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Intro

 

Die folgende Geschichte entsteht "on the fly" während des Sommerprojekts 2019. Die Miniaturen, die in diesem Projekt bemalt werden, werden in eine Erzählung eingebunden, ebenso die Kommentare der Threadbesucher, sofern dies möglich ist. So ergeben sich auch die Namen der Figuren in der Geschichte. Sollte jedoch jemand die Ersetzung seines / ihres Namens in der Story wünschen, bitte ich um eine kurze Benachrichtigung via PM. Gerne auch mit Namensvorschlag.

 

An dieser Stelle wird nun die Geschichte im Zusammenhang präsentiert, sodass euch Neueinsteiger, die das S ommerprojekt verfolgen, sich einen kurzen Überblick verschaffen können. Geplant ist auch eine Überarbeitung der Story am Ende des Projekts oder auch zwischendrin, da ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausschließen kann, dass Logikfehler o.ä. entstehen. Zudem fehlt es noch an Anschaulichkeit, da die Fotos, auf die sich die Kommentare beziehen, hier nicht mit eingebunden werden. Wenn ihr Logikfehler entdeckt oder auch andere Anmerkungen habt, die mir bei der Überarbeitung helfen könnten, freue ich mich natürlich sehr.

 

Für manche erscheint es vielleicht ungewöhnlich, dass der Großteil in Präsens geschrieben ist. Diese Textstellen sollen die Unmittelbarkeit der Geschehnisse verdeutlichen. Präteritum wird dagegen für jenen Teil der Geschichte verwendet, in welcher die Figuren in einer Nebenhandlung verstrickt sind. Möglicherweise ändere ich dies am Ende noch, aber das werde ich später entscheiden. 

 

Vielen Dank für alle, die sich den Spaß gegönnt haben bzw. gönnen, selbst zu der Geschichte beizutragen. Sofern möglich, binde ich diese Kommentare aus dem Sommerprojekt natürlich ein.

 

LadyN8hawk

Stand: 15. Juli 2019

bearbeitet von LadyN8hawk
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Meine Maltische: 

N8hawk's Nachtcafé ••• Frostgrave Projekt ••• Superdome (Blood Bowl)

Meine aktuellen oder älteren kreativen Verbrechen dokumentiere ich auch auf Instagram .:katze:

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TEIL 1

LadyN8hawks Nachtcafé

 

Es ist Nacht und wesentlich kühler als ihr erwartet habt. Ihr wisst nicht mehr, was passiert ist, schon seit Stunden irrt ihr herum, seid orientierungslos, erst jetzt habt ihr den verlassenen Ort in der Dunkelheit entdeckt, ein Licht zieht euch magisch an. Ihr geht vorbei an zerfallenen Häusern, sie wirken leblos wie die Ratten, die grau und knochig um eure Füße huschen. Leblos? Eure Finger streifen die grauen Holzfassaden, ihr könnt nicht anders, doch erschrocken zieht ihr die Hand zurück: die Wände sind eisig. Wie kann das sein? Doch bevor ihr weiter nachdenken könnt, habt ihr das Licht erreicht. Das trübe Fenster meines Cafés wirft einen warmen Schein in die Dunkelheit. Ihr öffnet die schwere Holztür und schließt sie hinter euch. Krachend fällt sie ins Schloss. Erstaunt stellt ihr fest, dass der Raum nur schwach beleuchtet ist. Hier und da flackern ein paar Kerzen, die wenigen Tische sind unbesetzt. Aus einem alten, staubigen Radio auf einem Sims mit einer kleinen Schädelsammlung unbekannter Kreaturen ertönt leise und kratzend ein altes Lied, das so gar nicht zu der Atmosphäre passen will ...

 

"Seid willkommen", begrüße ich euch und ihr zuckt erschrocken zusammen. Erst jetzt entdeckt ihr mich an einem kleinen Pult in der hinteren Ecke des Raumes. Eine Kerze erleuchtet schwach mein Gesicht und auf meinem Tisch stehen zahlreiche kleine Töpfchen mit zähen, bunten Flüssigkeiten, in einer alten Blechdose stehen Pinsel mit unterschiedlichen Spitzen, Staub tanzt in der Luft. Ich blicke kurz auf, meine blaugrauen Augen zu misstrauischen Schlitzen verengt. "Was führt euch zu mir?", frage ich, doch ihr wisst keine Antwort. Gedankenverloren greift ihr eine der kleinen Figuren, die ich zum Trockenen auf eine umgedrehte Weinkiste gestellt habe. Plötzlich stehe ich hinter dir, du kannst meinen Atem in deinem Nacken spüren. "Wenn du sie zu lange in der Hand hältst, erwachen sie zum Leben und du nimmst ihren Platz ein", flüstere ich leise in dein Ohr. Zitternd stellst du den kleinen Dschinn wieder zurück, dein Gesicht ist weiß, deine Augen groß. Du glaubst mir. "Setz dich, was möchtest du trinken? Ich werde dir eine kleine Geschichte erzählen. Die Geschichte meiner Miniaturen..."

 

Ich serviere Euch das gewünschte Getränk und schaue Euch lange an. Noch immer zittert Ihr etwas, als Ihr das Glas zum Mund führt. "Ihr glaubt mir also", stelle ich zufrieden fest und drehe eine Miniatur zwischen den Fingern, um sie von allen Seiten zu betrachten. Ihr nickt. "Sicher fragt Ihr Euch, warum sie in meinen Händen nicht zum Leben erwacht?" Erneut nickt ihr, zögernd. Ich lache. Ein dunkles Lachen. "Nun, das werdet Ihr noch früh genug erfahren. Aber ich versprach euch die Geschichte meiner Miniaturen und man soll mich keine Lügnerin nennen." Ich stelle die kleine Figur vor Euch hin und Ihr streckt die Finger nach ihr aus, zuckt im letzten Moment jedoch zurück. Habt ihr mich kichern gehört? Ihr seid euch nicht sicher. "Das hier, mein werter Freund, ist William Yorick", fahre ich fort. Das alte Radio spielt nun eine sanftere Melodie, während Ihr die kleine schwarz-weiße Figur eines bärtigen Mannes vor euch betrachtet, der einen Totenschädel in der einen und eine Schaufel in der anderen Hand hält. "William wird mein Totengräber sein", fahre ich fort und nehme die Figur wieder an mich, um mich an mein kleines Pult zu setzen. Neugierig verfolgt ihr jede meiner Bewegungen. "Doch wie ihr unschwer erkennen könnt, hat er einen Sinn fürs Dramatische! Das macht die Sache nicht leichter..." Während ich eine dünne erste Farbschicht auftrage, muss ich schmunzeln. "Schon immer wollte er ein berühmter Shakespeare Schauspieler sein", fahre ich gedankenverloren fort, mehr zu mir selbst als zu Euch gesprochen und ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, als ich das nächste Mal aufblicke. "Was meint Ihr, gefällt Euch das Farbschema?" Ihr werft einen langen Blick auf Yorick, der nun eine braune Hose zu einem ockerfarbenen Jacket trägt, darunter eine noch graue Weste über einem weißen Unterhemd. "Die, die Handschuhe, die grünen Handschuhe", stottert Ihr, als wagtet ihr keine Kritik zu üben. "Ja, ich weiß, sie fallen noch stark auf, aber das wird sich bald ändern." Mir gefällt Eure Anmerkung, zeugt sie doch von Mut und Farbensinn. Vielleicht ...

 

Ich kann meinen Gedanken nicht zu Ende führen, denn plötzlich schwingt die Eingangstür krachend auf und eine kleine Gruppe zwängt sich in mein Café. "Wir sind @malkavienne , @Drachenklinge , @Delln und @Mr. V", tönt es mir unvermittelt entgegen, "und wir suchen ein Zimmer für die Nacht. Könnt Ihr uns eines anbieten?" Schon seit Stunden suchten wir unabhängig voneinander nach einer Herberge und fanden so zufällig an diesem uns unbekannten Ort zusammen. Zufall? Kaum merklich schüttele ich den Kopf. "Wir sind ein Café, keine Herberge", entgegne ich mürrisch, aber wenn ihr keine großen Ansprüche stellt, könnt ihr später euer Lager auf dem Boden aufschlagen, wenn ihr die Tische etwas zur Seite rückt."  Ihr nickt dankbar und erleichtert. "Was kann ich euch anbieten?", frage ich.

 

Während ich einen Teil der Gruppe mit den gewünschten Getränken versorge, nähert sich @Drachenklinge meinem Pult. "Sehe ich da ein paar Minis von Northstar für Frostgrave? Und was ist denn dieses Froschding im linken Regal?"

 

Überrascht von so viel Neugier und Direktheit, geselle ich mich zu ihm. "Das, werter Fremder, sind alles Northstar-Miniaturen", und deute auf den zweiten Block Miniaturen, den ich für die kommenden Sommerwochen schon auf einem kleinen Board bereit gelegt habe. "Ihr habt ein gutes Auge und einen scharfen Verstand", nicke ich anerkennend. "Nur das Froschdings, wie ihr es nennt, verwechselt Ihr vermutlich mit einem Dschinn und seiner Lampe", korrigiere ich süffisant lächelnd. Die anderen Gäste nähern sich und schauen uns schließlich über die Schulter. Einer, der sich selbst @Mr. V nennt, schaltet sogar mein kleines Radio aus und stimmt ein Lied an.

 

Ungläubig schaue ich ihn an. "Ich denke, Ihr seid übermüdet, mein Freund", sage ich und lege meinen Arm mitfühlend um seine Schulter. Es ist auch schon spät. Lasst uns morgen weiter sprechen und schlagt Euer Lager auf, ich bringe euch ein paar Decken und Kissen." Nachdem es sich die Gruppe bequem gemacht hat, lösche ich die Kerzen. "Schließt jetzt die Augen und schlaft, meine Freunde. Und egal, was passiert, egal was ihr hört: öffnet sie nicht. Gute Nacht." Und mit einem kräftigen Hauch puste ich die letzte Kerze aus.

 

Als ich am Morgen den Gastraum betrete, sehe ich @Drachenklinge, wie er mürrisch eine meine Figuren in den Händen hält und sie genau inspiziert. Irgendetwas scheint ihn zu beschäftigen. "Die ganze Nacht habe ich mich im Bett schlaflos hin und her gewälzt", beginnt er leise zu sprechen, um die anderen nicht zu wecken. "Ihr sagtet, das sei in Dschinn, doch hab ich noch nie einen solchen gesehen." Ich trete neben ihn und schließe das Fenster, durch das man die Felder hinter meinem Haus erblicken kann. Die Sonne scheint aufgehen zu wollen, doch kämpft sie noch mit den letzten Schleiern der Nacht, die sie gefangen halten. Der Himmel sieht bedrohlich aus, Frost glitzert auf den dürren Ästen der alten Weide neben dem Brunnen. Frost. Im Sommer. @Drachenklinge scheint es nicht bemerkt zu haben. Noch immer starrt er auf die Miniatur. "Wenn Ihr die Figur noch länger in den Händen haltet, werdet Ihr die Antwort am eigenen Leibe erfahren", sage ich warnend und schmunzelnd zugleich. Langsam stellt er die Mini auf das alte Brett zurück und ich betrachte die aufgerichteten Haare seines Unterarms. Fast wäre ich zu spät gekommen. Fast. Auf das Brett deutend fahre ich fort: "Wir haben uns gestern tatsächlich missverstanden. Ich glaubte, Ihr meintet das andere Regal. Diese Figuren stammen aus einem alten Anwesen am anderen Ende des Dorfes. Ihr findet dort mehrere Villen und nur wenige, die sie aufsuchten, kehrten zurück oder waren nicht mehr sie selbst, weshalb sie die Villen des Wahnsinns genannt werden. Ich war noch sehr jung, als ich sie einfing." @Drachenklinge schaut mich erstaunt an. "Ihr fingt sie ein?" "Ja, aber das ist eine andere Geschichte und würde jetzt zu weit führen. Dieses hier", ich deute auf das große Monster links, "wird Sternengezücht genannt. Es ist sehr mächtig und seinen Klauen sollte man sich nicht in den Weg stellen." Mein Gast schluckt hörbar. "Und der Frosch, wie Ihr ihn nennt, ist ein Tiefes Wesen, ein Wasserwesen, halb Mensch und halb Fisch. Mit dem Frosch lagt Ihr also gar nicht so falsch, denn tatsächlich quakt es wie einer und bewegt sich auch hüpfend fort." Angeekelt blickt @Drachenklinge zwischen mir und dem Wasserwesen hin und her. "Und Ihr habt es eingefangen? Mit bloßen Händen? Aber es ist eine Miniatur, wie ...?" "Lasst gut sein, so früh am Morgen möchte ich ungern über blutige Nächte sprechen. Setzt Euch zu mir und trinkt einen Kaffee. Die Geschichte erzähle ich Euch ein andermal und die restlichen Figuren stelle ich euch später vor. So wie der Morgen sich entwickelt solltet ihr noch einige Tage hier bleiben. Ein schweres Unwetter zieht heran und glaubt mir, ihr wollt es nicht im Freien erleben." Er nickt.

 

Plötzlich schwingt die Tür auf. Ein weiterer Suchender tritt frierend ein und stellt sich als @m.fhtagn vor. "Furchtbar da draußen", poltert er los und schlägt sich den Dreck von den Schuhen. "Habt ihr ein Bett für mich?" Seufzend nicke ich. Wenn noch mehr kommen, muss ich wohl die Scheune öffnen. "Seid etwas leiser", bitte ich ihn und winke ihn zu mir. "Hier, nehmt diesen Kaffee, er wird euch guttun." Doch anstatt sich zu uns zu setzen betrachtet er amüsiert mein Malpult. "Diese Mini da", er deutet auf Yorick, "warum hat er grüne Hände?" "Das hab ich mich auch schon gefragt!", tönt es schlafvertrunken aus dem Hintergrund. @malkavienne ist also auch schon wach. Erneut muss ich seufzen, trete hinter die alte speckige Theke und öffne eine der unteren Eichenschubladen. Ich finde, was ich suche. "Hier", sage ich und lege die alte vergilbte Fotografie auf den Tisch, an dem nun auch @malkavienne und der noch müde wirkende @Delln Platz genommen haben.

