Ein Tod war viel zu gnädig für diesen Abschaum. Leichter Zorn flammt in ihm auf. Die Nimmergeborenen im Warp können seinen Zorn riechen, er muss vorsichtig sein. Sie kratzen bereits leicht an der dünnen Membrane aus Nichts die ihn umgibt und zu denen abschirmt. Ein steter Begleiter in letzter Zeit, kommt dabei streunend wie bedrohlich näher. Ein Bluthund des Khorne, der sich von seinem Zorn ernähren zu scheint. Fasst schon verspielt jagt der Bluthund dabei andere, kleinere Nimmergeborene und zerreißt ihre Körper, worauf sich ihre schwarzen Energien in seinen geifernden Schlund ergießen.

„Ich hasse ihn, warum jagst du diesen Köter nicht davon?“ Die Stimme des Tzeench Dämons in seinem Verstand schneidet dabei blutige Spuren in seine Hirnwindungen. „Ich tue wie mir beliebt und du verwüstest unser beider Verstand mit deinem quengeligen Verhalten. Lass mich allein Dämon.“ Gal Dur muss dafür mehr Willensstärke aufbieten, als ihm lieb ist. Aber der Bluthund als verschwommene Silhouette da draußen in der Dunkelheit des Warp und dieser verschlagene Dämon direkt in seinem Verstand engen ihn Zunehmens ein. Fast so als befände er sich in einem Käfig? Das ist jetzt aber nicht sein Gedanke… Der des für einen Moment verstummenden Dämons in seinem Verstand? Bestimmt nicht der des draußen lauernden Bluthundes. Interessant, denkt sich Gal Dur insgeheim.

Er beschließt alle Verknüpfungen zum verheißungsvollen, wie gefährlichen Warp für den Moment zu kappen. Er nimmt wieder das Zelt um sich herum wahr. Erst verschwommen, dann passen sich seine verbesserten Augen schnell wieder an. Fast gleichgültig klopft er sich die Asche von seinem Körper und legt seine Servorüstung an. Talismane und andere magische Artefakte verschiedenster Welten und Kulturen klappern dabei an seinen Rüstungsteilen. Misstrauisch zieht er bei dem Herausgehen eine seiner Grimoire aus einem der geweihten Schränke. Er blättert durch die gegerbten Seiten aus Menschenhaut. Nichts, alles Wissen das diese blutigen Zeilen einmal enthielten ist dahin. Der Dämon in seinem Verstand breitet sich unkontrolliert aus. Beraubt ihm seines Wissens das ihn umgibt, aus Trotz, weil er nicht bereit ist nachzugeben. Den Dämon ganz und vollends übernehmen zu lassen. Bedenklich.

Vor seinem Zelt verneigt sich sein Lieblingsaufseher, Takar, ein alter Tiermensch, fast blind, aber treu ergeben. Sein Fell ist mittlerweile grau-weiß geworden und der immer noch muskulöse Körper gezeichnet von einer Vielzahl von Narben. Alles samt gewonnene Rangkämpfe und Mutproben, die ihm bis zum heutigen Tag seinen Rang hier gesichert haben. Gal Dur würde nicht so weit gehen das er diesen Tiermensch mag, aber Takar hat sich über die Jahre seinen Respekt verdient. Jedenfalls so viel Respekt, wie ihn ein Halbgott einem sterblichen Mutanten wie Takar entgegenbringen zu vermag.

„Eine frische Narbe, da auf deiner Schulter“ Gal Dur deutet dabei wie selbstverständlich auf den blutverkrusteten Schnitt, der über Takars rechter Seite verläuft. „Unbedeutend. Dem Jungspund habe ich dafür den Schädel zertrümmert. Die Lektion wird er gelernt haben. Mein Herr.“

„Weiterhin ungeschlagen. Das erfreut mich Takar. Aber kommen wir nun zu wichtigeren Angelegenheiten. Ich möchte mit dir einen Ausflug durch unsere kleine Käfig Stadt machen. Ich bin auf der Suche nach einem wahren Gläubigen.“ Daraufhin schreitet Gar Dur erhaben voran, Takar folgt ihm mit blindem Gehorsam vor sich hintrottend. Auch wenn er wirklich wichtigeres zu erledigen hat, so kommt ihm gerade noch ein komischer Gedanke. Vielleicht sogar interessant, aber in jedem Fall Komisch. Vor der Zeit des Verrates und der Legion, seine wenigen Jahre als sterblicher Mensch. Er muss gerade fünf Jahre alt geworden sein, da war dieser bereits alte Hund seiner lange verblassten Familie, auf einer ebenso nicht mehr existierenden Wüstenwelt. Grau-weißes Fell, bereits am Hinken, aber treu-doof. Lief ihm immer überhin nach und machte stets das was man ihm sagte. Eigentlich genau so wie heute Takar. Ja, Takar hat jetzt wo er so drüber nachzudenken anfängt, genau die Eigenschaften, wie dieser alte treue Hund von vor seiner Zeit als Legionär. Fast schon der Anflug einer Lächelns stiehlt sich dabei über seine versteinerten, wie vernarbten Gesichtszüge.

