Jump to content
TabletopWelt

Selbstverteidigung und Kampfsport


Black-Death

Empfohlene Beiträge

Zitat

Schlachten vs. Duell

Ja, immer wieder gern gesehenes Vorurteil und immer wieder falsch. Um in der Gruppe überhaupt kämpfen zu können, muss ich wissen, wie ich meine Waffe benutze. Ich schicke auch keinen BW-Soldat in den Kampf, der seine Position in der Formation kennt, aber nicht weiß, wie er vernünftig sein Gewehr benutzt. Ob ich gegen 20 oder gegen 1 antrete macht an der grundlegenden Fähigkeit im Umgang mit der Waffe keinen Unterschied. Die Fechtbücher geben einfach Techniken vor, die man machen kann. Lego-Bausteine, die man zu einem größeren Ganzen zusammensetzen kann.


Das fängt aber schon bei der Komposition der dargestellten Waffengattungen an. Anders als in Talhofers Fechtbuch hat man im Krieg wahrscheinlich seltener aus einer Grube heraus gegen eine mit einem Stein bewaffnete Frau gekämpft, oder sich mit stinknormalen Sensen oder anderen Gartengeräten auf den Kopf gehauen. Und bei den Hellebarden kann ich mir auch nicht vorstellen, dass die in Formation derart ausladend geschwungen werden konnten.
Ich würde da eher den Mittelweg gehen und sagen, dass viele Techniken universale Prinzipien vermitteln, andere stark an den Kontext des Duellierens gebund sind und wieder andere eventuell auch nur relativ wirklichkeitsfremde eye catcher darstellen, um Interesse an dem Buch zu wecken.


 

Zitat

Wirklich? Modern Arnis ist zu 80% deckungsgleich mit europäischem Fechten mit dem Langschwert?


Naja offensichtlich meint er Techniken zu Waffengattungen, die auch beide Hände benutzen wie bspw. Florett und Degen oder so.
Ich glaube zwischen Katana und Langschwert gibt es teilweise recht viele Gemeinsamkeiten, aber ich bin da kein Experte.

'Come on you young men, make the spirit in your heart strong and valiant, and do not be in love with life when you are a fighting man.' - Tyrtaeus

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich kann mir nur sehr begrenzt vorstellen, dass die phillipinischen Stile, die extrem auf die gleichwertige Benutzung beider Hände fixiert sind, eine große Ähnlichkeit zu den europäischen Stilen haben, bei denen es ja schon immer eine klare Haupthand gibt.

bearbeitet von Kah-thurak

Kallor said: "I walked this land when the T'lan Imass were but children. I have commanded armies a hundred thousand strong.

I have spread the fire of my wrath across entire continents, and sat alone upon tall thrones. Do you grasp the meaning of this?"

"Yes," said Caladan Brood, "you never learn."

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Zitat

 Anders als in Talhofers Fechtbuch 

Die Sache dürfte viel eher sein, das in Europa das Schwert eigentlich ab ca. Mitte/Ende des 100jährigen Krieges militärisch keine Rolle mehr spielt. So spätestens ab Azincourt waren Plattenrüstungen bei Waffenknechten eher die Regel denn die Ausnahme, nur noch nicht direkt für den Nahkampf vorgesehen Truppen wie Armbrustschützen oder Bogenschützen trugen Kettenhemden. Und gegen Platte kommst mit nem Schwert nicht weit. Klar, mit Entwicklungen wie dem Estoc hat man da gegenzuhalten versucht, aber insgesamt war die Zeit eher um. Die Nahkampfwaffen der Zeit waren Stangenwaffen und Morgensterne in ihren Abwandlungen: Man bringt den Gegner zu Fall und knüppelt ihn dann mit Schlägen ins Gesicht tot oder sticht in die Lücken zwischen den Panzerungsteilen. 

Die Fechtbücher die wir kennen, entstanden ja erst um diese Zeit rum oder später (es wird ja teilweise sogar bezug darauf genommen wie man eben die Rüstung umgeht indem man z.B. gezielt Hals und Kehle attackiert), einzig Liechtenauer ist im deutschen Raum da noch zeitgenössisch zu nennen (wobei die Datierung da ja mangels Quelle schwer ist...) 

Ich könnte mir sogar sogar sehr gut vorstellen (jetzt reine Spekulation von mir), dass die "Fechtschulen-Bewegung" auch aus einem gewissen nostalgischen Impuls heraus entstanden ist: in dem Maße, in dem der "ritterliche Zweikampf" militärisch unbedeutend geworden (symbolisch erkennbar daran, das die französische Ritterschaft bei Maupertuis abgesessen (um Crezy nicht zu wiederholen) wie die "Bauern" gekämpft hat) ist und durch als vom konservativen Adel als primitiv und barbarisch empfundene Taktiken abgelöst wurde, etabliert man sowas eben als "gelebte Brauchtumspflege mit sporterzieherischem Nutzen" ;). 

bearbeitet von Eldanesh
Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Am 22.5.2016 um 19:48 schrieb OnkelFelix:

Zumal viele asiatische Stile in der breiten Masse, vor allem mit Waffen, unfassbar ritualisiert und praxisfern geworden sind. Ich glaube nicht, dass man im Mittelalter wirklich so trainiert hat (vor allem im japanischen Raum).