 

"Das ist eine alte Aufnahme von dem guten William. Er trug offensichtlich immer grüne Handschuhe bei seiner Arbeit, vielleicht war das sein Markenzeichen. Aber natürlich werde ich die Farbe noch verändern. Denn es ist wichtig, sie genau zu treffen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie wichtig dies gerade bei jenen Figuren ist ...." Meine Gäste schauen mich ratlos an, als ich die Fotografie schnell wieder verräume. Ich sehe ihnen an, dass sie mehr erfahren wollen, doch für den Moment trauen sie sich nicht, mir weitere Fragen über die Bedeutung der richtigen Farbe zu stellen. "Aber wie geht ihr vor, wenn ihr die Farben auftragt", lenkt @Drachenklinge das Thema geschickt auf die Technik. "Nun, ich trage die Farben in sehr dünnen Schichten auf, was mir schwer fällt. Die Kälte, wisst ihr, diese furchtbare Kälte lähmt oft meine Finger und selbst die Wärme des Kamins vermag sie nicht zu lösen. Und tatsächlich probiere ich immer wieder mal etwas Neues aus. Bei William zum Beispiel, möchte ich meine Vorarbeiten noch möglichst lange sehen. Nur das Gesicht ist schon fast fertig." Ich schmunzel. "Doch genug davon. Lasst uns frühstücken und erzählt mir etwas von euch, ich will euch nicht mit meinen Geschichten langweilen." Meine Gäste nehmen Platz und ich trage auf, was sie wünschen. Draußen scheint die Sonne den Kampf verloren zu haben. Vielleicht sollte ich die Türen abschließen, vielleicht...

 

Kaum serviere ich @m.fhtagn seinen Kaffee, springt er auch schon wieder auf, wobei er fast die Hälfte über seine Finger vergießt, die den Henkel noch immer fest umklammern. "Au, verdammt", schreit er wütend auf und reibt die Finger mit dem Ärmel seines löchrigen Hemdes trocken, den er über die andere Hand gezogen hat . "Was denn?", herrscht er die anderen an, die ihn ungläubig dabei beobachten. Ein unruhiger Geist also, denke ich. Impulsiv. Und neugierig. Denn schon stapft er wieder auf die Regale mit meinen Miniaturen zu. "Ha, ich wusste gleich, dass das ein Deep One ist!", ruft er triumphierend aus, ohne sich zu uns umzudrehen. Und auf William zeigend ergänzt er: "Und bei dem da haben die Handschuhe die falsche Farbe, das müsst Ihr ändern. Auf dem Foto, was Ihr uns gezeigt habt, ist das doch klar zu erkennen!" Ich stehe auf und lege ihm beschwichtigend und seufzend meine Hand auf die Schulter, unschlüssig, was ich sagen soll. Vielleicht hat er Recht, aber wenn er sich irrt ... Nun steht auch @Drachenklinge auf, geht hinter die Theke und öffnet erneut die Schublade, aus der ich das alte Foto von William Yorick hervorgeholt hatte und beginnt sie zu durchsuchen. Staub wirbelt auf und flimmert tanzend durch die Luft, @Mr. V und @malkavienne schauen sich fragend an. "Was fällt Euch ein, meine Privatsachen zu durchwühlen?", herrsche ich ihn an. Mit wenigen Schritten durchquere ich den Raum und stoße dabei die Stühle so heftig zur Seite, dass sie krachend zu Boden fallen. Doch @Drachenklinge reagiert nicht, murmelt nur leise vor sich hin: "Die Handschuhe wirken gelb, aber nur dort, wo der Lichtschein der Kerzen oder Petroliumflamme hinfällt. Die Kühle der Nacht zeigt sie blau." Das Foto von William liegt hinter ihm auf dem Boden und kaum stehe ich neben ihm zieht er vorsichtig ein in Leder eingebundenes Buch aus dem Grund der Schublade hervor. Langsam blättert er in den vergilbten Seiten.

 

"Ich wiederhole mich nur ungern", zische ich ihn an, während ich das Foto von den knarrenden Dielen aufhebe. "Warum durchwühlt Ihr meine Privatsachen?" Erschrocken schlägt er das Buch zu und legt alles hastig wieder an seinen Ort zurück. "Ich, ich weiß es nicht", stottert er, "es erschien mir plötzlich unglaublich wichtig. Ich konnte einfach nicht anders." Prüfend blicke ich ihn von oben herab an. Hatte er William heute Nacht heimlich genauer angeschaut und ihn dabei zu lange in den Händen gehalten? Das würde sein Verhalten erklären. Oder war er einfach nur unverschämt? Oder gar hilfsbereit? Ich beschließe, ihn genauer zu beobachten und es vorerst dabei zu belassen. Ihn bei dem drohenden Unwetter vor die Türe zu setzen, wäre gar zu unmenschlich. Unmenschlich. Ich grinse schief vor mich hin.


"Ach, lasst es gut sein", mischt sich plötzlich @m.fhtagn ein. "Vielleicht solltet Ihr einfach Williams Originalhandschuhe suchen, wenn die Farbgebung so wichtig ist. Besteht die Möglichkeit, dass es sie noch irgendwo gibt?" Ein schlauer Kopf und er hat Recht. Die Originalhandschuhe könnten mir mit Sicherheit weiter helfen. "Tatsächlich habe ich damals, als ich Yorick fand, auch seine Privattruhe mitgenommen und irgendwo in einem der Gewölbekeller meines Cafés abgestellt. Ich muss sie wohl über die Jahre vergessen haben."

"Aber wenn diese auch eine Miniatur ist, brauchen wir wohl eine Pinzette, um sie zu durchsuchen und eine Lupe, um sie zu finden", lacht  @Mr. V schallend auf. @malkavienne bringt ihn mit einem Blick zum Schweigen. "Ihr habt Gewölbekeller unter diesem Café?", fragt sie fast schon eine Spur zu interessiert. "Ein seltsames Café."  Ich muss lächeln. "Oh ja, Liebes", entgegne ich ihr, "und Ihr wäret eine große Hilfe, wenn Ihr sie mit unseren Freunden hier durchsuchen würdet, während ich weiter an William arbeite." Sehe ich da ein freudiges Glitzern in ihren Augen? Mit Sicherheit. Mir schien es doch gleich so, als habe sie einen Hang für schaurige Abenteuer. Es würde mich nicht wundern, wenn sie sich insgeheim wünschte, in meinen Kellern einem leibhaftigen Vampir zu begegnen. Und während ich noch die Wahrscheinlichkeit einer solchen Erscheinung erwäge, springt die junge Frau auch schon auf. "Natürlich! Und wer weiß, was wir noch alles entdecken." Ich hatte also Recht. "Wo müssen wir lang?". Nur schwer ein Lachen unterdrückend erkläre ihr den Weg und schon packt sie@Drachenklinge am Arm und ehe er Gegenwehr leisten kann, zieht sie ihn mit sich. Auch @Mr. V folgt ihr bereitwillig und schließlich geht auch @m.fhtagn durch die kleine Tür links neben der Theke, um weiter in das Innere meines Hauses zu gelangen. Endlich habe ich meine Ruhe und kann an der Miniatur weiter arbeiten.

 

Die Zeit und die Suchenden vergessend merke ich nicht, wie es wieder Abend geworden ist, als ich William im Kerzenschein betrachte. Die Farben sind nun deckend, er wirkt fast lebendig. "Das sollte fast ausreichen", flüstere ich leise und halte William so, wie er den kleinen Totenschädel hält. "Sein oder nicht sein, mein Freund. Das ist hier tatsächlich die Frage." Traurig stelle ich ihn zum Trocken ins Regal und drehe das kleine Radio wieder an, gerade so, dass man die Melodie noch wahrnehmen kann und die traurigen Worte versteht, die von einem vergangenen Königreich eines einsamen Mannes erzählen. 

 

Ich weiß nicht, wie lange das Lied schon verklungen ist, als ich bemerke ich, wie kalt es geworden ist. Ich schaue nach draußen. Schneeflocken tanzen vor dem mondbeschienen Himmel. Bald ist es wohl so weit. Schnee im Sommer. Ich muss mich beeilen. 

 

Als es an der Tür klopft, fahre ich erschrocken zusammen und bevor ich etwas sagen kann, betritt ein weiterer Unbekannter meine Stube:

 

"Ein Wetterchen da draußen. Auch wenn es mir ein wenig voll in eurem Heim erscheint, will - nein muss ich die Gelegenheit beim Schopfe packen und mehr über die Rätselhaftigkeiten herausfinden, die hier zugange sind. Eure Miniaturen, edle Dame, scheinen mir doch von besonderer Natur und auch über die Villen möcht' ich mehr erfahren. Nehmt ihr mich auf?"

 

Ich sehe die Abenteuerlust in den Augen des Fremden leuchten. "Natürlich!", kommt herein, aber schließt den Riegel an der Tür. Ihr scheint uns und mein Dorf schon eine Weile beobachtet zu haben, denn Ihr wisst offenbar, wovon Ihr sprecht. Also nehmt Platz, ich werde ein Feuer im Kamin entfachen. Darf ich euch ein gutes Glas Wein anbieten? Dann könnt Ihr mir erzählen, was Ihr über die Rätselhaftigkeiten bereits erfahren habt, von denen Ihr spracht." Und mein neuer Gast, der sich als @Da Brülla vorstellt, und ich setzen uns an den Kamin und er beginnt zu erzählen. Nur manchmal unterbricht ein Rumpeln weit weit unter uns unser Gespräch...

 

In den Gewölbekellern

 

 @malkavienne und @Drachenklinge traten gerade durch die Tür in das Innere des Hauses als sie aus den Tiefen des Kellers unter ihnen ein leises Klopfen vernahmen. Die Abenteurer schauten sich überrascht, doch niemand zeigte die geringste Furcht. Sie alle hatten schon viel erlebt, da ließen sie sich von einem unbestimmten Klopfen nicht aufhalten. So griff sich  @Mr. V eine Fackel von der Wand, schob sich seinen alten Lederhut zurecht und löste sicherheitshalber, und wirklich nur zur als reine Vorsichtsmaßnahme, seine Peitsche vom Gürtel. Dann folgte er summend seinen Gefährten in die Tiefe. @Drachenklinge, der noch immer in Gedanken bei dem kleinen Ausbruch der Falkenlady war, denn schließlich hatte sie ja selbst damit angefangen, dass alles genau sein musste, hatte tatsächlich keine Angst in den Keller zu gehen, doch eigentlich wollte er doch malen. Dafür reiste er schließlich umher, immer auf der Suche nach den besten Farben und Gelegenheiten. Aber er ließ sich von der jungen Dame vor ihm widerstandslos mitziehen. Schließlich gab es da unten ja vielleicht auch interessante Geländeteile, die er als Umgebungsschmuck für seine Miniaturen nutzte. Wenn er an LadyN8hawks Miniaturen dachte, fühlte er sich unbehaglich. Er hatte schon schönere und besser bemalte gesehen, aber diese hier wirkten so anders, so lebendig. Er schaute sich um, als sie die letzte Stufe erreicht hatten, die doch tiefer nach unten führte, als sie erwartet hatten. "Der trägt tatsächlich eine Peitsche und einen Hut? Was sind das hier für Typen?", dachte er, sagte jedoch nichts und klemmte sich einen eingetrockneten Pinsel hinters Ohr. Er hatte keine Angst und was sollte schon passieren. Bevor er in den langen Gang blickte, der nun vor ihnen lag, sah er noch @m.fhtagn, wie er ihnen zögernd folgte. Er schien noch unschlüssig sein, ob er ihnen tatsächlich folgen sollte, denn sein Gesicht spiegelte ungestellte Fragen wider. Auch als sie weiter gingen hielt er etwas Abstand, als wollte er sie wohl im Auge behalten. Der alte Mann mit dem Pinsel hinterm Ohr kam ihm tatsächlich seltsam vor und ebenso die Frau, die für seinen Geschmack viel zu erpicht darauf war, schnell immer tiefer in die Gewölbe vorzudringen. Und der Typ mit seinem Fedora und der Peitsche erinnerte ihn an irgendjemanden, doch er kam nicht darauf an wen. Aber es hatte irgendetwas mit Schlangen zu tun. Das war verrückt. Denn warum sollte es hier Schlangen geben? Wie kam er überhaupt darauf? Er schüttelte den Kopf.

 

@m.fhtagn schaute sich nun ebenfalls um, als er den Kellergrund erreichte. Vorhin war doch noch jemand bei ihnen. Jener, der ihm als @Delln vorgestellt worden war und seither kein Wort mehr gesagt hatte. War er wieder umgekehrt? Doch er konnte nichts erkennen. "Ganz schön dunkel hier unten", dachte er. "Gut, dass der Peitschentyp eine der Fackeln von der Wand mitgenommen hat, sonst könnte man hier überhaupt nichts sehen." Er schaute sich vor sich. "Wo bin ich hier nur reingeraten? Das Café an sich ist schon merkwürdig genug, und dann dieser Keller, der viel größer zu sein scheint, als ich zuerst dachte. Zu groß für das kleine Café. Und mich lässt das Gefühl nicht los, hier unten wartet noch mehr auf uns, als nur William Yoricks Privatbesitz..."  Zügig schloss er zu den anderen auf. Sein Herz klopfte stärker, als er zugeben wollte und er beruhigte sich mit dem Gedanken, dass sie einfach auch Bier und Wein finden könnten. Die Handschuhe, Bier und Wein. Das gefiel ihm. Doch sein Herz beruhigte sich nicht.