Gepanzerte, schwere Schritte vor dem Käfig. Malek rappelt sich nur mühsam auf, mit blauen Flecken und Blutergüssen von der letzten Tracht Prügel der Tiermenschen übersät. Ein hoch aufragender Hühne, bestimmt bald 3 Meter hoch, deutet in seine Richtung. Dann knien die beiden Tiermenschen vor dem Käfig nieder, die ihn so heftig zusammengeschlagen hatten, erst einige Stunden zuvor. Malek spitzt die Ohren, doch der Dialekt des Halbgottes in dunkelroter Spacemarine Rüstung ist ihm gänzlich unbekannt. „Dieser Gefangene ist von einem gewissen Wert für mich. Wer hat diesen Schaden zu verantworten.“ Um den Worten des Herren Nachdruck zu verleihen, schlägt Takar den beiden anderen Tiermenschen mit einem alten, knorrigen Holzschläger mitten ins Gesicht. Beide Tiermenschen grunzen halb unverständliche Entschuldigungen, wovon aber keine den Halbgott zufrieden zu stellen weiß. Kurz angebunden stellt Gar Dur die beiden Unglückseeligen vor die Wahl. „Was bietet ihr mir als Widergutmachung für diesen Verrat? Sprecht schnell, aber gut überlegt.“ „Ich biete dir meine linke Hand, Herr.“ Grunzt der erste Tiermensch und hält demonstrativ ein altes, rostiges Hackebeil mit der rechten Hand über seine Linke, bereit zuzuschlagen. Der zweite Tiermensch scheint einen Moment länger zu überlegen, wägt die Optionen und Chancen in dieser Situation ab. Dann hält er ein ebenso rostiges Messer an seinen muskulöse Hals. „Ich biete euch meinen Kopf als Widergutmachung an, Herr.“

