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Foren- oder Emailspielrunden


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Wahrscheinlich hat jeder schonmal die Erfahrung gemacht: Man hat Lust auf eine Rollenspielrunde, aber man findet keine Mitspieler. Hat man welche gefunden, dauert es ewig, bis man sich terminlich abgesprochen hat, kaum hat man die ersten zwei Runden gespielt, springt der erste auch schon wieder ab...

Als Alternative dazu habe ich mich mal vor einer Weile an einer Foren- und einer Emailspielrunde versucht, und war sehr angetan, musste aber leider feststellen, dass das Angebot insbesondere bei deutschsprachigen Runden sehr eingeschränkt ist. Deshalb würde ich an dieser Stelle gerne mal eure Erfahrungen mit solchen Spielen, die nicht in Echtzeit ablaufen, erfahren.

Ich persönlich sehe die Vor- und Nachteile wie folgt:

Vorteile:

-Gegenüber dem direkten Tischrollenspiel interagiert man nur mit dem Charakter, nicht mit dem Spieler. Man macht sich das Bild des Charakters nur anhand der Beschreibungen, die einem gegeben werden, und hat nicht immer das (meist nur wenig passende) Bild des Spielers zur gleichen Zeit vor sich.

-Die Schreiber haben Zeit für die Ausarbeitung ihrer Texte. Das sehe ich als größten Vorteil an, denn so kann meiner Meinung nach eine Tiefe und Lebendigkeit der Beschreibungen erreicht werden, die ein hektisches Format wie ein Chat nicht zulässt. Im Idealfall liest sich ein gutes Forenabenteuer wie ein Buch, mit stimmungsvollen Beschreibungen, abgeschlossenen Handlungen und völlig frei von störenden Spielmechanismen, die ja im Hintergrund abgewickelt werden können.

Außerdem kann man sich die Züge gut und gründlich überlegen, und so vielleicht etwas mehr aus der Sicht seines Charakters schreiben als aus der eigenen.

-Die Spieler können ihre Zeit frei einteilen. Irgendwann am Tag finden die meisten regelmäßigen Internetnutzer Zeit, um einen Post zu verfassen, und ein langer, ausführlicher Post kann bei geschicktem Spielstil viele kürzere ersetzen. Außerdem können so Spieler je nach verfügbarer Zeit mehr oder weniger schreiben, in den Vordergrund oder in den Hintergrund treten, während z.B. bei einer Chatrunde immer alle am Rechner sitzen und gegebenenfalls warten.

Nachteile:

-Das Tempo einer solchen Runde ist naturgemäß langsamer als bei anderen Formaten. Insbesondere Systeme und Situationen, bei denen viele Entscheidungen getroffen werden müssen wie zum Beispiel Kämpfe halten das Spiel stark auf.

-Wegen des langsameren Spieltempos wird von den Spielern höheres Stehvermögen gefordert, in ein oder zwei Wochen lässt sich so ein Spiel nicht zuendebrigen.

-Der komplexer ausformulierte Stil, die Anforderung, seine Posts ansprechend, aussagekräftig und angenehm zu lesen zu machen stellen höhere Anforderungen an schriftlichen Ausdruck und Form. Meiner Erfahrung nach kann ein Spieler, der lieblos, ortographisch krass falsch oder unverständlich schreibt die Atmosphäre schnell kaputtmachen.

-Das Zusammenfügen längerer Handlungsstränge ohne Nachfrage beim Spielleiter erfordert gleichzeitig viel Freiheit und viel Selbstbeschränkung beim Spieler. Nichts ist spielstörender, als wenn ständig Handlungen "ungültig" gemacht werden müssen, weil sich ein Spieler vergaloppiert hat oder ein Spielleiter ständig unterbricht.

Im Endeffekt haben diese Runden, wenn sie gut werden, meist einen ganz eigenen Stil, insbesondere weil sich so ein "gemeinsames Schreibprojekt" ja nur durch gute Kooperation und Rücksichtnahme gut durchführen lässt. Ein Wettrüsten zwischen den Spielern oder ein "Wettkampf" zwischen Spielern und Spielleiter geht meist schlecht auf, weil man gezwungen ist, den Spielern und vor allem dem Spielleiter eine Menge Handlungsfreiheit einzuräumen.