 

LadyN8hawks Nachtcafé

 

Die Stunden vergehen, während ich @Da Brülla die Geschichte meines verlassenen Dorfes erzähle, in welchem mein kleines Café die letzten Seelen beherbergt, die sich noch in diese Gegend verirren und in welchem ich seit Jahrhunderten gegen die dunklen Mächte anmale, die in den vergangenen Monaten immer stärker zu werden scheinen. Welche Rolle meine Miniaturen in diesem fast hoffnungslosen Kampf spielen, eröffne ich dem Fremden jedoch noch nicht, denn auch meine Gegner haben ihre Spione, die sich manchmal hinter menschlichen Fassaden verbergen. @Delln, der sich fest entschlossen hatte, der Gruppe nicht in den Keller zu folgen und im letzten Moment umgekehrt war, leert gerade seine vierte Tasse Kaffee, als plötzlich an der Wand neben der Eingangstür ein großer blau leuchtender Kreis erscheint, der sich sich immer weiter zu den Seiten hin ausdehnt, bis er die Form eines Auges angenommen hat. "Ich hab doch gesagt, dass es auch so funktioniert", hören wir @Drachenklinges stolze Stimme hinter der Erscheinung. Fasziniert stehe ich auf und trete näher an das leuchtende Gebilde heran. "Ein Magisches Auge", flüstere ich, "es ist schon sehr lange her, dass ich es in einer solchen Perfektion gesehen habe!" "Danke", hören wir Drachenklinge erfreut erwidern. Die Übertragung ist scheinbar ebenso perfekt wie das Auge selbst. Auch Da Brülla und Delln kommen langsam näher, als das blaue Leuchten schwächer wird und ein Bild an seine Stelle tritt.

 

"Sind das etwa weiße Spinnen, die da an der Gewölbedecke hängen", fragt @Delln angewidert wohl eher sich selbst als die Seelen im Keller. "Nein, nein", antwortet @malkavienne fröhlich aus dem Hintergrund, "das sind nur die Außenskelette, die zurückbleiben, wenn sie sich häuten." Höre ich @m.fhtagn verzweifelt aufstöhnen? Vermutlich habe ich mich geirrt. "Aber wenn das nur die Hüllen sind, dann bedeutet das doch, dass ...", @Dellnbeendet den Satz nicht. Ich nicke. Aber Spinnen sind wohl das geringste Problem, das den Abenteurern in den Gewölben begegnen kann. "Ich nehme an, dass es nicht die Gewölbedecken sind, die ihr uns zeigen wollt, oder?" "Nein, nein", antwortet mir @Mr. V und ich bin beruhigt, dass es allen gut zu gehen scheint. "Wir haben das hier gefunden!" Das Innere des Magischen Auges beginnt zu flackern und ein neues Bild tritt an die Stelle des alten. Es zeigt ein paar Handschuhe, die zwischen Staub und allerlei Unrat fast verborgen sind und von einem dunklen Leinennetz zum Teil verdeckt werden.

 

"Könnten das Yoricks Handschuhe sein? Wir haben sie zwischen Gerümpel in einer alten kleinen Kiste gefunden. Hier scheint alles eingestürzt zu sein, der Deckel fehlt." Ich trete noch näher heran und muss seufzen. "Ja, das sind sie. Gelb, ockerfarben, nennt die Farbe wir ihr wollt, aber sie sind nicht grün", grummel ich vor mich hin, gehe zu meiner Pinselsammlung und kehre mit dem besten zurück. Vorsichtig tauche ich ihn in das Magische Auge und plötzlich beginnt er in meiner Hand zu glühen. Als ich diese zurückziehe, ist seine Spitze mit samtener Ockerfarbe getränkt. "Das sollte genügen, habt Dank, meine Freunde und seht zu, dass ihr bald zu uns zurückkehrt. Ich werde eure Hilfe hier oben dringend benötigen und ein Magisches Auge wird dann leider nicht mehr genügen." "Einverstanden", höre ich noch @Drachenklinges Stimme, bevor das Auge sich langsam flackernd auflöst und auch @m.fhtagns Einwand klingt noch aus weiter Ferne zu uns durch bevor die Wand einfach wieder eine Wand ist: "Aber wir haben doch noch nicht den Weink...". Stille. "Geht schlafen und sammelt eure Kräfte", wende ich mich an die anderen, "wir reden morgen weiter, falls die Sonne noch einmal aufgehen sollte." Skeptisch schaue ich in die tiefschwarze Dunkelheit hinaus. Das Schneetreiben hat aufgehört doch das Kopfsteinpflaster glitzert unter einen hauchdünnen Frostschicht. Es schneit nicht mehr. Frost legt sich über das Land. "Ich muss Yorick fertig malen, es dauert schon alles viel zu lange." Meine Gäste ziehen sich nickend auf ihre provisorischen Schlaflager zurück und löschen die Kerzen. Dunkelheit. Nur auf meinem Maltisch steht noch eine schwach brennende kleine Kerze.

 

Ich setze mich gerade, als die Eingangstür krachend aufschwingt und sofort wieder zugeschlagen wird. In der Dunkelheit erkenne ich die Silhouette eines Mannes. ""Verzeiht mein unhöfliches Eindringen in Eure gute Stube, aber das Wetter draußen ist einfach zu unwirtlich, um Eure Antwort auf mein wahrscheinlich kaum wahrzunehmendes Klopfen abzuwarten. Es sei mir hoffentlich gestattet einzutreten."

 

"Kommt näher, Fremder, ich möchte Euer Gesicht sehen" , und der junge Mann tritt an meinen Tisch heran. Ich erhebe mich und leuchte in sein Gesicht. Schüchtern lächelnd spricht er weiter: "Meine Wanderung durch das Sommerprojekt hat mich wohl vom Weg abkommen lassen und so bin ich nun einfach dem Licht gefolgt. Sagt, gibt es für einen ziellosen Wanderer einen bescheidenen Platz an Eurem Kamin? Ich könnte Euch, neben Geschichten über den kleinen Flow, lediglich ein paar Herzchen und ein Abo bieten."

 

Seine Augen wirken freundlich, doch ich verstehe nicht, was er meint. Sommerprojekt? Flow? Herzchen und Abo? Er scheint aus einem fernen Ort zu stammen, denn diese Worte sind mir unbekannt. "Wartet einen Moment, äh ..." - "Farin 17 nennt man mich", kommt er meiner Frage zuvor. "Siebzehn? Welch ungewöhnlicher Name. Nun, wartet einen Augenblick. Ich hole Euch eine Matratze und wenn ihr mir helft zwei Tische nach hinten zu tragen, könnt ihr euer Lager hier ebenfalls hier aufschlagen. Noch ist Platz. Wir reden morgen weiter, denn ich habe viel zu tun." Er nickt und kurze Zeit später liegen meine Gäste tief schlafend auf dem Matratzenmeer, welches sich vor mir ausbreitet. Kopfschüttelnd setze ich mich wieder und beginne zu malen. "Die Zeit ist so knapp", flüstere ich, "viel zu knapp ...."

 

In den Gewölbekellern

 

"...keller gefunden!", entfuhr es @m.fhtagn, dessen dumpfe Stimme erfreut aus einem der Keller neben ihnen erklang, als der leuchtende Schein vor @Drachenklinge soeben verblasste, doch die Falkenlady schien ihn nicht mehr gehört zu haben. Auch der Alte gab vor, ihn nicht vernommen zu haben. Stattdessen blickte er stolz die anderen an, immerhin hatte er soeben ein ausgezeichnetes magisches Auge erschaffen, was er schon seit Jahren nicht mehr versucht hatte. Aber niemand schien von dieser magischen Leistung beeindruckt zu sein. Er war enttäuscht. Magie schien in diesem Teil der Welt nichts Besonderes zu sein. So wandte er sich mürrisch schnaubend und mit rollenden Augen der jungen Frau mit den schulterlangen schwarzen Haaren zu und grummelte: "Na von mir aus, schauen wir uns auch noch nach dem Wein um, den der Bursche wohl entdeckt hat. Als wenn es nichts Wichtigeres gäbe..." und bestimmt rückte @Mr. V seinen Hut zurecht und hielt die Fackel in die Dunkelheit, der Stimme @m.fhtagns folgend. Doch nicht nur seine Stimme war zu hören, auch das Klopfen, welches sie schon zuvor vernommen hatten, wurde langsam lauter. Unbeirrt von diesem Geräusch zitierte  @malkavienne "Ich trinke niemals... Wein.", und grinsend hüpfte sie neugierig weitere Treppenstufen hinab, als plötzlich ein kleiner, lautloser Schatten über ihre Köpfe hinweg zischte und @m.fhtagn erschrocken die Hände über den Kopf zusammen schlug. "Oh, habt ihr die gesehen?!", quietschte sie vergnügt und ihre Augen leuchtetn fast heller als die Fackel. "Ja-ha.", antworten die Männer monoton und ein leises Grollen von weit unter der Erde schien ihnen beipflichten zu wollen. "Ups", kicherte die Frau mit dem Fledermaus-Tick und hielt sich die Hand vor den Mund. "Wir sollten wohl besser leiser sein..." Einige Räume und Gänge weiter, die sich hier unendlich zu verzweigen schienen, wandten sich die Männer nach rechts. "Hier ist der Weinkeller!", rief  @m.fhtagn ihnen entgegen und rüttelte an einer alten verschlagenen Holztür. @Mr. V half ihm. "Abgeschlossen...", murmelt er enttäuscht.

 

Doch @malkavienne hörte gar nichts von dem, was die Männer sagten. Ein leises Wispern hatte sie instinktiv in den linken Gang gelockt. "Y'AI'NG'NGAH... YOG-SOTHOTH..." Sie ließ die linke Hand über die alten Gemäuer streichen. Etwas Eigenartiges hatte diese Mauer an sich..."H'EE-L'GEB..." Dann fanden ihre Finger einen alten, dunklen Stoff. "Was dieser wohl verbergen mag...?" "F'AI THRODOG..."

Und schon zog sie mit beiden Händen kräftig den Stoff zur Seite und blickt in die gemalten Augen eines schlanken Mannes, die fast höhnisch auf sie herab schauten. Das Portrait des Joseph Curwen.

 

LadyN8hawks Nachtcafé

 

Es ist vollbracht. Nach stundenlanger Arbeit halte ich William Yorick in den Schein der neuen Kerze, die ich, wie es mir erscheint, erst wenige Minuten zuvor entzündet hatte und die doch schon wieder bis fast auf den Grund herunter gebrannt war.

 

"So ist er perfekt", denke ich zufrieden, als ich in das Gesicht meines alten Freundes blicke. Ein letztes Mal mustere ich die Details: die verschlissene Kleidung, den Totenschädel, Williams Bart, seine alte Schaufel und die alten Handschuhe. Lächelnd schließe ich meine Hand um die kleine Figur und schließe die Augen ohne zu bemerken, dass meine Gäste mich schlaftrunken, aber neugierig aus der Dunkelheit heraus beobachten. Leise murmle ich die alten Sätze, die ich schon so oft geübt hatte und niemals wieder vergessen würde. Als sich meine Hand wieder öffnet, ist sie leer. Aus der hintersten Ecke des Raumes vernehme ich einen unterdrückten Aufschrei. Sie sind also wach. Nun gut. "Habt keine Angst", beruhige ich die drei Männer, deren besorgte Blicke ich nun auf mir spüren kann. "Morgen früh werdet ihr mehr von dem dem verstehen, was ihr jetzt gesehen habt." "Was ist mit Yoricks Figur geschehen?", presst @Delln hervor. "Morgen", antworte ich bestimmt. "Ich habe schon genug Zeit verloren und muss weiter arbeiten. Versucht noch etwas zu schlafen." Meine Hand greift nach Rita Youngs dynamischer Miniatur. Ich muss weiter machen.

 

"Rita", flüstere ich und denke an meine starke Freundin, die schon so viele Kämpfe bestreiten musste und die sie nur dank ihrer sportlichen Konstitution und ihres scharfen Verstandes wegen stets zu gewinnen wusste. So viel Leid. So viel Gewalt. Eine Träne rinnt über meine Wange, ich wische sie energisch weg. Sentimale Erinnerungen sind das Letzte, was ich jetzt gebrauchen kann. "Ich brauche DICH, Rita. Für ein letztes Gefecht", und liebevoll trage ich die ersten feinen Schichten der Grundierung auf.

 

In den Gewölbekellern

"In dem ganzen verdammten Keller können wir uns frei bewegen und ausgerechnet der Weinkeller ist abgeschlossen?!", rief @m.fhtagn wütend. "Da bleibt uns wohl nur eine Möglichkeit. Wir müssen..."

"... den Schlüssel suchen!", beendete @Mr. V den Satz.

"... den Weinkeller ignorieren und wieder hochgehen", schlug dagegen @Drachenklinge vor.

"... die Tür aufbrechen!", ergänzte  @Mr. V abwägend seine Überlegungen.
 @Drachenklinge war sichtlich genervt. "Oder einfach zurückgehen und schlafen, es ist schon spät.

"Vielleicht gibt es noch einen anderen, unverschlossenen, Eingang", gab @m.fhtagn nicht auf. 

"Warum sollte der Weinkeller einen zweiten Eingang haben?", entgegnete @Drachenklinge ungeduldig. "Und wenn, warum sollte man den einen Eingang offen lassen, wenn man den anderen abschließt?"

"Warum sollte man den Weinkeller überhaupt abschließen?", überlegte dagegen @m.fhtagn. "Irgendwas Merkwürdiges geht hier vor..."

"Ach, macht doch was ihr wollt, ich gehe wieder hoch." Und schon drehte sich @Drachenklinge um, fest entschlossen, den Rückweg anzutreten. "Wartet kurz!", rief  @m.fhtagn  ihm nach und blickte einige Sekunden zwischen seinen Begleitern hin und her, die ihn erwartungsvoll anschauten. "Wo ist @malkavienne?"

