DonKarlitos Geschrieben am 31. März 2023 Geschrieben am 31. März 2023 Ein starker Wind heult in dieser stürmischen Nacht durch eine weitläufige Ebene auf der Paradieswelt Gaya. Erste schwere Regentropfen fallen auf das grasbedeckte, fruchtbare Land. Eine kleine Herde wilder Drachenechsen sucht rasch Unterstand in einem naheliegenden Hain. Unweit dieses Wäldchens befindet sich ein elfenbeinfarbiger Turm, umringt von einigen Häusern, umzäunt von einer gewaltigen Stadtmauer. Vereinzelte Mondlichtstrahlen dringen durch die Wolkendecke und erleuchten die Turmspitze, gefertigt aus milchig, glänzenden Phantomkristall.Runenprophetin Mayael befindet sich dort allein in ihrer Kammer. Verächtig blickt sie in die Runen, die sie voller Zorn auf dem Boden geworfen hat und fragt:,, Wer ist sie? Wer ist diese elende Hexe!". Doch schweigen sie, wie sie es schon seit Tagen tun, seitdem sich dieser halbe Kristallspiegel in ihrem Besitz befindet.Sie fühlte schon seit dem Fund dieses Artefakts eine unnatürliche Kraft, doch konnte sie sich nicht mehr von ihm trennen, als sie zum ersten Mal in ihm hinein sah. Sie sah ihr wunderschönes Antlitz, wie sie es noch nie zuvor in einem anderen Spiegel sehen konnte. Ein warmes Gefühl von Anmut, Liebe und Stolz überkam sie jedes Mal, wenn sie sich in ihm sah. Doch heute, in dieser unheilvollen Nacht, geschah etwas Unerwartetes. Der Spiegel zeigte ihr nicht wie gewohnt ihr wunderschönes Gesicht, sondern sah sie darin ein fremdes, perfektes Gesicht. Doch war es nicht nur ein falsches Spiegelbild, in das sie sah, es war als würde sie in das fremde Gesicht selbst schauen. Anfangs waren ihre gegenseitigen Blicke erfüllt von Verwunderung und Enttäuschung, später aber zeigten ihre Augen Abneigung und letztendlich sahen sie einander voller Hass an. Ein Hass, genährt von purem Neid. Sie waren neidisch auf die Schönheit des anderen und traurig über die vielen Makel, die sie plötzlich in sich selbst sahen. Mayael riss den Spiegel wütend von der Wand und schmetterte ihre Runen der Prophezeiung neben ihm auf den Boden. Keine Anrufung und kein Flehen brachte ihr eine Antwort.Verzweifelt fällt Mayael auf ihre Knie. Doch in ihrem traurigsten Moment hallt eine verführerische Stimme in ihrem Kopf wider:,,Mein schönes Kind, in das ich mich seit unserer ersten Begegnung verliebt habe!". Mayael hebt langsam ihren Kopf aus ihren Händen und blickt voller Entsetzen in Richtung des Spiegels. Die Stimme fährt fort:,,Ich kann dir helfen sie zu finden! Ich kann dir helfen sie zu töten, sodass du allein die Schönste in ganzen Universum sein wirst! Bereite dich auf den kommenden Krieg vor und ich werde sie zu dir bringen!". Mayael kriecht langsam auf allen Vieren zum Spiegel, ihre letzten Worte in dieser Nacht gehen im Lärm des kommenden Sturmes unter.Einige Lichtjahre von Gaya entfernt.Im höchsten Turm der Klosterwelt Ophelia XXIV stürmt die Oberste Kanoness Helena hasserfüllt aus ihrem Schlafzimmer zu ihrer ersten Palatinin und sagt:,,Schwester Maria, versetze umgehend das gesamte Kloster in Alarmbereitschaft! Wir ziehen in den Krieg!". Maria verneigt sich vor ihrer Schwester und blickt bevor sie aufbricht besorgt in Richtung des halben Spiegels in Helenas linker Hand. Sie denkt:,,Ich hoffe es geht ihr gut, sie ist so anders, seitdem sie diesen Spiegel besitzt!".