Deswegen sind solche Spiele auch meist nicht sehr regelfixiert sondern mehr auf Charakterspiel ausgelegt, was ich aber gerade gut finde.

Technische Möglichkeiten dafür gibt es recht viele, vom simplen Emailverteiler, über Gruppenverwalter wie Yahoo-Groups, Foren wie dieses hier und spezialisiertere Lösungen wie playbyweb.com (leider nur auf Englisch).

Meine beste Erfahrung mit einem solchen Spiel war eine internationale D&D-Runde in englischer Sprache, an der ich über anderthalb Jahre teilgenommen habe und die immernoch, wenn auch inzwischen ohne mich, läuft, und eigentlich würde ich sehr gerne wieder an so einer Runde teilnehmen.

Meine Projekte:   03_Orks.png.192ab71fd4eaed5355c7ca89148605_Vampire.png.7f32fdf81be59ebf26e803f8b272f926.png02_CA.png.d7880740e28afca1058afa8a8acda0grafik.png.5d6f9ac632a93b5d9be0f1037786b4ef.png

 

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-Gegenüber dem direkten Tischrollenspiel interagiert man nur mit dem Charakter, nicht mit dem Spieler. Man macht sich das Bild des Charakters nur anhand der Beschreibungen, die einem gegeben werden, und hat nicht immer das (meist nur wenig passende) Bild des Spielers zur gleichen Zeit vor sich.

Reden wir jetzt von "Ich seh ihn mehr als Ork-Frontliner, weil ich nen Bildschirm vor mir habe, und nicht diese käsige Bohnenstange Klaus-Detlef." oder von "Ich verlass mich mehr auf Text, weil mir keiner mit seinen Charakterbildern hausieren kommt." ?

-Die Schreiber haben Zeit für die Ausarbeitung ihrer Texte. Das sehe ich als größten Vorteil an, denn so kann meiner Meinung nach eine Tiefe und Lebendigkeit der Beschreibungen erreicht werden, die ein hektisches Format wie ein Chat nicht zulässt.

Bei der Tiefe stimm ich dir zu, ebenso beim Detailgrad. Aber Lebendigkeit ist etwas, was man über Foren- bzw- eMail-Spielrunden nur sehr schlecht aufbauen kann. Vielen Spielern fällt es anscheinend schwer, sich in die Situation ihres Charakters in einem hitzigen Shootout hineinzuversetzen, wenn selbiges nicht ein paar Minuten sondern zwei Wochen andauert.

Im Idealfall liest sich ein gutes Forenabenteuer wie ein Buch, mit stimmungsvollen Beschreibungen, abgeschlossenen Handlungen und völlig frei von störenden Spielmechanismen, die ja im Hintergrund abgewickelt werden können.

Es wäre wohl einer objektiven Diskussion zuträglicher, wenn wir nicht vom Idel- sondern vom typsichen Fall sprechen. Im Idealfall hätte ich auch schon mit 18 im Lotto gewonnen und müsste nicht mehr arbeiten. Das dürfte die Masse aber herzlich wenig interessiereren.

-Die Spieler können ihre Zeit frei einteilen. Irgendwann am Tag finden die meisten regelmäßigen Internetnutzer Zeit, um einen Post zu verfassen, und ein langer, ausführlicher Post kann bei geschicktem Spielstil viele kürzere ersetzen. Außerdem können so Spieler je nach verfügbarer Zeit mehr oder weniger schreiben, in den Vordergrund oder in den Hintergrund treten, während z.B. bei einer Chatrunde immer alle am Rechner sitzen und gegebenenfalls warten.

Das Problem hierbei ist das dranbleiben. Ich hab es in unzähligen Foren-Spielen mitangesehen, wie so viele Mitspieler anfangs enthusiastisch mehrmals täglich posten, und später nur noch zäher, unregelmäßiger Brei und die ersten Ausstiege kommen.