 

LadyN8hawks Nachtcafé

 

Jemand berührt mich sanft an der Schulter, ich schrecke hoch. "Ihr habt lange geschlafen, mögt Ihr einen Kaffee? Mit Zucker?" Ich blicke hoch und schaue in das freundliche Gesicht von @Farin 17, der mir eine Tasse entgegen hält. Dampf steigt über ihr auf. Es ist kühl, das Feuer im Kamin ist zur Glut geworden. Für einen Moment bin ich orientierungslos. "Das Porträt, sie hat das Porträt ent-", weiter komme ich nicht, der Gedanke schmilzt wie der Zucker, den mir Farin17 in den Kaffee löffelt, doch ist der Nachgeschmack an meinen diffusen Traum bitter. "Danke," entgegne ich stattdessen und schaue zu dem weit geöffneten Fenster neben der Eingangstür, vor dem @Delln und @Da Brülla fröstelnd stehen. Kühle Luft dringt aus der Dunkelheit in den Raum. @Delln dreht sich zu uns um. Er sieht müde aus und in seinen Augen tanzt die kleine Flamme der Grubenlampe, die er vor sich hält. " Es ist noch immer dunkel", stellt er ungläubig fest, " wie kann das sein? Die Sonne müsste schon längst aufgegangen sein!" Ich schaue an ihm vorbei. Über den Dächern der gegenüberliegenden Häuserfront erhebt sich ein dunkler Nachthimmel, durchzogen von feinen grauvioletten Wolkenfeldern, hinter denen sich eine orangeviolett schimmernde Kugel fast vollständig verbirgt. "Da ist sie", seufze ich und zeige auf die ungewöhnliche Erscheinung am Himmel. "Aber ...", er beendet den Satz nicht. "Sie hat den Kampf gegen die Nacht also verloren", sage ich mehr zu mir selbst als zu meinen Gästen, die sich nun alle vor dem offenen Fenster versammelt haben. "Es ist gut, zügig voran zu kommen." Ich nehme Rita Young, die kleine Figur, an der ich die ganze Nacht gearbeitet habe, in die Hand. "Du bist bereit, werte Freundin." Ein letztes Mal betrachte ich sie liebevoll prüfend. Die weiße Sportkleidung hebt sich gut von ihrer dunklen Haut ab und die roten Sportschuhe, auf die sie immer so stolz war, leuchten energievoll, als versprächen sie ihrer Trägerin selbst gegen den Wind gewinnen zu können.

 

Dann schließe ich meine Finger um sie, wie ich es bereits mit Yorick getan hatte und wieder spüre ich die Blicke der Fremden auf mir. Die Figur verschwindet erneut. "Erklärt uns endlich, was es damit auf sich hat", fordert mich  @Da Brülla auf. "Bitte. Erklärt uns, was es mit dem Verschwinden der Miniaturen auf sich hat."  "Nun gut", antworte ich, "es ist wohl besser, wenn ihr es erfahrt. Dort in der Kiste findet ihr warme Mäntel und Felle. Nehmt euch, was ihr benötigt und folgt mir. Und nehmt auch die kleine Grubenlampe mit." @Delln nickt. Für mich selbst wähle ich einen Umhang aus Wolfspelz, schnüre meine Stiefel aus schwerem Leder und greife zu Bogen und Köcher. "Bereit?", frage ich und fühle deutlich die Anspannung und Neugier der Männer, als ich die Tür in die Nacht öffne, die eigentlich ein Tag sein sollte ...

 

Kalter Wind begrüßt uns in der Dunkelheit, die nur durch den schwachen Schein der kleinen Grubenlampe erhellt wird, die @Delln in seinen Händen hält. "Bleibt dicht zusammen und haltet die Augen offen. Wenn ihr etwas Ungewöhnliches bemerkt, sagt es sofort", raune ich den Männern zu. "Meint ihr so etwas Ungewöhnliches wie Miniaturen, die in Eurer Hand verschwinden?", hakt  @Da Brülla sarkastisch nach, wohl kaum wirklich eine Antwort erwartend. Grimmig schaue ich in sein Gedicht, seine Augen sind kaum zu erkennen. "Wenn Ihr das für ungewöhnlich haltet, frag ich mich, aus welchen Ländereien Ihr Euren Weg zu uns gefunden habt. Aber ich gehe davon aus, dass ihr das, was ich meine, schon erkennen werdet. Nun aber los. Delln und ich gehen voran, ihr zwei folgt uns." Langsam entfernen wir uns von meinem Café und folgen der Kopfsteinpflasterstraße, die links von meinem Haus auf einen kleinen Hügel führt, der für uns aber noch nicht zu erkennen ist. Der Weg führt entlang an zerfallenen Holzhäusern, deren Farbe selbst im Hellen kaum noch auf dem maroden Holz zu erkennen ist. Es ist still. Zu still. Unsere harten Schritte auf den holprigen Steinen sind das einzige Geräusch, das wir hören.

 

@Da Brülla ist die Stille unangenehm und zögernd, kaum hörbar, lobt er die Bemalung der letzten Miniatur und enthüllt dabei seine Kenntnisse der Miniaturenmalerei. Gut, vielleicht wird uns diese Eigenschaft noch einmal nützlich sein, sollte ich nicht schnell genug vorwärts kommen. Aber irgendwie wollen mir seine wechselnden Stimmungen nicht so recht gefallen. Ich mahne mich zur Vorsicht. "Wie habt Ihr die Hautfarbe von Rita Young so gut hinbekommen?", fragt er und auch @Delln scheint dies zu interessieren. Eigentlich möchte ich nur ungern antworten, da ein Gespräch uns zu sehr von unserem Weg ablenken könnte, aber vermutlich würden sie sonst eh keine Ruhe geben. "Nun", antworte ich, "zuerst habe ich die Miniatur mit Dryad Bark in mehreren dünnen Schichten grundiert. Anschließend die Schattierungen ergänzt, wobei ich den Grundierungston wohl mit Schwarz gemischt habe. Danach habe ich die helleren Stellen mit XV-88 hervorgehoben und dann vermutlich verschiedene hellere Ockertöne eingesetzt. Alles immer in möglichst dünnen Lasuren." 

 

Plötzlich schreit @Delln auf. "Dort!", er zeigt mit der Hand in eine kurze Seitengasse. "Ich, ich habe jemanden vorbei rennen sehen. In einem hellen Gewand. Sie, sie sah aus wie Rita Young!" Er zittert vor Aufregung, sein Atem ist kurz und gepresst. Wir schauen seiner Hand folgend in die Gasse, das schwache Licht der violetten Sonne, an das sich unsere Augen langsam gewöhnen, lässt nur einige umgeworfene Mülltonnen und eine zurückgelassene Schubkarre schemenhaft erkennen. Beruhigend lege ich meine Hand auf Farin17s Schulter. "Wenn es wirklich Rita war, haben wir ja nichts zu befürchten!". Ich muss lächeln. "Wenn es Rita war? Was soll das heißen?", richtet sich @Da Brülla eine Spur zu provokativ an mich. "Später. Beruhigt Euch und lasst uns weiter gehen. Bald werdet ihr verstehen. Ich verspreche es." 

 

Es vergehen einige Minuten, in denen ich die Fremden weiter durch das Dorf führe. Mit der ansteigenden Straße wird es zunehmend kälter. "Schaut", sage ich und deute auf einen warmen Lichtschimmer in einiger Entfernung vor uns, der aus einem Fenster fällt. "Aber ich dachte, es lebt außer Euch niemand mehr an diesem verlassenen Ort?" @Delln hält die Grubenlampe etwas höher und schaut mich irritiert mich an. "Das ist richtig. Keine einzige Seele! Kommt weiter."

 

Schon bald darauf erreichen wir das schlichte Haus mit dem verwittertem Schild neben der Eingangstür, auf dem schwach "Mr. Thomas' Import/Export" zu lesen ist. Ich drehe den Türknauf und drücke gegen die Tür. Wie erwartet lässt sie sich leicht öffnen, auch wenn ihr Zustand einen anderen Eindruck vermitteln mag. Dunkelheit empfängt uns in dem schmalen Korridor, von dem links und rechts mehrere Zimmer wegführen und an dessen Ende eine aufwändig verzierte Holztreppe führt, auf deren obersten Absatz Licht fällt. Zügig gehe ich auf die Treppe zu, meine Begleiter folgen zögernd, aber am Ende siegt ihre Neugier. Im ersten Stock empfängt uns ein kleiner Vorraum mit einem blauen, abgenutzten Teppich, auf dem ein riesiger Holzschreibtisch steht. Eine dicke Staubschicht liegt auf ihm und den paar Gegenständen, die ihn schmücken: Einige in Leder gebundene Bücher, eine Feder samt ausgetrocknetem Tintenfass sowie eine einst kostbare Petroleumlampe, deren Licht wir wohl auf der Straße sehen konnten. Plötzlich geht die Tür hinter dem Schreibtisch auf und meine Begleiter fahren erschrocken zusammen. Es scheint sie auch nicht zu beruhigen, als sie in das das kluge Gesicht einer jungen, hübschen Asiatin blicken, die den Raum betritt. Langsam, fast schwebend geht sie auf den Schreibtisch zu, nimmt ruhig die staubigen Bücher an sich und blickt uns an. Ihre schwarzen Augen sind glasig, sie wirken leblos, als schauten sie durch uns durch. Kein Lächeln, keine Begrüßung. Ich spüre, wie die Männer erschaudern. 

 

"Das ist Minh Thi Phan, einst Sekretärin von Mr. Thomas, der vor langer Zeit das örtliche Import/Export Geschäft leitete, sich aber dann das Leben nahm", erkläre ich. "Minh Thi Phan kam damals nur schwer über den Verlust hinweg und versuchte alles über den Tod ihres Arbeitgebers zu erfahren. Sie wird uns noch große Dienste leisten, aber noch ist sie dazu nicht fähig. Sagen wir mal, es fehlt ihr noch etwas an Lebensenergie." Ungläubig und schaudernd schauen mich meine Begleiter an. "Lebensenergie?", presst @Da Brülla grimmig hervor, "ihr fehlt Lebensenergie? Was soll das bedeuten?"  - "Nun, ich werde euch in dieser Nacht noch weitere Personen vorstellen und denke, dass ihr selbst darauf kommt. Es ist besser, die Teile meiner Geschichte Stück für Stück zu erfahren, denn schon so manchen hat die Enthüllung der ganzen Wahrheit in den Wahnsinn getrieben. Lasst uns also weiter gehen." Meine Begleiter nicken und sind schon auf den Stufen nach unten, als mich ein nun ungehaltener Da Brülla, der noch mit mir in dem Vorraum steht, wütend aufstampft und mich zurück hält, den anderen zu folgen. Sein Gesicht ist ganz nah, doch ich halte seinem Blick Stand. "Ich will es JETZT wissen", funkelt er mich an, "JETZT. Habt Ihr verstanden?" Tief durchatmend presse ich die Lippen aufeinander. "Ihr seid dumm!", zische ich und nicke der Sekretärin zu. Sie schwebt zu uns, überreicht mir die Bücher und ich trete zur Seite. Nun steht sie dem jungen Mann gegenüber und schaut ihn an. Ich kann sehen, wie seine Entschlossenheit zu brechen beginnt. Dann greift sie zu seinem linken Handgelenk und dreht seine Hand nach oben, öffnet seine Finger Sanft legt sie eine ihrer Hände auf seine Handfläche und Da Brüllas Blick spiegelt plötzlich nur noch nacktes Grauen wider. Ich nehme an, dass er die Kälte jetzt spüren kann, die von ihrer sanften Berührung ausgeht und seinen Arm erstarren lässt, aus dem langsam alles Leben zu weichen scheint. Süffisant lächele ich ihn an, während Minh Thi Phans Wangen langsam rosig werden. Ich trete nah an ihn heran, sodass er meinen Atem spüren kann. "Versteht Ihr jetzt?", flüstere ich ihm ins Ohr?

 

In den Gewölbekellern

 

"Faszinierend", dachte @malkavienne, das perfekt gemalte Bildnis betrachtend. Der pastose Farbauftrag war einfach zu verlockend. Sie streckte ihre Hand aus, um die sanften Erhebungen mit den Fingerkuppen zu ertasten. Doch sie griff durch das Gemälde hindurch ins Leere. "Unglaublich!", entfuhr es ihr überrascht und begeistert zugleich. Sie blickte den Gang entlang, doch ihre Begleiter waren schon weit entfernt. Erst jetzt bemerkte sie, dass es dunkel um sie herum geworden war, @Mr. Vs Grubenlampe spendete schon lange kein Licht mehr und doch schien das Porträt beleuchtet zu sein. "Es leuchtet aus sich heraus", flüsterte sie, ihren Arm betrachtend, den sie bereits zur Hälfte in das Porträt getaucht hatte. Noch einmal schaute sie in die Richtung, in die die anderen gegangen waren, dann kletterte sie vorsichtig durch Curwens Abbild. Dunkelheit empfing sie, doch in der Ferne sah sie Lichter, die in regelmäßigen Abständen an der Wand angebracht waren. Langsam näherte sie sich ihnen, während sie mit ihren Augen die Decke abtastete. Doch leider hatten sich in diesen Teil des Kellers keine Fledermäuse verirrt. "Schade," dachte sie enttäuscht. Bei den Lichtern angekommen, die sich nun als Kerzen entpuppten, die jemand hier vor kurzem angezündet haben musste, da sie noch nicht weit abgebrannt waren, erkannte sie zwischen ihnen kleine Nischen, in denen Miniaturen auf einem kleinen Sockel präsentiert wurden. Sie ging näher an eine Figur heran. Sie war perfekt bemalt, wie @malkavienne entzückt feststellte, bis auf eine winzige Kleinigkeit. "Die Augen!", wisperte sie irritiert. "Die Augen fehlen." Und tatsächlich Die kleine Figur starrte sie aus leeren Augenhöhlen an. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Sie ging weitere Figuren ab, doch auch ihnen fehlten die Augen. Langsam wurde sie nervös. Normalerweise war sie nicht so schnell aus der Ruhe zu bringen, aber diese Miniaturen waren nicht normal. Etwas stimmte nicht. Mit einem Mal drehte sie sich um und rannte mit klopfendem Herzen wieder zurück in die Richtung, aus der sie gekommen war. Doch entsetzt stellte sie fest, dass es keinen Ausgang gab. An der Stelle, an welcher sie in den mysteriösen Gang geklettert war, war nur noch eine Mauer. Verzweifelt tastete sie die Wand ab. Nichts. Als ein plötzlicher Windstoß durch den Gang jagte, erloschen die Kerzen in der Ferne. Dunkelheit umhüllte Malkavienne. Eisige Dunkelheit. 