DonKarlitos Geschrieben am 31. März 2023 Autor Geschrieben am 31. März 2023 Kanoness Helena blickt auf die Überreste der ersten Schlacht auf dieser fremden Welt. Viele ihrer Schwestern liegen leblos in der von Explosionen aufgewühlten Erde. Ihr Blut fliest dort in kleinen Bächen und sammelt sich in einem weitläufigen Krater. Vor Beginn dieser Offensive befand sich an dieser Stelle ein kleiner Hain, umringt von einer weitreichenden, zauberhaften Ebene. Trotz des orbitalen Bombardements konnten die Spitzohren eine gut organisierte Gegenoffensive durchführen. Diese Eldar kämpfen anders, als Helenas Offiziere und Berater vorhersagten. Sie kämpfen mit erstaunlich aggressiver Wildheit, ähnlich ihren saurierartigen Reittieren. Helena musste mit ihrer Eliteeinheit in die Schlacht eingreifen, damit nicht die gesamte Vorhut aufgerieben wird. Sie selbst erschlug den Anführer dieses Abschaums mit ihrem goldenen Schwert, als dieser vom Blutrausch besessen auf sie zustürmte. Es war seine Einheit, die aus dem Hinterhalt in die Flanke der Bolterstellung ihrer zweiten Kommandantin und besten Freundin, Parlatinin Maria, fiel. Es war sein Reittier, das Maria den Kopf von der Schulter riss und es war seine Energielanze, die sich unbarmherzig durch geweihte und gesegnete Rüstungen bohrte. Helena stockte für einen Moment der Atem. Ein leichtes Gefühl von Schwindel und Übelkeit überkommt sie. Mit einem schnellen Handgriff löst sie die Verankerung ihres Helmes und zieht ihn rasch vom Kopf. Ihr langes, blondes Haar fliegt wild im herbstlichen Wind. Die Luft trägt den schwefeligen Gestank verbrannter Chemikalien, aber auch den leichten Duft exotischer Blumen. Das Ziel der Offensive, das Sichern eines weitläufigen Gebietes zur Errichtung einer Basis, wurde mit schweren Verlusten erkauft. Nach einem Handzeichen ziehen einige Schwestern Hospitala, mit einer Gruppe Retributorinnen, mit schweren Prometiumtanks auf den Rücken geschnallt über das Schlachtfeld auf der Suche nach Verletzten. Es wird noch einige Stunden dauern, bis die letzten Schreie verstummt sind. Nur wenige Sororitas konnten lebend geborgen werden. Der Xenosabschaum tötet erschreckend effizient, mit präzisen Schüssen und Stichen in Schwachstellen der Rüstungen. Dennoch sollen viele verletzte Xenos noch in dieser Nacht durch die Flammen des Gottimperators geläutert werden. Wenige Stunden später beginnen Transportflieger große Mengen Soldaten und Kriegsgerät der imperialen Armee anzuliefern, während erste Verteidigungsanlagen aufgebaut werden. In einem einsamen Moment legt Helene in ihrem Zelt ihre beiden Hände um das blutüberströmte Rosarios, ihrer einstigen Freundin. Für einen Moment regt sich ein Gefühl des Zweifels in ihrem Herzen, doch zeigt Ihr zierliches, fast jugendliches Gesicht keine Emotion. Wenn sie längere Zeit nicht in ihren Spiegel blickt, überkommen sie häufiger Gefühle der Unsicherheit und Verwundbarkeit. Ihr Blick fällt auf eine Botschaft mit dem Siegel der Inquisition. Sie scheint an diesem Planeten ein besonderes Interesse zu haben und schick zwei hochrangige Inquisitoren zu ihr. Die Inquisition mag ein mächtiger Verbündeter sein, aber sie hat die schreckliche Angewohnheit, jede Angelegenheit unerträglich schwierig zu machen. Sie blickt auf das Rosario und sucht vergeblich nach Trost in seiner Gravur: ,,Der Imperator beschützt!". ,,Aber wieso hat er dich nicht beschützt, Maria?", denkt sie tief bestürzt. Helena presst sich den Anhänger fest an die Brust, in der Hoffnung, die Leere in ihrem Herzen damit zu füllen. Sie erinnert sich, wie sie zusammen als Weisen vom Kloster aufgenommen wurden, wie oft sie als Jugendliche die strengen Vorschriften der Scholae missachteten, um sich heimlich mit den Ordensknappen zu treffen und wie sie jede der harten Strafen gemeinsam überstanden haben. Dennoch trennte