Nachteile:

-Das Tempo einer solchen Runde ist naturgemäß langsamer als bei anderen Formaten. Insbesondere Systeme und Situationen, bei denen viele Entscheidungen getroffen werden müssen wie zum Beispiel Kämpfe halten das Spiel stark auf.

Nicht zwangsweise. Wenn der SL in der Lage ist, auch OffPlay vernünftig zu koordinieren, funktionieren auch solche Szenen.

-Wegen des langsameren Spieltempos wird von den Spielern höheres Stehvermögen gefordert, in ein oder zwei Wochen lässt sich so ein Spiel nicht zuendebrigen.

...was zum oben genannten Abbruch der Motivation führt. Jepp.

-Der komplexer ausformulierte Stil, die Anforderung, seine Posts ansprechend, aussagekräftig und angenehm zu lesen zu machen stellen höhere Anforderungen an schriftlichen Ausdruck und Form. Meiner Erfahrung nach kann ein Spieler, der lieblos, ortographisch krass falsch oder unverständlich schreibt die Atmosphäre schnell kaputtmachen.

Das gilt für sämtliche literarischen Texte.

-Das Zusammenfügen längerer Handlungsstränge ohne Nachfrage beim Spielleiter erfordert gleichzeitig viel Freiheit und viel Selbstbeschränkung beim Spieler. Nichts ist spielstörender, als wenn ständig Handlungen "ungültig" gemacht werden müssen, weil sich ein Spieler vergaloppiert hat oder ein Spielleiter ständig unterbricht.

Das ist einer der Punkte, der das Spielen unter Fremden arg verkompliziert. Wenn man länger miteinander spielt, weiß man, welche Freiheiten man dem jeweils anderen lassen kann, ohne den Plot bzw. den Charakter zu gefährden.

Ein Wettrüsten zwischen den Spielern oder ein "Wettkampf" zwischen Spielern und Spielleiter geht meist schlecht auf, weil man gezwungen ist, den Spielern und vor allem dem Spielleiter eine Menge Handlungsfreiheit einzuräumen.

Sowas ist im Rollenspiel allgemein eine schlechte Idee.

Deswegen sind solche Spiele auch meist nicht sehr regelfixiert sondern mehr auf Charakterspiel ausgelegt, was ich aber gerade gut finde.

Hö? Das hängt ja wohl stark von System und Gruppenstil ab, und hat annähernd Null mit dieser Form des Spielens zu tun.

"As the size of an explosion increases, the number of social situations it is incapable of solving approaches zero."

- Vaarsuvius

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Also, ich habe sowas ausprobiert und habe festgestellt, dass es nichts für mich ist. Mal davon abgesehen, dass die Sache irgendwann untergeht, sieht man seinen Charakter auch nht wachsen, wenn man zwei Wochen braucht, um eine Stunde im Spiel rumzukriegen, was in meinen Augen der Motivationskiller schlechthin ist.

Außerdem ist man zu sehr in der Pflicht, auf jeden Fall zu schreiben. Bei meiner Runde kann ich selbst entscheiden, ob ich hingehe und einen Abend ins Spiel investiere oder nicht.

Habe ich mich beim online RPG aber entschieden, muss ich jeden Abend hin. Das geht aber eben nicht immer. man hat ja auch noch nen leben und spätestens, wenn das Rollenspiel an die Ferienzeit kommt, wird es haarig.

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Forenrollenspiele taugen solange, wie Regeln außen vor gelassen werden.

Sobald Würfelbots oder OOC Talk ins Spiel kommen, ist die Atmosphäre ganz dahin.

Ich denke, man sollte doch soviel Vertrauen in seinen Spielleiter setzen,

dass er das alleine regeln kann...

mfg, Khara.

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Jepp. Wenn er deinen Char unbedingt tot sehen will, dann hat er es gar nicht nötig, beim Würfeln zu be*******en. Er muss nur so lange Proben verlangen, bis mal eine danebengeht.

Aber mit so eine Einstellung kommt natürlich Niemand sonderlich weit.

"As the size of an explosion increases, the number of social situations it is incapable of solving approaches zero."

- Vaarsuvius

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