 

"Wisst ihr was?", grummelte @Drachenklinge die anderen beiden an, nachdem er einige Zeit gelangweilt mit seinem Pinsel herumgefuchtelt hatte, was von den anderen nicht unbedingt mit Begeisterung honoriert worden war. "Ihr regelt das hier unten mit dem Weinkeller, wie es euch beliebt und ich gehe wieder zurück."

"Und was ist mit @malkavienne?", fragte @m.fhtagn ungläubig nach. "Sollten wir sie nicht suchen?" 
"Ist mir egal. Sucht sie, wenn es Euch gefällt.", entgegnete Drachenklinge mürrisch. "Ich kenne sie doch kaum und so wie sie drauf ist, jagt sie mit Sicherheit irgendwelchen Fledermäusen hinterher." Er drehte sich um und ging zurück. Insgeheim hoffte er aber, der jungen Dame unterwegs zu begegnen, denn ganz wohl war ihm bei dem Gedanken an ihr Verschwinden nicht. Als er an dem schwarzen Stoffvorhang vorbeikam, den er auf dem Hinweg nur kurz aus den Augenwinkeln wahrgenommen hatte, überkam ihm ein seltsames Gefühl und eine nicht greifbare Ahnung kroch ihn ihm hoch. Er beschleunigte seinen Schritt und schon bald erreichte er erleichtert die Gewölbekellertür, die in das Haus führte.

 

LadyN8hawks Nachtcafé

 

In dem Café setzte er sich zuerst einen Kaffee auf, dann schaute er sich den Malplatz und die Figuren der Falkenlady genauer an, um sich abzulenken. Noch immer ließ ihn der Gedanke nicht los, dass etwas nicht stimmte. "Hm, es schadet ja nicht, der Dame etwas unter die Arme zu greifen", dachte er und nahm eine der Figuren vom Regal, um sie im nächsten Augenblick auf einem Korken zu fixieren, der zwischen anderem Kram auf ihrem Pult lag. Da er kein geeignetes Klebemittel fand, nutzte er einige Tropfen Wachs der Kerze, die noch immer auf der Theke brannte.

 

Dann setzte er sich an den kleinen Maltisch, zückte seinen Pinsel und legte los. "Object Source Lightning", dachte er kichernd, "wollte ich schon immer mal üben. Besser an ihren Figuren als an meinen." Doch kaum hatte er sich gesetzt, klopfte es an der Tür und zwei Fremde traten ein. Genervt schaute Drachenklinge auf.

 

"@Bodok mein Name", stellte sich einer der Fremden vor. "Ich möchte Euch nicht lange stören, doch ich bin schon seit Stunden in meiner Kutsche unterwegs und mein Pferd ist durstig. Von der Straße aus erblickte ich den Brunnen an der Weide bei Eurem Haus und wollte fragen, ob Ihr einverstanden seid, dass ich mein Pferd hier kurz tränke. Ich werde auch gleich weiter ziehen, denn die Gegend erscheint mir doch sehr unwirtlich. Habt Ihr die violette Sonne gesehen?"
Drachenklinge nickte stumm.  "Nun gut, ich will Euch nicht aufhalten. Lebt wohl und habt Dank!". Und schon war er wieder verschwunden. Während Bodok sprach, schaute sich der zweite Mann die kleinen Figuren auf den Regalen an. "Das wird definitiv ein lustiger Mix!", kommentierte er sie lachend. "Man nennt mich übrigens @Darkover und ich wollte nur vorbei schauen, in der Hoffnung, in dieser Gegend ein Bier zu bekommen."

"Bedient euch selbst", sagte @Drachenklinge und wies mit dem Kopf Richtung Theke. "Ich habe zu tun." Und nicht weiter auf den Fremden achtend, setzte er sein Werk fort:

 

"Die Augen gefallen mir besonders gut", dachte er lächelnd, während er die kleine Figur betrachtete. "Die Augen sind der Spiegel zur Seele", hatte er einst irgendwo gelesen. Ein Schauer erfasste ihn, doch unbeirrt setzte er sein Werk fort... 

 

 @Drachenklinge schläft ein und sein Traum ist wirr und dunkel. Dunkle Augenhöhlen. Dunkle Miniaturen. Fremde und Vertraute, die in sein Ohr flüstern. Er meint die Stimme seines Freundes @Dorns.Fist zu vernehmen, der ihn in die Geheimnisse um die Northstar-Miniaturen eingeweiht hatte, doch die Worte ergeben keinen Sinn: "... verwirrt ... uralte Dinge mit Tentakeln". Dann schweigt er und der Alte sieht ihn mit der jungen Frau, die in den Kellern verschwunden ist, zuerst über eine frostige Landschaft gebeugt, um sich im nächsten Moment in Dunkelheit aufzulösen. "Wo bin ich?", hört er nun das verzweifelte Rufen @m.fhtagns. "Man hat mich mit mir selbst entzweit!" Doch bevor er antworten kann, entgleitet ihm auch dieser Traumfetzen. Stattdessen fordert ihn @Delln auf etwas zu schreiben oder ist es Ladyn8hawk, der er Feder und Tintenfass hinhält? Er weiß es nicht. Er weiß nur, dass die Dunkelheit ihm den Atem raubt. Es ist kalt. Eiskristalle formen den Namen @Garbosch über den toten Karmin. "Gaaaaaaaarbosch", ertönt es hinter der Wand, "Gaaaaaarbosch". Er weiß nicht, was er bedeutet. Er zittert. Friert.

 

Als er die Augen öffnet, hämmert sein Puls gegen seine Kehle. In seiner eisigen Hand hält er Wendy Adams. Er kann die kleine Figur zwar spüren, doch seine Finger gehorchen ihm nicht mehr. Seine Hand ist erstarrt und er sieht mit wachsendem Grauen, wie langsam das Leben aus seinem Arm entweicht, ihn Stück für Stück zu Eis erstarren lässt und er kann nichts dagegen tun. Er probiert es, murmelt magische Sätze. Nichts hilft. "@Farin 17", flüstert er mit Mühe. Dann etwas lauter: "@Farin 17!" Das Grauen in der Stimme des alten Magiers scheint den jungen Mann aus dem Schlaf zu reißen. Schnell ist er bei @Drachenklinge. "Ich kann meine Hand nicht öffnen", whispert dieser. Seine Stimme ist rau und tonlos.

 

Einen Moment zögert @Farin 17, dann legt er seine Hand auf die weißblauen Finger des Alten und im nächsten Augenblick spürt dieser, wie sich seine Finger öffnen und langsam Leben in seinen erstarrten Arm zurückkehrt. In seiner zitternden Hand liegt Wendy Adams. Fertig bemalt.

 

Vorsichtig nimmt ihm @Farin 17 die Figur aus der Hand, nickt anerkennend und stellt sie nachdenklich auf eines der Regale. "Sie sagte, man solle sie nicht zu lange in der Hand halten, @Drachenklinge. Seid das nächste Mal etwas vorsichtiger." Dann schaut er sich gähnend im Raum um, doch niemand scheint sie beobachtet zu haben. Der Fremde liegt schnarchend mit dem Oberkörper auf der Theke, das schale Bier zur Hälfte geleert. Zufrieden legt sich @Farin 17 erneut schlafen. Ein paar Stunden noch. Doch der Magier sitzt noch lange da. Statt der eisigen Kälte hält ihn nun das grauenvolle kalte Gefühl der Erinnerung gefangen...

 

In den Gewölbekellern

@malkavienne horchte zitternd in die Dunkelheit. Mit dem Erlöschen der Lichter war auch ihre Abenteuerlust verglüht. Sie hatte Angst. "Hallo?", flüsterte sie, doch ihre Stimme versagte. Erneut spürte sie einen eisigen Windstoß, der sie nun zu umwerben begann, wie ein Liebender seine Braut. Nahezu sanft umstreifte er sie, berührte mal ihre Schulter, umschlang im nächsten Moment ihre Taille und fuhr ihr sanft übers Gesicht. Er war so kalt, dass ihre Wangen brannten. Sie wagte nicht, sich zu bewegen, versuchte jedoch erneut etwas zu sagen, diesmal kräftiger und doch brüchig: "Hallo? ist da jemand?" Nichts. Ihre eigene Stimme erstarb in der Dunkelheit, kein Echo, keine Antwort. Doch plötzlich verdichte sich der Wind und legte sich wie ein Arm um ihre Hüfte und schob sie sanft vorwärts. Seine Präsenz war deutlich spürbar und doch griff ihre Hand ins Leere, als sie sie zitternd an ihre Hüfte führte, um sich zu vergewissern, dass nicht doch jemand neben ihr stand. Sie leistete keinen Widerstand. Schritt für Schritt tastete sie sich in den tiefschwarzen Gang vor. Sie versuchte den Gedanken an die augenlosen Miniaturen zu verdrängen, die sie vorher in den Wandnischen erblickt hatte. Die Vorstellung, wie sie sie aus ihren finstereren Augenhöhlen beobachteten, gefiel ihr nicht. Sie konzentrierte sich einzig auf ihre Bewegung. Zentimeter für Zentimeter tastete sie sich vor, geführt und gestützt von dem Wind, der sie noch immer umgriff. Gestützt? Tatsächlich hatte sie das Gefühl, als sei die Naturerscheinung um ihre Sicherheit besorgt. Sie schüttelte den Kopf. Was für ein dummer Gedanke, scholt sie sich und stellte plötzlich fest, dass sie keine Angst mehr hatte. Neugier flammte wieder in ihr auf. Was geschah hier mit ihr? Was sollte das alles bedeuten? So war sie einige Zeit ihren Gedanken überlassen, als sie hörte, wie vor ihr irgendwo ein Riegel zur Seite geschoben wurde. Dann schien es, als würde ein schwerer Schlüssel mehrmals im Schloss gedreht und im nächsten Moment hörte sie ein Knarzen und Quietschen und Licht fiel in den Gang. Sie blinzelte mehrmals, bis sie sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten und kam vor einer schweren geöffneten Holztür zu stehen. Der Wind strich mit seinen kalten Finger noch ein letztes Mal über ihre Wangen, dann war er fort. Plötzlich verdeckte die Silhouette eines Menschen den Lichteinfall und eine näselnde männliche Stimme begann zu sprechen: "Entschuldigt bitte die Unannehmlichkeiten, aber wir sahen keine andere Möglichkeit, Euch sicher durch den Gang zu uns zu führen. Tretet ein." Erstaunt, plötzlich eine menschliche Stimme zu hören, folgte @malkavienne der Anweisung und ging durch die Tür, deren Durchgang nun frei war. Der Mann war zur Seite getreten. Deutete er etwa eine leichte Verbeugung an? Sie wandte sich ihm zu und schaute in die wachsamen Augen eines alten Mannes: "Mein Name ist Carson Sinclair und ich darf Euch bitten, einen Moment Platz zu nehmen. Mein Herr wird Euch bald empfangen" Ohne eine Antwort abzuwarten drehte er sich um und verließ den Raum durch eine weitere Tür, die sich auf der gegenüber liegenden Seite hinter schweren und scheinbar kostbaren Vorhängen verbarg, die dieselbe weinrote Farbe hatten, wie der edle Perserteppich, der den mit Parkett ausgelegten Boden des Raums schmückte, in dem sie nun stand.

@malkavienne schaute sich um. Sie war wohl in einer Art Empfangszimmer, denn ihr Blick streifte einige ungewöhnliche Gestalten, die auf etwas oder jemanden zu warten schienen und sie neugierig musterten. So befand sich auf der linken Seite eine Sitzecke im scheinbar orientalischen Stil, denn die Sitzkissen, die man hier um einen kleinen Knietisch verteilt hatte, waren alle mit Elefanten und dem fremdländisch klingenden Namen @Bodok bestickt. Fasziniert betrachtete sie die kleine goldene Öllampe, die auf dem Tisch aufgestellt war, als erwartete sie jeden Moment einen Dschinn, der aus ihr herausfuhr, um sie zu begrüßen. Stattdessen nickte ihr ein vornehm gekleideter Mann zu, der es sich hier bequem gemacht hatte: "@Abgrund", stellte er sich vor. "Ich weiß, ein ungewöhnlicher Name, doch erspart uns beiden die Erörterung seines Ursprungs und nehmt Platz in dieser stimmungsvollen Atmosphäre!" Sie lächelte nur, sagte aber nichts. Denn neben diesem ungewöhnlichen Mann saß ein massiges Wesen, welches sie noch nie zuvor erblickt hatte. Seine Haut war grün, seine schwarzen langen Haare verfilzt und mit seinen roten Augen glotzte es gierig auf die Mahlzeit in seinen Händen. @malkavienne stockte der Atem. Knabberte dieses Monster etwa an einem menschlichen Fuß? Angewidert wandte sie den Blick ab. Was für ein Ort was das nur? Sie konzentrierte sich auf die rechte Seite des Raumes und sah zwei aufwändig verzierte Ohrensessel, in denen jedoch ebenfalls ungewöhnliche Gestalten saßen. Ein stämmiger Mann mit buschigem Bart und lustigen Augen lachte schallend los, als sich ihre Blicke trafen. Mehr sagte er nicht und griff stattdessen zu einem Teller mit Bohnen, der dampfend vor ihm stand. Ungläubig beobachtete sie, wie er sie schmatzend und schlürfend verschlang. Auch sein attraktiver Freund mit aschblondem Haar, der in dem Sessel neben ihm saß, griff zu einem Teller mit Bohnen. Er war ähnlich staubig gekleidet, schob nun aber seinen Hut zurück und zwinkerte ihr mit seinem stahlblauen Augen freundlich zu. @malkavienne errötete, doch ehe sie reagieren konnte, stand ein weiterer Herr neben ihr: "Sehr schick hier, nicht wahr?", sprach er sie an. Sie war sich nicht sicher, ob nicht ein Hauch Ironie in seiner Stimme lag. "Wie ist Euer Name, werte Dame? Meiner ist @Carabor!", und schon verneigte er sich, ergriff ihre Hand und hauchte ihr einen Kuss auf die noch kühlen Finger. Als sie gerade antworten wollte, hörte sie ein Toc-Toc-Toc hinter dem Vorhang, das sie schon zuvor vernommen hatte und welches nun näher zu kommen schien. Sie entzog dem Fremden ihre Hand und ging zögernd auf den Vorhang zu. Das Geräusch schien nun direkt vor ihr zu sein. Beherzt zog sie den Vorhang zur Seite ...