Gar Dur nickt nur ganz leicht. „Gut, so sei es.“ Er blickt durch seine smaragdgrünen Augenlinsen den Tiermenschen an der ihm den eigenen Kopf dargeboten hat. „Ich akzeptiere dein Angebot. Beginne.“ Daraufhin beginnt sogleich der Tiermensch sich selber den Kopf vom Nacken zu schneiden. Blut spritz unkontrolliert umher. Takar grölt einmal mit lauter Zustimmung. Ab der Hälfte bricht der Tiermensch zuckend zusammen, weiter als über das Rückgrat kommt er nicht hinaus, abreißende Nervenimpulse machen seinem Vorhaben ein abruptes Ende. Gar Dur durchlöchert mit seinem grünen Starren jetzt förmlich den anderen Tiermenschen, der meinte eine lausige Hand wäre genug. „Takar, las diesen Verräter in den Gruben lebendig häuten und kreuzigen, als Warnung für alle anderen, was passiert, wenn man die Herren verärgert. Takar weist daraufhin mit ernstem Blick und drohendem Knurren eine Gruppe anderer Tiermenschen die herumstehen an, den Unglücklichen zu den Gruben zu bringen. Dieser geht mit gesenktem Kopf mit. Tief in seinem Inneren weiß er um sein gleich doppeltes Versagen. Mögen jetzt die dunklen Götter über ihn richten, nachdem er die gerechte Strafe in diesem Leben erhalten würde. Die Herren so zu enttäuschen war unverzeihlich. Gar Dur wendet sich ein weiteres Mal an seinen treuen Diener. „Takar, las die anderen Gefangen bis auf diesen da“ er deutet auf Malek, der dem ganzen nur ungläubig folgt „herausbringen und schlachte die Hälfte von ihnen ab. Verschone die andere Hälfte. Wer ist mir dabei egal. Ich brauche Blut, viel Blut.“ Das lässt sich Takar nicht zweimal sagen. Andere Tiermenschen eilen herbei, um den Befehlen folge zu leisten. Binnen Minuten sind ein Dutzend Gefangene abgeschlachtet vor dem Käfig aufgetürmt, andere verängstigte Gefangene harren der Dinge, zusammengetrieben, unter der drohenden Faust der Tiermenschen. Gar Dur malt desweilen uralte Ritualformeln in das kleine Meer aus Blut am Boden. Dabei summt er unaussprechliche Gebete an die dunklen Götter. „Was tust du da. Willst du mich beleidigen? Bei allem was ich dir bisher gezeigt habe.“ Protestierend und verärgert schneidet der Dämon in seinem Innern durch seinen Verstand. Blutige, unnatürliche Furchen, die selbst die verbesserte Physiologie eines Space Marines auf die Probe zu stellen wissen. Gar Dur hat für einen kurzen Moment das Gefühl das Gleichgewicht zu verlieren. Seine Beschwörungsformel ganz kurz davor unkontrolliert abzureißen, was für alle Beteiligten unüberschaubare Konsequenzen haben könnte. Doch dann ist der alte, treue Hund – nein Takar – da. „Herr, ich stütze euch.“ Fast hätte sich Gar Dur bei seinem treuen Diener noch unterbewusst bedankt, doch die Beschwörung hat Vorrang. Mit letzter Kraft verbannt er den Dämon in seine tiefsten Gehirnwindungen zurück, jedenfalls für den Augenblick. Dann ist es vollbracht. Die Luft knistert aufgeladen mit Elektrizität. Das Blut am Boden beginnt zu Kochen, dann erhebt sich daraus der Bluthund den er bereits zuvor in den Schatten des Warp gesehen hatte. Diese Kreaturen zu lenken ist eigentlich nur dadurch möglich, sie auf etwas anderes zu hetzen. Gar Dur zögert keinen Moment und verurteilt die andere Hälfte Gefangene zu einem bestialischen Tode. Der Bluthund mäht durch ihre Reihen und reißt mit Schwefel und Rauch speienden Rachen die Menschen in blutige Fetzen. Selbst einige dabeistehende Tiermenschen müssen ebenso dran glauben, Im Blutrausch des Bluthundes, das ist dem Word Bearer aber ebenso gleichgültig. Wo die Mutanten herkommen, gibt es noch viel mehr. Sie wissen wie es läuft. Dann beruhigt sich die wütende Kreatur langsam und beginnt unruhig knurrend neben ihrem neuen Herrn ihre Kreise zu ziehen. Sehr gut, denkt sich Gar Dur insgeheim, mit diesem speziellen Halsband des Khorne dürfte mein unangenehmer Mitbewohner in meinem Verstand wenigstens für eine Zeit ruhiggestellt sein. Genug Zeit um das zu tun, wofür ich hergekommen bin. Er nimmt dabei seinen Helm ab und entblößt seine unmenschlichen Gesichtszüge. Mit einigen wenigen großen Schritten ist es im Käfig bei einem schockstarren Malek. Mit surrenden Gelenken der Rüstung beugt er sich zu dem Menschen herunter. Dabei webt er eine ganz feine Verbindung ihrer beiden Verstände. „Möchtest du ausbrechen, Mensch?“ Eine einfache, wie unglaubliche Frage. Malek fühlt sein Innerstes dabei zutiefst erschüttert. Bis in die Grundfesten seines Seins. Er kann fühlen wie der fremde Hühne alles über in weiß. Die Zeit in den Kaminen. Kein Ausweg, immer nur gefangen im Käfig dieses Lebens. Dieser Welt. Tränen beginnen über seine schmutzigen Wangen zu laufen. Freudentränen. Rotz und Wasser weinend, klammert er sich mit seinen gebrochenen Gliedmaßen an den gepanzerten Handschuh den der Hühne ihm entgegenhält. „Ja Herr, ich will ausbrechen. Nichts will ich mehr als das. Helft mir. Ich flehe euch an. Ich will auch alle dafür tun.“ Ein Moment der höchsten Gedanken- und Seelenverbundenheit. Dann bricht Malek zusammen, überwältigt von allem Glück der Welt. Der Hühne steht währenddessen aus seiner gebeugten Haltung auf und nickt seinem Diener zu. „Er ist genau der Richtige und er ist bereit.“