 

 

Das ist vermutlich hitorisch begründbar: Nach der dem Ende von Sengoku und der Gründung des Togugawashogunats bekam das Militärwesen nen Haufen auflagen verpasst um die Gefahr der Ausbildung von Lokalmächten, die für Edo gefährlich werden könnte zu minimieren...

 

...das umfasste Dinge wie "nur eine Festung pro Provinz" (die wohl zudem nur bis zu einem gewissen Maße befestigt sein durfte) bis hin zur Standardisierung der Schwertlänge.

 

Hierdurch dürfte Künstlich ein Duellrahmen entstanden sein, aus dem die Feudalherren nur schwer durch pure Quantität oder Neuentwicklungen ausbrechen konnten - die eigene super-geheime, super-fiese unbesiegbare Familienkampfschule dürfte da schon aus Propagandagründen wichtig gewesen sein, da man für alle andere Sachen die zum Säbelrasseln getaugt hätten, wahrscheinlich Gefahr lief aus Edo auf den Deckel zu bekommen, weshalb irgendwelche RoXxor-Schwertmeister die in mitternächtlichen Sitzungen ihr Wissen an ihre geheimen Schüler weitergeben vermutlich der beste weg war um anderen Feudalherren erzählen zu können wie voll gefährlich man doch ist...         

„Das Ziel des Lebens ist es, sich Befriedigung zu verschaffen, ohne verhaftet zu werden.†œ
†•B.F. Skinner

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Am 30.5.2016 um 00:25 schrieb Eldanesh:

Die Sache dürfte viel eher sein, das in Europa das Schwert eigentlich ab ca. Mitte/Ende des 100jährigen Krieges militärisch keine Rolle mehr spielt. So spätestens ab Azincourt waren Plattenrüstungen bei Waffenknechten eher die Regel denn die Ausnahme, nur noch nicht direkt für den Nahkampf vorgesehen Truppen wie Armbrustschützen oder Bogenschützen trugen Kettenhemden. Und gegen Platte kommst mit nem Schwert nicht weit. Klar, mit Entwicklungen wie dem Estoc hat man da gegenzuhalten versucht, aber insgesamt war die Zeit eher um. Die Nahkampfwaffen der Zeit waren Stangenwaffen und Morgensterne in ihren Abwandlungen: Man bringt den Gegner zu Fall und knüppelt ihn dann mit Schlägen ins Gesicht tot oder sticht in die Lücken zwischen den Panzerungsteilen. 

Die Fechtbücher die wir kennen, entstanden ja erst um diese Zeit rum oder später (es wird ja teilweise sogar bezug darauf genommen wie man eben die Rüstung umgeht indem man z.B. gezielt Hals und Kehle attackiert), einzig Liechtenauer ist im deutschen Raum da noch zeitgenössisch zu nennen (wobei die Datierung da ja mangels Quelle schwer ist...) 

Ich könnte mir sogar sogar sehr gut vorstellen (jetzt reine Spekulation von mir), dass die "Fechtschulen-Bewegung" auch aus einem gewissen nostalgischen Impuls heraus entstanden ist: in dem Maße, in dem der "ritterliche Zweikampf" militärisch unbedeutend geworden (symbolisch erkennbar daran, das die französische Ritterschaft bei Maupertuis abgesessen (um Crezy nicht zu wiederholen) wie die "Bauern" gekämpft hat) ist und durch als vom konservativen Adel als primitiv und barbarisch empfundene Taktiken abgelöst wurde, etabliert man sowas eben als "gelebte Brauchtumspflege mit sporterzieherischem Nutzen" ;). 


Ich weiß nicht ob wir gerade aneinander vorbei reden. Worauf ich hinaus wollte: Werke wie Talhoffers Fechtbuch stellen Duellsituationen dar, welche durch den gerichtlichen Zweikampf zu Stande kommen, da dieserin der Zeit zur Institution wurde. Das ist deren historischer Hintergrund und afaik auch Hintergrund der Gründung zahlreicher Fechtschulen im 15. u. 16. Jhd. Wie gesagt: Unter anderem gibt es das Szenario eines bis zur Hüfte eingegrabenen Mannes, welcher mit einem Kolben bewaffnet eine Frau mit einem in ein Tuch eingehüllten Stein bekämpft. Nicht weil das eine Situation war, die im Alltag besonders oft auftreten würde, sondern weil das ein ganz bestimmtes Ritual war um eine bestimmte Anschuldigung - glaube Ehebruch - zu be- oder entkräften.
Naja und Schwerter sind eigentlich global gesehen, bis auf ganz wenige Ausnahmen immer nur Sekundärwafffen gewesen, falls der Speer bricht ist o.ä. Da muss man nicht bis zum 100 jährigen Krieg zurück gehen. Ein Duell schert sich in dem Sinne nicht um solche Limitationen, da das Gegenüber ja ebenfalls darunter leidet und sich die Auswahl der Waffengattung dahingend relativiert.