 

Sie riefen noch einige Zeit nach @malkavienne, doch kehrten letztendlich wieder zu dem neu entdeckten Weinkeller zurück.

"Vielleicht ist sie einfach wieder ins Café gegangen", mutmaßte @Mr. V.

"So ein Unsinn", erwiderte @m.fhtagn, "sie konnte es doch kaum erwarten, die Gänge hier unten zu erforschen. Bestimmt hat sie etwas Interessantes entdeckt, aber noch keine Zeit gehabt, zurückzukehren, um uns davon zu berichten."

@Mr. V schmunzelte. Natürlich wolle er den Worten von @m.fhtagn Glauben schenken, aber er fühlte, dass hier etwas nicht stimmte. Doch wollte er seine Sorge dem Fremden nicht offenbaren. Stattdessen hob er hilflos die Schultern. "Und? Was meint Ihr, sollen wir?"

"Nun, wir brechen zuerst den Weinkeller hier auf und dann sehen wir weiter!".

"Meint Ihr nicht, wir sollten nach oben gehen, um Hilfe zu holen?"

"Sollte, sollte, sollte ... ", seufzte @m.fhtagn. "Auf die paar Minuten kommt es nun auch nicht an. Und @malkavienne erschien mir nicht wie ein schwaches Weibsbild, das in der Gegend herum irrt. Sie wird sich zu helfen wissen", ergänzte er und trat kräftig gegen die Tür des Weinkellers. Nach kurzem Zögern half ihm @Mr. V und plötzlich gab die Tür mit einem Ruck nach und sie landeten mit ihr auf einem metallenen Boden des nun gewaltsam geöffneten Raumes."

"Autsch", fluchte @Mr. V und rieb sich sich die Schulter, auf der gelandet war, um im nächsten Moment staunend um sich zu blicken. "A-Aber das ist ja gar kein ..."

"... Weinkeller", führte @m.fhtagn den Satz zu Ende und stand auf. 
"Gut erkannt", lachte es vor ihm. Er schaute in die Augen einer älteren Dame im weißen Laborkittel. "Das hier", und sie erhob beide Arme, 

 

"ist mein Forschungslabor. Lady N8hawk war so freundlich, mir die Räumlichkeiten zu überlassen. Gestatten, ich bin Agatha Crane, Parapsychologin. Folgt mir!" 

Und schon drehte sie sich ohne eine Erklärung ihrerseits abzuwarten und schritt tiefer in den Raum hinein.

 

@m.fhtagn und @Mr. V schauten sich verdutzt an, dann folgten sie der seltsamen Frau. Überall an den Wänden standen Regale mit sonderbaren Instrumenten, die leuchteten oder gefärbte Flüssigkeiten enthielten, blinkten und nichts Gutes verhießen."

"Ihr müsst uns doch gehört haben", ergriff @m.fhtagn als erster wieder das Wort. "Wir haben mehrmals an Eurer Tür gerüttelt."

Mrs. Crane lachte auf. "Natürlich habe ich Euch gehört und ich habe sofort begonnen, Messungen durchzuführen. Hier unten geschehen seltsame Dinge und ich wollte erst sicher gehen, dass ihr menschlicher Natur seid." Sie musterte die beiden Männer abschätzend. "Mehr oder weniger, jedenfalls", ergänzte sie.

Die Abenteurer schauten sich irritiert an. "Mehr oder weniger? Was soll das heißen?" @Mr. V fand diese Dame doch höchst ungewöhnlich und wollte sich nicht auch noch von ihr beleidigen lassen. "Nun, Kleiner, dazu kommen wir noch", antwortete sie und kniff ihm amüsiert in die Wange. "Für Erklärungen haben wir keine Zeit. Folgt mir weiter. Der Priester wartet nicht gerne und die Falkenlady sicher auch nicht. Wir haben so lange auf euch gewartet."

Sie verschwand durch eine weitere Tür, nur ihre Rufe hörten die zwei noch. "Kommt endlich, beeilt euch. Wir haben nicht mehr viel Zeit."

@Mr. V und @m.fhtagn schauten sich kurz ratlos an, zuckten mit den Schultern und folgten Mrs. Crane durch die Tür, die ins Ungewisse führte. Was sollte schon passieren...

 

 

 

Als @malkavienne den samtenen Vorhang zur Seite gezogen hatte, stockte ihr der Atem und ihr Herzschlag setzte für den Bruchteil einer Sekunde aus. Hörte sie die Musik wirklich oder bildete sie sich die Klänge nur ein. Sie wusste es nicht und schaute schnell zu Boden, um den Blickkontakt mit dem attraktiven Mann zu vermeiden, der nun vor ihr stand. Sie betrachtete neugierig seine glänzend polierten Schuhe und das Ende des Stockes, auf den er sich stützte. Nun verstand sie auch, wodurch das Toc-Toc-Toc erzeugt worden war, das sie immer wieder gehört hatte. Doch ihn anzublicken, wagte sie nicht. Der Mann lachte. "Fairmont. Preston Fairmont", stellte er sich vor. "Es freut mich, Euch in meinem kleinen Etablissement begrüßen zu dürfen. Meinen Butler Carson habt Ihr ja bereits kennengelernt." Carson Sinclair stellte sich neben sie und deutete eine knappe Verbeugung an. "Aber schaut mich doch an, Werteste. Mir ist meine Wirkung auf Frauen und ...", er ließ den Blick durch den Wartesalon schweifen, "auf andere durchaus bewusst. Es gibt keinen Grund, sich zu schämen, dieser ergeben zu sein." Er ergriff sanft ihre Hand und hauchte einen Kuss auf ihren Handrücken. Er brannte wie Feuer. "Sie ist ein Segen und ein Fluch, aber diese Gabe hat mir schon viele nützliche Dienste erwiesen." Endlich schaute @malkavienne wieder auf und sah Fairmont fest in die Augen. Ihre Hand schmerzte noch immer. "Ihr scheint über mein Erscheinen nicht überrascht zu sein", stellte sie fest und musterte seine Gesichtszüge genau.

"Nein, keineswegs!", antwortete Preston. "Die Falkenlady hatte mir Euer Auftauchen bereits angekündigt."

"Aber woher wusste sie...?"

 "Nun," unterbrach sie der Millionär, "mir scheint, sie wusste von Eurer dunklen Neugier und dass Ihr mit Sicherheit einen der Gänge hier allein erkunden würdet und es war nur zu offensichtlich, dass Ihr den Gang hinter dem Porträt wählen würdet. Um Eure Sicherheit besorgt sollte ich ein Auge auf Euch halten, was mir", er ließ seinen Blick lächelnd über sie schweifen, "nicht sonderlich schwer fiel." @malkavienne wusste nicht, ob sie geschmeichelt oder wütend über so viel Selbstgefälligkeit sein sollte. "Der Gang mit den augenlosen Figuren ...", flüsterte sie. "Ja, dieser Gang ist wohl einer der ungewöhnlichsten und gefährlichsten hier unten", lächelte er wissend und @malkavienne fröstelte. "Aber wir haben keine Zeit zu verlieren, obwohl ich mit Euch noch Stunden plaudern könnte. Nehmt diesen Mantel und streift euch die Fellschuhe über." Er wies auf die Kleidungsstücke, die Carson unbemerkt während ihres kurzen Gesprächs geholt hatte. Der Butler selbst hatte sich ebenfalls warm eingekleidet, und reichte nun auch dem Millionär schwere Winterkleidung. "Ihr solltet Euch zudem noch eine Waffe aussuchen", fuhr er fort und zeigte auf die Wand hinter ihm, an der auf rotem Samt, der mit feinen Goldfäden durchwebt war, unzählige Stichwaffen, Schwerter und Bögen hingen. "Ich bin ein Sammler", beantwortete Preston ihren fragenden Blick beantwortend. "Und hätte mir die Lady nicht den Auftrag erteilt, Euch zu ihr zu bringen", er beugte sich vor und setzte seinen Satz flüsternd nah an ihrem Ohr fort, "dann wäret Ihr das atemberaubendste Exemplar in meiner Sammlung", er stockte kurz, "draußen." 
"Preston", rief Carson kurz, aber bestimmt. "Der Gang," flüsterte @malkavienne tonlos, wandte den Kopf und blickte nun direkt in die funkelnden bernsteinfarbenen Augen des Millionärs, der kaum merklich nickte. "Der Gang!", bestätigte er. Der jungen Frau lief ein Schauer über den Rücken. "Preston", rief Carson erneut und Fairmont wandte sich von der jungen Frau ab. "Wir müssen los!", ergänzte er. "Und die hier", der Butler drückte  @malkavienne die goldene Öllampe in die Hand, die sie zuvor bewundert hatte, "nehmt Ihr auch mit. Sie schien Euch zu gefallen und sie wird Euch noch gute Dienste leisten. Folgt uns nun, aber vergesst nicht, eine Waffe zu wählen." Damit öffnete er eine bisher verborgene Tür in der Waffenwand und Preston folgte ihm in den Gang. Bevor er durch die Öffnung hinter dem Butler verschwand, griff er zu einer Fackel, die an der Wand hing, drehte sich zu @malkavienne um und zwinkerte ihr zu. "Habt keine Angst, meine Liebe. Bei uns seid ihr sicher." @malkavienne griff sich eines der Schwerter, das in einem Schultergurt neben der Türöffnung hing und folgte den beiden Männern schulterzuckend, eine Hand fest um den Knauf ihrer Waffe geschlossen.

 

 

LadyN8hawks Nachtcafé

 

@Drachenklinge hatte in dieser Nacht nicht schlafen können. Immer wieder versuchte er seine Finger zu öffnen, bis es ihm nach Stunden endlich wieder gelangt. Noch immer waren sie wie sein Arm weißblau gefärbt und kühl, aber er hatte die Kontrolle zumindest teilweise zurück erlangt. Er erschrak, als @Farin 17 plötzlich seine Hand auf seine Schulter legte und ihn ansprach: "Sieht doch gar nicht schlecht aus, alter Mann. Noch ein paar Tage und Ihr könnt sie wieder vollständig bewegen."
"Ein paar Tage?" Drachenklinge drehte sich ungläubig zu ihm um. 
"Ja", antwortete @Farin 17. "Etwas Geduld müsst ihr noch aufbringen. Und das da", er zeigte auf die weißblaue Färbung", wird Euch wohl eine immerwährende Mahnung, eure Hände lieber bei euch zu behalten." @Drachenklinge starrte auf seinen Unterarm, doch der junge Mann schien seine Gedanken zu erraten. "Mir ist bewusst, Ihr seid ein ehrwürdiger Magier, aber dagegen könnt selbst Ihr nichts ausrichten." @Drachenklinge schüttelte langsam den Kopf. Er wollte doch nur malen. Wie war er hier nur reingeraten.

"Hier", fuhr @Farin 17 fort und hielt ihm warme Kleidung und Felle sowie eine Axt entgegen. "Nehmt dies und folgt mir. Wir sollten zu den anderen gehen. Die Falkenlady rief mich heute Nacht um Hilfe. Wir müssen zu ihr." Drachenklinge sprang wütend auf und stieß dabei einige Farbnäpfe um, deren Inhalt sich nun zu einem farbenfrohen Spiel auf dem Malpult verband. "Ich gehe nirgendwo hin!", rief er empört. "Mir reichts!"

"So beruhigt euch doch". @Farin 17 war einen Schritt zurück getreten und hob beschwichtigend die eine Hand, während er die andere mit der Kleidung schützend an sich drückte. 
"Beruhigen?", wetterte der Magier? "Ich soll mich beruhigen? Meine Hand ist ein verdammter Eiszapfen und Ihr wollt, dass ich der Falkenlady helfe?"

"Ja", antwortete @Farin 17 mit fester Stimme. Alle Sanftheit war von ihm gewichen, in seinen Augen blitzte Entschlossenheit. "Ja, ich will, dass ihr mitkommt und uns helft. Es ist nicht die Schuld der Lady, was mit Eurem Arm geschah, sie hatte Euch gewarnt." Er warf @Drachenklinge die Kleidungsstücke entgegen, der sie etwas ungelenk auffing. "Zieht dies an und folgt mir. Und Ihr da", er richtete sich an den Schlafenden an der Theke, "verriegelt die Tür hinter uns und lasst niemanden rein." Der Fremde nickte. Dann schritt der junge Mann zur Tür, öffnete sie energisch und trat in die Kälte. Der Magier zögerte einen Moment und schritt langsam hinterher. Wie war er hier nur hinein geraten.
 