Malek kommt langsam wieder zu sich. Er braucht einige Augenblicke um alle Eindrücke um sich herum, und das zuletzt geschehene zu verarbeiten. Er liegt ausgebreitet auf einer Streckbank. Teile von ihm? Dann setzt schlagartig der Schmerz ein. Überwältigend. Teile seiner Haut sieht er in blutigen Streifen fein säuberlich neben sich aufgehäuft liegen. Die Welt hinter einen roten Schleier, während ihm Blut in die liederlosen Augen läuft. Ist das ein Traum? „Nein Sterblicher, das ist kein Traum. Ich habe dich befreit, aber wie alles im Leben hat diese Freiheit einen Preis. Deine Haut, in diesem Fall.“ Gar Dur wischt bei diesen, für Malek vernichtenden, Feststellungen ein uraltes Häutungsmesser der Night Lords mit einem in spezielles Öl getränkten Tuch ab. Das Messer war ein Geschenk unter Waffenbrüdern. Eine bereits lang vergangene Zeit, als beide Legionen Seite an Seite den Abschaum des Imperators geschlachtet hatten. Ihre falschen Brüder, was er jetzt nur dafür geben würde, einen der solchen jetzt und hier häuten zu können. Einen Ultra Marine, wenn er es sich aussuchen dürfte. Keine alte Hassbande glüht heißer in seiner Seele. Aber das spielt jetzt alles keine Rolle. Malek rutscht blutverschmiert und zitternd von der Streckbank. Er kriecht nach draußen, aus dem Kriegszelt des Hexers. Dann bricht er mit seinem letzten Atemzug zuckend zusammen. Kein Gedanke kann er dabei mehr formen. Alle Synapsen brennen einzig vor Schmerz. Käfige und Freiheit, nichts spielt mehr eine Rolle. Jedenfalls für ihn. Gar Dur überreicht die abgezogene Haut seinem Diener. „Du weißt was jetzt zu tun ist. Ich verlasse mich auf dich.“ „Herr, ich werde euch niemals enttäuschen.“ Takar zieht schnaufend und zielstrebig mit der Haut von dannen.

Der Bluthund ist vor Stunden wieder von ihm aus seinen Diensten entlassen worden. Langsam kämpft sich ein grimmiger Dämon darauf aus seinem Verstand empor. „Keine nette Geste, war das gewesen, wenn auch eine verruchte Tat, das muss ich dir lassen. Ist das der Dank für all die Geheimnisse die ich bisher mit dir geteilt habe?“ Herausfordernd lockt ihn jetzt diese Stimme in seinem Kopf. „Ich habe weiterhin Zweifel was unsere Verbindung angeht, Dämon. Vielleicht haben sich meine Brüder geirrt?“ Der Dämon zischt darauf „Es gibt keinen Irrtum. Auch keine Zweifel. Das sind nur rückständige Konstrukte eines sterblichen Geistes. Du wirst es erkennen, wenn ich mich dir ganz offenbart habe.“ Gar Dur grübelt darüber nach. Er grübelt Stunden, während die Stimme in seinem Kopf weiterhin lockt, droht und verheißt. Dann willigt er schließlich nach Jahren des kräftezehrenden Zweikampfes ein. Der Dämon jauchst vor voller Freude, als er sich bahnbrechern kann, durch den verlockenden Verstand des Hexers. So viele Intrigen, Geheimnisse und finstere Machenschaften. Jeden Moment dabei auskostend. Gar Dur wirft sich währenddessen schreiend umher, als seine Rüstung aufzureißen beginnt, und knochenartige Auswüchse hervorbrechen, wo vorher noch Hände, wie Füße gewesen waren. Sein ganzer übermenschlicher Körper beginnt sich zu verwerfen und in eine grausige Groteske des Warp zu verformen. „Ja, schrei nur Menschling. Ich habe jetzt das Sagen. Für jetzt und für immer. Oh und du wirst alle Geheimnisse sehen nach denen du dich dein ganzes Leben so verzehrt hattest, das verspreche ich dir, aber alles hat einen Preis. Und als Preis nehme ich dir dafür alles. Dein ganzes Sein. Nichts wird mehr übrigbleiben. Du wirst in diesem Verstand, der nun mein Verstand ist, in die Vergessenheit schrumpfen.“ Der Dämon lacht schrill und laut in seinem Kopf, bis dieses Dröhnen seine Trommelfelle zu zerreißen droht. „Kein Käfig mehr, jetzt bin ich frei.“ Jauchzt der Dämon.

Gar Dur stellt, ganz leicht schmunzelnd, die frisch präparierte Grimoire aus Menschenhaut in das Regel zurück. Seine letzten blutigen Zeilen der Geschichte sind verfasst. Soll sich der Dämon in dem Labyrinth aus Käfigen und Verheißungen von Freiheit selbst verlieren. Die perfekte Illusion, wo die Geschichte von A bis Z passt. Den nächsten Dämon den er sich auszusuchen gedenkt, wird er diesmal definitiv besser auswählen müssen. Vielleicht mal etwas Gemütliches, von Väterchen Nurgel?

Von dem Einband der Grimoire blickt ein auf ewigen Schmerz verzerrtes, abgehäutetes Gesicht von Malek in das Nichts heraus. Dieses Buch, seine neue Welt, auf ewig der Käfig.

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