7714950d8eb63a5c9e106db4bb654feb.jpg

bearbeitet von DeusExMachina

'Come on you young men, make the spirit in your heart strong and valiant, and do not be in love with life when you are a fighting man.' - Tyrtaeus

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Bin gerade auf etwas gestoßen worden, dass sicherlich auch andere Interessiert: Ein Stummfilm der US Army zum Nahkampftraining für den Grabenkampf im ersten Weltkrieg.

Besonders interessant für mich: Die Hebel und Würfe die soweit ich es weiß direkt aus dem Judo übernommen wurden, so wie die Tatsache, dass neben dem 'sauberen' Boxkampf auch heftig fieses zeug wie Genitaltritte vermittelt wurde.

Ach ja, und das nach wie vor der Bajonett-Drill Angesagt war, obwohl zu diesem Stadium im ersten Weltkrieg völlig weltfremd.

 

 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

...ich frage einfach mal hier - es geht um eine juristische Einschätzung:

 

Ist ein Springmesser ein Einhandmesser?

 

 

 

 

BG

Aus Wartungstechnischen Gründen wurde das Licht am Ende des Tunnels vorrübergehend ausgeschaltet, wir danken für Ihr Verständnis.

 

*****Champion des Imperators

"Primus inter pares" - Hoher Rat zu Terra

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Darum geht es ja... -

 

Wer ein Springmesser erwirbt, besitzt, überlässt, führt, verbringt, mitnimmt, herstellt, bearbeitet, instand setzt oder damit Handel treibt, muß mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe rechnen, § 52 Abs. 3 Nr. 1 WaffG.

Die Anlage 1 Abschnitt 1 Unterabschnitt 2 Nr. 2.2.1 zum Waffengesetz erklärt was Springmesser sind:

2.1 Messer,
2.1.1 deren Klingen auf Knopf- oder Hebeldruck hervorschnellen und hierdurch oder beim Loslassen der Sperrvorrichtung festgestellt werden können (Springmesser),

Diese Messer werden vom Gesetz als verbotene Waffen bezeichnet. Es gibt jedoch einfache Ausnahmen, wie Anlage 2 Abschnitt 1 Nr. 1.4.1 zum Waffengesetz festschreibt:

Hiervon ausgenommen sind Springmesser, wenn die Klinge seitlich aus dem Griff herausspringt und der aus dem Griff herausragende Teil der Klinge

  • höchstens 8,5 cm lang ist und
  • nicht zweiseitig geschliffen ist;

Es gibt also zwei rechtlich verschiedene Formen von Springmessern. Beiden gemein ist, daß es keine Werkzeuge, sondern Waffen im Sinne des WaffG sind. Das nicht verbotene Springmesser soll als gekorene Waffe gemäß § 1 Abs. 2 Nr. 2b WaffG anzusehen sein, so auch der BGH.  Diese Messer sind nicht verboten, der Erwerb und Besitz ist erlaubt. Mit hoher Strafbewehrung verboten sind die Springmesser, deren Klinge nicht seitlich herausspringt oder deren Klinge länger ist.

 

Und wenn ich nun ein nicht verbotenes Springmesser erlaubt besitze, führe (die tatsächliche Gewalt darüber außerhalb der eigenen Wohnung, Geschäftsräume, des eigenen befriedeten Besitztums oder einer Schießstätte ausüben), darf ich es eigentlich doch nicht, weil es ein Einhandmesser ist, korrekt?

 

Denn das OLG Stuttgart entschied, dass

  1. § 42 a Abs. 2 S. 1 Nr. 3, Abs. 3 WaffG, wonach das Führen eines Einhandmessers erlaubt ist, wenn dies einem allgemein anerkannten Zweck dient, genügt dem Bestimmtheitserfordernis des Art. 103 Abs. 2 GG.
  2. Das Führen eines Einhandmessers in einem Pkw durch eine Privatperson, um damit in einem eventuellen Notfall den Sicherheitsgurt durchschneiden zu können, dient keinem allgemein anerkannten Zweck i. S. d. § 42 a Abs. 3 WaffG
     

 

 

Aus Wartungstechnischen Gründen wurde das Licht am Ende des Tunnels vorrübergehend ausgeschaltet, wir danken für Ihr Verständnis.

 

*****Champion des Imperators

"Primus inter pares" - Hoher Rat zu Terra

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Da wäre es wohl besser einen Anwalt zu fragen als hier im Forum.

Rechtlich gesehen Grenzen sich Springmesser und Einhandmesser voneinander durch den Öffnungsmechanismus ab.

Aber das sind wieder so rechtliche Haarspaltereien.

Der, der einen Arm verliert kann weiterkämpfen,

der , der den Kopf verliert nicht.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden
×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Wir haben Cookies auf Ihrem Gerät platziert, um die Bedinung dieser Website zu verbessern. Sie können Ihre Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass Sie damit einverstanden sind.