Im Dorf

 

 @Da Brülla rieb sich die Handfläche, die die Sekretärin kurz zuvor berührt hatte. Sie war eiskalt und schmerzte. Die Falkenlady stand nun am Treppenansatz und lächelte ihn süffisant an. Er nickte. Ja, er hatte verstanden. Die Miniaturen zogen ihre Energie aus den Lebenden, soviel war ihm jetzt klar. Aber wie konnte die Lady die Miniaturen so lange in der Hand halten, ohne dass sie sie zugrunde richteten? Dieses Geheimnis hatte sie ihm noch nicht offenbart. Aber ihm reichte es jetzt mit Geheimnissen. Er folgte @Delln und der mysteriösen Frau nach draußen, Minh Thi Phan ging langsam hinterher. Sie folgten der Straße, die immer steiler anstieg. Noch immer war es dunkel, obwohl es doch Tag sein musste. Wachsam schauten sie sich immer wieder um. "Wir sind bald da", durchbrach plötzlich Lady N8hawks Stimme leise die Nacht und sie deutete auf eine kleine Kapelle auf einer Anhöhe. Warmes Licht strömte durch die wenigen bunten Fenster nach außen und die Männer vernahmen ein leises Orgelspiel. Wenige Minuten später hatten sie ihr Ziel erreicht und noch bevor sie die Schwelle erreichten, hörten sie in der Dunkelheit eine vertraute Stimme fluchen und eine Fackel flackerte zwischen den Bäumen auf. "Ich fass es nicht! Wie lange müssen wir denn noch durch die Nacht wandern, sprecht endlich mit uns oder gebt uns wenigstens etwas zu trinken. Ein Labor in einem Weinkeller verstecken und dann seinen Gästen nichts reichen. Soweit kommts noch." @m.fhtagns Stimme war so markant, dass man sie kaum verwechseln mochte. "N8hawk", eine Gestalt aus der Halbdunkelheit umarmte die Falkenlady überschwänglich. "Ich bin so froh, Euch zu sehen!" Es war die Parapsychologin, die die kleine Gruppe anführte. "Sind alle gesund?", fragte Lady N8hawk. "Natürlich!" Die alte Frau zeigte auf @m.fhtagn und @Mr. V, die nun hinter ihr standen. "Sie plappern die ganze Zeit, also scheint es ihnen an nichts zu fehlen. Außer natürlich an Wein." Sie lachte, @Mr. V verdrehte kopfschüttelnd die Augen. "Lasst uns hineingehen!" Und im nächsten Moment standen sie in einer gemütlichen Kapelle, die von zahlreichen Kerzen erleuchtet war.

"Willkommen, meine Freunde!", ertönte es und ein junger Priester kam freudestrahlend auf sie zu.

 

"Man nennt mich Pater Mateo", setze er seine Begrüßung fort und umarmte die Falkenlady. "Wir warten schon auf euch!"

"Wir?", entfuhr es @Mr. V

Aus einer weniger beleuchteten Ecke traten der Million Fairmont und @malkavienne hervor, beide hielten ein kristallenes Glas mit Wein in der Hand, Butler Carson schritt mit der Karaffe nebenher.

"Nun, wir haben noch mehr Messwein, falls jemand seinen Durst stillen möchte", erklärte der Pater verlegen die gefüllten Becher.

"Das lass ich mir nicht zweimal sagen!", rief @m.fhtagn erfreut und ging zügig zu den drei hinüber. 

"Jetzt fehlen nur noch...". Der Pater schaute sich kritisch prüfend um, als die Kapellentür sich öffnete. Seine Augen begannen zu leuchten und er ging erfreut auf die Neuankömmlinge zu. Er begrüßte @Farin 17 und @Drachenklinge überschwänglich, die nur froh waren, endlich in der Dunkelheit die kleine Kapelle gefunden zu haben. "Wir haben noch jemanden unterwegs aufgelesen". Der Magier trat zur Seite und Rita Young, sowie William Yorick betraten den kleinen Raum. Die Falkenlady konnte ihre Freude nun ebenfalls nicht mehr verbergen.

"Nun", sprach sie, "sind wir alle vereint. Wir sind weniger, als ich erhofft hatte, aber mehr, als ich erwartet hatte." Sie ließ ihren Blick über die Gesichter streifen.

 

"Es ist vollbracht!", fuhr sie fort. "Die erste Strecke des Weges liegt nun hinter uns und hat manche von euch auf eine harte Probe gestellt. Doch was nun folgt, übersteigt eure kühnsten Fantasien, denn wir müssen uns den dunkelsten Mächten stellen, die euch je begegnet sind. Wenn ihr mir über diese Schwelle nach draußen folgt, gibt es kein zurück mehr. Also entscheidet weise." Sei schaute jedem fest in die Augen. Ohne zu zögern traten ihre ehemaligen Miniaturen hinter sie, fest entschlossen, ihre Herrin vor allen Gefahren zu verteidigen. "Was ist mit euch?", fragte sie sanft. "Ihr müsst euch entscheiden. Die Zeit drängt."

 

 

2. TEIL

In der Kapelle 

Die Abenteurer betrachteten nachdenklich die Falkenlady und die ungleiche Gruppe ihrer Gehilfen. Dann sammelten sie sich in einer Ecke der kleinen Kapelle und diskutierten flüsternd ihre Situation. Zwar konnte Ladyn8hawk nicht hören was gesprochen wurde, doch der Austausch schien recht emotional zu sein. @Da Brülla und @Drachenklinge verwiesen mehrmals ausdrucksstark gestikulierend auf ihre von den Miniaturen gekühlten Hände, wobei @Drachenklinges Gesichtsausdruck alles andere als freundlich war. Seine Augen funkelten wütend und er war so angespannt, dass @Farin 17 ihm mehrmals beschwichtigend auf die Schulter klopfte. @Delln und @Mr. V schienen dagegen konzentriert Argumente abzuwägen. Sie hörten konzentriert zu, warfen hier und da offenbar einen Kommentar ein, der anschließend meist ein zustimmendes Nicken der anderen zur Folge hatte und @m.fhtagns Augen leuchteten immer mehr voller Begeisterung, wobei jedoch schwer zu entscheiden war, ob es an dem Messwein lag oder an dem fortschreitenden Gespräch. 

 

Schließlich trat @malkavienne entschlossen vor und wandte sich an die Falkenlady: "Ihr spracht von dunklen, bedrohlichen Mächten, gegen die wir antreten müssten und manche von uns fragen sich, warum sie ihr Leben für etwas riskieren sollen, mit dem sie nichts zu tun haben. Wir alle haben keine Verbindung zu diesem Ort hier und es scheint außer euch eh niemand mehr hier zu sein, der unserer Hilfe bedarf! Also warum sollten wir uns euch anschließen?"

 

Die Falkenlady nickte langsam und lächelte. "Ihr habt Recht, werte @malkavienne", und während sie sprach ging sie an den Abenteurern vorbei und schaute jedem einzelnen in die Augen. "Schon seit langer Zeit lebt niemand mehr außer mir in diesem Dorf. Als die dunklen Mächte in die Villen oberhalb der Kapelle einzogen, entfesselt durch furchtbare alchemistische Experimente des Dorfarztes, dem das größte Anwesen dort gehörte, floh jeder, der genug Münzen zusammenbringen konnte, um anderswo ein neues Leben zu beginnen. Doch viele stellten sich dem Kampf und starben oder sie betraten sein Anwesen und kehrten niemals wieder zurück. Ihr seht also, euer Kampf, sofern ihr Euch entscheidet uns zu begleiten, erscheint nicht gerade hoffnungsvoll. Warum kehre ich also nicht auch dem Ort den Rücken und gehe stattdessen mit euch?"

 

Sie machte eine Pause, seufzte und senkte betrübt den Blick. Pater Mateo trat zu ihr und nickte ihr aufmunternd zu. "Nun", fuhr sie fort. "Es breitet sich aus! Diese Kräfte und Kreaturen begnügen sich nicht mehr nur mit diesem Ort, denn er ist seelenleer. Sie scheinen nach neuen Opfern Ausschau halten. Lange konnte ich sie mit meinen erweckten Miniaturen täuschen, doch seit einiger Zeit höre ich immer wieder von Ereignissen in kleinen Waldsiedlungen, die mehrere Meilen entfernt liegen und die mir nur allzu bekannt vorkommen. Ihre Kräfte wachsen, allein bin ich ihnen nicht mehr gewachsen. Ich brauche euch. Eure Kräfte sind einzigartig und manche von euch wissen vielleicht noch nicht einmal, zu was sie fähig sind." Sie schaute @Drachenklinge an. "Ihr könnt mehr erschaffen als ein Magisches Auge, das wissen wir beide." Der Magier nickte kaum merklich. "Und dass Ihr", sie wendete sich nun @Da Brülla zu, "nicht sofort gestorben seid, als die Sekretärin euch berührte, zeigt auch, dass ihr magische Fähigkeiten besitzt." Erstaunt erwiderte er ihren Blick. Er schien irritiert zu sein. Die Falkenlady nickte ihm wissend zu und atmete hörbar ein, als sie sich wieder an die gesamte Gruppe wendete. Sie schien alle ihre Kräfte sammeln zu müssen und zum ersten Mal sahen die Abenteurer, wie müde sie doch im Grunde war, als sie ihre Bitte aussprach: "Bitte riskiert euer Leben und helft uns."

 

Ohne zu zögern oder sich erneut zu beraten traten sie geschlossen vor. Damit hatte die Falkenlady nicht gerechnet. Sie war sprachlos. @Drachenklinge, von dem sie geglaubt hatte, dass er sich ihr keinesfalls anschließen würde, fand sogar als erster die Worte. "Nun", sprach er, "seht Ihr noch eine Möglichkeit, unsere Gruppe etwas zu erweitern? Vielleicht kehre ich zu Euerm Haus zurück und bemale weitere Miniaturen, damit sie zum Leben erwachen." 

 

"Das wird nicht nötig sein", antwortete Pater Mateo. "In der Gruft unter der Kapelle haben wir einen Malplatz eingerichtet. Sozusagen für alle Fälle. Wenn ihr mögt, könnt Ihr dort sogleich ans Werk gehen." @Drachenklinge lachte auf. "Na, dann ist ja gut, dass ich meinen Pinsel immer dabei habe." Er nahm den Pinsel, der hinter seinem Ohr steckte und drehte in bedächtig in den Händen. Dann folgte er dem Pater. "Halt", rief @malkavienne und lief hinter den beiden her. "Hier! Nehmt diese Lampe. Vielleicht könnt ihr auch noch etwas entlocken." Und damit drückte sie dem alten Magier die kleine goldene Öllampe in die Hand, die sie seit den Gewölbekellern mit sich trug. @Drachenklinge nickte. 

 

"Und wir", ergriff die Falkenlady das Wort, "richten nun hier unser provisorisches Lager ein. Lasst uns die Bänke zur Seite schieben und aus der Gruft Decken und Vorräte nach oben bringen. Die Zeit drängt zwar, aber vorbereiten müssen wir uns auch. Wenn ihr dem Pater und @Drachenklinge durch die hölzerne Tür folgt, liegen die Treppen nach unten gleich rechts dahinter. Die Gruft ist klein, ihr könnt euch nicht verlaufen." Sie zwinkerte @malkavienne zu, die noch immer an der Tür stand und verschmitzt lächelte, als diese sich öffnete.

 

Zwei grün gewandete Frauen traten eilig ein und die erste stürmte sogleich auf die Falkenlady zu und hielt ihr eine Pergamentrolle unter die Nase. "Hier, mein wertes Fräulein. Das sind die Farben und Materialien, auf die ich schon seit Tagen warte! Ich hoffe, Ihr habt einiges davon mitgebracht. Wie sollen wir eine Schlacht führen, wenn die Planung im Vorfeld schon nicht sauber funktioniert?" Dann schaute sie sich verdutzt um, schüttelte den Kopf und drückte der Falkenlady die Pergamentrolle in die Hand. Dann rauschte sie davon. Ihre Begleiterin, die die ganze Zeit über in ein Buch vertieft war und immer wieder stolperte, zuckte nur mit den Schultern und folgte ihrer Chefin.

 

"Manchmal frage ich mich, wer hier wen zum Leben erweckt hat", lachte die Falkenlady etwas entschuldigend. Die Magierin ist eine gute Seele, aber etwas übereifrig. Und ihre Assistentin lernt fleißig Tag und Nacht magische Sprüche. Nun, @Drachenklinge wird seine Freude mit ihr haben und ich hoffe, auch etwas Ruhe an seinem Malplatz. Aber nun gut. Lasst uns unser Lager einrichten. Die Zeit arbeitet gegen uns...."