der Dienst am Imperator und der stetige Krieg sie langsam voneinander. Eine raue, aber vornehme Stimme reißt sie aus ihren Gedanken: ,,Wertes Fräulein, dürfen wir uns zu euch gesellen?". Ein älterer Mann und eine junge Frau, gekleidet in dunklen Ledermänteln, stehen am Zeltverschlag. Helena nickt den beiden mit einem erzwungenem Lächeln zu. Der Fremde geht vor Helena auf das Knie, greift ihre rechte Hand und deutet einen Handkuss an, wie es nur ein Edelmann seiner Zunft vermag. ,,Kanoness Helena, gesegnet sei eure Schönheit, eure Stärke im Kampf und eure Hingabe zum Imperator! Ich bin Großinquisitor Viktor von Graupelz. Dies ist meine geliebte Tochter, Inquisitorin Marlen von Graupelz. Im Namen der Inquisition bitten wir darum, Euch in diesem Feldzug begleiten zu dürfen.", spricht Viktor voller Stolz während er sich aufrichtet. Er ist ein großgewachsener, stattlicher, aber ergrauter Mann, gekleidet mit einem einfachen Krebs und einem dunklen Mantel, der die Heraldik der Inquisition trägt. Helena sieht ihn leicht verlegen an und erwidert: ,,Ehrenwerter Großinquisitor, sollte nicht ich es sein, der vor euch auf die Knie fällt?" Viktor lächelt erfreut durch seinen Schnauzbart und fährt fort: ,,Werte Helena, ich verneige mich nicht als Großinquisitor vor euch. Ich verneige mich als einfacher Mann vor einer bewundernswerten Dame. Ihr müsst wissen, auch wenn das Leben und die Sitten meiner Heimat vielen im Imperium veraltet erscheinen mögen, so bin ich doch stets ein treuer Diener dieser Gepflogenheiten geblieben. Besonders, wenn man das bäuerliche Betragen anderer Inquisitoren bedenkt. ,,Es ist mir eine große Ehre, euch in dieser Schlacht an meiner Seite zu wissen. Doch frage ich mich, welches Interesse, die Inquisition an einer Xenoswelt wie dieser hat.", sagt Helena vorsichtig. ,,Für euch mögen es Xenos sein, für mich sind es die Feinde, meiner Feinde und sie gewährten mir einst Zutritt zu ihrem geheimnisvollsten Ort. Dort erfuhr ich von einem gefährlichen Artefakt, dessen Vernichtung zu meiner wichtigsten Aufgabe wurde. Es handelt sich dabei um einen scheinbar einfachen Spiegel, doch ist er beseelt von den verdrehenden Mächten des Chaos!". Helena reißt kurzzeitig ihre Augen erschrocken weit auf und denkt besorgt:,,Ein Spiegel? Das Chaos! Das ist unmöglich!". Marlen betrachtet Helena genau und ergreift schließlich das Wort mit einer jugendlichen, verachtungsvollen Stimme:,, Vater, es wird Zeit, wir müssen uns vorbereiten!". Viktor nickt seiner Tochter zustimmend zu. ,,Werte Kanoness Helena, ich bitte vielmals um Verzeihung, aber sie hat recht.", er verneigt sich vor Helena und wenige Momente später ist Helena wieder allein. Sie wartet noch eine Stunde, bis sie vorsichtig ihre Spiegelhälfte aus einer unscheinbaren Kiste kramt. Dieses Mal wagt sie es nicht, in ihn hineinzusehen. Nervös greift sie nach ihrer Plasmapistole und richtet sie mit unruhigen Händen auf das Fundstück. ,,Du bist nur ein gewöhnlicher Spiegel! Ich brauche dich nicht!", sagt sie mit holpriger Stimme. Sie nimmt einen tiefen Atemzug und festigt ihren Griff. Mit jedem Millimeter, den sie den Abzug ihrer Waffe weiter herunterdrückt, wird ihre Waffe schwerer in ihrer Hand. Unendliche Gedanken rasen durch ihren Verstand und wollen sie vom Schießen abhalten. Ungeduldig knistert und zuckt die Waffe wild, während das Plasma in der Munitionskammer stärker aufgeheizt wird. Schließlich entlädt sich mit einem grellen Lichtblitz das rundliche Geschoss und rast unbarmherzig auf sein Ziel zu. In diesem Moment hört Helena den verzweifelten Hilfeschrei Marias in ihrem Kopf widerhallen. Staub, Rauch und verbrannte Stofffetzen erfüllen die Luft. Eine Träne rollt langsam von Helenas Wange, während sie zutiefst verletzt flüstert: ,,Was habe ich getan?".
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