 

In der Gruft

 

@Drachenklinge öffnete die alte schmiedeeiserne Gittertür mit gewölbter Spitze, die den Zugang zur kleinen Gruft versperrte. Er schaute auf die steilen Stufen vor sich und fröstelte, als ihm ein kühler Luftzug entgegenwehte. Die steinernen Wände rochen modrig und wirkten feucht und nur eine kleine Öllampe in einer Wandnische spendete gerade so viel Licht, dass man die einzelnen Stufen noch ausmachen konnte. Es gab kein Geländer und er bewegte sich langsam und vorsichtig nach unten. Der Treppenabgang machte eine kleine Biegung nach rechts und dahinter eröffnete sich dem Magier ein runder Raum, in dessen Mitte ein hoffnungslos verwachster Kerzenkronleuchter, der von der Decke hing, ein angenehmes Licht ausstrahlte. @Drachenklinge ließ seinen Blick durch die Gruft schweifen. Ihm gegenüber befand sich eine dunkle verschlossene Holztür, hinter der er nun gedämpft die zeternde Stimme der Frau vernahm, die so aufdringlich ihre Versammlung gestört hatte. Er seufzte. Hoffentlich hatte sie ihn noch nicht bemerkt. In den Wänden waren mehrere  Wandnischen eingelassen, in manchen befanden sich sogar noch recht gut erhaltene Steinsarkophage, zum Teil kostbar verziert. Die leeren Nischen wurden dagegen scheinbar als Materiallager genutzt. Hier fanden sich Becher mit allerlei Pinsel, Farbtöpfchen in allen Nuancen und Unmengen unbemalter Miniaturen, manche davon so grauslich, dass @Drachenklinge sich geweigert hätte, eine davon auch nur kurz in die Hand zu nehmen, geschweige denn zu bemalen. Er ging in die Mitte des Raumes. Unter dem Kerzenleuchter stand ein großer Holztisch, auf dem ordentlich ausgewählte Malutensilien angeordnet waren. Zwei Öllampen spendeten hier zusätzlich Licht und der bequeme Ledersessel, der vor dem Tisch stand, lud zum mehrstündigen Verweilen ein. Sogar an einen Krug mit Wein war gedacht worden, um die Malzeit angenehm zu versüßen. Der Magier nahm Platz und schon bald hatte das kühle Leder seines Sessels seine Hauttemperatur angenommen. Er nahm die kleine goldene Öllampe in die Hand, die @malkavienne ihm gegeben hatte. Sie war schlicht und ihr Glanz war sehr matt. Was sollte er mit ihr nur anfangen? Weiter bemalen lohnte sich eigentlich, denn welche Verzierungen sollte er hier schon ergänzen? Irgendwie passte die Lampe nicht in diese Welt, sie erschien ihm plötzlich so ungewöhnlich fremd. Dann lachte er auf, zog seinen Ärmel über die noch immer blau gefärbte kühle Hand und rieb an der Lampe. Er kam sich dabei etwas seltsam vor, aber in alten Geschichten hatte er gehört, dass manchmal die unglaublichsten Dinge geschehen würden, wenn man an einer solchen Öllampe rieb. Zwar glaubte der Magier nicht wirklich daran, aber dennoch konnte er sich einen Versuch nicht erwehren. Plötzlich begann die Lampe zu glühen und zu vibrieren. Erschrocken stellte er sie auf dem Holztisch ab. Der kleine Deckel wurde wie durch Zauberhand angehoben und ein rosafarbenes Licht leuchtete aus ihrem Inneren. Kleine blau schillernde Wolken quollen aus der Tülle, wurden größer und erfüllten bald die ganze Gruft. Dann zogen sie sich auf einmal wieder zusammen und nahmen die Form einer Gestalt an, die hustend und mit den Händen um sich schlagend die Wolken vertrieb. @Drachenklinge schaute den Dschinn fasziniert an, der nun vor ihm stand.

 

"Wurde aber auch Zeit", polterte dieser mit einer Stimme wie ein Donnergrollen los. "Machen wir es also kurz und nennt mir Eure drei Wünsche!"

Der Magier war sprachlos. "Dr-Drei Wünsche?"

Seufzend schüttelte der Dschinn den Kopf. "Immer dasselbe, immer muss man alles neu erklären, als ob es nicht schon Strafe genug ist, für Jahrhunderte in einer Dose eingesperrt zu sein."

"Öllampe", flüsterte @Drachenklinge mehr zu sich selbst als zu dem blauhäutigen Wesen gesprochen, das nur mit einer sehr weiten rosafarbenen Hose bekleidet vor ihm stand. 

"Was sagtest du?" Der Dschinn schaute ihn mit funkelnden Augen an. @Drachenklinge betrachtete kurz den breiten kahlen Schädel, die spitzen Ohren und die vorstehenden Zähne der Gestalt und erwiderte dann den Blick, entschlossen, sich nicht mit ihr anzulegen. "Nichts, gar nichts", flüsterte er.

"Gut", grollte der Dschinn aus tiefster Kehle. "Also. Ich bin ein Dschinn, meine Geschichte hat euch nicht zu interessieren, aber ich war sehr sehr lange in dieser Lampe gefangen. Aus Dankbarkeit für meine Befreiung oder nennt es, wie Ihr wollt, habt ihr nun drei Wünsche frei, die Ihr mir hoffentlich schnell nennt, damit ich losziehen kann."

@Drachenklinge streckte dem Dschinn seine blaue Hand entgegen. "Ich wünsche mir, dass meine Hand und mein Arm wieder wie vorher sind."

Der Dschinn verdrehte die Augen und schnaubte auf.

"Was?", fragte ihn @Drachenklinge erstaunt. "Ist das nicht möglich?"

"Doch, natürlich", erwiderte das Wesen. "Aber es ist immer dasselbe. Jeder denkt zuerst an sich. Aber dein Wunsch sei dir gewährt."

Für einen kurzen Augenblick erstrahlte der Arm des Magiers in goldenem Licht, dann war er wieder so, als sei nie etwas passiert. Er konnte sein Glück kaum fassen und betastete vorsichtig die warme Haut.

"Damit das nicht wieder passiert, wünsche ich mir, dass ich alle Miniaturen in die Hand nehmen kann, ohne dass sie mir Schaden zufügen."

Erneut schnaubte der Dschinn auf. "Dein Wunsch sei DIR gewährt", spuckte er verächtlich aus. "Vielleicht wünschst du dir zur Abwechslung mal etwas zum Wohle anderer!" 

@Drachenklinge wollte empört protestieren, denn immerhin war der zweite Wunsch ja zum Wohle aller, da es niemanden etwas nützte, wenn die Miniaturen seine Energie aussaugten, doch der Dschinn gebot ihm mit einer eindeutigen Geste Einhalt. "Interessiert mich nicht, was du sagen willst. Wie lautet dein letzter Wunsch?"

"Ich wünsche mir, dass die dunklen Mächte in dieser Welt für immer verschwinden."

Der Dschinn schaute für einen Augenblick erstaunt aus, dann lachte er wie ein Gewitter los und seine Worte prasselten wie Blitze auf @Drachenklinge herab. "DAS, werter Magier, steht nun wirklich nicht in meiner Macht. Als Vertreter Eurer Zunft solltet ihr doch wissen, dass es immer beide Seiten einer Medaille bedarf, um das Gleichgewicht der Kräfte zu wahren. Nennt mir also einen vernünftigen Wunsch."

@Drachenklinge spürte den Drang, diesem unverschämten Dschinn zu zeigen, was so ein Vertreter seiner Zunft alles kann, doch weise hielt er sich zurück. "Dann wünsche ich mir zwei mächtige Gefährten im Kampf gegen die dunkle Bedrohen." Amüsiert nickte der Dschinn und plötzlich standen zwei lebensgroße Konstrukte etwas ratlos im Raum. Das eine trug statt eines Kopfes einen zugebundenen Sack auf den Schultern, aus denen zwei Ringe, wohl die Augen, in die Gegend glotzten. Das andere schien aus groben Holzscheiten erschaffen worden sein, welche mit metallenen Gelenken verbunden waren. Zaghaft, als traute es seinen Beinen nicht, stapfte es umher.

 

"Ist das Euer Ernst?" @Drachenklinge starrte die etwas dümmlich wirkenden Konstrukte fassungslos an. "Die zwei sollen mit uns kämpfen?"

Der Dschinn schien amüsiert. "Von KÄMPFEN habt Ihr nichts gesagt, Ihr spracht von GEFÄHRTEN im Kampf. Das ist ein kleiner, aber feiner Unteschied." Fassungslos blickte der Magier den Dschinn an. "Ihr wisst genau, wie ich es gemeint habe", brachte er tonlos vor. "Ach, weiß ich das?" Donnernd lachte der Dschinn, nahm die kleine Öllampe vom Tisch und drehte sich um. 

 

Die Konturen des Dschinns begannen sich mit jedem Schritt, den er sich entfernte, aufzulösen und sein Körper wurde langsam durchsichtig. @Drachenklinge schaute dem Wesen noch immer fassungslos und sprachlos hinterher, als es sich noch einmal zu ihm umdrehte.

"Aber eine kleine Hilfe habe ich für Euch." Der Dschinn deutete auf einen unscheinbaren Sarkophag in einer der Wandnischen.

 

"Öffnet seinen Deckel, bevor ihr zu eurem Ziel aufbrecht.Sein Inhalt wird euch den richtigen Weg weisen". 

Und damit verschwand der Dschinn und ließ einen irritierten Magier zurück.

 

@Drachenklinge schaute noch eine Weile in die Richtung, in der sich der Dschinn aufgelöst hatte, während die Konstrukte ziellos im Keller herum stapften. Eine derart seltsame Begegnung hatte er schon lange nicht mehr erlebt. Irgendwann stand er auf und ging zu dem Sarkophag, auf den die Kreatur gezeigt hatte. Schmunzelnd betrachtete er ihn und fuhr mit den Fingern über den kühlen Stein. Auf den ersten Blick schien nichts Besonderes an dem alten Sarg zu sein, außer, dass in dieser Nische die Regale fehlten, sodass ein kleiner Luftraum über der Ruhestätte entstand, welcher von einer Kerze in einem schmiedeeisernen Wandleuchter erhellt wurde. Er klopfte zaghaft mehrmals auf den Sarkophagdeckel, fast ängstlich, als erwarte er eine Reaktion aus dem Inneren. Doch sein Klopfen hallte nicht wider. @Drachenklinge schüttelte den Kopf und setzte sich wieder an den Maltisch. Er wollte vorwärts kommen und den anderen später von den Ereignissen berichten. Jetzt ging es darum eine Armee zu schaffen. 

Die Stunden verflogen und nach über hundert bemalten Miniaturen brannten ihm die Augen und es fiel ihm schwer, sie offen zu halten. Mehrmals hatte er sich einen Wachheitstrank gezaubert, doch seine Wirkung verflog mit jedem Spruch schneller. Er hoffte nur, dass die Miniaturen, die er nach dem Bemalen und Trocknen kurz in der Hand gehalten hatte, bis sie aus dieser verschwanden, ihren Weg zu der kleinen Kapelle fanden. Die Falkenlady hatte ihm versichert, dass alles wie geplant seinen Lauf nahm. Doch jetzt konnte er nicht mehr, erschöpft fiel ihm der Pinsel aus der Hand. Just in diesem Moment öffnete sich die Tür und @m.fhtagn kam herein.

"Ich soll Euch ausrichten, dass wir nun bereit sind, zu den Villen zu gehen. Die Kreaturen , die Ihr erschaffen habt, sammeln sich auf dem kleinen Friedhof neben der Kapelle. Schlaft nun etwas und in der Dunkelheit brechen wir los." Er richtete dem Magier aus Decken und Fell ein Lager, stellte Speisen und Wein daneben, nickte und ging wieder nach oben. Doch @Drachenklinge war zu müde, um von den Speisen überhaupt etwas anzurühren. So legte er sich hin und schlief sofort ein.

Es kam ihm nur wie ein Augenblick der Ruhe vor, als ihn @malkavienne vorsichtig am Arm stupste und seinen Namen rief. "Drachenklinge, steht auf! Wir brechen auf! Oben findet ihr eine Auswahl an Rüstung und Waffen, nehmt, was Euch beliebt." Dies sind übrigens @Alaska 13,  @Tokkutai und @Nefelenwen. Sie wies auf mehrere Fremde, die auf dem Sarkophag saßen und ihn neugierig betrachteten. Sie sind Magier wie du und ich dachte, dass ihr euch vielleicht noch etwas austauschen könntet." @Drachenklinge nickte. @malkavienne drehte sich um und wollte soeben den Raum verlassen, als @Drachenklinge sie zum Warten aufforderte. Verwundert wandte sich die junge Frau ihm zu.

"Kommt!", sprach er und ging zu dem Sarkophag, wies den Fremden mit einer Handbewegung an, von dem Sarg zu steigen und suchte mit seinen Händen einen sicheren Griff am Rand des Deckels. "Ich hatte vor einigen Stunden eine höchst erstaunliche Begegnung mit einem Dschinn..."

"Einen Dschinn?" @malkaviennes Augen leuchteten sofort auf. "Doch nicht etwa aus meiner Öllampe."

"Doch. Genau aus dieser. Jedenfalls ist er samt Eurer Lampe fort." Der Magier seufzte. "Die Geschichte wäre jetzt zu lang, sie im Detail zu berichten, doch meinte dieses Wesen, wir sollten uns diesem Sarkophag vor unserem Aufbrechen widmen. Und so dachte ich mir, dass wir vielleicht einen kleinen Blick hineinwerfen könnten, obgleich ich nicht weiß, ob es gefährl-"

Der Magier konnte den Satz nicht mehr beenden. Sofort griffen alle nach dem Sarkophagdeckel und begannen kräftig zu ziehen. Er zuckte mit den Schultern und zog mit. Schweiß tropfte ihnen schon bald ins Gesicht und brannte in den Augen. Der Deckel war schwerer zu bewegen, als sie vermutet hatten. Doch Stein rieb auf Stein und Stück für Stück konnten sie bald den Deckel in ihre Richtung ziehen, bis er so weit zur Seite geschoben war, dass ein großer Ritter samt Rüstung ohne Probleme hindurch gepasst hätte. Sprachlos blickten sie in den Sarg, den ein gleißendes gelbes Licht fast vollkommen erhellte. "A-aber dort sind ja Stufen", flüsterte @Alaska 13. Die anderen nickten zustimmend. Tatsächlich konnte man am Boden kaum wahrnehmbar Steinstufen ausmachen, nachdem sich die Augen etwas an die Blendung gewöhnt hatten.  "Nun, der Dschinn meinte, der Sarkophag würde uns den Weg weisen", sagte @Drachenklinge mehr zu sich selbst als zu den anderen. "Vielleicht sollten wir die anderen holen...."

 

bearbeitet von N8hawk
Geschichte fortgesetzt
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Meine Maltische: 

N8hawk's Nachtcafé ••• Frostgrave Projekt ••• Superdome (Blood Bowl)

Meine aktuellen oder älteren kreativen Verbrechen dokumentiere ich auch auf Instagram .:katze:

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